' Tette 4 Samstag, 15. Fever 1836 Nr. 39 Eigentlich, meine Herren, haben wir es uns schwerer vorgestellt, die Kultur Nationen für unsere Idee zu gewinnen.. Februarkundgebungen In Wien  Reißmann, Sever u. v. a. Genossen verhaftet Wien  (Jntro.) Nachdem schon Tage vor­her Fabriken, Wohnhäuser, Geschäfte und Aemter mit Flugschriften und Dreifeil-Abzeichen über­schwemmt worden waren, wiederholte sich diese Propaganda der illegalen Arbeiterorganisationen in der Nacht vor dem 12. Februar. Nicht nur die Arbeiterbezirke, auch in den bürgerlichen Stadt­vierteln zeigten die Häuser und Pflaster die Wir­kungen der Agitation. I» de» Fabriken erfolgte Bprmittag eine Arbeitsunterbrechung von 5 vis 15 Minuten. In der Schuhfabrik Bally drang während des Demonstrationsstreikes Polizei ein »nd verhaftete 118 Arbeiter und Arbeiterinnen, » von welchen ViS Freitag nur 20 enthaftet wur­den. Die Maffenverhaftungen, welche insbeson­dere qualifizierte Kräfte betrafen, führten zur Stillegung der Schuhfabrik. In Meidling   wurde der 70jährige frühere Bezirksvorstcher ZanaLka und der kranke ehemalige Gemeinderat Reiß- mann zur Polizei geholt, wo ihnen befohlen wurde, die Straßen von den Dreipfrilabzeichen z» säubern. Als sie sich weigerten dies zu tun, wurden sie verhaftet. Die Friedhöfe, auf denen rin Teil der getöteten Arbeiter liegt, wiesen trotz PolizeiaVsperrung einen Massenbesuch auf. Als der greise frühere Rationalrat Sever daS Grab seiner, bei den Kämpfen durch einen Granatsplit­ter getöteten Fra  « besuchen wollte, wurde ihm dies verboten. Ein Polizeioffizier befahl ihm, den Trauerflor vom Arm zu entfernen. Da Sever dies ablehnte, wurde er verhaftet. Auch vor den Gräbern der anderen gefallenen und Hingerichte­ten Arbeiter ereigneten sich ähnliche Borfälle. Ole Lausitzer Serben protestieren gegen Germanlsierungs-Methoden Prag  , Eine Manifestationsversammlung zum Schutze der Lausitzer Kultur   nahm eine Resolution an, in der es u. a. heißt: Die Gesellschaft der Freunde der Lausitz in Prag  , behandelte die Stellung der nationalen Minderhei­ten in Deutschland   auf kulturellem Gebiet, Sie ge­dachte der Kundgebungen Hitlers  , insbesondere daß er bei der Uebernahme der Staatsverwaltung feier­lich erklärte, daß die Regierung die nationalen Min­derheiten nicht germanisieren wolle. Die neuesten Maßnahmen der untergeordneten Regcrungsorgane stehen jedoch in direktem Widerspruch zu der Erklä­rung des Kanzlers Hitler  . So hat sich bereits der Verband der P o l e n in Deutschland   zum Schutze der dortigen bedrohten polnischen Minderheit erho­ben und ist mehreremals bei der Regierung in Ber­ lin   eingeschritten. Auch der westliche Polenverhand in Polen   hat seine Stimme in diesem Sinne erhoben. Der neueste Repräsentant der L a u si tz e r Ser« b e n, deDomovina in Bansten", hat der Berliner  Reichsregierung ein Memorandum überreicht, in wel­chem gegen die Verordnungen protestiert wird, durch wiche das Leben einer sla­wischen Nation bedroht wird. Da wir nicht schweigen können, erheben auch wir unsere Timmen im Namen der Kultur und Menschlichkeit zum Schuhe der lawischen Minderheiten in Deutsch­ land  . ®cr Budgetausschuß des Abgeordnetenhau-' s:s setzte nach Beendigung der Generaldebatte' über die Steuernovelle zur detaillierten Verhand­lung der Vorlage ein vierzehngliedriges Sub­komitee ein, dem von unserer Fraktion Genosse Laub angehört.* Februarsturme fordern huKlerts Todesopfer Lissabon  . Ein schweres Unwetter, das':it einer Woche in Portugal   herrscht, hat verschiedene Todesopfer gefordert. Setubal   wurde in den Nach­mittagsstunden, von einem schweren Zyklon über­rascht. Zwei gerade beim Fischfang befindliche Fischerboote gingen mit sieben Mann unter. In Leixeos wurde ein kleineres Boot vom Sturm erfaßt und versank mit zwei Mann. » Istanbul.  (Reuter.) Bei den jüngsten Schnee- stürmen sind in der Türkei   im ganzen 4 8 Per­sonenerfroren, 22ertrunken und acht auf andere Weise zugrunde gegangen. Der Ma­terialschaden beträgt ungefähr zwei Millionen tür­kischer Pfund. » Sofia  . Nach einer Mitteilung des bulgari­schen Innenministerium- hat sich die Zahl der Todesopfer des Schnee-Orkans im Laufe des Donnerstag um 32 auf 8 4Personen erhöht, zu denen noch die 16 Toten des Sisenbahnunglük» les kommen. Mit einer weiteren Erhöhung der Man kann sich auf nichts verlassen... Mit Staunen las mans gestern in den Zeitungen, daß wieder einmal ein kräftiges Donnerwetter über die Leitung der KP§ her­eingebrochen ist. Es kam auch für Eingeweihte einigermaßen überraschend. Kaum ein halbes Jahr ist es her, daß die Delegierten der kommu­ nistischen   Partei, gesalbt mit dem letzten Del kommunistischer Weisheit, vom siebenten Welt- kongreß zurückgekehrt sind. Man konnte anneh- men, daß sie dort auf die einzig richtige leni- nisttsch.stalinistische Linie gebracht wurden. Wir waren zwar gewohnt, anzunehmen, daß die KPCer mft absoluter Sicherheit immer gerade daS tun, was der Arbeiterklasse schadet und ha­ben auch über manche sagen wir Merk- Würdigkeiten, z. B. über bei ihrem B e r h a l- ten anläßlich derPräsidente n- Wahl, den Kopf geschüttelt. Immerhin war man manchmal geneigt, in gewissen parlamen- torischen Abstimmungen schüchterne Versuche der Wendung zu realpolitischer Arbeit zu erblicken. Und jetzt heißt es, daß wieder alles falsch war! Kein Geringerer als Klemens Gottwald, den die Kommunisten, wenn's nach ihnen ge- gangen wäre, auf den Präsidentenstuhl unseres Staates erhoben hätten, donnert vom Moskauer Olymp, daß man die Urheber dieser Polftik mit eisernen Ruten" hätte aus der Partei hinausjagen müssen! Dabei kommt es uns, die wir auch nach dem siebenten Weltkon­greß nicht unseren klaren Verstand und die eigene Meinung verloren haben, so vor, als ob dieser Klemens Gottwald selbst nicht ganz von jeder Schuld freigesprochen werden könnte. Er ist ja einer der Sekretäre der Komintern  , er fitzt ja im Antlitz des allmächtigen Stalin, er ist ein arrivierter Kollege Dimitroffs und müßte doch sozusagen schon von Berufs wegen wenigstens feine Partei, die KPE richtig dirigieren können! Oder füllte die Telephonleitung zwischen Prag  und Moskau   nicht richtig funktioniert haben? Oder sollte gar welche Vermessenheit! ein kommunistischer Redakteur einmal eine eigene Meinung besessen haben? Jawohl, besessen haben, denn er besitzt sie entweder nicht mehr, oder hat keine Gelegenheit, sie zu vertreten, denn 4vir find überzeugt, daß dieeisernen Ru- ten" schon in Funktion waren und den Ketzer aus der Partei hinausgepeüscht haben. Es ist halt ein Kreuz! Da glaubte man, in der KPC als einer Sektion der straff geführten Komin­tern geschehe alles nur nach dem Willen Mos- kaus, auch dann, wmn es ausnahmsweise ein­mal vernünftig war. Wir werden aber eines schlechteren belehrt. Man kann sich wirklich schon auf nichts mehr verlassen. Nicht einmal mehr auf Gottwald und die Führung der KP§. Der mysteriöse Doppelmord aufgeklärt. Der Doppelmörder von Königssaal wurde am\ Freitag auf der Klinik des Prof. Jirasek im All­gemeinen Krankenhaus von der Polizei entdeckt. Mittwoch hatte der 26jährige arbeitslose Privat­beamte GeorgPero, wohnhaft inPpagXN. I Lublanfkä 46, beim tschechischen Kinderspital einen Selbstmordversuch verübt, indem er sich mit einem Revolver in die linke Brüstseit: schoß und sich scher verletzte. Er wurde auf die Klinik des Prof. Iirasek gebracht, wo er in Behandlung