Seite 6„Sozialdemokrat"Donnerstag, 14. Mai 1836. Nr. 113Trager RettungPrag im Platzregen. Der Platzregen, der vorgestern abends gegen 9 Uhr über Prag niederging,war besonders in Wrschoivitz so stark, daß die Wassermassen, die die Strafen füllten, in der König-Georg-Straße die Kanaldeckel abrissen und sie 50 Meterweit entführten. Ta die übrigen Kanalgitter dieWassermengen nicht fassen konnten, bestand die Gefahr, das; die Mauer der in der Nähe befindlichenKönig-Georg-Kaserne unterwaschen und die Lagerräume der Firma Waldes und Kanold bedroht würden; die Polizei entfernte daher mit Hilfe der Soldaten die Kanalgitter, und sperrte die Strafte fürden Verkehr ab. Zahlreiche in der Straße befindlicheKellerräume wurden überschwemmt, wobei das Wasserbäufig bis zu 30 Zentimeter stieg, doch hatten dieBewohner Möbel und Lebensmittel rechtzeitig ausden Kellern entfernt, so daß weiter kein Schaden entstand. Die Kellerräume einer Kantine wurden so starküberschwemmt, daß die Feuerwehr eingreifen mußte.Keine Schalen, wegwerfen! Gestern nachmittagswurde der 43jährige Beamte Franz B a l e n t a ausMichle auf die Klinik Jiräsek gebracht, der kurz vorher auf einer weggeworfenen Orangenschale ausgeglitten war und sich den rechten Fuß gebrochen hatte.Selbstmord in der Kirche. Gestern trank in derSt. Jgnatiuskirche am Karlsplatz der 38jährigeHandlungsgehilfe Leo Orlik aus Prag-Holleschowitzein unbekanntes Gift und wurde auf die KlinikSchmidt gebracht, wo er aus seiner Betäubung nochnicht erwacht ist. Das Motiv der Tat ist unbekannt.Diebstahl im Arbeitsgericht. Der arbeits- undwohnungslose Fleischer Josef N e d o r o ft aus Nera-towitz stahl dieser Tage im Arbeitsgericht, wo er fichals Zuschauer eingefunden hatte, ein Fahrrad, dasdem Arbeiter Adalbert Rehor aus Lieben gehörte. Erversetzte es und verkaufte den Versatzzettel. Einanderes Rad stahl er in einer Straße in Karolinental dem Arbeiter Franz Kaderäbek, ein drittes demArbeiter Karl Pohl aus Lieben aus dem HavliLekplatz.Alle drei Diebstähle beging er im Laufe dieser Woche.Er wurde gestern verhaftet und nach Pankratz ein-gliefert.Wohnungsrinbrechrr. Zwei Wohnungseinbrecher.die schon seit dem September v. I. ihr Unwesen trieben, der 1911 geborene arbeits- und wohnungsloseJan Marsal und der 26jährige Eduard Rogel. beideaus HloubLtin, wurden gestern verhaftet. Sie hattenhauptsächlich in HloubLtin„gearbeitet", wo sie etwa60 Wohnungsdiebstähle, hauptsächlich bei alleinstehenden Frauen, aüsführten, bei denen sie zwar stets nursehr geringe Beute machten, im ganzen aber docheinen Schaden von etwa 5000 X5 anrichteten.— Der.ehemalige Schuster Karl Choc aus ZabLhlitz. der voreinigen Wochen bei einer Frau Emmy Weiß einge-brochen war und 800 XL in bar erbeutet batte,wurde ebenfalls gestern verhaftet.Das neue Bedtich- Smetana-Museum ist derOeffentlichkeit an Wochentagen, Mißer Montag,immer von 9 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr zugänglich. An Sonn« und Feiertagen ist das Di-u-fe um von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Später wird derBesuch auch in den Abendstunden ermöglicht werden.GtSrr-ige Wasserkraftausgebaut, eigenberechtigt mit neuer Turbinenanlage. in Verbindung mit angeschloffenerMaschinen- und Kesselfabrik, eventuell auch mit70 Metzen la Landwirtschaft, auch für jede andereIndustrie geeignet, in deutscher Gegend Nordmährens,in verkaufen.Anträge unter„Auch für Emigranten" an dieVerwaltung dieses Blattes. 