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Donnerstag, 6. Feber 1936
Tosenfürsorge gegen die Saisonarbeiter ohnedies| chend dafür, daß der sozialen Fürsorge jeder rigoros vorgegangen wird. Es werden soziale Nerv gezogen wird.
alle Saisonarbeiter, welche die halbe Saison gearbeitet haben, in die Ernährungsaktion nicht aufgenommen.
Soziale Einrichtungen erfordern aber eine soziale Praxis, sonst verlieren sie Sinn und Wirksamkeit.
Die Zeitdauer der halben Saison wird durchwegs Den Herren des Venkov", des führenden mit 13 Wochen festgesezt. Auf die Familienver Organs der führenden Staatspartei, müßte schon hältnisse und den Verdienst wird keine Rücksicht zum Bewußtsein gekommen sein, daß die Gegenommen. Hier spielt also die Frage der Be- gen to art teine soziale Reaktion verträgt, dürftigkeit schon keine Rolle mehr. Die Baujaison sondern gebieterisch tiefes soziales beträgt normal wenigstens 34 Wochen, so daß Verständnis erheischt, wenn der selbst bei rigorosem Vorgang erst dann die Ein- Staat ohne tiefere Erschütterungen, als sie die beziehung in die Ernährungsaktion unterbleiben Strife schon hervorgerufen hat, hinwegkommen sollte, wenn ein Saisonarbeiter wenigstens 17 will. Sie würden besser tun, die durch die Wochen gearbeitet hat. Selbst dann ist es noch eine Strise aufgeworfenen Probleme zu studieren und unerträgliche Härte, weil die davon Betroffenen ernsthaft an einer Neukonstruktion der Wirtschaft immer noch 35 Wochen im Jahre arbeitslos blei mitzuarbeiten, als fortgesezt über die Arbeitsben. Ueber unsozialen Geist darf man sich bei der losenfürsorge zu räsonieren, nachdem die AgraDurchführung der Arbeitslosenfürsorge nicht be| rier die größten Unterstüßungsempfänger im schweren. Es sorgt die Landesbürokratie hinrei- Staate sind. Alois Müller( Tachau ).
Verständigung
Auch die Opposition zufrieden
über den Privatunterricht
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Lex Uhlíř vom Kulturausschuß in neuer Fassung genehmigt Prag . Im Kulturausschuß des Abgeordnetens Herren auch ohne irgend einen Einfluß gelhauses wurde am Mittwoch der Gefeßantrag tend machen zu können mit in dem Subdes tschechischen Nationalsozialisten Uhlíř auf fomitee gesessen wären. Da hätten sie sicher in Aenderung des§ 23 des Reichsvolksschulgesetzes alle Welt hinausposaunt, sie und nur sie hätten vom Jahre 1869 verhandelt und verabschiedet. diesen großen Erfolg errungen, einen auf die In seiner ursprünglichen Form ein direktes Entnationalisierung hunderter deutscher StinVerbot jedes Privatunterrichtes der" hinauslaufenden Antrag unschädlich gemacht enthaltend, mußte dieser Antrag auf deutscher zu haben. Seite schwerste Bedenken und Befürchtungen er Statt deffen hat die Koalition die nationalen weden. Daß dort, wo Schulen in der Mutter- Extremisten, die in der Vorkriegszeit in der sprache des Kindes vorhanden sind, von sozialisti- Aera K. H. Wolff sich selbst allerhand Stückchen scher Seite gegen das Verbot des Privatunter- gegen berechtigte tschechische Schulwünsche gelei richtes teine Einwendungen erhoben werden stet haben, gar nicht erst hinzugezogen, sondern fönnen, liegt auf der Hand. Hier fonnten wir der hat unter sich die ganze AngelegenBegründung des Antragstellers zustimmen, daß beit eingehend geprüft und bereinigt. Wir können es sich darum handle, alte, für den seinerzeitigen ohne jede Ueberheblichkeit sagen, daß an der Adel bestimmte Privilegien zu beseitigen, der Neuformulierung die Vertreterin unserer Partei seine Kinder nicht in die öffentliche Schule schicken in dem Subkomitee, Ge nosfinirp a l, wollte. Anders aber dort, wo vereinzelt deutsche einen hervorragenden Anteil hatte, wofür ihr der Kinder unter einer fremdsprachigen Mehrheit Dank der gesamten deutschen Oeffentlichkeit leben: Bezweckte der Antrag, diese Kinder durch gebührt. das Verbot ihres Privatunterrichtes in der Muttersprache zu entnationalisieren? längerer Debatte vom Ausschußplenum unverändert angenommen wurde, werden im§ 1 die Fälle angeführt, in denen schulpflichtige Kinder vom Besuche öffentlicher Volks- und Bürgerschulen befreit sind. Mit Ausnahme jener Fälle, in denen die Kinder geistige oder förperliche Gebrechen aufweisen und tvenn überhaupt ein Schulbesuch möglich ist in Hilfsschulen, in Schulen für Blinde, Tauba fiumme, Krüppel etc. untergebracht werden müssen, befreit von dem Besuch der öffentlichen Volksund Bürgerschule nur der Besuch einer Mittelschule oder der Besuch einer ordnungsgemäß errichteten Privat- Bolts- oder Bür gerschule. Der ausschlaggebende§ 2 besagt
