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Dienstag, 31. März 1936

Aussperrung

Nr. 77

ler persönlich erwischt werden konnte. In Orten ſtiſch denkenden Ausland wohl auch Hitler selbst. ausgiebigsten Schuß. Der Miniſter versicherte im in Dänemark beendet

nelle Stimmenabgabe verzichten. Es kam ja auch gar nicht darauf an, ob der einzelne Nein- Wäh­oder Stadtvierteln mit größerer oppositioneller Stimmenzahl konnte einfach wieder eine Straf­expedition brauner Mordbuben entfandt werden. Wird wahllos ein Dußend bekannter Marristen taputt geschlagen, dann ist der Einschüchterungs­ziveck wieder auf Monate hinaus erfüllt.

Unter derartigen Begleitumständen wäre es gar nicht verwunderlich, wenn aus Berlin trium­phierend verkündet würde, daß Hitler 100 Pro­zent der Stimmen erhalten hat. Wer könnte Goebbels daran hindern, dies zu behaupten? Es besteht allerdings ein triftiger innenpolitischer Grund, wenigstens ein Phozent Nein- Stimmen zuzugeben. Womit würde man denn die Weiter­eristenz der Konzentrationslager, der braunen Folterkammern, der Gestapo , der Henkersmetho­den gegen die Opposition rechtfertigen, wenn sie nicht mehr vorhanden schiene? Nur ein Prozent Oppositioneller? Müssen das aber tüchtige Kerle sein, wenn das System ihretwegen den übrigen 99 Prozent weiterhin Pressefreiheit, Organis sationsfreiheit, Versammlungsfreiheit vorenthals ten muß. Bedauernswert, wer sich von diesem

Das neue Bürgerliche

Gesetzbuch fertig

Justizminister Dr. Dérer hat in einem der Prager Presse" gewährten Interview er klärt, daß der Entwurf des neuen Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches unter Ausschluß des Familienrechtes schon in den allernächsten Tagen nach erfolgter Superrevision fertig sein werde. Nach Abschluß des technischen Arrangements der fast 1500 Paragraphen zählenden Vorlage werde er sie der Regierung zur Annahme und zur Be­schlußfassung über einige umstrittene Bunkte unterbreiten. Der Minister ist der Ansicht, day

Schlichtungsausschuß vom Reichstag

eingesetzt

Kopenhagen . Nachdem der dänische Reichstag in der Nacht zum Sonntag das Geset über die Beilegung des dänischen Arbeiterstreits angenommen hatte, wurde Montag in den von der Aussperrung betroffenen Betrieben und Handels­stätten die Arbeit wieder aufgenommen. Vorläu­fig bleiben die alten Löhne in Geltung. Die Lohn­frage wird durch einen Schiedsausschu geregelt werden, deffenSchiedsspruch Gesekes­kraft haben wird.

neuesten Nazi- Bluff täuschen läßt. Zu den Ge- Lande sowie das häufige Kindbettfieber bei den täuschten gehört neben dem unbelehrbar formali- Landfrauen hinzuweisen. Das alles erfordert den Kein Zweifel, daß er nach dem 29. März glaubt, Namen seines Ressorts alles daranzusetzen, um vom deutschen Bolte eine Blanto- Vollmacht für das Gesundheitswesen auf dem Lande auf bessere den geplanten Ueberfallsfrieg erhalten zu haben. Grundlagen zu stellen. Die Abstimmungs- Komödie ist zu Ende, jetzt be= Sodann sprachen für den abwesenden Land­ginnt der bittere Ernst der Entscheidung über die wirtschaftsminister( der durch den Tod seines Va­Zukunft Deutschlands und Europas . Das war die ters am Erscheinen verhindert war) Sektionschef legte innenpolitische Ablenkung. Nach außen hin Dr. Kolář und weiters Prof. Dr. Ost r č i I, der hat der Wahltag an dem europäischen Sträftever- einen Vortrag über Die Gesundheitsfürsorge für hältnis nichts geändert. Wird es Hitler gelingen, die Landfrauen" hielt. Mit einem Schlußwort des das deutsche Volk mit verbundenen Augen in den Abgeordneten Beran und dem Absingen der Abgrund eines hoffnungslos verlorenen Krieges Staatshymne wurde die Sißung geschlossen. zu stürzen? Die Frage bleibt noch für einige Monate offen, aber die Gefahr ist da. Nur Kalt= blütigkeit, Wachsamkeit und Entschlossenheit der Hlinkapartel und Koalition europäischen Friedenskräfte wird sie zu bannen Der Abbruch der Verhandlungen zwischen vermögen. Das einzige Mittel, welches unabseh- dem Ministerpräsidenten Hodža und der Slowa- stätten zurüd. bares Verderben zu verhüten vermag, ist ein tischen Volkspartei findet in der tschechischen offenes Bündnis der demokratisch- sozialistischen Bresse lebhaften Widerhall. Europäer mit den freiheitlichen Männern und Frauen des deutschen Volkes, die auch nach dieser Wahlfomödie wieder fühn ihr Haupt erheben werden.

