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.Sozialdemokrat"
Donnerstag, 80. Juki 1836. Nr. 176'
Das Pärchen Im Waschtros* Prag ,(rb.) In den späten Abendstunden des 4. Mai d. I. bemerkte der in der Neklanova nlice unter dem VySehrad diensthabende Polizist, daß das Tor eines der Häuser dieser Straße nicht verschlossen^ war. Dem Wachmann kam die Sache verdächtig vor, Er durchsuchte unter Zuhilfenahme seiner Taschenlampe zunächst das StiegenhauS'und stieg sodann, als er dort alles in Ordnung fand, in den Keller des Hauses hinab. Auf den^ersten Blick schien auch hier alles In Ordnung, aber bei näherer Besichtigung bemerkte das Auge des Gesetzes, daß zwei aufeinander gestülpte Waschtröge sonderbare vibrierende Bewegungen ausführten. Der Polizist ging der Sache auf den Grund, indem er den aufgestülpten Waschtroll abhob. Und siehe da, in dem unterm Trog entdeckte das Sicherheitsorgan zwei menschliche Gestal» teil, Männlein und Wciblein, die sich bemühten, harniloS klingende Schnarchtäne von sich zu geben. • Sowohl beim Polizeiverhör, als auch bei der gestern vor dem Strafsenat Nebuäka abgeführte» Verhandlung versuchten diese beiden, der 81jährige JosefKotwald und die 24jährige Johanna C h o ch o l o u s, sich als Opfer der Arbeitslosigkeit hinzustellen. In rührseliger Art schilderte Kotwald, wie er samt seiner Lebensgefährtin delogiert worden sei. wie sle in jener kalten Mainacht obdachlos durch die Prager Straßest geirrt seien, bis sie endlich„durch Zufall" das Tor jenes Hauses offen gefunden und in dem angenehm warmen Keller eine Zuflucht für die Nacht gesucht hätten. Er. ist nicht in Abrede zu stellen, daß diese Verteidigung in unserer Zeit, die zahUos« ehrliche arbeitende Menschen in tiefstes Elend gestürzt hat, glaubhaft klingt. Es stellte sich aber heraus, daß dieser Pärchen keineswegs zu den schuldlos verelendeten Opfern der Zeitnot gehört. Josef Kotwald ist B e r wf s d i e b und vielfach vorbestraft, seine Gefährtin ist seiner würdig. Da man außerdem in seinen Taschen verschiedener E i n b r e ch e r w e r k z e u g fand, nahm die Polizei und Staatsanwaltschaft mit gutem Grunde an, daß dar Pärchen'einen Raubzug in jenem Hause vorhatte, in dessen Keller nebst verschiedenen Getränken Zinnröhren im Werte von 2800 Ki«ingelagert waren. Die vom Staatsanwalt Dr. Siba vertretene Anklage lautete auf das Verbrechen des' nicht vollendeten Diebstahls. Das Gericht schenkte begreiflicherweise der fadenscheinigen Verteidigung des sauberen Paares keinen Glauben.<Der alte-Dieb: Äotwald verstieg, sich zu der heiteren Ausrede,' das Einbrecherwerkzeug sei offenbar nur durch einen„unglücklichen. Zufall" in seine Tasche geraten!).. Koiwald wurde zu z e h n Monaten schweren Kerkers ver
urteilt, seine Komplicin zu vier Monaten. Kotwald wird nach Verbüßung der Strafe al» viel, fach vorbestrafter Dieb der Z w a n g S a r b e i t S- ä n ft al.it überftellt werden.•
