Nr. 47Dienstag, 25. Feber 1936Seite 5PoiksMrtsckast und ävLiaipoktikduslaniEin Held des kommenden Italien(P. G.) Die Welt erfährt wenig über das, wassich gegenwärtig unter der Zwangsjacke der Diktatur und der von oben befohlenen Kriegsbegeiste-rnng in Italien abspielt. Nur manchmal werdenTatsachen bekannt, die beweisen, datz die älteste allerfaschistischen GelvaUherrschaften irt Europa, die italienische, ihren Terror nicht nur unvermindert aufrechthält, sondern ihn in der letzten Zeit noch verschärft.Mit welcher Grausamkeit Mussolini jeden Probtest gegen seinen Krieg unterdrückt, zeigt insbesondereder jüngst bekanntgewordene Fall des ProfessorsAnwnio Mario Pesenti.Pesenti ist Sozialist. Tank seiner ganz besonders hervorragenden wissenschaftlichen Begabungbekleidet er, obwohl erst 23^ahre alt, bereits dasAmt eines Universitätspryfessors an der UniversitätSaffari. Seine wiffenschafllichen Arbeiten sindauch im Ausland bekannt; erst kürzlich ist eines seinerBücher ins Englische übersetzt worden.Am 6. Feber stand Pesenti vor dem faschistischenAnsnahmsgericht in Rom unter der Anklage: 1. ersei Sozialist und stehe in Verbindung mit sozialistischen Emigranten; 2. er habe in der im Auslanderscheinenden Presse der italienischen Sozialisten Artikel gegen den Faschismus und gegen den Kriegveröffentlicht; 8. er habe an dem Kongress der italienischen Antifaschisten gegen den afrikanischenKrieg, der im Oktober in Brüssel stattfand, teilgenommen.Pot dem Ausnahmegericht, dessen Verhandlungen gehest» sind, verantwortete sich Pesenti heldenhaft. Auf den Vorwurf, dass er den faschistischenTreueid gebrochen habe, den jeder Universitätsprofessor in Italien schwören mutz, erwiderte er, datz einerzwungener Eid ihn nicht binden könne. Er bekannte sich mutig als Gegner des Krieges, der Italien nur schaden könne. Das Urteil gegen den 23-jährigen Gelehrten lautete auf 2 4 JahreKerker.Fährt Litwinow doch nach Tokio? Dem„Daily Telegraph" wird aus Moskau gedrahtet, daß man in den amtlichen Sowjetkreisennichts gegen die Reise von Litwinwv nach Tokioeinzuwenden hätte, wenn bloß eine formelle Einladung von japanischer Seite erfolgen würde. Bisjetzt ist jedoch eine solche nicht erfolgt. Man befinde sich heute in Tokio anscheinend in derPhase der Versuchsballons. Heutespricht man in Tokio von der Möglichkeit einesNichtangriffspaktes mit USSRauf drei Jahre. Nach Ablauf dieser Frist könntedieser Palt in dem Falle erneuert werden, wenndie Sowjetunion im Fernost abrüste. Die Sowjetregierung scheint aber einer' solchen'Abrüstung,"insbesondere der Zurückziehung der Truppen ausdem Fernost, abgeneigt zu sein. Das Hauptrisikoeiner Reise Litwinows nach Japan, fügt der Mitarbeiter des Daily Telegraph hinzu, würde darin bestehen, datz irgendein japanischer Fanatikerihn dort ermorden könnte.Das Baltikum als Ziel der deutschen Expansion. Der bekannte kommunistische Politiker N. I.Bucharin lenkt in den„Jswjestijä"(15. 2.)die Aufmerksamkeit der Sowjetöffentlichkeit ausdas eben in Moskau eingetroffene Dezemberheftder Berliner„Zeitschrift für Geopolitik", die von dem bekannten GeneralleutnantKarl Haushofer herausgegeben wird, der inder letzten Zeit durch seine Teilnahme andeutsch-japanischen geheimenVerhandlungen von sich reden machte.Das letzte Heft der„Zeitschrift für Geopolitik"Die Folgender Stachanov* Bewegung(B. S.) Es wurde an dieser Stelle bereitsdarauf verwiesen, datz die Stachanow-Bewegungin der SSSR zwei Gefahren in sich birgt: einmal die Möglichkeit-einer qualitativen Verschlechterung der Erzeugnisse, weil mehr Wert auf dieBeschleunigung des Tempos der Erzeugung alsauf die Güte des Erzeugnisses gelegt werdenkann und zweitens die Gefahr der Schädigungder Gesundheit der Arbeiter und