Nr. 40
Sonntag, 16. Feber 1936
Sudetendeutscher Zeitspiegel
Landbündler und SdP
Ein Kapitel sudetendeutscher Politik aus dem Herbst 1933
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Die Deutsche Landpost", das Hauptblatt des Bundes der Landwirte, veröffentlicht eine Reihe von Dokumenten aus dem Herbst 1933, welche sich auf die da= maligen Verhandlungen zwischen dem Sudeten deutschen Landstand so taufte man damals den Bund der Landwirte um und Herrn Henlein beziehen. Die„ Deutsche Landpost" verfolgt m dieser Veröffentlichung den Zwed, zu zeigen, wie loyal Spina und die Seinen damals gewesen sind, für die fünftige Geschichtsschreibung gehen daraus allerdings andere Tatsachen hervor.
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Zunächst handelt es sich da um das Protofoll einer Besprechung, die im Oktober 1933 stattfand, und an der die Vertreter der beiden Richtungen teilgenommen haben. Das Protokoll hat folgenden Wortlaut:
,, Die erste Besprechung zwischen den Vertretern des SL.( Sudetendeutscher Landstand) und der SHF. fand am 25. Oftober 1933 in Prag im Hotel Blauer Stern" statt. Anwesend waren für den SL. bzw. BdL. Minister Dr. Spina, Parteiobmann LAB. Kaiser und Vizepräsident Abg. Zierhut, für die SHF. Konrad Henlein , Dr. Sebekowsky, Dr. Brand und Ernst Kundt . Nach Klärung der gegenseitigen Standpunkte in politis scher und organisatorischer Hinsicht wurde beider
tät den Glauben geschenkt hat, den sie infolge ihrer absoluten Ehrlichkeit wohl beanspruchen durfte. Damit wurde der Sudetendeutschen Heimatfront" die Mög= Iich feit zum Ausbaue ihrer Organisation ohne Behinde= rung durch die Behörden ge= fchaffen...
Daß Sie als Führer des ,, Sudetendeutschen Landstandes" diese ruhige Entwicklung Ihrer Gruppe im Sudetendeutschtum forderten, leuchtete mir ein. Ich habe Ihnen auch meinerseits die
3 usicherung gegeben, daß ich diese Entwidlung nicht stören werde und ich glaube, auch diese Zusicherung in durchaus loyaler Weise Ihnen gegenüber gehalten zu haben...
Die ,, Landpost" veröffentlicht auch die Vereinbarung, die nach diesen Verhandlungen zu stande kam und in der es heißt:
Im Interesse einer reibungslosen Zusam menarbeit zwischen dem Sudetendeutschen Landstand und der Sudetendeutschen Heimatfront werden die zum and stand gehörigen
seits festgestellt, daß das Verhältnis zueinander Der Arbeitsmarkt ein Vertrauensverhältnis sein soll. Der BdL. werde der SHF. durch die Regierung die Orga nisationsarbeit ermöglichen
Im Bereich der Reichenberger Landeszen und ihr den politischen Schutz gewäh- trale für Arbeitsvermittlung, welcher 47 Bezirksren. Bezüglich der beiderseitigen Arbeitsbereiche anstalten unterstehen, waren wurde vereinbart, daß die Angehöri gen des Landstandes von organisatorischen Erfassung durch die S. ausgenommen s in d."
der
Aus diesem Protokoll geht also hervor, daß an ein intimes Verhältnis zwischen dem Bund der Landwirte und der Sudeten deutschen Partei gedacht war.
Es wird hier geschichtlich und dokumen .tarisch festgestellt, daß Spina sich verpflichtet hat, die Organisation der Henlein - Partei zu ermöglichen und die Partei vor dem Zugriff der Regierung zu schützen.