Kunst und Mssen, Literatur am Rafchmartt.(Sommersvielzeit Kleine Bühne.) Heute und morgen, Freitag, den 81. Juli, die letzten Vorstellungen...Prater 1086", ein lustiger Wiener Spiel von L. Mehl, R. Spitz und R. E. Wehs. Musik: H. Horwitz und F. Piesen. Preise: 6 bis 86 Xi. Vorverkauf: Deutsches Haus) Neues Deutsches Theater , Truhläk,
8pord-8pLet-Xorp-erpskrge lieber Luftverbrauch, Lungenkapazitätund Körpermaße Der verantwortungsreiche Beruf eines Sportarztes hat noch gar nicht so lange die Bedeutung, die ihm"heute zukommt. Ohne medizinische Kontrolle der Gesundheit des menschlichen Körpers zu dienen, war gewagt"und meistens unmöglich, denn die,, schweren physiologischen Schäden übertriebener" Sportb'etäii» gung redeten eine nur zu deutliche Sprache.. Komplizierte Beinbrüche, dem Laien unerklärliche Beckenverschiebungen bei jungen Sportlerinnen, Herzerweiterungen und Lungenrisse kamen-häufig genug vor und waren für Sportgegner«in weiterer Grund/ sich den Leibesübungen fern zu halten. Dies hat' sich gründlich geändert, seit eS Sportärzte gibt,-die über die Behandlungen durch den Sport erzeugter Krankheiten hinan» ein Augenmerk auf den gesunden Körper richten, um nach Möglichkeit diesen Krankheiten vorzubeugen., Hier ist. vor allem an innere, organische Schäden gedacht, die erst allmählich zutage treten und daher doppelt gefährlich sind, zumal es sich beim Erkennen der Fehler dann schon um chronische Leiden handelt. Durch röntgenologische Beobachtungen, Blutdruck-Messungen und Prüfung der Körper- maße ist es möglich, schwere Schädigungen zu verhütest. Gleichzeitig, stellen die sportärztlichen Untersuchungen einwandfrei unter Beweis, wie groß die Unterschiede, in der körperlichen Tüchtigkeit und Lei» sfungSfähigkeit. zwischen einem Sporttreibenden und einem Nichtsportler sind. Eine Zahlent»belle veröffentlichte vor kurzem Heinrich Petri (München ), die,
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leicht verständlich gehalten, auch'dem Nichtfachmann zeigen wird, wie notwendig es ist, sich irgendwie sportlich zu betätigen. Körperliche Anstrengungen steigern den'Luftver» brauch und belasten mithin die Lunge. Der Lustverbrauch beträgt in der Minute beim Schlafen,,,, 4.70 Liter Stehen..,, 7.60. .langsamen Gehen,, 16.76„ -flotten Marschieren., 20.00„ Radfahren(16 Stdkm.). 22.60.. bequemen Bergsteigen- 88.88„ kräftigen Bergsteigen. 48.88 Rennrudern, Äekordlauf. 60.00„ 1
Bei regelmäßiger sportlicher Betätigung-wird die Lunge naturgemäß ständig-in Anspruch genommen, somit dehnbarer und kräftigerer. Ihr ÄuSdeh« nungS-Koeffizient steigert sich mit der wachsenden Beanspruchung. Die Kapazität, die Vergrößerung des FassungSraumeS, wird durch folgende Beispiele veranschaulicht. Er beträgt die Lungenkapazität beim
Nichtsporttreibenden Schwerathleten, Fußballspieler, Geräteturner,, Leichtathleten-, Boxer.,, Schwimmer■ a Ruderer.,.