ihrer sozialenStellung.Am 11. Feber 1936 erschien eine Verordnung des Sowjets der Volkskommissare derSSSR und des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, wie wir der„LeningradskajaPravda" vom 12. Feber entnehmen, die sich mitder Verbesserung und Verbilligung des Baugewerbes befasst. Die Verordnung beruft sichausdrücklich auf die Erfolge der Stachanow-Bewegung und der auf Grund derselben vorgenommenen Experimente und verlangt in ihrem zweiten Absätze eine Erhöhung der Arbeitsleistung,wobei auch die Löhne entsprechend geregelt werden. Unter Bezugnahme auf die Stachanow-Bewegung, heitzt es in der erwähnten Verordnung, sei es unbedingt notwendig, die bisherigenArbeitsnormen durchschnittlich um 25 Prozentzu erhöhen, und zwar bei den Erdarbeiten Um10 Prozent, bei den Betonarbeiten um 35 Prozent, beim Ziegellegen um 15 Prozent, bei denArmaturarbeiten um 65 Prozent, bei den Zimmermannarbeiten um 35 Prozent und bei denStukkatur- und Malerarbeiten um 20 Prozent.Im Zusammenhänge damit erfolgt eine Neuregelung des Tarifsystems der Bauarbeiter. Mit1. März 1936 werden einheitliche für das ge-ist der Darlegung der geopolftischen Theorie vonder„Umrahmung der Ostsee durchein einheitliches staatliches Gebilde" gewidmet. Haushofer meint, datz einesolche Umrahmung erst dann möglich sein werde,wenn die Idee des„S.k a n d i n a v i s m u s",d. h. der Vereinigung aller nordgermanischenVölker verwirklicht werde. Finnland müsseaber gegenüber der germanischen Rasse zu einemKolonialland werden, was übrigens auchfür Estland undLettl an d zutreffe.Alle diese Gebiete haben, meint Haushofer, vomStandpunkt der weiteren Ausbreitung der germanischen Rasse eine„erstrangige dynamische Be-tzeptUNg",^........, i4■■■■,■■,-.Eingestürzte SporttribüneTödliche„Hetz“ auf dem Slavia-SpielplatzPrag. Am 2. Dezember 1934 ereignete sich aissdem Spielplatz eines der führenden Fussballllubs einUnglück, welches in der Prager Sportwelt ausser-ordenilicheS Aufsehen hervorrief. An, jenem Tagewurde auf dem Platz des SK Slavia ein Ligaspiel gegen SK Zidenice ausgeträgen, der damals in glänzender Form war und den LrllichenRivalen der Slavia, nämlich den SK Sp ar t a,/bereits geschlagen hatte. Wer die Mentalität der Prager Futzballfanatiker kennt, kann sich vorstellen, datzsamte Baugewerbe geltende Tarife eingeführt,und zwar für die Bauarbeiter mit sechs Lohnstufen, wobei der Unterschied zwischen der erstenund sechsten im Verhältnisse von 1: 3 steht undfür die Maschinen- und Metallarbeiter mit siebenLohnstufen, wobei die erste zur letzten in einemVerhältnisse von 1: 3.9 steht. Es ist Stück-und Akkordlohn vorgesehen. Bei Stücklohn istausserdem für Mehrleistungen ein Prämiensystemeingeführt, und zwar bei einer Mehrleistung bis10 Prozent über die festgesetzten Normen wirdeine Prämie von 25 Prozent gezahlt, bei einerMehrleistung bis 20 Prozent beträgt die Prämie 50 Prozent und schliesslich bei einer Mehrleistung über 20 Prozent erhöht sich der Prämiensatz auf 100 Prozent. Auch für das Ingenieur- und sonstige technische Personal im Baugewerbe wird ein Prämiensystem eingeführt,wobei die Verkürzung der festgesetzten Baufrist,di« Qualität der Arbeit und die Kostenvermin-derung prämiiert werden. Daneben wird ausserdem noch der Lohn der Brigadiere geregelt, wobei auch hier bei einer Verkürzung der gestelltenBaufrist eine Prämienleistung vorgesehen ist.Die in der SSSR in Form der Stachanow-Bewegung durchgeführte Rationalisierung musstenotwendiger Weise zur Erhöhung der ArbeitS-leisnmgsnorlsien und der damit verbundenenLohnregelung führen.Das bei dieser Lohnregelung trotz erhöhtenArbeitsnormen vorgesehene Prärsiien-s y st e m bietet den Ansporn zu weiteren erhöhtenLeistungen und man geht wohl nicht