Sette 6

Nr. 162

Dienstag, 14. Juli 1086

ffiwr jevtuag

Szene Im Durchhaus * In einem Durchhaus der Mtstadt sitzen zwei Männer. Der eine mit gebräunter Glatze spielt Gitarre, der andere hat ein Brett vor sich, auf dem Weingläser mit Wasser darin befestigt sind. Mit ««gefeuchteten Fingern die Ränder bestreichend, bringt er die abgestimmtcn Gläser zum Tönen. ES ist dasInstrument", das die Varictö-Artisten ein« geführt haben. Der Mann spielt es gewandt, zwei« händig und zweistimmig. Die Gitarre gibt die warmen Grundalkorde und die Gläser singen die Me­lodie; an Flötentöne, an Spieluhrklänge und glä­serne Glocken erinnert eS zugleich. Die beiden Män­ner spiele» VolkSmelodicn, in denen verhaltene Fröhlichkeit tänzelt, aber auch leise Traurigkeit klingt darin mit, die ahnungsvolle Schwermut slawischer Lieder. Vielleicht liegt eS am Klang der Gläser, der den Melodien eine zarte einfache Grazie, einen Spielnhrcnklang aus verschollenen Tagen verleiht. Vielleicht liegt es auch am Anblick der Männer, der die heiteren Lieder dämpft; man könnte sich diese

SamStag und Sonntag wurden in Jägern- d o r f die Aruk-BundeSmeisterschasten im Radball auSgetcagcn. Das Fest war grast angelegt und lieh einen guten Erfolg erwarten. Leider hatte die Ver­anstaltung am Sonntag unter andauerndem Land­regen zu leiden und konnte daher mir der technische Teil zur Durchführung kommen. An der Austra­gung der Meisterschaften beteiligten sich Vereine aus dem ganzen Bundesgebiet. Bundes in ei st er imZweier-Rad- b a l I wurde Komotau , dessen Vertreter sich durch ein technisch vollendetes Spiel auszeichneten. Der Sieg im Dreier»Radball fiel verdient an Sodau-Lessau. SamStag nachmittags traten bei schönstem Wetter die Vereine des 7. Kreiser zur Austragung der Kreismeisterschaft im Zweier-Radball und um die F e st m e i st e r s ch a f t im Dreier-Rad­ball und Zweicr-Radpolo an, bei denen Neu- Ti t s ch e i n als Sieger hervorging. Im Arbeiterheimgarten sammelten sich während­dem Männer und Frauen aus dem ganzen Kreis- gcbiet, von wo unter Vorantritt einer Hundertschaft RW sich ein stattlicher Zug zum Friedhof zur Ent­hüllung des Gedenksteines für den verstorbenen Füh­rer der schlesischen Arbeiterschaft in Bewegung setzte. Abend fand.im vollen Arbeiterheimsaal ein Fest­abend mit reichhaltigem Programm statt. Der Abend brachte auch eine Ehrung für drei Aruk-Männcr, deren verdienstvolles Wirken durch 40 Jahre der Ver­treter des Bundes, W. R. Haufe ans Turn-Teplih, würdigte. Es sind dies Heinrich Kuhn , Franz Kurz und Theodor Schmidt aus Jägerndorf . Dec Sonntag zeigte sich sehr unfreundlich. Vor­mittags fetzte ein Dauerregen ein, der die Benützung des Sportplatzes unmöglich machte. Um 8 Uhr mor­gens zogen RW, die ihre Leute zu einem Kreisappell zusammengcrufen hatte, die SJ und der Arnk durch die Stadt, um für ihre Sache zu werben. Der Zug batte eine ansehnliche Stärke und verfehlte seinen Eindruck auf die Oesfentlichkeit nicht. TaS schlechte Wetter zwang die Veranstalter, das Programm auf die Austragung der BundeSmei« sterschaftcn zu beschränken. Die vorgesehenen Uebun- gcn der RW, das Radturnen der Rasta, das Garten­konzert und das Sechscr-Rasenradballspicl Schlesien gegen Nordböhmen mustten abgesagt werden.

