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Mittwoch, 1. Juli 1936

Nr. 152

Wie die Bergarbeiter unter der Krise leiden

schirrt. Er glaubte, er werde der lachende Dritte sein. Er fühlte sich, als Hüter desRechter der Nationalitäten", als welcher er 1859. aüfgetre« ten war und als welcher er die linke Opposition gegen seine Diktatur zu besänftigen pflegte, den Ideen Bismarck » verbunden und Preußen halb und halb verpflichtet. Er spielte mit dem Ge­danken, da» konservative und, wie er meint«, längst überzählige Oesterreich, den Rest mittel­alterlicher, vorbürgerlicher Staatlichkeit, aus der Landkarte des bürgerlichen Europa der Nationa­litäten au»zutilg«n und sich mit einem national einigen Deutschland und einem national einigen Italien zu verbünden. Für Frankreich werde da­bei, so meinte er, wenn nicht das linke Rhein­user, so Belgien al» Preis herauSschauen und ein wiedererstehendes Polen werde der natürliche Bundesgenosse Frankreichs sein. Er täuschte sich in jedem Punkt und bezahlte sein Doppelspiel mit den furchtbaren Niederlagen von 1870. ES gibt in dem Augenblick, da Preußen, ein kriegerisches, imperialistisches Großpreußen, den Rücken frei hat, für Frankreich keinerlei Sicherheit. Frank­ reichs Großmacht st ellung ist nicht am Rhein und nicht an der Maa» zu verteidigen, son­dern nur an der Donau , sie ist eine Funk­tion der Machtverhältniss« in Mitteleuropa . Darum bereitet, wer heute ein neue» Sa-

Aussig. Sonntag fand in Karbitz di« feier­liche Enthüllung eine» überlebensgroßen Bronze­denkmals de» Präsidenten Masaryk statt. Da» Denkmal ist ein Werk de» Bildhauers A. M a ch aus Brünn . Die Feier wurde durch einen mehr al» eine Stunde lang währenden Umzug eröffnet, an welchem alle tschechischen und deutschen Korpo­rationen mit Musikkapellen, Trommlern und Pfei­fern teilnahmen. Am Denkmal begrüßten nach Absingung von Chören die erschienenen Gäste der Borsitzende de» Festkomitee» Josef Kala» in tsche­chischer und F. Klaß in deutscher Sprache. So­ dann wurden die an den Präsident-Befreier und an den Präsidenten der Republik abgeschickten Be- grüßungstelegramme verlesen. Hieraus ergriff der Protektor der Feier, Minister für Gesundheits­wesen Dr. C z e ch, al» Vertreter der Regierung da» Wort. Er entschuldigte den abwesenden Un­terrichtsminister Dr. Franke und sprach für ihn tschechisch und sodann imi eigenen Namen deutsch unter anderem: Ihre Stadt huldigt heute unserem Genius T. G. Masaryk . Durch«in Denkmal will sie den kom­menden Geschlechtern die tief« Dankbarkeit symboli­sieren, die sie dem Manne entgegenbringt, der. die, Fundamente unsere» Staate» gelegt, in ihnen'dis Gedanken, der Freiheit und Demokratie verankere und ihnen nicht nur einen politischen, soudern auch einen tieferen sozialen Sinn gegeben hat. Sie will dem Manne huldigen, der die Verkörperung höchster menschlicher Gesinnung ist und der durch die Größe und Gewalt seiner Ideen ein Führer und ein Staatsmann von säkulären Ausmaßen wurde und dabei di« höchste sittliche Kraft und das leuchtendste Vorbild, da» je einem Lande beschieden war. Im alten Oesterreich einer der politisch um- kämpftesten Männer, vereinigt er heute die Liebe des ganzen Volkes, di« Verehrung aller Bolksstömme auf sich, die in ihm den Garanten der demokratischen und friedlichen Entwicklung des Staate» erblicken. Und darum hat sich die gesamte Bevölkerung

