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Donnerstag, 20. Feber 1936

fährt, wenn er sich gegen die Uebergriffe großer eins sein müßten, daß Hitler der Beschüßer und ein Werk zu schaffen, das die fiskalischen Inter­

Nr. 43

Nachbarn mit aller Straft wehrt, als wenn er sie Sprecher des Auslands- Deutschtums ſeil Gerade eſſen des Staates hinreichend schützt und ein bej Nimmt Hitler Ostkurs?

als unabwendbare Notwendigkeiten einsteckt. der älteste und wahrhaftig nicht der schlechteste seres Verhältnis zwischen Steuerträger und Der Inhalt der diplomatischen Das Beispiel der Schweiz , die ja zu mehr deutsche Auslands- Stamm stellt Finanzverwaltung ermöglicht. Jede Initiative in als zwei Dritteln ein deutsches Land ist, nicht sich eindeutig und einmütig gegen Hitler . dieser Richtung werde von der Regierung begrüßt Besprechungen der letzten Tage nur deutschsprechend, sondern auch ihrer kulturel Die Sudetendeutsch en fönnten, wenn und unterstützt werden. Die Gerüchte von einem Umschwung der len Leistung nach deutsch , erweist aber auch, daß sie überhaupt endlich mit dem politischen Denken Am Schluß der Debatte erklärte der Finanz- hitlerdeutschen Außenpolitik werden durch be­man deutsch fühlen, deutsch bleiben und sich troß- beginnen wollten, über das schweizerische Beispiel minister, die Novelle werde noch nicht a II e Män- stimmte Mitteilungen bestätigt, die der diploma­dem mit aller Entschiedenheit gegen den Hitleris - nachdenken und es zum Anlaß nehmen, ihre eigene gel abschaffen können, bei gutem Willen werde tische Korrespondent des Daily Herald" mus wehren kann. Die Haltung der deutschen Haltung zu überprüfen, die leider bei der Mehr- sie aber viele Mängel der Steuerverwaltung veröffentlicht. Danach hat Hitler den obersten Schweiz , die für die Entschlüsse des Bundesrats heit nicht wie die eidgenössische von wahrhaft beseitigen und das ganze Steuersystem auf eine Militärs erklärt: Ich sehe klar die Not­entscheidend war, zerstört endgültig die Legende, nationaler Würde und Freiheitsliebe bestimmt gesunde Grundlage stellen können. wendigkeit, unser Verhältnis zur Sowjetunion zu daß Deutschtum und das Bekenntnis zu Hitler wird! verbessern, Ich war nie dagegen.(!) Ich habe nur immer darauf beharrt und tue das auch heute, daß ich den Kommunismus in Deutschland aus­merze und seine Einschleppung von außen nicht dulde."

Die Mieterfreunde melden sich

Attacke der Handelskammern gegen die Bauvorlagen des Fürsorgeministeriums

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Die Prager Handelskammer verschickt eine I umfangreiche Erklärung des Beirats für Woh­nungsfragender wohlgemerkt nichts mit dem staatlichen Wohnungsbeirat zu tun hat, sondern eine nichtoffizielle Vereinigung von Interessenten bei der Prager Handelstammer darstellt welche letzten Endes nichts anderes bezweckt, als die Bauförderungsentwürfe des Fürsorgeministeriums zu torpedieren. Dieselben Stellen, die auch nicht das geringste zum Abbau der Arbeitslosigkeit und Not beitrugen und stumm blieben, wenn brauchbare Vorschläge gesucht wur­den, dieselben Stellen, die es als Selbstverständ­lichkeit nahmen, wenn der Staat den Hauseigen tümern Begünstigungen einräumte( man denke an die Verordnung, welche die Hausreparaturen im Interesse der Arbeitsbeschaffung erleichtern foll, laufen jest Sturm, wenn der Staat sich zur Hilfeleistung für arme und ärmste Mieter zur Arbeitsbeschaffung bereit zeigt.

..Durch den Bau solcher Kleinwohnungshäu­fer würde die unerträgliche Lage der Althaus­besizer noch mehr erschwert werden."

Daß Lücken" bestehen, fann der Beirat nicht leugnen, wenn er auch mit diesem farblosen Wort die Tatsache übergehen will, daß zahllosen Menschen eine menschenwürdige Behausung zu erschwinglichen Preisen fehlt. Aber unbekümmert darum spricht er den Willen aus, die Schließung diefer Rüden" nicht zuzulassen. Die Armen haben zu warten das ist der Rede kurzer

Es wurde dann ein engeres Koalitions­fomitee gewählt, das seine Beratungen schon heute aufnehmen wird.

