Seite 4 Mittwoch. 3. Juni 1936 keichsjuzendtag in bodendach (Fortsetzung von Seit« 2) Für die skandinavischen Delegationen spricht Genosse Torsten Nlelsson, Schweden  Er erinnert daran, daß die Zeiten vergan­gen sind, in denen die Schiveden als Eroberer nach Böhmen   kamen. Heute kommen wir nicht mit den Waffen, sondern als Freunde und um euch zu versichern, daß derselbe demokratische Geist, der in der Tschechoslowakischen Republik wie in einer Oase der Freiheit mitten in der Wüste der Bar­barei lebendig geblieben ist, auch unseren skanvi» navischen Norden beseelt. In tausendjähriger Entwicklung haben. wir uns ein Bollwerk der Freiheit geschaffen. Die Demokra- t i e muß aber mit lebendigem Inhalt erfüllt werden. Sie ist nicht einfach eine Staats- sondern eine Lebensform, eine ewigeAufgabe, ein ununterbrochener Kampf für die Verwirk­lichung einer großen Idee. Nur wenn sie wächst, ist sie gesund. Darum wird nur die Arbeiterklasse mit ihrem Ringen um soziale Gerechtigkeit die Demokratie lebendig erhalten können. Wenn sie Mängel hat, so sind es Mängel der Menschen und nicht Mängel der Idee. An der Freiheit kann nur der verzweifeln, der an sich selbst verzweifelt. Der Herzschlag eines freien Volkes bleibt, wie es ein« alte nordische Sage kündet, die schönste Musik auf der Welt. Dies ist die B o.t s ch a f t wahren nordischen Geistes, die wir euch bringen. Nun nimmt Genosse Kügler das Wort. Kogler liest zunächst einen Zettel vor, den ihm ein illegaler Kämpfer aus Oesterreich  zugesteckt hat: A»S Kerker und Illegalität sendet Euch dir rrvrlutionäre sozialistische Jugend Oesterreichs  ihre flammenden Grüße und dankt Euch für die warme Anteilnahme, dir Ihr an ihrem Kampfe nehmt. Wir versprechen Euch hier, an dieser Stelle, daß wir den Kampf gegen Krieg und Fa­schismus unermüdlich weiterführen werden bis zum endgültigen Sturz des Kapitalismus   und der Be­freiung und Brrdrüdrrung des Proletariats. ES lehr die proletarische Revolution! Vorwärts zum Sozialismus!" Genosse Kügler würdigt, nachdem der stür­mische Beifall der Massen sich gelegt hat, den Heroismus unserer Jugend und erklärt weiter: Die Kreisorganisation Aussig- Bodenbach- Warnsdorf, die Vertreterin von tausenden klassen­bewußten Kämpfern dieses schwer bedrängten Grenzgebietes, die mit eurem internationalen Jugendtag ihren Kreisarbeitertag verbunden ha­ben, wollte damit wahrtun, wie innig wir, jung rind alt, in der sozialdemokratischen Arbeiterbewe­gung in einem Bund verschmelzen. Da hat ein Mann, den viele irrtümlich für einen großen Zeitgenossen halten, ein Buch ver­faßt, dem er den Titel gab,Mein Kampf". Dort schreibt er, daß die Arbeiter kein Interesse an der Kultur haben, daß sie nur Brot und Spiele wol­len. Eure Veranstaltungen gestern u. heute haben und Allen bewiesen, wie hoch sich unsere junge sozialistische Generation in ihrer Kultur empor zu schwingen vermag, ein Beweis dafür, daß er über Dinge schrieb, die er niemals begriffen und niemals verstanden hat. Ihr seid jung und schon drängt sich in Euch die Erkenntnis, diese Welt müssen wir von Grund aus anders bauen und deshalb sind wir das Bauvolk der neuen Zeit. Ich danke Euch aus übervollem Herzen für Euer Bekenntnis zum Sozialismus und für die- Dle Truppe 36 spielte im Bodenbacher Theatersaal vor einer gren­zenlos begeisterungsfähigen und für die künstlerische Gabe unendlich dankbaren Jugend einiges aus dem Programm des Kabaretts»Jahrmarkt zu PlunderS- Weilern", daneben aber viel Ernstes und vor allem der Friedens- und Menschheitsidee Gewidmetes Vasa Hochmanns Feuergeist und Feueratem beseelte auch diese Aufführung. Die erstaunliche Gabe dieses temperamentvollen Künstlers, über alle technischen Schwierigkeiten hinweg das Ensemble mitzureitzen und dem