Sosialdemokra

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

16. Jahrgang

Die Internationale

an die Sozialistische Partei Spaniens Die Sozialistische Arbeiter- Internationale hat an die Sozialistische Arbeiterpartei Spaniens folgendes Telegramm gerichtet:

Partido Socialista Obrero

20, Calle Carranza

Madrid

Die Arbeiter aller Länder verfolgen leiden­fchaftlich den heldenmütigen Kampf der spanischen  Arbeiterklasse, die zum zweitenmale die Republik  und die Freiheit ihres Volkes gegen den Ansturm des Faschismus und der Reaktion verteidigt.

Niemals ist der ganzen Welt klarer gezeigt worden, daß die sogenannten Schüßer der Ord nung, leidenschaftliche Gegner der Demokratie, fich gegen die gefehmäßige Regierung auflehnen, bie durch das allgemeine Stimmrecht und die Boltsmehrheit eingesetzt wurde, und daß sie vor leiner Grausamkeit zurückschrecken, wenn es sich barer Grafom et surteints out belan pfen, die mit den Rechten und dem Wohlbefinden der Massen verknüpft ist..

Der Fas this mu8 ist der Schrittmacher bes Bürgerkrieges und der Feind des Völkerfrie­dens. Man muß ihn niederschlagen, man muß ihn überall vernichten.

In diesem für Euer Land und für die Frei­heit in der Welt entscheidenden Kampfe sind wir

bom ganzen Herzen mit Euch. Stolz auf Gure

Dienstag, 28. Juli 1936

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 174

Die Rebellion im Ersticken? Hie Volk- hie Reaktion!

Die Meuterer überall in der Defensive gedrängt

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Die nach wie vor verwirrenden und zu eigenwilligen Interpretationen leicht tauglichen Nachrichten aus Spanien   lassen, wenn man sie auf ihre wahre Substanz zurückgeführt, doch erken­nen, daß sich die Waage auf die Seite der Volksbewegung neigt und daß die meuternde Generals­clique das Spiel verloren hat. Wenn nicht neue überraschende Ereignisse eintreten, also etwa aus dem weiteren faschistischen Hinterland der Emeuge, aus dem Dritten Reich und aus Italien  größere Nachschübe an Waffen, Geld und Munition einlangen- so wird die Revolte vermutlich an dem Mangel an Reserven, materiellen wie menschlichen, zugrundegehen, che sie noch in jeder einzelnen Provinz niedergekämpft ist.

Die Stärke der Regierung ist ja ile Mückhalt in den Volksmaffen, der ihr auch die dauernde Vergrößerung ihrer Strei.kräfte ermöglicht, während sich bei den Rebel­len anscheinend die Offiziersverluste fühlbar machen, die bei der Art ihrer Truppe ein Ausein= anderlaufen der Armee nach sich ziehen. Die Sierra de Guadarrama   scheint fest in der Hand der Regierung zu sein und General Mola ist sichtlich nicht mehr imstande, sie anzugreifen, muß sich vielmehr gegen die anmarfchierenden Kräfte der Regierung wehren, die auf Burgos  , den Sitz der Junta zielen. Auch gegen Saragossa   ist eine republikanische Offensive bemerkbar und die Seeverbindungen der Regierung beffern sich stündlich, seit die Flotte wieder eingreift und Cartagena   unter Feuer genommen hat.

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Die Häfen selbst scheinen zwischen Malaga   und Barcelona   fämtlich in den Händen der Regierung zu sein, so daß die besten Aussichten dafür bestchn, daß Madrid   nach der Reinigung einiger zwischen Hauptstadt und Küste ligenden Landstriche wieder eine reguläre Versorgung er­hält. In den Industriegebieten am Atlantischen Ozean Bilbao  , Santander, San Sebastian  - ist der Aufstand so gut wie erstickt. Die Ueberlegenheit der Flugwaffe der Regierung steigt anscheinend von Tag zu Tag. Die Flieger melden, daß auch in Spanisch­Marokko zahlreiche Brände zu sehen sind, ein Zeichen, daß im Rücken der aufständischen Süd­gruppe Unruhen ausgebrochen sind.

