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Sonntag, 26. Jänner 1936

Nr. 22

kannt, daß im Grenzgebiet der Arbeitsbeschaffung erhöhte Aufmerksamkeit gewidmet wird durch Straßen- und Wohnungsbauten» nicht aus ideel­len Gründen, sondern nur aus Gründen der Propaganda zugunsten der hiesigen nationalisti­schen Parteien!' In ihrem Eifer, die Not im sudetendeutschen Gebiet recht anschaulich zu schildern, schrieb vor kurzem eine in Letschen erscheinende völlische Zeitung unter der bezeichnenden Ueberschrift: Philippsdorfund Georgs- Walde als Opfer trennender Grenzpfähle" in ähnlich tendenziöser Weise über die Notzustände im Grenzgebiet, ging aber dabei so weit,, der Hitlerpolitik unfrei­willig natürlich, einen derben Hieb zu ver­setzen. In beweglichen Tönen nämlich klagte das Blatt, daß seit dem Jahre 1928 warum es gerade diese Zahl nennt, ist verdächtig, die Zahl der Grenzgänger um über 2000 zurückgegangen sei. Aus durchsichtigen Gründen bringt das Blatt keine Zahlen über den Rückgang der Grenzgängerei in den Jahren seit der Macht­ergreifung Hitlers , aber die ungewollte Kritik ist dennoch deutlich genug, um die Bewohner und die Geschäftswelt der Grenzgebiete zum Nachdenken anzuregen. Wir kennen die Verhältnisse an der Grenze aus eigener Anschauung und wollen deshalb einiges nachtragen, was die sudetendeutsche Presse vorsichtig verschweigt.* Zwischen der Grenzbevölkerung hat von jeher ejn erträgliches Verhältnis bestanden. Ar­beitskräfte wechselten herüber und hinüber. Nach Zittau , Reichenau, Neugersdorf , Ebersbach ' und selbst bis nach Löbau hinüber kamen Arbeits­kräfte aus der Tschechoslowakei , die ungestört und ungehindert ihrer Arbeit nachgehen konnten. Und Arbeiter aus dem deutschen Grenzgebiete waren in der Tschechoslowakei tätig. Selbst in den Zei­ten der ärgsten Arbeitslosigkeit in Deutschland ist die Grenzgängerei nicht wesentlich eingeschränkt worden. Heute ist das anders geworden, weil im braunen Deutschland trotz aller anderen Ver­sicherungen die Arbeitsmöglichkeit immer geringer wurde und die Grenzgänger selbst wenn sie nicht behindert werden Arbeit in Deutschland nicht mehr erlangen können. Wer daran die Schuld trägt? Die Wirtschaft des gegenwärtigen Systems in Deutschland . Aber das sagen natür­lich die Henlein und zum Teil Hitler ergebenen Gazetten ihren Lesern nicht! Weiter klagte das völkische Blatt, daß der Fremdenverkehr vom deutschen Grenzgebiet nach den Grenzorten fast ganz aufgehört habe. Natür­lich wi»d auch dafür kein Grund angegeben. Offenbar soll der Anschein erweckt werden, daß die hiesigen Behörden oder gar die böse Sozial­demokratie die Schuld tragen. Aber bis zum Machtantritt"der braunen Barbaren war ein leb- hafter Ärenzverkehr aus Deutschland nach den tschechoslowakischen Grenzorten zu verzeichnen. In Zittau beispielsweise War es Brauch, daß an bestimmten Feiertagen ein Gang nach der Reichs­grenze, nach Grottau , gemacht wurde; Von Rei­chenau und Markersdorf aus ging man nach den benachbarten tschechoslowakischen Orten und von Neugersdorf und Ebersbach und dem weiteren Hinterlande fanden sonn- und festtäglich förm­liche Völkerwanderungen statt. Aehnliches galt von Großschönau . Garnicht zu reden von dem sonntäglichen Ausflugsverkehr, der von Dresden und anderen Städten aus sich in das Zittauer Gebirge ergoß und zu erheblichem Teil in das tschechische Gebiet überflutete. Da sehr viele Be­sucher nicht ausschließlich wegen der landschaft­

lichen Schönheiten unseres Landes über die Grenze gingen, sondern gern ein GlasBöhmi­sches" und noch lieber ein GlaSPilsner " ge­nossen und auch sonstige Wünsche preiswert be- ftiedigen konnten, brachte der Fremdenstrom eine erfreuliche Belebung des Geschäftslebens. In manchen Grenzorten waren an besonderen Tagen sämtliche Gastlokalitäten überfüllt. Daß das alles nicht mehr möglich ist, ist zwar bekannt» aber von den Ursachen sprechen die Henleinblätter nicht; nicht von der Politik der Hitlerregierung, nicht von der Einschränkung der