Männer, den alten Kahlkopf und den anderen mit dem grünen, vom Wetter verblichenen Hut in einem Ausschank sitzend denken, bei Brot und Bier nach ge­taner Arbeit. Aber es hat niemand Arbeit für sie und darum musizieren sie im Durchhaus. Ein Halbkreis von Zuhörern umgibt sie. Kom­mende bleiben stehen, andere werfen im Weltergehen eine Münze in den Hut, den der Alte vor sich hinge- stellt hat. Und andere kommen; immerfort wechselt der Kreis, aber fast ein jeder verweilt. ES gibt viele Straßenmusikanten, die mit ihren Liedern um eine Gabe heischen, doch der singende Klang der Gläser ist so eigenartig bezwingend, daß auch Eilige stehen bleiben; Und wenn man weitergeht, klingt aut dem Durchhaus das schwingende Klingen der Gläser nach, fein wie Musik au» einem Märchenfpiel, in dem gute Geister alle» zum Besten wenden. Weil aber eben die guten Geister imLeben nie erscheinen wollen, müs­sen die Männer im Durchhaus ihren Bettelhut hin­stellen, und das ist eS wohl, was ihre einfache Mufik mit so unbeschreiblicher Traurigkeit durchllingt.

Am Vormittag zeigte der BundeSmcister Geiß­ler(Turn-Teplitz) Proben vollendeter Radakroba« tik. Stürmischer Beifall belohnte diese Vorführung und ebenso jene der Neu-Titscheiner und vor allem der Warnrdorfer Aruk-Leute, die einen steirischen und einen Kunstreigen fuhren. Nachmit­tags begannen im dichtgefüllten Saale bei den Klän­gen der Stadtkapelle die Kämpfe um die Bundesmei- sterschaften im Zweier- und Dreier-Radball. Die Arbeiter-Radfahrer Schlesiens, die zum erftenmale Gelegenheit hatten, dar Können der besten Bundes­gruppen zu bewundern, sparten nicht mit reichem Bei­fall und das Gesehene wird ein Ansporn für sie sein, ihre technische Arbeit zu vervollkommnen. Ein kurzer Appell, bei dem der BnndeSvertreter den Dank an die Gastgeber verdolmetschte, beendete die BundeSmei« sterschaftcn. Die Ergebnisse der BundcSmeisterschaften Zweier-Radball: Komotau gegen Tür« nütz 12:2, Maierhöfen gegen Neu-Tifschein 2:8, Ko­ motau gegen Maierhöfen 12:8, Türmitz gegen Neu» Titschein 6:8, Maierhöfen gegen Türmitz 8:6, Ko­ motau gegen Neu-Titschcin 9:5. BundeSmei« st er: Komotau vor Türmitz, Neu-Titschein und Maierhöfen ..- Dreier-Radball: Kammern gegen Warnsdorf 2:8, Sodau-Lessau gegen Neu-Titschein 1:0, Kammern gegen Sodau-Lessau 1:2, Warnsdorf gegen Neu-Titschein 1:0, Warnsdorf gegen Sodau- Lessau 1:8, Kammern gegen Neu-Titschein 8:0. Bundesmeister: Sodau-Lessau vor Warnsdorf, Kammern und Neu-Titschein. Kreismeisterschast de» 7. Kreise» Zweier-Radball: Klein-Mohrau gegen Neu-Titschein 0:8, Jägerndorf gegen Böhmischdorf 7:0, Neu-Titschein gegen Jägerndorf 8:0, Klein- Mohrau gegen Böhmischdorf 2:6, Neu-Titschein geg. Böhmischdorf 9:0, Jägerndorf gegen Klein-Mohrau 6:8. KreiSmeisier: Neu-Titschein Vor Jägerndorf , Böhmischdorf und Klein-Mohrau. Am die Festmeisterschastr Dreier-Rad­ball: Neu-Titschein gegen KreiSteäm 8:2. Zweier-Radpolo: Neu-Titschein gegen Weist- lirchcn 6:4.

