Nr. 121

Samstag, 23. Mai 1936

Sudetendeutscher Zeitspiegel

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ATUS

Wissenswertes

zum 3. Bundesturnfest

Die Eröffnungsfeier findet Freitag im großen Belt statt( 15.000 Personen Fassungsraum);

die Abendfeier Samstag abends auf dem Fest­play; die Abschlußfeier Sonntag abends nach den Massen- Vorführungen der Männer.

Die Tribüne Sikplätze.

am großen Festplak hat 8000

BAUSTEINE

Scite 3

für seine Arbeitskraft

Nur gute Zutaten

Was bringt der Reichsjugendtag? deben dem Essen

Wir veröffentlichen im Nachstehenden eine Uebersicht über das gesamte reichhaltige Pro­gramm des Reichsjugendtages der Sozialistischen Jugend, der zu Pfingsten 1936, also schon in wenigen Tagen in Bodenbach stattfindet. Das Programm enthält:

Pfingstsamstag, den 30. Mai 1936: 21 Uhr, auf dem Masarykplay in Bodenbach: Abendfeier: Aufführung des Festspieles: ,, Cavalcade eine Revue von der Zeit".- 300 Mitwirkende.

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Pfingstsonntag, den 31. Mai 1936:

O

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7 1hr 30 Min.: Morgenfeiern, und zwar: 1. Varieté kino  , Dresdnerstraße: ,, 1000 Jahre Kampf um Scholle und Freiheit" eine Darstellungsfolge aus dem Befreiungskampfe des Landvolkes. 2. Theatersaal: Großes po­litisches Kabarett. Veranstaltung der Truppe 36" unter Vaša Hochmanns Leitung. 3. Invas lidentino, Tetschen  : Internationale

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Morgenfeier, an der außer schwedischen auch tsche­

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chische Jugendgenossen mitwirken werden. 4. G I b hoftin o: Filmvorführung ,, Viva Villa" der packende Film aus der merikanischen Revolu tion.

SdP- Abgeordneter

grüßt ,, Heil Hitler  !"

Kraft, der Körper braucht. Dazu gehört vor allem ein Speise­

Anschließend an die Morgenfeiern: Demon- fett wie das 100% strations- und Festzug.

Um 11 Uhr: Kundgebung auf dem Masarykplatz in Tetschen  

Nachmittags ab 14 Uhr: Großes Jugend- und Parteifest auf den Sportpläßen des Sportovní klub und des Sokol in Bodenbach, Rojawizerstraße, mit sehr reichhaltiger Pro­grammfolge, aus der wir besonders die von der sozialistischen   Jugend aufgeführte aufgeführte Burleske ,, Freude ist unser Motor" hervorheben wollen. Aber auch turnerische und Vorführungen der RW und der Roten Falken sind im Programm. Pfingstmontag, den 1. Juni 1936: Wanderungen in die nähere und weitere Umgebung von Bodenbach.

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Während des ganzen Jugendtages Zeltlager der Roten Falken.

sorgeministers Gen. Nečas, welcher einer stärke ren initiativen Tätigkeit der Beiräte günstig ge­sinnt ist, erklärte Min.- Rat Ing. Pokorny, daß zu den künftigen Sizungen des Reichsbeirats auch Vertreter anderer Abteilungen des Fürsorge­ministeriums zugezogen werden würden, so daß Heil!" Gewerbeinspektion beschränkt bleiben wird.

Wie die ,, Lid. Nov." melden, hat der Ab­geordnete der SdP Paul Nicker I auf dem

reine, leichtver­

dauliche und nahrhafte Ceres.

Schicht

Ceres

Schicht

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Ceres

DAS

KRAFTSPENDENDE PFLANZENFETT

Baldwins Position

ernst erschüttert

( E. B.) Man verheimlicht in London   nicht mehr, daß die Stellung Baldwins erschüttert ist. Das moralische Ansehen und die Anständigkeit des Ministerpräsidenten werden allgemein aner kannt. Aber gleichzeitig wird darauf hingewiesen, daß die gegenwärtige komplizierte und schwierige Lage nach einem anderen Premier verlange. Der Führer der Labour Party  , Attles, hat am 19. mai in Swansea   auf einer öffentlichen Versamm­lung die Regierung in außerordentlich scharfer Weise angegriffen. Jeden Tag, wenn ich die Zei­

Eine feststehende und zwei fahrbare( Auto-) Lautsprecheranlagen( einmal 20 und zweimal 10 Watt, stehen für den technischen und allgemeinen Fest Bahnhof in Wild st ein den dortigen Tischler der Reichsbeirat nicht bloß auf die Fragen der tung in die Hand nehme, sagte Attlee, erwarte ich

betrieb zur Verfügung. Ebenso für die Abendfeier zwei starke Scheinwerferanlagen.

