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Ausland

Donnerstag, 26. März 1936

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adidae Mordprozeß vor dem Jugendgericht lang berbed her stafnario und liek van Zeile

Otto Lang   gestorben

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Montag, den 23. März, ist in Zürich   einer der ältesten und besten Führer der schweizerischen Sozialdemokratie, der Züricher   Oberrichter Otto Lang, gestorben. Lanz war, wie selbst bürgerliche Schweizer   Blätter nach seinem Hinscheiden her­vorheben, einer der besten und edelsten Richter der Schweiz  . Er war erst lange Jahre Untersuchungs­richter, kam dann zum Obergericht und präsi­dierte elf Jahre lang das fantonale Schwur­gericht in Zürich  . Er war Richter mit Leib und Seele. Um ihn zu erkennen, mußte man ihn beobachtet haben, wie er in der Mittagspause eines größeren Schwurgerichtsprozesses zum An­geflagten, zu einem Räuber oder Totschläger, trat, um sich zu vergewissern, ob dieser auch ge­nügend zu essen bekommen habe. Sie müssen genährt sein, um sich recht verteidigen zu können." Das war einer seiner Aussprüche. Seine Rechts­belehrungen an die Geschworenen waren richtige Glanzleistungen. Sie verrieten den Meister der Rechtswissenschaft. Deswegen hat ihm auch die Züricher   Universität das juristische Ehrendoktorat verliehen. Mit demselben Eifer aber, mit dem er als Richter tätig war, hat er ein halbes Jahr hundert der schweizerischen Arbeiterbewegung gedient. 56 Jahre lang, von 1890 bis 1936, vertrat er ununterbrochen. die sozialdemokratische Partei im Züricher   Kantcnsrat. Stein Pathos flang aus seiner Rede, dafür Sachlichkeit, Klar­heit und der geistige Weitblick eines wahrhaft fultivierten und freiheitsliebenden Mannes. Die Schweizer   Arbeiterbewegung hat an ihm einen ihrer Besten verloren. Aber auch außerhalb der Schweiz   war sein Name geachtet und man wird den guten Richter von Zürich   nicht sobald ver gessen.

Die Tschechoslowakei   und Deutsch­ lands   Vorstoß in Jugoslawien  

Lid. Noviny" veröffentlichen einen Aufsatz bon Dr. Duro Račič, dem Sekretär des Ver­bandes jugoslawischer Sparkassen, dem wir fol­gendes entnehmen: Schon seit Jahren herrscht in gewissen Kreisen Jugoslawiens   Unzufriedenheit mit der Entwicklung und dem Verlauf der wirt­schaftlichen Beziehungen Jugoslawiens   zur be­freundeten Tschil. Republik  . Auf das Ergebnis dieser Beziehungen wies unlängst der Jugcsla­wische Lloyd" hin, indem er gerade anläßlich des Besuchs Dr. Hodžas in Belgrad   und während der Beratungen der Kleinen Wirtschaftsentente ita­tistische Daten veröffentlichte, aus denen erhellt, dajz vom Jahre 1920 bis 1935 die tschst. Aus­fuhr nach Jugoslawien   um 8 Milliarden Dinar größer war als der Import aus Jugoslawien  . Das bedeutet, daß die Tschechoslowakei   während dieser Zeit von Jugoslawien   weit mehr Geld er hielt, als der jugoslawische Geldumlauf ausmacht, viel mehr als der Goldvorrat der Jugoslawischen Nationalbank beträgt, mehr als Jugoslavien während dieser Zeit an seinem Außenhandel ver­diente. Wenn wir bedenken, daß die jugosla wischen Wirtschaftsbeziehungen zu Frankreich   und England einen ähnlichen Verlauf nahmen, sich aber weit günstiger mit Deutschland   und Dester reich entwickelten, werden die Gründe und Möz­lichkeiten der deutschen   Einflußnahme in Jugo­ slawien   schen verständlicher. Besonders dann, wenn man noch die Wirkung der Wirtschaftssant­tionen gegen Italien   berücksichtigt. Weder die Tschechoslowakei  , noch Frankreich   oder England verspüren so schiver die Wirkung der Sanktionen, denn ihre Ausfuhr nach Italien   ist verhältnis mäßig weit geringer als die jugoslawische und bedeutet für sie bei weitem kein solches Aktivum wie für Jugoslawien  , dessen Handel mit Italien  im Jahre 1929 etwa 5 Milliarden Dinar aus­

