Nr: 156
DR.E.FRANZEL:
Sonntag, 5. Juli 1936
MELLENSTEINE DES TODES RESTORES
AUF DEN GRABER STRASSEN VON
1866
GHT
Von den Lausißer Pässen zu den Elbübergängen| turm und Friedhof noch in der altehrwürdigen| Feldzug von 1866 noch fannte. Zur Entscheidung und den Senten im böhmisch- mährischen Hügelland Gestalt erhalten sind, die Zeuge des blutigen trug der Reiterkampf nichts bei. Die fiel, als sich nach Mähren und zur Donau , von den schlesischen Ringens von 1866 gewesen ist, sieht man die An- das österreichische Regiment„ Kronprinz von Pässen gegen die Elbe und nach Prag ziehen die alten Straßen, friedliche Handelswege, blutgezeich= marschstraße der Oesterreicher . Weit ausgebreitet Preußen" Nr. 20 im Sturm verblutete. Der nete Heerstraßen. Auf ihnen sind die Hussiten marliegt zu Füßen der langsam abfallenden, mit Fel- Oberst Graf Wimpffen wurde tödlich verwundet. schiert, die Wallensteiner und Liquiſten, die Mans- dern und Wiesen bedeckten Höhe das böhmische Der prenische Kronprinz erschien in eben diesem feldischen und die Schweden , dann wieder ein Vier- Land, flacher und flacher werdend, nur von fanf- Augenblick auf dem Felde und fand das Regiment, teljahrhundert fast, die Preußen und Desterreicherten Hügelwellen unterbrochen. Wo im Westen sich dessen Inhaber er war, zerschossen von seinen der frißischen und theresianischen Armeen: des der Blick im milchigen Sonnenglast verliert, fließt Schüßen, den Obersten blutend an einer Hede. Königs Grenadiere mit den spizen Blechlappen und die Elbe, südwestlich ragt Josephstadt, damals Er reichte ihm die Hand: Wer hätte gedacht, daß der Kaiſerin Soldaten mit den mächtigen Bärenfell noch eine beachtliche Festung, heute nur noch eine wir uns so wiedersehen würden!" ,, Soldatenlos“, müßen. Trends Panduren und Bietens Sufaren. die Reiter des Feldmarschalls Laudon und die Dragoner Neminiszenz. fagte Wimpffen. des Generals Sendliß. Ueberall an diesen Straßen gibt es Gräber. überall gab es Treffen und Gefechte,
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In Trautenau haben die Denkmäler nur deutsche Texte, hier im Tschechischen, von der Für sorge auch tschechischer Hände, tschechischer Vereine betreut, sind die Texte meist zweisprachig, manchmal nur böhmisch. Dicht bei der Kirche, um die der heftige Kampf entbrannte, als die Brigaden des Generals Ramming von den Dörfern an der Straße unten die Höhen heraufstürmten, auch hier in dichter Kolonne, viele Glieder tief, mit Hurra und Musik, dem Bajonett und dem Gewalthaufen vertrauend, in das Schnellfeuer der Zündnadelgewehre rannten, dicht an den alten Mauern, die von so vielen Todesschreien erzählen könnten, ragen die Gedenksteine: der Obelisk des VI. Armee- Corps, das schöne Denkmal der 25er Säger. In der Vorhalle der Kirche haben Hinterbliebene der Gefallenen noch manche Votivtafel angebracht.
diesseits und jenseits der böhmischen. Grenzberge bei Hohenfriedeberg und Burkersdorf. Schweidniß und liest man da und ähnliche Widmungen. Wieviele Soor, bei Hochfirch und Leuthen, an der Elbe bei Tränen mögen geflossen sein vor diesen Steinen, Kolin und weiter südlich bei Chotusit. Das klassische. das prädestinierte Schlachtfeld aber ist jene oſtböh- vie mögen sie in den schlaflosen Nächten den mische Landschaft zwischen Königgräv. Jičin und Müttern erschienen sein, deren Denken um die Stöniginhof, in der die Straßen einander überschnei- Gräber auf der Höhe, um den Namenszug des den, sich kreuzen, die von Rumburg und Reichenberg geliebten Sohnes kreiste noch in ihrer Sterbes gegen Olmüß und Brünn führenden, mit den andern. stunde. Aber nicht jede Mutter, so sorgsam sie die von Trautenau , Braunau und Nachod nach Praa fich's vom täglichen Brot absparte, hatte das Geld, zielen. Hier waren die gegebenen Vereinigungspunkte dem toten Sohn eine steinerne Tafel, ein eisernes der Kolonnen, aber auch die vorgezeichneten blutigen Streuz am Feldrain zu widmen. Hunderte liegen
Treffpunkte feindlicher Heere.