Dr. Hodza nach Paris Festrede bei einer groBen Masaryk -Feier Paris . Der französische Ausschuß für europäische Zusammenarbeit veranstaltet am 10. Fever abends im großen Saal des Amphitheaters der Sorbonne eine Huldigungsfeierlichkeit für den Präsidenten T. G. M a s a r y k in Anwesenheit des Ptäsidenten der französischen Republik Lebrun und unter dem Vorsitz des französi­ schen Außenministers. Ministerpräsident S a r- raut hat gleichfalls die Uebernahme des Prä­sidiums nnd seine persönliche Beteiligung zuge­sagt. An der Feier beteiligt sich persönlich der Vorsitzende der tschechoslowakischen Regierung Dr. M i l a n H o d Z a, der namens der Tschecho­slowakischen Republik eine feierliche Ansprache halten wird. An der Feier, die einen außerordentlich fest­lichen Charakter haben wird, beteiligen sich u. a. die Akademie der Wissenschaften, die Pariser Universität, die Liga für Menschenrechte, die Ber­einigung für den Völkerbund etc. Die republika­nische Garde wird die Ehrenwache stellen. Ministerpräsident Dr. HodZa traf Sams­tag abends in Preßburg zum ersten offiziellen Besuch der Stadt ein und wurde auf dem Bahn­hof von den Spitzen der Behörden und der Stadt­verwaltung sowie von einem zahlreichen Publi­kum herzlich empfangen.

Gesundheitswesen und Kampf Segen den Alkoholismus Samstag fand die Konstituierung desStän­digen Beirates zur Bekämpfung des Alkoholismus" im Gesundheitsministerium statt. Die Eröff­nungsansprache hielt Minister Dr. C z e ch, der u. a. folgendes ausführte: Mit dem Tage der Konstituierung desStän­digen Beirates für die Bekämpfung des Alkoholis­mus" erhält der Kampf gegen-eine der schlimmsten Volkskrankheiten das Bürgerrecht' rm Gesundheits­ministerium. Damit löst eS eine alte Schuld ein, die bereits im Jahre 1918 fällig wurde und nun erst heute nach 16 Jahren eingelöst wird. Diese Verpflichtung vermag das Ministerium um so eher auf sich zu nehmen, als es sich dessen be­wußt ist, daß auch ihm so sehr es im Kampfe gegen die Maffenvergiftung durch den Alkoholismus des Antriebes durch die freiwilligen Organisationen bedarf auf diesem Gebiete große Aufgaben ge­stellt sind. Gerade aus dieser Erkenntnis heraus hat das Gesundheitsministerium in den letzten Wochen seinen Unterstellen den Auftrag gegeben, das Gesetz, das den Namen des tapferen Vorkämpfers Dr. Holit» s ch e r s trägt, dessen wir heute mit größter Dank-

Geldmittel, die mit über die Grenze genommen werden dürfen, nicht von der Bespitzelung der Grenzgänger, die in den letzten Wochen sich bis zum Terror gesteigert hat, nicht von den draußen erheblich gesunkenen Löhnen, durch die der reichs­deutsche Verkehr nach unseren Grenzorten einge­schnürt wird. Aber wenn diese gewissen sudeten­ deutschen Bürgerblätter das alles feststellen, dann würden ja etliche Menschen von ihrem Wahn ge­heilt! Und das zu verhindern, ist eben Um und Auf aller Henleinbetrachtungen über die Zu­stände im Grenzland.