Prostituierte erdrosselt- vier Stunden vor vollendetem 18. Lebensjahr Abschluß eines sensationellen Prozesses

und sie gewürgt habe. Als er sah, daß sie tot war, legte er ihr die Hände über der Brust zusammen und ging seiner Wege.

Prag  . Das hiesige Jugendgericht führte gestern ben am 4. Feber vertagten Prozeß gegen den Jugendlichen zu Ende, der in der Nacht auf den 9. November in einem Altstädter Absteighotel die Die Verhandlung war zum größten Teil ge­Prostituierte Josefa amenit erdrosselt hat. heim und wurde seinerzeit zwecks Prüfung des Die Mordiat ereignete jich gerade am 18. Geburts- Geisteszustandes des jugendlichen Täters vertag t. tag des jugendlichen Täters und es war zunächst Gestern wurde das Verfahren unter Vorsitz des Vor­ftrittig, ob dieser als Jugendlicher im Sinne standes des Jugendgerichtes, OGR. Dr. Svoboda, des Gesetzes zu betrachten sei. Erst der Obduktions  - fortgesetzt. Die Deffentlichkeit fand erst bei der Ein­befund stellte verläßlich fest, daß der Tod des Opfers vernahme der Zeugen Zutritt in das Verhandlungs­furz nach Mitternacht   erfolgte. Da der zimmer. Die psychiatrischen Sachverständigen erklär Täter um vier Uhr früh zur Welt gekommen ten den Jugendlichen für strafrechtlich zu ist, hatte er zur kritischen Zeit das achtzehnte Lebens- rechnungsfähig. jahr noch nicht vollendet. Die vier Stunden, die zur Erreichung dieser Altersgrenze fehlten, entzogen ihn der Aburteilung durch das Schwurgericht und unterstellten ihn der Gerichtsbarkeit des Jugend­gerichtes.

Den Sachverhalt haben wir bereits seinerzeit ausführlich geschildert. Der jugendliche Täter war Friseurgehilfe in einem südmährischen Ort. Er kam um seinen Posten und begab sich zu Fuß auf den Weg nach Prag  . Unterwegs stahl er ein Fahrrad, das er in Prag   für 150 verkaufte. Das Geld berivendete er zu einem Geburtstagsbummel in Ge­sellschaft eines Kameraden, den er in der Nachther­berge der Heilsarmee  " kennengelernt hatte. In später Abendstunde lief ihnen die Prostituierte Josefa Kamenit in den Weg, mit welcher der Jugendliche ein Stundenhotel aufsuchte. Am nächsten Morgen fand man die Frau tot im Bette liegend auf. Da die Hände der Leiche über der Brust gefaltet waren und äußerliche Spuren von Gewaltanivendung zunächst nicht entdeckt wurden, hielt man zunächst Selbstmord durch Gift oder plöglichen Tod infolge der schweren Geschlechtskrankheit, an der die Kamenik gelitten hatte, nicht für ausgeschlossen. Erst die Obduktion er­gab, daß die Prostituierte erdrosselt worden

war.

