Seite 4 Sozialdemokrat" Freitag, 15. Mai 1938. Nr. 114 Der ProzeB gegen die Inhaber der SchalndelflrmaWlba** Prag. Das Beweisverfahren in diesem acht­tägigen Prozeß, über den wir bereits kurz berichtet haben, nimmt begreiflicherweise einen recht lang­wierigen Verlauf, so daß wir davon absehen, Wer die einzelnen Verhändlungstage zu referieren und uns mit einer summarischen Darstellung des Falles begnügen müffen. Die Hauptperson dieses Riesenprozesses ist der 47jährige Siegfried Skapowker. Dieser aus Litauen   stammende Staatenlose ist ein gefährlicher Berufsbetrüger mit zahllosen Vor­strafen. Im Jahre 1934 kam er in die Tschechoslo­ wakei   und gab sich als politischer Emigranf aus. Dem routinierten Schwindler glückte es zunächst, eine Emigrantenhilfsstelle zu täuschen, worauf er sich Kautionsschwindeleien großen Stils zuwendete. Sein erstes Opfer war ein seit 15 Monaten arbeitsloser technischer Beamter, der dem Skapowker auf die Vorspiegelung, er sei Vertreter der Photomarke Photo-Hexer", 40.000 Kc herauslockte, von denen der Betrogene mit großer Mühe nur 8000.Kc zurückbekam. Das war aber nur die Einleitung. Das Hauptgeschäft" brach für Skapowker an, als ihm der Zufall den Münchner   Apotheker Wilhelm Buisson   in den Weg führte, der seinerzeit emigrieren mußte. Dieser Angeklagte spielt übrigens auch nach der Anklage nur eine untergeordnete Brennendes Aut  ». Gestern um 3 Uhr nachmit­tags geriet auf einer Straße in Lieben das Auto des Chauffeurs Josef P o k o r n h aus Lieben in Brand. Der Vorfall hatte einen großen Menschen­auflauf zur Folge; einer der Passanten alarmierte die Feuerwehr, doch hatten die übrigen zusammen mit dem Chauffeur das Feuer bereits gelöscht, ehe sie eintraf. Das Auto wurde stark beschädigt, ver­letzt wurde niemand. Unglückliche Liebe. Die 20jährige Verkäuferin Vera S t a ft n ä aus Prag   n., wurde in der Nacht auf gestern von der Rettungsstation auf die Klinik Schmidt eingeliefert; fie hatte kurz vorher in selbstmörderischer Absicht 35 Tabletten Veramon genommen. Das Motiv der Tat ist unglückliche Liebe. Ebenfalls auf die Klinik Schmidt wurde gestern vormittags das 30jährige Dienstmädchen Anna Erben eingeliefert, die kurz vorher in der Woh­nung ihres Dienstgebers in Holleschowitz mit Leucht­gas vergiftet bewußtlos aufgefunden worden war. Auch diese Tat wurde wegen unglücklicher Liebe verübt. Militär-Parade am Geburtstage des Prästdeu- tcn der Republik  . Es wurde beschlossen, daß die Militärparade in Prag   anläßlich des Ge­burtstages des Präsidenten der Republik Dr. Edvard Benes   auf dem Strahover Stadion stattsinden wird. Reue günstige Zugsverbindung nach Karlsbad  . Beginnend mit 17. Mai fährt nun den Sommer über an jedem Sonntag vom Masarykbahnhof ein beschleu­nigter Motor-Personenzug nach Karlsbad   und zurück. Abfahrt aus Prag  : 5.54 Uhr. Ankunft in Karlsbad  9.29 Uhr. Rückfahrt aus Karlsbad  , oberer Bahnhof, um 19.40 Uhr, Ankunst in Prag  , Masarykbahnhof, 23.01. Dieser Zug hält in allen Prager   Stationen und dann nur in Kladno  , Saaz  , Kaaden  , Schlacken­werth. Von Karlsbad   aus hat er sehr günstigen An­schluß nach Franzensbad  , Eger, Abertham, Elbogeu, Graslitz   und Schönbach. Poststempelpropaganda. Der für die Zeit vom 16. bis 24. Mai 1936 bewilligte Sonderschalrer des Postamtes Praha 83 wird einen Gelegenheitsstemvel Praha 83 Hospodäiskä vHstava" in grüner Farbe verwenden. In der Zeit vom 26. Mai bis 1. Juni 1936 wird das Postamt Praha 1 mit diesem Stempel bei seinen Philatelistenschaltern