Nr. 110 Sonntag, 10. Mai 1936 Seite 3 $udetendeutsdier Zeitspiele t Der Propagandakrieg Man streitet heute viel darüber, wann und wo der neue europäische   Krieg beginnen werde. In Wirklichkeit hat aber derKriegbereits begonnen, nämlich der Propaganda- krieg. Der Zukunftskrieg wird nämlich eine dreifache Form haben: den Wchrmachtskrieg, den Wirtschaftskrieg und den Propagandakrieg; man kann kaum sagen, welche von diesen Kriegsfor­men die wichtigste ist. Der Wehrmachtskrieg hat die Vernichtung der feindlichen Wehrmacht zum Zweck, der Wirtschaftskrieg die Vernichtung seiner wirtschaftlichen Macht, desKriegspotential", der Propagandakrieg verfolgt jedoch den Zweck, den Feind geistig wehrlos zu machen, seinen Wider­stand moralisch und psychologisch zubrechen. Berlin   hat bereits den Propagandakrieg be­gonnen, und zwar mit einer Wucht, wie sie bis jetzt gänzlich unbekannt war. Das ist ein ebenso sicheres Merkmal der Annäherung des wirklichen Kriegsausbruches, wie etwa die Mobilisierung. Die Propaganda der Komintern   in ihrer hero­ischen Periode ist gegenüber dem Propaganda- Apparat von Dr. Goebbels   nichts als ein Kin­derspiel. Was ist Propaganda vom Standpunkt des Dritten Reiches  ? Propaganda ist eine Form der Gewalt diese Antwort gibt einer der engsten Mitarbeiter von Dr. Goebbels  , ein gewisser Hadamowsky, in seinem BuchPro­paganda und nationale Macht". Propaganda sei berufen, der Gewalt zu dienen, ebenso wie die Gewalt zu einer Methode der Propaganda werden könne. Die Beeinflussung von einzelnen Personen und von Menschenmassen werde durch mannig- faltige Einwirkungen erreicht, indem man mit einer einfachen Fesselung der Aufmerksamkeit be­ginnt, alsdann zur Massensuggestion übergeht. Die höchsten Propagandaformen bestehen in Ein­schüchterung und direkter militärischer Gewalt­anwendung. DiePropagandaist ein Werk» zeug des Krieges, erklärt der bekannte Major Fertsch, und weist auf zwei Arten der Propaganda hin, die offensive und die deffensive. Deutschland   hat im Jahre 1934 2 5 9 Ti t T» lionen RM für Propaganda ausgegeben, also über zweiMilliarden XL. Mit der aus-1 ländischen Propaganda befaßt sich die 7. Sek­tion des Berliner   Propagandaministeriums. Zu ihren Aufgaben gehört u. a. eine direkte Ein- w i r k u n g auf di«ausländische Presse, Veröffentlichung in der ausländischen Presse von Aufsätzen über Deutschland   in einer Form, die ihren deutschen   Ursprung nicht erken­nen läßt. Großer Wert wird in der Instruktion für die Mitarbeiter der 7. Sektion auf den per­sönlichen Verkehr mit den ausländischen Journa­listen und den Besitzern der ausländischen Presse­organe gelegt, wobei empfohlen wird, ihr persön­liches Zutrauen durch Erweisung von Gefällig­keiten zu erwerben. Deutsche   Propagandabücher werden nach dem Auslande mit einem Rabatt von 67 Prozent geliefert, wobei das Propaganda­ministerium den deutschen   Verlegern und Buch­händlern die Differenz ersetzt. Das Berliner   Propagandaministerium kon­trolliert heute 307 ausländische Presseorgane. Darüber hinaus wird aber alles mögliche ver­sucht, um die ausländischen Journalisten zu kor­rumpieren. Diese Aufgabe, mit der sich eine offizielle Stell- nicht gut befassen kann, ist von dem sogenannten Pressebüro der Na- tionalsozialistischen Partei übernommen worden. Einigen Journalisten ist von dieser Stelle ein Artitelhonorar von 300 RM angeboten worden. Es werden außerdem im In- und Auslande verschiedene scheinbar harmlosePressebüros" unterhalten, die den ausländischen Zeitungen äußerstinteressantes" Material anbieten. Gleichzeitig mit der Propaganda befaßt sich das Amt des Dr. Goebbels   mit der sehr wichtigen