Mr. 176

Donnerstag, 30. Juli 1936

Sudetendeutscher Zeitspiegel

Der Protest

unterm Blumenstrauß

Unliebsame Ueberraschung für Henlein

,, Los von Henlein und seiner Klique!" fordert die SdP- Opposition

Aus Buch au wird uns geschrieben: Am Bor uns liegt Nr. 2 der von Friedrich Ko= Sonntag sprach hier auf der Durchreise nach batschek in Bodenbach herausgegebenen Wo­Graslih Konrad Henlein zu seinen Getreuen, die henschrift Die Opposition". Daß man auch diesmal wieder zu einer imposanten Mas- oder sonstige Bereicherung schöpfen fönnte, läßt aus dieser Zeitung Informationen, Belehrungen sentundgebung" aufgerufen worden waren. Be­vor er, auf das Rednerpodium gestiegen, das Wort sich wahrhaftig nicht sagen. Aber eines zeigt oder ergreifen konnte, trat ein kleines weißgekleidetes bestätigt sie: daß enlein bei Behntausenden Mädchen auf ihn zu, sprach ein Gedichtchen und unten durch ist und daß ihm durch die Oppo­überreichte dem Führer" einen sition in den eigenen Reihen eine Behandlung zu­teil wird, die jeder Beschreibung spottet und hier­

Blumenstrauß, an dem, wie sich nachher zeigte, zulande fast ohne Beispiel ist. ein Brief befestigt war,

den K. H. allerdings erst zur Kenntnis nahm, als er seine Rede vom Stapel gelassen hatte. Freilich trar er dann vom Inhalt dieses Schreibens nicht sehr erbaut, und er fuhr daher von Buchau weni ger frohgestimmt weg, als er dort angekommen war. Denn in dem Brief, der mit 250 Ünter­schriften versehen war, wurde nichts weniger und nicht mehr gefordert, als daß der Abgeord nete Kasper wieder in seine Aemter eingesett werde. Da es nicht gut anging, über die Angele­genheit den in solchen Fällen sonst gern verwen deten Mantel christlicher Nächstenliebe zu decken, sah sich tags darauf die gleichgeschaltete Karls­bader Tageszeitung" veranlaßt, zu erklären, daß ein Teil der auf dem Schriftstück befindlichen Un­terschriften in Untenntnis des ganzen Inhaltes des Briefes" gegeben worden sei. Viele Leute hät ten, so behauptet das Blatt Henleins, geglaubt, es handle sich um eine Ergebenheits­adresse an Henlein (!)... Die ,, Tageszei tung" ärgert sich und läßt einen Aufsatz los, in dem es u. a. heißt: Blumensträuße sind schön und sinnig, unsinnig aber bleibt es, einer erledig­ten Angelegenheit( Kasper!) und eines Amtes wegen, das nach dem, was war, höchstens neu ver­bient werden könnte, Uneinigkeit zu entfachen, wo Einigkeit dringender nottut als je in der Geschichte des Sudetendeutschtums.

Die deutschen Gemeinden um Mukačevo

2001 Ort wurde bondes.

Der

Wir zitieren für heute zwei Stellen aus die­sem rücksichtslosen Kampfblatt gegen Henlein . Rum Konflikt Henlein- Brand schreibt das Blatt:

Wenn man die komplizierten Ehrbegriffe der akademischen Kreise zugrunde nimmt, hat Henlein im selben Augenblick, als er sich mit Brand solida­risierte, sich mit unehrenhaften Handlungen des Dr. Brand identifiziert, auch moralisch gerichtet und fann er als unehrenhaft erklärt werden, was aller Wahrscheinlichkeit nach erfolgen wird.

Wenn

wir, die wir sehr schnell die Qualitäten bes Führers" Henlein durchschauten, nicht viel oder gar nichts von Henlein erwarteten,

so müssen wir immerhin als ehemalige Anhänger Henleins zugeben, daß wir ihm nicht zutrauten, die große sudetendeutsche Voltsbewegung in dieser unerhört blamablen Weise diffamiert zu fehen.

persönliche Machtstellung, anstatt an die Erfüllung der Aufgaben heranzugehen, die in der Abgabe des Stimmzettels von 1,250.000 deutschen Menschen gefordert wurden.