Programm den höheren Sinn einer weltanschaulichen Kundgebung zu verleihen, bewährte sich auch hier wieder. Neben ihm wirkte unser Freund Karl Nanninger als Sprecher der Büchstvschen Danton-Rede und als k. k. Muste» rungSgeneral stark und ursprünglich im Ton seiner geschulten Svrach«. Annie Spiegel sang Chansons und Lieder mit leidenschaftlicher Hingabe an Werk und Aufgabe. Unter den Sprechern des inhalts--und abwechslungsreichen Programms fiel vor allem Else Pally auf, deren starke und reine Stimme man schon in dem Festspiel am Vorabend bewundert hatte. Nicht zu vergessen unter den blei­benden Eindrücken des bunten Spiels(dessen Ten­denz freilich nicht immer eindeuttg herausgearbeitet war, was z. B. in der verfehlten Zitierung der Robespierre  -Rede zum Ausdruck kam, die doch alle Wirkung der Dantonschen Anklage gegen die Dik­tatur wieder zerstören muß!), nicht auszulöschen also aus dem Erinnerungsbild dieser Stunde das edlr Kinder-Antlitz der Dödö Hochmann, dessen stumme Sprache zu Herzen geht! fr. sen wunderbaren Tag. Ich danke allen Männern und Frauen, die von nah und ferne kamen, Dank vor allem unserer Jugendinternationale,' unseren tapferen Freunden aus Schweden   und Dänemark  . Wenn sie auch eine andere Sprache reden, wir verstehen uns, denn unter der roten Fahne des internationalen Sozialismus lernen sich die Ar­beiter der Welt verstehen und vor allem lernen sie gegen ihren gemeinsamen Feind den Kampf zu führen unter den Fahnen des Faschismus lernen die Menschen nur die gegenseitige Vernichtung. Unsere. Gegner reden sich so gerne ein, die Sozialdemokratie sei tot. Wie tot wir sind, das lehrt uns ein kleines Beispiel. Die braven Frauen unserer Partei habe« in de« letzten vier Wochen 1000 neue Mitglieder für die sozialdemokratische Frauenorganisation ge­worben. Wenn wir so weiter sterben, dann «erden unsere Feinde viel Geduld aufbringen Im Mittelpunkt der nachmittägigen Fest­lichkeiten stand eine große Ehrung der erfolg­reichen Werberinnen des nordböhmischen Kreises, denen es zu danken ist, daß die Bewe­gung in den letzten Monaten mehr als tausend Frauen neuorganisieren und eine Reihe Gruppen inS Leben rufen konnte. Den Organisattonen mit den größten Weiche-Erfolgen wurden Fahnen überreicht. Außerdem erhalten einzelne Werberinnen im Rahmen der Mütteraktion einen Er­holungsurlaub, andere erhalten als Zeichen deS Dankes ein Bild deS Genossen Dr. C z e ch mit eigenhändiger Widmung. Genossin Klrpal gab in einer kurzen Ansprache dem Dank der Organisation und der Freude aller Genossen und Genossinnen Ausdruck. Auch sie erinnert daran, daß man den Marxismus im letzten Jahr immer wieder totgesagt und daß sich heute so herrlich geoffenbart habe^vie stark und lebendig er sei. Daß unS solche Mge gelingen, ist aber nicht zu­letzt auf die stille Arbeit der Werber und Wer­berinnen zurückzuführen, denen eben darum heute einmal in sichtbarer Weise und vor den Tausen­den Festgästen gedankt werden soll. Genossin Kir- pal bringt hierauf folgendes WerbeergebniS und die Liste der ausgezeichneten Werber und Wer­berinnen zur Kenntnis: Gesamtergebnis der Frauen-Werbe-Aktton Bezirk Aussig  : 236 Frauen. Das beste Resul­tat Schreckenstein mit 47. Die meisten Punkte Nester- sitz mit 830. Neue Frauensektionen gegründet in Birnai mit 14, Nestersitz mit 33; noch zu gründen: Mosern mit 11, Großkaudern mit 10. Bezirk Bodenbach: 287 Frauen. DaS beste Resuttat Politz mit 48, die meisten Punkte Steins­dorf mit 670:- Neue Frauensektionen noch zu grün­den: Pfaffendorf mit 10, Steinsdorf 47, Riegers- dorf 38. Bezirk Bensen: 06 Frauen. Das beste Resultat Bensen mit 78, die meisten Punkte Bensen mit 980. Neue Frauensekttonen zu gründen: Bensen mit 78 und Franzental mit 18. Bezirk Biihm.