Gottwald- aufgepaßt!

Hitler hat sich in der letzten Zeit( wieder Bei der Abstimmung über die gegenwärtige einmal) den Wünschen der Militärs und des Regierung Frankreichs hat die kommunistische Außenamtes gefügt und die bekannten Forderun Parlamentsfraktion, das erste mal in ihrer gen Rosenbergs aufs neue verraten. Einfluß­Will die private Bautätigkeit" dem Parteigeschichte, nicht gegen die Regierung Sar- reiche Industrielle haben auf die dringende Not­Staate die Sorge um die Wohnungen für Arme raut gestimmt, sondern sich nur der Stimme entwendigkeit hingewiesen, durch bessere politische Be­abnehmen? Der nächste Satz gibt die Antwort halten. In der kommunistischen Rundschau" ziehungen zur Sowjetunion den Absatz deutscher und die Enthüllung: ( Basel ) Nr. 6, liest man folgende Charakterisie- Produkte auf dem weiten russischen Markt zu rung der gegenwärtigen französischen Regierung: heben. Die Aeußerung Molotows in seiner ,, Doch ist diese heterogene Re- Rede vom 10. Jänner d. I., daß die Sowjet­gierung, die gegenwärtig und wahrscheinlich union gern in ein besseres Ver­mehrere Monate lang bis zu den Parlamentswahältnis zu Deutschland kom­Ten in Frankreich an der Macht ist, weit nt en möchte, ist gleich damals in dem Sinne davon entfernt, ein Ausdruck der Be- ausgelegt worden, den jetzt Hitlerdeutschland sich strebungen des werftätigen Frankreichs in seinem eigen macht. Durch den Sturz Lavals Kampf für Brot, Frieden und Freiheit zu sein. sind die Hoffnungen Berlins , Frankreich zu ge­Denn in ihren Reihen findet man neben dem winnen, zerflattert und die Angst vor völ= Regierungsvorsitzenden, der vor einigen Jahren liger Isolierung desto mehr gewachsen. der Ansicht war, daß der Kommunismus der ein- Gewisse Annäherungsversuche Ita­zige Feind seiner radikalen Partei und der Demo- lens sind im Gedenken früherer Vorgänge auf tratie sei, diesem Gebiet ziemlich fühl aufgenommen worden einen der arbeiterfeindlichsten Tertilunternehmer Nordfrankreichs, und die Beziehungen zu Polen sind nicht mehr ein Mitglied der patriotisch en I u so herzlich wie früher( Göring soll sie jetzt bei gendliga, einen Rechtsanwalt den Staatsjagden in Bialowietsch zu verbessern der Königstreuen, einen im Dienst der trachten.) Aus allen diesen Gründen versucht das Armeelieferanten stehenden General. Dritte Reich nun, die traditionellen guten Be­Und hat nicht der Außenminister Flandin nach seiner ziehungen zu Rußland " aus der Zeit Bismarcks Ernennung versucht, die Mehrheit seiner Partei und... der Judenrepublik" wiederherzustellen. durch die Versicherung zu entwaffnen, daß er ein geschworener Feind der Volksfront ist, und daß er die Lavalsche Politik fortseßen wird?" Und diese so zusammengesette Regierung haben die Kommunisten durch

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Schaffung von fehlenden und Sicherung der be= Wenn es um nichts anders ginge als um stehenden Wohnungen für die sozial Schwachen, wären die Entwürfe des Fürsorgeministeriums genügend gerechtfertigt. Aber es geht um weit mehr. Mit dieser Wohnungsfürsorge verbunden ist Bauförderung und Arbeitsbeschaffung und das Fürsorgeministerium schlägt damit einen Weg ein, der noch weiter verfolgt werden sollte, aber jetzt schon zur Beschäftigung vieler Tausender führen soll und kann. Es geht um wichtige Mieter­gruppen, es geht um die beschäftigungs

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Gottwald nach Paris geflogen??