fehl, wennman behauptet, datz wahrscheinlich in absehbarerZeit die nunmehr festgesetzten Normalleistungeneine weitere Erhöhung erfahren werden, wie dieseben zu sein pflegt. Neben dem Baugewerbewerden wohl auch in anderen Wirtschaftszweigenderartige„Regelungen" nunmehr Platz greifen.das Match vom 2. Dezember 1934 einen Rekordbesuch aufwies und die Tribünen überfüllt waren.Das Wettspiel endete tragisch, denn plötzlich brachein Teil der Tribüne zusammen und an 130 Leut:,die auf einem Raum von 7X3.3 Metern zusammen-gepretzt waren, stürzten in eine Tiefe von vierbis sechs Metern ab. Einer der Zuschauerfand dabei den Tod, 33 Personen wurden schwerund 93 weitere leicht verletzt. Da der betreffendeAbschnitt der Tribüne nicht haftpflichtversichert war,mutzte der Klub den Hinterbliebenen des tödlich verunglückten Zuschauers 22.000 Xe aus eigenen Mit-teln auSzahlen und auch die übrigen Ersatzansprücheübernehmen.Die Sache hatte natürlich ihr strafgerichtlichrsNachspiel, denn die'.Staatsanwaltschaft überreichtegegen den Erbauer der Tribüne, den L2jährigevZimmermeister Josef Cerny die Anklage wegenfahrlässiger schwerer Körperverletzung nach§ 333 St.-G. Die Kommission, die ander Unfallsstätte einen Lokalaugenschein vornahm,hatte nämlich ein Gutachten abgegeben, in welchemausgesprochen war, dass das Balkengefüge der Tribüne schlecht verpatzt und ausserdem die Tragbalkennicht statt genug gewesen seien.Gestern wurde nun diese Straffache vor demStrafsenat P e r N t verhandelt. Bei der Verhandlung zeigte sich allerdings, datz der Unfall durch be«sondere Umstände herbeigeführt worden war. ImZugang, welcher diesen Tribünenabschnitt begrenzt,war ein Verkäufer von„Burennüffen"(Erdnüssenerschienen, der zahlreiche Kunden fand. Da die Tribüne vier Meter hoch war, waiss der Verkäufer seinein Säckchen abgeteilte Ware hinauf und die Abnehmer warfen ihm dafür ihre Kronenstücke herab. Dasgab nun eine, dem Prager stets hochwillkommeneLargo CaballeroLargo Caballero, der Führer der spanischenSozialisten, ist heute 50 Jahre alt. Seine breitschultrige, mächtige Gestalt, seine donnerndeStimme, das bescheidene proletarische Auftretensind in ganz Spanien bekannt. Man traut es ihmzu, dass er die Kraft besitzen wird, die rote Fahneauf dem Escurial zu hissen. Das Leben diesesFührers der spanischen Revolutionäre klingt wieein Abenteurer-Roman, und wie Nicolas Pa-schitsch, der serbische Staatsmann, wird er vielleichtsagen können, dass er„die Hälfte seines Lebensim Gefängnis, die andere im Minister-Fauteuil"verbrächt hat.Ein Seminarist pilgert nach Jasnaja PoljanaLargo Caballero wurde als Sohn einesBauem m einem Dörfchen in der Provinz Saragossa geboren: Sein Onkel, ein Apotheker, der„Intellektuelle" der Familft, erkannte ftüh diegeistigen Gaben des Knaben und, riet, als alterund gläubiger Katholik, dass man den JungenPriester werden lassen sollte. So wurde Largoauf ein Priefterfeminar geschickt—. eine merkwürdige Analogie mit Stalin, der bekanntlichebenfalls Zögling einer geistlichen Anstalt gewesen ist.Als Largo Caballero 18 Jahre alt war,wurde der Anarchist F e r r e r hingerichtet.Ganz Spanien und die ganze Welt sprachen seinerzeit von dieser Affaire, die allgemein als einJustizmord angesehen Itmrde. Für den jungenSeminaristen bedeutete sie den Wendepunkt seines Lebens. Mit Leidenschaft setzte er sich fürFerrer ein, das trug ihm den Hatz seiner Lehrerund den Abscheu seiner Mitschüler ein. Kurz ent-Ichlossen verlieh er das Seminar, legte die Sutanetzb und Arbeitcrkleider an.Er wurde Haftnarbeiter in Barcelona. Umdiese Zeit beherrschte die Geister der revolutionären Jugend Leo Tolstoi. Auch Caballero las dieanklägerischen Schriften des grossen Russen. Sieführten, ihn zu einem mystischen Anarchismus,und er beschloss, den Meister aufzusuchen. Ohneein Wort russisch zu können und ohne Geld wanderte der junge Mann im Jahre 1908 nach Jasnaja Poljana.Tolstoi, der für alle zugänglich war, empfingihn herzlich, und er blieb eine ganze Weile beiihm. Caballero hat selbst berichtet, datz er imKreise der Männer von Jasnaja Poljana endloseweltanschauliche Diskussionen geführt hat, unddutz diese Auseinandersetzungen den Grundsteinzu seinem ganzen künftigen Denken gelegt haben.Tolswi hat ihn enttäuscht.