stellen sollen. Jede gegenteilige Behauptung ist unwahr. Stets habe ich es als selbstverständlichen Grundsatz erachtet, daß das Ernennungsrecht der richterlichen Berfonalsenate deren autonomisches Recht ist, in welches die Justizverwaltung nicht eingreifen kann, ebensowenig wie sie in die Juris diktion eingreifen kann. Ich betone übrigens, daß das Justizministerium beim Abfaffen seiner An­träge an die Anträge der Personalfenate der Ge­richte nicht gebunden ist."

Bemerkenswert ist die Aeußerung des Se­kretärs der tschechischen Volkspartei, des Abge­ordneten Stašek, der darlegt, daß der Ents schluß der Hlinka- Partei weder dieser Partei, noch der Slowakei , noch der katholischen Sache zum Nußen gereiche. Die Nuznießer dieser Ent scheidung werden wieder die Agrarier sein, welche ihre Machtposition in der Slowakei noch weiter werden ausbauen können. Das hätten die Füh­rer der Slowakischen Volkspartei erkennen sollen. Die sieben Jahre Oppositionspolitik, in der sich diese Partei befindet, haben ihr, wie die Testen Wahlen zeigen, auch keinen Stimmengewinn ge­bracht. Allerdings trägt auch Hodža einen ge= wissen Teil der Schuld an dem Mißlingen der Verhandlungen, indem er über die Bedingungen des Eintritts der Slowakischen Volkspartei unter­handelte, welche in der Forderung der Slowaken Ländliche Gesundheitsfürsorgend einem eigenen Miniſterium für die Slowa­ kei gipfelten, was aber von der Koalition ab­gelehnt wurde. Es müsse auch die Frage auf= geworfen werden, ob der Ministerpräsident dem Präsidenten der Republik die Möglichkeit geboten habe, in die Verhandlungen einzugreifen. Auch die Lidové Noviny" befassen sich in einem Leitartikel ihres Redakteurs Ripka mit Slowaken die Sache dadurch erschwert habe, daß man ihnen nur das Unifikationsministerium an­geboten habe. Man müsse auch die Frage stellen, warum man nicht wenigstens die deutschen Christ lichsozialen in die Regierung genommen habe. welche ihre Bereitvilligkeit, in die Koalition ein zutreten, bekundet haben.

Eine Rede des Ministers Dr. Czech

Damit kehren etwa 120.000 Arbeiter nach fünfwöchiger Aussperrung wieder in ihre Arbeits­

Harrar in Flammen

am Sonntag neuerdings von mehr als 30 ita­Addis Abeba. Die Stadt Harrar wurde lienischen Flugzeugen bombardiert, die Brand­bomben abwarfen. Die ganze Stadt stand noch viele Stunden nach dem Bombardement in Flammen. Die Bevölkerung hatte die Stadt Menschenleben nicht groß sein dürften. rechtzeitig verlassen, so daß die Opfer an abessinische Radiostation wurde zerstört, ebenso die Funkstation und die Agentur des französischen Stonjulats. Ueberhaupt soll das europäische Vier­tel stark gelitten haben.

Die

die Bombardierung von Harrar Protest eingelegt. Die Regierung hat beim Völf.cbund gegen Sie verweist darauf, daß der Luftangriff den Ar­titel 25 der Haazer Konvention verlegt, da Har­rar weder durch Schützengräben befestigt, noch mit Artillerieſtellungen ausgestattet sei und auch feine Aufmarschwege durch die Stadt führen.

Das abessinische Hauptquartier meldet, daß

der Ort Indo Nehoni am Amba Alaghi in den lezten Tagen von Bombenfliegern wiederholt mit

Gasgranaten beworfen wurde.

