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Sonntag, 1. März 1936
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Verbesserung des Loses der Kriegsbeschädigten Ein weiteres Verdienst der Soxlaldemokratie um die Kriegsinvaliden
ften des KriegöministerS durch Kawasima ersetzt, der zwar nicht direkt zu der Araki-Klique gehört, jedoch mit derselben offen sympathisiert. Die letzten Ernennungen in der Armee beweisen, daß der Einfluß der„Arakisten" im Steigen be» griffen war(Ernennung des offenen Arakisten Janagawa zum konunandierenden General auf Formosa.) Außerhalb der Armee stehen hinter Araki solche Leute wie Baron H i r a n u m a, der Vorsitzende des„Herrenklubs" Kokuhonsha.(„Gesellschaft der Fundamente des Staates"). Hiranuma, dieser ewige Kandidat auf den Premierposten, istder Organisator der aristokratischen Abart deS japanischen Faschismus, der früher bei den Konzernen und in Hofkreisen Unterstützung suchte und heute sich eine„Mastenbasis" in der Armee schaffen will. Daher seine Annäherung an Araki. Ein anderer Anwärter auf den Posten eines japanischen„Papen" ist M a t- s u o k a, der Vorsitzende des Konzerns der Süd- mandschurischen Eisenbahn. Mutsuoka ist der Mittler zwischen den faschistischen Strömungen des eigentlichen Japan und den imperialistischen Bestrebungen der Kwqntung-Armee. Den äußeren Anlaß zum Militärputsch in Tokio hat zweifellos brr Versuch der Regierung Okada- Takahashi-Hirota, eine Entspannung m den Beziehungen zur Sowjetunion herbeizuführen, geliefert» Araki ist bestimmt mit der Außenpolitik von Hirota unzufrieden, aber die„jungen Offiziere" sind zu früh losgebrochen. Nun muß General Araki, wie damals im Mai 1932, als Vermittler zwischen seinen radikalen Anhängern und den „respektablen" Kreisen des Hofes, der Aristokratie und des Großbürgertums auftreten. Denn Araki und seiner Klique fehlt er an der„Mastenbasis", und deshalb sind die Aussichten eines Kompromisses auf der Grundlage einer Teilung der Gewalt sehr groß.
Wien . Zwei ehemalige Schutzbündler. Franz Friedrich und Josef HuSnak, die im Feber 1984 Handgranaten, in das Arbeiterheim in Schwechat transportierten, dann nach der Tschechoslowakei flüchteten und später wieder nach Wien zurückkehrten, wurden zu je ö Jahren schweren Kerkers verurteilt. Wien . Der ehemalige nationalsozialistisch« Obmann Anton Fitzhum, flüchtete in diesen Tagen aus dem Rainer-Krankenhaus. Klagenfurt . Das hiesige Schwurgericht verurteilte zehn junge Kommunisten wegen Hochverrates zu schweren Kerkerstrafen auf die Dauer von sechs Monaten, einer wurde zu-zwei Jahren verurteilt. Paris . Am 8. März wird in ganz Frankreich eine allgemeine Volkszählung durchgeführt werden. Bombay.(ÄP) Die indischen Aerzte haben beschlossen, di? Rede Hitler - vor den Münchener Studenten, in der er von der„natuxgewpllten lieber-! legenheit der weißen Rasse" über alle anderen Rassen sprach, mit einem Boykott sämtlicher deutscher medizinischen Produkte zu beantworten. Belgrad . Die jugoslawische Regierung brachte einen Gesetzentwurf zur Einführung von Mindestlöhnen«in, um den Arbeitsmarkt vor Ausbeutung zu schützen. Madrid . Ministerpräsident Azcfna unterzeichnete ein Dekret, durch das die Wiedereinstellung der wegen Teilnahme an der Oktober- Revolution von 1934 entlassenen Arbeiter angeordnet wird.'
