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KALION

33 Prozent Dividende

,, Sozialdemokrat"

Prager Zeitung

Donnerstag, 6. August 1936. Nr. 182

vorbestraften 32jährigen Berufsbetrügers ar I Náprava, der inzwischen wegen anderer Gaua nereien wieder einmal in Polizeihaft gekommen war.

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Mitte In" handle, denn es sei allgemein bekannt, daß man für wenige Kronen die exotifdeften botelaette 1" raufen fönne, mit deren Verschleiß sich verschiedene ausläns dische Firmen befassen. Für jeden Urteilsfähigen könne also auch der buntest beklebte Koffer nicht als

Als der Senatsvorsißende GR. Dr. Pernt den Angeklagten fragte, ob er sich schuldig bekenne, Ergebnis des Jdeenwettbewerbes für die- stand der Bewunderung war eigentlich der Koffer fagte der alte Kriminalbruder mit vergnügtem fung des flinischen Krankenhauses in Motoly. Die des Gait e 3, der mit erotischen Hotelzette.n Grinsen: No freilich!" Auch der toeitere Berlauf " derimänner" weisse Seife in blauer Packung. Jury beendete ihre Arbeiten am 30. Juli 1936 überreich beklebt war. Die Hoteletiketten der führen der Verhandlung schien ihm Spaß zu machen. Den und beschloß einmütig, daß keines der vorgelegten den Soteis von Berlin  , Paris  , London  , New York  . Koffer hat er von einem Auto gestohlen, seinen In­Projefte den für die Erteilung des 1. Preises fest- Bombay. Kapstadt  , Shanghai  , Tokio  , Buitensorg und halt verkauft und den leeren, aber schönbeklebten gesezten Bedingungen entspricht. Die Jury ent- anderer fremdländischer Städte schillerten bunt. Koffer als guter Psychologe zu vorstehend geschil­schied, daß die für die Preise bestimmten Geldbe- farbig auf dem eleganten Lederkoffer, dessen Indertem Betrug benußt. Der Verteidiger berief sich Die Dynamit- Nobel- A.- G. in Preßburg   träge folgendermaßen verteilt werden: drei Preise haber sich ungeteilter Hochachtung und Bewunde bemerkenswerterweise darauf, daß es sich eigentlich weist für 1935 einen Reingewinn von 5 Milzu ie 35.000 ohne Reihenfolge: Entwurf Ing. rung erfreute. Der erotische Gast ließ sich zu einer um einen Versuch mit untauglichen lionen aus, der sich durch Vortrag auf Arch. F. Termák und Ing. Arch. G. Paul, Entwurf Unterhaltung mit dem Wirt und den Gästen herbei, 6,270.000 erhöht. Es kommen 33 Prozent S. Vacek unter Mitarbeit des MUDr. K. Přerovský, großen Retroleumgesellschaft und eben wieder ein­Arch. F. M. Černý, Arch K. M. Offendorf, Arch. wobei er durchblicken ließ. er sei Repräsentant eine! " nur" 30 Prozent. Wer ist angesichts solcher ter Mitwirkung des MUDr. F. Serf. 20.000- Suche nach neuen Petroleumquellen. Nach einigen riesigen Profite da noch gegen die Verstaat- Preis: Entwurf Ing. Arch. H. Chochol, Arch. R. Stunden hatte der vornehme Gast, dessen prächtigen lichung der Rüstungsindustrie? Podzemný, Ing. Arc). Dr. A. Spalet 10.000- Schilderungen von allerlei überseeischen Erlebnissen Preis: Entwurf Ing. Arch. Dr. Al. Engel. Weiter die versammelten Spießbürger, einschließlich des wurde beschlossen, folgende Entwürfe für Wirtes atemlos lauschten, das Vertrauen des letzte 5000.- auzulaufen: Entwurf Ing. Arch. F. Bal- ren vollkommen gewonnen. So sehr gewonnen, daß caret und Ing. Arch. K. Kovv unter Mitwirkung der Restauratuer ihm vollen Glauben schenkte, als des MUDr. J. Král. Arch. B. Fuchs und Arch. I. der sich beklagte, er könne des Sonntags halber seine Kumpost, Arch. V. Hilfký, Arch. R. Jasenský, Ing. internationalen Schecks nicht einwechseln, da die Arch. F. Jech und Arch. I. Kozelfa, Arch B. Holh Banken geschlossen seien. Der Restaurateur fredi­( Mitarbeit MulDr. K. Bobet), na. Arch. A Mül- tierte nicht nur die recht beträchtliche Zeche, sondern lerová( Mitarbeit MUDr. V. Miller und MUDr. rückte, gegen Verpfändung des herrlich beklebten und B. Puchwein). Die Veranstaltung der Projekte- hinreichend schweren Koffers, noch mit etlichen Ausstellung wird später bekanntgegeben werden. underten als Darlehen" heraus, denn der vornehme Gast erklärte, am Abend eine Konferenz mit Geschäftsfreunden zu haben, bei der er etwas springen lassen müsse.

