Rk. 22 Sonntag, 26. Jänner 1936 Seite 3 tfudetendcutscficr Zeitspieget bogen in die Hände gefallen, der in der jüng­sten Zeit von derDeutschenReichSbahn- gesellschaft an sämtliche ihrer Beamten u"d Angestellten(mit Ausnahme der Arbeiter) auSge- geben wird und von diesen nach Einfügung der entsprechenden Antworten wieder rückgestellt wer­den soll. In diesem Fragebogen, deren Pho o- g r a p h i e uns vorliegt, wird den Angestellten nicht nur das Nationale abverlangt, sondern auch Bespekt vor dem Parlamentarismus DerKindergarten, als den sich manche Hauptleitungsmitglieder der SdP. den Klub der Senatoren und Abgeordneten vorstellen.(S. 24) genaue AngWen Wer ihre arische oder nicht­arische Abstammung gefordert, wobei in sechs Ru­briken auch die Daten Wer di« Großeltern anzu­geben sind. Natürlich wird auch ganz umständ­lich gefragt, ob der Angestellte einer kommunisti­ schen oder sozialdemokratischen Organisation an­gehörte, ob er Mitglied einer Nazi-Organisation ist usw. Dieser Fragebogen wurde auchantsche- choslowakische Staatsbürger, die im Dienste der Reichsbahn stehen, verteilt, die angeb­lich nur die Fragen nach der parteipolitischen Zu­gehörigkeit nicht zu beantworten hätten. Man vermutet,'daß nach Einlangen der aus­gefüllte)» Fragebogen Entlassungen bei der Reichsbahn vorgenommen werden sollen. Dies« hat vor etwa zwei Jahren 20.000 Beamte neu eingestellt und um nun daS erhebliche Defizit der Reichsbahn aufzuholen, soll mit Entlassungen vor­gegangen werden. Und damit von den Entlassun­gen keine Nazi betroffen werden, hat man diese Fragebogen verteilt, auf Grund deren dann die Siebung erfolgen soll. mußt« eS wundernehmen, auf welch»»iedriger Stufe der Borfitzende des größten Abgeordneten­klubs im tschechoslowakischen Parlament, der Abg. S. H. Frank, fich in seinem Element fühlte. Seine Haltung war beschämend für seine Stellung und für die Führung der SdP, die mit ihren Worten von.Volksgemeinschaft",.Sauberkeit" usw. eine hemmungslose, auf die ordinären Instinkte eines sensationslüsterne» Publikums berechnete Dema­gogie verbindet. Und nicht nur aus derRumburger Zeitung", sondern auch den Berichten anderer, henlein- freundlicher Blätter geht hervor, daß sich die SdP in dieser Versammlung eine schwere moralische Niederlage holte. Die Brünner deutsche Sendung bringt in dieser Woche: DirnStag;(17.55) So­ziale Information. Zum^.Todes­tage des französischen Utopisten P. I. Prouhon(Josef Schramek). Donnerstag: 18.85 bis 18.45: Arbeitsmarkt. 17.40 bis 17.57: StaatSbürgerlichesDenkenund staatsbürgerliche Erziehung(Wil­helm Häusler). Aeber die Rumburger Versamm­ln n g, in der Heinz Pfeifer dem Dr. Sebe- k o w s k y entgegentrat, schreibt Pfeifers Blatt, die Rumburger Zeitung", in einem vorläufigen Be­richt u. a. folgendes: Die Schlußworte der Abg. Franz May, Abg. K. H. Frank und Dr. Sebekowsky befaßten sich nicht mit den Argumenten des GastrednerS, son­dern erschöpften sich in P h r a s e n, Beschimp­fungen und in der Herbeiziehung und Breit­treten verlogenen und gleichgültigen Klatsches und Tratsches. Kann man eine solche Hal- . tung bei dem Abg. May und dem hoch bezahlten Parteibeamten Dr. Sebekowsky noch verstehen, weil man nichts anderes erwarten konnte, so Volksgenossen! Wir haben in der Partei eine Herrschaft der Interessentengruppen, die alle Fäden der Füh­rung kontrollos und ohne Einschränkung in der Hand hat.