Die Spiele um den Mitropacup sind nun bis zur Borschlustrunde gediehen. Man sagt, dast eS nun die besten Mannschaften wären, die um die Trophäe kämpfen. ES mag schon stimmen, wa» aber in dieser Saison nicht, stimmt, da» ist der finanzielle.Erfolg. Die Zuschauer haben also schon herauSgefunden, wa» diese Konkurrenz zu bedeuten hat und ihre Zähl hat sich gegenüber dem Vorjahr stark vermindert. Man sieht eS in Prag , noch deut­licher in Wien ; wo sogar Doppelveranstaltungen da» von der Gemeinde de» roten Wien erbaute Sta­dion nicht zu süllen vermochten. Gering war im Durchschnitt das Interesse in Budapest und in Ita­ lien ist eS auch nicht ander». Die Macher glauben, dast es nun wieder an der Zeit wäre, diese Konkur­renz an Teilnehmern zu verringern einmal er­hoffen sie davon, daß derschlechte Ruf" verschwin­det und andererseits bessere Einnahmen zu erzielen wären. Dieserschlechte Ruf" hat bekanntlich heuer wieder neue Nahrung erhalten. In Wien lam e» z. B., wie erst ietzt eingestanden wird, bei Spielen mit den italienischen Klub» zu feindseligen Handlun­gen der Zuschmier gegenüber denGästen". Ein untrügliche» Zeichen, wie die österreichische Vcvölke- rung die italienische Politik der Schuschnigg-Regie­rungbestätigt". Und derzeit hegt man Befürchtun­gen, dast die.zugespitzte" Situation in den Schluß­runden sich verstärken wird. In einigen tschechischen Sportblättern werden wieder dem Wiener Fußball­diplomaten Hugo Meist, welcher gleichzeitig auch Sekretär diese» Cup» ist, Borwürfe gemacht, welche teil» auf sporttechnischem, teil» auch auch politischem Gebiet« liegen. Ueberall herrscht in den Kreisen der Beteiligten arge Mißstimmung, jeder verdächtigt den anderen einer unsauberen Handlung, aber niemand bat den Mut, offen zu erklären, daß a l I e ein Groß­teil Schuld daran tragen und daß der sportliche Ge­danke«den durch die bewußte Hervorhebung des Geschäftsprinzip» erschlagen wurde. Die Kämpfe der zweiten Runde waren mehr oder weniger fair. Di« Zuschauer lärmten aber lvic besessen, als wer weiß was auf dem Spiele stände. Man nennt so wa» Begeisterung; na ja, der Ge­schmack ist eben verschieden... Sparta hatte in R o m gegen den AS zu spielen und erzielte«in Unentschieden von 1:1(1:1), so daß die Prager um eine Runde weiter kommen. SK P r o ß n i tz ver­lor mich da» Rückspiel gegen UI p e st, und zwar mit 0:2(0:2). Vienna unterlag in Mailand der

Eva Gerotzt die neue Entdeckung de» heimischen Film».

Ambrosianamit 1:4(1:1). Am Montagtrug in Prag die S la via ihr Rückspiel mit Austria au» und. gewann bloß 1:0(0:0), so daß di« Wiener in der Konkurrenz verbleiben.