„Ich begriff", schreibtCaballero,„dass Tolstoi ein genialer Dichter, abernur em.mittelmässiger Denker war, und datz dietolstokanische Letzte kein. Programm für einenMenschen sein konnte, der wirklich und ernsthaftdenk Volke helfen wollte."Wir wissen nicht, ob Caballero bei-ftmemAufenthalt in Russland auch Beziehungen Hu denKreisen genommen hat, die die Vorkämpfer derRevolution waren. Wahrscheinlich ist eS, undjedenfalls schwor Caballero nach seiner Rückkehrnach Spanftn den Anarchismus ab und wurdeSozialist.Der Apostel der ArbeitervorstädteIn den Arbeitervorstädten von Madrid, indiesen traurigen und grauen Mietskasernen,mietete sich Caballero eine kleine Mansarde. Persönlich völlig bedürfnislos, lebte er von einem.Stück Brot und einem Glas Wein. Er verdingtesich als Taglöhner, aber da er so wenig brauchte,blieb ihm viel Zeit zum lernen. Ganz wie dierussischen Revolutionäre, die in dieser Zeit imExil lebten, widmete er sich wissenschaftlichenStudien, für die er die Vorbildung aus dem Seminar erhalten hatte. Allerdings studierte er jetztnicht mehr Thomas von Aquin und den HeiligenAugustin, sondern die Schriften von Marx, Engels und Lassalle.Und bald ging er dazu über, die Früchteseines Studiums unter die Arbeiter zu bringen.Er gründete eine„freie Schule", und die Arbeiterschickten nicht nur ihre Kinder hin, sondern kamenauch selbst zu den Abendkursen. Es war zuerstnotwendig, jung und alt Lesen und Schreibenbeizubringen.Im Jahre 1914 hatte seine Jnftiatibe bereits viele Nachahmer gefunden, und Caballerofasste seine Freunde in einem„Syndikat sozialistischer Lehrer" zusammen. Drei Jahre späterwurde er Generalsekretär der Vereinigten Sozialistischen Syndikate. Sein Ruhm begann; es wckvder Ruhm eines Apostels der Armen.Aus dem Gefängnis ins MinisteriumVon 1917 bis 1923, dem Jahr der DiktaturPrimo de Riveras, war Caballero unermüdlichdamit beschäftigt, die Arbeiterschaft zu reorganisieren. Er hat in dieser Zeit mindestens 50 grosseStreiks geleitet, war mindestens zehnmal imGefängnis und wurde zweimal bei Kundgebungenerheblich verletzt., Er war der erklärte grosse Führer der revolutionären Bewegung, aber er bliebanspruchslos wie zuvor. Gehetzt, schlief er Nachtfür Nacht bei anderen Genossen, reiste in Viehwagen als blinder Passagier, durcheilte mehrmals die ganze iberische Halbinsel.Die Diktatur verbannte ihn auf die Kanarischen Inseln. Um sich seinen Lebensunterhalt zuverdienen, arbeitete er eine Zettlang alsSckiwimmlehrer. 1926 durste er nach Madridzurückkommen. Caballero gab eine Zeitlang eine„Achtung, ein Tank hinter dir!“.Hetz" und der jugendliche Teil des Publikums fandsein Gefallen daran, die Schwankungen der Tribüneunter entsprechendem„Ho-Rucki" noch zu verstärken,bis schliesslich die übermähig beanspruchte Holzkonstruktion zusammenbrach.Bemerkenswert war der Ausspruch des Sach-verftändigen, dass die Kolla udierungskom-missioNen, auch diese Unglückstribüne.war be«hördlich genehmigt worden, gegenüber den Sportklubs zuweilen übergrosse Nachsicht zeigen und dass erfahrungsgemäss auch die notwendigeregelmässige Ueberprüfung solcher Tribünen zu wünschen übrig lasse.Angesichts dieses Sachverhaltes fand der Gerichtshof das strafrechliche Verschulden