Daß die rascheste Liquidierung des Mieter­schutzes und die Festseßung eines endgültigen Termins für seine Aufhebung gefordert wird, ist an fich feine Ueberraschung. Diese Forderung ist so alt wie der Mieterschuß selbst und die Argu­mente, die zu ihrer Unterstützung aufgeboten werden, haben mit der Zeit auch nichts an Frische oder Ueberzeugungskraft gewonnen. Wenn es den sozialistischen Parteien in den letzten Jah- Tosen Arbeiter in der Bauindustrie, Stimmenenthaltung gestüzt! Wann tommt ein ren nicht gelungen wäre, den größten Teil dessen, es geht um die Arbeiter der Hilfsindu­was die bürgerlichen Parteien zu erzwingen ver- it rien und nicht in letzter Linie auch um die verstrien suchten, zu verhindern und nur tragbare Gewerbetreibenden, die von den Aenderungen zuzulassen, hätte sich die heutige fleinen Konsumenten abhängen. Es geht mit Not in unvorstellbarer Weise gesteigert. Die Er- einem Wort darum, der Wirtschaft einen kräf­flärung wendet sich aber nicht weniger gegen die tigen Impuls zu geben, den sie bitter nötig hat neuen Entwürfe des Fürsorgeministeriums, und den ihr die Herren in den Handelskammern welche die Wohnungsfürsorge für nicht gegeben haben. Hier stehen die Arbeiter, die ... Arme und die Hilfeleistung an Arbeitslosen und die fleinen Gewerbetreibenden, arbeitslose Eigentümer von dort die Vertreter von Einzelinteressen. In dieser Familienhäusern betreffen. Die Han- Auseinandersetzung wird jeder Farbe bekennen delskaminern entdecken plöglich ihr Herz für die Staatsfinanzen und zerbrechen sich den Kopf des Finanzministers, der die Bedeckung für die vor­gesehene Gewährung von Garantien und Dar­Tehen ,, nicht leicht finden" würde. Geradezu ein Sohn ist aber die Aeußerung zum Entwurf über die Wohnungsfürsorge für Arme. Der Beirat ,, meint, daß im Falle der Aufhebung der gebun­denen Wohnungswirtschaft und der Wiederhers stellung der Rentabilität des Hausbesizes es nicht notwendig sein werde, zu so weitgehenden Maß­nahmen, deren Zwed der Bau von Häusern mit Kleinwohnungen ist, zu greifen, da die private Bautätigkeit diese Lücke in der Woh­nungswirtschaft Leicht ausfüllen wird."

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müssen.

Die Steuernovelle

Im Abgeordnetenhaus trat Mittwoch das Steuer- Subfomitee in Anwesenheit des Minister­präsidenten Dr. Hodža und des Finanzmini­sters Dr. Trapl zu seiner ersten Sigung zu sammen. Der Vorsisende Teplansfh gab der Er wartung Ausdruck, daß in der Steuerpraris und überhaupt im ganzen Steuersystem endlich die gehörige Ordnung eingeführt werden wird.

Im Immunitätsausschuß des Abgeordneten­hauses tamen gestern u. a. zwei Auslieferungs begehren gegen SdP- Abgeordnete zur Verhand ren hatten. Der eine Fall betraf den Abgeord lung, die mit ihren Autos Passanten niedergefah­neten Sandner ,, der in Eger in der Bahn­hofstraße den Arbeiter Georg Tuma überfahren Ausweisung ukrainischer Emigranten. In hatte. Die Auslieferung zur strafrechtlichen Ver den letzten Tagen überreichten, wie wir den folgung wurde vom Ausschuß abgelehnt, da Zidové Noviny" entnehmen, die ukrainischen Sandner sich bereits mit dem lleberfahrenen zivil­Organisationen und Vereine in der Tschechoslo- rechtlich ausgeglichen hat. Denselben Standpunkt wakei den Behörden eine Denkschrift, in welcher nahm der Ausschuß auch in dem Falle des Abge­sie gegen die Massenausweisungen ihrer Mitglie- ordneten Dr. Rosche ein, der ebenfalls mit sei­der protestieren. In der Schrift wird darauf nem Auto einen Passanten überfahren hatte.- hingewiesen, daß es sich um eine politische Emi- Was würde wohl die bürgerliche Bresse für einen gration handelt, welche nach dem Zerfall der Krawall schlagen, wenn einem sozialdemokrati­westukrainischen Republik, die am 1. November schen Funktionär etwas Aehnliches zugestoßen 1918 gegründet worden war, sich in die Tschecho- wäre? Sozialdemokratischer Bonze fährt Arbei­slowakei geflüchtet hatte. Mit Entscheidung des ter nieder" und ähnliche Titel könnte man da be­Obersten Rates der Entente vom 14. März 1923 stimmt im sudetendeutschen Blätterwald lesen. wurde das Gebiet des genannten Staates, näm- 3m umgekehrten Fall findet man an der Sache lich Galizien , Polen zugeteilt. Zwischen den Jah- selbstredend auch nicht das kleinste Häkchen... ren 1927 und 1929 nun wurden diesen ukraini­fchen Emigranten polnische Bässe ausgestellt. Das wurde jetzt für sie verhängnisvoll, weil sie als polnische Staatsbürger aus der Tschechoslowakei ausgewiesen werden. In Polen werden nun diese Leute entweder wieder an die tschechoslowakische Grenze zurückbefördert oder in polnische Gefäng­

Ministerpräsident Dr. Hodža erklärte, man werde einvernehmlich dahin arbeiten müssen, Inisse eingesperrt.

und Backenknochen lagen in dem Schatten dieser hund aus und hatte auch dessen Blick, als er

MÄNNER, FRAUEN beiden großen Sterne, deren Glänzen allmählich Schumann in Mardriers Zimmer treten ſah.