Für die Ausschmückung des Festplates werden 1000 Meter( ein Kilometer) rotes Fahnentuch ge­braucht.

Der Radiovortrag über das 3. Bundesturnfest findet am Donnerstag, den 28. Mai, von 6.10 Uhr bis 6.25 Uhr über den Prager Sender statt. Spre­cher Kunig.

Zur Erlangung der ermäßigten Dauerfeitkar­ten, die zum Eintritt zu allen Veranstaltungen am 3. Bundesturnfest berechtigen und in die Festabzei chen, Fahrtlegitimation, freie Uebernachtung inbesi griffen sind, sind nur noch acht Tage Zeit.

Letzter Mai, letzter Einzahltag.

Die Prager deutsche Arbeitersendung bringt in dieser Woche: Sonntag, 24. mai, 14.30-14.45: Vom Mu­schelgeld zum Scheck( Frizz Bieligt). Donnerstag, den 28. Mai 18.20-18.40: Das Bundesturnfest in Komotan( Franz Kunig, Aufsig).

Freitag, 29. Mai, 18.35-18.45: Aktuelle zehn

Minuten.

Sonntag, 31. Mai, 14.30-14.45: Die feurigen Jungen der Freiheit( F. Tei essy, Aussig  .)

Weltabgeschiedenes Theater

Das Böhmerwald- Passionsspiel in Höritz  

Baufert mit einem zweifachen lauten und einem zweifachen leiseren ,, Hitler!" begrüßt. Durch die Tür des offenen Waggons hörten zwei Schulausflug verunglückt. Am Freitag fuhr Bahnangestellte diesen Gruß und erstatteten bei in Robi z bei Böhm.- Leipa ein mit etwa 30 der Gendarmerie die Anzeige. Auf Grund des Schülern und Schülerinnen einer Pilsner tsche­Zeugenverhörs wurde gegen den Abgeordneten die chischen Mittelschule besetzter Autobus in den Strafanzeige wegen Störung der öffent- Straßengraben und stürzte um. Etiva 6 Kin­lichen Ruhe erstattet. der wurden verletzt, davon eines schwer. Der Autobus wurde zertrümmert.

Der Reichsbeirat für die arbeitende Jugend

hielt Freitag unter dem Vorsitz des Min.- Rais Ing. Pokorný eine Sigung ab, in welcher Ing. Billmann einen Bericht über die Tätigkeit der 54 Sigungen abgehalten haben) und die Erledi Sprengelbeiräte( die im Jahre 1935 insgesamt gung der im Reichsbeirat in der letzten Sizung vorgetragenen Wünsche erstattete. Den breitesten Raum in der Diskussion nahm die Frage der Reor­langjährige Funktionsdauer eine Auffrischung der ganisierung der Sprengel- Beiräte ein, deren Mitgliedschaft notwendig macht. Die Jugendver­bände, welche bisher noch nicht die Vorschlags­liste für die Neuernennungen vorgelegt haben, verpflichteten sich, dies bis Ende Juni zu tun, um die Wiederaufnahme der Arbeit in allen Sprengeln zu ermöglichen. Im Sinne des Fürs

Bei Ermüdung, Nie­dergeschlagenheit u. Kreuzschmerzen ver­wende man

Franzbranntwein

ALPA

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Herr Johann Wiltschko, Stein­megmeister, Ischarioth Herr Josef Wiltschko, Stein­mez, dessen Bruder,

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Uhrmacher.

mit Sicherheit eine Nachricht von irgendeiner neuen sinnlosen Aktion unseres Kabinetts. Die Regierung beginne allmählich zu zerfallen. Ich darf wohl voraussagen, daß wir in der nächsten Zukunft eine allgemeine Parlamentswahl erleben werden.

Gerüchte über eine bald bevorstehende Neuwahl In konservativen Kreisen werden jedoch die des Parlaments dementiert. Dagegen wird dar­auf hingewiesen, daß die Tage der Nationalregie­rung gezählt seien. Heute wäre eine rein konser­vative Regierung vorzuziehen.

Schutzzölle in USA   gegen Japan  Washington. Präsident Roosevelt   gab eine starke Zollerhöhung auf bestimmte Baumwollwa ren bekannt. Die Zollerhöhung richtet sich haupts sächlich gegen die sich ständig verstärkende japa nische Einfuhr. Die am 20. Juni in Kraft tre­tenden Neuwvertzölle betragen 34 Prozent für Baumivollgarne und 43% Prozent für Baum wollstoffe.