barkeit und Verehrung gedenken, in die Tat umzu­setzen und alles aufzubieten, damit es nicht nur auf dem Papier bleibe. Das Ministerium ist sich dabei dessen bewußt, daß es bei dieser Maßnahme absolut nicht stehenbleiben und sich nicht darauf beschränken darf, den Kampf gegen die Maffenvergiftung durch den Alkohol lediglich durch polizeiliche und Strafmaßnahmen zu führen. In» Gegenteil muß es bei der Bekämpfung des Alkoh^Iis- mus an die Wurzeldes Uebels greifen und sie durch soziale Abwehr- und Vorbeugungs­maßnahmen in die, von ihm geplante, den Lebens­notwendigkeiten der arbeitenden und bedürftigen Be- bölkerungSschichten angepaßte soziale Gesundheits­fürsorge eingliedern. Indem wir dies aussprechen, wenden sich unser-, Gedanken unserem großen Präsidenten M a s a r h I zu, der in seiner unauslöschlichen Lebensarbeit die großen Kräfte, die dem Kampfe gegen die Alkohol- gestrhr innewohnen, klar erkannt und sie durch das leuchtende sittliche Beispiel, durch die strahlend: Autorität seiner Persönlichkeit befeuert hat. Wir gedenken in dieser Stunde aber auch unse­res neuen Präsidenten, der uns auch auf diesem Ge­biete ein Wegbahner war, und dessen Persönlichkeit uns die Gewähr für eine gedeihliche Lösung dieser Aufgabe sein wird, die uns um ein weiteres Stück einer besseren Zukunft entgegenführen wird. Hierauf ergriff der Vorsitzende des Beirates, MUDr. B k e s k y, Chefarzt der Zentralsozialver- sicherungsanstalt, das Wort, um vorerst unserer großen Vorkämpfer auf dem Gebiete des Kampfes gegen den Alkoholismus zu gedenken und dann das Arbeitsprogramm des Beirates zu umschreiben Der Beirat beschloß einstimmig, an den Präsi- denten-Befreier M a s a r y k sowie an den Prä­sidenten der Republik Dr. Benes Begrüßungs- und Danktelegramme zu senden, und gedachte bei dieser Gelegenheit neuerlich der verdienten Ar­beiter auf dem Gebiete des Alkoholismus, Prof Dr. Foustka und Dr. Holitscher. Bei der Konstituierung des Beirates wurde Dozent Dr. Theodor G r u s ch k a, Stadtvbysikus in Aussig , einmütig zum VorsiNenden-Stellverrre- 'ter gewählt und'ffodanN wurde das-Programm und die Aufgaben des Beirates verhandelt.

Ium Wechsel Im Schulmlnlsterlum Kritik des Systems Krcmär DasNarodni osvobozeni" befaßt sich an lei­tender Stelle mit dem Wechsel im Schulministe­rium, wobei es die Tätigkeit des bisherigen Schul­ministers Dr. Krkmäi einer Kritik unterwirft. Das Blatt verweist darauf, daß es die Aufgabe eines Beamtenministers gewesen wäre, Gesetzent­würfe, die das Schulwesen betreffen, für die poli­tische Entscheidung vorzubereiten. Das Regim? Dr. Krkmäi' hat jedoch in dieser Hinsicht keine Ini­tiative entfaltet. Das Gesetz über die Sprengel-

bürgerschulen wurde aus der Anregung politisch­parlamentarischer Kreise geschaffen, das Gesetz über die Landesschulräte, das ins interministerielle Verfahren kam, stammt ebenso aus der Zeit Därers wie die neue Prüfungsordnung für die Volkschullehrer. Auch die neue Mittelschulord­nung sowie die Prüfungsordnung wurden schon unter dem früheren Schulminister° vorbereiter. Aus dem großen Exposö,Ministers Krkmcii' Pom 13. November ist gleichfalls hervorgegangen, daß sein Regime richtungslos gewesen ist.

