Wie schaust Du denn aus? Ich soll als Ritter auf einen Maskenball kommen und da hab* ich meiner Braut gleich die Ausstattung gekauft. Gericht in Chicago  . In einem Zivilprozeh vor dem Chicagoer   Gericht stand der Anwalt John Keogg in eigener Sache dem Anwalt einer Versicherung?« gesellschaft, gegen die er Klage führte, gegenüber. Als sich die Verhandlung zu seinen Ungunsten ent­wickelte, zog Keogg plötzlich einen Revolver aus der Tasche und schätz ohne weitere Diskussion den Gegen­anwalt einfach nieder. Mit einem zweiten Schutz verletzte er den Vorsitzenden schwer, dessen Verhand­lungsführung ihm nicht gefallen hatte. Die Richter konnten sich nur dadurch retten, daß sie sich hinter den Tischen verbargen. Keogg wurde endlich durch einen beherzten Anwalt mit einem schön gezielten Foustschlag k. o. geschlagen. Nach seiner Verhaf­tung erklärte er, dah er mit sich völlig zufrieden sei. Er wisse als Anwalt, dah man fich beim Chicagoer  Gericht auf normalem Weg kein Recht holen könne. Während seiner ganzen Tätigkeit habe er auch nicht ein gerechtes Urteil erlebt. Paris   ohne Straßenbahn. Noch in diesem Jahre wird Paris   keine Straßenbahnen mehr haben. Im Jahre 1934 wurden 34, im Jahre 1935 88 Straßenbahnlinien suspendiert. Es sind nur noch 18 Linien übrig geblieben,'nick auch auf ihNen wird' der Verkehr durch die viel schnelleren und beweg­licheren Autobusse noch im Laufe dieses Jahres durch­geführt werden. Zu diesem Zwecke hat die Pariser BerkehrSgesellschaft 550 neue Autobusse bestellt. Der plastische Film. Die italienischen Film­fachleute F. Demarino und G. Gasparini führten dieser Tage in Modena   Fachkreisen den neuen Typ eines Stereoskop-Filmes vor. Sie behaupten, daß es ihnen gelungen ist, auf vollkommene Weise das schwierige technische Problem deS Stereoskop-Filmes zu lösen, an dessen Schaffung in der ganzen Welt gearbeitet wird. Emigrantenrahe nach Amerika  ..- vor hundert Jahren Amerika   als dieneue Welt" war vor hundert Jahren und dann noch jahrzehntelang das begehrte Ziel für Millionen von Auswande­rungslustigen. Drüben, im Lande der unbegrenz­ten Möglichkeiten, hoffte man Brot, Arbeit und Freiheit zu finden. Knapp ein Jahrzehnt lag es zurück, seit das bisher unter englischer Vormund­schaft stehende Amerika   seine Unabhängigkeit er­klärt und in sein Wappen den stolzen Spruch ausgenommen hatte:Life, Liberty, an the Pur- suit of Happinetz"(Leben, Freiheit und das Streben nach Glück.) Nun kamen sie aus allen Ländern über denGroßen Teich", um sich aus amerikanischem Boden das Leben neu aufzu­bauen: England, das Mutterland, schickte Hun­derttausende zur Kolonisation hinüber; Frank­ reich  , noch aufgewühlt von Revolutionen und Kriegen, wurde von zahlreichen Familien ver­lassen, die in den Staaten als Emigranten Zu­flucht und Existenz suchten. Einen wesentlichen Prozentsatz dieser Auswanderer aber stellte das Deutschland   des 19. Jahrhunderts; nach den Freiheitskriegen konnten viele seiner Bewohner nicht genügend Arbeit finden; so trieb Not und Abenteurerlust viele Tausende zur ungewissen Reise über den Ozean. Und es ist kaum verwun­derlich, wenn wir zu Beginn des ersten Drittels des 19. Jahrhunderts in den Hafenstädten Ham­ burg   und Bremen   auf ein buntes Bölkergemisch treffen: Bayern  » Württemberger, Sachsen  , Thü­ ringer  , Schlesier... sie alle haben sich hier ein­gefunden, getrieben von der vagen Hoffnung, lenseits des Ozeans ihr Glück zu finden. Gering­fügig erscheint ihnen die Gefahr der besckwerlicken Seereise. Bereitwillig nahmen diese Menschen alle Entbehrungen auf sich, reisten im berüchtigten Zwischendeck"... denn gar bald würde sich vor ihnen das weite amerikanische   Land öffnen: der Mongolischer Pufferstaat? Peiping.