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1ENTRALORGAN DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRÜH, Redaktion und Verwaltung wag xiufochova«. Telefon 53077. HERAUSGEBERi SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHE* REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

Einzelpreis 70 Heller (elfnehlieBlich S Heller Porto)

16. Jahrgang

Donnerstag, 13. Feber 1936

Nr. 37

IWarnung an Deutschland Ein hoffnungsloser Fan Wenn einmal in späteren Tagen die sude-

klodLa: Ein fester Wall gegen deutsche Drohungen

von

333 Eritrea -AskariS zu den Abessinier« über­getreten.

Dr. HodZa stattete Mittwoch vormittags in Begleitung des Gesandten Dr. Osuskh dem Vor­sitzenden des Senates Jeanneuey und dem Vor­sitzenden der Kammer Fernand Bouiffon Besuche ab. Nachmittags hatte er verschiedene Unterredun­gen und Empfing u. a. mehrere Journalisten. Am Spätnachmittag veranstalteten Gesandter Dr. Osuskh und Gemahlin auf der Gesandtschaft zu .Ehren des Ministerpräsidenten Dr. Milan HodZa eine große Rezeption, an welcher sehr zahlreiche Persönlichkeiten der politischen, literarischen, ge­sellschaftlichen und journalistischen Welt und her­vorragende Mitglieder der tschechoslowakischen Kolonie teilnahmen.

Idyllische Gegend Mexiko . Wie die.Prensa" meldet, wurde im Dorfe Valle de Juarez(im Staate JaliSco ) das Gemeindeamt mit Petroleum übergossen, an­gesteckt und mit Dhnamitrabeten in die Luft ge­sprengt. Wenige Minuten später flog gleichfcllls das Gebäude des regionalen Agrarkomites auf. Die Täter sind noch unbekannt..@3 handelt sich wahrscheinlich um ein politisches Attentat.,

Vor dem Besuch In Belgrad Belgrad . Ministerpräsident Stojadi- n o v i L empfing Mittwoch den tschechoslowaki­schen Gesandten Dr. G i r s a und behandelte mit mit ihm alle Fragen betreffend den offiziellen Besuch des Vorsitzenden der tschechoslowakischen Regierung Dr. Milan H o d z a in Belgrad . Nach den vorläufigen Dispositionen wird Dr. HodZa auch die slowakischen Minderheiten in Neusatz und Petrovac sowie drei slowakische und drei serbische Gemeinden"im Bezirke Kulpin besuchen, wo er vor dem Krieg zum ersten Male zum Abgeordne­ten gewählt wurde.

Paris . Außenminister Flandin erstattete dem Außenausschuß der Kammer. ein ausführliches Expost über die außenpolitische t Lage. Der

Paris . Auf die Frage eines Journalisten, welchen Standpunkt er zu dem französisch-russi­schen Pakt einuehme, sagt« Dr. Hl^Za: Gestatten.Sie tylr.daß Uh mich über die­sen heiklen Gegenstand nicht äußere. Jedes Land handelt gemäß seinen geographischen und militä­rischen Positionen. Aber über einen Punkt ist sich alle Welt einig: daß die Gefahr eines zweiten Weltkrieges' beseitigt werden muß. Das wirk­samste Mittel dazu ist-nach meiner Ansicht, das Gleichgewicht zwischen den gegenwärtig vorhan­denen Kräften herzustellen. Deutschland wird von dem Tage an keine stündige Drohung mehr fein, wo es sich sowohl im Oste« wir im Westen einem f e st e n Wall'gegrnübersieht. Dieser Block darf aber keinen feindseligen Charakter gegen diese oder jene Seite tragen, sondern muß die Tür für alle offen lasten, di« sich ihm anschlie­ße« wollen, für Italien , Ungarn und auch für Deutschland , falls es dies wünscht. Die Böller können nicht ewig in der Angst vor dem Morgen leben. Ich betone, erklärte Dr. HodZa später in einem anderen Zusammenhang, daß ich nicht an eine unmittelbar bevorstehende Drohung glaube, wegen der Klugheit der deutschen Heerführer, die jede hals­brecherische Politik vermeiden und das Terrain gut vorbereiten wollen. Es kann nicht von einem Aufgeben der deutschen Forderungen die Rede sein, sondern nur von einer Kombination der Diplomatie und der Gewalt. Die Warnung ist genügend ernst, alS daß wir«ns nicht bemühen müßten, dieser Gef ahr zu be­gegne n." Rach meiner Konzeption soll das System der kollektiven Sicherheit vorerst die mittel­europäische Gru ppe umfassen. ! Später müßte ein allgemeines Abkommen ge-