Arbeit der D u r ch f o r s ch u u g der einzelnen europäischen und amerikanischen   Staa­ten. Da werden Stimmungen und Tatsachen registriert, die scheinbar gar keine Bedeutung Hatzen, aber für die Politik des Dritten Reiches  in dieser oder jener Hinsicht belangreich sein kön­nen. Auf diesem Gebiete wirken die Mitarbeiter des Propagandaministeriums Hand in Hand mit den ausländischen Vertretern der Reichswehr   und der Gestapo  . Es sollen, nach sicheren Informa­tionen, etwa 25 0 0deuts ch' e Agenten im Au s lan d e wirken, die mit etwa 2 0.0 0 0 deutschen und ausländischen Sübagenten in Verbindung stehen« Gewerkschaftsarbeit in schwerster Krisenzeit Aus der Tätigkeit derUnion der Bergarbeiter Im Jahre 1935 DerGlückauf" veröffentlicht den Tätig­keitsbericht der Union der Bergarbeiter für das Jahr 1938, der eine Uebersicht über die inten­sive Tätigkeit einer unserer bedeutsamsten Ge­werkschaften liefert. Aus dem Bericht geht vor allem hervor, daß das Jahr 1938 noch immer ein Jahr der schwersten Krise im Bergbau war. Die Zahl der beschäftigten Bergarbeiter ist im Jahre 1938 gegen 1934 noch immer zurückgegangen, und zwar im Steinkohlenbergbau um 1270 oder 2.9 Prozent und im Braunkohlenbergbau um 682 oder 1.8 Prozent. Rund. 26.300 Bergarbeiter waren in unserem Kohlenbergbau weniger beschäf­tigt als 1929. Die Zahl der Bergarbeiter wäre noch weit mehr zurückgegangen, wenn es den freigewerkschaftlichen Bergarbeiterverbänden nicht gelungen wäre, die von den Grubenbesitzern ge­planten Maffenentlaffungen durch die sogenann­ten Prager   Vereinbarungen zu verhindern. Trotz der Krise geht aber die Rationalisierung im Koh­lenbergbau weiter, die Leistung pro Mann und Schicht ist im Steinkohlenbergbau um 4 Prozent und im Braunkohlenbergbau um 1.9 Prozent ge­stiegen.| An Mitgliedern zählt die Union der Berg­arbeiter 13.030, das ist um 64 weniger als ein Jahr zuvor. Der Mitgliederrückgang beträgt etwa ein halbes Prozent, ist also unbedeutend. Die Einnahmen der Union   betrugen im Be­richtsjahre 2,254.203 Kronen, die Ausgaben XL '2,290.936.. Von den Ausgaben entfällt der größte Teil auf Unterstützungszwecke, d. h. auf die Arbeitslosenunterstützung. An Arbeitslosen­unterstützung wurden 730.593 XL gegen 543.142 XL ausgegeben, an Staatszuschuß zur Arbeits­losenunterstützung 1,926.749 XL gegen 1,486.807 XL. Insgesamt wurden zur Unterstützung der Mit­glieder 2,937.495 XL ausgegeben, das ist um 666.519 XL mehr als im Vorjahre. Bon dieser Gesamtausgabe an Unterstützungen entfallen XL 1,010.746. auf die Unionskassa und 1,926.749 XL auf die Staatskasse. Zur Unterstützung der arbeitslosen Mitglie­der wurde im vergangenen Jahr die bisher höchste Summe ausgezahlt. Sie ist um rund 620.000 Kronen Häher als 1934, in welchem Jahre die Zahl der arbeitslosen Unionsmitglieder ebenfalls sehr groß war. Neben der Unterstützungstätigkeit hat die Union   auch auf dem Gebiete des Rechtsschutzes und der Sozialpolitik umfassende Arbeiten geleistet. beim Reichsjugendtag Die Teilnahme aus den skandinavi­schen Ländern an dem Reichsjugendtag in Bo­ denbach   wird writavs stärker sein als in der ersten Meldung angegeben wurde. Die skandinavischen Gäste werden nach dem Reichsjugendtag der Stadt Prag   und deren Arbeiterbewegung«inen Besuch abstatten. Aber auch die Teilnahme der t s ch e ch i- s ch e« Genossen wird sehr groß sein. Bor allen« werden die tschechischen Organisationen in der Provinz in großer Zahl teilnehmen, aber auch die Prager   Organisationen der tschechischen sozial­demokratischen Jugend werden eine starke Dele­gation ausrüsten. Im Rahmen des Reichsjugend­tages wird eine internationale Feier veranstaltet