Wer noch den Glauben an Henlein bis zur Stunde bewahrt hat, der muß ihn verlieren, an­gesichts solcher Frivolität.

Seite 3

Professor Breinl gestorben Ein Opfer seiner Forschertätigkeit

Mittwoch abends ist in Prag im Alter von nur 49 Jahren der Professor der Hy= giene an der Deutschen Universität, Doktor Friedrich Brein, gestorben. Professor Breinl ist ein Opfer feiner mutigen und einfah­bereiten Forschertätigkeit geworden. Eine Infek tion, die er sich bei Forschungsarbeiten in seinem Institut vor etwa zwei Wochen zugezogen hat, führte zu einer schweren Vergiftung, der Breinl aller ärztlichen Kunst zum Trotz nun als ein wann in den besten Jahren und viel zu früh er­legen ist.

Mit Professor Breinl verliert das Sudeten deutschtum zweifellos einen seiner besten Männer. Als Forscher und Lehrer, aber vor allem auch als Mann in allen seinen Handlungen und in seiner Gesinnung war Breinl eine Zierdedernis Der muß nunmehr erkennen, daß die aufeinander- versität des geistigen Deutsch= folgenden versäumten Gelegenheiten, sei es auf tums in der Republik überhaupt. Sein Tätig parlamentarischem Gebiet, auf dem Rednerpodium, feitsfeld war nicht nur das Institut, das er erst oder auf der Straße, nicht Fehler waren, sondern

bewußte Volksbetrügereien.

Der muß erkennen, daß die Aufmärsche und Defi­lierungen vor dem Führer, Spaliere, chorische Schreie und Habt- Acht- Kommandos

betäubendes Gift einer politischen Gaukler­bande

sind. Der muß erkennen, daß die Parole heißen muß: Los von Henlein und seiner Klique! Und zum Schluß eines anderen Artikels der ..Opposition" heißt es:

Noch sind Leute, die vertrauen, aber wie lange noch?

An dich, Konrad Henlein , wird die Stunde herantreten, in welcher deine ehemaligen Wähler und Parteigenossen von dir Rechenschaft for­dern werden. Dann gibt es kein Zandern oder Ausweichen und wehe dir, wenn die Wege so aussehen wie jetzt. Die Fluten der irregeführten Boltsmassen werden über deinem Kopfe zufammen schlagen und diese Episode wird wohl zu Ende sein, die so einzig dasteht in der Geschichte einer poli­tischen Partei.

Der deutsche Wortschaß ist zu arm, um Hen­Teins Tun ins rechte Licht zu rüden. In einer Beit der höchsten Anforderungen an das Sudeten­deutschtum, zerrt der Führer der größten deutschen Wir haben dem nichts hinzuzufügen; die Partei das Bolt in einen pestialischen Gestank um..Opposition" muß ja Bescheid wissen.

auf die Höhe seiner heutigen Leistungsfähigkeit gebracht hat, nicht nur der Hörsaal, sondern das gesamte soziale Leben. So wirfte er an führender Stelle in zahlreichen Aktionen mit, die fürsorgerisch und sozialgesundheitlich von Bedeu­tung waren, wie Tuberkulosenfürsorge, Kinder­fürsorge u. a. m. Er war der Begründer und Ob­mann der Arbeitsgemeinschaft für Volksgesundheit, die unter seiner ziel­bewußten und fachmännischen Leitung, weit ent= fernt davon, sich zum Werkzeug der Gleichschal­tungstendenzen des Faschismus zu machen, eine Stätte ernster sozialer und darum in eminentem Maße nationaler Arbeit gewesen ist. Vor kurzem crst hat der Gesundheitsminister Genosse Doktor Czech Breint als Vertreter der Deutschen zum Mitglied des Professorenkollegiums beim Staat­lichen Sozial- Gesundheitsamt ernannt. Breinl kam nicht mehr dazu, in dieser Funktion zu wirken. Der Tod fällte ihn mitten in seinem reichen, un­eigennützigen Schaffen. Professor Breinl war einer der wenigen wirklich demokratisch und sozial fühlenden Gelehrten in unserem Volk, für die auch die Möglichkeit eines Rufes nach Deutschland nicht verlockend genug ist,

