Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRÜH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

16. Jahrgang

Mittwoch, 3. Juni 1936

Jugend voran!

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 129

Rote Pfingsten in Bodenbach

Zweimal Zehntausend unter unseren Fahnen

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Der Reichsjugendtag ist vorbei. Seine Ein- Ein ernstes Wort aber hat die sozialistische von jungen Sozi listen, das waren die Garde Jugend Internationale, die vom drücke lassen sich kaum in Worte fassen. Es war Jugend durch ihre machte lle Kundgebung an der fünftigen judetendeutschen Generation, wel. Genossen Wanka, dem zweiten Vorsitzenden des die er he bendste und stolze ste Ma- den Staat und alle für ihn Verantwortlichen, che das Schicksal Mitteleuropas mitentscheiden Verbandes, getragen wurde. Als ob sie miteinander wetteifern wollten, nifestation, welche die sozialistische also an die große tschechische effent wird, das Schicksal dieses Landes und das Arbeiterjugend auf dem steinigen Bo- lichkeit gerichtet. Da waren tausende junger Schicksal der Welt, die eine neue Ordnung auf­den unseres Grenzlandes in den Jahrzehnten Deutscher in der Grenzstadt zusammengekom- bauen, eine bessere Welt schaffen wird. Am ihrer ruhmvollen Geschichte zustandebrachte. Sie men, die bereit sind, diesen Staat, seine Demo- Pfingstsonntag hat die Sozialdemokratie und die hat an diesen Pfingsttagen dem Städtepaar kratie, seine Verfassung, seine Freiheit, die auch Jugend, wie unser Freund Nečas gesagt hat, Letschen- Bodenbach den Stempel ihres kämpfe- die unsere iſt, zu verteidigen und auf die der bewiesen, daß das Wort von der Splitterpar­rischen Wollens aufgedrückt. Vor den Toren des Staat nicht nur jetzt, sondern auch in schwe- tei", das die Henleinpresse gebraucht, in traffem Dritten Reiches hat sie ihre roten Sturmfahnen rer Stunde zählen kann. Möge man in Widerspruch zu den Tatsachen steht und daß die aufgepflanzt, leuchtende Symbole unerschütter- tschechischen Kreisen auch an diese sezialdemokratische Bewegung entschlossen ist, in licher Freiheitsliebe und eines Kampfgeistes, der Grenzler denken! Diese prächtigen die Gestaltung der judetendeutschen Zukunft mit nicht zu brechen ist. Diese Jugend ist gegen Wind Verteidiger der Demokratie wollen Arbeit und aller Entschiedenheit einzugreifen. Die Tage von und Wetter marschiert. Nicht nur die launische Brot haben, diese judetendeutsche Generation von Bodenbach haben uns mit der Zuversicht erfüllt, Witterung der Pfingsttage hat ihrem Feste Ein- Kämpfern für die Freiheit und eine bessere Welt die unser Parteivorsitzender Genosse Dr. Czech trag getan. Viel schwerer noch haben sie die darf und wird nicht untergehen! Die tausenden in die Worte gekleidet hat: schweren Wolfen der Krise bedrückt, die seit Unsere Zeit kommt wieder! Jahren das werttätige Leben unseres Landes berdunkeln, Gut zwei Drittel der Teilnehmer des Reichsjugendtages waren arbeitslos. Wie sie Groschen auf Groschen gespart und das Fahr­geld in so vielen Fällen buchstäblich dem hun gernden Körper abgerungen das allein bleibt ein Ruhmeskapitel ihrer Bewegung. Kern hatte in seiner Festansprache recht, als er sagte, daß solche Jugend nicht nur gezählt, sondern auch gewogen werden müsse. Mit diesem mensch lichen Einsatz, mit dieser edlen Begeisterung und grenzenlosen Aufopferung wäre es in glücklicheren Zeiten möglich gewesen, nicht terließen. zwanzigtausend, sondern hunderttausend Men­schen auf die Beine zu bringen. Unsere Par­tei, die ganze sudetendeutsche Arbeiterbewegung und mit ihr alle wahrhaft demokratischen Bürger dieses Landes dürfen stolz sein auf diese Jugend. Und die Männer und Frauen der älteren und nicht minder treuen Parteigeneration, die mit leuch­tenden Augen dem Aufmarsch ihrer jungen Garde beiwohnten, sie durften vom Reichsjugend­tag das beglückende Bewußtsein heimtragen, daß das Erbe ihrer Kämpfe und Mühen in gute Hände fallen wird.

