Seite 6 Freitag, 1. Rat 1936 Nr. 103 Bodenbach, die Stadt des Reichsjugendtages Das Jugendheim H Tetschener Schloß 1851 erfolgten Eröffnung der Eisenbahnlinie PragBodenbachDresden nahm der Ort, der 1849 etwa sechshundert Einwohner gezählt hatte, einen Mpiden Aufschwung. In wenigen Jahren entstanden viele große und kleine Jndustriebe- triebe und mit der Industrie wurde das Jndu- strieprolelariat. Die junge Saat des Sozialismus ist hier aufgegangen und in mühevoller Arbeit wurde Sproß um Sproß gesetzt, gehegt und ge­pflegt. In der öffentlichen Verwaltung, in den sozialen Instituten, überall sind unsere Arbeiter am Werk, den Gang der Entwicklung nach den seinen Arbeitervororten; eine wirtschaftlich außer­ordentlich, stark fundierte und bedeutsame Kon­sumgenossenschaft mit einer großen mo­dernen Bäckerei legt Zeugnis ab von der vor­aussehenden und zielsicheren Arbeit im Dienste rung in dieser Grenzstadt zu erfüllen: den letzten Rest echten deutschen Freiheitsgedankens, von de­nen die Nachläufer Henleins nichts mehr wissen wollen, echter, deutscher   Geistigkeit eine Zufluchts­stätte zu erhalten, das ist der heutige Sinn unse­res Kampfes. Mühselig wurde Stück um Stück zusammen­getragen: eine große Volkshalle in Boden­ bach  ,«in schönes Dolkshaus in Krochwitz als Sitze und Treffpunkte der gesamten organisierten Arbeiterschaft, eine der besteingerichteten und lei­stungsfähigen Buchdruckereien Noxdböhmens, die Druckerei Gärtner& Co., gehört der Partei, schöne Turn- und SPortplätze, in solidarischer Arbeit von unserer starken Arbeiter­turnbewegung geschaffen, zwei große Arbei­ter- und Angestellten-,Baugenos­senschaften schufen in der Vor- und Nach­kriegszeit in vielen ansehnlichen Gebäuden schöne, gesunde und billige Wohnungen in Bodenbach   und Oelmotorschiff bis zum schon selten gewordenen, bald aussterbenden Kettendämpfer, der die Kähne flußauf in langer Reihe befördert, sucht und fin­det das Auge bleibende Bilder. Jenes vielbewun­derte aber, das unser" Zeichner Helmut K r o m- mer erfaßte, zeigt den Elbedurchbruch zwischen Sandsteinfelsen. Der eine, der steilaufragende, ist die S ch ä f e r wand, unter der sich Bodenbachs schönste Straße hinschmiegt. Der Initiative des jetzigen Bürgermeister dieser Stadt, des Sozial­demokraten Fritz Ke tz l e r, verdankt das Stadt­bild von Bodenbach   seine modernste Anlage, den ausgebauten Elbekai unter der Schäferwand, den sogenanntenWeiher". Zwischen der neuen, ele­ganten Elbebrücke und der älteren Eisenbahnbrücke ziehttsich diese breite und schöne Straße, besäumt von gärtnerischen Kulturen, an der Elbe   entlang dahin, von der der Ausblick auf sie mit dem leb­haften Verkehr, auf die fernen Höhen des Elbe­sandsteingebirges, auf das Tetschener Schloß und die Stadt Letschen unvergeßlich bleibt. Wer des Abends von Tetschen   kommt,.. der Schwesterstadt am rechten Elbeufer, ist erstaunt über die Lichter­zahl, die ihm vom.Weiher" entgegenblinken. Hunderte Meter lang zieht sie an der Kaimauer dahin, das Auge verfolgt die Lichterreihe, die sich im dunklen Elbestrom spiegelt, und schaut dann weit in die Elbeberge hinein, die den Hintergrund schaffen zu einem wunderbaren Bild. Es ist die Heimat tausender Brüder und Schwestern, di« treu zum internationalen Sozialismus stehen und nicht erst zu der Zeit, zu der es Aemter, Wür­den und Posten gab, sondern schon zu Zeiten, da