werden, in welcher die tschechische, di« polnische und die ausländische Delegation zu Worte kom­men werden. Statistik der pensionsversicherten weilt auf wirtschaftliche Besserung hin AuS einem Bericht der Berwaltungskom- mission der Allgemeinen Pensionsanstalt geht her­vor, daß die Anstalt zum 1. April 1936 einen Stand von 335.695 P-flichtversicherten aufwies. Die Zahl der Versicherten ist seit den letzten zwei Jahren wieder im Anstieg begriffen, der sich ge­rade in der letzten Zeit besonders deutlich dekla­riert. Im Vorjahr betrug die Zunahme der Ver­sicherten im ersten Vierteljahr 1500, Heuer fast 5000 Personen. Diese Entwicklung ist einerseits auf die fortschreitende Besserung der wirtschaft­lichen Situation, andererseits darauf zurückzu- führe.n^daß jetzt schon die starfen Nachkriegsjahr« gange 1919 und 1920 jn die Versicherung ein­treten. Die Zahl der vorzeitigen(Jnvaliditäts-)' Rentner übersteigt noch ständig die Berechnungen- doch ist der Zuwachs an Jnvalidstätsrentnern jetzt nicht mehr so groß. Die Zahl der Alters- itninet zeigt eine ansteigende Tendenz, was darauf schließen läßt, daß die alten Angestellten intensiv durch jüngere Kräfte ersetzt werden. Dem Zuwachs der Zahl der Versicherten und dem allmähligen Ansteigen der versicherte^ Dienstbezüge entspricht auch das Ansteigen der eingezahlten Prämien. Im ganzen Jahr 1934 wurden an Prämien 447.4, im ersten Quartal 1935 116,2 und im ersten Quartal 1936 119.4 Millionen XL bezahlt. Werbe"-Methoden der Hcnleinpartei. Die Rote Fahne  " teilt, unter Wiedergabe faksimi­lierter Belege, folgenden Fall mit: Eine Frau, die in gutem Glauben, damit der Heimat zu die­nen, 1934 der Sudetendeutschen   Partei, Orts­gruppe Trautenau  , beitrat, wurde bei dem Bei­tritt gefragt, was denn mit ihrem Sohne sei. Sie erwiderte, daß dieser doch noch die Schule besuche und noch nicht einmal vierzehn Jahre alt sei, also nicht die Möglichkeit habe, gleichfalls der Sude­ tendeutschen   Partei beizutreten. Der Ortsleiter der SdP antwortete, daß dies Nichts mache; man müsse ja die Geburtsdaten nicht eintragen und habe doch ein Mitglied mehr. Der Vierzehnjährige wurde, wie die ausgestellte Mitgliedskarte der SdP beweist, ganz einfach um vier Jahre älter gemacht. Er ist 1920 geboren, in der Mitgliedskarte wurde jedoch als Geburtsjahr 1916 eingetragen. Man sieht: nicht immer drän­gen sich die Sudetendeutschen so eifrig in die SdP, wie es deren Funktionäre glauben machen wollen. Manchmal werden bei der Mitgliederwerbung mehr als fragwürdige Methoden angewandt. Uraufführung. Am Dienstag, den 12. d. M., gelangs da- neue Drama des bekannten Schrift­stellers Robert Grötzsch  Gerechtigkeit 14 Bilder aus einem Freiheitskampf" zur Uraufführung. Die Uraufführung dieses Stückes, in dem sich ein Ausschnitt des Ringens um Recht und Freiheit aus naher Vergangenheit widerspiegelt, findet im Arbei­terheim in Altroh lau statt und liegt in den Hän­den der Gruppe 36", die damit auch in einer Reihe anderer sudetendeutscher Städte gastieren wird. Juristentagung in Freiwalda«. Für die Pfingst- tagung der Ständigen Vertretung des Deutschen Juristentages in Freiwaldau   wurde folgendes Pro­gramm festgesetzt: Samstag, den 30. Mai, nachmit­tags und abends interne Beratungen der Organi­sationen, 8 Uhr abends Festabend in den Sälen des KurhotelsAltvater". Sonntag, den 31. Mai, um 10 Uhr vormittags im Rathaus Hanpttagung der Ständigen Vertretung, im Anschluß daran Referate von Univ.