Nr. 143 Freitag, 19. Sunt 1938 Sette 3 Der Präsident In Wischaul und Kremsier  Begrüßung durch den Olmiitzsr fadetendculMficr Zeitspiele/ Erzbischof Der gestrige, sechste Tag des Aufenthaltes des Präsidenten der Republik   in Mähren   war der Hanna und dem Kreise Zlin   gewidmet. Mor­gens verabschiedeten sich von ihm die Bewohner von Zidlochovice. Bon dort führte der Weg über Brünn   nach W i s ch a u. Bei Lulec fesselte«'ne Gruppe von Bürgern in bunten Trachten die Auf­merksamkeit des Zuges. Es waren die Einwoh­ner der d e u t s ch e n S p r a ch i n s e I n des Ge­bietes von Wisckau, eine in uralten nach dem Dreißigjährigen Kriege gegründeten Dörfern an­sässige Volksgruppe, die sich bis zum heutigen Tage ihren Dialekt und die Trachten ihrer ursprünglichen schwäbischen Heimat bewabrt hat. Die Begrü­nung in W i s ch a u erfolgte vor dem Rathaus­turm, wo eine Ehrenkompagnie stand. Der Bür­germeister Dr. Hon gab als einer der jüngsten mährischen Bürgermeister namens der Jugend das Versprechen ab, daß sie in Zusammenarbeit mit der älteren Generation für die Entfaltung der Selbstverwaltung und damit für das Wohl der ge­samten Bevölkerung arbeiten werde. Er über­reichte sodann dem Präsidenten eine Adreffe, in welcher bekanntgegeben wird, daß die Stadt den Präsidenten Dr. Benes   zu ihrem Ehrenbürger er­nannt habe. Der Präsident dankte und sagte in seiner Erwiderung u. a.: »Wir haben uns, geehrte Freunde, vor nicht? zu fürchten. Ich blicke mit Ruhe und fester Zu­versicht in die Zukunft und würde wünschen, daß auch Sie alle die Dinge so erblicken. Nur Men­schen mit festem Willen und festem Glauben haben Erfolg." Die wettere Reise führte nach Krems,er  . Nach der offiziellen Begrüßung wurde dem Präsi­denten sodann Brot und Salz, ferner eine große Schöffel mit großen hannakischen Kolat- s ch e n von Knaben und Mädchen in den altertüm­lichen hannafischen Trachten überreicht. Der Bür­germeister von Kremsier  , Jedlikka, gedachte dann der Bergangenhett und insbesondere der Revolu­tion des Jahres 1848 sowie des Kremsierer Reichs­rates. Er ersuchte den Präsidenten Dr. Benes  , die ihm von der Stadt erteilte Ehrenbürgerschaft anzunehmen. Für die Gedanken von Kremsier  Der Präsident sagte in feiner Erwiderung auf die Ansprachen: »Ich danke kürzlich kür die Begrüßung. Krem- Ker war der Ort des ersten Versuches der Donau­völker, sich selbst«nd ohne Hilfe von oben, zu eini­ge«. Wir können stolz darauf sein, daß damals vor 90 Jahren unsere Führer hier bei die- srm Versuche eine nicht geringe, initiative Rolle spielten. Wäre der Versuch gelungen, wäre dieses llebereinkommen zum Ausgangspunkt einer neue« Geschichte in diesem Sektor Europa  ? geworden, vielleicht wäre es nicht zu all den Katastrophen ge­kommen, welche folgten. Es war vor allem der engherzige Egoismus der Dynastie, die aus der Befürchtung heraus, daß inmitten befreiter und sich gkgenseitig verstehender Völker kein Feld und keine Funktionen für sie ver­bleiben, dieses Werk verhinderte und die Kremsie­rer Konstituante   auflöste. Die Habsburger   haben bereits damals in die im Werden begriffene Donauordnung alS Friedensstörer eingegriffen und später haben die mitteleuropäischen Völker diese Erfahrungen noch des öfteren mit ihnen ge­macht. Da ihre Anwesenheü die Konflikte der Völker nicht bereinigt, sondern kompliziert hat, kann man da nach so vielen Erfahrungen glauben, daß eS heute anders wäre, wenn sich di« Dinge nicht geändert hätten?" Der Präsident wurde sodann im Schloß TlumaLov feierlich und freundschaftlichst