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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62: TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

16. Jahrgang

Freitag, 24. Juli 1936

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 171

Dreierkonferenz beschließt Fünferkonferenz Ausgebrandelt?

Im Herbst in Brüssel  

London  . Unter dem Vorsi des Mini-, voller für die Hoffnungen auf eine solche Nege­sterpräsidenten Baldwin tagte in London   am lung sein, als die scheinbare oder tatsächliche Tei­Donnerstag vormittags und nachmittags die lung Europas   in gegnerische Blocks. Dreierkonferenz. Die diplomatisch sehr gut vor= bereitete Konferenz führte bereits am Abend zu einer völligen Einigung zwischen den Delegierten.

Ueber die Drei- Mächtebesprechung wurde folgende Verlantbarung veröffentlicht: Die Vertreter Frankreichs  , Belgiens   und Englands, die in London   am 23. Juli zusammen­getreten waren, find, indem sie sich der Ueberein­kommen vom 19. März, der Vorschläge des deut­schen Reichskanzlers vom 31. März und derjeni­gen der französischen   Regierung vom 8. April er innern, zu folgenden Schlußfolgerungen gelangt:

1. Das Hauptziel, auf das die Anstrengun gent aller europäischen   Völker gerichtet werden müssen, ist die Konsolidierung des Friedens durch cine allgemeine Regelung.

2. Eine solche Regelung kann nur erreicht werden durch die freie Zusammenarbeit aller be­troffenen Mächte und nichts würde verhängnis­

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der anderen

So sehr wir alle in diesen Tagen und Stuns

Fragen, die den europäischen   Frieden berühren, den fiebernd den Gang der welthistorischen Ereig notwendigerweise zur Erörterung kommen. Unter nisse auf dem spanischen Schauplatz des Krieges diesen Umständen würde es natürlich sein, zu er- zwischen Rechts und Links verfolgen, ziemt es une warten, daß das Gebiet der Aussprache erweitert doch, mit ein paar Worten des vorläufigen Endes wird, in der Weise, daß unter Mitarbeit jenes Feldzuges zu gedenken, der in den letzten intereffierten Wochen Herrn Konrad Henlein   und seine Par­wächte die Regelung derjenigen Fragen erleichtei im wahrsten Sinne des Wortes unsicher tert wird, deren Lösung wesentlich für den Frie- gemacht hat. Der Doktor Brand, um den da, in den Europas   ist. feinerlei Verhältnis zur Bedeutung seiner Person, ein ganzer Rattenschwanz von Rebellion, Ehren­gericht. Pressefehden. Sizungsstürmen, Aus­schlüssen und Austritten angewachsen war, hat sich mit gestrigem Tage entschlossen, aus dem politi­schen Leben auszuscheiden. Die letzte Schlacht in diesem Feldzug ist ohne den Herrn Brand selber geschlagen worden; fern in den Alpen   kam ihm das Bewußtsein und die Nachricht seiner völlig n Niederlage

3. Die drei Regierungen sind infolgedeffen der Ansicht, daß Schritte ergriffen werden soll­ten, um eine zusammenkunft der fünf Locarno   Mächte zu arrangic­ren, sobald eine solche Zusammenkunft passender­weise( convenieatly) abgehalten werden kann. Der britische, französische und belgische Bot­Die erste Aufgabe, die in Angriff genommen wer- schafter werden gemeinsam dieses Kommuniqué den sollte, würde nach ihrer Ansicht die Verhand- der italienischen und der deutschen   Regierung zur lung eines neuen Abkommens sein, Kenntnis bringen und gleichzeitig die Hoffnung das a n stelle des Rheinpaktes von aussprechen, daß die in dem Kommuniqué enthal Locarno   treten sollte, um durch die Mitarbeit tene Einladung angenommen werden und der aller Betroffenen die Lage zu lösen, die durch die Zeitpunkt des Zuſammentretens der Fünf­deutsche Initiative vom 7. März gefchaffen wor- Mächte- Beratung unverzüglich festgesetzt werden 4. Die drei Negierungen schlagen infolge- Bei den Vefprechungen wurde, wie Neuter

den ist.

dessen vor, daß sie mit der deutschen   und der ita­lienischen Regierung in Verbindung treten in der Absicht, ihre Beteiligung an der so vorgeschlage nen Zusammenlunft zu erhalten.