Präsident Roosevelt   erklärte auf eine An­frage, daß Japans   billige Einfuhr von Tertilien die Tertilindustrie im Staate Massachusetts   schä­dige. Da langivierige Verhandlungen mit Japan  über die Begrenzung der Einfuhr bestimmter Baumivollgewebe endgültig gescheitert seien, habe er sich zu dieser Schußmaßnahme entschlossen.

| dolorosa. Und wiederum an das Ethische und Aesthetische  , an das Künstlerische, an allen zuteil­gewordenes Kulturgut das Bild des Abendmahls. Schließlich aber wird das alles fast wirklich zum Theater, zu gutem Theater: da ist ein dreist­verlegener, verschlagener, erbärmlicher, leicht­sinniger und dann reuegepeinigter Judas, ein traftvoller Kaiphas, der samt dem Pilatus und dem Herodes politische Saiten in uns ertönen läßt; da sind bunte, bewegte, gut gesehene und gut geführte Massenszenen im Hohen Rat, am Delberg, bei den Verhören, bei der Geißelung, auf der via dolorosa  , bei der Kreuzigung. Und immer wieder hört man ewige Wahrheiten wenn auch die Menschen die Wahrheit selbst heute noch nicht innehaben! Nicht zu den Mitspielern, in den Zuschauerraum und zu aller Welt, laut und groß, müßte Christus- Wiltschko das Wort spre­chen: Alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen!"

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prachtvollen Bildern und sehenswerten Kostümen,| Jesus Christus  mit einer Orgel und einem gut geschulten Or= chester( den Budweiser Philharmonikern). Jezt Judas hat auch der Budweiser Domtapellmeister Ludwig Schmidt den musikalischen Part, die Teile aus Maria Anna Mugrauer, Kaufmannstochter, Haydns Schöpfung" und die alten Gesänge um Petrus   Herr Burzinger, Maurermeister, bieles bereichert und eine gefällige, stilgemäße Annas Herr Tahedl, Briefträger, Ein Straßenband von kaum 50 Stilometer und stimmungsvolle Mujit stimmungsvolle Musik hinzugeschrieben, Kaiphas hinzugeschrieben, Kaiphas- Herr Friebes, Kaufmann, Länge führt von Budweis   an tschechischen Dörfern eflektisch und doch auch voll eigener schöner Ein- Pilatus Herr Gallner, Tischler, borbei nach Strumau, von dort durch deutsche Ge- fälle. Hans Multerer und Hans Waylik haben Chorführer Herr Bürgermeister Reittinger, meinden nach Hörig. Schon knapp hinter Bud- letthin das Passionsspiel auch dramaturgisch be= weis, etwa an einer Bata- Retlametafel, verab- arbeitet, haben weniger Bedeutendes gestrichen, Und so weiter. Mit Adam und Eva fängt es an: schiedet man fast Gesicht und Tempo dieses Jahr- Neues hinzugefügt. Und ein Mann der Bühne, er ist Drogist, sie Schneiderin. Beim Fall der hunderts. Denn von da ab begegnet man nur Ernst Nowat, ist als Direktor hinzugetreten. Engel" hört man Verse, die über die Unvor­selten mehr hastigen Autos, nicht eine einzige Kurzum: die Hörizer suchen Anschluß an das sichtigkeiten der Demokratie selbst im Himmel Tankstelle ist mehr zu sehen, kein grelles Plakat 20. Jahrhundert. Noch klappt organisatorisch nicht stört mehr das Grün der Auen, die Frühsommer alles. Aver immerhin: es gibt bereits eine Presse­pracht der Felder und Wälder, die sanfte Linie vorstellung mit Empfang und Begrüßungen, der naher Hügel und ferner Berge; kein wüster Lärm tschechische sozialdemokratische Senator Křiž hält unterbricht das Zwitschern der Vögel und das an die Versammelten eine Ansprache, der Staat Murmeln der Wäffer. Friedlich liegt auch Markt fördert moralisch und materiell das Unternehmen. Höriz da; kaum mehr als ein paar Jahnen zeigen viele, viele Tschechen( nicht nur Pressevertreter) Hörizz hilft auf seine Art an, daß man an einem Festspielort angelangt und sißen im Parkett"; daß die Saison" eröffnet ist. Ueber den Ort mit, die Brücke zwischen den beiden hinaus wandert man ein Stückchen bergan und Nationen zu schlagen. dann durch ein liebliches, schmuckes Tal, an dessen Und dennoch ist's im wesentlichen beim gekommen sind. Und wenn man vernimmt, daß sanft ansteigendem Ende der Holzbau des Pai- Alten geblieben. Immer noch dauert das Spiel es in den Tiefen grollt und die Völker einen ſions- Spielhauses steht, eine freundliche Stätte mehr als fünf Stunden; immer noch verbraucht etter und Erlöser ersehnten", so darf man uralten Volfsbrauchs, böhmerwäidlerisch- fromm- es den Vor- und den Nachmittag, immer noch weil's im Spielhaus nicht immer furzweilig ist, jinnigen Wirtens, treuherzig- religiösen Spiels. nehmen die undramatischen Rezitationen, nur von ins Sonnenlicht hinaustreten und über das nach Bis ins 13. Jahrhundert reicht die Tradition lebenden Bildern und Chorgejängen unterbrochen, denken, was in zwei Jahrtausenden nur wenig dieses Passionsspiels und die Hörizer sind stolz den der Schöpfungsgeschichte und dem Alten anders geworden ist. Dann aber fühlt man wie­darauf, daß sie damit den Oberammergauern den Testament gewidmeten Vormittag in Anspruch. der mit die Ergriffenheit der andächti ,, Lauschen Rang ablaufen. Vor hundert Jahren hat ein und immer noch, fast ohne Ausnahme, kämpft bei den, wenn an der Krippe eine schöne Mezzo­Leinweber die alten Texte zu Papier gebracht, den Spielern die Böhmerwaldmundart mit dem sopranstimme ertönt, wenn der uralte Gesang manche Aenderung und Modernisierung" wurde Hochdeutschen, denn alle 250 Mitwirkende sind von der Stillen Nacht" sich erhebt. Die Ruhe in der Natur siegt, deutet die Brücke an, die noch seitdem vorgenommen, aber der Kern ist unbe- eingeborene Hörizer, die sich wohl zur Wehr seßen rührt geblieben. An die Stelle der urwüchsiz würden, wenn man sie Schauspieler nennen sprechenden, im Sonntagsgewand spielenden wollte; fehlt ihnen doch unter anderem einer der Martibewohner sind ihre Nachfahren getreten als wichtigsten Bühnenbehelfe: der Souffleur. Sie Mitglieder eines Dilettantentheaters. das nun seit brauchen ihn nicht.