Postmarken zu philatelistischen Zwecken in derselben Farbe mit dem Datum24. Dtai 1936" abstempeln. Mt dem Autobus CSD von Davle nach Stech»- viee. Am 17. Mai verkehrt ab Bahnhof in Davle ein Autobus nach Srechovice; Fahrt hin und zurück 2 KL. Der Autobus hat Anschluß an alle Züge! Rolle und behauptet, von den Betrügereien Ska- powkers nichts gewußt zu haben. Buisson Wirtz eigentlich nur durch die Aussagen des Hauptange­klagten belastet. Die von ihnen gegründete Firma Wibu" sollte bekanntlich der Verwertung eines von Buisson beigestellten Rezeptes einesSpezial- Kakao" dienen, der dann später von den Nahrungs­mittelchemikern als übles Surrogat bezeichnet wurde. Buisson sollte die technische Leitung des Betriebes übernehmen, während Skapowker als kommerzieller Direktor fungierte. In dieser Eigenschaft engagierte er zahlreiches Büro- und sonstiges Personal, von dessen Kautionen und Einlagen er ein herrliches Leben führte. Es würde zu weit führen, die ein­zelnen Fälle darzustellen. Der Schaden der Geschä­digten bewegt sich im Einzelfall zwischen 2000 und 75.000 KL, zum Teil letzte Ersparnisse oder von Verwandten zusammengeborgtes Geld. Sein Per­sonal beschäftigte Skapowker mangels anderer Arbeit mit der Registrierung von Telephongesprächen, Be­suchern u. dgl. DieFinanzgebarung" führte er selbst, so daß auch seine Sekretäre und Buchhalter vom tatsächlichen Stand des merkwürdigen Unter­nehmens keine Ahnung hatten. Wie stets in solchen Fällen mußten immer neue Schwindeleien zur Verschleierung der früheren Malversationen dienen. Dabei lebte Skapowker nur in Luxushotels, kaufte sich ein teures Auto und wußte die stellen­suchenden Kautionserleger durch prunkvollstes Auf­treten zu blenden. Nach offizieller Buchung hat Skapowker in den acht Monaten seines verderb­lichen Wirkens seinem Privatkonto 2 5 0.0 0 0 K c zugewiesen, seinem Kompagnon und Mitangeklagten nur 3 5.00 0 Kc, wobei dieser, wie erwähnt, energisch bestreitet, von den Schwindeleien deskommerziellen Direktors" ge­wußt zu haben. Außer den betrogenen Kautions- stellern kam auch die KakaofirmaD e l i" durch unbezahlte Bestellungen zu beträchtlichem Schaden. Als die famose FirmaWibu" gegen Eide^1934 nicht länger zu halten war, unternahm Ska­powker auf eigene Faust einen weiteren kühnen Gaunerstreik. Er bot sich der FabrikM y r o n" in Brünn   als Teilhaber an, obwohl er nichts besaß als fast eine halbe Million betrügerischer Schulden. Sein geldfürstliches Auftreten blendete die beiden Inhaber der Firma derart, daß sie mit Skapowker einen Gesellschastsvertrag unterschrieben, nach wel­chem er eineinhalbMillionen in das Geschäft einschießen sollte. Der Zufall wollte es, daß einer der Inhaber einen schweren Unfall erlitt. Skapowker benutzte die Situation und blieb nicht nur seine Einlage schuldig, sondern bewog den anderen Teilhaber sogar noch, ihm einen Wechsel auf 250.000 KL zu unterschreiben, aus welchem Geld er die gefährlichsten Schulden derWi b u" zum Teil deckte, um den endgültigen Krach hjnaus- zuzögern. Zu allem anderen gebärdete er sich wäh­rend der Krankheit des verunglückten Mitbesitzers ass Direktor der FabrikMyron" und fügte dieser in gkttiohssttt Art durch allerlei Betrügereien und Unterschlagungen einen weiteren»schaden zu, der gleichfalls in die Hunderttaufende geht. Daß alle diese Schwindeleien nach Darstellung des An­geklagten nichts weiter als ganz reelle geschäftliche Aktionen waren, bedarf keiner Erwähnung._ Wir werden nach dem Urteil auf diesen Fall