Diesem Felde strebten auch seit dem 21. Juni 1866 die Heere der Preußen und Desterreicher au. Diese marschierten aus der großen Lagerfestuna Olmüß über Trübau an die obere Elbe, um über diese und an die Iser zu gelangen, wo Benedek sich mit seinem vorgeschobenen 1. Corps und den Sachsen vereinigen und die viereinhalb Corps der breuktschen I. und Eib- Armee schlagen wollte. Die Preußen marschierten, was Benedek und sein Operationschef Krismanić in seiner ganzen Tragweite nicht verstanden. aus zwei Fronten an: die schwache Elbarmee hatte Böhmen im Rumburger Zipfel betreten und marschierte in Tuchfühlung mit der über FriedlandReichenberg vordringenden Armce des Prinzen Friedrich Karl , die 2. Armee aber, vier Corps unter dem preußischen Kronprinzen, sollte die schlesischen Bässe forcieren und über die obere Elbe dem Treffpunkt Jičín zustreben. So war durch die Marschdispositionen Moltkes und Krismaniés der Naum atvischen Josephstadt, Königgräb und Jičín als das Striegstheater umrissen, auf dem die Entscheidung über die Vorherrschaft in Deutschland fallen würde.
Entlang dieser Marschstraßen reihen sich, merkwürdig nahe unserem Empfinden nach siebzig inhaltsschweren Jahren, die dazwischen liegen, die Grabhügel, Steine, Kreuze, Denkmäler, die von den Kämpfen von 1866 fünden und von dem Leiden und bitteren Sterben tausender Soldaten.
Vor dem Nachoder Paß
Reiterdenkmal bei Vysokow( Gefecht am 27. Juni 1866)
Die feudalen Reiter- Regimenter, die bei Bysolow- mit auffallend geringen Verlusten im Vergleich zur Infanterie gefämpft haben. sind durch eines der schönsten Denkmäler geehrt
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worden, die sich auf der Gräberstraße vom Gebirge zur Elbe finden. Die Liste der Gefallenen weist hier hocharistokratische Namen auf, einen Grafen Zichy und andere mehr.
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Skalitz Angelpunkt der Weltgeschichte
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denkwürdigsten Angelpunkte der Geschichte. Hätte Benedet am 28. Juni hier mit seinen drei Corps das eine preußische angegriffen, so wäre der Feldzug anders ausgegangen und es steht dahin, welche Wendung die deutschen und europäischen Dinge genommen hätten. Mit Blindheit geschla= gen, hat der österreichische Oberkommandant diese Chance nicht gesehen und mit dem Gefecht von Stalit im Grunde den Krieg verspielt. Die Linden von Hořiněves
Von Skalitz bis zur Elbe reißt die Gräberfette nicht mehr ab: Schweinschädel ,
Die berühmten Linden von Hořiněves mit dem Denkr..al
Sebuč, Königinhof, überall haben fleine Gefechte stattgefunden, als die Oesterreicher sich in die Stellung von Dubenec zurückzogen, in der sie den Angriff der preußischen 2. Armee erwar teten, die nun zur Gänze aus dem Gebirge ausgetreten war und sich auf Gradlitz und Königinhof zu konzentrierte. Aber die Preußen griffen das Plateau von Dubenec nicht an und von Westen brachten die flüchtenden österreichischen Truppen vom I. A. C., die sich am 29. Juni bei Jičin unglücklich gegen die Preußen geschlagen hatten, die Gewißheit, daß Moltkes Zange zu wirken begann. So ging Benedek mit der ganzen Armee auf Königgräß. Er wollte auch noch weiter zurück, vielleicht bis Olmüß. Da veranlaßten ihn am 2. Juli verschiedene Momente, vor allem die Ertvägung, daß er fernen Train nicht mehr über die Elbe bringen werde und es zum Abmarsch zu spät sei, die Schlacht zwischen Bystriß und Elbe , auf den Höhen von Chlum, Lipa und Probluz' anzunehmen.