beinahe einem halben Jahrhundert sein eigenes Ein Hörizer Theaterzettel 1936 müßte ver­Spielhaus( mit 1500 Sigplägen) hat, mit zeichnen:

reden: Doch weil der Herr mit Freiheit sie be­gabt, so konnten sie auch Böses wollen..." Und so erhob sich Luzifer  , der bis zum heutigen Tag noch nicht ausgestorben ist. Ganz naiv wird der Sündenfall geschildert und die Art, mit der der Herr der Heerscharen sich überreden läßt, Adam Vor Christi Verurteilung erflingt aus der und Eva mildernde Umstände zuzubilligen. Wenn Orgel eine wehmütige Weise; sie lehnt sich an an dann später Pharao   des verhaßten Volles Kraft Wotans Abschiedsmotiv. Versonnen tritt man zu brechen" jinnt, denkt man daran, daß die den Rückweg an. Links und rechts der Straße Juden noch immer nicht von den Pharaonen los fißen ein paar Bettler. Aber kaum einer von den Hunderten, die eben das Wort Christi vernommen haben, übt Barmherzigkeit. Wie weit ist's zu der höheren Stufe, zur bewußten Solidarnät, zum ständig geleiteten sozialen Empfinden und Han­deln? Das, was sie den Himmel nennen, weint. Regentrübnis scheint das Schauspiel der Passion abzuschließen. Aber in den letzten Abendstunden des Maientages lugt doch wieder die Sonne her­vor und ein herrlicher Regenbogen spannt sich über das Land, über dieses Fleckchen Erde  . Das Ewige endgültig zu schlagen ist zwischen allen Menschen guten Willens, zwischen allen Richtungen, allen Nationen, zwischen dem antiken Geist des Pro­furators Pilatus, dem wahren Christentum, zum werdenden Sozialismus.

und Weihe, die vom Antlitz des Christusdar­stellers ausstrahlt, zieht in den Bann. Das Schluchzen der Maria greift ans Herz und die große Tragödie der Mutterliebe, die vor dem Sohn in den Staub sinft, ist jenseits alles From­men und Religiösen  , geschweige denn alles Katho­lischen; an zutiefst Menschliches rührt die mater

2. G.