5. Wenn auf dieser Zusammenkunft ein Fort­schritt erzielt werden kann, werden andere

Weitere Fortschritte

der Regierungstruppen

den Regierungstruppen haben nach amtlichen Mel­Madrid. Die von Madrid   aus vorrücken­dungen im Laufe des Donnerstag die von Auf­ständischen besetzte Stadt Cordoba   erobert und haben auch in der nördlich von Madrid   gelegenen Sierra Gudarama die Aufständischen zu­rückgeschlagen. Die Regierungstruppen, die Mitt­woch bei Guadalajara   erfolgreich gekämpft haben, bemächtigten sich ferner der Stadt La granja und marschieren, dura) 11.000 Mann Miliz aus Madrid   verstärkt, gegen Segovia  . Bei Somo­sierra wurden die Aufständischen auf der ganzen Linie geschlagen; 20 Lastfraftwagen und über 400 Gefangene find den Regierungstruppen in die

Hände gefallen.

Im Norden sollen die Regierungstruppen in Bilbao   cinmarschiert sein. Mehrere Heeres­fäulen rücken konzentrisch gegen Albacete  vor, wo sich die Aufständischen verschanzt haben.

Der Finanzminister erklärte in einem In­terview, daß sich die Voltsfront- Miliz gut be­währe. Viele Angehörige der Miliz hätten in zwei Tagen an drei Schlachten teilgenommen. Der Minister erwähnte ferner die aktive Teil­nahme von Frauen an den Kämpfen auf seiten der Volksfront  - Miliz; viele hätten in den ersten Reihen gekämpft und die Männer ange­führt. Zwölf Frauen feien bereits unter den Ge­fallenen zu verzeichnen. Auch Ministerpräsident Giral   erklärte dem Havas- Korrespondenten, daß die Situation fich von Tag zu Tag bessere.

Minister Ramos erfuhr in einem mit Se= villa geführten Telephongespräch von einem Postangestellten, daß in Sevilla   der Genera l- streit ausgebrochen sei; schon seit zwei Tagen fei kein Brot erhältlich.

Wie die Agence Havas meldet, ist die Regie­rung von   Katalanien zur Stunde völlig Herrin der Lage. Im ganzen   katalanischen Ge­biete, in den Städten   Lerida und Deron, hätten sich die Rebellen unterworfen. In   Barcelona wird eine freiwillige Armee zusammengestellt, die in Saragoffa die Ordnung wiederherstellen

foll.

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Die fenfationellen Meldungen über die Zahl der bisherigen Opferman spricht von bis zu 20.000 Toten in ganz   Spanien, davon in Bar­  celona allein 8000 find mit größtem Vorbe­halt aufzunehmen. Das Fehlen objektiver Mel­dungen aus beiden Lagern begünstigt das Ent­stehen wildester Gerüchte.

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Die Kämpfe um   Toledo waren die bis­her schwersten des ganzen Feldzuges und haben

ten gekostet, da die Artillerie und die Flugwaffe eine fehr hohe Zahl von Toten und Verwunde voll eingesetzt wurden.

Die Kämpfe in den Pyrenäen

Der Vormarsch der Pyranäen- Truppen des aufständischen Generals Mo II a( dessen Tod sich nicht bestätigt hat), scheint seit Mittwoch zum Stillstand gekommen zu sein. Die feindlichen Gruppen stehen einander bei En dar l az a gegenüber, getrennt durch den Fluß Biadossoa, dessen Brückenübergänge von den Volksfront: Truppen gesprengt worden sind. Südlich von En­darlaza haben die   spanischen Grenztruppen sich zu den Truppen Mollas geschlagen. Nördlich von Endarlaza folgen die Truppen der Regierung.