Die Verhandlungen über diesen Antrag in einem Koalitions- Subkomitee haben jedoch zu einer grundlegenden Neuformulierung des Antrages geführt, die sogar von der nationalen Opposition auf deutscher Seite als zufrieden= ſtellend bezeichnet werden mußte. So hat Dr. Hodina( SDP), von früher her als Fachmann in Schulfragen geltend, ausdrücklich erklärt, er könne zu seiner Freude feststellen, daß die Härten, die in der ursprünglichen Fassung vorhanden waren und die die deutsche Deffentlichkeit auf stachelten, nunmehr weggefallen sind und der Antrag jest ,, a tz e p tabel" sei. Auch 3ajiček( Chr.- Soz.) sprach seine Befries digung aus, daß die Fassung des Subkomitees den ursprünglichen Entwurf grund= Tegend berbessere.
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Der Groll der SdP- Vertreter richtete sich lediglich dagegen, daß die Aenderungen in einem Subkomitee der Koalition bereinbart und sie überhaupt nicht gefragt wurden. Es wäre doch zu schön gewesen, wenn die
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In der neuen Fassung der Vorlage, die nach
deshalb
wörtlich:
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,, Unter besonderen Umständen kann das Be zirksschulamt ausnahmsweise bewilligen, daß ein schulpflichtiges Kind zu Hause unterrichtet und daher vom Schulbesuch befreit werde. Diese Be
willigung kann nur erteilt werden, wenn kein
Zweifel besteht, daß
a) der Privatunterricht des Kindes die Erreichung des für die öffentliche Schule vorgeschriebenen Lehrziele verbürgt,
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b) der Unterricht in der Sprache der Natio-| fungen an Bürgerschulen, wird gesorgt werden nalität des Kindes erfolgt und müssen. c) bei diesem Unterricht auch für die Erziehung Der Wehrerziehung der Schuljugend des Kindes in fittlicher und staatsbürgerlicher wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. und zwar auch hinsichtlich der Vorbereitung der Hinsicht gehörig gesorgt ist. Weiters wird bestimmt, daß privat unterrich- Lehrerschaft. Eine wichtige Aufgabe der Schulverwaltung wird die Durchführung dez tete Kinder alljährlich vor Schulschluß eine Prüfung Sprengel bürgerschulgesetes fein. Die an einer öffentlichen Schule abzulegen haben und Durchführungsverordnung ist bereits ausgearbeitet. das Bezirksschulamt sich jederzeit in geeigneter Weise Die Frage der vierten Bürgerschulklassen ist eigent bon den Ergebnissen des Unterrichtes überzeugen lich nur mehr ein finanzielles Problem, das Die erteilte Bewilligung ist zu wider sich aus der Umwandlung der bisherigen einrufen, wenn die besonderen Umstände entfallen, iährigen Lehrkurse in ordentliche vierte Klaffen derentwegen die Bewilligung erteilt wurde, oder ergibt. Die Institution der Lehrer- Praktikansobald eine der Bestimmungen unter a) bis c) ten soll nach den gemachten Erfahrungen ausgebaut nicht erfüllt iſt. werden; auch im kommenden Jahre wird es noch nicht möglich sein, den ganzen Lehrernachwuchs an syste= misierten Stellen unterzubringen. Eine Vorlage im interministeriellen Verfahren; ebenso soll ihr über Personalzulagen der Bezirksschulinspektoren ist Reisepauschal neu geregelt werden.
fann.
Das Minderheitenfchu Iwefen Teide bisher unter zahlreichen Mängeln. Kaum 50 Prozent der Schulen sind baulich definitiv untergebracht. Der häufige Wechsel der Lehrerschaft an den Minderheitenschulen soll eingedämmt werden.
einzuführen.
Was die kulturellen Beziehungen zum Aus land betrifft, so sollen fie namentlich mit Rußland gepflegt werden.
