Nr 123Dienstag, 26. Mai 1836Seit« 8Englische Tanks im KampfZum erstenmal nach dem Kriege wurde in England vor der Oeffentlichkeit und den ausländischen Militärattaches das Königliche Tank-Korps in Aktion vorgeführt. Man sieht hier dieTanks beim Feuern in der Nähe von Lulworth, DorsetHebung des Konsumsdurch MinimallöhneDie„Bohemia" hat dieser Tage einenLeitaufsatz veröffentlicht, wie man ihn in diesem Blatte bisher selten gelesen Hai. Es istcharakteristisch, daß auch bürgerliche Kreisezur Erkenntnis kommen, der Konsummüsse gehoben werden, wenn es uns wirtschaftlich besser gehen soll. Ein Mittel zurHebung des Konsums sei aber auch die Einführung von Minimallöhnen. ZurBegründung dieses Standpunktes wird u. a.gesagt:Nicht nur der Arbeitslose mit seinem grausamen Schicksal, sondern auch der an der unterenGrenze der Existenzfähigkeit balancierende Intellektuelle— das Wort im allgemeinen Sinne verstanden— ist ein miserabler Konsument, von demeine über das Primitivste hinausgehende Pro-duttion keine Anregung erwarten darf. Unseregesamte Wirtschaft, aber auch unsere gesamteZivilisation, setzt bedarfheischende Menschen, setztArbeitsteilung, setzt Austausch der Arbeitsergebnisse, also Umlauf von Waren voraus. Das Geldspielt dabei die Aufgabe des Vermittlers. UnsereWirtschaft zeigt zwar Zeichen der Belebung undder inneren Gesundung, aber das Tempo ist fürein unbewaffnetes Auge kaum erkennbar. Daunsere bisherigen Methoden sich als unzulänglicherwiesen haben, müssen auch wir andere Wegecinschlagen. Die Durchleuchtung der Fragen:'Wie entsteht Konsum?—- Wie beleben wir denKonsum? Wie wirkt er auf die Erzeugung undwas dürfen wir mit gutem Gewissen auf seinenStart investieren? Haben wir brachliegendesKapital, das wir in dieser Richtung amortisierenkönnen?— wird zu einer dringlichen Forderung,wenn wir, anstatt mit verschränkten Armen dazustehen, der Verarmung des Volkes, und wenn wirvor allem auch der Hoffnungslosigkeit unsererjungen Generation dadurch steuern wollen, daßwir dem Rad der auf Angebot und Nachfrage beruhenden Wirtschaft einen neuen Schwung geben.UnMMMMBklUWuni Mmnten!Anläßlich der Pfingstfeiertage wirdam Montag, den 1. Ivni n i ch t gearbeitet, so daß unsere Dienstagausgabe vom 2. Juni entfällt.Die Verwaltung.Hitler boykottiertdie SonnenfinsternisAm 19. Juni wird es eine Sonnenfinsternis geben und die Astronomen der ganzen Welltreffen schon ihre Vorbereitungen, um das Phä-nomen zu beobachten, zu photographieren und zustudieren. Die Sternwarten Europas und Amerikas senden in diesen Tdgen ihre Expeditionennach Vorderasien, Rußland und Japan, den Gebieten, in denen die Sonnenfinsternis total seinwird, so daß dort wissenschaftlich ergiebige Feststellungen über die chemische Beschaftenhest derSonne und andere Probleme zu machen seinwerden.„Mäßiges Ansteigen desBericht des Bankrats Massenverbrauchs“Die Konjunkturentwicklung verzeichnete ineinigen Staaten eine mäßige vorübergehende,Stockung, sonst strebte jedoch die Welttendenzleinem weiteren Depressionsrück-g a n g entgegen und die Verbesserung verbreitetesich allmählich auf weitere Gebiete.Die Entwicklung in der Tschechoslowakei unterscheidet sich in den letzten Wochennicht von den vorhergehenden Monaten und warweiter belebt; die Unruhe im Auslandeprojizierte sich im Inland eher nur in einer lokalen Dämpfung des Unternehmerinteresses anneuen Unternehmungsdispositionen.Tie Frühjahrssaison und die grundlegende,leicht fortschreitende Wirtschaftsbelebung schältenVerbrauches beobachtet werden.In der Ausfuhr mehren sich ständig die Beschwerden über die unmäßige Konkurrenz auf denAuslandsmärkten, vornehmlich seitens Deutschlands. Die Exportzunahme nach freien Absatzmärkten währt jedoch auch im April an, abereiner größeren Entfaltung stehen häufig die be-schränkten, direkten Kompensationsmöglichkeitenhinsichtlich der Einfuhr nach der Tschechoslowakeisehr im Wege. Tas Aprilpassivum