noch zurückkommen. rb. Iümst mut wissen. Das sowjetrussische Rundfunkorchester kommt nach der Tschechoslowakei  . Das Chororchester des Rundfunkausschusses der SSSR  , das unter der Leitung des Dirigenten Sweschnikow, eines ver­dienten Künstlers der Republik  , steht, wurde ein­geladen, in. der Tschechoslowakei   zu konzertieren. Das erste Konzert dieses sowjetrussischen Orche­sters findet am 2. Juni in Prag   statt. Am 3. Juni wird das Orchester im Prager   Rundfunk konzertieren; dieses Konzert wird auch auf die sowjetrussischen Sender übertragen werden. Das Orchester hat für seine Konzerte in der Tschecho­ slowakei   ein großes Repertoir aus klassischen Wer­ken und Werken sowjetrussischer Komponisten der Gegenwart zusammengestellt. Stark vertreten sind in den Konzertprograinmen Lieder der Völker der Sowjetunion  . Eine ganze Rhihe von Werken stu­dierte das sowjetrussische Orchester besonders für die Konzerte in der Tschechoslowakei   ein. Es wer­den übrigens nicht nur Konzerte in Prag  , sondern auch in anderen Städten der Tschechoslowakei  slattfinden.' Furtwänglers Abgang von Berlin  . Der nam­hafteste unter den Dirigenten, die bisher noch im Dritten Reich   verblieben, ist W i l h e l m Furt­wängler. Schon einmal gab es auch um ihn eine Affäre, aus der sich Furtwängler   aber dann (nicht gerade rühmlich) zog. Nun hat er sich in einem großen Konzert von seiner Berliner   Gemein­de verabschiedet. Warum? Die BaselerNational­zeitung" behauptet, daß die höchste deutsche Regie­rungsstelle die Absicht hatte, Herrn Furtwängler mit den denkbar weitgehendsten Vollmachten als Opern­direktor und Konzertleiter auszuftatien und ibn so­zusagen als Führer an die Spitze des gesamten Musiklebens zu stellen. Furtwängler sei bereit ge­wesen, diese Berufung anzunehmen, machte aber die Annahme von der Bedingung abhängig, daß ihm hinsichtlich der Repertoire-Gestaltung und Pro­gramm-Auswahl plein pouvoir erteitt werde, eine Bedingung, die dem Auftraggeber unannehmbar erschien. Bei dieser Gelegenheit: DieZeit" rühmte gestern ganz außerordentlich K l e m p e- r e r; das überraschte ein wenig, da Künstler, die nicht über den entsprechendenBlut- und Boden"- Nachweis verfügen, in diesem Blatte meist ungün­stig davoWommen.§)em Kapellmeister Klemperer aber tut Re.Leit" auch noch dieEhre" an, ihn alsDirigenten der Berliner Staatsoper" zu be­zeichnen. Als ob dieZeit" nicht wüßte, daß auch der Jude Klemperer wahrlich längst Berlin   ver­lassen mußte. Der Pariser Zu« so heißt ein gestern im Deutschen   Theater erstaufgeführtes.Schauspiel" deshalb, weil die Hauptsigur des Stückes zu den .Ereignissen", die es ausmachen, lediglich infolge des Zufalles gelangt, daß ihm einmal ein Pariser Zug vor der Nase davonfuhr. So läppisch sind diese Vor­gänge, daß sich nicht einmal eine gescheite Ueber- schrift fand! Ein anscheinend mit Gewalt auf die Bühne gezerrter, ganz schlechter Kolportaaeroman. übrigens zwar nicht von Bus-Fekete, dafür" aber von BLla Zsolt. Es war, unseres Erachtens, ein regelrechter Durchfall; das werden sogar die. etlichen wissen, die vor Schluß weggingen. Zum Glück be­findet sich unser Schauspiel in der letzten Zeit auch revertoiremäßig auf ansehnlichem Niveau, das sich kassamäßig schön auswirkt. Daher wird es also nach keiner Seite zu bedauern sein, wenn dieser Schmarrn sobald wie möglich wieder von der Bild­fläche verschwindet. Schließlich pflegt ja der Mai auch sonst nicht für Bns-Fekete- und Bela Zsolt  - Zyklen da zu sein! Schade, daß Herr