In der Debatte wurden von deutscher Seite Beschwerden darüber vorgebracht, daß Gesuche um Bewilligung deutscher Privatschulen jahrelang unerledigt bleiben. Die deutsche Opposition sucht? im:§ 2 den Passus.... tann bewilligen. durch die Fassung... hat zu bewilligen... zu ersetzen. Dem widersezte sich jedoch der Referent Uhlir mit der Begründung, daß damit aus An den Mittelschulen werden forts dem Privatunterricht eine Regel gemacht würde, während er nur eine Ausnahme darstellen könne. laufend neue Lehrpläne eingeführt. An den Realgymnasien und Realschulen soll wahlweise neben Schließlich wurde eine von 3 ajičet angeregte Französisch auch Englisch eingeführt werden. Eine Resolution angenommen, daß die Rekurse von Neuregelung der Schulordnung und der Klassifizies Eltern, deren Kindern der Privatunterricht nicht rung der Schüler ist in Vorbereitung. Der Minister bewilligt wurde, beschleunigt zu erledigen tritt dafür ein, in den obersten Mittelschulklassen als sind, und zwar noch bis zu Beginn des Schuljahres. Lehgegenstand Volkswirtschaftslehre Der Vorsitzende des Kulturausschusses, der tschechische Genosse Jáša, konnte abschließend feststellen, daß er den eben angenommenen Antrag als wichtigen Schritt auf dem Wege der Annäherung der einzelnen Nationalitäten unseres Staates betrache. Durch ihn würden zahlreiche, of: fleinliche Reibflächen beseitigt, die Schwierigkeiter hervorrufen. Gerade vom Standpunkt des Zufammenlebens aller Völker unserer Republik sei dieser Antrag herzlich zu begrüßen. In Besprechung der Theaterfrage gibl der Minister der Erwartung Ausdruck, daß es gelinSubkommission für Minderheitsfragen gen wird, die Frage der Unterstübung der Zum Schluß der Sibung wurde eine elfgliedrige Theater aus dem Rundfunkfonds Subkommission für Minderheitenfragen gewählt, der instematischer au lösen, und daß die daraus ers ie ein Vertreter aller im Ausschuß vertretenen Klubs fließenden finanziellen Verpflichtungen auch auf angehört. Unsere Partei ist durch die Genossin Kir- andere Faktoren ausgedehnt werden. Der Modus vivendi wird gegenwärtig in der pal vertreten, die Christlichsozialen durch Zajiček und ersten Etappe beendet. Der Vatikan hat sich bedie SdP durch Hodina. reit erklärt, die Aenderung der Diözesangrenzen durch eine feierliche Bulle kundzutun. Für die von ausländischen Diözesen losgelösten Gebiete wers den zunächst apostolische Administratoren ernannt werben. Au ihrer definitiven Angliederung an die inländischen Diözesen soll es erst in der zweiten Etappe kommen.
Exposé
des neuen Schulministers
Der Minister beschäftigte sich dann noch aus führlich mit dem Gewerbe- und Fachschulwesen und aing dann auf die Reformpläne in bezug auf das ochschulwesen näher ein, namentlich auf die Reform des Jus- Studiums und der Erwerbung des Doktorates. Er erläuterte dann das Bauprogramm für die Kliniken und Hochschulen.
Abschließend wies der Minister jede Vermutuna auf das entschiedenste zurück, daß mit seinem Amtsantritt der Beginn irgendeines Kulturkampfes verknüpft sein könnte. Er wolle keinen Kampf. sondern Konsolidierung.
Hilfsplan für den Automobilismus
Im Kulturausschuß des Abgeordnetenhauses stellte sich gestern Minister Dr. Franke in seiner neuen Eigenschaft als Schulminister mit einem längeren Exposé vor. Er betonte, daß die Arbeiten des Ressorts durch den Wechsel in der Leitung nicht unterbrochen werden; er werde dort einsetzen, wo sein Vorgänger aufgehört habe, und in der Lösung der noch ungelösten Probleme fortfahren. Minister Dr. Krčmář Im volkswirtschaftlichen Departement des habe erst vor kurzem dem Ausschuß ein ausführ: Ministerratspräsidiums fand Mittwoch auf Anordliches Erposé erstattet. Seither habe sich noch nung des Vorsitzenden der Regierung Dr. Hodža nicht viel an dem Bild, das Krčmář entworfen die erste interministerielle Beratung über eine habe, ändern können. Er, Dr. Franke, wolle Silfsaktion zur Belebung des tschechoslowakischen daher nur einige der wichtigsten Aufgaben reta- Automobilismus statt. Ueber diese Hilfsaktion, pitulieren, an deren Lösung er arbeiten wolle. welche im ganzen 14 fonkrete Punkte und For derungen umfaßt, hatte schon vor einiger Zeit auch der parlamentarische Spar- und Kontrollausschuß verhandelt. Anfangs nächster Woche wird es mit den zuständigen Ressorts zur konfreten Behandlung der einzelnen Punkte des Hilfsplanes kommen.
