Nr. 14

Freitag, 17. Jänner 1936

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Rußland baut eine Hochseeflotte Volkswirtschaft und Sozialpolitik

schall Tuchatschewsti u. a.: Die Sowjetunion   baut Auf die Flotte übergehend, erklärte Mars  eine starke odje e flotte, dabei vor allem ihre Bemühungen auf die Verstärkung der Unterseeboot Flotte richtend.

Alle diese Maßnahmen zur Landesverteidis gung hatten die unvermeidliche Vergrößerung aller bewaffneten Kräfte zur Folge. Im Jahre

Kohlenwirtschaft 1935

Der Kohlenbergbau ist für die tschechoslowa­fische Wirtschaft von hoher Bedeutung. Er ers nährt nach der letzten Bevölkerungs- und Berufs­zählung vom Jahre 1930 nicht nur unmittelbar alle Zweige unserer Wirtschaft mit dem unent­mehr als 320.000 Menschen, sondern er versorgt behrlichen Urstoff und stellt noch große Mengen für die Ausfuhr frei. Welche Entwicklung hat die tschechoslowakische Kohlenwirtschaft im vergans genen Jahr genommen? Es betrug die Förs

derung:

Zeitung und Verbrechen. Es gibt kaum eine französische   Zeitung, die täglich nicht mindestens ein Verbrechen in großer und sensationeller Auf­machung auf der ersten Seite bringt, und man Marschall Tuchatschewski über die Kriegsbereitschaft der R. A. fann sehr oft in den Boulevard- Blättern grauen­hafte Polizeiphotographier finden. Ueber die Moskau.( Taß.) In der Debatte zum eins, den Ost- und an den Westgrenzen der Sovjet­wedmäßigkeit einer so ausführlichen Berichter Heitlichen Staatsetat sprach der stellvertretende union dem Feinde eine immer bereite bewaffnete stattung gehen die Meinungen sehr auseinander. Volkskommissär für Landesverteidigung, Sowjet- Macht entgegenstellen. Man wendet, sicher mit Recht, ein, daß diese Be- marschall Tuchatschewski  . Er verwies u. a. auf richte einen unheilvollen Einfluß, namentlich auf die im Fernen Osten seitens Japans   sowie auf Jugendliche haben. So hat die Berichterstattung die im Westen von Deutschland   drohende Gefahr. über die Marsailler Kindesentführung, die tage- Diese Situation verlangte die ernste Revision Yang ganze Seiten der Presse füllte, schon zur aller Verteidigungsmaßnahmen. Der Grundsatz Folge gehabt, daß ein vierzehnjähriger Junge sich der notwendigen Bereitschaft zur völlig selbstän als Kidnapper bersucht hat. Andererseits aber digen Verteidigung an beiden Fronten wird argumentiert, daß in den wenigsten Fällen bleibe in Kraft. Bis zum Jahre 1935 besaß die Verbrecher als Helden auftreten, und daß die Sowjetrußland 74 Prozent territorialer Divi­Darstellung ihrer Taten nur abschreckend wirken fionen und nur nur 26 Prozent Kaderdivisionen. 1936 ftieg die zahlenmäßige Stärke der Roten Zwecks Verstärkung der ständigen Kampfbereit- Armee auf 1,300.000 ann an. Die Rote Steinkohle schaft der Armee oder mit anderen Worten zwecks Armee verfügt über 13 Kriegsakademien ver­Braunkohle Erhöhung der Mobilisationsbeschiedener Art und sechs Militärfakultäten an Steinkohlenkoks 1.2 reitschaft der Armee zur Abwehr plötzlicher Bivilhochschulen. Allein an den Kriegsakademien Während die Steinkohlenförderung und die Ueberfälle wurde die Rote Armee   in dem Sinne studieren mehr als 16.000 Hörer. Bedeutend umorganisiert, daß jezt 77 Prozent a entfaltet sich auch das Netz der Flughäfen, Schieß- Kokserzeugung 1935 etwas höher liegt als im derdivisionen und nur 23 Prozent ter stände und Uebungsfelder zur Erhöhung der Vorjahre, hat die Braunkohlenförderung einen Abschließend tonstatierte fleinen Rüdgang erfahren. Der Jnlands. ritorialer Divisionen zur Verfügung stehen, wo Truppenausbildung. bei der Personalstand der Kaderdivisionen dem Marschall Tuchatschewsti, daß die Qualität der berbrauch an Kohlen entwickelte sich folgen­Striegsfuß angenähert wurde. Die Entwicklung gesamten Tätigkeit der Roten Armee sich von dermaßen: auf Grund dieser Prinzipien sei allerdings sehr Jahr zu Jahr verbessere und daß ein stän kostspielig. Auf Verlangen der Regierung fönne diger Kampf um die Ausmerzung aller Mängel die Rote Armee   in jeden beliebigen Augenblick an geführt werde.