vom Ol- müher Erzbischof Dr. Leopold P r e ö a n be­grüßt. Die Reise führte dann den Präsidenten nach Zlin  , wo er die Baka-Werke besichtigte. Am Abend reiste Dr. Benes nach Luhatscho- w i tz. Der Budgetausschuß des Abgeordnetenhauses befaßte sich Mittwoch und Donnerstag mit der Spezialdebatte über die Steuernovelle. Es wurden zunächst jene Teile verhandelt, die ge­genüber der bisher geltenden Norm vom Koali- tionSsubkomttee geändert wurden. Heber die be­reits innerhalb der Koalition vereinbarten Par­tien der Vorlage wurde abgestimmt, die Abstim­mung über die anderen Partien noch aufgescho­ben; zu diesen gehören u. a. die Bestimmungen über die Aenderung des Steuerjahres. Am Don­nerstag verhandelte der Ausschuß die Kapitel IV (Grundsteuer), V(Haussteuer), VI(Renten­steuer), VII(Tantiemensteuer), VIII(Straf- bestimmungen). Di« Abstimmung über die Ka­pitel H und III(allgemeine und besondere Er- werbsteuer) wurde abermals vertagt. Die nächste Sitzung findet Freitag vormittags statt. Finanzminister Dr. Josef KalfuS spricht über die StaatSverteidigungsanleihe im Rundfunk Samstag um 19 Uhr. Die Kundgebung wird über alle tsche­choslowakischen Sender gehen. Freitag, den 19. um 18.55 Uhr spricht Minister Spina über das gleiche Thema. Rettet unsere Ein Auffr Der Reich-Vorstand des VereinesKinder­freunde" beschloß in seiner letzten Tagung fol­gende Resolution: Die Wirtschaftskrise lastet schwer auf den Kindern der Arbeiterklasse. Unterernährung, Kleidermangel, Wohnungsnot verkümmern den kindlichen Körper und machen ihn widerstandslos, unfähig gegen jegliche Krankheit: Diphtherie, Scharlach.Tuberkulose   wüten unter den Kindern der Armen.> Wirtschaftsnot bedeutet auch Erziehungsnotl Den Kindern fehlt es an allem, was zu einer ge­sunden, geistigen Entwicklung notwendig ist. Kin­der brauchen zur normalen geistigen Entfaltung Scharlach  , Tuberkulose   wüten unter den Kindern Bücher. Kinder müffen bei Wanderungen an di« Stätten der Arbeit herangebracht werden.(An- schauungs- und Arbeitsunterricht). Aus dem spielenden Arbeiten wird einmal ernste Kultur­arbeit, aus dem spielenden Lernen ernste Wissen­schaft. Arbeitslos« Eltern, kurzarbeitende Väter können von all dem ihren Kleinen nichts bieten. Die Mitglieder des Reichsvorstandes berichten aus allen Testen der Tschechoslowakei   erschütternde Tatsachen:Unsere Kinder in Böhm.-Kamnitz, die sich seit langem auf die Teilnahme an den Reichswandertag zu Pfingsten dieses Jahres freuten und Heller für Heller sparten, konnten die Wanderung erst antreten, naivem die Ortsgruppe der. Kinderfreunde unter größten Opfern und Schwierigkeiten für 15 von 25 Kindern die Schuhe sohlen und Herrichten ließ. Eine eigene Decke hatten nur acht Kinder, die alten sind zeriffen und neue können nicht nachgefchafft werden. Trostlos sind die Verhältnisse im Duxer und Brüxer Ge­biet. Nur eine Gruppe bringt die Mittel zur Er­haltung eines Heimlokales auf. Die Mitglieder sind bis zu 70 Prozent arbeitslos und können keine Beiträge mchr bezahlen. Bei Wanderungen bringen die Kinder nicht einmal die einfachen Der Millionenprozeß Triebe Wie uns aus Eger   gemeldet wird, beginnt vor dem dortigen Kreisgericht am 30, Juni der von der Oeffentlichkeit mit größter Spannung erwartete Prozeß gegen den, ehemaligen-^ei- mattcholle"^DirektorTriebe aus Komotau  , deffen Millionenbetrügereien in We'ipeött Joachnnskhal ufw. seinerzeit ungeheures Aufsehen erregt haben. Triebe hat nicht weniger als zwei Jahre in der Untersuchungshaft des Egerer KreiSgerichteS verbracht, da