a a 8860 ccm a a 8950„ ,. 4200.. a a 4800„ ,. 4760„ ., 4800.„ ,, 4900. .,. 6460„
ES ist interessant festzustellen, daß also Boxer, Schwimmer und Ruderer die beste Lunge, d. h. die krästigste und ausdehnbarste, haben müssen, während bei Schwerathleten, Fußballspielern und Turnem in erster Linie das Herz für erfolgreiche Betätigung ausschlaggebend ist. Durch die Zahlen wird verständlich, warum ein Boxer gar nicht genug„Schattentraining" haben kann, um stach vier Runden mit der Luft nicht„fertig" zu sein.. So manches„groggy" konnte nicht auf schweres Angeschlagensein, wohl aber auf eine nicht genügend gedehnte Lunge zurückgeführt werden. Bei!den Ruderern ist es ähnlich, nur daß hier" auch das Herz in unerhörtem Matze beansprucht wird und eine Angina pectoris(Brustbeklemmungen) zu keiner Seltenheit gehört, wenn die TrainingSverpslichtungen nicht unbedingt eingehaüen werden. Mit der Organkraft Hand in Hand geht die Ausbildung der Muskulatur. So ergaben sich auf Grund zahlreicher Messungen folgende Unterschiede in den Körpermaßen beim
Brustumfang Oberarm Oberschenkel Wade' J- Körpergröße
Nichtsportler
Sportler
81.1
88.9
a
a
a
26.8
27.
. a
a
45.0
48.2
a-
a
a
38.2
84.7
V
V
" V
167
168.8
Auch die Körpergröße unterliegt also unter Umständen der sportlichen Betätigung, eine Tatsache, die manchen jungen„Zurückgebliebenen" Mut machen müßte. Es dürfte wirkungsvoller fein, einen Speer zu werfen, Rad zu fahren. Tennis zu spielen, als sich unter den berühmten Mairegen zu stellen... Wenn Pros. Köischa»(Jena ), in„Ziel der biologischen Medizin" schreibt:„Unser biologisches Geheimnis'heißt:.Uebung an der- gesunden, frischen Natur'.und ,Mit Wasser, Luft,. Licht, Gymnastik schulen wir die Kräfte und stärken die Reaktionsenergie des Körpers'" uff., so erhellt die» am besten die Tatsache, wie ernsthaft sich, die Aerzte des Sports angenommen haben.
Der Sport ist heut« in guten Händen. Und so dürfte es eigentlich niemand mehr geben, der ihm al» Gegner fernsteht. Die Gefahren der Uebertrei- bung und der„alleinseligmachenden" Ansicht, Sport sei Selbstzweck, sind längst überholt.
- Haus Alter»'. in dem Film„Hotel Savoy 217".
VMn&naMchteti Am Sonntag, 2. August 1936, finden die MeisterschastSkämpfe der DTJ gnl Strahover Stadion statt. Der Atus wird nach Möglichkeit diesmal nicht" nur an. den PRAG Männerkonkurrenzen teilnehmen, sondern wird auch die AtuS-Sport» lerinnen mit zu den Meisterschaften entsenden. — Am Mittwoch, den 5. August 1986, findet der lebte Meisterschaftskampf zwischen DTJ. Prag l.—V. und dem Prager AtuSauf der Hetzinsel statt. Die AtuS-Änhänger werden bestimmt einen harten, gleichwertigen Kampf zu sehen bekommen. AtuS-AuSschuß-Sitzung am Freitag, den 80. Juli, am Sportplatz. Bei schlechter Witterung im Arbeiterverein. Beginn 7 Uhr.
lUtäl&UCfM Josef Beränek: Sammlung der Judikate des Oberbergbau-Schiedsgerichtes. Prag , 1986. Der Sekretär der Zentralstelle der Revierräte im Bergbau. Genosse Josef B e r ä n e k, hat unter Mitwirkung der genannten Zentralstelle sowie der Union der Bergarbeiter eine de-itscheAusgabeseiner im Jahre 1984 erschienenen„Sbkrka judikätü vrchniho hor'nicköho rozhodöiho so»du" erscheinen lassen. Hiebei hat er naturgemäß auf die seit Erscheinen der tschechischen Texter erfolgten Aenderungen der Gesetzgebung sowie die in dieser Zeit ergangen« Judikatur Bedacht genommen. Das Lob. welches wir an dieser Stelle dem tschechischen Original gespendet haben, asst auch-der verdienstvollen deutschen Ausgabe. Sie wird"den Vertrauensmännern der Äergaxbeiiev..sehr,"gute Didnste leisten"und" ist— darüber'hinaus— eine Bereicherung unserer arbeitsrechtlichen Literatur:'« f E. Sch.