-Kamnitz: 06 Frauen. Das beste Resultat Böhm.-Kamnitz mit 29, die meisten Punkte Neu-Ohlisch mit 820. Neue Frmiensektionen gegründet in Alt-Ohlisch durch Neu-Ohlisch; noch zu gründen: Ober-Kamnitz mit 29 und Ober-Preschkau mit 10. Bezirk Böhm.-Leipa: 18 Frauen. Bezirk Haida: 18 Frauen. Bezirk Leitmetttz, 69 Frauen. DaS beste Resul­tat Czalositz mit 28 Frauen; die meisten Punkte Leitmeritz   mit 430. Neue Jrauensrlttonen zu grün­den in Czalositz. Internationale Morgenfeier Im Invalidenkino Tetschen Diese Morgenfeier trug wirklich internatio­nalen Charakter, nicht nur insofern, als an ihr die ausländischen Gäste, die Schweden   und Dänen und ebenso die tschechischen Jugendgenossen recht zahlreich teilnahmen, sondern weil auch das Pro­gramm von Deutschen  , Tschechen, Dänen und Schweden   bestritten wurde. Obwohl das Programm improvisiert war, wurde es doch die dramatische Wiedergabe dessen, was die Jugend, die Arbeiterjugend, die Arbeiter­klasse der ganzen Welt bewegt.Was wollen wir?" DieFackelträger", die Vorführungen der Reichenberger Genossen, die Vollslieder der Graslitzer, was anderes war es, wenn nicht der Ausdruck des Sehnens nach Freiheit, nach mehr Recht. Als die Schweden   ihre Volkslieder vor­trugen, verstanden wir nicht die Worte, aber in jeder Note, in jedem Takt klang die Idee mit, die uns erfüllt. Die tschechischen Genossen hatten eine andere Form gewählt. Es ist gut, wenn man den Wirrungen und Irrungen, wenn' man der ungeheuren Tragödie unserer Tage auch noch«ine heitere Note abgewinnen kann. Die tschechischen Jugendgenossen verstanden das. In hoher künst­lerischer Form vorgeführt, riefen namentlich die müssen, wenn sie auf unser Vermächtnis warten wollen. Mit einem Treugelöbniszur Be­wegung, zur Idee des Sozialismus uud zur Sache der Freiheit schließt Genosse Kögler-seine Ansprache. Erfüllt von Begeisterung und Stolz, in musterhafter Ordnung und Disziplin, verlassen die Züge, Musik und Gesang Tetschen   und noch­mals wälzt sich der gewaltige Heerwurm durch die Straßen bis zu den Quartieren und Stand­plätzen in Bodenbach. In den Mittagsstunden ging ein wolken­bruchartiger Regen nieder, der zwar bald wieder einem heiHen u^> sonnigen Nachmittag wich, aber den Festplatz so unter Wasser gesetzt hatte, daß ebenso das festliche wie das munter« Treiben des Nachmittags im Raume beschränkt und darum empfindlich gestört war. Auch jetzt verloren zwar die Jugendgenoffen den Humor nicht und man sah sie durch die Sümpfe und Teiche der Festwie­sen waten, als wäre es herrlichster Parkettboden, aber der Nachmittag war nun doch nicht mehr jenes interessante Massenschauspiel, das der Vor­mittag und der Vorabend geboten hatten. Bezirk Ruminrg: 33 Frauen. Das beste Resul­tat Schönbüchel mit 12; die meisten Punkte Schön» buchet mit 820. Neue Frauensektton zu gründen in Schönbüchel. Bezirk Schlucken««: 27 Frauen. DaS beste Resultat Schluckenau   mit 17; die meisten Punkte Schluckenau mit 170. Bezirk Warndors: 88 Fwmen. DaS beste Resul­tat Warnsdorf mit 42; die messten Punkte WarnS- dorf mit 420. Gesamtsumme 930 Frauen. Nachdem Genossin Kirpal geendet hatte, dankte als Vorsitzender deS Kreises Genosse Grund den Frauen, wobei er an die alte Kampfgemeinschaft zwischen Arbeiterklasse und Frauen besonders im Ringen um den Frieden erinnert. Nach ihm ergriff zu aller Freude nochmals Genoss« Dr. C z e ch das Wort: Sichtlich bewegt von Freude und Genug­tuung ob des gelungenen Fest- und Kampftages versichert der Parteiführer den Genossinnen des nordböhmischen KreiseS, daß ihr herrliches Bei­spiel für uns alle stärkster Antrieb in den kom­menden Kämpfen sein werde. Ohne noch die Zif­fern im einzelnen werten zu können, müsse er doch sagen, daß der Erfolg der Werbeaktion eines der größten