Der Täter, der sich mit richtigent Namen ein­getragen hatte, wurde bald ausgeforscht. Er gestand alsbald, die Prostituierte erwürgt zu haben, da sie nach Erhalt von 50 noch weiteres Geld verlangte. Dabei sei es zu einem Streit gekommen, in dessen Verlauf er sich, nachdem sie ihm eine Ohrfeige ver­jeste, in finnloser Wut auf die Kamenit geworfen

machte. Auch hier brachte Jugoslawien   ein großes Opfer im Interesse des Weltfriedens und zum Schaden seines wichtigsten Exportes( Korn, Vich, Holz u. ä.). Doch auch Jugoslawien   kann nicht nur geben, sendern muß auch empfangen, um seine Verbindlichkeiten erfüllen und seine Schul den bezahlen zu können, vor allem eben jenen Ländern, die einen Ueberschuß im Handel mit ihm erzielen.

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Nach dem kurzen Plädoyer des Staatsanwaltes Dr. Cesal hielt Dr. Georg Kraus als Ver­teidiger eine längere Verteidigungsrede, in der er als mildernde Umstände insbesondere die mangel­hafte Erziehung des Angeklagten geltend machte, der als uneheliches Kind ohne Familienleben und väter­liche Zucht aufwuchs. Er bat auch, den jugendlichen Täter nicht des eingeklagten Verschuldens des Mor­des, sondern lediglich des Totschlages schuldig zu er­kennen und die mildeste zulässige Strafe zu verhän gen. Bemerkenswert ist, daß der Angeklagte, der sonst in sexueller Hinsicht bereits reiche Erfahrungen hatte, an jenem kritischen Tage zum ersten mal mit einer Prostituierten zu tun hatte. Ihre fortgefeßten Geldforderungen für die geforder­ten Liebesdienste hat den unerfahrenen Burschen in einer Weise erhitzt, die zu einem tatastrophalen Wut­ausbruch führte.

Das Jugendgericht sprach den Angeklagten vom Verschulden des Mordes frei und verurteilte ihn bloß

wegen des Verschuldens des Totschlages zu drel Jahren Verschließung.

In der Urteilsbegründung wird ausgeführt, daß das Gericht für eine Mordabsicht teinen Betveis finden konnte, zumal jedes Motiv für eine solche fehle. Andererseits habe das Gericht angesichts| der Schwere der Tat von dem außerordentlichen Mil­derungsrecht nicht Gebrauch gemacht und die Strafe im Rahmen des für Jugendliche geltenden Straf sages( von zweieinhalb bis fünf Jahren) verhängt. Ueber allfällige weitere Maßnahmen nach Verbüßung der Strafe wird noch entschieden werden.

rb.

lersche Auffassung der Verträge und des Völker­rechtes im Grunde genommen. mit jener der Angelsachsen identisch. Die Deutschen   ebenso wie die Angelsachsen stehen auf dem Standpunkt, daß jeder Vertrag bloß einen vorüber­gehenden Zustand fixiere. Was heute als gerecht erscheine, tönne morgen bereits ungerecht sein und umgekehrt. Der Engländer zieht allerdings die friedliche Vereinbarung zivecs Vertragsänderung vor, und jede gewalt tätige Verschiebung des Gleichgewichtes findet sein Mißfallen. Wenn jedoch Hitler die Rheinzone besetzt, Flandin aber daraufhin den Locarno­Vertrag hervorholt und damit in der Luft herum­fuchtelt, so seien die Engländer darüber eigentlich sehr ungehalten. Mit dem Herzen seien sie jeden­falls nicht auf Flandins Seiten.