Diese Stellung, mit der Front gegen die Anmarschstraße von Hořčic, hat rechts eine na= türliche Flankendeckung in dem Höhenzug, der von Hořiněves zur Elbe verläuft und an dessen Fuß der Trotinabach zwischen versumpften Ufern dahinfließt. Auf der Anhöhe oberhalb Hořiněves, erhebt sich eine Gruppe mächtiger Linden, zwis schen denen heute ein Denkmal des 57. Regimentes mit deutsch - tschechisch- polnischer Inschrift steht. Das Denkmal kam her, als die Linden schon weltberühmt geworden waren. Die mächtigen Bäume ſtanden schon 1866 und ie waren der Direktionspunkt für die Armee hof aufvrach, um den tödlichen Stoß in Bene des Kronprinzen, die frühmorgens von Königin= defs Flanfe zu führen. Viele Stunden weit sichtbar, waren die Linden für die preußische Garde der Wegweiser in die Schlacht, für viele, auch Generalleutnant i II et, der Wegweiser in für den Kommandanten der 1. Garde- Division,
Die Straße, die wir jetzt von Vysokow nach Stalitz benüßen, sind am 28. Juni 1866 die Preußen des Corps Steinmez auch marschiert. Vorsichtig tasteten sie gegen Staliz vor. Die Aupa- Höhen, eine gefährliche Position, weil hinter ihnen das Ufer steil abfällt und der Fluß der Truppe den Rückzug verlegt, hatte das VIII. Corps der Desterreicher beseßt. Jenseits der Aupa: aber in erreichbarer Nähe, hatte Benedet zwei weitere Corps, dazu Kavallerie und eine einzelne Brigade stehen. Als die Preußen vom Plateau herabstiegen und ihre Plänkler gegen Staliß vorfühlten, war Benedet eben selbst auf dem Felde eingetroffen. Leutselig und generös, wie er war oder sich mindestens gab, sprach er mit den Als in den Mittagsstunden des 3. Juli, Kanonieren und beschenkte sie, wenn ihre Schüsse während die preußische 1. Armee im Holawald gut saßen. Dann befahl er den Rückzug und fuhr und in der Bystriß- Niederung festlag, niederselbst nach Josephstadt. Batterien auf der Anhöhe von Lipa, die Garde gehämmert von dem Fener der österreichischen bei Hořiněves anlangte, fand sie keinen nen
Hinter seinem Rücken brach das Verhängnis über das VIII. Corps herein. Zwei seiner Brigaden stürzten sich auf die nahenden Preußen und in dem Eichenwald links der Bahnstrecke tam es zu einem furchtbaren Gemezel. Die Brigade Fragner gerät im Walde, den sie zunächst stürmend durchmißt, ins Kreuzfeuer der Hinterlader und erleidet ein entsetzliches Debacle. Fragner selbst, ein Mann von 57 Jahren, fällt( man wollte freilich auch wissen, seine verzweifelten Soldaten hätten ihn niedergemacht). Nicht viel besser ergeht es der Brigade Kreyssern, die längs der Bahn stürmt. Auch sie bricht im Schnellfeuer zusammen und am Bahndamm häufen sich die Toten und Verwundeten des Czaslauer HausNr. 32 zu Bergen.
Steht man auf der Höhe von Vysokow, so gewinnt man einen Ueberblick über die Szenerie des einen der bedeutsamen Gefechte, die am 27. Juni 1866 vor den Pässen stattgefunden haben. An diesem Tage hatte das X. österrei chische Armee- Corps des Feldmarschalleutnants Gablenz die Ostpreußen des Generals Bonin bei Trautenau geschlagen und über das Gebirge zu auch hier auf dem Wenzelsberg und drüben im regimentes Nr. 21 und der Magharen von rückgeworfen( Vergl. unser Blatt vom 28. Juni). Walde im Massengrab Wäre das Gefecht bei Nachod ebenso ausgegangen,
..Verscharrt im Sand, aur ewigen Ruh"
so hätte Benedet seinen Marsch an die Iser ruhig und fern in Galizien , woher sich die Regimenter fortſeßen können. Aber hier, auf den Höhen von rekrutierten, die den Wenzelsberg gestürmt haben, Vysokow und Wenzelsberg, die sich wie ein breiter stand vor hundert Müttern die bange Frage Riegel vor den Ausgang des Nachoder Gebirgsdefilées legen, kam es anders. Von der plateau,, Wer weiß wo?"