des angeklqg«ten Zimmermeisters nicht für erwiesen und fällte'einen Freispruch. rb.Gefälschte AktienPrag. Der 56jährigeJaroslavAndrlikwar Beamter der Erdölfirma„Naftaspol" undhatte als solcher die Inspektion der von dieser Firmaerrichteten Benzinpumpen in der Prager Umgebungzu besorgen. Auf einer seiner Dienstreisen lernte erden 37jährigen Eduard Kühnel kennen, der inO st r o v bei Brandeis Dienst tat. Die beiden freundeten sich schnell an und stellten fest, datz ihr Einkommen unzureichend war. Alsbald schmiedeten sieeinen Plan, um zu dem schmerzlich vermissten Reichtum zu gelangen— freilich auf unlegale Weise.Eduard Kühnel ist gelernter Buchdrucker undwar— ehe man ihn aufs Pflaster setzte— als Meister in der Graphischen Anstalt Schulz inPrag VII. angestellt.. Diese Firma druckte u. a. auchdie Aktien der' Prehburger Kabelfabrik. Bei seiner Entlassung nahm Kühnel einPaket fertig gedruckter Aktienscheinemit, denen bloss die Nummer fehlte. Dieses unfertigeAktienpaket bildete nun die Grundlage zu den betrügerischen Machinationen, wegen deren die beidengestern vor dem Straffenat P e r n t standen.Der Beamte Jaroslav Andrlik versah nämlichdie Aktienformulare mit Hilfe einer Paginiermaschinemit deck'noch fehlenden Ziffern, worauf er die Falsi-fikäft sii Ünuäüf setzte.'"Dft Aü'fs k'g'tic-F i li alt 1d et Zivnvbank lieh' ihm uns' die gefälschtenAktien 17.000 KL und gab die„Werwapiere". alsder Schuldner nicht zahlte, weiter, wodurch ihr eiaSchaden von über 50.0,00 Kc erwuchs. Die„M o-ravskäbanka" erlitt auf gleiche Art einen Verlust von etwa 8000 KL, in der gleichen Höhe beweg!sich der' Schaden der gleichfalls hereingelegtenLegiobanka; das Bankhaus Selig hatte40.000 KL zu betrauern'und weitere Verluste ergaben sich aus der börsenmähigen Begebung andererFalsifikate. Der Gesamtschaden beläuft sich auf115.000 KL.Vor Gericht mussten die Angeklagten den Sachverhalt zügeben und die vorgebrachten Ausflüchtekonnten an diesem nichts wesentliches ändern. DerGerichtshof verurteilte Jaroslav A n b r l i k, zu fünfzehn Monaten, Eduard Kühnel zu dreizehn Monaten schwerem und verschärftem Kerker. rb.marxistische Zeitschrift heraus, aber bereits Anfang 1928 wurde er wieder gefangengesetzt undblieb im Gefängüis bis zum Sturz der Diktatur.Die Revolution brachte ihn unmittelbar ausdem Gefängnis ins Ministerium. Er wurde Arbeitsminister der ersten republikanischen spanischenRegierung. Nach wie vor blieb seine Lebenshaltung proletarisch. Er räumte sein Bureau selbstauf, und er ah in einem kleinen Restaurant mitArbeitern an einem Tisch. Es ist nur selbstverständlich, datz dies hie Sympathien für ihnerhöhte.Er blieb nicht lange im Amt. Die spanischeRepublik begann nach rechts abzugleiten und diesozialistischen Mitglieder des Kabinetts erklärtenihren Rücktritt. Für Caballero begann eine neueZeit revolutionärer Agitation.Die„Roten Jungfrauen" SpaniensIn einer bescheidenen Wohnung lebte Caballero die erste Zeit mit seiner Familie, und dieGaststube war immer voll von Parteigenossen.Er hat zwei Töchter, junge, schöne Mädchen, dieals Arbeiterinnen wirken und bei seinen Anhängern den Zunamen„Die Roten Jungfrauen Spaniens" tragen.Das Idyll konnte nicht lange dauern. ImOktober 1934 brach der von den Reaktionärenprovozierte Aufstand in Barcelona und AsturienauS. Caballero stellte sich sofort an die Spitze derArbeiter. Man kennt das weitere: Niederschlagungdes Aufstandes, neue Gefangenschaft, Prozess undsensationeller Freispruch.Mit den heutigen Wahlen hat ein neuesKapitel in diesem Lebensroman des spanischenRevolutionärs begonnen. Noch ist nicht zu sagen,welche Ereignisse darin verzeichnet sein werden.Das aber kann gesagt werden, datz CaballerosName noch ost genannt werden wird.