*

eine Frist von mehreren Monaten zum Studium an und unter Teilnahme des Ministers für demselben Thema. Dieser glaubt, daß man den haus wegen Verwendung von Gift

Die vom Reichsausschuß für Sozialhygiene man einzelne dieser Punkte dem Parla= der Landbevölkerung veranstaltete Woche der ment zur Entscheidung werde vorlegen Gesundheitsfürsorge für die Landbevölkerung" fönnen, und ist fest überzeugt, daß der Entwurf wurde Sonntag Vormittag im landwirtschaftlichen spätestens im Juni dem Parlament wird Kulturhause unter Vorsiz des Abgeordneten Be= vorgelegt werden können. Dem Parlament wird öffentliches Gesundheitswesen, Dr. Czech, er­des Entwurfes eingeräumt werden. In dieser öffnet. Zeit können auch noch eventuelle Zweifel bereinigt Minister Dr. Czech hielt eine Ansprache, in werden, die in der letzten Zeit darüber aufge- der er den Zusammenhang zwischen Wirtschaft taucht sind, ob man das Erbrecht ohne gleich- und Gesundheit besprach. Er sagte, daß beide in zeitige Reform des Familienrechts kodi- ihren Wechselbeziehungen und Zusammenhängen fizieren fönne. Sofern sich die Notwendigkeit die- ein kommunizierendes Gefäß sind. Er kam auf die ser oder jener Aenderung zeigen sollte, wäre dazu wichtigkeit des Landes als Populationsquelle zu noch vor Aufnahme der meritorischen Beratung sprechen und verwies auf die stärkere Geburten­des Entwurfes im Parlament hinreichend Zeit. häufigkeit daselbst. Früher war die Bedeutung des Keine Beeinflußung der Personalsenate Bandes etwa zur Zeit, als noch 70 Prozent der Keine Beeinflußung der Personalsenate Bevölkerung auf dem Lande siedelten, für die Po­Sehr entschieden wies der Minister ferner pulation größer, aber sie ist auch heute noch gege­auch gewisse Angriffe in den Soucovské ben, da nach den letzten Daten der Volkszählung List y"( der tschechischen Richter- Zeitung) zu 52 Prozent der Bevölkerung auf dem Lande woh­rück, die vielfach dahin ausgelegt wurden, daß das nen. Die Landbevölkerung bleibt also noch immer Juſtizministerium auf die Personalsenate der Ge- eine Populationsreserve wegen der günstigeren richte einen Einfluß ausübe, damit sie ihre An- Lebens- und Ernährungsart, die auf dem Lande träge für die Richterernennungen nach den Beherrscht. Leider hat sich aber in den letzten Jahren dürfnissen des Justizministeriums zusammenstel- eine ganze Reihe von Erscheinungen gezeigt, len. Zwecks Information der Oeffentlichkeit er- welche diese lichten Seiten verdunkeln. Die Sta­klärte der Minister mit dem allergrößten Nach- tistif zeigt uns eine immer mehr zu nehmende Verschlechterung der gesund

druck:

,, Weder ich noch die Referenten meines Res- heitlichen Verhältnisse auf dem forts find jemals weder direkt noch indirekt ein- and e. Es genügt auf das wachsende Auftreten geschritten und hatten auch ansonsten keinen Ein- und die Verbreitung der Tuberkulose auf dem fluß darauf, wie die kompetenten Personalsenate Lande, auf die Zunahme ansteckender Krankheiten, der Gerichte ihre Ernennungsdekrete zusammen- und auf die anhaltende Kindersterblichkeit auf dem

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MÄNNER, FRAUEN UND WAFFEN

den Kopf. Sie umarmte ihn, und er tam sich in der Nähe dieser schimmernden Frische in seinen Reisekleidern verstaubt wie ein Bergmann aus dem Schacht vor.

Sie hatten Abendbrot gegessen und saßen nun draußen auf der Terrasse, bezaubert von dem Roman von Manfred Georg Panorama, das mit kleinen, kletternden Lichtern Copyright by Dr. Manfred Georg. Prag unter einem machtvoll sein Sternenregister spie­lenden Himmel bannend und doch nicht unheim­Gabrieles Ende, so grausig es gewesen war, und so sehr es in ihm täglich noch nachklang, hatte einlich um sie stand. Der Kellner hatte das Windlicht vom Tisch genommen, das er, da sie abseits der leeres Feld seines Daseins ausgellt. Wenn es auch mit einem schweren Kreuz markiert worden großen Bogenlampen saßen, zuerst hingestellt hatte. Schumann sah ihr Gesicht nur undeutlich und, wenn die Zigarette aufleuchtete, einen Schein über Mund und Nase und hie und da fefundenlang die Augen, die mit einem innigen Glanz auf ihm ruhten.

var.