daß sie dafür ihre Gesinnung aufgeben. Breinl

war ein aufrechter Demokrat und Freund aller sozialen Bestrebungen. Was das Sudetendeutsch­tum an ihm verliert, wird es in seiner heutigen oder als Szenen aus dieser fast gar nicht mehr ge- Verfassung zum großen Teil gar nicht begreifen. spielten Oper angekündigt. Fast ebenso scheint man um so schmerzlicher werden die demokratischen das abgedroschene ,, Ai Ai" zu lieben und geradezu Deutschen , werden die Menschen, die Breinl kann­ehrwürdige Schlager wie ,, Sag mir's noch einmal." ten und als Mann und Forscher zu schäßen wuß­Da war die vorige Dauerferie noch vorzuziehen, ten, den frühen Heimgang des Gelehrten bekla­denn sie enthielt wenigstens so ettvas Lustiges wie gen, der in seiner Art heute kaum zu ersetzen ist. Sörbigers, so a Mehlsspeis" und tauf fan net in Quat". Seinerzeit war, Grin ift bie Seide" Strafanzeigen wegen Nichteinhaltung der wie in Deutschland auch hier die große Mode, bis Lohnverträge. Die Vertragsgewerkschaften be­man ihrer doch auch überdrüssig wurde. Ist es schlossen, wegen Nichteinhaltung des Lohnver­eigentlich zuviel verlangt, daß bei der Auswahl der trages für Leinenweber gegen folgende Betriebe Schallplatten etwas besser ausgewählt und auch Strafanzeigen zu erstatten: Firma Fiedler in einmal tiefer in den Schrank hineingegriffen Deutschprausniß, Firma Strecker in Petersdorf G. Couteur. und Firma Nettl in Markausch.

würde??

12

Kritik am Getreidemonopol

Ergänzungswahl in den Vorstand der BKVA in Troppau Unverständliche Haltung der Tschechen Užhorob.( Tsch. P.-B.) Die Bevölkerung Im Mai dieses Jahres starb der Obmann­der deutschen Gemeinde Barbovo im Bezirke Stellvertreter der Troppauer Bezirks- Kranken­Mukačevo feierte dieser Tage das Jubiläum ihres versicherungsanstalt Sefretär Nowat, ein butcher Chriftlichſozialer. Der Todesfall machte deutschen Buwanderern es notwendig, den Vorstand durch Ernennung zu gegründet, die von der Kaiserin Maria Theresia ergänzen und den neuen Obmannstellvertreter au zu Waldarbeiten in das Gebiet von Muncačs ent- wählen. Das ist jetzt geschehen. Aber in einer fandt worden waren. Die ersten Kolonisten trafen Form, die auf deutscher Seite schärfsten Widers in diesem Gebiete genau vor 200 Jahren ein, der spruch ausgelöst hat. Bisher bestand der Vor­zweite Teil der Kolonisten jedoch erst in den Jah- stand aus sieben Tschechen und fünf Deutschen . ren 1768 und 1862 und zwar zusammen mit Es war zwischen den Parteien vereinbart wor Kolonisten aus Bayern . Heute gibt es in dem den, dieses Verhältnis beizubehalten. Nichts­fruchtbaren Hügelland von Mukačevo mehrere destoweniger aber wurde dieser Tage von der Gemeinden mit deutscher Bevöl Landesbehörde in Brünn ein Tscheche ernannt, terung. Unter der ungarischen Herrschaft so daß im Vorstand nur mehr vier Deutsche ver­wurde die deutsche Minderheit magyarisiert und treten sind. Schon das erregte ziemlichen Un­unterdrückt, nach dem Umsturs blühte die deutsche twillen. Bei der am Dienstag vorgenommenen Kolonie, die von der tschechoslowakischen Regie- Obmannstellvertreterwahl gab es nun eine neue rung Schulen mit deutscher Unter- leberraschung. Der von den deutschen Parteien Im Právo Lidu" veröffentlicht der Vize­richtssprache erhielt, wieder auf. Inter - gemeinsam in Vorschlag gebrachte Kandidat, ein präsident des Getreidemonopols und Direktor der essant ist, daß die alten Kolonisten ein fehlerhaf- deutscher Sozialdemokrat, wurde von den Tsche- tschechischen Großeinkaufsgesellschaft Genosse tes Deutsch sprechen, während die junge Genera- chen eigentümlicherweise abgelehnt. Die Tschechen Emil Lustig einen Artikel über das Getreide­tion, die aus den tschechoslowakischen Schulen her- wählten vielmehr ein anderes deutsches Vor- monopol, in welchem einige Stellen auch unsere borging, wieder richtig deutsch spricht. standsmitglied, das jedoch im Auftrage seiner Leser interessieren werden. Zunächst legt Lustig Partei erklärte, die Wahl nicht annehmen zu dar, daß diese Art der Planwirt= fönnen. Es erfolgte nun ein zweiter Wahlgang. fchaft mit dem Gedanken der Ge­Diesmal wählten alle acht Tschechen einen tsche- nossenschaften nichts zu tun hat. Er hischen Nationalsozialisten zum Obmannstellver- sagt: treter. Die Deutschen haben somit nicht nur ein Vorstandsmitglied, sondern auch den Obmann­stellvertreter eingebüßt, obztvar es im Gesetz aus­brücklich heißt, daß dieser der Minderheit ange­hören soll. Gegen die Wahl wird Beschwerde er­hoben werden. Hoffentlich gelingt es, wenigstens einen Teil des den Deutschen zugefügten Un­rechtes wieder gutzumachen.