(S. 41) Der arme König Vielleicht kommt die Rolle, die ihm(Hen­lein) heute zufällt, der Rolle eines konstitutio­nellen Monarchen am nächsten.(8. 25) Es ist lächerlich, Konrad Henlein heute noch als den armen Mann hinzustellen.(8. 41) Zusammengebrochene Verleumdungen In der letzten Zeit wurden, wie dieVolks­presse" berichtet, von gewisser Seite beunruhigende Gerüchte über angebliche große Unzukömmlichkei­ten im städtischen Arbeitsamt Jägerndorfbei der Durchführung der staatlichen und Gemeinde- hilfSaktionen verbreitet. Dieser Tage wurde nun ganz unerwartet von der Bezirksbehörde eine R e- «,»s r o n vorgrnommen, die die v o l l k o m m e n e Haltlosigkeit der ungeheuerlichen Beschul­digungen gegen einzelne Beamte deS Arbeitsamtes ergab. Eine Reihe von Fällen, über die man Be­schwerde fiihrte, wurde überprüft und deren in­wandfrei« Behandlung durch das Arbeitsamt fest­gestellt. Damit ist die Verleumdungskampagne, mit der man vor allem die sozialdemokra­tische Partei treffen wollte, kläglich zusam­mengebrochen. Gegen einige Gerüchtemacher wurde die Strafanzeige erstattet. l auch unter einem Rechtsregime bei uns nie Aus­sicht hätte, z. B. in den gerade gestern konstituier­tenBeirat zur Bekämpfung des Alkoholismus" ernannt zu werden, da ihm hiezu gewisse persönliche Voraussetzungen fehlen würden... Wer fördert denHitlrrrnndfnnk? In Rum­ burg soll dieser Tage, wie uns von zuverlässiger Seite berichtet wird, in Kreisen, die der SBH und der SdP nahestehen, eine Sammlung für das Wunschkonzert des Deutsch­landsenders veranstaltet worden sein. Das Geld wurde, wie einige sogenannte bessere Frauen, die sich ob der Sammlung noch rühmten, erklärt haben, bereits nach Deutschland überwie- sen und der Deutschlandsender soll dafür heute, Sonntag, den 26. Jänner, in seinem Wunsch­konzert denSudetendeutfchen Marsch" und denZweiundvierzi- g e r" zu Gehör bringen. Die Auftraggeber wer­den zu dieser Zeit also bei ihren Empfängern sitzen und gespannt denfeierlichen" Klängen aus dem Lande der Unfreiheit lauschen. Im Wri« gen werden sie natürlich jedem, der es. wissen will, durch treudeutschen Eid bekräftigen, daß keiner von ihnen mit den braunen Faschisten etwas zu tun hat... Ein Tierfteund hilft Menschen. Samstag Wergab der bekannte Vogelschützler Dr. e.»). Heinrich Lumpe dem Aussiger Bür- germeiste r 26.100 KL aus den Einnahmen seines Natur- und Vogelschutzparkes. Die groß­zügige Spende wurde auf verschiedene Zwecke im Sinne Dr. Lumves aufgeteilt. Hemmungslose, auf die ordinären Instinkte berechnete Demagogie Rumburger Urteil über die Rumburger Versammlung Sturmszenen In der Skupschtina Belgrad. In der Skupschtina verursachte die von dem früheren Ministerpräsidenten I e v t i L geführte Opposition in den letzten Sitzungen eine derartige lärmende Obstruktion, so daß schließlich die Verhandlungen bis zum Anfang der über­nächsten Woche vertagt werden mußten! Die Obstruktion richtete sich gegen den Skupschtina- Borsitzenden C i r i ö, welcher der Regierungs­partei der Radikalen Union beigetreten ist, ob­wohl er von der Opposition zum Vorsitzenden ge­wählt worden war. Als auch die Ersetzung Ciriäs durch einen Bizevorsitzenden den Groll der Oppo­sition nicht zu besänftigen vermochte, schritt man zur Vertagung. ch Bekanntlich hat die Regierung seit