(E. B.) Die Proklamierung des neuen mongolischen Staates, der den Namen Mon-kuo" erhalten soll, durch den jungen Prinzen Teh-Wang, lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf die sogenannte Innere Mon­golei. DieInnere Mongolei  " ist eigentlich kein politischer» sondern ein geographischer Be­griff. Darunter versteht man den südlichen Teil des gewaltigen mongolischen Siedlungs- und No­madengebietes, im Gegensatz zu der nördlich ge­legenen Aeußeren Mongolei  . Seitdem am Ende des 17. Jahrhunderts die Aeußere und die Innere Mongolei durch die mandschurische Ver­waltung in Peking   administrativ getrennt wurden, hat sich der Zwiespalt zwischen den beiden Haupt­teilen der Mongolei  , trotz der Gleichheit der Raffe und der Religion, immer mehr vertieft. Die Aeußere Mongolei   befindet sich seit dem Sturze der Mandschu-Dynastie  (1912) unter einem tat­sächlichen Protektorat Rußlands  , das heute dort einen noch viel größeren Einfluß genießt als ehe­dem. Wenn man heute von der Inneren Mongolei spricht, so denkt man an die fünf Provinzen: Jehol  , Tschag-Har, Suj-jüan, Ning-Hsia und Kansu. Hier lebt die mongolische, nomadische, halbnomadische und ansässige Bevölkerung im wesentlichen in denselben Verhältnissen wie vor 300 Jahren, auf Klans und Klanbünde, sogen. Ligen" verteilt, unter eigenen Fürsten. Die mächtigste von diesen Ligen ist die sogen. Silin- gol-Liga, an deren Spitze der 35jährige Friedenskonferenz In Etappen Buenos Aires  . In Gegenwart des Staats­präsidenten der Argentinischen Republik   fand Dienstag nachmittags die Unterzeichnung des Protokolls der Friedenskonferenz statt. In dem Prowkoll bestätigen Bolivien   und Paraguay   die am 12. Juni v. I. getroffenen Abmachungen über die endgültige Einstellung der Feindseligkeiten und die Bedingungen über die Sicherheitsmaßnahmen. Bolivien   und Paraguay   verpflichten sich zur Rückgabe sämt­licher Kriegsgefangener. Zwischen den beiden Staaten werden die diplomtatischen Beziehungen wieder ausgenommen. Die Konferenz wird nunmehr ihre Arbeiten für einige Monate unterbrechen, um sodann die Lösung der noch offenen Gebiersfrage in Angriff zu nehmen. Japanischer kelehstaz aufgelöst Tokio.(Tfch. P.-B.) Der Reichstag   wurde am 21. ds., nachdem Ministerpräsident Okada und Außenminister Hirota im Oberhause gesprochen hatten, aufgelöst. Das Kabinett hatte in einer eilig zusammengerufenen Sitzung beschlossen, die kaiserliche Auflösungsordre für den Reichstag ein­zuholen. Heber die Gründe der Reichstagsauf­lösung erfährt man aus Extrablättern der japa­nischen Preffe, daß die Partei der Saiyukai beab­sichtigt hatte, gleich bei Beginn der Reichstags­sitzung einen Mißtrauensantrag gegen die Regie­rung einzubringen. Aus wahltechnischen Gründen beantwortete die Regierung diesen Plan mit der Auflösung des Hauses. Prinz Teh-wang steht, der geistige Führer der jungen Generation des mongolischen Adels und des modernisierten Militärs, mit starken euro­päisch-amerikanischen Sympathien. In den Pro­vinzen der Inneren Mongolei kämpfen, besonders scharf seit der Gründung des Manchu-kuo (1931), Nanking und Tokio   um die Vorherr­schaft. Im April 1934 ist, es dem Marschall Chiang Kai-shek   durch einen geschickten Schachzüg gelungen, den Einfluß Japans   auf die mongolischen Stämme und Fürsten   zeitweilig zu paralysieren. Damals ist unter der Patronanz von Nanking die autonome Verwaltung der Inneren Mongolei geschaffen worden, an deren Spitze der Prinz Teh-wang gestellt wurde. Aber die Bezie­hungen der mongolischen Fürsten   mit ihren Stan­des- und