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Spanien   als Prüfstein der Geister

Je länger das Ringen des spanischen   Volkes mit der Meute der eidbrüchigen Generale dauert, desto leidenschaftlicheren Anteil nimmt die Welt an dem Kampfe, in dem es ja wirklich um mehr geht, als um eine innerpolitische Angelegenheit eines europäischen   Randstaates. Und Spanien   er weist sich als guter Prüfstein. Nur zu deutlich zeigt sich nun, wer es in Politik und Presse mit dem Volke, mit der Demokratie, mit der sozialen Idee, wer es mit Konterrevolution, Kapitalismus  und übelstem Feudalismus hält. Die Faschisten und Auch- Demokraten in allen Ländern weiden sich in einer hoffentlich verfrühten Vor­freude des Generals- Sieges und können die Stunde nicht erwarten, da die Standgerichte von den Pyrenäen   bis Gibraltar   ihre Arbeit begin= nen. Dabei ist es der Presse dieser Sorte, die sich im übrigen nur selbst schadet, wenn sie sich Siege der Reaktion vorlügt, anscheinend bereits gelun gen, ihren Lesern und Nachbetern ein völlig ver fälschtes Bild des Tatbestandes des spanischen   Bürgerkrieges zu geben. Liest man die hitlerdeutschen Blätter und ihre henleindeutschen Ableger, aber auch gewisse tschechische Rechts­blätter oder die französische   Rechtspresse, so müßte man glauben, in Spanien   handle es sich um die Niedertverfung einer tüdischen bolschewistischen Uebergang zur Offensive ber Regierung aufgeschoben worden iſt. Ferner Revolte durch eine verfaſſungstreue und die Ord­follen nach einer Meldung aus Barcelona   50 spa- nung schüßende Armee. Daß genau das Gegenteil Madrid  . Der amtliche Bericht der Regie- nifche. Regierungsflugzeuge in der katalonissen richtig ist, da eine, höchstens im Namen einer ver­rung vom Montag Vormittag belagt, daß die schwindenden Minderheit des Voltes sprechende Getm Vormarsch auf Clique von Generalen sich gegen die rechtmäßige übergegangen ist. Saragossa   wird Cordoba   ist in den Händen bewaffneter Regierung aufgelehnt hat, daß die eidbrüchigen von Soldaten und Miliz her Broving Statafanien Landwirtgruppen. Auch die Stellung der Aufſtän- Burschen ihr Vaterland und ihre Mitbürger mit belagert. Man erwartet, daß die Stadt fich bald bischen an der portugiesischen Grenze foll ver- Krieg überziehen, die Staatstaffen plündern, die ergibt. Von Barcelona   wurden Verstärkungen zweifelt sein. Die Städte Jaca   und Huesca   sind, Arsenale ausrauben, spanische Städte in Brand nach Saragossa   entsandt. Die katalanischen Flie- trotzdem sie von Negierungstruppen und Miliz schießen, spanische Bürger niedermeßeln und daß ger unterstützen unter dem Kommanda des Oberst- umzingelt sind und von diesen bombardiert, wer die Arbeiter Spaniens   sich zur Verteidigung der Leutnants Sandino   den Angriff der Regierungs  - den, immer noch in den Händen der Aufständi- Republik gegen die verbrecherische Soldateska der truppen. fdjen. Regierung zur Verfügung gestellt haben, das Die Regierung teilt mit, daß Santander, haben die reaktionären Blätter mindestens vor Gijon  , San Sebastian   und Bilbao   völlig in ihren Stammlesern in wenigen Tagen glücklich ihrer Hand find. Motril  , Chinchilla   und Villa- wegesfamotiert. Daß man sich an den Fingern robledo find von sozialistischer Miliz eingenom- abzählen kann, daß die Aufrührer im Solde aus­men worden. Wasserflugzeuge der Madrider   ländischer Mächte stehen, wird taktvoll übergan Regierung haben Palma Mallorda bombardiert. gen, aber daß der Moskauer   Sender es wagt, Die Eisenbahnverbindungen im Innern durchaus in Uebereinstimmung mit den Interessen Spaniens   find zum großen Teil wiederhergestellt, Spaniens   und seiner geseßmäßigen Regierung, doch sind die Grenzen überall immer noch ge- dem spanischen Volk Mut zuzusprechen und es fchloffen. zum Kampfe aufzufordern, das erregt gewisse Leute bis aufs Blut. Deutsche  , italienische und andere faschistische Zeitungen heßen chamlos gegen die Regierung des Lan­des, die ihre Gesandten in diesen Ländern hat, be­schimpfen da 3 demokratische Spanien  , weil es sich zur Wehr seht, aber zugleich wagen dieselben Organe es, jeden Att demokratischer Solidarität, ja jede Sympathie- Erklärung für die

Truppen

in Spanien   bald das Regime der Freiheit, fest Regierung in Nordspanien zur Offensivauptstadt eingetrterſtühen.