Deutsche   und Angelsachsen. Das große Pa­riser Nachrichtenblatt Je suis partout" glaubt feststellen zu können, daß die mächti­gen germanophilen Strömungen, die heute in der britischen öffentlichen Meinung zutage treten, teineswegs bloß durch materielle Erwägungen erklärt werden können. Und wenn Roosevelt   gerade in dem heutigen Augen- Cunninhame Graham ist, 82 Jahre alt, in blick das amerikanische   Memorandum vom Jahre Buenos Aires   gestorben. Mit ihm geht einer der 1923( während der Ruhrbeseßung), das in ersten Vorkämpfer der sozialistischen   Bewegung in schärfster Weise gegen die französische   Rheinpolitik England dahin. Er war der Sohn eines Gutsbe Stellung nimmt, zu veröffentlichen gestattete, so sigers und fam in früher Jugend nach Spanien  sei das keineswegs bloß das Ergebnis der deut- und Südamerika  . Romantische Neigungen und schen Propaganda in den Staaten. Es handle eine gewisse Abenteuerlust trieben ihn, als er mit sich darum, daß das, was wir als den Wort- 30 Jahren heimkehrte, in die junge Arbeiterbe­bruch seitens des Reiches empfinden, die Angel- wegung. Bald war er mit Iohn Burns und sachsen   als eine deutsche   Offenherzigden Genossen von der Socialdemocratic Federa teit betrachten. Noch mehr: Troß des riesen- tion", Hyndman usw. eng befreundet. 1877 großen Unterschiedes in den Formen sei die Hit- sollte die Not der Arbeitslosen öffentlich auf dem

Der Streikbrecher- Trust 300 Streits gebrochen. von New York  

Von Peter Blackwell

MTP New York  , im März. Das Büro des ,, Roten Dämon"

und

Trafalgar Square   demonstriert werden. Die Re­gierung verbot. den Aufmarsch die nehmer brutal auseinandertreiben. Burns Graham beschlossen sofort, ihren Weg durch die Absperrung fortzuseßen. Beide wurden verhaftet und vom Polizeigericht zu je sechs Wochen Gefäng nis verurteilt. Diese Behandlung einer friedlichen Kundgebung erregte ungeheures Aufsehen und gab dem Kampf um die Redefreiheit die Kraft zum Siege. 1880 wurde Graham ins Unterhaus ge­wählt, trat aber wie die anderen auf Gewerk­schaftsvorschlag Gewählten der Liberalen Fraktion bei, da eine Labourparty noch nicht bestand. Na­türlich kam er bald in Mighelligkeiten mit den Liberalen. 1886 war er einer der Mitbegründer der Schottischen   Arbeiterpartei, zu deren Sekre tär Keir Hardie   gewählt wurde, der später England auf manchem kontinentalen Parteitag vertreten hat. Spätere Kandidaturen Grahams blieben erfolglos, 1927 wurde er im Kampf um das Glasgower Universitätsmandat von dem jet­zigen Premierminister Stanley Baldwin   nur mit 68 Stimmen Vorsprung geschlagen. Längst hatte er eine fleißige literarische Tätigkeit aufgenom men. Er hat 40 größere Romane und Novellen geschrieben, die alle von seinen politischen Erfah­rungen beeinflußt und von denen manche in an­dere Sprachen übersetzt worden sind. Seine letzten Jahre verbrachte er in Argentinien   und noch vorige Woche wurde er vom Staatspräsidenten Dr. Justo empfangen, der selbst aus einer sozia­ listischen   Partei hervorgegangen ist. Eine Lungen­entzündung hat den alten Sozialisten gefällt.