Filme In Prager Lichtspielhäusern Bis einschließlich Donnerstag, den 39. Juli:"" Urania-Kino: Ferien.— Adriar„Der erst» Kuß". (Tsch.)— Alfa:„Die Sklaven der Leidenschaft".(D.— Horney, Hörbiger).— Avion:„Ma zurka". (Dr.— Pola Negri .) Schmeling—Louis-— Fknlxr„Stenkä Rasin".(D.— Schlettow.)— Flora:„Wie Frauen neben".(A.— Sylvia Sid ney .)■— Gaumont:„Die sündigen Frauen von Boom".(Fr.)— Hollywood :„Kleine Mutti".(D. Fr. Gaal.)—Juliö:„Waldwinter".(D.— Knotek, Staat.)—Kinema: Journale, Grotesken, Redorta» gen.(2 bis 10 Uhr.)— Koruna: Aktualitäten. Journale, Grotesken.(2 bi» 10 Uhr.)— Metror „Drei Männer Im Schnee".(Tsch.)— Passage: „Stenka Rasin".(D.— George.)—Praha :„Der rote Sultast".(Englisch. — Fritz Kortner .)— Svitozor:„Friederike".(D.)— Alma:„Die goldene Katharina".(Tsch.— Nedoäinfkä.)— Befeda: „Bosambo".(A.— P. Robeson.)— Illusion:„Die Komödiantenprinzessin".(D.— L. Baar.)— Lido H;„Charlie Chan in Aegypten".(A.— Warner Oland.)— Louvre:„Wie Frauen lieben".(A. — Sylvia Sidney .)—MaäeSka:„Zigeunerbaron ". (D.— Adolf Wohlbrück .)— Olympier„Studentenmutter".(Tsch.— Nedoiknskä.)— Roxy:„Die lustige Scheidung".(A.— Astaire, Rogers.)— U Vejvodü:„Back Street".(Ä.— Jr. Dünn.— Brletrhy:„Wien , du Stadt meiner Träume".(D. — L. Haid.)
Mitteilungen ans dem Publikum. „Drei Männer" ruhen nicht. Sie" haben auch eine Menge Arbeit. Sind ausdauernde Helfer beinr.'. Wäschewaschen. Da sie aber klüge Köpfe sind, und gut i kennen, was Frauen von ihnen erwarten, sorgten, sie um die Weiße ihres Gesichte» und der Hände und ihrer zarfen Wäsche. E» liegt doch den Frauen, soviel daran/ Deshalb bringen."sie weiße Kall -Seife „K a l i o n", Seife mit. herrlichem Geruch— Seife, nach, der- ihr« Frauen und Gebieterinnen., gerufen habest.„K a l t o'n" weiße Seife In- blaue? Packung.... 8160»
‘ Die Ankündigung eine» nahen Dommereude» erwies sich als falsch. Im, Gegenteil sind noch viele schöne,, sonnig« Tage zu erwarten! Sie-werden also noch recht ost Gelegenheit habest,"die schllnen, luftigen und" leichten Sommerschuhe zu- tragen, die Bäk» gerade jetzt in' reicher Auswahl bringt/- Es"stiere schade, sich diese-Gelegenheit entgehen zu' lassest) mt Sie für den Sommer noch ein'Paar schöner^ußd -preiswerter Schuhe erstehen-können! 2 1?-./"88776-
Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch di. Poft monatlich KL 16.—. vierteljährig KL 48.—.-halbjährig KL 96.—. ganzjährig KL 192.—.— Inserate werden taut Tarif billigst"-berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. — Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmäi-en.— Die Zeitungsfrankatur wurde von der Bost- ittof. Tele-.. graphendirektum mit Erlaß Nr. 18.8ÜÜ/VI1/19ÜÜ bewilligt.— Dru^eret:„Orbis", Druck-, Verlag», und HgttWjgr-A.-B. Prag.-