Alfred Löhner als Gast gerade in einer so elenden Ko­mödie erstmals hier auftreten mußte: man kann ihm aber bescheinigen, daß er es liebenswürdig und inter­essant machte. Neben ihm stand im Vordertreffen dieser vorweg verlorenen Schlacht Fräulein M o n- c a s i. Unter Hans Götz waren weiter noch ausge­rückt: er selber, Walter Taub  , die Tagten Warnholtz. Wäern. Bertram. Briügcilf und Funk. Hkinz Kral. Padlesak und noch ein gutes halbes Dutzend. Sie kämpften alle heldenmütig; hoffentlich dürfen sie ihre Rollen rasch vergessen!_ 7. g. Spielplan des Reuen Deutschen   Theaters. Freftag, 7 sh: Ein Volksfeind, D. 1. Samstag, 7 sh: Katarina Ismai­lowa, CI. Sonntag: Zum 30. Male: 2sh:.U nentschuldigte Stunde, 7sh: Glück mutz man haben, DI. Spielplan der Kleinen Bühne., Freitag 8: Salzburg   ausverkauf i, Theatergemeinde des Kulturverbandes und freier Verkauf. Samstag, 8: Salzburg   ausverkauft. Sonn­tag, 8. Menschen auf der Eisscholle. Dereürsnacstncstteo © Deutsche BalkSsinggemeinde Prag  : Wir beteiligen uns an dem Unter­haltungsabend der Lokalorganisation in KroLehlav bei Kla no. Am 16. Mai Abfahrt mit Autobus,%7 Uhr, vom Näm. Republik  »(Länderbank). Ein neues Werk des antifaschistischen Dichters: Zgnazio Silone Brot und Wein Roman aus dem Alltag des saschistischrn Italien  Preis geb.   56. Zu beziehen durch die Zentralstelle für das Bildungswrsen, Prag   XII., Slezska 13. Der Dinr Aerosrad Auf diesen Ruffensilm, der setzt unter dem Titel Brand im Fernen Osten" läuft, ist hier anläßlich seiner Sonderausführung vor vier Monaten schon hingewiesen worden. Die Einzelheiten der Handlung, die dem Bettachter damals im russischen Original unklar blieben, sind jetzt durch tschechis^e Unter ­titel geklärt worden, aber es zeigt f;x dabei, daß dieser Film des Regisseurs D o w s ch e n k o(der den unvergeßlichenErde  "-Film schus) gar keinen Wert auf Einzelheiten legt: bleiben oft Episoden ohne Fortsetzung, sowie auch viele Gestalten dieses Films nur erscheinen, ohne sich weiterzuentwickeln. Wie weit das kollektivistische Absicht ist oder wieweit es mit dem Uebergang' von der Stummfilm- zur Sprechfilmtech- nik zusammenhängt, läßt sich nicht sagen. Jedenfalls bleiben auch jetzt wieder die Szenen, in denen am wenigsten gesprochen wird, die eindrucksvollsten: die Jagd auf die Tynamitschmuggler an der mandschuri­schen Grenze, der Marsch der Partisanen durch die Taiga, den sibirischen Urwald, der Gottesdienst der Altgläubigen  ", die sich vergeblich gegen.die bis zum Stillen Ozean   vordringende Sowjet-Zivilisation zur Wehr setzen, die Erschießung des Verräters, der sie in den Kampf hetzt, durch den Partisanensührer, der ein alter Schicksalsgefährte dieses Verräters ist. aber mit männlicher Trauer seine strenge Pflicht erfüllt, und am Ende die triumphierende Parade der Flugzeuge, der Fallschirme und der Flotte über und vor der Stadt Aerograd, dem Bollwerk an der sibi­rischen Ostküste gegen die japanische Bedrohung. Der Filmkünstler Dowschenko   beweist seine Kunst in diesem aktuellen und demönsttierenden Film durch die Erfassung der Natur(die Bilder von der Taiga und der Meeesküste), durch die Auswahl der (russischen und mongolischen  ) Menschengesichter und durch die Konttastierung dieser fernöstlichen Urwald­welt mit der Technik der schwirrenden und mächttgen Aeroplane, die er oft als musikalisches Element ver­wendet und deren Parade er zu einer phantastisch großarttgen Szene gemacht hat.eis üus der Partei Bezirksorganisation Prag  der Deutschen   