3459Von Zeit zu Zeit werden für das Publikum auchfachliche Erläuterungen veranstaltet. Die erste dieserArt wird Universitätsprofessor ZdenLk Nejedlh Sonntag. den 17. Mai. um 11 Uhr leiten.Von 6er sozialen Zusammensetzungder GeschworenenkollegienAusblick auf die dritte SchwurgerichtsperiodePrag. Vergangenen Montag fand bei dem hiesigen Kreisgericht die Auslosung der 36 Haupt- undneun Ersatzgeschworenen statt, aus denen bei derkommenden Schwurgerichtsperiode die Geschworenenbank ausgelost werden wird. Nicht uninteressant istdie soziale Zusammensetzung dieses Volksrichterkollegiums. Bon den 36 Hauptgeschworenen— unterdenen fich zehn Frauen befinden— ist die Kategorie der Pensionisten am stärksten vertreten,zu denen sieben der ausgelosten Geschworenen zählen.Nimmt man dazu, daß sieben der zehn ausgelostenFrauen Gattinnen oder Witwen öffentlicher Angestellter find, so ergibt sich, daß sich das Hauptkontingent der Geschworenen aus den Kreisen der Festangestellten rekrutiert, denen noch zwei städtische Angestellte und ein Privatbeamter zuzuzählen ist. Nebenfünf Gewerbetreibenden und vier Industriellen bzw. Großunternehmern ist dieLandwirtschaft mit drei Bauern und zwei.Grundbesitzern"— darunter einer Frau— vertreten; die freien Berufe mit einem akademischen Bildhauer und' einer Schriftstellerin. Undnur zwei der 36 ausgelosten Hauptgeschworenen gehören demArbeiter-standan.. aDie dritte Schwurgerichtsperiode d. I. wird am25. Mai eröffnet. Vorläufig stehens echs'Schwur-gerichtsprozesse auf ihrem Programm. ZurVerhandlung gelangt: je eine Anklage wegen derVerbrechen des Mordes, des R a u b e s und derBrandstiftung, wobei der letztgenannte Pro zeß auf drei Tage berechnet ist. Neben einer Anklage wegen Notzucht werden ferner zwei Anklagen wegen Kindesmordes verhandeltwerden. Gerade diese Kindesmordprozeffe find geeignet, die soziale Zusammensetzung des Geschworenenkollegiums einer Betrachtung zu unterziehen.Denn es gibt kaum ein anderes Delikt, das nur austiefstem Einfühlen in die tragischen Situationen desproletarischen Menschen heraus verstanden und gewertet werden kann, wie gerade dieses. Es mag dahingestellt sein, ob Menschen, die den furchtbarenKampf um das kleine Stück Brot nie aus eigenerErfahrung kennen gelernt haben, selbst beim bestenWillen imstande sind, die Tat einer Frau richtig abzuwägen, die /im Augenblick, wo sie Mutter wurde,ihr Kind tötet, weil fie, gehetzt von den Schreckgespenstern des Hungers und der Schande, keinenandern Ausweg sieht.' rb.Iümst und. WteseoEva von der Osten gestörten. Eva von derOsten, eine der bedeutendsten Sängerinnen derdeutschen Opernbühn«. ist im 55. Lebensjahre einemSchlaganfall erlegen. Die Osten war Jahrzehntehindurch eine der gefeiertsten OpernsängerinnenDresdens, übrigens der erste Octavian(in derUraufführung des /.Rosenkavaliers") an der Dresdener Oper. Die Künstlerin war die Gattin desnicht minder bedeutenden Dresdner OpernsängersFriedrich Plaschke, dessen Namen sie auch nebst demihren führte.Es lete der König! Die tschechische Erstaufführung dieses Lustspieles von Louis Berneuil imWeinberger Stadttheater, für die man Frau Valen-tovä als Darstellerin der Anna berief, überzeugtekeineswegs. Zu willkürlich ging Herr Berneuil mitder Geschichte um" und das Pariser Volk, durch einenGamin dargestellt, und seine Parlamentsvertreter,die vor der letzten Konsequenz ihrer Politik zurückschrecken, haben neben den unentschlossenen Königenihren Teil abgekriegt. Daß Karl X. durch die Listeiner russischen Gaftwirtstochter, die-der Offizierdes zurückkehrenden Napoleonheeres nach Frankreichmitnahm, gestürzt worden sei, daß Louis Philipp I.den französischen Thron, ihr zu verdanken habe, verschiebt ein wenig die. geschichtlichen Ereignisse, diesich vor etwa 100 Jahren in Frankreich abgespielthaben. Trotz des großen Aufwandes an geschichtlichenPersönlichkeiten,' wie Victor Hugo, Talleyrand,Aus dem neuen Sowjetfilm des Reg. Dow schenka„Brand in Fernost"(Aerograp).Polignae, von den Königen abgesehen, ist das Stücknur eine durchschnittliche Komödie. m. i.Spiclplan des Rene« Deutschen Theaters.Donnerstag, 7%: Pariser Zug, Erstaufführung, C 1.