UND WAFFEN

Roman von Manfred Georg Copyright by Dr. Manfred Georg, Prag

Denken Sie nicht, daß das bloß Schoß­gefühl war. Ich bin teine fleine Gans, die auf jeden halbwegs gut gebauten Wann, den sie im Pyjama sieht, losgeht. Ich werde es schon eines Tages wissen, was mich lockt. Sicher etwas, das noch gar nicht in Erscheinung getreten ist. Frauen spüren so etivas. So, jetzt weißt du Bescheid!"

in ein leichtes Flimmern, Rissigwerden, Ver­löschen überging. Dann sank der Vorhang der Lider darüber. Er fühlte seine Hand losgelassen. Ihr völlig starr gewordener Körper sant gelöst und ein wenig verrenkt in die Coupé- Ecke. Am Scheitel ihres Hauptes schwirrten die Telegra­phenstangen vorbei. Bahnglocken läuteten. Der Ruf von Kindern am Feldrain fam furz und schrill herein und wurde mitten im Steigen vom Fensterrahmen abgeschnitten. Haydée rührte sich nicht mehr bis Wien . Als sie sich beim Einlaufen des Zuges erhob und das Haar ordnete, schien es schon umgetan?" Schumann, als ob sie gewachsen wäre. Er hatte das Gefühl, daß sie ihn überragte, stellte aber rasch fest, daß das eine Halluzination war.

Im übrigen freue ich mich, daß ich Ihren Fall so gut beschreiben konnte. Haben Sie sich

,, Noch nicht."

,, Noch nicht?"

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,, Dcienik Polski" erscheint wieder. Das lange Zeit eingestellt gewesene Blatt ,, Dcienit Polski", das Tagblatt der polnischen bürgerlichen Minderheit in der Tschechoslowakei , das wegen Angriffen auf die Tschechoslowakei eingestellt wor­den ist, wird jetzt wieder erscheinen, allerdings nicht mehr in Ostrau , sondern in Tschechisch­Tejchen.