di« Verhandlung gegen ihn bisher nicht angesetzt werden konnte, weil er den Unzurechnungsfähigen gespielt hat. Diese Rolle hat er erst vor kurzem aufgegeben. Vie Serie der frelgewerk- schaftlichen Erfolge Die Betriebsausschußwahlen bei der Musik­spielwarenfirma Hans Rölz in Graslitz  erbrachten neuerdings einen Beweis dafür, daß die sogenannte Arbeitergewerkschaft nund durch Wohlwollen von Unternehmerhand ihr Dasein fristen kann. Denn bei diesen Wahlen wurden bei 125 Wahlberechtigten 116 gültige Stimmen ab­gegeben, von denen auf die H e n l e i n-G e- werk schäft 40 Stimmen und 2 Mandate (rchne Reststimmen), auf die Listen des Inter­nationalen Metallarbeiterver­bandes dagegen 76 Stimmen und 3 Man­date bei 16 Reststimmen entfielen.(Noch am Vorabend der Wahl hatten die Henleins mit 8090 Stimmen gerechnet.) Maschinen verschrottet I Im März 1934 wurde die Weberei der Fa. G. A. Fröhlichs Sohn A. G Samtfabriken in Warnsdorf, stillgelegt. 150 Arbeiter und Arbeiterinnen waren einst in der Weberei-Abtei­lung beschäftigt. Wer in diesen Tagen während des Arbeitstages gelegentlich an der ehemals Jungmichelschen Fabrik entlang der Mandau seines Weges geht, kann Zeuge deS Niedergan­ges unserer nordböhmischen Textilindustrie wer­den. Schon seit Wochen war emsiges Hämmern aus dem Betrieb zu vernehmen; heute ist das Er­gebnis dieser Arbeit zu sehen: durch die offenstehenden Türen werden mit Schaufel« auf bereitstehende Wagen zertrüm­merte Webstühle befördert letzte Reste einer einst dreihundert fleißigen Hände bedürfenden Arbeits- und Produktionsstätte. Grund der Sttllegung, fragt der Leser? Ant­wort: Unrentabilität I Kapitalistisches Wirtschaftssystem erfordert Rentabilität! Kon­zentration der Betriebsstätten, höchste Nutzungs- effette und damit größte Gewinne, das ist Zweck und Sinn aller kapitalistischen   Wirtschaststheoriel Und wie stehtS mit jenen 150 Arbeitern, die mit der Verschrotung ihrer Maschinen die letzte seit zwei Jahren schon fast aufgegebene, aber doch wohl immer noch in einem Winkel ihres Herzens Kinder! iff derKlnderffreunde Zutaten zu einer Suppe mtt, weil die Mutter aus leerem Brotschrank eben nichts gdben kann. So und ähnlich berichteten alle, die Vertreter aus Karlsbad  , Neudek  , Warnsdorf, Troppau  , Jägern- darf, Reichenberg, Mähr.-Schönberg» Sternberg und Brünn  . Zu dieser wirtschaftlichen und geistigen Not gesellt sich der politische Druck, der sich nicht nur auswirkt in Maßregelungen sozialistischer Arbei­ter in den Betrieben, sondern auch in der einsei­tigen Beeinfluffung der Kinder in den Schulen. Wir können eine erhöhte Propaganda für den Deutschen Turnverband feststellen. Die Verwei­gerung von Klaffenzimmern durch die Schullei­tungen zur Abhaltung unserer Heimnachmittage nimmt überhand. Dieser mehrfache Druck auf unser« Erzie­hungsorganisation verhindert eine ruhige, syste­matische Erziehungsarbeit. Das Bewußtsein, Menschen zweiter Klaffe zu sein, erzeugt in den Kindern starke Minderwertigkeitsgefühle. Not und Sorge ersticken jedes kindlich-frohe Lachen. Aus einer freudlosen, düsteren Kindheit erwachsen keine Menschen, die gewillt sind, aus der Well des Jammers und des Elends eine Welt gesunder und froher Menschlichkeit zu schaffen. Hier muß die gesamte Arbeiterbewegung, die seit Jahrzehnten Kämpfe führt für ein men­schenwürdiges Dasein auch der Aermsten, Wandel schaffen. Zum Sozialismus gehören auch die Kleinen. Die Kinderfreundebewegung mit ihren Hel­fern, Ellern   und Funktionären bringt Freud  « ins Leben der Arbeiterkinder. Dreißigtausend