— Freitag, 7%: Ein Volks-f e i n d, D 1.— Samstag, 7i4: KatarinaIsmailowa, Ci.— Sonntag: Zum 30. Male214: Unentschuldigte Stunde, 7^4:Glück mutz man haben, DI.Spiclplan der Kleinen Bühne. Donnerstag, 8:Menschen auf derEisscholle.— Freitag8:Salzburg ausverkauft,TheatergemeindcdesKulturverbandes und freier Verkauf.— Samstag.8: Salzburg a u s v e r k a u f t.— Sonntag, 8: Menschen auf der Eisscholle.Der DtmDer Fall des Advokaten Prentice. Die nichtganz treue Frau eines Advokaten gerät in Mordverdacht, fie bezichtigt fich sogar selbst, und der" Advokat sowie die Manuskriptverfasser dieses amerikanischen Films haben alle Müh«, die verwickelte Sachezu einem guten Ende zu bringen, das im Interesseder.Spannung" nicht verraten werden soll. Obgleich die hiesigen Verleiher dieses Films lieber«inenProzetzbericht als ein kritisches Urteil gesehen hätten, mutz der Kritiker ihnen doch den Schmerz antun, ihre Ware als mittelmäßigen Kriminal- undGesellschaftsfilm zu bezeichnen, keineswegs sehr ori-giniell, keineswegs sehr glaubwürdig und psychologisch, aber andererseits auch ohne grobe Effekte und'— unter der Regie William Howards— elegantund routiniert gespielt. Zumal die beiden Hauptdarsteller Myrna Loh und William P o w e I l spielen unaufdringlich anständiges Theatckr.—eis—llü» der ParteiBezirksorganisation Pragder Deutschen sozialdemokratischen ArbeiterparteiFreitag, den 15. Mai» um 8 Uhr abendsim großen Saal des Han dwe rke rvcr-eins, Prag II., Smecky 22,Partei-MitgliederversammlungVortrag des Genossen Gregor B i e n st o ck über„Weltpolitische Spannungen".*Unsere Lokalorganisation in Kladno-Kro«c e h l a v hat uns zu einem Unterh altu ngs-abend, welcher am Samstag, den 16. Mai, um8 Uhr abends im Gasthaus.Zur Po st" in KroLe-hlab stattfindet, eingeladen. Atus und Volkssinggemeinde wirken mit. Genossinnen und Genossen,welche miffahren wollen, mögen sich bis Donnerstag mittags bei Genossen Mittenhuber(Gec, Telephon 51351) melden. Fahrpreis mit Separatautobus 10 X5.Republikanische Wehr, Ortsgruppe Prag. D o n-nerStag, den 14. Mai, Pflich^abend amDTJ-Turnplatz, Pohokelecer Schanzen(ElektrischeNr. 1).Veremsnackrickten,Deutsche LolkSfinggemeinde Prag:Wir beteiligen uns an dem Unterhaltungsabend der Lokalorganisationin KroLehlav bei Klalno. Am 16.Mai Abfahrt mst Autobus, i/J7 Uhr,vom Näm. Republiky(Länderbank)»Neue BacherNlelslne— Die Mutter*)Ein neues Buch der großen dänischen Schrist-stellerinl Wie einen Schatz trägt man es heim, instiller Vorfreude, in glücklicher Erwartung. Unddiesmal werden sie von dem Genuß der Lektüre mehrnoch als sonst bei weitem übertroffen. Eine Greisinlernt man kennen, eine Uralte, Neunzigjährige. Alsredend wird fie eingeführt; und sie redet, redet alleSeiten dieses Buches hindurch, nur ganz seltenunterbrochen von einer Nebenfigur oder von derAutorin selber; redet, schwätzt, erzählt aus einemlangen, reichen Leben, das die alte Frau kraft- undseelenboll auslebt bis,zum letzten Atemzug. Dereigenen Mutter wohl, der„Mutter aller Mütter"(wie fie sie einmal nennt) hat Karin Michaelis indiesem Buche ein Denkmal gesetzt, dauernder als Erzund schön, groß, ergreifend, adelnd wie sonst nurMutterliebe selber sein kann. Bewundernswert dieKunst der Erzählerin, die eine einzige Person fastohne Zäsur sprechen läßt, ohne zu ermüden; dieeitlem fortgesetzten Quasi-Monolog nicht nur Inhaltund Wirkung eines Romans, sondern vielfach sogardramatische Spannung zu geben vermag. Aber