Bei der offiziellen Uebernahme des Schul­ressorts bezeichnete der neue Schulminister Dr. Franke als eine der wichtigsten Aufgaben des Ministeriums die Reorganisierung der Landes­schulräte, ebenso die einheitlichere Regelung des BolksschulwesenS. Der Frage der erhöhten Vor­bildung der Lehrerschaft sowie der Regelung der Lehrpläne und Schulordnungen wird man wieder die Aufmerksamkeit zuwenden müssen. Auch ver­schiedene Hochschulstudien fordern dringend Re­formen. Auf dem Gebiete der Kunst dürfe man die Probleme der Theater und vor allem die kritische Situation aller Zweige der Kunst nicht außer acht lassen, die noch durch die wirtschaftlichen Verhält­nisse erschwert wird. Diese spiegeln sich in den Aufgaben der Volkserziehung und der sozialen Fürsorge für die Studenten und für die arbeits­lose Intelligenz wieder. Die Frage der Sicherheit des Staates erfordere wieder eine Zusammen­arbeit mit dem Verteidigungsministerium auf allen Stufen des Schulwesens in Dingen der Erziehung zur Wehrhaftig­keit. Auch auf den Rundfunk dürfe man nicht vergessen. Nochmals: Pauschalierung der Einkommen­steuer bei Landwirten. Zu unserer gestrigen Mit­teilung tragen wir nach, daß in dieser Angelegen­heft nunmehr das Finanzministerium entscheiden wird. Es dürfte noch von ihm zu bestimmende Pauschalsätze den Steuerverwaltungen in der Form eines interne»Schlüssels mittei­len, nach welchen jene Landwirte pauschal­mäßig besteuert werden, die kein Einbekenntnis vorgelegt haben. So wurde auch bereits in den letzten Jahren verfahren. Es ist natürlich an­gezeigt, ein Einbekenntnis bis zum 31. Jänner einzubringen, um auch der Steuerverwaltung be­sondere Umstände für eine ermäßigte Steuerbe­messung, wie Familienzahl, Schuldzinsen, Ausge­dinge, Dürreschäden usw., zur Kenntnis bringen zu können. Die tschechische Sozialdemokratie über aktu­elle Fragen. Im Präsidium des Zentralvollzugs- ausschuffes der tschechischen Sozialdemokratie er­stattete- Minister kkng. Reöa S-etn Referat über die Wohnungs- und Bauförderungsfrage, über die Arbeitslosenfürsorge und die Reformder Arbeitslosen st atistik, über die Ernäh­rungsaktion und das Genter System. Rach ab­geführter Debatte konstatierte der Vorsitzende Hampl, daß die Partei ein direktes Jnteresie an dem Ausbau einer richtigen und g e- nauenKontrolle und einer Basis für die Arbeitslosen st atistik habe. Er konstatierte weiter, daß die Partei die D u r ch- führungderWahleninallesozial- politi scheu Institute wünscht, weil sie kein Interesse an der Aufrechterhaltung des bis­herigen Zustandes hat. Dasselbe gift auch von den Wahlen in die Landeskultur­räte, Handelskammern etc.

59 Roman von Karl Stym Copyright by Bugen Prager-Verlag, Bratislava

Wo ist Martha? Ich durchstöbere jeden Winkel, sehe bei jeder Türe hin­ein. Ein Posten ruft mich an. Ich haste weiter. Halt! Der Gewehrlauf bringt mich zur Besinnung. Wohin? Wo sind die Erschossenen? Im Schulhaus! Ich fasse den Soldaten am Arm. Sind Mädchen auch? Er zuckt die Achseln. Etwas wie Mitleid kommt in sein Gesicht. Sieh* selbst nach! Farbfetzen flirren vor meinen Augen. Meine Knie zittern. Ich lehne mich an einen Zaun. Plötzlich kommt eine Leich­tigkeit über mich. Ich habe das Gefühl, die Straße zum Schulhaus hinunterzuschweben. Die Häuserfronten neigen sich mir zu und weichen zurück, verrenken ihre Fassaden und stehen Kopf. und überall Blut Wie blödsinnig doch, es so leichtsinnig auf der Straße zu verspritzen... Halt! Schon wieder so ein Soldat. Wie kindisch die Uniform­knöpfe glänzen. Und Zeit müssen diese Leute haben, da sie so langweilig herumlümmeln. Was wollen sie hier? Das ist köstlich. Dieser Mensch sagtSie zu mir. Sieht er oenn nicht meine an den Knien zerrissene Hose? Hinein natürlich! Scher dich zum Kuckuck! Wie ein Blitz durchfährt mich auf einmal die Erkennt­

