Nr. 27

Samstag, 1. Feber 1936

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Henlein flagt Minister Spina. Beim Brü rer Bezirksgerichte ist die Ehrenbeleidigungs­flage Konrad Henleins gegen Minister Dr. Spina wegen dessen Rede am 1. Dezember im Brüyer Schützenhause eingereicht worden. Henlein  wird durch Dr. Hans Neuwirth( Prag  ) vertreten. Das Brürer Bezirksgericht hat beim Präsidium des Abgeordnetenhauses um die Genehmigung zur strafrechtlichen Verfolgung des Ministers Spina angesucht.

Gerichtsakten des Patscheider- Prozesses auf der Bost verschwunden. Im Patscheider- Prozeß wurde am Freitag das Verhör Dr. Chlumeßzkýs fortgesetzt, der über die Tätigkeit der Bereitschaft, deren Vize­borjizender er war, ferner über die Wandervögel" sowie über das Verhältnis der Bereitschaft zur Zeitschrift Der Weg" aussagte. Die Fragen der Verteidiger zogen sich wider Erwarten in die Länge und berührten vielfach Angelegenheiten, die vom Gerichte nicht zugelassen wurden. Einer der Verteidiger forderte nochmals die Ein­bernahme des Ministers Dr. Spina. Der Senatsvorsitzende machte aufmerk fam, daß er zwecks Feststellung der Tätigkeit der Bereitschaft drei Zeugen zulasse, was der Senat als hinreichend erachte, um so mehr, als Minister Dr. Spina über die innere Tätigkeit der Bereitschaft nicht informiert sein konnte. Daher drohte er dem Verteidiger eine Ordnungsstrafe an, wenn er noch einmal einen Antrag stellen werde, der bereits einmal abgelehnt worden ist. Während der Verhandlung stellte der Vorsitzende des Gerichts­hofes fest, daß in diesem Prozesse ein großes Paket Gerichtsaften, die am 13. November 1935 vom Kreisgericht in Troppau   mit der Post an das Kreis­gericht in Mähr.- Ostrau abgeschickt wurden, Ioren gegangen sind.

Keine Angst vor dem Waschtag!

Die Zeiten sind vorbei! Heute geht es ja so einfach mit Radion! Überzeugen Sie sich! Radion ist ja jetzt so billig, Radion wäscht ohne Beihilfe eines weiteren Waschmittels, Radion schont die Wäsche und vor allem- Radion wäscht ohne Müh' und Plage!

15 Minuten lang kochen, und die Hauptarbeit des Waschens ist getan: die Wäsche ist schnee­

weiß und hygienisch sauber.

BADION

RADION RADION

wäscht allein!

ver

wäscht

allein!

Sudetendeutscfier Zeitspiegel

Uneinigkeit und Verwirrung in der SdP

Die Zeit"( und ähnlich die mit ihr gleich geschalteten Blätter) hatten gestern Folgendes zu melden:

Die Hauptleitung der Sudetendeutschen Partei hat sich in ihrer Sitzung vom 29. Jän­ner auch mit den Bestrebungen ge­wisser Personen beschäftigt, un einigkeit und Verwirrung in die Reihen der SdP zu tragen.

Die Hauptleitung der Sdp er klärt, daß alle Versuche, die so schwer errungene Einigkeit des Sudeten  deutschtums zu stören, von allen Glie­derungen der Partei rücksichtslos be

Ueber Tellnitz wird verhandelt!

Das Schicksal der Tellnizer Porzellan-| Verwalter der Konkursmasse hatte sich bereit erklärt. fabrit ist noch immer nicht entschieden. Dem Han- in diesem Falle die Arbeiter und Angestellten weiter delsministerium obliegt die Entscheidung, ob die zu beschäftigen. Ersteherin der Fabrik, die Tellniger Keramischen 2. Ob die TKW bereit ist, selbst den Betrieb Werke G. m. b. H. in Auſfig, welche offensichtlich weiter arbeiten zu lassen oder mit anderen Inter­dem Porzellanfartell nahestehen, verpflichtet sind, essenten zu verhandeln, die den Betrieb wieder auf­den Betrieb wieder aufzunehmen.