sudetendeutschen.Pfahlbürgertums, finden. Als untrügliches Merkmal dieses Zeitungstyps wird dabei sein totales Unvermögen zu einer frucht­baren geistigen Erörterung der deutschen Lebens­fragen im Sudetenraum leicht festzustrklen sein. Die bürgerlichen Klaffenkämpfer, vom Brün­ner»Tagesbote" haben diese allgemeine Charak­terisierung wieder einmal unter Beweis gestellt. In einem vorwiegend den deutschen Sozialdemo­kraten gewidmeten Leitartikel dieses Blattes wird die drollige Ansicht vertreten, daß die Genosst« Taub und I a k s ch sozusagen vor wenigen Tagen erst die nationale Frage entdeckt hätten. Daß Genosse Jaksch in einem Aufsatz für eine grundsätzliche und vertragsmäßige Lösung des nationalen Zusammenlebens in der Republik eintrat, daß Taub in seiner Brünner Rede die gleiche Behandlung der Deutschen bei der Be­setzung von Arbeitsplätzen reklamierte, quittiert der Tagesbote mit dem Ausruf:S p ä t kommt ihr..." Kommen die deutschen Sozialdemo­kraten wirklich so spät? Sollten wir all die wich­tigen Fragen wie Bodenreform, Sprachengesetz, Kriegsanleihe, Arbeitsplatz tatsächlich verschlafen haben, während di« Abonnenten des«Tagesbot«" furchtlos auf den Barrikaden für die sudeten­ deutschen Lebensforderungen stritten? Haben sich, wie daS gleiche Blatt glauben machen will, mit diesen Problemen bisher nur«Henlein-Organe" beschäftigt? Dazu eine einfach« Feststellung: s o wider besseres Wissen zu schrei­ben, derart die Tatsächen ins G e g ent eil umzu d r e h e n, d a s bringt wirklich nur die v e r b i s- s e n e b ü r g e r l i<b e Klasse nkampf- g e s i nn u n g i n d e r s ud e t e tt deut- sck>en P ublizistik zuwege. Ausge­rechnet auf Brünner Boden wird als unbekannt vorausgesetzt, was ein C z e ch, ein T a u b , oder ein Katschinka-für deutsche Bolksinteressen geleistet haben. Kein Thema eignet sich bester zur Kennzeich­nung des moralischen Tiefstandes im deutschbür­gerlichen Lager als dieses. Seit Jahr und Tag wird bei jedem Anlaß in nationalen und kultu­rellen Fragen mit besonderer Vorliebe die Hilfe deutscher sozialdemokratischer Politiker in An­spruch genommen. Die Dankbriefe nichtmarxisti­scher Organisationen für all die Leistungen, die in zäher, aufopfernder Arbeit auf diesen Gebie­ten gesetzt wurden, würdest einen stattlichen Band ausmachen, wenn wir es notwendig hätten, solche Zeugnisse der Oeffentlichkeit vorzulegen. Nicht zu­letzt hat Genösse Taub anläßlich des vielumstrit­tenen Machnik-ErlaffeS bewiesen, daß die deut­schen Sozialdemokraten trHhre Volksintereffen mit Nachdruck und nicht ohne. Erfolg zu wahren^ver­stehen. Der»Tagesbotc" hatte es nicht schwer, sich für diese Behauptung von zuständiger Stelle die Bestätigung.einzuholen» wenn er nicht mit Vor­bedacht das traurige Handwerk betreiben wollte, I die deutschen Regierungsparteien um jeden Preis ' zu diffamieren. Es geht also um folgenden Tatbestand: bei ' der Arbeit für das Volk werden wir Sozialdemo­kraten niemals als»national, unverläßlich" Be-> i trachtet. Da sind insbesondere in Schulfra­gen die bürgerlichen Klaffenkämpfer stets mit Eifer bestrebt, die schwierigsten Aufgaben den verhaßten Marxisten anzuhängen. Der- Dank da­für wird dann in der honetten Wesse abgestattet, daß z. B. der»Tagesbote"'unverfroxen behaup­tet, daß die deutsche, Sozialdemokratie»mit der Regierung und ihrer tschechischen Schwesternation I... durch d ick und dünn geht". Obwohl die gleichen Marxistentöter bei so mancher Ge­legenheit auch di« Hilfe und die Vermittlung tschechischer Sozialdemokraten nicht, verschmähen» ist im»Tagesbote" weiter zu lesen, daß unsere tschechische Bruderpartei geradezu an der Spitze der Chauvinisten marschiert. Daß der Entnatio- nalisierungsprozcß durch die Prositsucht und die j knieweiche Haltung deutscher Unternehmer, vielfach