In dem an anderer Stelle erwähnten Jn terview an die Prager Presse" hat Juſtiz­minister Dr. Dérer auch die Forderung der slowakischen Volkspartei nach einem eigenen Ministerium für die Slowakei behandelt. Dr. Dérer wies daraufhin, daß er schon gleich nach dem Umsturz als Justizreferent des Ministeriums für die Slowakei daraufhin gearbeitet habe, den Zeitraum der Unterstellung des slowakischen Ge­richtswesens unter dieses Ministerium abzu fürzen, was auch im Laufe eines Jahres durchgeführt wurde. Im Interesse der richter­lichen Unabhängigkeit und der Rechtssicherheit sei es undenkbar, daß die Gerichte der Administrative eines fremden Refforts und nicht dem eigentlichen Justizministerium unterstellt sein könnten. Ueberdies habe die slowakische Wolfspartei selbst nach ihrem Eintritt in die Regierung das Ministerium für die Slowakei aufgehoben.

London . Minister Eden wurde im Unter­gasen durch die Italiener interpel­liert. Eden erwiderte, daß der Dreizehneraus­schuß diese Frage am 23. März geprüft habe. Die betreffende abessinische Beschwerde wurde der ita­lienischen Regierung vorgelegt und diese gleich­zeitig an einige Bestimmungen des Genfer Pro­

tokolls vom Jahre 1925 erinnert. Die italienische Regierung habe baldige Untersuchung dieser An­gelegenheit zugesagt.

Weiterer Vormarsch der Italiener

Asmara. An der Nordfront schreitet der italienische Vormarsch rasch vorwärts, ohne Widerstand zu finden. Die dritte Armeegruppe hat Sogota, etwa 110 Kilometer füdwestlich von Makalle und 70 Kilometer westlich vom Aschangi­See, besetzt. Die zweite Gruppe hat Debaret erreicht und damit mehr als die Hälfte des Weges vom Takazze nach Gondara zurückgelegt.

Maiwahlen in Belgien ?

Brüffel. Aus Regierungskreisen verlautet, daß die Neuwahlen zum Parlament, die im Juni stattfinden sollten, auf den 10. Mai vor­verlegt werden sollen. In diesem Falle dürften Kammer und Senat noch vor Ostern aufgelöst werden.

seiner Haut. Sie nahm von der Hand Besiz. ,, Ich gehöre gar nicht so zu ihnen, wie du dir Schließlich umschloß sie sie noch mit der anderen das zu denken scheinst. Ich kenne viele von ihnen, und drückte sie zart und lange. Durch die ent- und ich helfe ihnen, wenn ich es kann. Ich sagte fernten Fenster des Hotelsaales sah er die Schat- dir schon einmal, woher ich stamme. Ich habe den ten von Tanzenden. Tief im Tal pfiff ein Zug Zusammenhang mit denen, die aus der Knecht­und warf leise das Geräusch der ersten puffenden schaft kommen, nicht verloren, und es gibt wohl Kolbenstöße herauf. Es war der Nachtzug nach kaum unterdrücktere Menschen als die meines Wien . So still war es, daß man selundenlang seinen Räderschlag auf der nahen Brücke hörte. Haydee schwieg noch immer.

,, Du wirst dich wohl oder übel zur Antwort entschließen müssen, meine Liebe. Ich begreife, daß es dir schiver fällt. Bist du eine politische Agentin? Und was willst du von mir?"

Ich liebe dich."

..Du stiehlst aber gerade ein Dokument, das für meine Geschäftsangelegenheiten sehr wichtig

Blutes. Ich denke, alle diese gehören zusammen."

Haydée begann leidenschaftlich zu Schumann hinüberzusprechen. Aus den Erfahrungen ihres Lebens heraus. Vor allem aber, wie Schumann bald merkte, aus einem ungeheuren Gefühl des Mitleidens.

" Du hast," sagte sie, deine furchtbaren Träume gehabt. Siehst du, ich habe sie täglich, Armen der Bettlerinnen angrinsen, wenn die wenn mich die käfigen Kindergesichter auf den Kollegin zu einem Vich von Direktor wie zum Zeitungen lese von den Greueln auf der ersten Henkersblock in sein Kontor schleicht, wenn ich die Seite bis zu den Greueln der Annoncen auf der lebten Seite. Ich bin nicht so gebildet wie du, aber ich sehe immer gleich alles. Du darfst nicht ver ,, Dann möchte ich dir sagen, daß ich die gessen, wie früh ich zu arbeiten anfing, und daz Liste, die ich Mardrier genommen habe, nur zu- man mir gegenüber sich überall offen gab. Sima fällig gesehen habe."