Seitdem das Ministerium für soziale Fürsorge nach dem Sturze de» Bürgerblockes im Jahre 1929 in sozialdemokratischen Härchen ist, ist sein Bemühen auf die Verbesserung des Schicksals der Kriegsinvaliden gerichtet, die immer wieder über die unzulängliche staatliche Versorgung Klage führten und deren Los sich in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit, in der sie ost auf die Invalidenrente als einzige Einkonunensquelle angewiesen waren, wesentlich verschärfte. Es ist aber andererseits klar, daß in der Zett der Wirtschaftskrise, die an die Staatskasse die höchsten Anforderungen stellt, die Aufrecherhaltung des jetzigen Niveaus der'Kriegsbeschädigtenfürsorge auf nicht geringe Schwierigkeiten stoßen muß. Trotzdem ist es dem Genossen Dr. C z e ch nach Uebernahme des Fürsorgeministeriums nicht nur gelungen, alle Versuche auf Streichung der kleinen Renten— bis zu 40 Prozent Arbeitsunfähigkeit—, wodurch tausende Kriegsbeschädigte aufs schwerste betroffen wurden, zu durchkreuzen, sondern darüber hinaus weitere Verbesserungen der Fürsorge für die Kriegsopfer zu erzielen. Es gelang" ihm, eine Verdoppelung der Renten der schwersten Kriegsbeschädigten zu erwirken» die Lage der Kriegswitwen zu verbessern,«ine neue Anmeldestist für Kriegswaisen zu eröffnen und den Forderungen der Kriegsbeschädigten nach Streichung der Rentenüberzahlungen iw weitgehendem Maße sowie vielen anderen Wünschen auf administrativem Wege Rechnung zu tragen. Genoffe Dr. Czech hat sich aber auch bemüht, um auch weiteren Forderungen der Kriegsbeschädigten zur Erfüllung zu verhelfen. Hierher gehört insbesondere das Postulat nach Novellierung des 8 29 des KriegsboschädigtengesetzeS, das eine Erhöhung der Rente mit Rücksicht aus ein« eingetretene Verschlechterung deS Gesundheitszustandes des Kriegsbeschädigten nur in einer zehnjährigen Frist zuläßt, so daß zahlreiche Kriegsverletzte, deren Leiden sich erst in späteren Jahren verschlimmerte, nicht die Möglichkeit haben, die ihrem Grad der Erwerbsunfähigkeit entsprechende Rente zu erhalten. Die seinerzeitigen vom Gesundheitsministerium über Ersuchen deS Fürsorgeministeriums eingeholten Gutachten der medizinischen Fakultäten sprachen sich auch vom ärztlichen Standpunkt sehr nachdrücklich für eine Verlängerung dieser Frist aus. Genoffe Dr. Czech leitete bereits im Jahre 1931 den Entwurf einer Regierungsvorlage ins interministerielle Verfahren, die die im 8 29 festgesetzte zehnjährige Frist verlängerte, doch stieß diese Vorlage«ruf den erbst-' terten Widerstand der Finanzverwaltung, die von der Gesetzwerdung des Entwurfes ein weiteres Ansteigen der an die Staatskasse gerichteten Anforderungen befürchtete. In langdauernden AuS- einairdersetzungen haben die sozialdemokratischen Mitglieder der Regierung— insbesondere der Genoffe Dr. Czech und seine Nachfolger im Amte des Fürsorgeministers, die Genoffen Dr. Meißner und Jng. N e c a s— versucht, dieser immer stürmischer erhobenen Forderung der KriegS - invaliden, allen Widerständen zum Trotz, zum Durchbruch zu verhelfen. Wir freuen uns, heute mitteilen zu können, daß nun endlich darüber eine Einigung erzielt werden konnte, so daß der
Minifterrat in seiner letzten Sitzung einer vom Fürsorgeministerium ausgearbeiteten Vorlage die Zustimmung erteilte, über die nun das Parlament zu entscheiden haben wird. Um den Widerstand des Finanzministeriums zu überwinden, konnte selbstverständlich nur eine Lösung im Kompromitzwege erreicht werden, die sicherlich mcht alle Wünsche befriedigen kann, die aber als Ansatz zur Ausgestaltung unserer Gesetzgebung gewertet werden muh. Zunächst hat sich das Finanzminisseriüm zu jedem einzelnen Fall in dem auf Grund einer festgestellten Ber- schlechrerung des Gesundheitszustandes eine Rentenerhöhung eintreten soll, die Erteilung der Zustimmung Vorbehalten. Weiters soll eine Renten-