* Vermutlich übertreibt auch die abessinische Regierung und man wird aus 15.000 Toten 1500 machen könne«. Daß aber der i t a l i e- nischeBerich t eine schäm loseJrre- f ü h r u n g ohnegleichen darstellt, ist gar nicht zu bezweifeln. Pie Schwarzen sterben nicht gern für Mussolini London . Nach einer Mitteilung des Kolo- nienministers Thomas im Unterhaus sinh in der Zeit zwischen dem 15. und dem 22. Jänner etwa 380 italienische Eingeborenen-Soldaten nach Kenya desertiert, wo sie entwaffnet und festge­setzt wurden»>

Oesterreich betrifft und schließlich ein noch allgemeineres Arrangement, welches die Solida­rität des Bölkerbundes in alle« deut­schen Angrifss Möglichkeiten sowohl nach Osten wie nach Weste« umfaßt." Neber den tschechoslowakisch-sowjetrussischen Pakt betreffend gegenseitige Hilfeleistung er­klärte Dr. HodZa, daß der Pakt im wesentlichen eine Verwirklichung der französischen außenpoli­tischen Konzeption sei und eine direkte Reaktion anfdie Wiederauf­rüstung Deutschlands darstelle.

Blutiger Streik Managua (Nicaragua ). Ein Streik, den die Chauffeure der Autodröschken zum Protest gegen den Benzinmangel verkündeten, führte Mittwoch' schaffen werden, wel»^ den bes^deren Kill zu blutigen Ausschreitungen. Die Streikenden deutschen Angriffes gegen erschossen einen Chauffeur, der an dem Streike| nicht teilnahm. Sodann zogen sie zu einem Ge ­schäft. dessen Besitzer der. Vorstand des Distriktes Porfirio Perez ist. Sie protestierten gegen die »ungerechte Zuteilung von Benzin" und beschä ­digten das Geschäft. Hierauf zogen sie durch die Gassen, indem sie den erschaffenen Chauffeur mit ­trugen, Schließlich muhte nach einer Demonstra ­tion vor dem Rathaus Porfirio Perez auf sein Amt resignieren.

Ensllsch>äsyptische Kriegsvorbereitungen Kairo .(E. B.) Die Konzentration der britischen Truppen in Aegvpten dauert ununter­brochen an. Alle strategischen Positionen um Alexandria herum.sind durch starke Ab­teilungen aus der Zahl der neu angekommrnen Truppen besetzt. Neberall werden neue Kasernen, Gasunterstände, maskierte Batteriestellungen nsw. gebaut. Ebenso energisch wird an der Ber- tiefung des Kriegshafens von Alexandria ge­arbeitet, um den großen Kriegsschiffen den Zu­gang zu erleichtern. Di« neu« ägyptisch« Re- gierung erläßt eben ein Gesetz, wonach die o t l i- gatorischeWehrpflicht für alle Aegvp- trr, Beduinen und Sudanesen über 18 Jahre, die auf ägyptischem Gebiet wohnen, eingeführt wird. Der Friedensstand der regulären Armee wird 12.000 auf 18.000 erhöht.

Der Kries gegen die Spitäler Drssie. Der Sonderberichterstatter im abeffinischen Haupt

des R e üter-Büros im abeffinischen Haupt­quartier an der Nordfront teilt mit, daß während der gestrigen Bombardierung Valdies durch ita­lienische Flugzeuge Explosivbomben, in einer Ent­fernung von 140 M-tern von der Abtellung der britischen Ambulanz niederfielen. Diese Bomben richteten jedoch keinerlei Schaden an. Ein abessi­nischer amtlicher Bericht besagt, daß italienische Bombenflugzeuge am vergangenen Montag zwei Lastkraftwagen der britischen Roten-Kreuz-Am- bulanz während der Fahrt über eine Strecke von einigen Meilen aus Waldie nach Quoram, wohin diese Abteilung der britischen Ambulanz verlegt werden soll, verfolgten. Während dieses Ber- folgungSmanövers versuchten die italienischen Flieger, die Spitalsambulanz zu bombardieren. Die ausländischen Militärsachverständigen in Deffie sprechen ihr Erstaunen darüber aus, daß das italienische Bombardement, obgleich es äußerst intensiv war, bloß unbedeutende militäri­sche Schäden verursacht hat.