des Außen-! Handels ergab sich aus dem erhöhten Einfuhrbedarf, namentlich von Standard-Jndustrierohstof-fen, so daß auch dies von der fortschreitenden Belebung der Wirtschaftsaktivität zeugt.Der Bankrat der Tschechoslowakischen allmählich beschäftigungslose Arbeitskräfte in denNationalbank hielt am 25. l. Ai. seine ordent- Arbeitsprozeß ein, sowohl im Baugewerbe, wel-liche Monatssitzung unter dem Vorsitz des Gou-! ches nach den Bezirken ungleichmäßig, aber häu-verneurs JUTr. Karel Englis ab. Dem Ge-. fig bereits beträchtlich lebhaft ist, als auch in denschäftsbericht entnehmen wir: weiteren Industriezweigen. In einigen Hauptgat tungen der Konsumwaren kann im Inland einI m ä.ß.i g tä Ansteigen d e s Massen-Wo bleibt die Komintern?Die Sowjetunion und die SanktionenTie Sozialistische Arbeiter-Internationalehat auf ihren Beratungen in Brüsiel den einzigmöglichen Standpunkt eingenommen, vor demitalienischen Imperialismus nicht zu kapitulierenund das neugeschaftene römische Imperium nichtanzuerkennen. Dem Angreifer darf nicht erlaubtwerden, die Früchte seines Ueberfalles zu ernten,er darf für sein Vorhaben nicht noch eine Belohnung erhalten. Deswegen hält die SozialistischeInternationale an den Sanktionen fest.Tas ist eine klare Sprache. So hat die größtePartei der Internationale, die britische Arbeiterpartei, gesprochen und so die gesamte Internationale. Alle diejenigen Staaten, welche in Zukunfteinen anderen angreifcn wollen, müssen gewarntsein.Die Kommunisten nun haben der Sozialdemokratie abermals die Einheitsfront gegen denKrieg angeboten. Die Sozialdemokratie tut ihrePflicht im Kampfe gegen die Kriegsgefahr, dieBeratungen in Brüssel galten dieser für dasinternationale Proletariat augenblicklich bedeutsamen Frage und es wunde eben beschlossen, allenEinfluß der Sozialdemokratie in den einzelnenLändern dazu zu verwenden, daß die Sanktionenaufrecht erhalten werden.Wo blieb aber die Kommunistische Internationale? Wo blieb die Stimme der größtenKommunistischen Partei, der KP der Sowjetunion? Die Komintern schweigt und in derSowjetunion ist alles ruhig.Sie schweigen deswegen, weil die Außenpolitik der Sowjetunion und insbesondere ihreEinstellung zu den italienischen Sanktionen nachdem Siege Italiens über Abessinien ins Schwan-kxn geraten ist. Das„Journal des Moscou", dasOrgan des Moskauer Außenamtes, hat einenArtikel veröffentlicht, dessen Inhalt nichts wenigerbedeutet hat, als Slbessinien seinem Schicksal zuüberlassen und sich nur um Deutschland zu kümmern. Ebenso kann man die Tatsache nicht ableugnen, daß sich die SSSR im Kampfe mitdem italienischen Faschismus begnügt hat— mitden Genfer Sanktionen. Die KommunistischePartei hat den Sozialisten die Einheitsfront zumZwecke der Durchführung von Arbeiter-sanktionen gegen Italien angetragen. Die Kommunisten haben der Sozialistischen Arbeiter-Internationale sogar vorgeworsen, sie sei mitschuld an dem Siege des italienischen Faschismusinsofern, als sie die Einheitsfront mit den Kommunisten in der Frage der Arbeitersanktionengegen Italien abgelehnt hat. Sie hat den Sozialisten vorgeworfen, dgß sie sich mit den GenferSanktionen begnügen. Die Kommunisten habenbehauptet, die Genfer Sanktionen genügen nicht,man müsse sie durch Arbeitersanktionen ergänzen.Nun aber ist es Tatsache, daß sich die SSSR begnügt hat mit den Genfer Sanktionen und daßsie sogar Italien Oelun d Benzingeliefert hat. Die Kommunistische Partei der SSSRhat aber kein Wort in der Frage der Sanktionennach dem Siege Italiens gesprochen und auch dieKommunistische Internationale schweigt. In demAugenblick, wo die Außenpolitik der Sowjetunionins Schwanken geraten ist, hat sich die Kommunistische Internationale zu keinem Urteil aufge-schwungen. Nach dem Kongreß der Kommunistischen Internationale scheint diese in Ferien gegangen zu sein, sie nimmt zu den großen Problemen Europas überhaupt keine Stellung und