Dr. Engllss Bericht an die Nationalbank Prag . In der Samstag abgehaltenen Generalversammlung der Nationabbank erstattete Dr. K. Englis einen Bericht über die Wirtschaftslage, dem wix entnehmen: DaS Verhältnis der Weltwirtschft zur nationalen Wirtschaft ist eher zurückgegangen; der Aufstieg der Erzeugung wird im Vorjahre in der ganzen Welt auf ca. 10 Prozent geschätzt, während der Zuwachs des Umsatzes des internationalen Handels 1 Prozent nicht übersteigt. Der Umsatz des Außenhandels der Tschechoslowakischen Republik hat sich ungefähr um«ine halbe Milliarde Ai erhöht, wovon auf die Warenausfuhr 136 Millionen Ai entfallen. Der Aktivsaldo der Handelsbilanz beträgt 684 Millionen AL. Wir müssen uns bewußt werden, daß wir unsere. Ausfuhr bei wachsenden Hindernissen behauptet und verbessert haben. Die Analyse der Ausfuhr nach Warengattungen zeigt eine Besserung darin, daß sie bei Fertigwaren um 8.8 Prozent anstieg zu Lasten der Rohstoffausfuhr, welche rückgängig war. Dies spiegelte sich auch in der Zahlungsbilanz wider. Im Jahre 1984 ist ein großer Teil des AktivumS der Handelsbilanz teilweise zu eingefrorenen Clearingforderungen geworden, während im Jahre 1938 das Aktiv um auch vom Standpunkte der Solvenz qualitativ besser ist. Unser Geldmarkt behauptete während deS ganzen Jahres seine Flüssigkeit, obwohl die Finanzver- waltung rund 2000 Mill. Ai abschöpfte und bedeutende Kapitalsbeträge ins Ausland fortströmten. Di« Flüssigkeit deS Geldmarktes brachte aber noch keine Verbilligung des Kredites und keine genügende Menge an langfristigem Kapital; diesem Mangel entspricht auch die geschwächte I n v e st i- tions»'und Bautätigkeit. Der zweite Mangel unseres Geldmarktes bestand darin, daß wir zu hohe Zinssätze hatten. Diese Frage wurde schließlich von. der- Regierung gelöst. Allen charakteristischen Anzeichen nach zu schließen, ist im verflossenen Jahre eine gewiss« Erhöhung unserer volkswirtschaftlichen Aktivität«ingetreten, die wir am besten nach der Anzahl der beschäftigten Personen messen können. Wird der Arbeiterblock, der im Dezember des Vorjahres von her Zentrql- SozialversicherungSanstalt erfaßt wurde, in Betracht gezogen, so sehen wir, daß er gegenüber Dezember 1934 um 8.8 Prozent deS Standes der im verflossenen Jahre beschäftigten Personen gestiegen ist. Falls wir von dem Zuwachs der gesamten Beschäftigung den RachwuchSzuwachS abrechnen, verbleiben 4.1 Prozent als Maß der verhältnismäßigen Besserung unserer Wirtschaftsaktivität. was etwa 72.000
MANNER , FRAUEN | UND WAFFEN I Roman von Man red Ceorg Copyright by Dr. Manfred Georg, Frag „Jawohl, selbst ein Mann wie Sie kann einmal falsch unterrichtet sein." Makropulos wußte genug und überließ den Bankdirektor einer jungen Schauspielerin aus der Josefsstadt, der dieser sein verpfuschtes Leben zu erzählen begann. Eigentlich hätte er auch zum Theater gewollt, aber... Als Makropulos bei Schumann vorbeiging, berührte er ihn leicht an der Schulter und gab ihm einen Wink. Sie gingen in einen Nebenraum. Makropulos nahm hastig ein Dokument aus der Tasche: „Hier ist der Vertrag. Sie wollten doch unterschreiben." Schumann betrachtete das Dokument. Seine Wunde