nochmehr wert der Bewunderung, der Verehrung undLiebe, wie Karin Michaelis das Herz der alten Frauund zugleich ihr eigenes Herz auszubreiten und zuergießen vermag, wie sie bezaubernd ihr Lachen wieihr Weinen dem Leser mitzuteilen weiß. AmSchlüsse liebt man die Uralte— da endlich auch sieder Tod ereilt— als hätte man selber sie verloren,<und die Augen werden feucht. Alle Menschen, jungoder alt, Mann oder Frau, sollten dieses Buch lesen,das mir zu dem Schönsten zu gehören scheint, wasje der Literatur zur Verherrlichung der Mutterliebe anvertraut wurde.»Bemerkenswert auch ist der„Roman einerdeutschen Familie", den kürzlich der sehr namhafte*) von Karin Michaelis(Humaniiar-Verlag, Zürich).Bernhard v. Brentano unter dem Titel„Theodor Chindier" im Verlag Oprecht, Zürich, hat erscheinen lassen. Zwar scheint uns Brentanoweder ein großes Exzählertalent noch ein Zukunstsweiser zu sein. Aber interessant ist es, wieder einmaldurch einen Bürger par exellence, durch einen Patrizier, den äußerlichen, innerlich bedingten Verfallbourgeoisen Familienlebens dargestellt zu sehen, aufgezeigt an dem Hintergrund des deutschen Welt-kriegserlebens.■ Brentano schildert das seelisch-gei-stige Chaos einer Bürgerfamilie, deren Oberhaupt,ein Zenirumsabgeordneter, weder daheim noch inder Polifik die Kraft hat, seiner anständigen Gesinnung Geltung zu verschaffen und auch nur seinenKindern, geschweige denn der Gattin, einen Bruchteil der Harmonie mitzugeben, nach der er selbervergebens strebt. Der Autor erzählt viel aus derBerliner Parlamentspoliiik der Kriegsjahre, vielüber Zentrum und SPD; insbesondere diese kommtdabei nicht gut weg. Mer einen Weg zeigt Brentano nicht. Zum Schluß hat der Lesei das Empfinden, viel fesselnde Episoden gesehen zu haben, ohnedaß sich aber der Eindruck eines gut durchkomponierten Gesamtbildes ergäbe. Wertvolle Mosaik, aberdoch nur eben Mosaik. l. g.Walther Bittor:„Marchesa Spinota. Ein romantisches Gemälde um Anton von Dyck". 240 Seiten mit 12 Bildettafeln in Kupfertiefdruck. Verbano-Berlag, Locarno. Preis in Leinen 6.80 Franc.Walther Victor, der durch sein Heine-Buch„Mathilde" und sein Friedrich-Engels-Buch„General und die Frauen" bekannt geworden ist, hat hier,den Versuch unternommen, das Leben des'großenNiederländischen Malers Anton van Dyck zu einembiographischen Roman zu verdichten. Vor demHintergründe des Dreißigjährigen Krieges spielt fichder Liebesroman zwischen Van Dyck und der vonihm potträtterten Marchesa Spinota ab. Vicwrfaßt ihn in knappen Irenen, die, von ungefähr anVorbilder, an Gobineaus„Renaissance", ein wenigauch an RilkeS„Cornet" denken lassen, ohne sie zuerreichen. Einzelne Szenen gelingen dem Verfasserzu dramafischer Gestaltung, im ganzen aber bleibtder Roman im Ungefähren, romantisch Berschwärm ten des fernliegenden Geschehens, das den Leser nurflüchttg berührt und als kaum überzeugendes Lebensbild Van Dycks keinen bleibenden Eindruckhinterläßt. Id.Buch in Flamme«. Fritz Walter Nielsen,«in in Prag lebender dcuffcher Emigrant, derwährend seines hiesigen Aufenthaltes- berests sofließend tschechisch gelernt hat, daß er sogar Vorträgein tschechischer Sprache halten kann, gab im Verlage F. I. Müller in Prag«in' tschechisches Buch„Kniha v plamencch"(„Buch in Flammen") heraus,welches eine heftige Anklage gegen die Unkultur derDritten Reiches fit. Das vornehm ausgeftattete, vonHelena Somm erovä-Matouskovä gut insTschechische übersetzte Buch ist eine literarische Montage, zysammengestellt unter dem Gesichtspunkte derBücherverbrennung. Wir finden hier einen Auszugaus Goethes„Aus meinem Leben" über seine Anwesenheit bei der Verbrennung eines stanzösischenkomischen Romans, in welchem die