dowa ermöglicht, auch ein neue» Sedan vor, dar­um bereitet eine Politik, die Hitler mit der Preisgabe Oesterreich»abfertigen" will, Hitler » Vorherrschaft in Europa und da» Ende der Groß­machtstellung Frankreich » vor. Zwar steht noch die USSR im Rücken Hitlers . Aber Rußland kann eine» Tage» an seiner pazifischen Front gefesselt sein. Rußland ist zu wenig europäische Macht, um für jeden Fall«in Stein in Frank­ reichs Brett sein zu können. Dazu kommt eine andere Erwägung: der Anschluß Oe st erreich« an Hitler- Deutschland der machtpolitisch zugleich die un­beschränkte und unbestreitbare Vorherr­schaft Hitlers im ganzen Donau­raum, der vor allem für. die Tschechoslowakei eine unerträgliche Belastung bedeuten würde die Vollendung desDritten Reiches " durch die Einbeziehung der alten Ostmark wäre für Hit­ler und sein Shstcm ein moralischerEr- f o I b, dessen Tragweite sich heute nicht annähernd abschähcn läßt. Wenn Frankreich will, daß Hit­ ler Epoche macht, dann öffn« cs ihm die Tore nach WienI Wenn Frankreich kein zweites SedaN will, dann verhindere e» ein zweite» Sadowa und ver­schließe seine Ohren vor den Sirenenklängen, die au» Belgrad herübertönen und die nach Noten gepfiffen werden, die Berlin liefert und, aus­nahmsweise, wahrscheinlich sogar bezahlt I

dieser Stadt, die tschechische wie die deutsche , in Ein­tracht zu diesem Liebeswerk für den großen Präsi­denten vereinigt, der von der ersten Stunde an alle» daran setzte, unsere von demokratischem und sozialem Geist erfüllte Republik in ein neuer demokratischer Europa einzubauen, sie in seinem Geiste und in sei­nen Ideen zu einer Heimstätte für alle ihre Bewoh­ner zu machen und ihr dadurch den inneren Frie­den und eine gedeihliche Entwicklung zu sichern. Darum war er stet» von der Notwendigkeit de» freundschaftlichen Zusammenleben» und der innigsten Zusammenarbeit aller Nationalitäten dieser Staate- aufr Tiefste durchdrungen und stellte sein starker und unbeugsamer Wollen in den Dienst dieser Auf­gabe. Aber auch noch einer anderen Seite der so rei­chen Lebenr und Wirkenr und der Gedanken» und Gesühlrwelt unserer Präsidenten Masaryk wollen wir hier, in dieser Stadt, die eine Stadt der Arbeit ist, gedenken. Er selbst hat beim Schmiede­handwerk begonnen und sich von da zur höchsten Gei­stigkeit, zum größten Führer de» demokratischen Europas «mporgearbeitet. Und trotzdem fühlt er sich nach wie vor zu den Arbeitern, auf deren Mitte er kam, hinge», zogen. Auch heute noch ist er glücklich, wenn er auf seinen einsamen Wegen, auf Arbeitgmenschen und Arbeiter-, gruppen stößt, ihnen die Hände schütteln und wieder etwas von dem Hauch der Arbeit in sich aufnehmen kann, wie ihn überhaupt sein starke» sozialer Füh­len, dar aur der ethischen Grundlage seine» Wesen­fließt, immer und immer wieder zu ten Schwachen und Bedürftigen führt. Nach weiteren Ansprachen de» Landelaurschuß- beifitzer» Dr. Kubista, de» Aussiger Professor» Dok­tor Korda, de» Karbitzer Lehrer- Kyral und nach Ab­singung eine» Chors durch den Arbeiter-Ge­sangverein übergab der französische Legionär Carboch da» Denkmal in die Obhut der Stadt.