Sonstige Fußballergebniffe. Komata U:.DFK gegen Sportbrüder Eger 8:0(1:0). Dux: DFV-Nordwestgau gegen CsSF-Mau 2:2(0:1). Schrecken st ein: Sparta Karlsbad gegen Sport­brüder 7:8(8:8)/ Belgrad : Jugoslawien B gegen Bulgarien 8:1(1:0). Istanbul: Ju­ goslawien gegen Türkei 8:8(2:2). Königs« Hütte: Wacker Wien gegen polnische Auswahl­mannschaft 1:ss(1:2). Karlskoga(Schwe­ den ): Bohemian» Prag gegen Jdrottsklub 6:2(8:2). Der Studentcn-Leichtathletikkampf Tschechosto- wakriUngarn, welcher in Budapest stattfand, endete mit dem Siege der ungarischen Studenten von 105:44 Punkten. Die Meisterschaften de» Deutschen Schwimm- verbände» der Tfchechostowakel wurden in Troppau ausgctragcn und endeten in der Gesamtwertung mit dem Siege Hella» Bodenbach . Ueber 4X100 Meier Brust der Männer stellte die Hellas-Staffel mit 6:88.2 Min. einen neuen tschechoslowakischen Rekord auf. Frauen-Weltrekord im Disk«». Die Münchnerin Mauermatzer verbesserte im Diskuswerfen den von ihr gehaltenen Weltrekord auf 48.81 Meter. Wie gute Zeitengemacht" werden. In Böhm.» Brod fand«In sogenannter olhmpischer Ausschei- dungSkampf über 8000 Meter Hindernislaufen statt. Auf der weichen Laufstrecke benötigte der Sieger 9:04.6 Min. Nun das ist immerhin interessant wird festgestellt, daß die Strecke um 60 Meter zu kurz war und die Zeitnehmer sollen sich außerdem sehrverschaut" haben, da keiner der Siegergruppe jemals die gleiche Strecke ohne Hindernisse besser absolviert habe...

Filme In Prager Lichtspielhäusern Adria:Das letzte Hindernis". Jugendliche zu­gänglich. Alfa:Das Lied der Liebe". Kicpura. A. Avion:Jänoöik". Palt Bielik. T. Ftnixr Wie Frauen lieben". Sidneh. A. Flora:Ka­tharina, die Letzte". F. Gall. D.; Gaumont:Das Geheimnis im Äachtexpreß". A. Hollywood :Back Street"(Seitengasse). A. Hvizda:Die Adler der Lüfte". Juliö:Eine Nacht im Grandhotel". D. Kinema, B.-Th.: Journale, Grotesken, Re­portagen. Koruna, Aktualitäten-Thcater: Jour­nale, Grotesken. Lucerna:Wie Frauen lieben". A. Metro;Drei Männer Im Schnee". A. Passas«:MarvSa". T. Praha :Sturm über dem Gran Chaco ". A. Alma:Die selige Exzel­lenz". Beseda:Schön ist die Liebe". D.. Carlton:Spionagebüro Nr. 2." A. Illusion: Leichtsinnige Jugend". F. Lid» II:Die Fe­stung der Verfluchten". Ännabclla. A. Louvre: LiebeSerwachen." Mairska:Leichtsinnige Ju­gend". F. Olympic:Solang du eine Mutter hast." Roxtz;Variete." Annabell«, S. AlberS, D. U Vcjvodü:Schatten in der Tür." A.

Kakteen mitÄa«ve»d«»a" begossen, werden zauberhaft schön. Senden Sie un» XL 5.60 in Brief­marken, wir liefem Ihnen dafür den guten Blumenzauberdung, den besten Dunggust für Ihre Blumen. Sie werden staunen, wie herrlich dann Ihre Blumen gedeihen. VerwaltungFrauenwelt", Prag XII., Fochova if. 62, und durch all« Kolpor­teure erhältlich.