sozialdemokratischen Ardeitorpartti Freitag, den 15. Mai, um 8 Uhr abends im großen Saal des Handwerkerver­eins, Prag   II., SmeLkh 22, Partei-Mitsllederversammluns Vortrag des Genossen Gregor B i e n st o ck über Weltpolitische Spannungen". * Unsere Lokalorganisation inKladno-Kro« kehlav hat uns zu einem Unterhaltungs­abend, welcher am Samstag, den 16. Mai, um 8 Uhr abends im GasthausZur Post" in Kroce- hlab stattfindet, eingeladen. AtuS und Volkssing­gemeinde wirken mit. Genossinnen und Genossen, welche mitfahren wollen, mögen sich bis Donners­tag mittags hei Genossen Mittenhuber(Gec, Tele­phon 51351) melden. Fahrpreis mit Separatauw­bus 10 Kc. Urania-Kino, Klimentshö 4. Fernsprecher 61623 IGroß-Reinemachen ÄitzüUendeo Lustspiel. Präser Konzertsaal Die Saison in den Prager   Konzertsälen ist Heuer mich im Monat Mai noch im vollen Gang. So­gar einige Konzerte von ganz außerordentlicher künstlerischer Bedeutung konnten in der ersten Mai­hälfte abgehalten werden. So das Sonderkonzert der Prager   TschechischenPhilharmo- n i e mit OttoKlemperer als Gastdiri­genten. Dieser fanatische Musiker und Meister der Stabführung, der ein ebenso blendender Rhythmiker wie ausdruckssicherer Dynamiker ist, diente dem be- geisterten Publikum mit einem durchaus populären Symphoniekonzert, das als Beethoven- A b end zwei der bedeutendsten und beliebtesten Symphonien des großen Musiktitanen im Pro­gramm enthielt, die Dritte oderEroica  " und die Fünfte oderSchicksals"-Symphonie. Auch dieser Beeihoven-Symphonienäbend lehrte wie seinerzeit jener des deutschen   Theaterorchesters unter Georg Szell   und jener der Tschechischen Philharmonie   un­ter Bruno Walter  , daß Beethovens symphonische Kunst auch heute, noch immer am höchsten in der Gunst des Publikums steht. Ein höchst repräsentattves tschechisches sympho­nisches Programm bot das inst,rumentale F e st k o n z e r t des Prager Tschechischen Staatskonservatoriums für Musik zur Feier seines 125-jährigen Bestandes, denn es bescherte ausschließlich Standwerke der tsche­chischen symphonischen Musikliteratur: Jos. B. Foersters.Festliches Vorspiel", Anwn Dvo- r ä k s symphonische DichtungDie Waldtaube", Virezslav N o v ä k s symphonisches GedichtVon ewiger Sehnsucht" und Josef S u k s E-Dur- Symphonie. Mit wundervoller Klangentfaltung und vorbildlicher Musizierfreudigkeit spielte das Zög­lingsorchester des Konservatoriums unter der zielsicheren Leitung Prof. Paul DLdeLeks alle diese Werke, neuerdings den Beweis erbringend, einer der stärksten und diszipliniertesten Jnftrumen- talkörper der Hauptstadt zu sein. Außer diesem instrumentalen Festkonzert hatte das Tschechische Staatskonservatorium aus dem gleichen Anlaße noch zwei festliche Kammermusikabende veranstaltet, bei denen ausschließlich Werke ehemali­ger Lehrer und Schüler der Anstatt zur Aufführung gelangten. Bronislow Hub er mann, der immer noch unerreichte polnische Meistergeiger, dessen un­erhört selbstverständlicher Virtuosität die Größe und Tiefe des Gefühles in höchster Begnadung zur Seite steht, gab diesmal mit den tschechischen Philharmonikern, die unter Georg S z e l 18 temperamentvoller und anschmiegsamer Leitung standen, ein ausgesprochen konservatives Konzert, in dem er neben dem wundervollen Violin­konzert von Brahms   auch das weniger tiefe Violinkonzert von Tschaikowsky   und kleinere Stücke von Mozart   und Beethoven spiette. Bei einem Ittinstler wie Hubermann ist eS natürlich ganz gleichgültig, was er spielt, da man nur Ohren