Genosse Dr. Heller zur Sanierung der Bruderladen Prag . Im BudgetauSschuß de» Senat» be­schäftigte sich Genosse Dr. Heller mit der in Verhandlung stehenden Vorlage über die Sanie­rung der Bruderladenversicherung, wobei er aus die unhaltbaren Arbeit»- und Lohnverhältniffe im Bergbau hinwie» und entsprechende Maßnah­men zur Förderung des Exportes, aber auch des JnlandabsatzeS an Kohle anregte. Die Kämpfe um die Sanierung der Bruder­laden werden seit zehn Jahren geführt. Ursprüng­lich sollten die Provistonlsten um 88 Prozent, dann um 14 bis 18 Prozent gekürzt werden. Gegen diese Kürzung führten die koalierten Bergarbeiterverbände «inen energischen und erfolgreichen Kampf. Nachdem nunmehr dar Defizit in den Brudcrladen bereits eine Höhe von 459 Millionen Ui erreicht hat. wurde die Sanierung zu einer unbedingten Notwendigkeit. Die Beratungen der HIefür cingesetzlcn Kommission führten zu dem Gesetzesantrag der Regierung, der heute zur Beratung steht. Er ist fraglos, daß die neuen Opfer, welche den Bergarbeitern durch den einprozenttgen Abzug vom Lohn zugemutet werden, angesichts der Situa­tion der Bergarbeiter fehrfchwer sind. Die neu- eingeführte Kohlenabgabe, welche den Konsum bela­sten wird, beinhaltet ein Opfer der Allgemeinheit. E».Ist aber nur tn Ordnung, daß die Allgemeinheit für arbeitsunfähig gewordene Bergarbeiter dieses Opfer bringt; die Bergarbeiter selbst, soweit sie noch in den Betrieben stehen, bieten einen glänzenden Be­weis ihrer Solidarität mit den provistonierten Berg­arbeitern, um sie wenigstenr Im ungekürzten Bezug ihrer Renten zu erhalten. Wie traurig e» um unseren Bergbau und intbesondere um die Bergarbeiter bestellt ist, mö­gen einig« Ziffern zeigen! Im Britxer Revier ist die Förderung der Braunkohle In den Jahren 19391985 um 38 Prozent, di« Zahl der ver­fahrenen Schichten ater um 45 Prozent gesunken. Demgegenüber steht«ine erhöhte Lei­stung der Bergarbeiter um 2.3 Meterzentner pro Schicht. Der Anteil der Lohn kosten ist um 18 Heller pro Meterzentner»ärückgegangen. Während die absolute Höh« der Schichtlöhne saft gleichgeblirb«» ist, Ist die Gesamtlohnsumm« von 398 Millionen aus 298, als» um 48 Prozent, zurückgegangenk Dieser horrende Rückgang der Lohnsummen resultiert eben aus dem Rückgang der Schichten, da fetzt Im Durchschnitt kaum drei bi» vier Schichten in der Woche versahren werden. Während der Jnkandsatsatz der Kohl« we- gen der Jndustriekris« um ung«fähr «in Drit­tel kleiner ist, ist der Export um mehr al» die Hilst« grsunken. Im Jahre 1918 betrug der An-' . teil dr» Export» an der Gesamtsörderung noch 49 Prozent, im Jahr, 1921 noch 20 Prozent, ... jetzt nur noch 8.Prozent. Unser Export«ach Un­ garn hat Infolge der Kündigung de» Handels­vertrag«» nahezu vollständig ausgehört und wir mästen zusehen, wie unsere Arbeiter feiern, wäh­rend reichldeutsche Kohle durch unser Land nach Ungarn transportiert wird. Im Jahre 1931 allein betrugen di« Lohn­verlust« durch Feierschichten«ehr al» 299 Mil- . lionen. Die Hebung de» Auslandsabsätze» durch Handel»verträge, ebenso de» Jnlandlabsatze» durch Investitionen, Herabsetzung der Frachttarife und der Kohlenabgabe, welche in keinem anderen Staat besteht, sind ebenso dringend wie die Herabsetzung der Arbeitszeit. Genoste Dr. Heller verwies weiters aus di« beabsichtigt« Entlastung von Arbeiter» aus de«