an der Schulter schmerzte ihn. Er sagte plötzlich:„Wozu ist das eigentlich alles gut?" Der Zwerg runzelte überrascht die Stirn: „Damit Sie Geld verdienen. Und wir auch." „Geld Perdienen, " knurrte Schumann,„was machen Sie denn mit all Ihrem Geld?" „Herr Rittmeister Schumann, wollen wir uns philosophisch unterhalten? Oder wollen wir einen Vertrag schließen?" „Morgen," gab Schumann kurz zurück," ich kann jetzt nicht die ganzen Paragraphen durchlesen." „Wie Sie wünschen," gab Makropulos sehr kühl zurück,'„dahei ist das doch Ihr Abend. Aber ich verstehe Sie nicht ganz. Es war doch alles verabredet." n-r Schumann lachte aufgeräumt: „Ich glaiche, ich habe einen Schwips, Herr Makropulos, Sie müssen mir das nicht übel neh
men, ich habe nicht Ihre stille Art, den Alkohol zu meiden, aber mein Vater hat gesagt:„Junge, du darfft niemals etwas unterschreiben, wenn du nicht ganz bei Verstand bist." Und ich bin nicht bei Verstand heute. Denke« Sie, ich habe heute gelacht. Wie kann ein Mensch, der bei Verstand ist, lachen! Kann der nicht höchstens weinen?" Makropulos war etwas angewidert. Er trippelte wortlos in den Saal zurück und überlegte: wollle dieser Schumann eine höhere Summe herausziehen oder war er besoffen? Beides mochte er nicht. Aber man würde ja sehen. In diesem Augenblick drehte er sich auch schon auf den Hakten um. Schumann hatte ihm den Vertrag nicht wiedergegeben, hatte ihn eingesteckt. Da stand die Erzherzogin neben ihm. Sie war eine starke, knochige Person. Ihre Bekanntschaften waren hervorragend. Sie schluckte riesige Provisionen. Eigentlich war sie zuerst nur eine Freundin der Fürstin Satorescu gewesen. Jetzt arbeitete sie längst selbständig. Da er so klein war. packte ihn die große, hagere Frau nicht am Aermel, sondern an der Schulter. Sie war peinlicherweise total betrunken: „Mein Lieber, ich höre ja schreckliche Dinge von Ihnen! Was machen Sie mit meiner Freundin Helena? Man flüstert von geheimnisvollen Mitteln, durch die Sie sie abhängig gemacht haben sollen." „Bedauere außerordentlich. Euere Exzellenz, daß so törichte Gerüchte umgehen. Fürsttn Satorescu gibt mir die Ehre, mir manchmal mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Mehr kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen." Die Erzherzogin lächelte breit über ihr ganzes Gebiß. Sie hatte heute den ganzen Abend vergeblich zu flirten gesucht, und durch das Umnaß des genossenen Weines war sie jetzt zu aflem entschlossen. Sie legte besitzergreifend beide Hände auf Makropulos' Schultern und erwiderte, beleidigt durch den Widerspruch: „Ach, das meine ich ja gar nicht! Ich möchte wissen, wie Sie die kirre gemacht haben. Helena
war so stolz. Jetzt erzählt man, daß sie vor Ihnen auf der Erde rumrutscht, vor so einem kleinen Griechenknaben." Der Ausdruck gefiel ihr offenbar. Sie tätschelte den zornroten Makropulos über den Kopf, verwirrte ihm die ganze Frisur und stieß ihn wie in einer plötzlichen Erkenntnis so heftig beiseite, daß der Schmächtige taumelte: «Ach, mit Ihnen ist ja doch nichts anzufangen l Schrecklich ist das heute! Eigentlich sind Sie doch furchtbar komisch! Alle Leute haben Angst vor Ihnen. Asien sitzen Sie auf den Nacken wie ein Blutegel. Dabei bin ich gewiß..." „Entschuldigen Sie. Exzellenz, meine Gäste rufen", entzog sich Makropulos der furchtbaren Situation, während die robuste Erzherzogin ihm wütend nachlief: „Wenn man Ihnen einen Kinnhaken gibt, lösen Sie sich überhaupt in nichts auf." Sie nahm, im Nebenzimmer angelangt, zornbebend