Volkswirtschaft und Sozialpolitik

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Kohleverflüssigung

in der Tschechoslowakei  

Auch in der Tschechoslowakei   wird, wie der Glück auf" berichtet, das Problem der Kohle­berflüssigung aktuell. In Deutschland   und Eng­land gibt es schon erprobte Methoden der Ver­arbeitung von Kohle zu Del. Es handelt sich um zwei Verfahren, das sogenannte Schwelverfahren unter niedriger Temperatur und die Hydrierung mit Hilfe von hohem Druck und hoher Tempera­tur. Die Anwendung des Schwelverfahrens er gibt rauchlosen Triebstoff und wertvolle Neben­produkte wie Del und Benzin. In England z. B. werden bei diesem Verfahren jährlich ungefähr 500.000 Tonnen Kohle verbraucht. Preis und Qualität des solcherart erzeugten Dels können allerdings mit dem des natürlichen Dels vor­läufig noch nicht konkurrieren. In dieser Hinsicht hat die Hydrierung der Kohle größere Erfolge aufzuweisen. Jedenfalls dürften die Erfahrun­gen so weit gediehen sein, daß man auch in der CSR.   daran denten tönnte, derartige Anlagen zu errichten. Die Kosten einer solchen Anlage be= tragen rund 100 Millionen Kronen. Eine Be­deutung hätte das Projekt im Hinblick auf die Schaffung von Arbeitsgelegenheit und auf die Landesverteidigung.

Hör'ns mir auf mit dem dunklen Bier! Un­war mir gar nix,

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längst trink ich sechs helle dann trink ich noch neun dunkle drauf, und glei' war ich besoffen!

dann noch bleibt, pflegen sie ihnen häufig im Spiel abzunehmen.

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Der Rote Dämon" hat seit 1911 mehr als| bis zum Pelzmantel. 1920 haben sie einmal ein 300 Streifs gebrochen. Allein in dem Jahr ganzes Lager von Armeedecken auf die Seite ge­zehnt 1924 bis 1934 hat er nicht weniger als bracht. 1926 entwendeten sie bei einem Last­Wenn die Finken" nicht arbeiten, vertrei­zehn Millionen Dollar verdient. Sein Büro wagenstreit Pelze im Werte von 50.000 Dollar. ben sie sich die Zeit nämlich mit Poker und Wür­gliedert sich in drei Abteilungen. Die erste dient 1930 wurden sie auf einen Ozeandampfer ge- feln. Sie leben zu 500 bis 600 in großen Ba­ der   Information und unterhält in sämtlichen schickt, wo sie ohne viel Federlesens das gesamte raden; nach Bergoffs Schäßungen wandern dort größeren Werken und Firmen ihre Spione. Die Silber an sich nahmen. Beim jüngsten Jahr bis zu 1000 Dollar von Hand zu Hand. Was zweite hat die Aufgabe, das Räderwerk der vom stuhlführer- Streit haben sie in einem Kranken- aber sind das für Summen im Vergleich zu denen, Streit heimgesuchten Industrie wieder in Gang zu haus, in dem Bergoff sie am Vorabend seiner die er durch seine Machenschaften verdient?! sezen". Die dritte schließlich sorgt für den Schub Intervention zusammengetrommelt hatte, alle von Leben und Eigentum der Auftraggeber. Nickelhähne abgeschraubt.

Die Finken als Langfinger

Der New Yorker Fahrstuhl führerstreik, der nun nach Jangwierigen Verhandlungen glücklich beendet worden ist, hat wieder einmal die Auf merksamkeit auf eine Branche gelenkt, deren dunkle Geschäfte außerhalb Amerikas   so gut wie unbe­kannt sind: auf die Branche der Streitbrecher. Die Angehörigen dieses sonderbaren Berufes Diese hat sich hierzulande zu einer regelrechten bezeichnen einander mit Ausdrücken, die der New Industrie entwickelt. Wenn zwischen den Arbei- Yorker Gaunersprache entnommen sind. Die tern und dem Unternehmer ein Stonflitt ausbricht, Männer, die das Räderwerk wieder in Gang so hat dieser die Wahl zwischen drei Wegen: ent- feßen", werden Finken" genannt. Die Schuß weder verhandelt er und sucht ein Kompromiß; staffeln heißen Edelleute" und die Benachrich­oder er kapituliert vor dem Personal; oder er tiger Stiefel"." Alle drei Kategorien refrutieren bersucht, den Streit zu brechen. Im leßten Falle sich aus der Unterwelt der großen Stadt, braucht er nur eine Streitbrecher Agentur anzuläuten und mit ihr abzuschlies Ben. Sie besorgt alles Uebrige zur besten Zufrie­denheit ihrer Kunden.