Erlebnisse der letzten Zeit gewesen sei. Unsere Frauen.hatten eS gewiß nicht nötig, unS erst zu beweisen/ daß ihre Berstandeskräfte den unseren ebenbürtig sind. Wir haben immer einen unbändigen Respekt vor dem Verstand unsere Frauen gehabt. Die Leistungen der pro­letarischen Frau in der Krisenziit, die Kunst, einen Haushalt zu führen, wenn die materielle Basis dauernd schrumpft, beweist allein schon, daß die Frau mehr-zu leisten vermag als wir ahnen können. Und nun dieser Rekord! Er wird die Genossen anspornen müssen, eS den Frauen gleichzutun, und wir alle hoffen, daß von dieser Anstrengung her der allgemeine Auf- stiegund Umbruch unserer Bewegung datieren wird. Jeder muß Hand anlegen, dann kann eS nicht fehlen, die Stunde ist gekommen, nach der wir uns so lange gesehnt haben, dieser Jugendtag soll auch darin ein Symbol sein, daß für uns alle die Parol« der Jugend gilt: Vor­wärts!" Die Genossinnen, denen die Fahne zu treuen Händen überreicht wurde, schwören nun Treue und Genosse Czech antwortet unter tosen­dem Beifall: wir stehen tapfer zu unseren Frauen! Damtt schließt auch diese würdige Kund­gebung und die Festgäste geben sich den vielfachen Zerstreuungen des bunten Getriebes hin, bis der Wend auch dem ein Ende setzt. »* Charaktertänze der tschechischen Jugendgenossen wahre Beifallstürme hervor. Die Feier in allen ihren Einzelheiten stand auf hohem Niveau und bewies, wenn es ja eines Beweises bedürfte, den zähen Kulturwillen unse­rer Jugend. * 1000 Jahre Kampf um die Scholle Im Barietökino führten mährische, schlesische und Prager   Jugendliche ein Spiel vor, das den tau­sendjährigen Kampf des Landvolkes um Freiheü und Recht darstellte. Er" wird das Leben der ursprüng­lich in Freiheit lebenden Bauern vorgrführt, dann aber unterdrücken Grafen und Pfaffen die Bauern der Landwirt wird zum Sklaven, Arbeitsvieh, Leib­eigenen. Lange erträgt der Bauer sein Joch, dann aber empört er sich. Er will Freiheit und stellt sein« Forderungen in zwölf Artikeln auf. Die Herren wollen davon nichts hören, eS kommt zum Kampf, heldenmütig sind der Bauern Scharen, aber sie unter­liegen zum Schluß. Doch sie wissen, daß aus ihren Gebeinen einst die Rächer und Befreier entstehen werden. 1848 schlägt die Stunde, Hand Kudlich er­hebt im Wiener   Reichstag   seine Stimme, die Revo­lution der Arbeiter macht auch die Bauern frei. Run wird abermals das frohe Leben freier Bauern ge­schildert Tanz zu einer Melodie aus derPer- Ehrung der nordböhmischen Genossinnen Nr. 129 Ein Sozialist belgischer Ministerpräsident? Brüssel  . Der bisherige Ministerpräsi­dent van Zeelavd, den der König mit der Neu­bildung des Kabinetts betraut hatte, hat diese Mission abgelehnt. Daraufhin empfing der König am Dienstag vormittags den Führer der belgi­schen Sozialdemokratie Bandervelde. Rach dem Empfang erklärte Nandervelde, der König habe ihn ersucht, eine Persönlichkeit aus den Kreisen der Sozialisten zu nennen, die mit der Regierungsbildung beauftragt werden könnte. Am Pfingstmontag fand ein außerordent­licher Kongreß der belgischen Arbeiterpartei statt. Bandervelde.. konstatierte, daß die Sozialisten gegen jeden Versuch der Faschisten, die Parla­mentsarbeiten zu sabotieren, entschieden Stel­lung nehmen und gegebenenfalls besondere Vollmachten fordern werden, um deni zu begegnen. Im Kampf mit den Rexisten rechnet Bandervelde auf die Zusammenarbeit der Sozia­listen, Radikalen, Kommunisten und christlichen Demokraten. Anschlag auf prieto Madrid  . In der Gemeinde Ecija   bei Sevilla  wurde am Sonntag auf ein Automobil, in wel­chem sich der Sozialistenführer P r i e t i befand, ein Attentat verübt. Es wurden mehrere Schüsse auf das Automobil abgegeben, wobei das Schutz- glas zertrümmert wurde. Ein Freund