-Prof. Dr. Robert Neuner  , Rechtsanwalt Dr. Ariwn Schreitter-Schwarzenfeld(Prag  ) und eines Wirtschaftsjuristen über dieReform des Rechtsstudiums". Am Nachmittag Ausflüge. Für die auswärtigen Teilnehmer ist das KurhotelAltvater" reserviert. Anmeldungen und Informationen: Ver­kehrsdienst Freiwaldau  , Ringplatz. Beuer Ist aktiv Gustav Beuer   äußert sich in der sozu­sagen wissenschaftlichen deutschen   Zeitschrift der KPE,Der Funke", u. a. also: ,Liebei sind noch zwei Momente hervorzu­heben. wodurch die Bedeutung und das Gewicht dieser Fortschritte noch unterstrichen wird: Erstens die Tatsache, daß die KPE die einzige aktive anti­faschistische Kraft im deutschen   Gebiete ist. Die ganze Last des antifaschistischen Kampfes rubt ein­zig und allein auf ihr. Bon einer politischen Akti­vität der Sozialdemokratie,. die von resignierter Kapitulationsstimmung durchsetzt ist... ist wenig zu spüren, vom Bunde der Landwirte abgesehen.." Das werden die sozialdemokratischen Arbei­ter. die sich bei ihrem tapferen antifaschistischen Kampf mehr als einmal vergeblich nach den kom­ munistischen   Klaffengenoffen umgesehen haben, mit einigen Staunen vernehmen. Was den betrifft, so unterstreicht er feine Behauptungen über die einzigartige Aktionsfähig­keit der KPE durch die folgende, wenige Zeilen später zu findende Bemerkung: Wie steht es mst unseren«rganisatori- schon Kräfte»? Rur   in einem Bruchteil der deut­ schen   Orte haben wir politische Organisationen. Rur   ein Test dieser Organisationen und Zellen betreibt eine aktive, kämpferische Politik auf der Linie der Bolksrechte. Rur   in einem Verhältnis- mäßig kleine« Teile der deutschen   Betriebe bestehen Betriebszellen, von denen nicht einmal alle aktiv arbeiten." Kurz und gut: Gottwald ist groß und Beuer ist sein Prophet. Und wenn sie mit der Wahrheit Zusammenstößen, gibt es Funken! Auch die zweite Aufgabe für das 3. Bundesturnfest glänzend gelöst Heber 11.000 Tauerfestkarten bis 5. Mai an Aktive verkauft. Neber 100.000 XL bis 5. Mai eingenommen. Die erste Arbeitsaufgabe für das 3. Bundes­turnfest, die darin bestand, die allgemeine Aktivität zu steigern, wurde von den Funktionären der Atus- vereine, Bezirke und Kreise glänzen- gelöst. 1 3. 0 0 0 Mitgliederund Kinder stehen gegen­wärtig für die Maffenübungen und Wettkämpfe zum 3. Bundesturnfest im technischen Betriebe, 13.000 Attive sind für Kdmotau gemeldet. Die zweite Arbeitsaufgabe, die die materiell« Sicherung der Teilnahme bezweckte und den Dauerkartenvorverkauf betraf, lief am 5. Mai ab. Die Meldungen stimmen. Die zweite Arbritsaufgabe ist, wie dir erste, glänzend gelungen! 11.000 von den 13.000 Gemeldete» haben bis dato schon ihre Dauerfestkärte bezogen. Für über 3000 liegen die Meldungen vor und sind die Beträge abgeschickt. Dieser außerordentliche Erfolg veranlaßt die ! Festleitnng, die Frist zum Ankauf der ermäßigte« Daurrfestkarten um eine« Monat zu verlängern. Alle, auch denen es bis zum 8. Mai nicht möglich war, sollen die Begünstigung der Atusmit- glieder genießen. Parteimitglieder, Gewerkschafter, Freunde unse­res Atus haben auch jetzt noch die Möglichkeit, sich den Besuch dieser großen Veranstaltung bei 2öpxozentiger Ermäßigung zu sichern. Genossinnen und Genossen! Benützt diese Ge­legenheit! Bestelltsofortdurch eureVer- trauensmänner o d e r d u rch die Atusvereine. Der letzte Mai ist der letzte Einzghltag. Der letzte Mai, muß neuerlich 14.000 Dauerkarten­besitzer sehen. Die ermäßigte Dauerfestkarte kostet: Für Erwachsene,,,, 15 XL Für Jugendliche,,,. 10 XL Für Kinder 3 XL I» der ermäßigten Dauerfestkarte ist inbegrif­fen: Besuch aller Beranstaltungrn, auch Wettspiele und Abendfeier. Freie Ucbernachtung. Abzeichen. Fahrtlegitimation für 50 Prozent. Fahrpreisermäßi­gung auf der Bahn. Auch als Einzelfahrer. Frankreichs   Antwort auf dasSystem Laval