tann  . Um diese Frage zu flären, hat jezt die Zeitung Figaro" eine Umfrage bei ihren Lesern veranstaltet, ob sie solche Berichte in aller Breite lesen wollen oder nicht. Man darf sehr gespannt sein auf den Ausfall dieser Umfrage.

Die Evzonen behalten ihre Röckchen. Die Re­stauration des hellenischen Königtums hat eine Frage entschieden, die nach der letzten griechischen Revolu­tion eifrig diskutiert wurde. Die Evzonen, die griechische Gardetruppe, find neben den Schotten te einzigen Soldaten, die Röde tragen. Es wurde seis nerzeit gemeldet, daß die pittoreske, aber durchaus unpraktische Tracht aufgegeben werden soll. Von dies ser Absicht ist man jest endgültig abgekommen, und

die Evzonen werden als Königsgarde in ihren

schmucken Ballettröckchen weiterhin Dienst fun.

Die Dicken und die Dürren. Von jeher gelten dicke Leute als sanftmütig, während die Dürren im allgemeinen als bösartig angesehen werden. Nach der medizinischen Wissenschaft hat sich jetzt auch die Jurisprudenz dieser Frage in Gestalt eines statistit beflissenen New Yorker Anwalts zugewandt, der ge­nau die Voten von dicken und dürren Geschworenen festgestellt hat. Seine Beobachtungen lassen keinen Zweifel über die Richtigkeit der alten Erfahrung.

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bar besten Wirkungen auf den menschlichen Organis­mus. Wir haben das selbst an uns im Hauptlager der Scott- Expedition erfahren. Die Antarktis   wird einmal das größte und beste Sanatorium der Welt sein. Aus unserer Forschungsanstalt geht eine Ges neration von Südpolfahrern hervor. So manche sind schon mit grönländischen Fischdampfern hinge­fahren. Eine solche Sommerreise kostet nur 50 Pfund und mehr als einer unserer Studenten sein Taschengeld dazu aufgespart und verwendet.

bisenschmuggel wird sie auch beschuldigt, Welt, als dessen Verhaftung bevorstand, mit ihrem Kraftwagen nach Deutschland   gebracht zu haben.

Die Welt in 100 Jahren Ein utopischer Film von H. G. Wels bem bekannten englischen   Schriftsteller, der die näch Der neue grandiose Film von H. G.. Wells, sten hundert Jahre behandelt, und an dem seit

Jänner bis

Jänner bis November 1935 November 1934 in Millionen Tonnen 9.7

9.9

13.8

1.4

13.9

Jänner bis Jänner bis November 1935 November 1934 in Millionen Tonnen

Gesamter Industries berbrauch

Seizkohlenverbrauch Gesamter Kohlenver­brauch im Staatss gebiet

7.15

2.62

14.18

7.12

2.65

13.64

Es ist demnach der Kohlenberbrauch im In­land gegenüber der gleichen Vorjahreszeit leicht gestiegen. Bei der Entwicklung des Heizkohlenber brauchs, der ebenfalls eine leichte Erhöhung auf­Krisenjahren eine ganz beträchtliche Verminde weist, muß berücksichtigt werden, daß er in den rung erfahren hatte. Im Außenhandel Jänner bis November Jänner bis November 1935