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Senlein hat sich bei Spina auch bedankt, und zwar in einem Brief vom 10. November 1933. Darin heißt es u. a.:
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Sie, sehr verehrter Herr Minister, haben in überaus dankenswerter Weise und das Sudetendeutschtum wird diese, Ihre völkische Tat zweifellos in ihrem vollen Umfange einmal schätzen bei den zuständigen Regie= rungsfreisen erwirkt, daß man meinen Versicherungen der Staatstreue und der Loyali=
im Jänner 1936 146.779 Arbeitslose, im Dezember 1935 141.061 Arbeitslose gemeldet, so daß die Steigerung im Laufe des Vormonats 5718 betrug. Gemeldet wurden 5849 freie Arbeits- und Dienststellen und es konnten 4906 Vermittlungen erzielt werden. Davon ent fielen auf Glasarbeiter 772, Tagarbeiter 727, Bauarbeiter 677, Haushaltspersonal 559, Hilfsarbeiter 500, Metallarbeiter 233 und Textilarbeiter 488. Der Vergleich mit den Arbeitslosenziffern aus den Monaten Jänner der letzten drei Jahre ergibt, daß
im Jahre 1933 um 2323 weniger, im Jahre 1934 um 5827 mehr im Jahre 1935 um 3390 mehr Arbeitsloje gezählt wurden. Der Vergleich mit den Ziffern im ganzen Staate zeigt, daß die
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Brief an den Zeitspiegel
Wir erhalten von einem arbeitslosen Beamten, dessen Adresse uns bekannt ist, eine längere Zuschrift, der wir folgendes entnehmen:
in Turn ein
Personen, d. s. diejenigen, welche ihren Haupt,, Da ich Ende 1935 in der Zeitung gelesen eriverb in der Landwirtschaft finden( gleichgültig hatte, daß die SVH an Arbeitslose Spenden ob selbständig oder als Angestellte), in der Sude- verteilt, richtete ich( da ich schon vier Jahre tendeutschen Heimatfront nicht organi arbeitslos bin) an die SHV fiert. Durch dieses Uebereinkommen soll die Schreiben und bat um eine WeihnachtsunterReinheit der ersten ständischen Ansatzpunkte im stützung. Bei der Uebergabe des Gesuches sudetendeutschen Volke gewahrt bleiben. Beide erhielt ich die Mitteilung, daß ich berücksichGruppen, Sudetendeutscher Landstand und Sude- tigt und noch verständigt werde.... Es tendeutsche Heimatfront, wollen auf Grund dieser kommt mir aber vor, als müßte man ProtekVereinbarung der Aufgabe der Vertion genießen oder eine Visitkarte haben, um einheitlichung und der ges bei Herrn Wachert in Ansehen zu kommen. samtdeutschen Politik dienen Da ich keine Verständigung erhielt, ging ich und durch sinnvolle Zusammenarbeit den ersten am 2. Januar 1. J. in die vielgepriesene KanzSchritt zur ueberwindung der lei, wo ich immer wieder( ich war auch am Klassen= und Intereffe n= 13. Jänner und am 20. Jänner dort), die kurze gegensäte tun." Antwort bekam, ich solle auf eine VerstänDamit ist also vor der sudetendeutschen digung warten. Ich war mir bewußt, daß ich Oeffentlichkeit erwiesen, daß der Bund der Land- nichts bekommen werde und bat nur, mir zu wirte und vor allem Herr Minister Spina der sagen, warum. Auch darauf erhielt ich keine Sudetendeutschen Partei in den Sattel geholfen Antwort. Auch von der Bezirksleitung der hat und daß er, gelinde gesagt, die Neigung hatte, SVH in Teplitz erhielt ich auf meine diesbedie Totalitätspolitik Konrad Henleins mitzuzügliche Eingabe keinen Bescheid. Es ist mir machen. Gerettet wurde Herr Minister Spina vor daher klar, daß alles abgemachte Sache war der Verwirklichung dieser Absicht nur durch den und diese Volkshilfe ihrem Namen nicht entWortbruch der Sudetendeutschen Partei. spricht. Da nun in der letzten Zeit zwischen der städt. Aktion und der Volkshilfe verschiedene Aussprachen stattgefunden haben, ersuch ich, diesen Fall mit zur Kenntnis zu bringen.. Besser und richtiger wäre es, künftighin nur eine Hilfe für Arbeitslose zu bewilligen, und zwar die Städtische!"
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Wenn einmal die Geschichte der sudeten deutschen Politik geschrieben werden wird, wird man auch an diesem Kapitel nicht vorübergehen fönnen.
senschaft und vielen Zweigen der Naturwissenschaf= ten, das Volf zivilisatorischer Großtaten ist für Konrad Henleins„ Zeit" ein Land der Analpha
beten.
VOLKSZÜNDER
Verlanget immer und überall
VOLKSZUNDER
Karlsbad auf dem Steig oberhalb der Mühlbrunn folonnade spazierte, wurde sie plößlich von ihrem ehemaligen Geliebten, den stellungslosen 30jährigen Koch Anton Wildner, überfallen. De. Mann warf sie zu Boden und trat sie mit Füßen. worauf er ihr die Handtasche entriß und ihr einen Betrag von 140 Kč sowie den Trauschein de: Triner entnahm, um damit die Flucht zu ergreifen. Die Frau erstattete von dem Ueberfall di Anzeige bei der Polizei, doch ist es bisher nich gelungen, des Wildner habhaft zu werden.