Opferwilligkeit für die ewig fiegreiche Sache der Befreiung der Menschheit grüßen wir bewegt die Gelben und die Opfer Cures Rampfes und hoffen, gegründet und Befreiung der Arbeiter bah­Für die Sozialistische Arbeiter- Internationale: Louis de Broudère, Präsident Friedrich Adler  , Sekretär.

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Brüffel. Für Dienstag sind nach Brüffel bie Bollzugsausschliffe der zweiten Arbeiter. Internationale und der Allgewerkschaftlichen In­ternationale auf telegraphischem Wege einberufen worden. Beide Internationalen werden getrennte Sigungen abhalten und hierauf in einer gemein­famen Sigung die laufenden Fragen und nament­lich auch die Situation in Spanien   behandeln.

Nach einer Meldung aus Barcelona   foll ber Stadtkommandant von Saragossa  , General Caba­nellas, in Verhandlungen mit der Regierung we­gen Uebergabe der Stadt stehen. Eine Bestätigung diefer Meldung will man auch darin sehen, daß die ftandrechtliche Erschießung des aufständischen Ge­nerals Goded  , die Sonntag stattfinden sollte, von

Mittelmeerpakte erloschen

Neue Konzession Edens an Italien  

2 on do n. Außenminister Anthony Eden  | session im September herangetreten werden. So fchilderte bei Eröffnung der außenpolitischen weit die britische   Regierung in Frage kommt, Aussprache im Unterhaus, die nach der deutschen   würde die Frage einer Uebertragung( Transfer) Nemilitarisierung des Rheinlandes von der eng- eines Mandatsgebietes unvermeidlich große lischen Regierung aufgewendeten Bemühungen Schwierigte i t.en hervorrufen, moralische, und verwies auf den britischen Frage- politische und rechtliche, von denen die Regierung bogen, von dem er erklärte, er fei nicht im offen fagen muß, daß sie nicht in der Lage war, Geiste einer allzugroßen Wißbegierde konzipier irgendeine Lösung für sie zu finden. Nirgendwo worden. Wenn dieser Fragebogen schnell und besteht zur Zeit der Wunsch, schwerwiegende Mei­konstruktiv beantwortet worden wäre, dann hätte nungsverschiedenheiten zwischen die Völker zu man viel Zeit erspart.

Schließlich erklärte Eben, es liege absolut nicht die Notwendigkeit vor, daß die Garant tien im Mittelmeer   weiter aufrecht erhalten werden.

Auf eine Zwischenfrage von Lloyd George  erklärte Eben, es sei nicht richtig, daß er Vor­stellungen bei der franzöfifchen Regierung wegen Waffenlieferungen an die spanische Regierung gemacht habe.

tragen.

Kein Desinteressement

Die Madrider   Regierung erklärt, daß die telephonischen und telegraphischen Verbindungen mit Alicante  , Valencia  , Barcelona  , Cartagena  und Murcia   infolge der Eroberung von Albacete  wieder hergestellt feien und daß in die­fen Provinzen die Nuhe wieder einkehre.

In vi e do wurde Oberst Aranda, der Kommandant der Aufständischen, aufgefordert, sich zu ergeben. Die Aufständischen sind von zwei

Abteilungen der Regierungstruppen und Arbei­termiliz umzingelt.

rechtmäßige spanische Regierung als ,, unzulässige Einmischung" hinzustellen.