Spwt G Spul Körperpflege Die ArnK-Dundcsmctetcrschaitcn im Radball

Hachklänge zumAtus-Fest Nun ist der Jubel der Komotauer Festtage ver­klungen. Die herrlichen Menschen, die unter größten Opfern nach Komotau gekommen waren, find längst in ihre Ortschaften zurückgckehrt, stehen in den Be­trieben, fahren in düstere Bergwerke ein, gehen zu den Stempelstellen, sind eingespannt in den ewigen Trott des Alltages, schaffen und wirken wieder wie vordem. Doch in freien Augenblicken schweifen die Gedanken zurück, stehen vor dem geistigen Auge noch einmal die herrlichen Tage des dritten Bundesturn­festes. Blutrote Fahnen wehten durch die Straßen der alten Stadt. Goldene Sommersonne umrahmte ihre Glut mit gleißendem'Gold, hüllte die geschmeidigen Körper unserer stolzen und tapferen Jugend ein, senkte sich in die Herzen derer, denen das Leben so wenig Freude und Glück bietet. Der Schritt der Mässe» klang durch die von Menschen dichtbesetzten Straßen. Da und dort flammte Begeisterung empor, Heller Jubel klang auf und Freiheit, Freiheit hallt« c3 aus den Reihen' der sehnigen Sportler. Trotzig geballte Fäuste hoben sich aus den Zuschauermassen empor und wie hundert- und tausendfältiges Echo klang es zurück: Freiheit I Ueber dem weiten Stadion, das durch den Fleiß der Komotauer Arbeiterschaft, die sich selbstlos und freiwillig In den Dienst der Sache stellte, entstanden war, wehten unzählige Fahnen in den Staats- und Stadtfarben, doch alle anderen überragend grüßte vom.Ostfeld des Niesenplatzes«In mächtiges rotes Banner, aufgezogen während der unvergeßlichen Abendfeier von zukunftsgläubiger, kampf- und ein­satzbereiter Jugend. Das war Symbol der Idee, EhrenMah des Festes. Weithin leuchtete die rote Glut dieser Flagge, al» in der Abendefcier die Licht­kegeln der Scheinwerfer sie umfluteten.

Ganz Komotau war beherrscht von diesem i Feste. Wohin man auch kam,«S tauchten Turner in ihrer grauen Tracht, Jugendliche in ihren Blau­hemden, Ordner oder andere Festgäste auf. Und Überall herzliche Begrüßung, da. und dort frohes Wiedererkennen, Besiegelung alter Freundschaften und fester Händedruck. Alle gehörten ja zusammen, sie waren eine große Familie, beseelt von der glei­chen Ucberzeugung, getragen vom gleichen Willen und erfüllt von der gleichen Glut. Alle Dialekte unserer Sudetenheimat waren vertreten. Schlesien und Mähr«, Egerländer und Niederländer, Nordböhmen und Bohmerwäldler; und sogar aus der Slowakei waren deutsche Genossen gekommen. In herzlicher Gemeinschaft wirkten alle zusammen, solidarisch, kameradschaftlich und lieb. Da gab es keine gebietsmäßigen und keine stander­mäßigen"Unterschiede. Ein Genosse galt soviel wie der andere. Die Kundgebung auf dem Marktplatz war der Gipfelpunkt des Festes. Bielen alten Genossen standen die Tränen in den Augen, als die disziplinierten Turner« und Turnerinnenabteilungen einmarschier­ten. Ueberwältigt und mitgerlssen war di« auf dem Marktplatz zusammengeballte Masse,, al» die vielen Verein»- und Sturmfahnen über den. geschichtlichen Platz der Stadt Komotau getragen wurden. Wer kann dies«s Bild beschreiben? Wer ist imstande au»- zudrücken, was die Menschen bei diesem Augenblick beseelte? Aufgewühft und erschüttert ließen sie dieses grandiose und erhebende Schauspiel auf sich wirken und kein Mensch bemühte sich, seine liefe Rührung und Bewegtheit zu unterdrücken. Am Wege standen Spießer. Man sah e» ihren finsteren Mienen an; daß ihnen die Wucht unsere» Aufmärsche» auf die Nerven gegangen ist. In ohn­mächtiger Wut mußten sie den Zug der schon tausends, mal totgesagten Sozialdemokratie an sich vorbei defi-