es schwere Verfolgungen, Verlust der Existenz und große Opfer Lastete, wie heute, Sozialdemokrat zu sein. Bodenbach  , das schönste städt. Gebiet des böhm. Elbetales, wird den denkbar würdigsten Rahmen für den Reichsjugendtag und den Kreisarbeitertag des Organisationskrei­ses von Aussig Bodenbach Warnsdorf zu Pfingsten dieses Jahres abgeben. Diese Fest­tage werden ein Stück sozialistischer Kultur zeigen und unsere Idee wieder Vorwärtstragen. Diestnit Kultur und Fortschritt eng verbundene Bevölke­rung, die um den Bestand ihrer Freiheit kämpfen­den Arbeiter, alle, die um der Menschheit wert­vollste Güter streiten« sie freuen sich auf ihre Gäste. Rote Fahnen werden unserer hoffnungs­vollen Jugend und allen, die nach Bodenbach   zu Pfingsten kommen werden, entgegenleuchten, um hier, hart an der Grenze der hitlerdeutschen Bar­barei, Zeugnis abzulegen für die internationale Solidarität des Proletariats.'R. B. (Zeichnungen von Helmut Krommert zine, Betriebsanlagen und ihr größtes Warenhaus hier errichtet. Was die Ver­treter unserer Ideen in den öffentlichen Körper­schaften schufen, wird immer ein starkes Zeugnis ablegen von dem Geiste, der uns führt: Kin­derheim, K inderbewahran st alten,| Bäder, Säuglingsheim, Schul­zahnpflege, Volks- und Schulküchen, Jugendherberge, Schulärzte- und Schulschwesterndien st, orthopädi­sche Turnstunden und die vielseitige, er­folgreiche F ü r s o r g e für dieOpferder Wirtfchaftskrise, die Arbeitslosen, vom weißen Personendampfer« vom modernen Ein von der Elbe   durchzogener schafft unvergeßlichen Eindruck von der s ch a f t l i ch e n S ch ö n h e i t der Stadt Boden­ bach  , die heute bereits, 23.000 Einwohner hat. Waldbekränzte Höhen umsäumen das Tal, in dem die Elbe   ihren Weg zur Nordsee   nimmt. Tagsüber gibt es auf ihr immer ein Bild regen Verkehrs, Die Bluttat Keilings! Ein Unternehmersöldling erschießt aus Furcht, seinen Schandlohn zu verlieren, am 8. Feber 1914 in Tetschen   einen Familienvater." Ein in der nordböhmischen Arbeiterbewegung bisher uner­hörter Vorfall macht die klassenbewußten Prole­tarier vor Zorn und Schmerz beben. Ein Zucht­häusler, dessen ehrloses Gewerbe darin besteht, den kämpfenden Arbeitern durch Lieferung von charakterlosen Streilbrechersubjekten in den Rük- ken zu fallen, hat den Vertrauensmann der aus­gesperrten Buchdrucker von Tetschen-Bodenbach  , Genoffen Johann Solinger, erster Maschinenmei­ster der Parteidruckerei Gärtner.& Co., Boden­bach, am Morgen Les 8. Feber im HotelStadt Prag  " in Tetschen   während einer belanglosen Auseinandersetzung mittels einer Browningpistole tödlich verletztGenosse Solinger, der Va­ter von 5 Kindern war(ein sechstes ist auf dem Wege), ist 24 Stunden später verschieden. Er ist ein Todesopfer im Buchdruckerkampfe ge­worden, er ist gemordet worden von einem Ver­brecher, der im Dierüte der Scharfmacher stand, die aus lauterDeutschtum" undChristentum" die berechtigten Wünsche der Gehilfen im Buch­druckereigewerbe zu erfüllen sich hartnäckig wei­gern." So begann eine Extraausgabe desNord­böhmischen Volksboten" vom 9. Februar 1914. Die Nachricht kennzeichnet den Boden, auf dem die klaffenbewußte Arbeiterschaft,, erzogen im Geiste Lassalles und Marx', ihren schweren Kampf führt. Die Geschichte der Bodenbacher Arbeiterbe­wegung ist eine Geschichte steten Kampfes, aus dem aber aus kleinem, mühseligem Anfänge die