In New York   beschäftigen sich von 187 kon­sessionierten Privatdetektivbüros 55 fast aus schließlich mit Streifbrüchen. Das bekannteste Unternehmen dieser Art ist das Büro eines ge­wissen Pearl 2. Bergoff im 27. Stodivert des Fifth Avenue  - Building. Mr. Bergoff, der seit 25 Jahren in der Branche ist, bezeichnet sich gern als den König der Streifbrecher". Von seinen Untergebenen wird er dagegen wegen seiner bru= talen Methoden der Note Dämon" genannt.

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Besonders die Finken" pflegen teine reinen Engel zu sein. Sie haben gewöhnlich nichts an­deres im Kopf, als ihre durchaus angemessenen Löhne" durch allerlei Diebstähle und Neben einnahmen" zu erhöhen. Die Betriebe, die sich ihrer Nothilfe bedienen, wissen das und verstek­fen, versiegeln oder verschließen deshalb schon vor­sorglich alles, was nicht niet- und nagelfeit ist. Trotzdem gelingt es den selbstlosen Streitbrechern immer wieder, ihren täglichen Verdienst von zweieinhalb bis drei Dollar um ein Vielfaches zu erhöhen.

Die Herren stehlen alles, vom Wasserhahn

Bergoff greift nämlich nicht nur ein, sobald ein Streit ausbricht; er schürt vielmehr die Die tollsten Sitten werden aber von den Streits mit allen Mitteln, Darin gleicht er aufs Streitbrechern eingeführt, wenn irgendwo eine Haar den Rüstungsfabrikanten, die zum Kriege Autobus- oder Tramivay- Belegschaft die Arbeit heben. Auch seine Methoden sind ähnliche. Die niederlegt. Die Aushelfer stecken dann den größ- Spione, die er in allen Fabriken sißen hat, unter­ten Teil der Einnahmen in ihre Tasche und be- richten ihn über die Stimmung in den Beleg= fahren grundsäßlich nur Straßen, in denen sie schaften und die Wortführer der Opposition. Auf mit vielen Passagieren rechnen können. Einmal Grund dieser Angaben stellt er schwarze Listen tam eine im Stampf befindliche Verkehrsgesellschaft auf, die er den Betriebsinhabern zur Verfügung auf die Idee, das Fahrgeld vor Beſteigen des stellt. In Philadelphia hat er auf diese Weise Wagens einkassieren zu lassen und sich dadurch einmal 126 Arbeiter aufs Pflaster geworfen. eine bessere Kontrolle zu verschaffen. Daraufhin traten die enttäuschten Streifbrecher unverzüglich Die Folge war ein blutiger Streit, an dem er in Streit. Die Gesellschaft kapitulierte erit, als sie mit ansehen mußte, wie an einem sonnigen Sonntagmorgen fein einziger Bus die Garagen von Coney Island   verließ...

Schmarotzer des Klaffenkampfes

glänzend profitierte.

Neuerdings wird diese Ausbeutung der so­zialen Gegensäte durch private Konkurrenzarbeit

ein wenig erschwert. So haben verschiedene Ar­beitgeber- Syndikate, wie das der Automobilindu­strie oder die United States Steel Corporation, Natürlich dürfen die" Finken" nicht etwa ihre eigenen Spionageneze ausgebaut. Trotzdem die gesamte Beute ihrer Raubzüge für sich behal- hat 2: Pearl L. Bergoff in jeder größeren In­ten. Die Edelleute", die das Eigentum der duſtriestadt der Vereinigten Staaten   eine statt­Auftraggeber zu beschüßen haben, wollen dafür, liche Reihe von Nachahmern gefunden, die sich daß sie ihre Augen zudrücken, entsprechend betei nach wie vor ausgezeichnet ernähren. ligt sein. Und das, was den armen Finken"