eine Laute von der Wand, die dort unter einem verblichenen Lorbeerkranz hing, warf sich in einen Sessel und schlief»«he sie noch den ersten Tatt geschlagen hatte, mit einem kindlichen Lächeln um den offenen Mund ein. Der Grieche brachte sein Haar in Ordnung. Er kochte innerlich vor Wut. Blaubusch gesellte sich zu ihm. Er hatte einen skeptischen lllten, runden Glatzkopf Und schaute Makropulos durch seine Brillengläser milleidig an: „Scheußlich, wie? Warum haben Sie eigentlich solche Gastmähler nöttg? Plato konnte ich ver- stehen, Sie nicht. DaS kostet eine Unmenge Geld. bitt« schön, ich verdien'S ja gern!— aber die Leute arbeiten doch auch so mit Ihnen." „Das verstehen Sie nicht, Herr Blaubusch, meist kommen diese Spesen wieder rein." „Wie Sie dem Direktor Pollinger vorhin seinen Zettel verbrannt haben,— also da- war großarttg!" „Ich denke, Sie sind Conferencier und nicht Detektiv- Herr Blaubusch. Wenn ich mich aber geirrt haben sollte..."
I erhöhung nur dann eintrcten, wenn der betreffende Kriegsbeschädigte nunmehr wenigstens zu 75 Prozent erwerbsunfähig ist und nur, wenn sein Leiden durch den Kriegsdienst hervorgerufen, nicht bloß, wenn es durch ihn verschlechtert worden ist. Wie man auf den ersten Blick sieht, läßt also diese Regierungsvorlage noch viele Wünsche offen. Trotzdem stellt sie angesichts der Machtver- hältniffe in der Koalition das Maximum des im Augenblick Erreichbaren dar. Sie soll mehr als Symbol dafür angesehen werden, daß die demo- krattsche Republik auch in der Zeit der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise, auch in der Zeit, da rings um uns nur ein Abbau der sozialen Errungenschaften zu verzeichnen ist, soziale Aufbauarbeit leistet. Sie ist ein neuer Beweis für die opfervosie Hingabe und Energie, mit der die sozialdemokratischen Parteien in der Regierung die Interessen der sozial Schwachen wahrnehmen, die leider sehr ost nicht sehen oder sehen wollen, i wer sich ihrer Interessen annimmt.
neu eingereihten Arbeitern entspricht. Die gleiche mäßige Besserung beweisen auch Eisenbahnverkehr, Verbrauch von Kohle und elektrischer Energie. Zuckerverbrauch, Eisen- und Stahlerzeugung, Jnsol- venzenanzahl u. dgl. Di« Verhältnisse weisen seit 1984 eine Linie mäßiger anhaltender Steigerung auf, welche sich auch im Jahre 1938 behauptete. Die Boranssetzung einer WittschaftSakttvität und Konkurrenzfähigkeit mit dem Auslande ist, daß wir nicht durch künstliche Eingriffe unser Preisniveau erhöhen und keine neue DiSparität gegenüber dem AuSlande schaffen und dadurch neuerdings unsere Ausfuhr untergraben. In positiver Hinsicht wurde für die Förderung des Exportes das Exportinstitut errichtet; bisher wurde aber nicht einmal die Bereinigung der Agenda der Ausfuhr« und Einfuhr- kontrolle verwirklicht. Wenn wir im Vergangenen Jahre das Zinsproblem gelöst haben, ist nun das Problem der Staatswirtschaft, ihres Gleichgewichtes, der Tragbarkeit ihrer Lasten und der Ordnung im Schuldendienst an der Reihe. Der erste Schritt zur Ordnung im Staatskredit ist der großzügige Plan des Finanzministeriums, welcher zur Unifizierung und Kommaffation der Staatsschuld hinzielt, jedoch auch einen regelmäßigen AmortisattonSdienst für die Staatsschuld einfühtt. Die Zukunft in pelittscher und wirtschaftlicher Hinsicht ist stark verschleiert. Die Welt ist durch soviel Hindernisse des internattonalea Warenaustausches und der internationalen Kapitalsbeweguug verknotet, daß keine Hoffnung auf eine Rückkehr drr frühere« Weltkonjunktur besteht.