Er erhob leise das Weinglas und stieß mit ist. ,, wirst du mir glauben, wenn ich dir etivas ,, Warum betrügst du mich eigentlich erkläre?" Wenn es nur irgendwie plausibel ist, Sie erriet sofort, daß er sehr viel wissen mußte, um so zu sprechen und fragte zurüd: ,, Wer hat mich verraten?"

"

gern."

Langsam schritt er den Weg zum Sotel hinauf. Er fürchtete sich vor den Erklärungen, die ihm Haydée hätte geben können. Dann, während er stehen blieb und einen Hund, der sich fremd und doch vertraulich ihm angeschlossen hatte, streichelte, überkam ihn der Aerger, diesen schweihr an: ren Auftrag von Makropulos übernommen zu haben. Es waren Widerstände in ihm, die er nicht dauernd?" ganz begriff und doch eine Ueberzeugung, daß dies alles einen Sinn haben würde. Wenn er sich den Sturz der Ereignisse seit jener Nacht bei Frau Wiesner überlegte, so war es ihm mitunter gläu­,, Dein Kollege, Herr Sima. Ich habe doch big klar, daß derjenige Teil seines Lebens begon- recht behalten, als ich dir sagte, der Mann sei nen hatte, der es lösen würde. Ehe und Krieg, mir unsympathisch." Gefangenschaft und Heimkehr waren ein grauses Er konnte die Wirkung der Worte nicht Vorspiel nur, waren mit dem Verlust der drei beobachten, da sie sich ganz in die Finsternis zu Kinder eine Aufgabe, die bereinigt werden rückgelehnt hatte. Schließlich kam ein etwas er­mußte. Würde er sich jetzt davon zurückziehen, so stickter Seufzer: würde sicher nach einiger Zeit der unfertige Bau seiner neuen Eristenz über ihm zusammenstür zen. Es gab kein Zurück mehr, aber es gab ein vielfältiges Vorwärts. Fast mit einem neugie rigen Gefühl betrat er das hell erleuchtete Hotel. Er mußte in Haydées Zimmer einige Wieder langes Schweigen. Eine Hand kam Augenblicke warten. Sie war im Badezimmer. Er über den Tisch, ergriff die seine, tastete sie ab. Es flopfte, ein fröhlicher Aufschrei antwortete ihm. war ihm, als erfasse sie seinen Körper, als glits Bald darauf erschien sie, übertaut von Frische, ten die Finger, die die Höhlungen und die Flä­ein paar Tropfen perlten noch auf ihrer Haut und chen, die Knochenberge und die Fleischsenkungen das Haar hing wüst und leuchtend von Nässe um seiner Rechten ausfühlten, um alle Geheimnisse für die du die Liste stahlst?"

,, Wer konnte ahnen, daß das ein so unzu­verläßlicher Mensch sein würde?"

,, Schlechte Menschenkenntnis! Eine sehr üble Eigenschaft", gab Schumann halb erheitert, halb ergrimmt, zurück.

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habe ich auf einer Versammlung kennen gelerni, ,, Was heißt das: Nur zufällig?" als ich das erstemal in Wien war. Er war so ,, Als ich deinetwegen zu ihm kam" seine glühend und feurig, daß ich mich zu ihm sezte Hand zuckte in der ihren schrieb. Und ließ mich warten. Er schrieb an die der Erste, der klärte, was in mir unklar war, der ,, saß der Hund und und mich mit ihm zu unterhalten begann. Er war jer Liste. Ich sah, was darin stand, allerdings zu allem Geschehen die tiefere Bedeutung wußte. erst, als er mich umarmte, sah an seinem Kopf Wir trafen uns dann oft. Ich wußte, daß er vorbei, an seinem kleinen, runden, makellosen eigentlich mich wollte, er griff nach mir. Aber ich Ohr, ich werde dieses Ohr nicht vergessen auf handelte dafür mehr ein, als er bekam. Es war die Liste, die auf dem Schreibtisch lag. Später, spannend und aufregend wie ein Roman, und wo als er ins Nebenzimmer gegangen war, nahm ich ich bisher, wie sollte ich es auch anders, ein un­sie mit." geheures Durcheinander gesehen hatte, kam plös lich Klarheit mit ruhigen Linien in die Verwir rung. Bei meiner farbigen Abstammung verstand ich das sehr gut, verstand plößlich die Knechtung, der wir erliegen, genau so wie unsere weißen

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Schumann griff in das Dunkel nach ihrem Gesicht, geriet an den Mund, der sich an seine Sand preßte, fühlte Nässe um die Augen im Dunkel.

,, und seit wann gehörst du zu den Leuten, Brüder.

( Fortsetzung folgt.)