langem einen. Abbau der. Diktatur vcrsproche^Die. letzten Wahlen fanden aber noch unter starkem Druck der Behörden statt. Oppositionsparteien hatte man bis auf die Guppe des Kroatenführers Macek und kleine Splittergruppen keine zugelaffen, so daß die Regie­rung Wer eine starke Mehrheit verfügte. Von der Regierungspartei spaltete sich jedoch bald die Gruppe des früheren Ministerpräsidenten I e v t i k ab und ging in Oppositton, so daß jetzt die Regierung nur eine sehr labile Mehrheit hat. Das zeigte sich schon bei der seinerzeitigen Wahl des Vorsitzenden, bei der der Regierungskandidat gegen den Kandidaten der Opposition unterlag. SdP In wort und Bild Unser Zeichner hat einige Stellen der NentwIch-BroschOre Illustriert; hier folgen Text und Bild firAny»7difcnlAflPl IDon Carlos" und die Lese-«nd Redehalle. miwhh.3« Wir lesen in derPrager Presse":Die Lese- Freunden inBodenbach ist ein Frage-' und Redehalle der deutschen Studenten in Prag erhiell in ihrer mittwöchigen Generalversamm­lung durch Stimmenmehrheit einiger Dutzend in den Verein kommandierter'Studenten einen neuen Vorstand, der in seinem ersten Bericht an­kündigt, daß die Tätigkeit der Halle fürderhin dem Volkszemeinschastsgedanken angepaßt und auch sonst dafür Sorge getragen werden wird, den Verein zu dem zu machen, was man als deutscher Student von ihm erwarten wird. Da­mit Wer die Richtung, in welcher der Marsch geht, kein Zweifel besteht, wurde der Geist der neuen Herren in einer netten Episode charakteri- siert. Einem demokrattschen Studenten, der sich in seiner Rede die Anspielung erlaubte, es dürfte bei uns nicht so weit kommen, daß etwa derDon Carlos" nicht gespielt werden dürfte, wurde das Wort entzogen. Der Herr Vorsitzende, dem diese Anspielung zu volitisch erschien, gehört also zu der Partei, die die AufforderungSire, geben Sie Gedankenfteiheitl" als ungehörige Belästi- gung empfindet. Es genügt, die Tatsache zu re­gistrieren. Darüber, ob in der Tschechoslowakei nochDon Carlos" gespielt werden kann, wird der Vorstand der Lese- und Redehalle nicht zu entscheiden haben." Wieder einer abgrsägt. Im parteiamtlichen AeLsider,letztenRundschM" wiü>, mitae,teilt, daß .Lamerad" Dr. Adolf Keklne r,.Trautemm, über sein Ersuchen wegen Arbeitsüberbürdungn seiner Funktion als Kreisleiter beurlaubt und Kamerad" Hubert Birke , Braunau , mit der vorläufigen Leittmg des Kreises 3 betraut wird. Nach unseren Informationen bedeutet die Beur­laubung Dr. Kellners in Wirklichkeit bereits eine glatteAbsägung; nur sein Abzeordne- tenmandat wird Dr. Kellner vorläufig noch be­halten. Mit derArbeitsüberbür­dung" soll es seine eigene Bewandtnis haben. DarWer sei nur so viel gesagt, daß Dr. Kellner Die Fahrt ins Llano Wo ist das Ziel? Wie soll der Weg gehen? Sagt doch ihr Herren Kameraden, wißt ihr das I eigentlich selbst? Die Heimatfront und die SdP.! hat aus sich heraus noch gar keine klare Linie i herausgearbeitet.