Mittwoch,. Fever 1936
Nr. 18
Spaniens Kabinett beschloß die Freilassung von 30.000 Gefangenen. In der ersten-Sitzung des Kabinetts Azana   wurde, eine Amnestie für all-politischen Gefangenen beschlossen. Daraufhin würden fast 30.000 aus der Hast entlasten. Auf unserem ' Bild sieht man die erste Sitzung des Kabinetts Azana.
Flandin verteidigt den Sowjetpakt Pari s. Die Aufmerksamkeit der Diplo­matenwelt ist auf die Verhandlungen in der französischen   Kammer über die Ratifizierung des Beistandspaktes mit Sowjetrußland gerichtet. In der Dienstagsitzung der Kammer vertei­digte Außenminister F l a n d i n die These, daß der Pakt eine Hilfeleistung nur für den Fall fest­setzt, wenn der Völkerbundpakt und die bisherigen vertraglichen Verpflichtungen der Staaten ihnen Handlungsfreiheit belasten. Der französisch-sow- jetruffische Pakt falle daher in den Rahmen des Völkcrbundpaktes sowie der Locarnoabkommen und stelle keinesfalls eine Verletzung der­selben dar. In diesem Sinne habe auch Frank­ reich   auf das Memorandum der deutschen   Regie­rung erwidert. Niemand könne dem französisch-sowjetrussi­schen Pakt vorwerfen, daß er g e z e n Deutsch­ land   abgeschlossen wurde, denn er wurde ja in der Hoffnung vereinbart, daß Deutschland   dem System der Organisierung der kollektiven Sicher­heit beitreten werde.(Beifall.) Zum Schluffe seiner Rede wiederholte F l a n d i n nochmals, daß der franzö fisch-sow- jrtruffische Beistandspakt n i ch t im Widerspruche mit den Bestimmungen des Locarnoabkommens stehe, und fügte ausdrücklich hinzu, daß Frankreich  bereit sei, die Angelegenheit dem Haager Internationalen Gerichtshof vorzulegen, falls Deutschland   diese Tatsache be­streiten wolle.,
Sympathiestreiks in Dfinemark Kopenhagen. Die von den Arbeit­gebern beschlossene Aussperrung ist Montag in Kraft getreten. Die Angaben über die Zahl der ausgrsperrten Arbeiter schwanken. Bon den Un- trrnehmern wird sie mit 104.000 angegeben, während sie nach Angaben der Gewerkschaften fast 150.000 betragen soll. Als Gegenmaßnahme der Gewerkschaften soll am Mittwoch ein Sympathie st reik der Transport- und Hafen­arbeiter gegenüber den an der Aussperrung beteiligten Unternehmern in Kraft treten.
Ottos neuestes Offert Paris.  Petit Journal" veröffentlicht eine Unterredung mit Otto Habsburg  , welcher u. a. darlegte, daßsich Oesterreich   nach der Rückkehr der Habsburger s«chn e und die Habsburger  allein die Unabhängigkeit Oesterreichs   verbürgen könnten". Otto Habsburg   erklärte weiters, die Monarchie niüßte eine Bolksmonarchie sein, wobei er sich für eine korporative Form au»« sprach. Der Herrscher werde derVater der Frei­heit" sein.
Der Pollzelagent In der Skupschtlna * Große Krawalle der Opposition Belgrad  . In der Skupschtina kam es am Dienstag zu erregten Szenen, als das Protokoll der letzten Sitzung verifiziert werden sollte. Tiefem Protokoll zufolge hatte die Mehrheit den Antrag des Finanzministers auf beschleunigte Vorlage das Budget an das Plenum des Hau­ses genehmigt, während das Budget bekanntlich vom Finanzausschuß, in dem die Opposition die Mehrheit hatte, in Bausch und Bogen a b ge­lehnt worden war. Die Opposition behauptete, daß über den Antrag wegen des großen LärnreS überhaupt nicht abze stimmt wor­den sei, und forderte die entsprechende Aenderung des Protokolls. Während dieser Debatte behauptete plötz­lich jemand, daß an dem Tisch der Stenogra­phen ein Polizeiagent sitze. Einige oppositionelle Abgeordnete stürzten sich auf den Mann und zogen ihm aus den Taschen zwei Revolver hervor. Daraufhin erhob sich rin derartiger Entrüstungssturm, daß die Sit­zung unterbrochen werden mußte. -Es stellte sich heraus, daß der Vorsitzende für diese Sitzung den Sturm vorausgesehen und sogar tätliche Angriffe auf den Ministerpräsiden­ten befürchtet und deshalb entsprechende Sicher­heitsmaßnahmen getroffen hatte. Nach Wieder­aufnahme der Sitzung verließ die Opposition un­ter Protest den Saal.