wer die größere Zahl, wer die strammeren Bur­schen, wer die bessere Disziplin ausweise, rückten nun die geschlossenen Delegationen der einzelnen S- Kreise in gewaltigen Kolonnen heran. h- ren- Schlesien zuerst, geführt von einem Mädel, der Genoffin Sedlaček- Neutitschein. So zeigt auch unsere Jugendbewegung symbolisch, daß sie an dem Grundsatz der Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit von Mann und Frau festzuhalten gedentt, gegen alle reaktionen Strömungen un ferer Zeit. Dem Böhmer waldkreis fol­gen die Genossen aus dem Reichenberg­ra utenauer Gebiet. Mit den Prager Jugendgenossen marschiert eine Gruppe Roter Studenten. Fanfarenbläser und Trommeln melden das Kommen der Karlsbader, die trotz der Neudeker Festveranstaltung auch hier mit rund 400 Jugendlichen vertreten sind. Den Eger­Das Festspiel, das Samstag- Abend auf dem Keiler Worte der Begrüßung. Genosse e ländern schließen sich die fast tausend Köpfe zäh­Blenden Gruppen des Teplik- Saazer Majaryfplas in Bodenbach aufgeführt wurde, ge- Ier erinnerte die Jugend daran, daß sie zwar lenden Gruppen des Tepli Saazer staltete sich zu einer würdigen Kundgebung sozia- schwerste Zeiten zu durchleben habe, aber dag eben listischen Kulturwillens. Wir haben über Inhalt diese schwere Zeit es sei, die aus der Jugend ein und Tendenz der Revue Cavalcade" von Ferry Geschlecht von Helden und Kämpfern heranziehe. Schim me I bereits berichtet. Es bleibt nach Die Katastrophe an der Thaya habe nden Knaben­zutragen, daß die Aufführung unter Mitwirkung belden Fibich erweckt. Das Ringen um die fozia von Kräften des Vaša Hochmann- Kabalistische Idee gegen die brutale Gewalt des a- retts mit den großartig wirkenden Dekorationen schismus erwecke Tausende heldenhafte Kämpfer aus der Arbeiterklasse. Genosse Stegler sprach bon Georg H. Trapp stärksten Eindruck hin- dann noch von den Konflikten in der Sd und forderte die dort geprellten Arbeiter auf, den Weg zurück zur Partei des reinen Sozialismus zu

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Der Reichsjugendtag in Tetschen - Bodenbach bleibt eine stolze Erinnerung und eine heilige Verpflichtung. Die sozialistische Jugendbewegung hat mit dieser grandiosen Trukkundgebung der Sache der Demokratie und des Sozialismus einen unschägbaren Dienst erwiesen.

Zu Beginn des Festspiels sprachen der Ju gendgenosse Paz und Bürgermeister Gercise finden.

Der rote Pfingsttag

reises an, unter denen die Komotauer ung staffel wie schon Samstag abends durch ihre glänzende militärische Haltung beson­ders auffällt. Die selbstverständlich stärkste Gruppe ders auffällt. Die selbstverständlich stärkste Gruppe eine Pfeifertapelle, in der auch Mädel mitpfeifen.

im Zuge stellt Nordböhmen, voran wieder

Die Kleinbauern, die auch einige Propagandawagen beisteuerten, verkündeten auf ihren Fahnen:

,, Wir sind die Erben der revolutionären Bauerntradition!

Nun erst, nachdem schon an 6000 Jugend­genossen vorbeimarschiert sind, entwickelt sich der Festzug des Nordböhmischen Kreises, den die Frauen eröffnen und in dem wiederum der Be= zirk Bodenbach als zahlenmäßig stärkste

Der Sonntag begann mit strömendem Regen. I den und Dänen, denen ein Fahnenband vor Gruppe hervorragte. Die Genossen Reißner, Dennoch zogen am frühen Morgen schon Pfeifer- angetragen wurde, das verkündete: und Trommlerzüge der S3 durch die Straßen und um 7 Uhr stand Bodenbach wieder im Zeichen der blauen Blusen und so sehr diese auch von dem end­

,, Aus dem roten Norden".

Friz Keßler, Dr. Stark und andere Ver­trauensleute des Bezirkes, die diese Kolonne des Festzuges führen, werden wiederum von den zahlreichen Genossen, die im Spalier stehen, Herz­lich begrüßt. Insgesamt marschierten an 12.000 Menschen in dem herrlichen Zuge, der ein leben­diger Beweis für das Erstarken der sozialistischen Bewegung im ganzen Lande, insbesondere aber in der Grenzburg Bodenbach war.

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Während der Festzug sich über die Brücke ke­wegte, mußte der Schnellzug Bodenbach - Berlin Längst war die Spize jenseits der Brücke hart daneben passieren. Unsere Genossen riefen auf den Tetschener Marktplatz eingebogen und Freiheit" und streckten die geballten Fäuste ge= noch war der Hauptteil des Zuges nicht am gen den Zug aus, der in wenigen Minuten die Weiher", dem Bodenbacher Brückengelände, an- Grenzen des braunen Zuchthausstaates überschrei­gelangt. Nun strömt ein roter Fahnen ten sollte. Ein einzelner Mutiger von den Passa­wald näher, es sind die Sturmfahnen des Ver- gieren des Zuges wagte es, die geballte auft zum bandes, von kräftigen Burschen und Mädeln ge- Gruß aus dem Fenster zu streden. Die übrigen tragen, ein Bild, das bei jedem Beschauer einen werden immerhin Gelegenheit gehabt haben, dem unvergeßlichen Eindruck hinterlassen mußte. Die Hitler- Reiche zu berichten, daß der tote Marris­Sturmfahnen begleiten die große Fahne der mus in Bodenbach noch recht lebendig marschiert!