alle drei oder nur eins, weiß nicht, wo sie leben. Ich bin darüber ein alter und kranker Mann ge= Dieser zeigte ein freundliches Gesicht, ent- worden, jetzt komme ich zu Ihnen und Sie spre= schuldigte sich mit vielen Geschäften und schien chen mit mir, als ob es sich um einen verlorenen gar keine Eile zu haben, Schumanns Bitte zu er- Manschettentncpf handelt, den ich durch Sie wie­fahren. Er bot ihm Kognat än, erzählte Anek- der haben will. Sie sind ein schlechter Psycho­doten aus seiner Vortragspraris und meinte, Yoge." ohne auf die Versuche Schumanns, ihr zu unter­,, Vielleicht", erwiderte Mardrier und hob brechen, zu achten, erst nach Schluß seiner behag den Hörer ab, da es gerade läutete. Er sprach lichen, von vielen Gesten und Umhergehen unter- offenbar mit einem Geschäftsfreund, den er hatte brochenen Erzählung: anrufen lassen, um ihn eine unangenehme Mit­teilung zu machen. Man hätte aber denken kön nen, daß er mit einer Frau, in die er verliebt war, flirtete. Er scherzte, machte kleine Wize, ivar von einer forretten, fast nachgiebigen Höf= lichkeit und drehte mit kleinen Drohungen und Bemerkungen, die kaum losgelöst von der an­Er legte, etwas verlegen durch dieses erste mutigen Suada seiner Rede waren, in Wirklich­Du" seit Jahren, das ihn im Tiefsten erwärmte, feit aber sich wie Eisenstacheln aus dem seidigen die Hand in ihre Hände, die sie auf dem Schoß ge, ..Ja, aber wie denn? Sie haben doch sicher Geflecht der Worte hoben, dem Anrufer immer faltet hielt. Ihre glatten, schmalen, aber sehr har­kunft bekommen? Das ist es ja eben. Die Men- Als der Fremde offensichtlich überhaupt nur noch in Ihrem ganzen Leben noch keine solche Aus- enger die Schnur seiner Absichten um den Hals. ten Finger, die merkwürdigerweise in den Ver­bindungstälern eine Anzahl starter Fältchen auf­schen wollen immer noch mehr wissen, und wenn stammelte, begann Mardrier ihm von einem ent­Auch Haydée kümmerte sich nicht viel um man es ihnen nicht geben kann, schelten sie Einen zückenden kleinen Restaurant mit einem herrlichen wiesen, umglitten seine Rechte, ballten sie schein­bar spielerisch zur Faust und preßten diese in Schumann. Freilich kam sie abends zu ihm. Aber Schwindler. Sie können sich gar nicht vorstellen, französischen Koch zu erzählen, das er auf der fremde, wie sehr ich unter dieser lächerlichen Wissenssucht Wieden entdeckt hatte, um dann mitten im Ge­einer jäh aus dem Körper steigenden Aufwallung dann war es, als sei sie wieder eine gegen sich. Sie trug ein schottisches, hellrotes, etivas seltsame Dame, an die mit Worten und der Menschen leide. Man kommt mit den blöd- spräch mit einer Bemerkung abzubrechen, die dem schmal- grün gestreiftes Kleid, sehr einfach, ohne Gefühlen nicht heranzukommen war. Sie über- finnigsten Sachen zu mir. Als ob sich irgend etwas andern keinen Ziveifel ließ, daß er morgen Schmuck, mit einem Kragen aus gleichem Stoff. raschte ihn vor allen Dingen mit der Mitteilung, änderte, wenn man weiß, was die Zukunft bringt. Mardriers Wunsch bis 12 Uhr zu erfüllen habe Es jaß an ihr wie eine Haut. Sie sah ihn mit daß sie ein Engagement nach Barcelona ange- Die Menschen verpaßen sich ja doch alles selber. oder gehängt würde. einem schrägen Blick an. Ein ganz winziger nommen hatte. Schon in acht Tagen würde sie Tropfen weißen Schaumes erschien in ihrem lin- abfahren.

fen Mundwinkel.

Schumann fühlte den Druck ihrer Hand unter seine Haut gleiten, spürte seinen ganzen, in dem schütternden Abteil von den Rädern ge­stoßenen Körper, der steif in den Achseln und allen Beugungen war, schmelzen, erfaßt werden von einem Strom, der um die Augen herum eine beklemmende Versteinung auftaute.

Sie fuhren zusammen ins Hotel, und wäh­rend der Rittmeister auspadte, forschte Sandée bei der Konzertdirektion Mardriers Adresse aus. Mardrier ließ sich ziemlich lange bitten. Er hatte erst in zwei Tagen Zeit.

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Wie konnte ich denn? Die Angaben waren schüttelte ja viel zu unbestimmt." Mardrier lächelnd den Kopf:

Aber in Ihrem Falle ist das sicher etwas anderes," sezte er höflich hinzu.

Schumann ging die glatte, unverbindliche Mardrier empfing Schumann in seinem Art des Hellsehers, der interessiert ein feines Zimmer im Grand Hotel. Es war ein besonders Stäubchen von seinem tadellosen Beinkleid knipste reich ausgestattetes, luxuriöses Zimmer. Auf dem und mit gelangweilter Miene in ein vor ihm auf Flur stieß der Rittmeister mit einer kleinen dem Tisch aufgeschlagenes Buch zu blicken ver­Borergestalt zusammen, die er kannte. Heute suchte, auf die Nerven. Er stand auf, trat auf ihn hatte der Mann allerdings ein etwas manier zu und war voll unterdrückten Grimms: licheres Aussehen als am Mardrierschen Tisch in Hören Sie, seit Jahren, furchtbaren Jah Er sah erstaunt auf Haydée und stürzte in der Femina, wo der Smoking ihm etwas Gemei- ren, von denen jedes so lang war wie zehn, suche r Antlitz, das nur noch Auge war. Stirn, Mundnes verliehen hatte. Er sah mehr wie ein Wach- ich meine Kinder. Ich weiß nicht, ob sie leben, ob

Schumann sah, daß seine Situation viel Schivieriger war, als er gedacht hatte. Es tat ihm leid, daß er sich sentimental gezeigt hatte, daß er sein Begehren mit Gefühlen begründete. Er fragte kurz:

Also, was würde eine Privat- Séance fosten? Ich möchte den Namen der Stadt wissen, in der Sie die Gestalt, die meiner Tochter glich, gesehen haben."

( Fortsetzung folgt.)