Vom Kriegsschauplatz London.  (Reuter.) Von der ganzen Nordfrönt wird eine lebhafte Tätigkeit der Vor­huten gemeldet. Die italienischen Abteilungen bereiten den Vormarsch auf den AmbaAlagi vor, dessen Eroberung spätestens Donnerstag erwartet wird. Auf abessinischer Seite rüsten sich die Truppen zur Abwehr der italiensschen Offen­sive im Abschnitt von M a k a l e und in den Abschnitten der nordwestlichen Front bei Alsum. Abessinische Krieger dringen des Nachts in die italienischen Linien ein und bereiten plötzliche lieberfälle auf vorgeschobene italienische Vor­huten während der Nachtzeit vor. Diese Taktik Ivird jetzt von den Abessiniern nach den jüngsten Mißerfolgen bei ihren Massenangriffen auf die Italiener angewendet^......
ZumFührerproblem** Tie Psychopathen und Geisteskranken spie­len also in der Entwicklung des. Völkerlebens eine außerordentlich wichtige Rolle, die man mit der der Bazillen bildweise vergleichen kann. Ist die geistige Temperatur eines Zeitalters aus- geglichen und. der soziale Organismus gesund» so wimmeln die Abnormen ohnmächtig und wirkungsschwach zwischen der Masse der gesun­den Menschen herum. Zeigt sich aber irgendwo ein wlmdcr Punkt, ist die Lust schwül und gespannt, ist etwas faul und morsch, so werden die Bazillen alsbald virulent, angriffsfähig, sie dringen allenthalben durch und bringen die ganze gesunde Volksmasse in Entzündung Und Gärung. Es: ist also nur ein kleine- Stück der Wghrheü, wenn man sagt: dieser oder jener Fanatiker oder radikale Schwärmer oder prophe­tische Idealist hat eine Revolution entzündet. Die großartigen Fanatiker, die Propheten und die Schwärmer, wie die kleinen Schwindler und die Verbrecher sind immer da und die Lust ist voll von ihnen; aber nur, wenn der Geist eines Zeitalters sich erhitzt, vermögen sie Krieg, Revolution und geistige Massenbewegungen zu erzeugen. Die Psychopathen find immer da. Aber in den. kühlen Zeiten begutachten wir sie, und in den h eißen-b e h er r s ch e n sie u n s." (Ernst.Kretschmer  , Professor für Psychiatrie und Neurologie in Marburg  :»Geniale Menschen", Ber ­lin, Julius Springer, 1929. S. 20.)
Wieder ein Opfer eines besoffenen Chauf- feurS. Am Samstag abends fand in Vrahöbice bei Proßnitz   in einer Restauration ein Ball statt. In der Kapelle, die auf dem Ball spielte, spielte auch das 29 Jahre alte Mitglied der Musikkapelle der jugoslawischen königlichen Garde in Belgrac, Emil. Svoboda, mit, der in Proßnitz bei feinen Eltern zu Besuch weilte, Sonntag früh um Halo 6 Uhr kehrte Svoboda auf dem Rade aus Vraho- vice nach Proßnitz   zurück./ Bei der Aktienbraue.ei holte ihn ein Automobil, ein, das in, voller Fahr' von rückwärts auf Svoboda, auffahr.' Der Musi­ker, blieb,auf der Stelle tot, liegen, das Rad würde zertrümmert,, das Auw drehte sich um leine eigene Achse und blieb dann auf der Straße stehen.. Der Chauffeur'und die zwei im Auto sitzenden Män­ner brachten den toten Miobpda ins Krankenhaus, wo am Montag nachmittags die gerichtliche Obduk­tion vorgenommen wurde. Die Gendarmerie stellte bei der Untersuchung des Unfalles fest, daß der Chauffeur des Automobils, der das Unglück ver­schuldete, etwas angetrunken war. Der. bei dem Konfektionär Kukera in Proßnitz   angestellte Chauf­feur Chalupnik hatte ohne Wissen seines Arbeit­gebers mit dessen Auto Teilnehmer zum Ball ge­fahren und.sie am Morgen.im Auto wieder zurück­gefahren. In dem verhängnisvollen Augenblick befanden sich im Auto, sieben Personen, und als der Chauffeur vor sich.den Radfahrer sah, bremste ec heftig. Der Wagen geriet aber in heftiges Schlm- dern. Der Chauffeur konnte ihn nicht wieder ins Gleichgewicht bringen, da ihn die sieben Insassen des. überlasteten Autos an der steien Bewegung hinderten.- Die.Frau des getöwten Svoboda be­findet sich mit zwei unmündigen Kindern in Split  in Jugoslawien   und weiß noch nichts von dem tra­gischen Tod ihres Mannes.. Der Chauffeur Cha­lupnik wurde, von. der Gendarmerie verhaftet. Falscher Alarm fordert drei Todesopfer. Di- Militärflugstation in Ringssted auf' Seeland  (Dänemark  ) wurde Montag abends von Bewoh­