sonnige Ferientage allein hat sie im verfloffenen Jahre armen Kindern zuteil werden lassen. Biel   zu wenig im Vergleich zu der furchtbaren Wirt­schaftsnot l Arbeiter und Arbetterinnen, kommt zu unSl Reiht euch ein in die gesellschaftlich notwendige Erziehungsftont der Kinderfreunde l bewahrte Hoffnung auf eine Wiederaufnahme der Produktion in der Weberei verlieren? Wen interessiert diese Frage! Mag sich der Staat küm­mern, mögen sich die Arbeiter kümmern, für die Aktionäre der Firma geht es um die Rentabili­tät, um erhöhte, Dividenden, di» ihre.Aktien ab­werfen sollen! Für die Arbeiter im allgemeinm aber müs­sen solche Vorkommniffe ein Ansporn mehr dafür sein, sich deffen bewußt zu werden, daß das Um und Auf der Produktion nicht die Rentabilität, nicht der Prosit sein darf, sondern das Bedürfnis der Menschen, sich anständig zu lleiden, menschen­würdig zu wohnen und am Leben Freude zu haben. Dieses Ziel zu erkämpfen, den Glauben an den Sieg der sozialistischen   Idee, an eine so­zialistische Welt hoch zu halten, das ist Pflicht für jeden von uns. der die aus reinen Profitgründen erfolgte Vernichtung werwoller Produktionsstät­ten sieht. Mtt wem hält's die»Bohemia"? Bestimmt nicht nur mit jenem känigl.-holländischen Gene- rallonsul, der einen gut Teil der Märchen aus Franzensbad   auf dem Gewissen hat. Denn obzwar den Henleins vorgestern im Senat die Unwahrheiten, denen die»Bohemia" Raum gege­ben hatte, von unseren Genossen kräftig unter die Nase gerieben wurden und obzwar der A u tz e n- Minister in einer Erklärung die entscheiden­den Behauptungen des Herrn van der Made und derlieben Bohemia" als u n w a h r bezeichnete, bedauert es dieBohemia" nicht etwa, einem Razifreund aufgesessen zu sein, sondern druckt außer der Erklärung des Außenministers auch noch eine Schilderung der angeblichen FranzenS- bader Vorfälle durch die SdP ab und fügt daran eine Bemerkung des Sinnes, datz die Bohemia- Redaktton sich nicht genötigt seh«, von ihren Be­hauptungen oder jenen des lügenden Holländers etwa- zurückzunehmen. In der SdP-Schilderung wird wiederum erzählt, unsere Franzensbader Genoffen hätten dieErschietzungHitlers vorgeführt. Und den SdP-Leuten glaubt die Bohemia" also mehr als dem Autzenminister und uns. Darüber wird sich Herr Hitler   zweifellos freuen und vielleicht kommt es derBohemia" neuerdings wiederum vor allem darauf an. Kurorteschwindler am Werke. Zu Beginn der Kurzeit tauchen in unseren Badestädten Jahr um Jahr etliche Exemplare jener Individuen auf, die ihren Lebensunterhalt von Betrug und Schwin­del bestreiten. Zu ihnen gehört fraglos jener Gauner, der vor kurzem sich mtt der Filialleiterin einer Putzerei in Karlsbad   angefreundet und sich ihr gegenüber als Wagenlenker der Jmperial- Hotel-AG. ausgegeben hat. Er besuchte das Mäd­chen häufig in dem Geschäft und entwendete aus der Ladenkaffe beim ersten Angriff 83 XL, ohne datz das Mädchen Verdacht schöpfte. Als dann freilich die Ladenkasse nach einem Besuch des Bur­schen völlig ausgeraubt war, erlttt die vertrauens­selige Ladnerin einen Nervenzusammenbruch, der ihre Überführung ins Krankenhaus notwendig machte. Etwa zur gleichen Zeit, da der angeb­liche Chauffeur der Jmperialgesellschaft in Karls­ bad   aufzctaucht war, erschien in der Sprudelstadt -auch ein älterer, sehr gelehrt aussehender und sich untadelig benehmender Herr, der einige Installa­teure besuchte und ihnen die Ausführung von Ar­beiten an seiner angeblich in Marienbad   erstan­denen Villa übertrug.. Einem dieser Installateure lockte der Fremde 