Meistens haben die Diden ein Herz für den Anges jährige Entel des früheren Präsidenten Theodor seiner Vollendung entgegen. H. G. Wells hat nicht präsentiert sich die Kohle mit folgenden Posten:

Ein mißratener Sproß der Roosevelts. Der 20­Roosevelt, Cornelius Roosevelt, stand vor einigen Tas gen vor Gericht. Die Anklage warf ihm vor, daß er

flagten und sind für weitestgehende Milde, während die Dürren sich als sehr streng erweisen. Der er staunlichste Fall, den er berichtet, ist derjenige, daß aus seiner Wohnung den vorüberfahrenden Autolen­zufällig in einem für seinen Mandanten völlig ber fern Pfeffer in die Augen warf. Er bebiente fich zu zweifelten Fall alle Geschworenen sehr wohlbeleibte biefem Bwecke einer Luftpistole, die mit Pfeffer ges Herren waren, von denen niemand unter 90 Kilo laden war. Roosevelt   hat in einigen Fällen sehr gut wog. Und prompt wurde der Angeklagte zu der zu- gezielt und nur durch Zufall find nur leichtere Un lässigen Mindeststrafe verurteilt. Die Gangster fälle auf sein Konto zu setzen gewesen. Bei der Auf­werden sich über diesen it rengwissenschaftsnahme der Personalien fragte ihn der Richter nach lichen" Hinweis auf die Methoden, das Gericht seiner Familie. Der Angeklagte antwortete ftol3: zu beeinflussen, freuen. Roosevelt  "." Welcher Roosevelt  ?" wiederholte der Richter. ,, Aus der berühmten Dynastie, die noch immer herrscht, aber aus einer Nebenlinie", antwortete der junge Cornelius.

Sanatorium Südpol  . Zum Andenken an den Südpolforscher Robert Scott  , der mit dreien seiner Gefährten das Leben im Kampf mit der Antarktis  ließ, besteht in Cambridge   das Scott- Südpolfor­sajungsinstitut. Sein Leiter, Professor Frank De benham, einer der Ueberlebenden der Scott- Expedi­tion, hat in einer Unterhaltung mit dem naturiis­senschaftlichen Mitarbeiter des Londoner Daily Herald" folgendes geäußert: Das Südpolargebiet umfaßt mehr als acht Millionen Quadratkilometer. Unter dem 666 bis 3300 Meter diden Eis vermutet man Del- und Kohlelager, aber wenn sie auch nicht dort wären, gibt es doch in der Antarktis   ungeheuere Kraftquellen. Ueber das Adelieland braust unaus­gefeßt ein ungeheurer Luftstrom, der über einen Bergrüden mit einer bielfach größeren Wucht herab stürzt als die stärksten Wasserfälle, die wir kenren. Die Möglichkeit zur Ausnutzung einer solchen Ener: gie läge in gewaltigen Windmotoren, aber man wird schon warten müssen, bis die drahtlose Uebermitt­lung der gewonnenen Kraft in die bewohnten Gebiete der Erde möglich sein wird. Aber heute schon sind die Polargegenden die gesündesten Bonen auf unses rem Planeten. Die vollkommen feimfreie Luft ge­sellt sich zu der acht Monate währenden ultravioletten Sonnenstrahlung und beides zusammen hat die sent