bedeutungsvolle sozialdemokratische Arbeiterbewe- gung von Bodenbach entstand."Ganze Generatio­nen haben hier politisch« Aufklärungsarbeit gelei­stet, gewaltige schöpferische Kraft war am Werke, um die Emanzipation des Arbeiters in die Wege zu leiten, um ihn dahin zu führen, wohin er klas­senmäßig gehört. Bodenbach   zählte 1878 sechstausend Ein­wohner und wurde erst 1901 mit elftausend Ein­wohnern zur Stadt erhoben. Nach der im Jahre Grundsätzen unserer sozialistischen Ueberzeugung zu lenken. Bodenbach   ist aber auch Grenzstadt und Grenzstation, nur 11 Kilometer von hier wehen die Hakenkreuzfahnen des Dritten Reiches  . Groß« kulturelle Aufgaben hat die sozialistische Bevölkc- jdes Fortschrittes; die GEC hat moderne Mag a- Weiher Talkessel land- u 1 ij KW M K Familientragödie. In Preschen bei Dux er­eignete sich.Donnerstag eine Familientragödie. Aus'bisher unbekannten Gründen erhängte die 30jährige Bergarbeitersgättin BoZena B r u d a während der Abwesenheit ihres Mannes ihr vier­jähriges Töchterchen Anna an einer Türklinke und brachte sich dann selbst Schnittwunden an der Pulsader der linken Hand bei. Wiewohl eine Nachbarsfrau sofort die Gendarmerie und einen Arzt herbeiholte,' blieben die Wicderbelebungsver- Angst und Qualen, die sie erduldet, bei edlem Gerstensafts h. g. eine krlnneruns sn denersten 1. Mai" \ April 1890. Ein kleines Städtchen in der Nähe der Bergarbeiterstadt Kladno  . Es schwir­ren Gerüchte in der Lust, daß die Kohlen- und Haldenärbeiter Kladnos am 1. Mai die Arbeit niederlegen wollen und Furchtbares planen. Wer und was sind diese Arbeiter? Angeblich Sozialisten und Anarchisten. Ja, was wollen sie denn eigentlich? Angeblich jedes Privateigen ­tum abschaffen und das Vorhandene unterein­ander teilen. Eine maßlose Frechheit und Auf- lehnung gegen die gottgewollte Ordnung. Diese schmutzigen und verlumpten Gestalten mit den starken Armen und schwieligen Fäusten, deren Bestimmung es nun sein soll, zu arbeiten und zu schuften, maßen sich das Recht an, auch mit- bestimmen zu wollen, was gemacht und wie es in der West gestaltet werden soll. Und was wer ­den sie am 1. Mai unternehmen? Sie werden einfach in Scharen in die nächsten Orte ziehen und sich, was fortgeschafst werden kann, an ­eignen, um es untereinander aufzuteilen, unbe ­weglicher Besitz wird vernichtet, damst das Pri- vateigentum abgeschafft wird. Das kann man nicht tatenlos hinnehmen, das muß verhindert werden, das ist gegen den Willen Gottes und der göttlichen Vorsehung. Also Abwehr und! suche an dem Kinde erfolglos. Die Frau erlitt nur I leichtere Verletzungen. Sie wurde ins Kranken­haus eingeliefert und weigert sich harMäckig, die Ursache ihrer Tat bekanntzugeben. Leipziger Sozialisten ehren ihren. Führer. Am 21. April 1936 fand in L e i p z i g auf dem Südfriedhof unter großer Teilnahme der Leipziger Arbeiterschaft die Einäscherung des sozialdemokra­tischen Reichstazsabgeordneten und früheren säch­sischen Innenministers Richard Lipinski   statt. Alle Polizeimaßnahmen konnten nicht verhindern, daß die Trauerfeier demonstrativen Charakter an­nahm.