Eleonore«schacht I« Ladowitz und die Einstellung einer ganzen Reihe von Por­zellanbetriebe» im Karlsbader Ge­biet und verlangte ei» Einschreiten der Behörde». Machinationen der Unternehmer gegen die Bergbau-Inspektion Er führte weiter» an, daß durch eine Verord­nung de» Ministerium» für öffentliche Arbeiten die. Vorteile, welche da» Gesetz über die Bergbau tnspektionrasslstenten geschaffen hat, wieder zunichte gemacht werden. Durch die Ver­ordnung wird nämlich den Mitgliedern de» Be­triebsrates da» Recht, die Jnfpektionrafsistenttn oder andere Beamte del Inspektorats bei der Gruben­befahrung zu begleiten, auf die Weise genommen, daß die Unternehmer dl« Bezahlung solcher Schich­ten verweigern. Ohne diese Begleitung und die Auf­klärung, welche die Miiglieder det Betriebsrates den Jnspektiansorganen geben, ist aber dar Gesetz wirkungslos. Die Grubcnkatastrophen auf dem Nelson- und dem Prokopifchacht haben klar gezeigt, wie n o' t w e n d t g die Mitwirkung der Arbeiter und insbesondere der Mitglieder des Betriebsräte» bei der Ueberwachung der Sicherheits­vorkehrungen Ist. Genoste Dr. Heller verlangt» Aus­kunft über den Stand der Untersuchung über die Nelfon-Äatastrophe und wie» darauf hin, daß an dem Unglück auf dem Prokopi-Schacht zum gu­ten Teil die Behörden schuld sind, welche den Unternehmern die Außerachtlassung der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen erst ermöglicht haben. Doachlmstal Schließlich beantragte Genosse Dr. Heller eine Resolution, in welcher die Regierung auf­gefordert wird, Vorkehrungen zu'treffen, um den besonder» gefährlichen Verhältnissen auf den Staatr- grubcn in Joachimrthal Rechnung zu tragen. Der anwesende RegierungSverireier beant­wortete sofort die Anfrckgen de» Genossen Doktor Heller, indem er versprach, bei den Ver­handlungen am Eleonorenschacht einzugreifen und eine generelle und grundsätzliche Regelung der Inspektion durchzu­führen. Was die Untersuchung der Nelson-Kata­strophe anlangt, so seien die Ursache/! bi» heut« noch nicht festgestellt, weshalb auch die Verhand­lung noch nicht anberaumt werden konnte. Mit der Frage der JoachtmStaler Bergarbeiter beschäftigt sich die Regie­rung unausgesetzt. Sie hat eine diesbezügliche Komniission eingesetzt und es drängt besonder» der Gesundheitsminister Dr. C z e ch intensiv auf 1 diese Regelung. Der' Regierungsvertreter hofft, daß sie in kurzer Zeit zustandelommen wird.

Der parlamentarische Sparwusschuß hielt Dienstag unter Teilnahme der Minister M a ch- n i k und K a l f u» sowie des Präsidenten des Obersten RechnungSlontrollamtes Dr. H o r ä k eine Sitzung ab, in der ein auSsührlicher Bericht über alle die Staatsverteidigung betreffenden Fragen erstattet wurde. Der Ausschuß konstatierte, daß die Ergebnisse der Revision in verschiedenen staatlichen Objekten und Magazinen voll befrie­digten. Weiter brachte der Ausschuß den beteilig­ten Ministern Anträge hinsichtlich der möglichst zweckmäßigen und sparsamen Verwendung der bewilligten Budgetgelder zur Kenntnis.