Millionärin in Betrugsverdacht. Bor kurzem er­regte es in Iglau   nicht geringes Aufsehen, als in einem Kaffeehaus ein eleganter Fremder verhaftet wurde, der sich polizeilich als Frans Fleischmann angemeldet hatte, in Wirklichkeit aber mit dem pols nischen Staatsangehörigen Richard Welt iden­tisch ist, der im Jahre 1932 für dauernd aus der Tschechoslowakei   ausgewiesen wurde und der nachher wegen großer Betrügereien von mehreren Gerichten und Gendarmeriestationen gesucht wurde. Welt, der perfekt mehrere Sprachen spricht, befaßte sich mit dem An- und Verkauf von Gütern und war in der inter nationalen Gesellschaft bekannt. Wie verlautet, soll es sich in dieser Affäre auch um Fälschungen alter Meistergemälde handeln. Eine Spur führte die sicherheitsbehörde auf den Grundbesitz Stepanov bei Chotěboř  . Knapp vor ihrer Verhaftung wurde die Pächterin des Gutsbesizes Fräulein Elvira Müller flüchtig. Sie wurde jedoch an der Grenze angehalten, berhaftet und nach Iglau   gebracht, wo sie ebenso wie Welt der Haft eingeliefert wurde. Wie weit die vers haftete Millionärin in die Affäre verstrict ist, wird erst die Untersuchung demnächst flären. Neben De

über einem Jahre fieberhaft gearbeitet wird, gebi nur das Szenario geschrieben, sondern auch dauernd selbst die Aufnahmen überwacht.

Man hat bisher nur wenige Aufnahmen aus diesem Film zu Gesicht bekommen, und erst jest er fährt man Näheres über die Handlung. Sie bes ginnt im Jahre 1940 in einem Städtchen Every­town", das heißt, Eine beliebige Stadt". Der Weltkrieg bricht aus. Dieser Krieg dauert( und hierin unterscheidet sich H. G. Wells von allen übri­gen Bufunftspropheten) nicht weniger als volle dreißig Jahre. Man erlebt, wie in diesen dreißig Jahren die Stadt Everytoton" zerstört und wieder aufgebaut wird, wie eine Generation untergeht und eine neue heraufkommt.

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Und nun kommt das hochpolitische Mittelstüd dieses grandiosen Filmversuchs: nach Abschluß des Krieges reißt ein Diktator die Macht an sich, ein grober und ungebildeter Gewaltmensch, der den Frieden zu einer anderen Art des Krieges macht. Endlich wird Everytown" von dieser Diktatur durch einen Flieger befreit.

in Millionen

1934

in Millionen

Tonnen Tonnen 190.7 1.37 195.3 1.34 Ausfuhr 368.4 3.13 411.3 3.39

Einfuhr

Die Kohleneinfuhr ist mengenmäßig leicht gestiegen, wertmäßig jedoch zurückgegangen. Die Kohlen ausfuhr ist in den ersten elf Monaten 1933 um beinahe 260.000 Tonnen ge­ringer als im Vorjahre. Dem Werte nach ist die Abnahme sogar höher als 10 Prozent.

haben

Die Stein fohlenborräte sich im November 1935 gegen den gleichen Vor­jahresmonat von 437.000 Tonnen auf 451.000 Ton. erhöht, während die Vorräte an Braun­tohle von 650.000 auf 596.000 Tonnen in der gleichen Zeit zurückgegangen sind. Auch die Koks­borräte sind mit 233.000 Tonnen um 20.000 geringer.