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Wir haben dieser Zuschrift nichts hinzuzu
fügen, höchstens die Bemerkung, daß man
unausgesetzt hunderttausende Kronen als Spendeneingänge ausweist, aber arbeitslose deutsche Beamte wiederholt vorsprechen läßt, ohne ihnen zu helfen oder auch nur eine klare Antwort zu geben. Was würde die SDP- Presse aufführen, wenn einem Arbeitslosen das bei der staatlichen Ernährungsaktion geschähe!
Italienische Entlastungsoffensive bei Makale
London. Die lebhafte Tätigkeit der Posten südlich von Matale ist, wie man annimmt, die Einleitung zu einer neuen italienischen Offensive nach dem Süden mit dem Ziele, sich die Straße von Schelifot nach Amba Alagi zu bemächtigen und dadurch die Hauptversorgungsader der abessi= nischen Truppen im Raume von Matale zu durchschneiden. edspluA elenoite
Schandjustiz gegen Jilegale
Wien. Das Wiener Schwurgericht verurteilte zwei ehemalige Funktionäre der aufgelösten Gewerkschaftsorganisation der Holzarbeiter, und zwar den 20jährigen Ferdinand Steindl und den 40jährigen Beamten Robert Holovaty, vegen Hochverrates, dessen sie sich durch die illegale Organisationstätigkeit sowie durch Verwahrung und Verbreitung sozialistischer Druckschriften schuldig gemacht haben, zu fünf, bzw. zehn Jahren schweren Kerkers.
Kundgebung der österreichischen Sozialisten
Als Preis für diesen Schuß, d. H. dafür, daß die Henlein - Partei überhaupt in Erscheinung treten konnte, bezahlte Konrad Henlein mit dem Versprechen, den Bund der Landwirte weiter bestehen zu lassen und dessen Organisationsarbeit Arbeitslosigkeit auf dem Lande nicht zu stören. Die Herr in Nordböhmen im Jänner 1936 um 4.05% fchaften wollten also die Beute im ganzen Staate um 6.5% untereinander teilen. Das Land gestiegen ist. Nach der Uebersicht der Arbeitslosensollte dem Herrn Spina bleiben und in den vermittlungsanstalten sind an der Steigerung im Städten mochte der Herr Henlein alles, Sozials Vormonat zu 80% die Saisonberufe be= demokraten und Kommunisten, Christlichsoziale teiligt; sonst ist eine Vermehrung der Arbeitsund Gewerbepartei auffressen. Das war der losen in größerem Umfang nur in der Glas- Verhaftung nach dem Schutzgesetz. Wie uns feine Plan der Beiden, die damals völliges Ver- industrie infolge der vorübergehenden Ar- aus Grasliz berichtet wird, wurde in Silberbach trauen zueinander hatten was allerdings für beitseinschränkung eines großen Betriebes erfolgt. ein Einwohner wegen Beleidigung des Staats die Herren Spina, Kaiser und Zierhut nicht ein Soweit dies von den genannten Anstalten über- präsidenten verhaftet und dem Kreisgerichte Beweis ist, daß sie trotz ihrer langjährigen poli- sehen werden kann, kam es zur Unterbrechung in Eger eingeliefert, vor dem er sich wegen des tischen Erfahrung auch nur einigermaßen über ein der Arbeit in 26 Betrieben mit 1064 Arbeitern, Vergebens nach dem Schutzgesetz zu verantworten bißchen Menschenkenntnis verfügen. zur Wiederaufnahme in 33 Betrieben mit 3606 haben wird. Beschäftigten. Die Verschiebung in den einzelnen j Raubüberfall auf die Geliebte. Als am 14. Wien. ( Intro.) In einer grundsätzlichen ErBerufszweigen zeigen die nachstehenden Arbeits- d. nachmittans die Frau Kamilla Triner aus flärung, die auch in zahlreichen Flugschriften in losenziffern aus den Monaten Jänner: ganz Wien verbreitet wurde, nimmt die österreichische Jänner 1934 1935 Sozialdemokratie zu den internationalen VerhandLandwirtschaft 4.523 4.628 5.239 lungen über Oesterreich Stellung. Sie erklärt:„ Sind Bergbau 4.064 3.796 4.121 die Nazi für den Anschluß, sind die Klerikofaschisten Tonindustrie 2.850 2.921 3.077 für die Restauration, so sind wir Sozialisten die einHolzverarbeitung 6.103 6.143 6.435 sige Kraft in Desterreich, die sowohl gegen Hitler Bekleidungsinduals auch gegen Habsburg , sowohl gegen Anschluß an strie 3.583 3.796 4.554 Deutschland als auch gegen die Restauration der Bauindustrie 18.054 17.629 18.400 Habsburger , sowohl gegen die Hegemonie Berlins Hilfs- u. Tagals auch gegen die Hegemonie des faschistischen arbeiter 34.642 33.425 34.778 Italiens in Desterreich kämpft. Indem wir gegen Glasindustrie 21.230 17.237 14.967 den Anschluß und gegen die Restauration fämpfen, Wegen eines Autounfalles in den Tod gegangen. die beide den Frieden Europas bedrohen, sind wir Metallindustrie 14.400 13.531 13.115 Vor einigen Tagen hat sich auf der Eisenbahnstrecke die Partei des Friedens in Europa . Von unserem Textilindustrie 26.576 24.323 22.957 Eger- Karlsbad in der Nähe von Fischern der 36- Kampf und Sieg hängt es ab, ob wir sowohl Hitler Handelsangest. 