Seit den frühen Morgenstunden ist in  Bayonne von der   spanischen Seite der Grenze her scharfes Artilleriefeuer zu hören. Man ist allge­mein der Ansicht, daß regierungstreue Truppen abteilungen, welche gemeinsam mit Freiwilligen der Volksfront von Bil ba o heranmarschieren, unweit von San   Sebastian mit der Armee des

Fliegerbomben

wird.

berichtet, der   französischen und der belgischen De legation ganz klar angedeutet, daß, che ein neues Locarno vereinbart werden wird,   Großbritannien alle Militärgarantien aufrechtzuer­halten beabsichtigt, die es gewährte, als Deutsch­  land den Locarnovertrag fündigte.

neuerung", int Wahrheit der Berjud einer erz­

Damit ist ein Kapitel ,, sudetendeutscher Er­reaktionären Wendung judetendeutscher Ideologie und völkischer Politik, abgeschlossen; denn mit Brand ist der Kameradschaftsbund enthauptet worden und zugleich die sudetendeutsche Version des Ständegedankens, nach der übrigens schon längst weder ein Hahn noch ein Henlein mehr frähte, begraben. Das ist als eine der mehreren politischen Tatsachen zu buchen, die das Ver­Generals Molla, die von   Pampeluna herankam, schivinden Doktor Brands von der judetendeutschen zusammengestoßen sind.

Wie der Aufstand vorbereitet wurde

Bei der Durchsuchung der Räume des Mari­neklubs in   Barcelona fand die Polizei tausend

bewahrt worden waren. Die Menge hat das Klub­Aufständiſchen vor Ausburd) des guftat ben den gebäude in Brand gesteckt. In den Wohnungen der verhafteten aufständischen Offiziere wurden Instruktionen für den Aufstand gefunden, welche das Siegel des Stabes von   Barcelona trugen.

Bildfläche zur Folge hat. Wohin Herr Doktor Brand verschwinden, ob und wie er weiterhin Spannung zu erzeugen gedenkt, ist zumindest für den Augenblick unwesentlich.

Weit wichtiger ist der Aspekt, den die Sude tendeutsche Partei und ihr Führer nun bieten, dr

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im   sudetendeutschen Denken gelöscht sein dieſer Brand ausgetreten iſt. Und da läßt ſich mit Aufstandes der eine Brand mag - der andere, der innere Brand wird weiter wüten. Denn die SdP hat, wie das unser Doktor Czech so anschaulich formulierte, den Brand im Leib c. Spät, zu spät hat sich der Führer" Der   Pariser, igaro" will zur Nieder- und der Kreis um ihn gezwungen gesehen, den werfung des Aufstandes in   Madrid aus gut un- Mann, auf den sich das Trommelfeuer der SdP­terrichteter Quelle wissen, daß das Militär der Rebellion konzentrierte, fallen zu lassen. Nur  Madrider   Garnison sich nicht offen den hoffnungslose Illusionisten im Sdp- Lager selber Aufständischen angeschlossen habe. Der vorgese- werden jeßt sich und den anderen einzureden ver­hene Plan sei gewesen, vor der Ankunft der suchen, daß mit der Entfernung des Doktor Brand Truppen des Generals Molla nichts zu unter die Lebensgefahr für die schwer erkrankte Sdp nehmen, sondern sich ruhig zu verhalten. Die beseitigt ist. Die Operation kam zu spät, der Regierung, die von diesem Plane unterrichtet Brand läßt sich nicht aus dem Leibe schneiden, der worden sei, habe aber alle   Madrider Kasernen ganze Körper ist von oben bis unten infiziert. von   sozialistischen und kommunistischen Milizen Bei der Lektüre des gestrigen SdP- Bulletins über um zingeln lassen und dann die Komman das politische Ausscheiden des Doktor Brand kam danten aufgefordert, die Truppen aus den Kas einem das grausame Scherzwort in Erinnerung: fernen heranzuführen, damit sie von den Mili­zen entwaffnet werden könnten. Auf die Operation gelungen, Patient gestorben... Weigerung der Offiziere hin seien dann die Ka fernen von den Milizen angegriffen und bom bardiert worden.

gegen britischen Zerstörer  

Gibraltar. Amtlich wird mitgeteilt, daß spanische Flugzeuge auf der Höhe von   Tarifa cine Reihe von Bomben über den   britischen Zerstörer Wild Swan" abgeworfen haben. Das bri­  tische Kriegsschiff wurde nicht getroffen, obwohl die Bomben in der unmittelbaren Nähe des Fahr zeuges explodierten. Der Zerstörer gab einige Warnungsschüsse ab und kehrte hierauf nach   Gibraltar zurück.