dafür hat, wie er es spielt und jedes krittsche Be­denken verstummen macht. Ungetrübten künstlerischen Genuß bereitete mit einem Kammermusikabend abermals das Wiener   K o l i s ch-Q u a r t e t t der Herren Rudolf Kolisch  , Felix Kühner, Jenö Lehner und Benjamin Hejfetz, deren wundervolles Zusammenspiel wieder­um nicht minder begeisterte wie die temperament­volle und dabei doch immer stiwollkommene Art ihres Vortrages. Auch das Programm dieses er­lesenen Künstler bescherte den dankbaren Zuhörern erlesenste kammermusikalische Gaben: Beetho­vens Quartett opus 74, Schuberts opus 161 und W. A. Mozarts D-Dur-Ouartett. Unter den Solistenkonzertenist an erster Stelle der Klavierabend des Klaviermeisterlehrers der Prager Deutschen Musik­akademie Professor Franz Langer zu nennen. Dieser als Virtuose, Klangkünstler und geistvoller Musiker hochbedeutende Pianist, zeigte schon in der Gestaltung seines Vortragsprogrammes das Außer­gewöhnliche seiner Kunst, die nicht nach Publikums­erfolgen strebt, sondern nur da ist, um reproduktiv der Tonkunst im allgemeinen und ihren schöpferischen Meistern im besonderen zu dienen. Bachs Chroma­tische Fantasie und Fuge bildete den verheißungs­vollen Auftakt des Konzertes; ihr folgten kleinere Stücke von Brahms  , diesesi wiederum Komposi- ttonen heimischer Autoren, des Deutschen Fidelio Finke und des Tschechen B. VomäLka als Hauptverttetern der zeitgenössischen Prager   Ton­kunst. Aber auch in der zweiten Programm- Hälfte brachte Professor Langer an Sttlle der hier üblichen Publikums- und Erfolgstücke hochwertigste Gaben der Klavierliteratur. Darunter als U r- aufführung eine dreisätzige Sonate von dem heimischen deutschen Tonsetzer und Schönberg- Schüler Viktor II l l m a n n, ein gedanklich und im Ausdruck edles und von tiefem Ernst getragenes Werk, das auch formal und satztechnisch außerordent­liches und reifstes Können offenbart, ferner klang-, delikate Stücke von Debussy   und schlietzlich stili­sierte Tanzstücke von Smetana  . Ein wirkliches zur Bewunderung zwingendes Wunderkind lernte man in dem kindlichen tschechischen Geiger Jiiik Straka kennen, der unter anderen Stücken auch Mendelssohns schweres Violinkonzert mit ebenso schönem und süßem Ton. wie vollkom­mener Technik und temperamentvoller Vortrags­kunst spiette. Zweifellos stammt der junge Geiger aus einer grundmusikalischen Familie; denn auch seine Schwester Ljubikka, die ihn am Klavier begleitete, ist ein richttges Wunderkind. Der Erfolg des kleinen Konzertgebers war ungeheuer  . Ein Konzert des m o d einen tschechischen Liedes hatte die Musiksektion des Tschechischen Kunstvereines(Hudeni Malice UmiiliekL Besedy) ihren Interessenten geboten. Es brachte neuere und die neuesten Lieder von den zeitgenössischen tschechi­schen Tonsebern P i ch a, Jar. Kkicka, Bor  - tobte, Bit. Noväk und S. Hippmann. Als mustergiltige, in Ton und Wort gleich über­zeugende Interpretin der Lieder bewährte sich wie­der die ausgezeichnete tschechische Konzertsängerin And. P e ö i r k o v ä, die in Dr. S t! p a n einett vorbildlichen Partner am Flügel hatte. E- I. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di. Post monatlich KL 16.. vierteljährig Kc 48.. halbjährig Kc 96.. ganzjährig KL 192.. Inserate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß  . Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrankatur wurde von der Poft» und Tele» graphendttektwtt mit Erlaß Nr. 13.800/VII/1930 bewilligt. 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