beschränkt ihre Tätigkeit daraus— den SozialistenRatschläge zu erteilevDie astronomische Wissenschaft der ganzenWelt hat mobil gemacht,— nur die Wissenschaft des Dritten Reiches nicht. Zum erstenMale wird an der Beobachtung einer totalenSonnenfinsternis keine Expedition aus Deutsch,lastd teilnehmen, und diese erstaunliche Tatsachegibt natürlich Anlaß, nach den Gründen zufragen!Schon die offizielle Antwort ist interessant.Es sei, so versichern die zuständigen Stellen imDrüten Reich, k e i n G e l d für die kostspieligenExpeditionen nach Asien vorhanden. Nun ist jaallgemein bekannt, wofiir im Dritten Reich Geldvorhanden ist: sogar fiir die„Wissenschaft", sofern sie mit gleichgeschalteter Logik Rassen wer-tet und Hftler verhimmelt. Da von der Sonne,die übör Arier und Nichtarier leuchtet, keine Ar-guniente für diese Art deutscher Wissenschaft zubeziehen sind, entbehrt ihre Erforschung im Dritten Reich des öffentlichen Interesses. Sie verstößt sogar im besonderen Fall dieser totalenSonnenfinsternis gröblich gegen das Interessedes Hitlerisnms: denn die günstigsten Beobachtungsorte liegen im mittleren und östlichen Ruß-land, wo die Finsternis am längsten dauernwird. Aber Expeditionen aus dem Dritten Reichin die Sowjetunion könnten bei ihrer Rückkehrnicht nur Beobachtungen über das Sonnenspek-trum, sondern am Ende auch Berichte über Ruß-land heimbringen, die den Verlautbarungen Hitlers, Goebbels' und der gleichgeschalteten Pressenicht ganz entsprechen. Man schützt also die Astronomen des Dritten Reiches vor dieser Eventuali-tät, indem man ihnen befiehlt, das Himmelsereignis zu boykottieren.Der Boykott ist umso gründlicher, als vondieser Sonnenfinsternis dem Dritten Reich nocheine ganz besondere Gefahr droht: die Beobach,tung der Sonnenfinsternis könnte nämlich denBeweis für einen Kernpunkt derLorenz- und E i n st e i n's ch e n Relativüäts-theorie erbringen: fiir die Lehre von der Ablenkung des Lichtes im Schwerefeld der Sonne. Beider letzten totalen Sonnenfinsternis von 1929hat der damalige Direktor des Potsdamer Einstein-Turmes, Professor Finlay-Freundlich, miteiner eigens für diesen Zweck konstruierten Kamera auf Sumatra Aufnahmen gemacht, die denBeweis nahezu erbrachten. Er hat den Apparatnachher noch vervollkommnet, um bei der nächsten Gelegenheit sichere Resultate zu erzielen.Diese Gelegenheit wäre jetzt gekommen,— wennnicht inzwischen Hitler gekommen wäre. Professor Finlay-Freundlich hat Deutschland verlassenund lehrt jetzt an der Universität Istanbul, seinInstrument aber ist in Potsdam geblieben undwird dort in sicherem Gewahrsam gehalten. Deres konstruiert hat, bekommt es nicht, und die esin Gewahrsam haben, dürfen es nicht benützen,— weil die Reise, wie gesagt, zu kostspielig ist.Das Dritte Reich erspart viel: einerscfts Geldund anderersefts unangenehme Beweise. DasDritte Reich boykottiert die totale Sonnenfinsternis im Interesse der eigenen totalen Geistesfinsternis.Und w» bleitt der deutsche Sender? InBänskä Bystriea wurde Sonntag in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Dr. H o d z a,welcher den Präsidenten Dr. Benes und denPräsidenten-Befreier M a s a r y k vertrat, derMinister T u c n h und Dr. Derer, der Landespräsidenten der Slowakei und Karpathoruß-lands.des französischen Gesandten deLacroixund zahlreicher anderer Gäste die neue Sendestation eröffnet, welche den Namen des Präsidenten M a s a r y k trägt. Nach der Begrüßung durchden Bürgermeister tzxr Stadt, S a m u h e l, aufwelche Dr. H o d Z a erwiderte, und einer kurzenFestsitzung der Stadtvertretung fuhren die Festgäste aus den oberhalb der Stadt liegenden 630Meter hohen Laskomerberg, auf welchem dieSendestation steht. Der neue Sender ist eine ganzmoderne Anlage, welche die höchsten Antennenmaste(220 Meter) besitzt, die in der Republik inBetrieb stehen. Sie erreicht die ganze Mittelslowakei, in welcher die Sendungen des tschechoslowakischen