Die Gemeinde Barbobo beging das Jubi­Täum ihrer Gründung durch eine Feier, bei der sich nach einem Gottesdienst ein Umzug in alten Trachten durch den Ort bewegte. Der Umzug ver­anschaulichte die ursprüngliche Besiedelung der Gemeinde, die Abkunft der Kolonisten- der Holzarbeiter und Hirten in alten Trach ten vor 200 Jahren. Die übrigen deutschen Ge­meinden und Vereine entsandten nach Barbovo Deputationen, um die Gründung deutscher Nies derlassungen in Karpathorußland gemeinsam zu feiern.

-

3

Die Waldbühne Neuern, die unter der Lei­Immobilien von Ausländern in der Grenz­tung des Neuerner Bezirksbildungsausschusses sone. Das Verteidigungsministerium macht dar­steht, bringt am 2. August das Singspiel von Bettl auf aufmerksam, daß am 8. August die Frist " Der Frist von Stubenbach", aufge- endet, innerhalb der Ausländer sowie juristische führt von den Eisenstraßer Sängern, am 9. Personen verpflichtet sind, nach Paragraph 49 August Karl Schönherrs Bauernspiel Glaube des Staatsverteidigungsgesetzes und der Regie­und Heimat", aufgeführt von der Laienspiels rungsverordnung 198/36 dem zuständigen Bes gruppe Hans Multerer, am 15. und 16. August zirksamt ihre Rechte an Immobilien das alte Boltsstüd' s Muller I" und am 28. anzumelden, die im Grenzgebiet oder im August das heimatgeschichtliche Schauspiel Seü- Gebiet von befestigten und anderen für die nisch Bluat" von Michael Ernst.

Jung verdorben. Am verflossenen Samstag in den Vormittagsstunden wurde auf dem Wege nach Oberliebich( im Leipaer Bezirk) ein siebzehnjähriges Mädchen von einem jungen Bur­schen angefallen. Er versuchte das Mädchen in cin Getreidefeld zu schleppen und zu vergewal­tigen. Das Mädchen schrie um Hilfe, worauf der Bursche flüchtete. Er wurde aber noch am selben Tage ausgeforscht und verhaftet. Es handelt sich um einen 16jährigen Lehrling, der sich vor dem Jugendgericht zu verantworten haben wird. G8 wurde dann weiter festgestellt, daß derselbe Bursche einige Tage vorher einen ähnlichen Wers fuch an einem zwölfjährigen Mädchen unternoms men hat, der jedoch ebenfalls mißlang.