Auf pädagogisch- didaktischem Gebiet betonte Dr. Franke die Dringlichkeit der Neuregelung der Lehrerbildung. Dabei werden die Erfahrungen an den Lehrerbildungsanstalten wie an den pädagogischen Akademien ausgenüßt werden müssen. Auch für die Weiterbildung der Lehrerschaft, namentlich für ihre Vorbereitung zu den Fachprü
fuhr. Aber nur einmal hatte ihm Schumann die Der Schaffner verschluckte sich vor Staunen, Worte Aus der Kriegsgefangenschaft" hinge- daß ihn der Fremrde anredete, spuckte aus und
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MÄNNER, FRAUEN brummt. Dann war er verstummt und antwor- fagte verwundert:
tete auf alles mit Hm" und" Ja". Er war der einzige Reisende außer einem katholischen Priester, der in einem anderen Abteil saß und von seinem Gebetbuch nicht aufblickte und wenn der Aufenthalt noch so lange dauerte.
Der Schaffner setzte sich auf einen BaumDer Zug, in dem der ehemalige f. u. t. ſtumpf und stopfte, während er jede Bewegung Rittmeister Werner Schumann seinem Heimat- Schumanns beobachtete, große Brocken Brot und ort zufuhr, kam nur sehr langsam vorwärts. Die Schaftäje in den Mund. Der Rittmeister war Strecke, die durch die tiefen Wälder der Waldkar- ausgestiegen und fah die Geleise entlang, die im pathen führte, war notdürftig geflickt. Der Krieg, Norden und Süden in den Nebeln des sinkenden der viermal mit Truppen und Wagen, Geschüßen Tages verschwanden. Aus dem Viehwagen blökund Tants über sie hinweggegangen war, hatte ten ein paar Rinder. Sonst hörte man nur ab und fie vielfach zerpflügt und zerrissen. Die Erjazzu im Wald das Knacken eines Zweiges. Den ein Tier zertrat. bohlen und gleise verursachten im ganzen Eisenbahndistrikt überall Verspätungen.
" In drei Stunden, wenn wir bald weiter kommen. Aber was wollen Sie denn da?" " Ich hab da zu tun."
" Go", meinte der Beamte und sah ihn zweifelnd an. Dann stand er mit eine etwas getränkten Miene auf und ging zum Lokomotiv führer. Schumann sah, wie er mit diesem sprach und beide dann zu ihm hinüber spähten. Der Lokomotivführer zuckte die Achseln und lachte kurz. Es war ein farbloses Lachen, dem man nicht anhörte, ob es Spott oder Staunen enthielt.
Mit einem Male ging das Fahrtsignal hoch, mit einem leisen, befreienden Knarren. Schumann war faum eingestiegen, da ſetzte sich der Zug ächzend in Bewegung und troch wie eine fümmerliche Raupe in die rasch fallende Dunkel
Schumann zog ein kleines schmuzigblaues Bündel aus der Bankecke zu sich auf den Schoß, preßte die gefalteten Hände darüber und nidte ein. Er fuhr auf, als der Schaffner plötzlich sei nen Kopf durch das Fenster hineinbohrte und schrie:
Die Kälte stieg die Beine empor. Schumann bekam plötzlich Furcht. Sein mageres, berhungers heit hinein. Jetzt hielt er wieder auf freiem Felde. Die tes und verstoppeltes Gesicht verzerrte sich, eine vier Güterwagen und der eine farblose, zerbeulte, minute lang hatte er Angst vor Krantwerden mit schlecht schließenden Türen versehene Per- und Sterben. Um Gottes willen, dachte er, nur sonenivagen dritter Klasse standen berloren inmit jest nicht. Zeht nicht vor dem Ziel zusammenbreten des sich von beiden Seiten auf die Bahnstrecke chen. Fünf Jahre lang hatte er ausgehalten wie herunterstürzenden Waldes. Es war Spätherbst, alle andern. Nicht viel mehr und auch nicht viel eigentlich schon Winter, aber der Schnee hielt sich weniger als sie. Bis auf den großen Fluchtver-„ Sie wir sind in Gornitsch." noch nicht. Er lag als zerronnener Matsch zwi- such, den er aus dem Lager bei Irkutsk gemacht Schumann stolperte benommen das Trittschen den Schienen und auf den Hängen. Aus hatte, und bei dem alle außer ihm in den brechen- brett herunter, glitschte etwas aus und sank leicht ihm stieg eine Feuchte empor, die in die Kleider den Eisschollen des Stromes ertrunken waren, in die Knie. Als er die Hand von der schlammiFroch und die Haut mit ihrem feindlichen Atem hatte er gelebt wie die anderen Millionen hinter gen Erde hob, blikte ihm eine Schulreminiſzenz bestrich. Beide Fensterscheiben im Coupé, in dem Stacheldraht, in Stumpffinn, Fieber, Sehnsucht Schumann allein saß, waren zerschlagen. Das und Qual des Geschlechts. Holz auf den Bänken war zerfrakt und zersplittert, die Gepäckneße hingen zerrissen herab.