Es wurde überall mit besonderem Jubel be­losen Regen durchnäßt waren, die Herzen darunter grüßt. Mit herzlichen Nazdar- Rufen empfing schlugen heiß und der Gesang der Jugendlichen man die als nächsten marschierenden Vertreter der bewies, daß die Burschen und Mädel von einem tschechoslowakischen Arbeiterjugend. noch so widrigen Wetter nicht aus der Laune zu Wenn man vom Kopf der Elbebrücke aus bringen sind. Die Morgenfeiern waren sämtlich den Zug betrachtete, so konnte man annähernd überfüllt und konnten pünktlich beginnen. Gegen ein Bild von seiner imposanten Ausdehnung ge­91 Uhr sammelten sich die Jugendgenossen und winnen. die Bodenbacher Arbeiterschaft in den Straßen um den Masarykplatz zum Feſtzuge. Noch immer reg nete es, aber es erwies sich, daß keine Unbilden des Wetters den Festzug verhindern würden. Nicht so sehr durch den Regen als durch den Mas­Nun ist es Aufgabe der ganzen Bewegung, senzuſtrom von Teilnehmern verzögerte sich der unſerer prächtigen Jugend zu danken- und Beginn des Umzuges. Als er sich gegen 11 Uhr in Bewegung setzte, erwies sich die Ausdauer nicht nur mit Worten. Die sozialistische Jugend- unserer Jugend auch den unberechenbaren Geival­bewegung hat den aus allen Gauen unseres Lan- ten des Wolfenreiches gegenüber als sieghaft, der des zusammengeströmten Vertrauensmännern Regen hörte auf und zeitweise brach die Sonne der Partei, der Gewerkschaften, der Genossen- durch, aus dem Blau der Blusen und dem Rot der schaften, der Arbeiter- Kulturorganisationen ihre Fahnen eine leuchtende Symphonie zaubernd. Bereitschaft, ihren Opfersinn und ihre sozialisti- Der ungeheure Zug wurde eröffnet von Knapp vor dem Mittagsschlag ist der Tetsche-| len es sind, denen die Herzen zuschlagen. Dann sche Treue vordemonstriert. Und wir sagen es einer Hundertschaft RW und einer Musikkapelle, offen: unsere Jugend hat uns über. auf die der fast vollzählig erschienene Parteiner Marktplay dicht gefüllt. Auf der Tribüne er steigt der Obmann des Jugendverbandes 3 e ug t. So mancher ältere Vertrauensmann borstand und die Funktionäre der Kreis hebt sich Fahne neben Fahne, zu oberst die Fahne eugt. Aufsig- Bodenbach- Warns- der Internationale. Dem Beschauer bietet sich von Genosse Genosse Karl Kern und ergrauter Kämpe, der unter ganz anderen dorf folgten. Aus dem dichten Spalier heraus der Tribüne her das Bild einer blauen Flut, die auf die Tribüne. Er bringt den Versammelten zur politischen und sozialen Verhältnissen aufgewach wurden die Führer und Vertrauensleute der Be- sich erst an den Mauerwänden des Plazes bricht. Kenntnis, daß von der Kanzlei des Präsidenten sen ist, dessen Form der Betätigung anders war wegung immer wieder mit herzlichen Freund­als es der Art und dem Tatendrang der heuti- schafts- und Freiheitsrufen begrüßt. Die nächte Fahnen senten sich, in feierlicher Stimmung hul- sei: Die Staats hymnen ertönen, die der Republik folgendes Telegramm eingelangt gen Jugend daß Gruppe des diese Art der Arbeit des ,, Sozialistischen Jugend. der Arbeiterradfahrer, denen sich die digen die schäzungsweise 20.000 Menschen, die An das Präsidium des Reichsingendtages der Vertreter der Arbeiterfänger und der nun hier versammelt sind, der Idee des demokra­berbandes" reiche Früchte trägt und eine Gene- besonders stattliche Zug der Genossen vom At ut 3 tischen Gemeinwesens. Dann erklingt das ,, i e d ration opferbereiten, tüchtiger, strammer Sozia- anschlossen. In erfreulicher Stärke war auch die der Schaffenden" gesungen von den Bo­listen herangezogen wird, die in ihre Reihen jenenge it e IItenjugend( AAV- Reichen- denbacher Arbeiterfängern. Der Herr Präsident der Republik hat uns Buntheit des Auftretens und Wirkens gebracht berg) vertreten. Genoffe Geisler begrüßt die festliche beauftragt, für die Kundgebung des Reichsjn­haben, wie es eben die Jugend von heute wünscht An der Spike der befreundeten Jugend- Versammlung und insbesondere die ausländischen gendtages seinen herzlichen Dank auszusprechen. und erfreut. delegationen marschierte die Gruppe der Sch w e- l Gäste, unter denen wieder vor allem die 3llegas Mit aufrichtiger Befriedigung hat der Herr Prä­

organisation

Die Kundgebung in Tetschen

deutschen sozialdemokratischen Jugend in

Bodenba ch.