Seit der Stillegung des Betriebes arbeitet die Genossin Abg. Frene Kirpal unermüdlich daran, bei den maßgebenden Behörden und Aem­tern die Wiederaufnahme des Betriebes zu er­Tangen. Auf ihre Anregung beim Sektionschef Dr. Benda im Handelsministerium wurde bei der Bezirksbehörde in Aufsig am 29. Jänner 1936

eine Enquete abgehalten.

nehmen würden und

3. ob im Falle der Wiederaufnahme die Ange­stellten und Arbeiter der ehemaligen Firma Stein wieder aufgenommen werden würden

Der Kampf

Internationale Revue, Prag  

Das Jänner Heft( Nr. 1) ist soeten erschienen. Es enthält folgende Beiträge:

Otto Bauer  : Nach zwei Jahren

S. A. Hauser: Illegale Organisationen in Deutschland  

Josef Hofbauer  : Volk und Arbeiter Emil  , Franzel  : Vor dem Engpaß

Adolf Schmidt: Regelung der bäuerlichen

Schulden

Weltpolitik

Weltwirtschaft

Internationaler Sozialismus

Aus der Sowjetunion

Bücherschau

Preis des Heftes 5, Jahresbezugspreis 50. Redaktion u. Verwaltung: Prag   II., Lühowova Nr. 37.

Industrieller Ausverkauf

in Jägerndorf

Jägerndorf ist die Stadt der Kamine, doch werden der wehenden Rauchfahnen von Jahr zu Jahr immer weniger. Seit dem Jahre 1919 find insgesamt 17 leinere und größere Betriebe zum völ= I igen Stift stand gekommen. In leßter Zeit geht man an die vollständige Verram­sch ung nicht nur der Einrichtungen, sondern auch der Gebäude. Verflossenen Herbst wurde die ehemalige Steuerfabrik dem Erdboden gleichge­macht, eine Unmenge Baumaterial wurde zu Spottpreisen an Interessenten verkauft und die Maschinen schon vorher zum Teil ins Ausland verschoben. Der seit nahezu zehn Jahren stillge= legte Betrieb der ehemaligen Tuchfirma Franz Larisch auf dem Lerchenzug soll nun ebenfalls zur Abtragung kommen und wieder vernehmen wir, daß ein Teil der Maschinen angeblich nach I u g o= slawien verkauft werden soll. Auch der Be­trieb der Firma Heinrich Schnirch wird nicht mehr in Gang kommen, denn auch da sehen wir, wie ein großer Teil der Maschinen auf dem Umivege über die bekannte große Brünner Tuchfirma Himmelreich und Zwicker nach Kleinmünchen in betriebe der genannten Firma aufgestellt zu wors Oesterreich wandert, um im dortigen Zweig­den und einen neuen Konkurrenzfaktor für die heimische Produktion zu bilden. Jeder neue Web­stuhl im Auslande bedeutet vermehrte Arbeits­losigkeit bei uns, vollends dann, wenn die Web­stühle aus der Tschechoslowakei   ausgeführt wer= den. Aber was schert dies den Volksgenossen Un= ternehmer oder die sonstigen Nugnießer dieses Industriebegräbnisses!

Wo erscheint ,, Die Zeit"?