Enthüllung des Fiasaruh-Dcnhmals In Karbitz Festrede des Ministers Genossen Dr. Ludwig Czech

Si Wir suchen ein Land Roman einer Emigration Von Robert Gr&tzsch

Copyright by Euren Prarer-Verltr, Bretlslev». Justus stieg in der Mitte de» Garten» zwi­schen den Beeten einher, la» Raupen von einigen Krautköpfen, sah die wehende Wäschesront und skandierte Gustav Morgenstern: w Kennst du das einsame Hcmmed? Flattectata, flattertata. Der'» trug ist baß verdämmetl Flattertata, flattertata. Traurige Gedichte fehlen mir noch, dachte Gusti. Klagend hingen die Hemden vor ihr, mit au»- gebreiteten Armen, hilflos und ein unabwendba­re» Schicksal beschwörend. ES war ihr, als nehme sie gebrechliche Wesen herunter,, die kaputt gehen, wenn man sie derb anfaßt. Einst wär da» alle» frisch und neu gewesen, jetzt barg sie vom Kreuz genommene Leichnam« im Korbe. Und un­barmherzig deklamierte JustuS zu Ende:. Es knattert und rattert im Winde. Windurudei, windurudci. E» Weint, wie ein kleine» Kinde. Windurudei, windurudei. Da» ist das einsame Hemmed. Da gab es einen Raatz, Moses sagtePardon", er hatte«in Bettuch ungeschickt angefaßt, war nicht recht bei der Sache heute. Gusti schluckte, Tränen drängten nach den Augen. Sie nahm gerade Herkner» Hemden ab, zwang sich ein Lä­chelnd ins Gesicht. Ach was, wird schon wieder kommen, ist ja ein alter kaltblütiger Sport­ler...Jetzt da» Zeug von Peter und Paul her­unter. Die Hemden unter den Achseln zertva«.

schen, natürlich bei beiden. Mußten ja immer alle» gleich haben.., Sie trug den Korb in die große Stube und begann die Wäsche einzusprengen. Morgen vor­mittag sollten sie unter die Rolle. Die Burschen liefen heute schon nackt unter den Leinenkitteln. In der Nähe pfiff eine Fabriksirene. Fünf Uhr. Moses packte sein Badezeug. Jetzt würden die am Berghange talab marschieren. Er wollte bei Eva sein, ehe sie ankamen. War die Frage, ob man sonst unter vier Augen sprechen konnte. Gut hatte er sich präpariert den ganzen Taz. Weitschweifig wollte er nicht werden. Sie sollte staunen über seine Knappheit: Dort am blauen Meer ist ein Vaterland, Eva, dort ist Zukunft, dort blüht ein neuer Leben hier blüht der Tinesfl.- Er spähte den Weg entlang. Dort, in den Weiden , leuchtet« da nicht schon ein blauer Tri­kot? Und di« Kolonne? Noch nichts zu sehen. Einsam schaukelte drüben die Fähre. Die Kolonne tauchte auch später nicht auf; sie faß bereits in der Schenke,, unten an der Landstraße. Der Besitzer des Hange» war plötz­lich im Auto angekommen. Ein breiter Mann mit vollem rotem Gesicht. Er freute sich, als er schon fertige Teraffen sah. Zum Schluß lud er die Kolonne in die Schenke. Sie saßen im Schat­ten des Gartens um einen großen runden Tisch. Wein stand da mit Brot und Käse. Der breite Mann freute sich, ivie die fünf essen konnten, Unter den Leinenkitteln leuchteten die nackten braunen Körper. Die Kehlen waren von Staub und Hitze ausgetrocknet und der dünne herbe Landwein lockerte die Zungen. Nur Schwarzer blieb schweigsam und lächelte still, wenn er sah, mit welchem Wohlgefallen die Augen de» breiten Manne» ab und zu auf Frosch'» fabelhasten Händen ruhten. So kam e», daß Mose » und Eva allein blie- hen. Er hockte, neben ihr, hatte.die Bein« ange­zogen, die Arme drum geschlungen und schaute