Rundfunkes bisher nur schwer zu hörenwaren. Nach dem Luzerner Abkommen wird derSender tagsüber mit einer Energie von ungefähr30 Kilowatt, nachts mit höchstens 15 Kilowattarbeiten. Die Festrede hielt der PostministerTuLnh, nach ihm sprach MinisterpräsidentDr. H o d z a, der Präsident des RadiojournalsDr. S o u r e k, Landespräsident Dr. O r s z ä g hund Bürgermeister S a m u Hel. Kn Vestibül desRundfunkgebäudes wurde eine Gedenktafel fürden Präsidenten M a s a r y k enthüllt.Sonntags-Rückfahrkarten zu Pfingsten. DieEisenbahnverwaltung verlängert zu den Pfingst-feiertagen die Gültigkeit der Sonntags-Rückfahrkarten folgendermaßen: Für die H i n f a h r tvom Freitag, den 29. Mai, bis Montag, den 1.Juni; für die R ü ck f a h r t von Sonntag, den31. Mai bis Mittwoch, den 3. Juni. An diesemTage muß die Rückfahrt spätestens um 12 Uhrmittags angetreten werden und bis 24 Uhr beendet sein.Die feierliche Grundsteinlegung zu demDenkmal Mächas in der Gebhardt-Gasse inLeitmeritz fand am Sonntag statt. An derFeier betettigte ück u. a. der Vorsitzeiche der Abgeordnetenhauses Malypetr. Für den Reichsverband deutscher Schriftsteller legte Ernst Kriescheeinen Kranz nieder. Der Festredner Dr. O. F i«scher beleuchtete Mächas dichterische Tätigest.Die Feier wurde mit dem Absingen der Staatshymne abgeschlossen.— Samstag fand imMacha-Thcater in Leitmeritz eine Mächa-Aka-demie statt. tFrühlingsstürme. Jetzt werden Einzelheiten über die verheerenden Folgen des furchtbarenOrkans bekannt, der mehrere Tage lang über demSchwarzen Meer wüiete. In Noworossijsk wurden zwei Boote von ihren Ankern losgerissen undins Meer abgetrieben. Ein Boot wurde kielobentreibend aufgefischt. Die Insassen sind umgekommen. In der Stadt selbst ist die Telephonverbindung unterbrochen und der Verkehr völlig gestört.Große Besorgnis herrscht um das Schicksal von40 Fischern, die seit dem 15. Mai vermißt werden.Da der Sturm anhält, waren Rettungsmaßnahmen bisher unmöglich. In allen Schwarzen-Meer-Häfen ruht der Verkehr.Schwerer Zusammenstoß.. Sonntag vor 19Uhr stieß bei Rokitzan das Motorrad des 29jähri-zen Handlungsgehilfen Emanuel Kraus aus Ujezdmit dem Automobil des Direttors des PilsenerBürgerlichen Bräuhauses Pitermann zusammen.Im Beiwagen des Motorrades saß ein Freund desKraus namens Kral. TaS Auto geriet ins Schleudern, durchbrach das Geländer und stürzte vonder hohen Böschung ab. Pitermann und seineGatttn blieben unversehrt. Kraus und Kral wurden ins Pilsener Krankenhaus gebracht, wo festgc-stellt wurde, daß Kraus ernste Verletzungen amKopfe sowie«inen Bruch des rechten Beines erlitten hatte. Kral wurde der Kiefer zertrümmertund er erlitt einen Bruch des rechten Beines. EinGendarm, welcher zu Fuß aus Rokitzan zur Unfallstelle eilte, wurde auf der Landstraße unweitdes Ortes des Zusammenstoßes von einem Motorradbeiwagen'in den Straßengraben geschleudertund am Fuße leicht verletzt.Vom Rundfunk■awMiMivvtM aus den ProarnaaMiMittwoch:Prag, Sender L: 6.15: Gymnastik, 10.05:Deutsche Presse, 10.15: Rundfunk für deutsche Schulen, niedere Stufen, 10.35: Schallplatten 11.05:Salonorchesterkonzert, 12.10: Berühmte Sopranisten. Schallplatten, 13.40: Deutscher Arbeitsmarkt,16.55: für die Jugend, 18.10: Deutsche Sendung:Feftveranstaltnng zum Geburtstag des PräsidentenDr. Benes: es sprechen die Bürgermeister von Rei-chcnberg: Kostka, von Aussig: Pölzl, Trau-tenau: L i e b i ch, es singen Kinderchöre aus Reichenberg, 21: Ueberttagung aus Bukarest: Europäisches Konzert. Sender S: 7.30: Salonorchesterkonzert, 14.15: Deutsche Sendung: Kinderstunde.| 14.50: Deutsche Nachrichten, 18: Schallplattenkon-jzert, 19.10: Saxophon-Konzert.— Brünn 13.30:ArdeitSmaickt und Sozialinformationen, 17.40:Deutsche Sendung: Musik- und RezitattonsstundeI für die Jugend.— Preßburg 15: NachmittagSkon-i zeit.— Kascha« 12.35: Rundfunkorchesterkonzert.— Mährisch-Ostrau 18: Ein wenig Gesang undHarmonika.