Staatsverteidigung wichtigen Pläßen liegen. Die Anmeldepflicht bezieht sich auch auf Berg-, Was­ere, Jagd- und Fischereirechte in diesen Gebie­ten. Ebenfalls bis zum 3. August 1. 3. müssen an das Landesamt eventuelle Gesuche von juri­stischen Personen wegen Befreiung von dieser An­meldepflicht überreicht werden.,

Du Ungeheuer! Ein Leser schreibt uns: Alle paar Tage, am Nachmittag fogar faft immer, füllt die Prager deutsche Sendung Pausen durch Schall­platten aus. Aber müssen das monatelang inimer faft die gleichen fein? Besonders beliebt ist offen! bar die Arie Ozean Du Ungeheuer" aus Webers

Oberon", gesungen von der armen Bindernagel, die so schändlich ermordet worden ist. Oft wird diese Platte höchst schludrig als die Oberon Ouvertüre

Ohne Preisherabsetzung keine Gesundung

Die Getreidewirtschaft hält sich nicht an das Prinzip, welches von den Genossenschaften ver kündet wird und das begründet ist auf dem Ge­danken des organisierten Verbrauchs, um darauf die organisierte Erzeugung aufzubauen. Und gerade deswegen, weil sich die Getreidewirtschaft im Grunde von diesen Prinzipien entfernt hat, tam es dazu, daß sich der Getreideproduktion, deren Erfolg der Festigung der landwirtschaft­Tichen Eristenzen hätte dienen sollen, eine hem= mungslose Produzenten spekula­tion bemächtigt und bewirkt hat, daß sich in den einzelnen Zweigen der Getreideproduktion die Produktionsfläche in unmöglichen Dimensionen ver­größert hat, woraus dann die unverhältnismäßi­gen Vorräte resultieren. Binnen wenigen Jahren ist die Tschechoslowakei aus einem bisherigen Ein­fuhrstaat zu einem Getreideausfuhrstaat gewor­den zum Schaden der Volkswirtschaft und der internationalen wirtschaftlichen Beziehungen.

Genosse Lustig tritisiert dann auch die Preisverhältnisse des Getreidemono­

pols:

Wir behaupten, daß die unbedeutende Sen­fung des Weizens und Kornpretses gegenüber dem Vorjahrsdurchschnitt die Kauftraft der Bevölkes tung in genügendem Wake night t anregen wird und daß, falls die Getreidegesellschaft und die Ste­gierung das im Land erzeugte Getreide auf den Inlandsmärkten fruttifizieren wollen, sie zu einer

bedeutenderen Herabsetzung der Preise gelangen müssen, damit der Verbraucher in größtem Maße sich entfalten kann. Vergleichen wir den Verbrauch an Berealien des Jahres 1928 mit dem heutigen Stand, sehen wir eben jenes starte Sinten so= wohl im Verbrauch von Weizenmehl als auch von Brotmehlen. Wir sehen die Zunahme des Vers brauches von Kartoffeln, was eine beachtliche Senkung des Lebensniveaus der tschechoslowaki schen Bevölkerung und insbesondere seiner arbeis, tenden Schichten bedeutet.

Sehr skeptisch spricht sich Genosse Lustig über die agrarischen Bestrebungen nach Einschrän­fung des Weizenanbaues aus. Gr sagt da:

Die Getreideproduktion kann man nur mit Hilfe der Preise regeln, weil wir es mit dem Egoismus und dem Gewinnstreben des einzelnen zu tun haben. Diese Triebträfte sind die entschei denden Faktoren in jeder Erzeugung, also auch in der landwirtschaftlichen. Diese Kraft kann man nicht mit moralischen oder anderen Gesetzen aus­schalten, sondern bloß mit der Preisregelung der betreffenden Produkte. 1,700.000 Getreidepros duzenten in der Tschechoslowakischen Republit zu beherrschen, ist eine Kunst, welche beim gegen­wärtigen Stand der Dinge niemand erreichen wird. Das könnte nur durch eine generelle Preis­maßnahme geschehen, die das zweckmäßigste Mits tel gegen den Egoismus und das Gewinnstreben der Einzelwirtschaften ist. Unsere Bestrebungen nach abgestuften Preisen im Interesse der Klein­produzenten zum Unterschied der Großproduzen ten haben sich nicht durchgeseßt, ja es wurden nicht einmal die Forderungen erfüllt, die auf eine Regelung der Futtermittelpreise hinzielten, damit so die tierische Produktion geregelt und verbilligt wurde.

Genosse Lustig folgert aus dem ganzen Stande des Getreidemonopols mit Recht, daß die genossenschaftliche Organisation noch große Aufgabenvorsich hat, da­mit sie ein noch einflußreicherer Faktor in der Wirtschaft der Republik merde,