Die Beschäftigung im Kohlenbergbau Der drtite Teil zeigt Everytown" im Jahre war im Jahre 1935 nur wenig geringer als im 2057. Der Krieg ist vergessen, ebeno wie die Nach- Jahre vorher. Gleichzeitig ist auch die Zahl der friegsdiktatur. Die Wissenschaft kann endlich allen gemeldeten Arbeitslosen etwas niedriger; sie" das tägliche Brot sicherstellen. Es gibt keine ökono- schwankt zwischen 13.000 und 14.000. Daß es mischen Kämpfe mehr, sondern nur noch Ideen zu keiner größeren Abnahme der Beschäftigten tämpfe. Das Leben im vollen Bewußtsein der Frei- gekommen ist, ist dem Prager   Abkommen zu ver­heit des Individuums ist nach vernünftigen Grund danken, das Massenentlassungen unmöglich macht. fäßen geordnet. Die Welt wird groß, fie wird zum Das außerordentlich niedrige Einkommen der Weltall, und die letzte Szene zeigt den triumphalen Bergarbeiter hat 1935 keine Erhöhung erfahren. Abflug auf den Mond. Es wird im Gegenteil durch die zahlreichen Feier­schichten weiter start herabgedrückt.

Dieser Zukunftsphantasie entsprechen phantas ftische Bauten, phantastische Moden, Menschen voller Einen guten Ausgang nahm das Jahr 1935 Phantasie und voll Geist. Die Mitarbeiter von H.infofern, als es den Bergarbeitern noch die Sa­G. Wells erklären bewundernd, daß dieser Film die nierung der Bruderladen brachte und unerreichte Gestaltung der Hoffnungen einer ganzen die Union der Bergarbeiter neue gewerkschaftliche Stämpfer gewinnen ließ. Epoche ist.

schneereichen Winter in den Bauernregeln allge-| das Ziel jeder Bodenbearbeitung ist. Durch die

Bauernregeln und mein, pier eine Auswahl: Wissenschaft

Dr. Hermann Kaserer, Professor an der Hochschule für Bodenkultur in Wien  , hat in seiner Abhandlung ,, Bauernregeln und Lostage in kri­tischer Betrachtung" festgestellt, daß es neben den Bauernregeln, die sinnlos sind oder uns sinnlos erscheinen, auch viele solche gibt, die einen richti gen Kern haben. Gar zu streng darf man freilich auch die sinnlos erscheinenden Bauernregeln nicht beurteilen, denn manche darunter sind nichts anderes als Offenbarungen bäuerlichen Humors: Erzeugnisse bäuerlicher Spaßmacher, die nicht lehren, sondern unterhalten und vielleicht auch die Leute, die die Bauernregeln allzu wörtlich nehmen, ein wenig verspotten wollten.

Alle jene Bauernregeln, die betonen, daß ein flarer, mäßig falter, an Schnee nicht man gelnder Winter die Vorbedingungen für eine gute Ernte schaffen, betrachtet Professor Kaferer als. solche, die einen richtigen Kern haben: Zum Beispiel folgende: Januar warm daß Gott erbarm". Januar muß vor Kälte Inaden ..Jänner wenn die Ernte gut soll saden". Scheuer und Faß destö

je tälter und heller böller"

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Diese und noch viele andere Bauernregeln weisen aber eher darauf hin, daß nicht ein mäßig falter, sondern ein recht strenger Winter das ist, tvas die Dichter" der Bauernregeln ersehnen. Und diese Sehnsucht ist tatsächlich in vollem Einklange mit den Tatsachen der Erfahrung und mit den Forschungsergebnissen der Wissenschaft. Febenfalls ist der Wunsch nach einem falten und

Kalter Dezember mit Schnee, Gibt reichlich Korn auf der Höh'. Kalter Dezember und frostreich Jahr Sind bereinigt immerdar.

Auf faltem Dezember mit tüchtigem Schnee, Folgt ein fruchtbares Jahr mit reichlichem Klee. Grüner Christiag, Ostern weiß, Macht zunichte des Bauern Fleiß. Tanzen im Januar die Muden, Muß der Bauer nach dem Futter guden. Im Januar viel Regen, biel Schnee, Tut Bergen, Tälern und Bäumen weh. Jm Januar viel Regen, Tut dem Lande kein Segen. Ist im Jänner dick das Eis, Gibt im Mai ein üppig Reis. Januar muß frachen, Soll der Frühling lachen. Ein Januar wie März, Jit dem Bauer ein schlechter Scherz. Januar hart und rauh Nüßet dem Getreidebau.