200 XL heraus, und nachdem er in einigen Hotels mehrere Tage hindurch gewohnt und sich verpflegen hatte lassen, trat er vom Schau­platz seiner Wirksamkeit ab, ohne Zimmer, Bett und Effen bezahlt zu haben. Gasthanspächter erschießt Gasthausbrsitzer. Der Gasthauspächter Anton G l a u b e in Pre- s e i im Bezirk Aussig   tötete Mittwoch abends gegen 7 Uhr durch vier Revolverschüsse den Gast­hausbesitzer Heinrich Wagner. Der Grund des Verbrechens konnte noch nicht ermittell werden. Glaube stellte sich selbst der Gendarmerie. Der Besuch JoachimsthalS. Die Frequenz­statistik des Radiumbades Joachimsthal   bietet einen interessanten Einblick in die rasche Entwick­lung des Kurortes. Im Jahre 1906 betrug die Zahl der zur Kur nach Joachimsthal   gekommenen Gäste 30, sie verdoppelte sich im nächsten Jahr, erreichte 1908 das Vierfache und stieg dann lang­sam an, bis sie 1919 etwa das erste Tausend er­reichte. 1920 besuchten rund 1500, 1921 rund 2000,1922 etwa 1500, 1923 21.00, 1924 3400, 1925 4200, 1926 4600, 1927 5800, 1928 6500, 1929 8850 und 1930 rund 9200 Kur­gäste Joachimsthal  . Bon diesem Jahre an datiert der empfindliche Rückgang in der Frequenz des Radiumkurortes. 1931 erbrachte wohl noch über 7600 Gäste, 1932 wies nur mehr 5760, 1933 5250, 1934 5790 und 1933 5480 Kurgäste auf. Im heurigen Jahre rechnet man mit etwa der gleichen Frequenzziffer des Vorjahres, die ttwa der Hälfte der Gästezahl vom Jahre 1930 ent­spricht... Vermittlungsvorschlag Im belgischen Streik Brüssel  . Unter dem Borsitz des Mi­nisterpräsidenten Ban Zeeland fand am Mittwoch nachmittags eure mehrstündige Beratung der Ar­beitgeber- und Arbritnehmervertreter statt,«m eine Grundlage für die Beendigung des Streiks zu finden. Es kam eine Bereinvarung zustande, die folgendes vorsieht: 1. Allgemeine Lohnerhöhung auf der Grundlage eine- täglichen Mindestlohnes von 32 Franken; 2. bezahlter Urlaub vo» mindestens sechs Tagen; 3. Sicherung der Gewerkschaftsorgani­sationsfreiheit; 4. grundsätzliche Einführung der 40- stündigen Arbeitswoche in denjenigen Indu­strien, in welchen besonder- schwierig« und gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen vorliege». Die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmer­vertreter» die an der Sitzung teilnahmen, haben sich verpflichtet, diese Bereinbarung ihren Ber­einigungen zur Annahme zu empfehlen. Streik und Pogromstimmung Kaunas  . Am Mittwoch abends kam es bei dem Begräbnis eines Arbeiters, der seinen jüdi­schen Arbeitgeber getötet und dann Selbstmord verübt hatte, zu einem Zusammenstotz zwischen Arbeitern und der Polizei. Ein jüdischer Arbei­ter wurde getötet, ein Polizist schwer verletzt. Daraufhin hat ein großer Teil der Arbeiterschaft der Kownoer Fabriken und die Bauarbeiter am Donnerstag mittags die Arbeit für 24 Stunden niedergelegt. Die Streikbewegung nimmt immer grüße« ren Umfang an. Mittags streikten die Arbeiter sämtlicher privater Betriebe einschließlich der Zeitungsdruckereien. In der Innenstadt kam eS zu Zusammenstößen der Streikenden, die in der Hauptstraße Barrikaden   errichteten und den gesamten Verkehr unterbanden. Die Polizei ging mit Maschinengewehren, Karabinern und Gummiknüppeln gegen die Streikenden vor. Gegen Mittag war es der Polizei gelungen, die Hauptstraße zu räumen, doch hörte man ach gegen 14 Uhr noch immer Schießereien in den Stratzen der Stadt. München  . Verschiedene opposittonelle österrei­chische Legionäre wurden aus dem Dritten Reich an die österreichische Grenze abgeschoben, wo sie sofort verhaftet wurden.