(S. 48) 1 Emil Vandervelde, Brüssel . Samstag wurde der 70. Geburts­tag des Führers der belgischen Arbeiter Emile Vandervelde in einer Festsitzung unter Beteiligung der sozialistischen Minister, der Füh­rer der Arbeiterorganisationen usw. gefeiert. In der Sitzung sprachen die Minister De Brouckire und Huysmans . Die Aufnahme Sarrauts Paris. Die Regierung S a r r a u t rief zwischen den rechtsgerichteten und gemäßigten Parteien eine lebhafte Opposition hervor, wo­gegen ein Teil der linken Mitte die Radikalen und die sozialistische Bereinigung sie unter­stützen und lebhaft begrüßen. Die Sozialisten und Kommunisten nehmen Sarraut im gan­zen n st i g auf und schließen eine Unter­stützung seiner Regierung nicht aus. Die ersten Vorhersaaen geben der Regierung am Donners­tag, an welchem Tage sie sich der Kammer vor­stellen wird, eine Mehrheit von 320 bis 330 von 614 Stimmen. Während das Kabinett Laval alsRegie­rung des Waffenstillstandes der Parteien" bezeich­net wurde, hat Sarraut sein Kabinett alsR e- gierung der Versöhnung" bezeichnet. Die ursprüngliche, ziemlich starke Verstimmung der Rechttn und der rechten Mitte hat im Laufe deS Samstag etwas nachgelassen. Sehr sympathisch wird eS ausgenommen, daß Regnier , ein entschiedener Gegner der Franc-Devalvation, Finanzminister geblieben ist. Außenminister F l a n d i n hat zwar öffentlich erklärt, daß er mit der Außenpolitik Lavals nicht Wereinstimme, doch glaubt man, daß in Wirk­lichkeit seine Politik sich von der Außenpolitik seines Vorgängers weniger unterscheiden wird, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, ins­besondere' nach dem'merklichen Abschwenken dejr britischen auswärtigen Polttik. Die Hauptlinien der Regierungserklärung sind, wie es heißt, folgende: Schutz des rancS, Be­kämpfung der Spekulation, wirtschaftliche Er­holung, wirksame Lösung der Arbeitslosigkeit, hauptsächlich unter den jüngeren Bevölkerungs­schichten, Erhaltung der republikanischen Frei­beiten, Respektterung der Legalität durch strenge Bestrafung umstürzlerischer Elemente; in her Außenpolitik eine aufrichtige Friedenspolitik im Rahmen des Völkerbundes. Veto Roosevelts gegen die Veteranenbons Washington. Präsident Roosevelt hat gegen das Gesetz über die Auszahlung der Bons an die ehemaligen Soldaten, welches im Senate sowie im Repräsentantenhaus angenommen wurde, sein B e t o eingelegt. Präsident Roosevelt beruft sich auf sein gegen dieses Gesetz im Jahre 1935 ein­gelegtes Veto und sagt: Meine Ueberzeugung hat sich seit dem Jahre 1935 nicht geändert und ist gleich fest geblieben. Das Repräsentantenhaus hat mit 324 gegen 41 Stimmen den Einspruch Roosevelts über­stimmt. Das Haus hat damit die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht. Verseuchte Arbeitslager Wien . Das Schwurgericht in Wien verur­teilte acht Nattonalsozialisten aus dem Arbeits­lager- Ober-Warth, die dort eine geheime Zelle gebildet hatten, wegen Geheimbündelei nach 88 285 und 287. Der Hauptanaeklagte Franz Klei- bel erhielt ein Jahr, die übrigen sieben je drei Monate Arrest. chinesischer Diplomat In der Mongolei ermordet Pciping. Der Delegierte der Nanking-Re­gierung, Nyim-Odzer, Mitglied des Nan- king-AmteS für tibetanisch-mongolische Ange­legenheiten und Mitglied der Zentralexekutive der Kiwmintang, der die Nanking-Regierung bei den mongolischen Behörden vertrat, ist während einer Autofahrt auf mongolischem Gebiet bei Kalgan überfallen und ermordet worden. Odzer, der selbst mongolischer Abstammung ist, hatte im Auftrag seiner Regierung an einer Besprechung zwischen dem Westsunnit-Fürsten und dem Chef der mongolischen Gendarmerie Jotobjap teil­genommen. An chinesischen amtlichen Stellen wird be­hauptet, daß eS sich zweifellos um ein politi­sches Verbrechen handle