andere Staat gewaltsam die Artikel 42 oder 43 des Bersailler Friedensvertrages über die ^demilitarisierte Zone verletzen Dagegen lehnten: würde, immer noch als ein gültiges und verpflich­tendes Abkommen erachtet werden oder als ein Abkommen, das durch allgemeine Zustimmung der Bertragspartrien aufgehoben wurde. Minister Eden antwortete: Die Berpflich- tungcn, durch welche die Regierung Seiner Ma­jestät gebunden ist, sind durch den Lorarnovertrag festgesetzt. Die Regierung Seiner Majestät be­harrt auf diese» Verpflichtun­gen und beabsichtigt, wie bereits in diesem Hause erklärt wurde, sie nötigenfalls zu erfüllen..

Schwerste Komplikationen bei Bruch der Verpflichtungen über die demilitarisierte Zone London .(Reuter.) An den Außen ­minister Eden wurde im Unterhause die An ­frage gerichtet, ob er versichern könne, daß jene Bestimmungen des Locarnovertrages, durch welche Großbritannien verpflichtet ist, Frankreich oder Deutschland augenblicklich zu

men des Völkerbundpaktes und im Rahmen derLocarnoverträge bleibe. Er fügte ausdrücklich hinzu, daß nichts Deutschland dazu berechtige, in der entmili­tarisierten Rheinlandzonr irgendwelche Befe­stigungen zu bauen. Auf die Frage, was Frankreich tun würde, wenn Deutschland den Artikel 42 und 43 d^s Versailler Vertrages. über die entmilitarisierte Zone verletzen würde, sagte Flandin, daß Frank­ reich sofort mit den die Locarnoverträge garan­tierenden Staaten n Verbindung treten und mit ihnen beraten würde, welche Schritte zu unter­nehmen seien. Jedenfalls werde aber Frankreich t den Grundsätzen des Völkerbundes treu bleiben.

tendeutsche Tragödie ihren Historiker findet, wird er in Verlegenheit sein, in welche Kategorie die antimarxistische Schriftleiterpresse einzureihen ist. Ob er ihre Rolle von der komischen oder tragi­schen Seite nimmt, mag dann sein persönlicher ... Standort bestimmen, aber jede objektive Nachprü- Außenminister lehnte neuerlich die deutschen Ein«> luilg wird an eben dieser Schriftleiterpresse einen Wendungen gegen den französisch-russischen Bei-\ verläßlichen Maßstab der Geistlosigkeit, der Bös- standspakt ab und sagte, daß dieser Pakt im Rah-( Willigkeit mtd^or^allem der llnbelehrbarkeit des

vle Italienischen Verluste Addis Abeba. Z« dem offiziellen italienischen Kommunique vom 10. Feber, wonach bis heute 844 Mann der Heimattruppen gefallen seien, erklärt die hiesige Regierung in einer amt­lichen Mitteilung, daß diese Berlustziffer eine betrübliche Irreführung des italienischen Bol­les.darstelle". Denn allein in der Schlacht vom 20. bis 30. Jänner im Sektor von Tcmbirn sei di« abessinische Heeresleitung gezwungen gewe­sen, durch' speziell eingerichtete Bestattungbkom- mandos 15.000 Italiener und außerdem 5123 eingeborene Soldaten zu bestatten. Die Italiener hätten sämtliche Verluste an Eritrea-, Somalia und Lvtien-Truppen nicht angegeben. Ferner I seien während der erwähnten Tembien-Schlacht

Das Urteil von Aix: Lebenslänglich Aixen Prov e n c e. Die Geschwore ­nen antworteten nach einer Beratung auf die drei Schuldfragen größtenteils bejahend, erkann ­ten aber einige mildernde Umstände zu, weshalb das Urteil gegen die Komplicen der Marseiller Mörder aus lebenslängliche Zwangs ­arbeit lautet. Die Verurteilten find schuldig der Beteiligung an einem verbrecherischen Kom ­plott und der Mitschuld an der Ermordung des H i l f e zu kommen, fallsdcr eine oder der Königs Alexander, die unter erschwerenden Um ­ständen und nach vorherigen durchdachten Vorbe ­reitungen durchgeführt wurde. die Geschworene« die Schuld an der vorsätzlichen Ermordung des Außenministers Barthou und an dem Mordversuch an General Georges ab.