Friert es nicht im Hornung( Februar) ein Wird ein schlechtes tornjahr sein.

Warum bedeutet der Frost Segen für die Aeder? Weil er imftande ist, bei der Herstellung jenes Zustandes des Bodens hilfreich mitzuwirken, den man Bodengare zu nennen pflegt und die

Einwirkung des Winterfrostes zerfallen die Schollen und der Boden erhält so die gewünschte Krümelstruktur. Besonders gute Dienste leistet der Winterfrost auf Tonböden, die gegen die besten Bodenbearbeitungsgeräte oft einen sehr harten Widerstand leisten. Der Winterfrost bricht aber diesen Widerstand und macht die Schollen Bu bem, was sie sein sollen, um ihren Daseinss zied zu erfüllen.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Frostgare ist sehr groß. Der bekannte deutsche Forscher Roemer rechnet daher auch die Nußbarmachung der Frostgare zu den größten Fortschritten auf dem Gebiete der Landwirtschaft, die Deutschland  in den letzten Jahrzehnten erzielt hat. Unschäß bar ist, nach seiner Meinung, die Frostwirkung auf schweren Böden. Die Nuzbarmachung des Frostes erfolgt so, daß man den Boden, der im Frühjahr bestellt werden soll, schon im Herbst pflügt, um die vom Pflug aufgefühlten Boden schichten so gründlich wie nur möglich der Frosts wirkung auszuseßen. Die europäischen   Refords ernten des Jahres 1929, die einem außergewöhn fich strengem und langem inter folgten, zeigen genau, daß es sich da nicht nur um einen Wunsch traum gelehrter Theoretiker und bäuerlicher Reimschmiede handelt.

gehen. Dieser Meinung sind auch viele Bauern­regeln, wie zum Beispiel diese: Märzenschnee

Tut dem Bauern weh. Märzenschnee

Tut Frucht und Weinstock weh. Langer Schnee im März Bricht dem Korn das Herz.

Diese Gedanken stehen, nach Meinung von Professor Kaserer, aus verschiedenen Ursachen in vollem Einklange mit den physiologischen Anfor= derungen der Kulturpflanzen. Dafür gibt es aber auch eine viel näherliegende Ursache. Bleibt der Schnee zu lange liegen, dann hindert er die Bestellungsarbeiten im Frühjahr. Schon dies ge= nügt, um zu verstehen, warum dem Bauer der Märzschnee wehtut.

In Rußland   bemüht man sich heutzutage, den lästigen Märgschnee vom Flugzeug aus zu bekämpfen. Das Mostauer Institut für land­wirtschaftliches Flugwesen hat bereits drei ver­schiedene Berfahren des tünstlichen Schnee­schmelzens geprüft. Besonders erfolgreich erwies sich das Bestreuen der Schneeflächen mit Holz­fohle oder Asche. Nicht weniger als zehn Tage hat man dadurch im bergangenen Jahre für die Es erscheint uns selbstverständlich, daß die Frühjahrsbestellung gewonnen. Je Hektar wurden Bauernregeln den als Wohltäter der Aeckern vierhundert Kilogramm Holzkohle oder achthun­allgemein anerkannten Schnee als folchen gelten dert Kilogramm Asche gestreut. Das rechtzeitige laffen. Auch von Schnee ist aber allzuviel unges Verschwinden des Schnees kommt freilich auch fund. Damit seine Wohltat nicht zur Plage wird, den physiologischen Bedürfnissen der Pflanzen darf er nicht lange liegen bleiben. ft die Zeit zugute. Wissenschaft und Technik werden schon da, dann muß er den Platz für den Frühling dafür sorgen, daß der Märzenschnee dem Bauer Dr. J. R. räumen. Er hat seine Schuldigkeit getan, er tann nicht wehe tut.