übkr di«. Knie hinweg starr zum anderen Ufer. Ei war alles gesagt und alles vorbei. E» klang ihm noch in den Ohren:Und mein Stu­dium, Moses , soll das alles für die Katz sein? Sie haben hier Zupacken gelernt, Sie haben Muskeln, ich ich bin noch nicht reif für Pa­lästina, ich schleppe noch zuviel Europa mit mir herum." j* Er wußte, daß die» alle» nur Ausrede war. Ein Trost blieb ihm: er würde ihr schreiben, mit Foto, Moses zwischen Arabern u. Arabermädchen. Vielleicht gab ihr das einen Stoß... Er stand auf.Bedauere, daß ich Ihnen keine besseren Vor­schläge machen konnte, meine Dame", sagte er und verbeugte sich wie hinter der Ladentafel, Überlassen wir uns also den Fluten." Lang­sam ging er zum Wasser hinab. Sie sah ihm versonnen nach. Braun war er und ordentlich gewachsen. Um die Knie her­um nicht ganz einheitlich, da» Untergestell et­was gröber geraten al» Brust und Kopf, aber kräftig und biegsam der ganze Mensch. Lang­weilig würde er auch nicht sein, aber reicht da» zum Leben? Denn so stand e» doch um ihn. Was er sagte, war ein verblümter Heiratsantrag. Vielleicht, wenn du zehn Jahre weiter wärst, Mo­ses, denn du bist doch noch ein Jüngling, trotz deiner achtundzwanzig Jahr«. Ich aber,, behaup­tet Thekla, ich litte an kindischen Stimmungen und sei überhaupt«in übertriebene» Mädchen und du hast für so etwa» keine Verwendung und kefne Rezepte...- Sie erhob sich, band die Kappe fester, stieg in» Wasser, balancierte ein« Weile auf den Stei­nen dahin. Dann schwammen sie nebeneinander. Einmal tauchte sie da» Gesicht in»Wasser, sank treibend tiefer und tiefer und dachte, wie schöne es sein müßte, sich so davon zu stehlen, nie wieder äufzutauchen, vom Strom in ganz andere», un­bekanntes Leben hinüber getragen zu werden..-. Später kam Justus hinzu. Die Arbeit hatte ihn festgehalten, das Stauwasser war durchquert.

Au» dem Baden wurde nun nicht» mehr. Große schwarze Wolken hingen am Himmel, es dunkelte zeitig. Eva stieg hinter den Weiden schon in ihre Kleider. Mose» schaute nackt nach der Kolonne au». Eine rätselhafte Sache, daß die noch nicht hier wacenl Weik draußen stromauf schim­merten die Türm« der> anderen Stadt durch die Dämmerung. Es war schon vorgekommen, daß plötzlich einer von der Spinne drauflo» lief, der anderen größeren Stabt zu. Waren die Fünf etwa von einer dunklen Lockung dorthin gezo­gen worden? Aber da drüben, den schmälen Weg durch die Felder, trottete eine singende Horde. .Die Spinne auf dem Marsche", sagte Mo­ se ». Und offenbar in gehobener Stimmung';, antwortete Justu» und ließ sein Taschentuch flat­tern. Eva trat hinzu, reichte Mose » die Hand Md.sagte:Auf morgen, Moritz..." Und dann zu Justus:Gehen Sie ein Stück mit?" Wie immer: Drüben kletterte die Kolonne in die Fähre. Frosch plumpste neben di« Bank, Der Klein« stand mit nacktem Oberkörper und wedelte Mose » mit der Jacke zu. Dann stakt« der Fährmann lo», ein Soldatenlied stieg au» dem Nachen auf.und zitterte, an di« Ufer, Mose» wandte» den Kopf, sah hinter Eva drein, fühlte einen Stich und, dachte: vorbei... Leicht, weich und mit' schmalen Schultern schritt sie neben Justu» dahin; er überragte sie um einen halben Kopf. Wa» würde der ihr jetzt sa­gen,? Ach wa», ganz gleichgültig,.vorbei,.. Sie gehörte zu den Kühlen, und hei solchen war eben alle» schwieriger, wenn man da» Rezept nicht wußte... Gab sich einen Ruck, rannte dem anplätschernden Nachen entgegen, legte die Hand wie einen Trichter an den Mund, und ries:Zwei Mann au» der Spinne werdin von Palästina an» gefordertl".(Fortsetzung folgt.)