Aber er lebte! Er riß die Schultern nach hinten, ivölbte die Brust und fragte sich wollüstig das bärtige Kinn.
Der Schaffner lief heran, fuchtelte erregt mit den Händen und meinte, es könnte wohl noch eine Langsam holte er aus der Brusttasche ein ganze Zeit vergehen, bis das Signal für freie abgegriffenes Stubert, betrachtete das Gruppen Fahrt in die Höhe ginge. Immer wieder kam er, bild feiner drei Kinder: Gabriele, Theffa und wenn solch ein Halt gemacht wurde, zu Schumann. Rudolf, die ihn in Festtagskleidern starr anDes Passagiers langer Russenmantel ohne Knöpfe lächelten. und Achselstüde, reiste feine Neugier. Er wollte gern wissen, woher der Fremde tam und wohin er' sein?"
„ Also, wann werden wir in Gornitsch
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schiefe Bretterbude, an deren Außenwand eine trübe Laterne baumelte. Davor stand ein Mann in einer zerschliffenen Uniform und besah sich über den Rauch seiner Pfeife hinweg neugierig den späten Anfömmling.
Das erste Gefühl Schumanns vor dieser verwandelten Dekoration war der Wunsch, rückwärts in das Coupé zu flüchten. Aber der Zug schob sich schon vorbei, zeigte bereits die roten Schlußlichter.
Schumann hatte jäh Schweiß auf der Stirn und fragte beklommen:
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,, Wo geht es denn zum Dorf? Ist die Brücke über den Bach in Ordnung?"
" Was für ein Dorf?" brummte der fremde Beamte und kam interessiert näher.
,, Aber, das ist doch Gornitsch, nicht wahr?" „ Schon, schon", bestätigte der andere. ,, Wollen Sie zu den Holzfällern? Die sind jetzt eine gute Stunde von hier oben im Gebirge. Da finden Sie jetzt nicht hin. Und ich kann Ihnen kein Licht borgen."
Moment mal, dachte Schumann. Jetzt nicht überschnappen, aufwachen, vernünftig fragen. Daß das dumme Fieber gerade in diesem Augenblick wiederkommen mußte! Er suchte in der Manteltasche, Holte ein Päckchen mit zerbröckelten Zigaretten heraus.
" Danke", sagte der Mann und steckte das ganze Päckchen ein. ,, Stann ich mich einen Augenblick sezen?" ,, Bitte!"
durch den Kopf. An jenen William, der beim Schumann fühlte sich im Augenblid wohler. Betreten Englands hingefallen war und das rasch Die Holzwand im Rücken gab ihm Salt, das vor versammelter Mannschaft als Eroberer- Schwindelgefühl ließ nach, alles stand wieder an geste deklariert hatte.„ Heimaterde ich fasse seiner Stelle. Dieser Stationsvorsteher sah wahrdich", dachte er und ärgerte sich gleichzeitig über haftig zerlumpt aus seine Pathetik. Dann sah er auf. Er hatte den Bahnhof von Gornitsch noch in guter Erinnerung als einen stabilen einen Provinzbahnhof mit Gepäckraum daneben und drei Bogenlampen, von denen eine im Gärtchen des Stationsvorsteher Säuschens gestanden hatte. Aber was sich seinen Blicken bot, war nicht viel mehr als eine wind
Aber der Rittmeister hatte zu lange unter zerlumpten, unrasierten Menschen, die sich nicht waschen konnten und stanken, gelebt, als daß er darüber allzu sehr nachgegrübelt hätte. Viel mehr beunruhigte ihn die Tatsache, daß dieser Bahnhof offensichtlich gar kein Bahnhof war. ( Fortsetzung folgt.)