nern eines Dorfes der Umgebung darauf aufmerk­sam gemacht, daß anscheinend von einem Flugzeug hcrrührendes Motorengeräusch beobachtet worden sei. Wie es sich später herausstellte, war das ver­meintliche Motörengeräusch in Wirklichkeit nur das Sausen des Windes in den- Telephondrähten ge­wesen. Ein Militärflugzeug stieg auf, um ange­sichts des unsichtigen Wetters dem vermeintlichen Flieger hei der Landung behilflich zu sein. Die Maschine stützte aber bei einem Landungsversuch selbst ab und wurde vollständig zertrümmert. Di­drei Insassen wurden herausgeschleudert und töd­lich verletzt auf dem Felde liegend aufgefunden. Alle drei starben auf dem Wege in Hospital. .Die Jungbunzlaurr Morde sind jetzt, so weit aufgeklärt, daß das Material für die Anklage gegen Cernh zusammengestellt werden kann. Eiste unmittelbare Folge des Geständnisses ist. die Freilassung des seit einigen Wochen in Haft ge- haltenen Kaufmanns Wolf, der' nckch der Er­mordung der Flodermann der Tat verdächtigt worden war. Hölle iSächsenburgb?^F. W>'DaS-Kon- trationslager Sachsenburg in der Nähe von Chem­ nitz  , das früher als verhältnismäßighuman" (im.Vergleich zu Hohenstein und anderen Folter­höllen!) galt, hat in der letzten Zeit durch die Er­mordung des früheren Redakteurs der Dresdner Volkszeitung Dr. Max Sachs und durch einige andere Morde einen besonders schlimmen Ruf bekommen. Jetzt gelangen neue entsetzliche Nach­richten aus Sachsenburg   zu uns. Für die gering­sten Vergehen gegen die Lügerördnung, deren Ein­haltung einfach menschenunmöglich ist, erfolgen Auspeitschungen im Hof vc-r den versammelten 1200 Gefangenen! Dir Exekution wird auf einem eigens dafür hergerichteten Gestell vollzogen, auf das die Gefangenen geschnallt werden! Während die SS die Auspeitschungen Vornimmt, müssen die Gefangenenfröhlichen Gesang" üben, damit man die Schreie der Gefangenen nicht hört! Ein Gefangener aus Löbau  , der nach der Verbüßung seiner Strafzeit ins Konzentrationslager Sachsen­ burg   gebracht wurde, namens Dorn, wurde kürzlich aus dem 2. Stock in den Hof gestürzt, so daß er tot liegen blieb. Weiter wurde ein un­zuverlässiger SS-Mann beim, Gewehrreinigen Unvorsichtigerweise" erschossen. Die alten Me­thoden der Morde und Fememorde werden also unverändert praktiziert. Das Lager ist immer überfüllt. Wenn schon wirklich einmal einige ent­lassen werden, kommen bestimmt am nächsten Tag neue Transporte. Natürlich weiß niemand, wielange er in dieser Hölle bleiben muß und ob er je' lebendig herauskommen wird. Biele sitzen hier nach ihrer Strafhaft, nach deren Verbüßung sie freizukommen hofften. Und Sachsenburg ist nur ein Lager-von vielen... 2000 polnische Bergarbeiter im Hungerstreik. 2000 Bergarbeiter der KohlengrubenKasimir" undJulius" bei, Sosnovice haben vor acht Tagen einen Hungerstreik begonnen. Die streiken­den Bergarbeiter sind bereits feit einer Woche in den. Gruben. und. wollen diesechen trotz der Vor­stellungen der Bergarbeiterorganisationen nicht verlassen. Wie gemeldet, brach der Streik auf diesen beiden Gruben wegen der von den Direk­tionen äuge ordneten zehnprüzentigen Lohnherab­setzung aus. Unter dxn hungernden Bergarbeitern kommen täglisch schwere E r k r a n k u n- g e n i n f öl g e Er f ch öpfung' vor. Vor. den Schachteingängen sammeln sich die Frauen und Kinder der Streikenden an, welche um das Schicksal, ihrer Ernährer besorgt sind. Die'streikenden Bergarbeiter.weigern sich, von ihren Familienmitgliedern Nahrungsmittel in Empfang zu nehmen. AutobuS verbrannt. Aus bisher ungeklärten Gründen geriet auf der Straße zwischen Buenos Aires   und La Plata ein kleiner Kraftomnibus in em Straßenloch, schlug umund ging in Flammen auf. Sechs darin sitzende Personen fanden tobet den Feuertod.