Prietos wurde verwundet. kauften Braut", der besonderen Beifall fand. Je­doch noch immer ist der Knechtschaft Ende nicht. Da tun sich Bauern, Arbeiter und alle kleinen Menschen zusammen. Vergebens die Lockrufe der Henleinagi» tatoren, die mtt Schimpf und Spott davongejagt werden. Der Sozialismus bringt allen Freiheit und Recht siegreich erschallt über Stadt und Land der Triumpfgesang derInternationale". Der reiche Beifall auf offener Szene und zum Schluß zeigte, daß das Spiel die jungen Zuschauer gepackt hatte. Verfassern, Regisseuren und den ML» wirkenden, die in sozialistischer Gemeinschaftsarbeit das Merkchen geschaffen haben, gebührt herzlichster Dank. *'Ush Kommunistische Störungsversuche gescheitert Eine ebenso lächerliche wie verächlliche Rolle spielten bei dem herrlichen Reichsjugendtag unse­rer Jugendlichen die Kommunisten. Sie, denen das traurige Verdienst zukommt, die sozialdemo­kratische Jugendbewegung vor fünfzehn Jahren gespalten und ihre eigene Jugendorganisation später zugrunde gerichtet zu haben, wollten den Reichsjugendtag zu einem Forum gestalten, auf dem sie ihre billigen Phrasen hätten anbringen und kleinliche Seelenhascherei treiben können. Wenige Tage vor der Durchführung des Reichs­jugendtages wollten sie sich ganz einfach als Mit­veranstalter einschalten, obwohl sie natürlich.für die Vorbereitung und Durchführung des Festes eine Verantwortung nicht zu übernehmen bereit waren. Ganz abgesehen davon, daß von diesen Kommunisten heute jede sozialistische Veranstal­tung entwertet wird und wir schon aus diesem Grunde die kommunistische Anbiederung zurück- weisen mußten. Es ist selbstverständlich, daß die Kommunisten auch diesmal den albernen und verächtlichen Versuch unternahmen, unsere An­hänger gegen die Führung der Partei und des Jugendverbandes auszuspielen und dem Reichs­jugendtag das Gepräge einer Demonstration gegen dieeinheitsjrontfeinolichen Bonzen" zu geben. Das wird durch die Art der Agitation be­wiesen, die sie trieben. Umso notwendiger war es, die Einheitlichkeit der sozialdemokratischen Bewe­gung und die Diszipliniertheit unserer Anhänger unter-Beweis zu stellen. Dieser Beweis ist glän­zend gelungen, genau so, wie wir es erwartet haben. Die herrliche sozialdemokratische Be­wegung, deren Kraft sich in so sinnfälliger Weise beim Reichsjugendtag offenbarte, ist allein stärker als in Gemeinschaft mit Phraseuren und politi­schen Hasardeuren. Dieses Bewußtsein ist ins­besondere nach dem letzten kommunistischen   Par­teitag in das Bewußtsein der sozialdemokratischen Arbeiter gedrungen. Noch am Samstag hatte der kommunistische Abgeordnete Köhler groß­sprecherisch verkündet, daß schon 6000 kommu­nistische Parteimitglieder imAnrollen" seien, am Sonntag waren kaum 600 da, die dann unter der Führung schlechter Strategen mit aller Ge­walt in den Zug geschmuggelt werden sollten. Sie hatten die Aufgabe, die Kundgebung auf dem Hprktplatz mit den obligaten Rufen nach" der Einheitsfront zu behelligen. Und unsere Genos­sen, die sehr wohl wissen, daß man die Einheits- front nicht mit Hilfe von Sprechchören Herstellen kann, sind durch den imposanten Verlauf dec Kundgebung in der Auffassung bestärkt, daß das Fernhalten der Kommunisten richtig war. Die kommunistischen   Störungsversuche wurden von unseren Ordnern mühelos unterdrückt. Es ist zwar nicht zu erwarten, daß die Ereignisse in Bodenbach den kommunistischen   Führern eine Lehre sein werden, um so mehr aber haben sie die Ueberzeugung der sozialdemokratischen Arbeiter gestärkt, daß in dieser Zeit nichts so wichtig ist, wie die Disziplin aller unserer Anhänger und daß jeder, der diese Disziplin zu untergraben - versucht, nichts anderes erwarten kann als t unsanfte, dafür aber sehr deutliche Abfuhren.