nis, daß alles rings um mich her Emst ist daß der Soldat da vor mir mich auch niederschießen kann. Meine Nerven haben sich mit mir einen Spaß erlaubt Von einem Parterrefenster des Schulhauses heraus höre ich Stöhnen. Ich muß hinein! Der Soldat hält sein Gewehr knapp vor meine Brust Mensch, laß' mich hinein! Dort drinnen liegt mein Mädchen. Das Gesicht bleibt hart. Zurück! Ich schlage den Lauf zur Seite und renne durch den Vor­garten. Ein Schuß kracht, schlägt in die Wand neben mir. Ich stolpere durch die Tür. Vor mir steht hoch aufgerichtet ein Mönch. Seine braune Kutte dünkt mir einen Moment lang wie ein großer Blutfleck an der Wand. Gelobt sei Jesus Christus! Ich weiß nicht, warum ich das sagte. Ich mußte einfach. In Ewigkeit Amen! Im Weiterlaufen fühle ich die erstaunten Augen des Mön­ches im Nacken. In einem ausgeräumten Schulzimmer liegen die toten Kameraden. Die Luft ist voll Blut, wie in einem Schlacht­haus. Jemand schreit Ich sehe im Halbdunkel in die neben­einander liegenden Gesichter. Uhu, Fogger Schorsch. Der schreit noch. Seine breite Brust ist voll Blut. Brandt... manche sind so zerfetzt und verzerrt, daß ich sie nicht mehr kenne... Das Schreien geht ins Köcheln über. Ich taumle zur Tür zurück und lehne mich daran. Eine würgende Angst hält mich von der anderen Zimmerecke zurück als hocke dort ein furchtbares Schicksal. Automatisch zähle ich die Köpfe. Eins, zwei, drei... dreizehn, vierzehn,... Martha! Zwei weitoffene, tote Augen starren mich an. Die toten Kameraden fangen an, sieh um mich zu drehen. Ihre ver­zerrten Gesichter grinsen. Fogger Schorsch' Köcheln spielt zu einem grausamen Tanz um mich her auf.., Mein Mädchen ist tot.

Ich gehe auf der Landstraße. In mir ist alles tot, als hätte man mir die Eingeweide herausgerissen. Ich weiß nur so viel, daß ich, wenn ich lange auf dieser Straße gehe, einmal nach Hause kommen werde... Einige Pappeln stehen am Straßenrand. Sie recken sich hoch und schlank, wie bittende Hände in den sternhellen Himmel. Ein Kilometerstein schimmert, wie ein fahles Ge­sicht. Ich gehe in weitem Bogen daran vorüber. Irgendwo kläfft ein Hund. Ich ducke mich, als schlage mir jemand ins Gesicht. Auf einer mondschimmrigen Wiese steht ein verkrüppelter Baum, wie eine geballte Faust in einer Blut­lache... Ich gehe schneller. Dumpfe Angst treibt mich vor­wärts... Gegen Morgen weckt mich Pauls Husten. Ich habe nicht geschlafen, war auch nicht wach. Ich döste vor mich hin, nicht imstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Um mich her ist eine trübe Glaswand, durch die ich alles wie etwas Unwirkliches sehe. Paul hat wieder einen Blutsturz. Viel, meine ich, kann er nich mehr in sich haben. Sophie holt den Arzt. Der alte Schropp kommt zu mir herauf und setzt sich an mein Bett. Seine schmalen Up­pen zittern und die ausgedorrten Hände halten krampfhaft die wackelnde Pfeife. Doktor Klopfer poltert gleich los: So mitten in der Nacht! Teufel auch, was soll ich hier? Sein Gesicht aber ist sehr ernst. Ich weiß nun ganz ge­nau, wie es um Paul steht Plötzlich fragt Paul: Doktor, wieviel Zeit geben sie mir noch? Klopfer sieht zur Seite und findet daß seine Brille sehr schmutzig ist Paul sitzt aufrecht im Bett. Seine dünne Stimme ist hart­näckig: Wieviel?" »Wenn sie ruhig sind, hoch sehr lange! Sie lügen! Warum fragen sie dann?