blieb. Detektive der Sichcrheitsabtcilung der Prager  , Polizei forschten dem Grunde des Selbstmord­versuches nach und da die Tat mit einer Repe­tierpistole, Marke Seam,, Kaliber 6.35 Milli­meter, begangen worden war, also mit einer Todeszahlen ist zu rechnen, da aus vielen Ortschaf­ten wegen der Unterbrechung der Drahtverbindung Meldungen noch ausstehen. * Kairo  . Auf dem Schwarzen und dem Azow- schen Meer wütet ein schwerer Orkan von Wind­stärke 11 bis 12. Sechs Sowjetdampfer sind in Seenot  . Drei von ihnen haben das Steuer ver­loren, drei andere Schiffe treiben der rumänischen Küste zu. Der Schiffsverkehr im Hafen von Odessa  wurde stillgelegt. Athen  . Der Schneesturm kn Nordgriechen­land hat vielen Menschen das Leben gekostet. Tn Mazedonien allein dürste sich die Zahl der T o- desopferauf 35 belaufen. Mailand  . Der Sturm in der Adria   hat in der Gegend von Venedig   erneut Todesopfer gefordert. Nach den letzten Nachrichten sind im ganzen dreizehn Fischer ums Leben ge­kommen. Waffe desselben Kalibers, die der Doppelmörder von Zbraflav verwendet hatte, suchten sie auch festzustellen, wo Pero am Mordtage sich aufhielt. Da fichergestellt wurde, daß sich Pero zur stati­schen Zeit in der Nähe von Zbrastav aufgehalten hatte, wurde der Revolver mit den restlichen Ku­geln der Zentralgendarmerie-Fahndungsabtei- lung in Prag   übergeben. Dort wurde auf mikro­photographischem Wege festgestellt, daß es sich mtt größter Wahrscheinlichkeit um dieselbe Waffe handelt, die der Mörder bei seinen Moichtaten verwendet hat. Pero wurde daher iw Kranken­haus von Polizeibeamten in Gegenwart der Gen­darmerie einem Verhör unterzogen und bekannte sich schließlich zu den Morden. Er erklärte, daß er die Tat aus Verdruß über seine lange Arbeits­losigkeit verübt habe. Die Sachen habe er den Opfern deshalb abgenommen, um einen Raub­mord vorzutäuschen. Die geraubten Sachen habe er in der Nähe des Tatortes vergraben. Die Suche nach diesen vergrabenen Gegenständen wurde bereits aufgenommen. Ein eingehendes Verhör des Mörders konnte mit Rücksicht auf sei­nen fchlechten Gesundheitszustand bisher noch nicht vorgenommen werden. Tschechoslowakische Sympathiekundgebung für Professor Jöze. Das vorbereitende Komitee des JugendfriedenskongresseS in Genf  , welcher von der Völkerbundliga einberufen wurde, beschloß die Absendung eine- Telegramms an den Pro­fessor der Pariser   Sorbonne JLze. DaS Komitee, welchem alle tschechoslowakischen Jugendorgani­sationen ohne Unterschied der polittschen Richtung angehören, drückt dem Gelehrten seine Sympathie für die tätige Unterstützung im Interesse des über­fallenen Abessinien aus. Die tschechoslowakische Jugend erklärt ihre Solidarität mit Jsze und verurteilt die Exzesse der Pariser   reaktionären Studentenschaft. 150 Menschen verbrannt. Im chinesischen Baracken-Viertel von Tientsin   brach ein Groß­feuer auS, das sich infolge des starken Windes so rasch ausbreitete, daß die Feuerwehren fast keine Möglichkeit mehr zum Eingreifen fanden. Die Ret­tungsarbeiten wurden auch durch Wassermangel behindert. In den Flammen sind 150 Personen ums Leben gekommen. Die Mehrzahl der Barak- ken ist von verschiedenen chinesischen Wohltätig­keitsvereinen errichtet worden. Hauptmann wieder in Henkersnähe.. Der Advokat Leiböwitz, der neue Verteidiger des zum Tode verurteilten Bruno Hauptmast, hatte heute eine Unterredung mit seinem Klienten. Nach dem Verlassen der Zelle erklärte er: Während der gan­zen Zeit, die ich bei ihm war, weinte Hauptmann wie ein Kind Der Unterredung wohnte auch die Gattin Hauptmanns bei. Als die Journalisten den Advokaten fragten, ob Hanptmann seine Schuld eingestanden habe, antwortete dieser er­regt: Natürlich nichtl Die Monatsfrist, um die die Hinrichtung des Verurteilten aufgeschoben wurde, läuft am Samstag ab. Eine Explosion zsstörte im Bezirke des Schlachthofes von Chicago   eine vierstöckige Was­serstoffanlage; dabei wurden 14 Arbeiter, bzw. Straßenpassanten verletzt, darunter sechs schwer. Der ästest« Sohn deS Mahatma Ghandi, Hairal, trist in einem Schreiben an die Redak­tion eines Blattes in Kalkutta   seine Absicht mit, zum Christentum überzutreten. Sollte mein Vater, mein Hairal Gandhi, mich dafür verleug­nen, so wird mir nichts anderes übrig bleiben, als mich von dem Vater zu trennen. Charlie Chaplin   erhielt die Mitteilung, daß die finematographifche Abteilung beim Völkerbund chm die goldene Medaille verliehen habe. Die Entschei­dung hat das betteffende Völkerbundskomitee, dem 53 Nationen angehören, einmütig gettoffen. SOS. Der brittsche 5060-Tonnen-Dampfer Trelissick" hat SOS-Rufe auSgesandt. Das Schiff befindet sich mtt 37 Mann Besatzung auf der Reffe von Vancouver   nach Sidney. Sein derzeittger Stand­ort ist 244 Meilen von der Mündung des Columbia« Flusses entfernt. Marlene Dietrich   kommt nicht nach Europa  . Marlene Dietrich   wird nicht nach Europa   kommen, um hier zu leben, sondern um hier für den Film zu spielen. Auch hat sie keine Sorge bezüglich ihrer Fa­milie, da es völlig unwahr ist, daß Gangster ihre Tochter bedroht oder gedroht hätten, sie zu entfüh­ren.' In diesem Sinne sprach sich der Vertteter der Paramount  -Fümgesellschast einem Pariser   Jour­nalisten gegenüber aus und fügte hinzu: Marlene Diettich ist jetzt in Hollywood  , wo sie mtt Charles Bayer an dem neuen FilmIch habe mich in einen Soldaten verliebt" arbettet. Erst im Mai läuft ihr Berttag ab, man ist aber der Ansicht, daß er er­neuert werden wird. Wenn sie sich aber nicht für Hollywood   verpflichtet, wird sie sich wahrscheinlich nach England begeben, von wo sie vorteil­hafte Angebote erhalten hat.' Die Wetterlage erfährt allmählich eine Umgestaltung. Im westlichen Teil der Republik  dürfte sich nunmehr der Einfluß eines Streifens höheren Drucks geltend machen, welcher sich von Grönland   her bis zur Balkanhalbinsel erstreckt. In diesem Gebiete tteten bei heiterem Himmel zwar stärkere Rachffröste auf, während des Tages beginnt es sich jedoch bereits beträchtlich-zu erwär­men. Der Zufluß kalter Lust aus den Polargebie­ten des Erdteils, wo noch sehr starke Fröste herrschen, wird voraussichtlich nunmehr im Osten dts Staates anhalten. Wahrscheinliches Wet­ter von heuten Allmähliche Beruhigung des Wet­ters. In den westlichen und mittleren Teilen der Republik   stärkere Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, strichweise neblig. Im Osten noch vereinzelt Schneeschauer, in den höheren Lagen und im allgemeinen kälter als in den übrigen Gebieten. WetterauSsichteir für Sonntag: Nachffrost, während des Tages wärmer, Südostwind. Vom Rundfunk Sonntag Prag  , Sender L.: 7.30: Konzert au- Karlsbad  : 0.10: Violinkonzert. 0.50: Musils Saionquarteit. 12.20: Militärkonzett. 15.40:'Ernste und heitere Musik aus drei Jahrhunderten. 17.50: Deutsch  .« Sendung: Zwei Lyriker: Heine md Vrchlicky. 18.50: DeutschePresse. 22.40: Deutsche Presse. Sender S.: 14.30: Deutsche   Sendung: Arbeiterfunk: Josef Blau  : Glas­macher als Staatsge fanget, e. 14.45: Schlagerallersti. Brünn: 11.00: Klassische Musik. 17.50: Deutsche   Sendung: Dr. Pollatscheki Staatsverfassung und Künstler. 20.40: Violinkon­zert. Währ. Ostrau  : 17.50: Deutsch   eSen- dung: Bunter Funknachmittag. Prctzburg: 20.00: Mandolinenkonzert. Die Wintermanöver der französischen   Armee Auffahrt der Tanks während der Manöver in den französischen   Alpen in der Nähe von Gap.