Raffengenosien in der Mandschurei   be­standen weiter. Prinz Teh-wang versuchte die ganze Zeit zwischen Nanking und Tokio   zu lavie­ren. Die jetzt erfolgte Proklamierung vonMon- kuo" stellt eine vorläufige Wendung zu Japan  hin. Am Hofe des jungen mandschuri­sch en Kaisers Kang-teh(PouDi) in Hsin-king wird der Plan erwogen, eine Union zwischen den beiden alten ostasiatischen Herren­völkern, den Mongolen und den Mandschus, in Form eines großen ReichesManchu-Mon- k u o", zu schaffen. In jedem Falle bedeutet die Proklamierung des neuen mongolischen Staates eine neue Stärkung des japanischen Einflusses in Nordchina. Neues Kanonenfutter Suez.(Tsch. P.-B.) Die letzten vierzehn Tage zeichneten sich am Suez-Kanal   durch star­ken Verkehr aus. Während dieser Zeit passierten den Kanal 14 italienische Transportdampfer mit 21.586 nach Ostafrika   bestimmten Soldaten, außerdem elf Gütertransportdampfer, von denen vier Dampfer ausschließlich Maultiere beförder­ten. Außerdem passierten den Kanal vier Laza­rettschiffe mit Verwundeten und Kranken, die nach Italien   befördert werden. Desgleichen fuhren 1230 italienische Arbeiter in die Heimat zurück. Die Paffagegebühren dieser Schiffe betrugen wäh­rend der angegebenen Zeit 94.913 Pfund Ster­ling, das sind nahezu elf MMonen KL. Die Wahrheit über die italienischenSee­schlitten". Das New Uorker BlattReview of reviews" brachte vor geraumer Zeit phantastische Meldungen darüber, daß Italien   über 3000 Flugzeuge, mehr als 100 U-Boote und 300 Motorschiffe ganz neuen Typs, sogenannte Seeschlitten" besitze, die ganz plötzlich vor der englischen Fkvtte"irmH<tsen von Alexandria  -«uf- gktaucht feien: Die Londoner   Preffe bringt jetzt Artikel von Fachleuten, in denen alle diese Ge­rüchte als unrichtig bezeichnet werden und aus­geführt wird, daß Italien   bloß 1250 Flugzeuge besitze, von denen einige nicht einmal für den Bombenabwurf eingerichtet sind; Unterseeboote, die für Ozeanfahrten taugen, besitze Italien   bloß 57. DieSeeschlitten", deren Italien   45 und nicht 300 habe, seien Fahrzeuge größtenteils älterer Produktion und die Gerüchte über ihre Wundergeschwindigkeit von' 80 Knoten pro Stunde entspreche beiweitem nicht der Wahrheit. Ihre Geschwindigkeit wird auf maximal etwa 40 Knoten geschätzt. Außerdem sind sie sehr spröde. Ihre Tragfähigkeit beträgt 12 bis 30 Tonnen, sie fassen eine Besatzung von bloß drei Mann und können bloß mit drei bis- Vier Torpedos ausge­stattet sein. Die englischen Blätter bewnen, daß dieser Typ derSeeschlitten" vollkommen ver­altet ist, machen aber auf einen ganz neuen Typ von Unterseebooten aufmerksam, deren Deutschland   bereits zehn im Bau hat und deren Tragfähigkeit und Geschwindigkeit viel größer ist. hMM md Ww Gelbe Gewerkschaftler blamieren sich Bor   einigen Tagen fand in Schlucke n a u eine Versammlung der beiden großen Textilarbei­terorganisationen, der Union   derTextil- arbeiter und des Verbandes der christlichen Textilarbeiter statt. Der Vollsvereinshaussaäl war bis auf das letzte Plätzchen besetzt und es dürften ca. 500 Teilnehmer anwesend gewesen sein. Die Ver­sammlung befaßte sich mit dem Kampf uni die Rechtsverbindlichkeitserklä­rung des Kreis textil vertra­ge sfürdas Rumburger Kreis-, gebiet. Die beiden Referenten, Sekretär Hille (christl.) und Genoffe Böhm-Rumburg zeigten die Entwicklung der Textilindustrie auf, schilderten die Auswirkungen der Krise und den ständigen Rückgang des Lohnniveaus. Genoffe Böhm beschäftigte sich mit der ZwangSsyndizie- rung in der Textilindustrie. Zum Schluß seiner trefflichen Ausführungen sagte Böhm, daß jetzt die Unternehmer eine Tat der Volksgemeinschaft