Dr. Anders als Vertreter der TKW er= widerte darauf, daß die Tw nicht die Absicht haben, das Wert der Konkursmasse zu verpachten, daß sie jedoch mit Interessenten wegen der Wie­deraufnahme der Arbeit verhandeln und dabei Die Vertreter der Behörden richteten an den Vertreter der Tellnizer Keramischen Werke den ohne Rücksicht auf die eigenen materiellen Inter­essen demjenigen den Vorzug geben würden, der Wer die gestrige Zeit", das Organ der dringenden Appell, den Betrieb wieder auf mehr Arbeiter der früheren Firma beschäftigen Henleinpartei, in die Hand genommen hat, wird men oder die Weiterarbeit durch die Verpachtung könnte. Dies alles wurde jedoch ohne Nebernahme glauben, eine Zeitung vor sich zu haben, die auf kämpft und ausgemerzt werden. Die des Betriebes an die Konkursmasse der Firma einer rechtlichen Verpflichtung erklärt, so daß die Anordnung des Verliner Propagandaministe Zersetzungstätigkeit und Egon Stein zu ermöglichen. Oeffentlichkeit darin keine praktischen Zugeständ- riums gemacht wird. Im Leitartikel wird Gerüchtemacherei einiger Die Verhandlungen gestalteten sich sehr nisse an das soziale Rechtsgefühl erblicken kann. Deutschlands   sozialpolitische Gesetzgebung der sattsam bekannter Spaltpilze" muß schwierig, weil Dr. Anders, der Vertreter des als Verrat am Gedanken der Volks- Porzellanfartells die Verpflichtung bestritt, die schwierig, weil Dr. Anders, der Vertreter des Noch am selben Tage fand in Tellnitz   eine letzten Jahre" als weitvorausblickende Fami­gemeinschaft gebrandmarkt werden, Beamten und Angestellten des Werkes zu beschäf- Versammlung der Belegschaft der Tellnißer Bor- lienpolitit" geschildert, daneben steht dreispaltig da sie nur denen dienen, die ihre letzte tigen. Er ließ keinen Zweifel darüber offen, daß zellanfabrik statt, in der Kreisgewerkschaftssekre- fett: ,, Drei- Jahr- Feier in Berlin  , Große Rede Hoffnung auf einen Zerfall der sude die Stillegung der Fabrik zum Vorteil des Kar- tär Genofie Schwob den Vorsiz führte. Die hitlers, Ohne Recht für alle Völter tein wirf­licher Friede". Fehlt nur noch das Haken­tendeutschen Einheit gesetzt haben. tells geschehe. Dr. Anders behauptete jedoch, daß Versammlung hörte sich in völliger Ruhe und Alle derartigen Erwartungen werden er bereits einen großen Teil der Arbeiter bei Ordnung den Bericht der Genoffin Abg. Kirfreuz am Kopfe des Blattes! jedoch an der völkischen Disziplin und andern Firmen untergebracht hätte. Diesen Er- pal über die Verhandlungen bei der Bezirks­an der Eintracht des Sudetendeutsch- klärungen traten die Genoffin Kirpal und auch tums zerschellen und ein unrühm. Dr. Gerson   sofort entgegen. liches Ende finden.

Nach dreistündigen ergebnislosen Verhand­

behörde in Auſſia an. In dieser Versammlung sprachen ein deutscher   und ein tschechischer Arbei­ter der Genoffin Kirpal den Dank und das Vertrauen der Arbeiterschaft aus und ersuchten

"

Ing. Jung Chef der antitschecho­slowakischen Hitlerpropaganda

Die Zahl der gewissen" Personen wird also lungen stellte der Vorsitzende Dr. Hönig an jie, auch weiterhin ihre Arbeit für die Betriebs- malige Hakenkreuzabgeordnete des tschechoslowa

immer größer und die Wirkung der Kritik an der Sdp immer unangenehmer! Und es muß schon ziemlich hoch hergehen in der Sdp, wenn deren Hauptleitung öffentlich einen solchen Ukas zu er lassen sich genötigt sieht. We r aber zerschellen" und ein unrühmliches Ende" finden wird, wird sich schon noch zeigen...

Ein verdienter Kamerad

1. Ob die THW bereit sei, die Fabrik der Non­fursmasse für eine bestimmte Zeit zu verpachten. Der

"

Nach einer aus deutscher   Quelle stammen­den Meldung des Právo Lidu" wurde der ehe­aufnahme zu verwenden. fifchen Parlaments Ing. Iung, der bekanntlich Das Wort hat weiterhin das Handelsmini- nach Deutschland   geflohen ist, in Goebbels  ' Pro­pagandaministerium zum Rat und Chef der anti­tschechoslowakischen Prapaganda  - Abteilung er=

fterium!

Das ist Volksgemeinschaft!

Verrat an Arbeiterinteressen

,, Arbeitnehmergewerkschaft" gegen Arbeiter

Das Gesetz über die Rechtsverbindlichkeit der und seine Arbeitnehmergewerkschaft", die er

"

gegen die Rechtsverbindlichkeit der Kollektivver= träge

nannt.

Die Prager   deutsche Sendung bringt in dieser Woche: Sonntag, 2. Feber, 14.30 bis 14.45 Uhr: Vor einer neuen Konjunktur?( Fri Freyberg); Mittwoch, 5. Feber, 18.20 bis 18.40 Uhr: Aus­wanderungsländer( Adolf Schmidt);

zehn Minuten; Sonntag, 9. Feber, 14.30 bis 14.45 Uhr: Raſſe und Mensch( Zwiegespräch; Karl Rothe  ).