Kirch« angegriffen wurde, ferner Arbeiten von O. M. Graf, KuttTucholsky, I. R. Becher, K. Ossietzky, Ernst Toller,Rosa Luxemburg und Theodor Lessing mit paffendenBeiworten Nielsens und seinen Anmerkungen, welcheden ffchechischen Lesern die Zustände in Hiüerdeuffch-land erklären. Otokar Fischer, Josef Hora undVladislav VanLura haben das Buch mit kurzen Vorreden eingeleitet. Helena Maliiovä übersetzte mehrereGedichte aus Nielsens„Kleinem Zyllus Deutschland", welche dem Buche beigefügt find..Knihav plamenech" ist ein überaus sympathisches Buch,welches es verdient, vom ffchechischen Publikum vielgelesen zu werden. Es geht aus ihm hervor, welcheskostbare Gut die Demokratie ist urw wie wichffg esist, alles daranzusetzen, daß die Methoden derer,denen das Buch ironisch gewidmet ist„Den braunenBrandstiftern", nirgendswo Nachahmung finden.Nielsen hat fich durch das Buch ein Verdienst um dendemokratischen Gedanken erworben.(Preis des Buches XL 13.—.) r. i.Fahr zur Hölle, Jonny! Die Büchergilde Gutenberg hat durch die Veröffentlichung dieses RomanSvon Jonny G. Rieger ihren vielen Motzen Verdiensten ein neues hinzugefügt. Denn von allen jegeschriebenen modernen Abenteurer- und Vägabun-den-Romanen scheint mir dieser der beste zu sein.Der beste nicht nur durch die Lebendigkeit und Anschaulichkeit des mitreißenden ErzählungsfluffeS,nicht nur durch Kraft und Mut der Darstellung, durchdie Unerbittlichkeit in der Nachzeichnung des Lebensund seiner Figuren, ja nicht einmal durch die Bielgestalt des Geschehens, der Bilder von vier Kontinenten. Das alles hebt den Autor, der einen Großteil dieser Aufzeichnungen selbst, leidend oderschauend, erlebt zu haben scheint, schon aus der unübersehbaren Reihe von Romanciers dieses Genreshinaus. Aber was ihn zum fast Einmaligen macht,ist die Klarheit. Folgerichtigkeit und Größe seinerPendenz", die erlebte Erkenntnis eines zum Revolutionär Geborenen, daß der Vagabund, mag ernoch so edelherzig sein, als egoistischer und dennochichfeindlicher Individualist auf der sozial tiefste«Stufe zum Untergang verurteilt ist, ohne der Freiheit miigedient zu haben, und diesen Untergang umso mehr verdient, je klarer er das Maffen-Unrechtin der Welt erschaut und erfühlt hat, ohne die eigeneKraft der Allgemeinheit geliehen zu haben. DieseErkenntnis, gibt JonnyS„Höllenfahrt" fieserenWert und erhöht noch den starken Reiz fesselnderSchilderungen, dem kein Männevherz sich dürfte entziehen können. l. g.In den nächste« Woche» erscheinen im Q u e-rido-Verlag, Amsterdam, folgende neue Bücher: Vicki Baum:„Die Karriere der TorisHart", Roman; Ernst Glaeser:„DaS Unvergängliche", Erzählungen; Sinclaid Lewis:„Das ist bei uns nicht möglich", Roman; CarlSternheim:„Vorkriegseuropa im Gleichnismeines Lebens".DaS 2. Heft drS Denffch.ffchechischen Hand-wörterbuches ist in der Staatlichen BerlagSanftaltsoeben erschiene«. DaS Heft enthält die Wörterabgraben— abwickeln, umfaßt 32 Seiten und kostetXL 3.40, mit Postgebühr XL 3.50. DaS Werk erscheint in Halbmonatsheften, das nächste Heft wirdam 20. d. M. vorliegen. Als Redakteure zeichnenJosef Janko, Hugo Siebenschein, Otokar Fischer,Paul Eisner, Jiri Haller, weitere Mitarbeiter sindRichard BrandeiS, Oskar Donath, Jan Münzer,Jan Rehberger.B c z u g S b e d i n g u n g e n: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di- Post monatlich XL 16.—. vierteljährig XL 48.—, halbjährig XL 96.—, ganzjährig XL 192.—.— Inserate wexden lautTarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.— Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Post- und Tele-grgpheNdirektton. mit Erlaß Nr. 18.800/VII/1930 bewilligt.— Druckerei; ,^/rbis", Druck-, Verlags« und 2eitUNgs-2.-G. Pxag,