Der Gesetzentwurf über die Unterstützungen für ehemalige Angestellte von Großgrundbesitzen, welchen die Regierung dem Abgeordnetenhaus vorgelegt hat, betrifft die sogenannten Altpensio- nisten, deren Witwen und Waisen, deren Ber - sorgungsgenüffe gemäß dem Gesetz vom 18. März 1921 Nr. 130 Slg. d. Ä. u. B. geregelt wurden. Die vorgeschlagen« Höhe der Unterstützungen beträgt durchschnittlich 50 Prozent, wobei die niedrigste Unterstützung mit dem Betrage von Kö 1800.—, die höchste mit fli 4800.— und bei Witwen und Waisen ein entsprechender Bruchteil gemäß den Grundsätzen festgesetzt ist, nach welchen die Bersorgungsgenüsse geregelt wurden. DaS Gesetz wird vom Landwirtschaftsministerium durchgeführt werden. Die Auszahlung wird der Fonds für die Versorgung der Angestellten von Großgrundbesitzen durchführen, dem der erforderliche Betrag alljährlich aus dem Ersatzfonds zugewiesen werden wird.
„Sie haben sich keineswegs geirrt. Ich hoffe noch häufig in meiner Eigenschaft als Pointenstreuer von Ihnen in Anspruch genommen zu werden. Ich muß allerdings bemerken, daß Sie gerade diese Arbeit unterschätzen." „Also noch ein dritter Beruf? Auch ein guter Kaufmann? Ich weiß selbstverständlich die Anstrengungen zu würdigen, die eS erfordert, bei einem so ausgezeichneten Diner auSzuharren. Quittieren Sie mir, bitte, morgen das doppelte Honorar. Ich bemerk« aber, daß die Kenntnis meines Gesprächs mit der Erzherzogin soeben damit bereits auch abgegolten ist." „Aber das ist doch selbstverständlich. Wer ist denn eigentlich dieses Mädchen in Rot?" „Ich glaube, die Geliebte eines neuen Geschäftsfreundes von mir, eines Rittmeisters Schumann. Wissen Sie was, Blaubusch? Sie könnten mir sogar einen Gefallen tun: ich hätte gern gewußt, wie das Mädel zu ihm steht." „Sie ist doch bildhübsch. Es wird mir ein großes Vergnügen sein, mit ihr zu plaudern. Außerdem ist sie sogar, glaube ich, eine enffernte Kollegin von mir. Sie sieht so ein bißchen nach Variete aus." Es war schwer für Blaubusch, an Haydee heranzukommen. Sie saß mit der Fürsttn Sato- reScu in einer Ecke deS Saales. Eine selffame Gruppe. Haydee war vom Wein müde und schien gar nicht zu hören, was die schöne Frau neben ihr auf sie einredete. Als diese daS merkte, brach sie ab und starrte nur mtt einem gespannten Ausdruck schmerzlicher Leidenschaft auf daS junge Mädchen. Sie musterte sie immer wieder, und es schien, als nähme sie systemattsch Besitz von ihr. Am längsten verweilte ihr Blick auf den Händen Haydies. Sie spann ganze Träume darum. Ab und zu trank sie einen spärlichen Schluck Wein und setzte da» Glas mit einer gemessenen, fast abwesenden Gebärde wieder auf daS Tischchen neben sich zurück. (Fortsetzung folgt.)