Bergarbeitertod. Auf dem Marienschacht in Wanjet zwischen die Kohlenhunde, wobei ihm der Brustkorb eingedrückt wurde. Der Unglückliche starb noch während des Transportes aus der Grube.

In Schlag haben die Henleinleute trotz der Warnungen der Sozialdemokraten zum Gemeinde Kollektivverträge ist noch lange nicht überall in vertrat, ihre Aufgabe anders auffassen. Er sprach Freitag, 7. Feber, 18.85 bis 18.45 Uhr: Aktuelle diener einen gewissen Munzig bestellt und sie Wirksamkeit und um ihm Geltung zu verschaffen, sich nämlich, wie selbst die christlichsoziale Volks­waren mit diesem Erfolg ihrer Mehrheit in der fand vor kurzem im Vereinshause in Sch I u de poſt" mit Empörung feststellt, Gemeinde so zufrieden, daß sie ihm in ihrer les nau eine von der Union der Textilarbeiter und ten Hauptversammlung feierlich den Dank vom Verbande christlicher Tertilarbeiter gemeins feine fünfmonatigen( 1) treuen und ehrlicher sam einberufene Versammlung der Textilarbeiter Tienste aussprachen. Einige Stunden später war statt. Zum größten Erstaunen der Versammelten aus und verteidigte den ablehnenden Standpunkt Munzig verschwunden und mit ihm hatte sich auch der Vertreter des ganz auf die der Unternehmer. Mit Recht bemerkt dazu die Schalar geriet Mittwoch der Bergmann 7500, die er von der Post abholen sollte. Volksgemeinschaft" eingestellten Arbeitnehmer- Volkspost": gewerkschaft" in Tetschen  , ein gewisser Herr Inzwischen ist der Kamerad in Reichenber3 Nitsche L. eingefunden, obzivar weder er, noch verhaftet worden, wo er zivei Tage lang in feine Arbeitnehmergewerkschaft" dazu einge Saus und Braus gelebt und mit andern Name: laden war. raden von einem Gasthaus ins andere gezogen: Nun sollte man immerhin meinen, daß auch war. Immerhin fand man bei ihm noch 1700. Sechstaufend hatte er in 48 Stunden angebracht und die Steuerträger werden sie jetzt auf die eine oder andere Art erseßen müssen. 2000 mußte die Gemeinde dank der neuen Wirtschaft hoi. früher zuzahlen, weil wichtige Voranschlagsunter lagen verschwanden und neu besorgt werden muß ten. In fünf Monaten hat die Henlein- Mehrheit in Schlag also genug geleistet!

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Eine solche Stellungnahme eines Gewerk­schafters gegen die Arbeiter ist in den letzten 50 Jahren unbekannt, daher war das Erstaunen und der Unwille der Versammlung auch groß. Wenn das die Verpflichtungen der Volksgemeinschaft gegen die Arbeiterschaft sind, dann werden sich die Arbeiter wohl bald um eine andere Vertretung umsehen!

,, voltsgemeinschaftlicher" Arbeitervertreter Arbeiterinteressen wahrnimmt und bestrebt ſein Allerdings; für nichts und wieder nichts müßte, einem Geseze Geltung zu verschaffen, das den Arbeitern Tariflöhne garantiert und haben die Industriellen die Volfsgemeinschaft" fie vor dem oft brutalen Lohndiktat der Unter- nicht mit ihren Tausendern gefüttert und eine nehmer, also vor Lohndruck, schützt. Der Herr Arbeitnehmergewerkschaft", die Arbeiterinter­Ritschel aber erbrachte den Beweis, daß er essen vertritt, hat für sie keinen Sinn.

Immer wieder falsche Fünffronenstücke in Karlsbad  . Bei der Karlsbader   Polizei erstattete der Postmeister aus Fischern gegen eine Kauf­mannsfrau die Anzeige, weil sich in einer von die ser Frau bei der Einzahlung eines Geldbetrages am Schalter des Postamtes in Fischern überge= benen Rolle mit Fünftronenstücken Falsifikate be= funden hatten. Die falschen Münzen wurden bei der Nachzählung der Geldrolle festgestellt und er= wiesen sich bei der lleberprüfung als plumpe Blei­stücke, galvanisch versilbert.