Zwischen dem Blutwald und dem Aupa
Ufer, das die Flüchtigen dann in paniſcher Angst hinabstürzen, liegt der kleine Soldatenfriedhof,
wo Fragner und die Seinen, aber auch zahlreiche Preußen bestattet sind. Wieder das bunte Namensgewirr, der farbige Teppich. der alten artig abgedachten Höhe von Vysokow. sieht man Drei österreichische Brigaden wurden gegen Armee von elf Nationalitäten: Alfred Marchese östlich die Türme des Nachoder Schlosses und jen- die wenigen Bataillone Löwenfelds eingesetzt, die Gravilli di Pietro Petosa, ein Leutnant von den feits des Mettau- Tales die Mündung der Ge- am Vormittage des 27. Juni die Höhe hielten. 32ern, liegt neben einem Major Schnaidtinger birgsstraße, die sich zwischen hohen, waldigen, für Als sie unter aewaltigen Opfern endlich den Wen- und einem Oberstleutnant Pollowina. Geschüß, massierte Kolonnen und Train unzu- zelsberg genommen hatten, gingen die Preußen, Am Bahndamm sind im Feuer der österrei gänglichen Bergen durchwindet. Standen am noch immer feuernd, gegen die Lisière des chischen Granaten auch viele Preußen gefallen, frühen 27. Juni hier die gezogenen Batterien der Brantawaldes zurück, der den Kamm des Pla- unter ihnen ein Oberstleutnant Wenchstern. Auch Desterreicher, so mochte General Steinmez zuteaus fäumt. Als die Oesterreicher auch diese hier gibt es ungenannte und unbekannte Solsehen, wie er mit seinen Preußen aus dem Paß Linie im Frontalſturm nehmen wollten, holten sie daten: Herausfam' Aber wenn Defterreich hier auch nicht sich im zweiten Teil des Gefechts- Ramming fvie jener Franzose von ihm gesagt hat ,, toujours hatte schon seinen Sieg an Benedek gemeldet en retard d'une année, d'une armée, d'une blutige Köpfe und eine schwere Niederlage. Wähidée"( immer um ein Jahr, eine Armee und eine rend am Brankawald die Feuerdisziplin der Idee zu spät) kam, so doch um fene entscheidende Preußen und die Feuergeschwindigkeit des Hin Stunde, während der die preußische Avantgarde terladers gegen die Stoßtaktit der österreichischen unter Generalmajor Löwenfeld diese beherrs Kolonnen die Entscheidung brachte, tummelten ſchende Höhe vor dem Paß beseßen konnte. Von sich auf der Hochfläche von Vysokow an 2000 Benzelsberg aus, das am südlichen Ende des Reiter, österreichische Kürassiere und preußische Hochplateaus liegt und dessen Kirchlein, Glocken- Dragoner in einem bunten Getümmel, wie sie der
Zde odpočívají
4 vojínové
3 c. k. a 1 prus
Achnliche Inschriften auf rohem Stein über verfallenden Hügeln begegnet man nun zwischen Stalitz und Königgräb immer wieder.
Das blutgetränkte schmale Feld zwischen dem Eichenwald und dem Städtchen Stalis, am Ausgang des lieblichen Tales von Ratibořic, der Heimat der Božena Němcová gelegen, ist einer der
den Tod.
Fzm. Ludwig Ritter von Benedek
nenswerten Widerstand. Benedek hatte 23 versäumt, seinen rechten Flügel auf dem vorderen Höhenkranz an der Trotina aufzustellen. Weiter rückwärts postiert, hatten das.II. und das IV Corps der Desterreicher sich in den Kampf um den Svibwald gestürzt, das ausgedehnte Gehölz. das sich zwischen Máslojed und Čistèves etwa anderthalb Kilometer lang und 600 bis 800 Meter tief ausdehnt. Noch jekt wirkt der Wald, obschon sein Laubgehölz keine Spuren der Granateinschläge von anno 66 mehr zeigt, ähnlich wie der Eichenforst von Skaliß- Dubno gespenstisch wie ein Geisterwald. Mit den vielen Totenmalen