Britische Proteste

sem Falle wie in jedem: wir nähren keine falschen Selbstverständlich halten wir es auch in die­Illusionen; wir schwaben es weder uns noch den anderen auf, daß es für die SdP nun wirklich schon Matthäi am Letzten" sei. Wohl aber sind wir davon überzeugt, daß sie sich von dem Schlage, den sie mit einem ,, Wir schlagen zu!" begonnen hat, niemals mehr völlig erholen wird. Und was dem Herrn   Henlein anlangt, so besteht kein Zweifel, daß ihm die Art, wie er den Kampf füc Brand führte und auf allen Linien verlor, eine nicht wieder gutzumachende Blamage, daß sie ihr. protestierte bei General   Franco gegen die unver- durchaus so weit ist, daß man variierend fagen Der   britische Kontreadmiral von   Gibraltar endgültig um den Nimbus brachte. Ob's schon antwortliche Bombardierung von Schiffen in den könnte, wenn der Mantel fällt, muß der Herzog Gewäffern von   Gibraltar und fügte hinzu, daß( der Stammesherzog) nach, kann im Augenblick im Falle der Wiederholung solcher Bombarbie- wohl niemand noch mit Sicherheit sagen. Aber rungen Repreffalien ergriffen werden abgesehen von der völligen Niederlage, mit der würden. Ferner wurde von englischer Seite dieser Feldzug für Herrn Henlein endete, abge­energischer Protest gegen das Ueber sehen von der Tatsache, daß   Henlein im Falle warf ein Flugzeug der Aufständischen auf einen liegen der Festungszone von   Gibraltar durch Brand zum erstenmal seinen autoritären Führer­englischen Dampfer, den es im Verdacht hatte, daß panische Flieger eingelegt. General   Franco willen spielen lassen wollte und damit erhäumlich hatte am Mittwoch Flugzeuge mit dem Auftrage Schiffbruch litt, abgesehen selbst davon, daß das er Brennstoff für die   spanischen Kriegsschiffe an Bord habe, z wc i Bomben ab. Ein, in der entsandt, drei ſpaniſche Kriegsschiffe bei   Gibraltar Bertrauen zu   Henlein in Zehn-, wahrscheinlich in Neede von   Tanger ankernder englischer Kreuzer su bombardieren. Hunderttausenden schwer erschüttert ist antwortete mit drei Kanonenschüssen. abgesehen also in diesem engen Zusammenhang von dem allen ist, was den Herrn enlein an langt, festzustellen, daß ihm durch die Beseitigung des Doktor Brand die eine Hand, die rechte Hand amputiert wurde und daß er, nach allem, was man von dem geistigen und sonstigen Verhältnis zwis schen   Henlein und Brand weiß, sich nun noch hilf­loser fühlen wird, als er es jenseits des Recks und Barrens ohnehin war, seitdem er in der Politik

Bei der Einfahrt in die Neede von   Tanger

Aus   Tanger wird gemeldet, daß der inter­Der Militärattaché beim Gouverneur von nationale Kontrollausschuß vom General Fran­Gibraltar, Kapitän J. Ritley, hat sich an Bord co das Versprechen der Neutralität für die Tan­des in   Gibraltar vor Anker liegenden spanischen ger- Bone erhalten hat unter der Vorausseßung, Regierungsfreuzers Cervante 8" begeben daß sich auch die Regierungsflotte, die im Hafen und der Befahung mitgeteilt, daß im Falle neuer vor Anter liegt, ähnlich verhalten wird. Der Aus­Kämpfe in den englischen Gewässern oder über schuß hat die   Madrider Regierung ersucht, ihre dem englischen Gebiete die Artillerie der Festung Kriegsflotte aus   Tanger abzuberufen. Bisher ist  Gibraltar einschreiten werde. teine Antwort eingegangen.

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