setzen könnten. Solange sie aber die Rechtsver­bindlichkeitserklärung mit dem Hinweis ablehnen, daßdie Löhne im Nieder land zu hoch feien, muß an der Wahrhaftigkeft dieser Volksgemeinschaftslehre gezweifelt werden. Der neugebackene Gaugeschäftsführer der deutschen   Arbeitnehmergewerkschaft(Tetschen  ) Herr Ritschel- Schluckenau  , wollte sich in dieser Versammlung seine ersten Lorbeeren holen, erlitt aber kläglichen Schiffbruch. Er erwies sich als ein s e h r g e t r e u e r Schützer und Verteidiger des Unter­nehmertums und im besonderen des Herrn Jng. W i l l i W e b e r. Der Zentralsekretär desselben Verbandes, Herr Piller, versuchte dann die Tiraden des Gaugeschästsführers etwas auszugleichen, indem er etwas sachlicher zu den Problemen Stellung nahm, im Grunde genommen aber in dieselbe Kerbe hieb. Die Versammlung war ein klarer Beweis dafür,^.ÄeLetschuer,g«stb^.KewKckschast nicht über, den- Willi-Weber-Petrieh.chinayskymmeu kann, wo sie gezüchtet wird. Die Textilarbeiter Schluckenaus stehen zu den Vertragsgewerk­schaften. H. W. Dem Schokoladenkartell, dessen Wirken an dem sprunghaften Steigen der Preise für Schoko­lade und ähnliche.Erzeugnisse zu beobachten ist, drohen neue Schwierigkeiten. Es sind in der jüng­sten Zest einige neue Schokoladenfabriken ent­standen, die sich dem Kartell nicht anschließen wollen und seinen Zweck durchkreuzen können. Wahrscheinlich wird man es auch hier mit einer Zwangskartellierung versuchen. Weg zu Reichtum und Ansehen sollte dochdrü­ben" für jeden offenstehen, der bereit war, zu arbeiten. Es ist jene Epoche, da ganze Familien und Dörfer auswandern, um in den Stanten durch Bodenspekulation, Kolonisation und Skla- venhandel den Grundstock zu einem späteren Mil­lionenvermögen zu legen. Der Dollar lockte unter­nehmungslustige Bürger, Handwerker, Abenteu­rer und Verzweiftlte. Freilich nicht alle, die sich im Hafen zu den Schiffen drängten, hatten ihr Unternehm n ge­nügend überdacht, organisiert und finanziert. Oftmals sahen sich die Regierungen der verschie­denen Länder gezwungen, der hemmungslosen Auswanderungslust energisch entgegenzutreten und die Bevölkerung ernsthaft zu warnen, ohne bestimmte Pläne die ungewisse Reise über den Ozean anzutreten. Sehr aufschlußreich sind in die­ser Hinsicht die Ausführungen der bayerischen  Regierung, von denen wir in einer Münchener  Zeitung aus dem Jahre 1886 lesen können. Da heißt es in dem ,^tgl. Jsarkreis-Jntelligenzblatt" Nr. 9 folgendermaßen:... daß dies Jahr, wo die Auswanderung so zunimmt, daß kaum Schiffe dagegen zu haben sind, viele die Erfah­rung machen, daß sie, wenn sie auf das Gerathe- wohl nach Bremen   kommen, keine Plätze auf den Schiffen finden, und nun hier Herumliegen und manche das bischen Geld, was sie zur Passage mitgebracht haben, verzehren. Was nun die Mei­nung betrifft, daß man ohne oder mit ganz unzu­reichenden Geldmitteln in Bremen   Plätze auf den Schiffen finden könnte, so ist es sehr wünschens­wert, daß die in diesem Glauben befangnen Per­sonen vor ihrer Abreise aus der Heimat unter­richtet werden, wie sie sich in jener Erwartung leider täuschen. Auch wenn sie sich das Geld in den Vereinigten Staaten abverdienen wollen, er­halten sie doch keine Plätze und die Bremer Poli­zei kann sie nicht dulden. Sie werden auf dem Schub über die Grenze gekrackt und das Vater­land erhält sie noch ärmer zurück, als sie auö- Igezogen sind..." Trotz dieser und ähnlicher Warnungen lie­ßen sich die Auswanderungslustigen nicht abschrek- ken. Zudem traten noch gewissenlose Privatunter­nehmungen in Aktion, die vorgaben, gegen Erle­gung einer größeren Summe Geldes allen Aus­wanderernHaus