Merkwürdiges Verbot. Ter französische Ka­binettsrat hat über Ersuchen des Außenministeriums beschlossen, den Verkauf des französischen   FilmsLa Garconnc"(Tie Junggesellin) ins Ausland zu untersagen. Ter Film wurde an Hand des bekann­ten RomansLa Garconne" von Victor Margueri.» gedreht. -Die Industriestadt Stratford(England) mir ihren 300.000 Einwohnern ist seit Montag abends ohne elektrischen Stroin. Tas Elektrizitätswerk der Stadt wurde durch eine große Explosion außer Be- trieb gesetzt. Die ganze Stadt war in völlige Tur.- kelheit gehüllt. Alle Lichter erloschen. Die Straßen­bahnen blieben stehen und die Geschäfte mußten eiligst geräumt werden. Tie Theater und Lichtspiel­häuser brachen ihre Vorstellungen ab. Bis Diens­tag morgens war es noch nicht gelungen, die Strom- versorgung wiederherzustellen, da ein Teil des Elek­trizitätswerkes ausgebrannt ist. Bier Jahre künstliches Atmen. Vor einigen Tagen verstarb in London   ein gewisser Crosby Al- laghan, der vier Jahre lang künstlich geatmet hat. 1931 bekam er plötzlich Atembeschwerden, die dadurch verursacht wurden, daß sich der Brustkorb nicht ge­nügend hob und senkte. Ter berühmte Londoner  Spezialist Sir William Bragg   erfand einen beson­deren Apparat, um die Atmung, künstlich zu bewerk­stelligen. Es handelt sich um zwei Gummiballons, von denen der eine durch einen Motor voll- und leer­gepumpt wurde. Dieser Mowr mußt« ständig in Tätigkeit sein, denn auch nur wenige Minuten Still­stand hätten den sicheren Tod des Patienten herbei­geführt. Menschliche Justiz. Anfang Jänner tötete ln London   eine junge Frau in einem Anfall von geisti­ger Verwirrung ihr 17 Monate altes Kind. Als ihr die Tat zum Bewußtsein kam, versuchte sie sich zu vergiften, wurde aber in der Klinik gerettet. Bereits am 10. Jänner wurde sie vor Gericht gestellt, das aber eine psychiatrische Untersuchung anördnete. Am 6. Feber fand die Verhandlung statt, und die Frau, trotzdem das Gutachten für sie günstig lautete, schul­dig befunden und zum Tode verurteilt. Aber be­reits am nächsten Tage wurde von den Geschworenen selbst das Gnadengesuch eingereicht, das am 8. Feber von Sir John Simon, dem Innenminister, geneh­migt wurde. Die Frau wurde noch am gleichen Tage sn Freiheit gesetzt. ... ändert fich's Wetter,»der bleibt's wie's ist. Aus Skandinavien   dringt gegen Mitteleuropa   lang­sam etwas kühlere Lust vor; in Deutschland   schnerj es vielfach bei Temperaturen nahe Rull. Eine durch« greifende Besserung deS Wetters kann vorderhand noch nicht erwartet werden.Wahrschetn- licheSWetterMittwoch: Unbeständig, ziem­lich bewölkt, hie und da noch leichte Niederschläge, ini allgemeinen etwas kühler, mäßiger Nordost- bis Nordwind. Wetteraussichten für D o n- >n er Stag: Wetterlage noch immer nicht stabil. Vom Rundfunk iMpMitaNwartu aus«Mm ProoramaMNl Donnerstag: Prag  , Sender L: 10.08^Deutsche Presse, 11: Schallplatten, 12.10: Operettenlieder, 13.40: Slo­wakische Volkslieder, 15: Klavierkonzert, 47.15: Violoncellokonzert, 17.45: Deutsche   Sendung: Schwarz: Der Weichensteller, Hörspiel 18.45: Deut­sche Presse, 19.15: Englisch  -Kurs, 19.50: Populäres Musikalisches Programm, 20.55: Orchesterkonzert. Sender S: 7.30: Unterhaltungsmusik, 14.15: Deut­ sche   Sendung: Richi: Maßnahmen zum Schutze des Gewerbes, 19.10: hawaische Lieder  . Brünn  18.30: Deutscher   Arbeitsmarktbericht, 17.40: Deut­ sche   Sendung: Arbeiterfunk: Fritz Perlsee: Heinrich Heine   und sozialistische Poesie. Mährisch-Ostrau 16.10: Orchesterkonzert, 18.10: Deutsche   Sendung: Unger: wie Ratschläge auS Modeblättern zu ver­wenden sind, Klavierkonzert. Preßburg   20.15: Liederkonzert.
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