(ff) Lebensbild eines braunen Schinders. Aus einem Briefe:... gibt fast keinen Bericht aus dem Konzentrationslager Dachau  , in dem nicht der Kompagnieführer D a m m b a ch er­wähnt würde. Er ist berüchtigt wegen der gemei­nen Folterungen, die er an wehrlosen Gefangenen verübt. Wer ist Dammbach  , wo kommt er her? sDas Früchtchen stammt aus Ludwigshafen   a. Rh. 1 Haardtstraße. Er ist 1909 geboren, also gerade 27 Kampf gegen dieses verlumpte Gesindel am 1. Mai. Es ist ja im Orte ein Schützenkorps, aus- gerüstet mit alten Gewehren und Patronen, die einmal jährlich bei der Auferstehung als Extra ­salve abgeschossen werden. Dann ist ja auch eine Feuerwehr mit Spritze und Wasserschlauch im Orte, welcke den Mut des Raubgesindels mit einem kälten Wasserstrahl abkühlen wird. Also wird der Widerstand gegen die Rebellen plan ­voll organisiert. Beim Nahen der Arbeiter wer ­den dieAlannglocken vom Turmwächter geläutet. Die Bürgersöhne, die weder"bei der Feuerwehr noch beim Schützenkorps sind, bewaffnen sich nut Aexlen und langen Küchenmessern. Also es ist borgesorgt. Es kommt der 1. Mai. Den Wal ­teren und mutigen Verteidigern der göttlichen Ordnung fällt, als sie sich angekleidct, das Herz in die Hosen. Was bringt der Tag? Die Koh- len- und Haldenarbciter kommen nicht. Es er-4 eignet sich nichts.. Und als dieser 1. Mai-Tag alt. Infolge seiner»außerordentlichen gei» geendet, atmen sie erleichtert auf und vergessenIstigen Fähigkeiten" brachte er es mit vierma­ligem Sitzenbleiben in acht Schuljah­ren gerade nach zur vierten Klaffe der Volksschule. Seine Lehrer hatten große Rot mit ihm» denn er schwänzte die Schule regelmäßig und wenn er wieder mal kam, war er besttmmt nicht gewaschen. Er war aber nicht mir faul, sondern auch gefrä­ßig und hatte es auf das Frühstück seiner Mit­schüler abgesehen. Wenn eines fehlte, hatte es Dammbach g e st o h l e n. Ein paar Mal sollte er .in die Zivangserziehung kommen. Als Schulent­lassener ging er auf den Bau. Seine Kollegen nannten ihnE l st er", denn er stahl hier wei­ter; zuletzt mußte er deshalb entlasten werden. Er 'haßte die Organisation wie sein großer Meister Ziehung der Klassenlotterie Unverbindlich  . Prag. Bei der Donnerstag-Ziehung der V. Klaffe der 34. tschechoslowakischen Klaffenlotterie wurden folgende Lose gezogen: 80.000 Kc das Los Nr. 97378, 40.000 Kd das Los Nr. 17057, 20.000 K5 die Lose Nr. 62751, 4866, 10.000 K£ die Lose Nr. 47326, 7712, 26784, 48637, 5000 Kc die Lose Nr. 85899, 19451, 99623, 19481, 90221, 27518, 54438, 100806, 85374, 59665, 102992, 47009, 77921, 71770, 10740, 102508, 5984, 2000 K5 die Lose Nr. 70177, 54699, 41332, 75932, 9785, 10406, 109471, 97956, 108667, 40503, 293, 19089, 60212, 91076, 105480, 55097, 50815, 26513, 16838, 10689, 40498, 36561, 102541, 72121, 32899, 11940, 108780, 62892, 11070, 72538, 28184, 42047, 13106, 62104, 2346, 21849, 38581, 209, 423, 19193, 92900, 35793, 33668, 99868, 99339, 82112, 26155, 48910, 102173, 55336, 40103, 82910, 62583, 6991, 96123, 48274, 14708, 16524, 6326, 8738, 23517, 23860, 64174, 17597, 30544, 108277, 62368, 40195, 53344, 68208, 110398, 51052, 104035, 97707, 84064, 58804, 37370, 89375, 34666, 1871, 40805, 45508. und erklärte sich mit ihm solidarisch. Die.Raub­rittergarde   des SS-Sturmbanns 11/10 nahm ihn auf, schaffte ihn aber bald nach   Dachau zum Wachkommando, damit er der Ludwigshafener   Be­völkerung aus den Augen kam. Man fühlte, solche Repräsentanten könnten doch schließlich auch naive anständige Leute abstoßen. Aber in   Dachau avan­ cierte   Dammbach zum Kompagnieführrr, ebenso wie der andere aus Ludwigshafen   stammende Verbrecher Eicke zum Lagerchef."