und Hof" in denStaaten" billig zu besorgen. Gewissermaßen als warnen­des Beispiel erwähnt die obenzitierte Zeitung das Schicksal einer deutschen   Familie, die auf derar­tige vage Versprechungen von einem Agenten nach Jamaika   gelockt wurde und dort an die Sklaven­händler verkauft werden sollte. Wie groß waren nun die Kosten einer sol­chen Seereise, gerechnet vom gewöhnlichen Aus-i gangspunkt Bremen   nach New Jork? In dem Blatte wird angegeben, daß das Paffagegeld von Bremen   nach New Uork oder Baltimore   60 Gul­den(1 Gulden je Mk. 1.70) für den Kopf bei Familien und 70 Gulden für den Einzelreisen­den betrug. Dazu kam noch das Handgeld für den Schiffsmakler, bet den Platz auf dem Dampfer sicherte" mit 2 bis 4 Pistolen(1 Pistole je Mk. 17.30) und das amerikanische   Kopfgeld(commu- tation money genannt) das 5 Gulden 20 Kreuzer ausmachte. Während man jdiese Spesen als Zwi- schendeckpaffagier zahlen mußte, wurde für eine eigene Kajüte das Doppelte verlangt. Umgerechnet nach heutiger Währung kostete also eine Amerika­reise im Zwischendeck zirka 165 bis 215 Mark und in der Kajüte zirka 352 bis 435 Mark, bei einer Fahrzeit von zirka drei Monaten. Heute zahlt man für die gleiche Strecke(Fahrzeit nur eine Woche I) in der 3. Klaffe(Touristen>Klaffe) etwa 400 Mark und in der ersten Klaffe zirka 800 Mark. Dabei darf man allerdings nicht ver- geffen, daß die Kaufkraft des Geldes vor 100 Jahren bedeutend größer war als heute, so daß sich die scheinbare Differenz im Fahrpreis aus­gleicht. Außerdem muß noch berücksicktigt werden, daß an Stelle des berüchtigten Zwischendecks die relativ komfortable dritte Klaffe getreten ist. Die Speisekarte eines Zwischendeckpaffagiers > von damals gestaltete sich folgendermaßen: Mor ­gen Kaffee, nebst Brot und Butter und am späten Vormittag für jedenerwachsenen Mann" noch ein Glas Branntwein; mittags dreivieriel Pfund gesalzenes Rindfleisch oder ein halbes Pfund gesalzenes Schweinefleisch oder ein drittel Pfund geräucherten Speck  ; dazu gab es noch reichliche Portionen graue, grüne oder gelbe Erb­sen. Mehlspeisen, Reis, Kartoffeln, Bohnen, Graupen oder sauren Kohl, jeweils abwechselnd als Zulage. Abends wurde Tee oder Kaffee mit Brot gereicht odervom Mittag Uebriggebliebe- nes". Die Kajütenpaffagiere erhielten das beffere und abwechslungsreichereKapitänSeffen", muh­ten sich aber den Wein dazu selbst besorgen. Die Unterkunft der Zwischendeckpaffagiere War sehr primitiv: zwar hatte man für sie beson­der«. Schlafstellen eingerichtet, aber Betten: Ma­tratzen, Strohsäcke mit Kopfkissen und Decken mußten mitgebracht werden; ebenso-, Trink- und Waschgeschirr. Das kleine Reisegepäck(Klei­dungsstücke, Betten, Wäsche u. kl. Gerätschaften) wurde ftachtftei befördert, dagegen für andere, vorzüglich voluminöse" Sachen wurde eine be­sondere Ueberftacht angerechnet. Auch eine spe­zielle Versicherung gegenSee- und Klima­gefahr" ging zu Lasten der Reisenden. Als Hilfsmittel" für Zwischendeckler wurden an Bord sogenannte Erbauungsbücherin Beziehung auf die verschiedenen Situationen der Seefah^r" gegen Gebühr von einem Gulden verkauft. Bedenkt man also, daß eine derartige See­reise an die drei Monate dauerte, daß die See­tüchtigkeit der Schiffe damals bedeutend geringer war als heute und daß der Press für die Ueber- fahrt beträchtlich genannt werden mußte, schon in Anbetracht der großen Entbehrungen, die die Zwischendeckpaffagiere zu erdulden hatten, so läßt sich das Wagnis vieler Emigranten nur aus ihrer verzweifelten Situation erklären, denn besonde­rer Mut und starke Energien gehörten zür Durch­führung einer Seereise nach Amerika  ... vor hundert Jahren!