4.353 4.528 15.291 jährige Autotaribefizer Josef Heidler aus Neu- als auch Habsburg abwehren und dadurch verhinDen Staatszuschuß nach dem Genter System det von einem Zug überfahren lassen. Als Ursache dern können, daß von Wien aus noch einmal, wie bezogen im Vormonat 35.660 gänzlich und der unseligen Tat wurde vorerst ein Familienzwist im Jahre 1914, der Weltkrieg entfesselt wird! Aber 13.848 zeitweise Arbeitslose, insgesamt also 49.508; davon erhielten 44.357 die normale und angenommen, doch haben die seither gepflogenen erst wenn wir wieder Gesinnungs- und OrganisaNachforschungen ergeben, daß Heidler deswegen in tionsfreiheit haben, werden wir durchsetzen können, 5151 die außerordentliche Unterstüßung. Die den Tod gegangen ist, weil er als Folge eines Auto- was Europa braucht und was im Interesse des Zahl der gänzlich Arbeitslosen ist um 1564 gesunfalles den Verlust seiner Eristenz befürchtete. Er Friedens notwendig ist: ein wirklich unabhängiges stiegen, die der zeitweise Arbeitslosen um 1643 war am Montag dieser Woche mit dem Fleischermet- Desterreich, gleich unabhängig von Berlin und Rom , gesunken. Im Bezug der staatlichen Ernährungs- fter Alfred Sättler aus Neuder nach Schlackenwerth gleich gesichert gegen Restauration und Anschluß, unterstügung standen 77.008 Arbeitslose. gefahren und hatte bei der Ortschaft Langgrün , in bereit und entschlossen, mit der kleinen Entente zuder Nähe von Lichtenstadt einen Unfall insofern zu sammen die wirtschaftlichen Beziehungen der Völker ,, Kulturbeziehungen mit Analphabeten" befteben, als der von ihm gelenkte Kraftwagen auf im Donauraum zu organisieren und die Sou So überschreibt Konrad Henteins 3eit der bereiften Straße ins Schleudern kam und an eine veränität der Staaten des Donauraumes, die ihren Bericht über die Kritik, die der Henlein- Telegraphenstange anfuhr, wobei Sättler, der im Unversehrtheit ihrer Grenzen gegen beide faAbgeordnete Karmasin an dem tschechoslowakischen Wageninnern saß, mehrere Kopfverlegungen erlitt. schistischen Großmächte zu schützen. Aber auch Programm der Kulturbeziehungen zu fremden Während Sättler später seinen Weg nach Schlacken die Völker Europas müssen verstehen, daß die Staaten und Völkern geübt hat. Mit den Anal- werth zu Fuß fortsette, begab sich Heidler zur Gen- Wiederherstellung der Gesinnungs- und Organisaphabeten meint Henleins Zeit" Rußland . Der darmerie und erstattete die Anzeige wegen des ihm tionsfreiheit ein unerläßliches Mittel ist, Europa Fall seiso schreibt dazu die„ Prager Presse" widerfahrenen Mißgeschickes. Hierauf fuhr er nach vor den Gefahren zu retten, die von Wien aus hier verzeichnet und festgehalten als ein Beleg für Karlsbad , wo er sich nachts auf die Geleise legte und drohen." jenes Gemisch von Ahnungslosigkeit und Dreistig so den Tod erwartete. Der Unglückliche war offenkeit, die für Konrad Henleins Haupt- und Glite bat davon überzeugt, daß man ihm auf Grund seiPresseprodukt bezeichnend zu werden beginnt. Das nes Unfalles bei Lichtenstadt seinen Führerschein entLand und Volk einer großen Literatur, der unverziehen würde, denn er hatte furz nach diesem Unfall lichen Filmkunst, bahnbrechend neuer or verzweifelt ausgerufen:„ Jetzt bin ich arm wie ein schungsmethoden in Linguistik und Literaturwiss Bettler!"
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1889
„ Wenn die Ausländer wieder fort sind rede Ich nicht mehr mit dir, du hast ja einen ganz
un- nordischen Rundschädel!"
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