I lieren sehen. Es war oft auch. Bestürzung zu sehen. Die totgesagte Partei wird immer wieder neu ge­boren, bringt einen Kampfgeist und eine Lebendigkeit mit, die beispiellos dästeht. Wie ein. breiter Strom pulsierenden Leben» brandete der Menschenstrom durch die Straßen und viele, die noch wankend waren und nicht wußten, wohin sie gehören,, wurden mitge- riffen von der Welle der Begeisterung, die von dem Feste auSströmte. Kurzarbeiter und Arbeitslose wetteiferten mit­einander, die Gäste zu beherbergen. Sie haben oft die letzten Kronen dazu verwendet, ein gastliche» Hau- zu bieten.. E» waren auch viele bürgerliche Inwohner unserer Stadt, die in freundschaftlicher Weise beitrugen, die Gäste unterzubringen. So hat die alte Ritterstadt ihre Tradition gewahrt. Die vernünftig denkenden und fortschrittlichen Bürger sind mit ihren Sympathien auf."Seite der Atus- Leute gestanden. Auch tschechische Genossenwaren gekommen. Sie waren in einer deutschen Stadt. Da härt« man nicht» vom lauten Lärm, wie er beim Sokolfest aufklang. Kein Mtzpsch schrie:ES lebe da» tschechische Komo­ tau ." Auch sie hatte zwar die Begeisterung erfaßt, doch artete diese nicht in nationalistischen Uebereifer aus. Sie grüßten ihre deutschen. Klassengenossen in ihrer Muttersprache.und oftmals antworteten.ihnen die deutschen Arbeiter in der gleichen Sprache wie­der. Gerade da. erkannte man, wa» internationale Verbindung, sozialistische Erziehung und Solidarität vermag. An den beiden Festen, die stattsanden, sollte die Komotauer Bevölkerung doch, bald erkennen, daß mit der Schürung' chauvinistischer Leidenschaften keine Staatspolitik gemacht werden kann,. i Die Komotauer Bürger. haben> die. Arbeiter­turner nicht begrüßt. An ganz wenigen Häüsun. sah Wan Fahnenschmuck. Es waren zwar Deutsche , dte

da kamen, aber es waren Sozialisten. Dieser Umstand allein war für diese Herrschaften maßgebend. Die Gäste de» Atu» haben da» wohl vermerkt und sie erklärten diese Tatsache bei. allen ihren sonstigen Beschlüssen im Auge zu behalten; dir Kälte de» Empfanges durch das Bürgertum wurde aber wettgemacht, von der Herzlichkeit, mit der, die Arbeiterschaft ihre Gäste willkommen hieß. Wo so viel Menschen beisammen sind, hat die Polizei sehr schweren Dienst. Es wird sehr ost und sehr viel auf die städtische Polizei gescholten, doch muß man aussprechen, daß sie umsichttg und taktvoll amtierte und daß ihr die Festleitung zu Dank ver­pflichtet ist. Die städtischen Wachorgane waren ihrer schweren Aufgabe voll und ganz gewachsen. Bei der Schwierigkeit des Komotauer Verkehrs und bei der Ueherfüllung der Straßen ist'-auch nicht ein Ber- kehrsunfall passiert. Da» allein stellt der städtischen Sicherheitswache ein ehrende» Zeugnis aus. Die Komotauer Arbeiterschaft ist von Stolz über da» Gelingen des Atus-Feftes beseelt. Ihre Arbeit war nicht vergeblich, die Opfer haben sich ge­lohnt. Eine Entschädigung für alle Mühe war der Augenblick, da der mächsige Festzug durch die Stra­ßen ging, da.die roten Freiheitsfahnen Wer'"den Marktplatz getragen wurden, e» allen, die«».sehen wollten, kündend, daß überall aufrechte Menschen am Werke sind, kämpfend und ringend, den Jammer dieser Welt zu beenden,«ine neue und schösset« Welt­ordnung zu schaffen. Mit neuem Mut und gestählier Kraft gehen die Komotauer Funktionäre an ihre schwere OrganisationSarbeit. Treu und Unerschütter­lich werden sie der Partei und ihren Gliederungen die Treue halten und den" Gedanken de» Sozialis­mus vorwärt» tragen, bi» hum Ziel!.' F. K.

Bezugsbedingungen: Bet Zustellung in» Hau » oder bet Bezug durch di» Post monatlich XL 16., vierteljährig Xi 48.. halbjährig XL 96., ganzjährig XL 192.. Jnseratewerden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuflripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Di« Zeitungsfrankatur wurde von der Bost« und Tele» graphendirektwn mit Erlaß Nr. 18.800/VII/1980 bewilligt. Druckerei:.Krbi»". Drucks Verlag»« und Zeituugs-kl.-G. Prag .