Besonders deutlich hat sich die Trennung der Die Regierungsabteilungen sollen die Füh- Geister und in einem die Frechheit der rer des Aufstandes in Ma I as a, General   faschistischen Fournaille an der Bazot, den Kommandanten Delgado und den Beurteilung der angeblichen französische   n Kapitän Hernando verhaftet haben. Als sie an Waffenlieferungen gezeigt. Die fran­Bord des Dampfers Delfin" gebracht wurden, zösische Regierung hat diese Waffenlieferungen in durchbrach eine Volksmenge den Kordon und Abrede gestellt. Aber selbst wenn sie erfolgt wären, versuchte, die Verhafteten zu lynchen. Kapitän so wäre alles andere am Plaze, als die scheins am übrigen Europa   Hernando wurde getötet, General Pezzot ernst- heilige Aufregung jener Kreise, die den Waffen­lich verletzt. handel, Waffenschmuggel und das Waffenerzeu= Eden verteidigte dann noch einmal den Ent­Bei der Bombardierung der Stadt Megen im Großen betreiben, und zwar stets gegen schluß er Regierung zur Beendigung der Sank- l'illa entstanden mehrere Brände. Die spanische die legalen, gegen die vom Volte berufenen Regie­tionspolitik und erklärte, die Tatsache, daß Eng- Regierung gab bekannt, daß ihre Abteilungen die rungen, im Interesse putschistischer Minderheiten. land in einigen Teilen Europas   gewiffe Verpflich- Stadt Billa Nueva in der Provinz Bajaboz Warum sollte die französische   Regierung nicht die tungen habe, bebinge keinesweg 8, daß sich belagern. Cartagena   soll nach heftigem Ausfuhr von Waffen. nach Spanien   freigeben, die Regierung für den Rest des übrigen Europa   Im Hafen antern spanische Regierungsschiffe. Kampfe in die Hände der Regierung gefallen fein. wenn die rechtmäßige spanische Regierung diese Gebe es in Europa   überhaupt Waffen tauft? Die konterrevolutionäre Presse ist nicht interessiere. Gebe Wie Reuter aus Tanger   berichtet, ist durch natürlich anderer Meinung. Sie hat nichts daa einen Konflikt, der lokalisiert werden könne? Der das Bombardement der Stadt Ceuta   schwerer gegen einzuwenden, wenn der Brigant Franco Frieden in ganz Europa  , gehöre daher auch ganz Schaden in der Stadt angerichtet worden. italienische und deutsche   Waffen bezieht, aber sie Europa   an. Es sei jedoch die Frage, ob jedes Ein Augenzeuge berichtete dem Reuter- Kor- findet es empörend, wenn die legale Regierung respondenten, daß sich in Malaga   fürchterliche Giral im Ausland Waffen zu kaufen sucht. Dieser Die mit Spannung erwartete Erklärung der Land' in Europa   auch für jedes andere Schreckensszenen abgespielt hätten. Die gesamte Presse erscheint es ja auch als, bolſchewiſtiſcher Regierung über die Mandatsfrage bildete kämpfen würde. Wenn jede Nation in Europa   be- Hauptstraße von Malaga   sei niedergebrannt und Terror", wenn die Regierung rebellierende Offi hierauf den nächsten Bunkt der Ausführungen reit fei, dem Opfer, eines. Angriffes nicht nur zerstört worden. Mehr als 250 Gebäude liegen in ziere vor das Standgericht ſtellt, aber sie findet Ebens. Eben erklärte, die Regierung sei bereit, die wirtschaftlich, sondern auch militärisch zu Trümmern, mehrere hundert Personen feien ges es in Ordnung, daß die Rebellen sich zu Richtern Manbatsfrage auf einer etwaigen inte t'na­über ihre Mitbürger aufwerfen. tionalen Ronferenz unter den Aufpi- Silfe zu eilen, würde die Frage zu lösen sein. Die tötet und über tausend verwundet worden.. Amtlich wird gemeldet, daß bei den letzten zien des Bölkerbundes zu erörtern. An diefe Frage Schwierigkeit bestünde jedoch darin, daß dies nicht Kämpfen in Barcelona   310 Personen ums Leben tönnte sehr wohl auf der kommenden Bölkerbund- der Fall sei. gekommen sind.

Bezüglich der Völkerbundsreform erklärte Cben, teine detaillierte öffentliche Erklärung abgeben zu können.

Mandatsfrage aktuell?

Ats 1934 die spanischen   Arbeiter im Kampf gegen eine Regierung standen, die mit der Ver­fassung in gefährlicher Weise umsprang und

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