Englischer Kredit an Rußland  

Nach einer Mitteilung des Handelsministers im Unterhaus gewährt die englische   Regierung der Sowjetunion   einen Kredit in der Höhe von 10 Millionen Pfund. Die Sowjetregierung hat sich verpflichtet, bis zum 30. September 1937 für 10 Millionen Pfund englische Waren zu fau­fen. Die Bezahlung des englischen Exports er folgt innerhalb von 30 Tagen. Die Mittel für die Abwicklung der Geschäfte werden durch die Ausgabe von fünfjährigen russischen Bonds mit einer Verzinsung von Prozent aufgebracht. Der Zinssatz von 5 Prozent kann als niedrig bezeichnet werden, da bisher die russischen Stellen 9-10 Prozent gezahlt haben.

Die Frankfurter Zeitung  " kommentiert die­ses Abkommen als einen großen Erfolg der Sow­ jetunion  . Das Blatt schreibt: Für die Ruſſen ist dieser Abschluß ein Erfolg ihrer Politik, die Kredite der englischen Exportversicherung, die sich sehr teuer stellten, abzulehnen und ihre Käufe aus England auf Kassakäufe beschränken. Sie konnten mehrfach darauf hinweisen, daß sie größere Käufe vornehmen würden, wenn man ihnen Stredite zu angemessenen Bedingungen stellen würde. Der jetzt vereinbarte Zinssatz von 5 Prozent dürfte ihren Wünschen entgegenkommen, da sie ähnliche Kredite in anderen Ländern höher verzinsen mußten."

Desterreichisch- deutscher Kompenfationsver= trag. Der angekündigte deutsche Kompensations: vertrag zwischen der Alpine- Montangesellschaft  und den deutschen Stellen ist jetzt verwirklicht worden. Die deutschen Kokslieferungen nah Desterreich betragen 80.000 Tonnen, Desterreich wird dagegen 83.000 Tonnen Rösterze, weiters 15,000 Tonnen Martinschlacke und 7500 Tonnen Roheisen und Edelstahl im Werte von etwa 1,2 Millionen Schilling liefern.

Mitteilungen aus dem Publikum.

,, Drei Männer" ruhen nicht. Sie haben aut eine Menge Arbeit. Sind ausdauernde Helfer beim Wäschewaschen. Da sie aber kluge Köpfe sind und gut fennen, was Frauen von ihnen erwarten, sorgten siz um die Weiße ihres Gesichtes und der Hände und ihrer zarten Wäsche. Es liegt doch den Frauen soviel daran. Deshalb bringen sie weiße Kali- Seife ,, a lion", Seife mit herrlichem Geruch Seife, nach der ihre Frauen und Gebieterinnen gerufen haben. ,, Sea Lion" weiße Seife in blauer Padung.

8150a

Verlanget überall

Volkszünder

Geheimnisse

Gerichtssaal

Der schön beklebte Koffer

Prag.  ( rb.) In einer fleineren Smichover Restauration erschien eines Sonntags nachmittags ein jüngerer, gut gekleideter und sonnengebräunter Gaſt, auf den sich die bewundernden Blicke der an­wesenden Stammgastspießer konzentrierten. Gegen

Als der erotische Fremde sich in der Folge nicht mehr blicken ließ, übergab der leichtgläubige Restau­rateur das effetivoll beklebte Pfandobjekt der Poli­zei, die vor den schönen Hotelzetteln feinen Respekt hatte und den Koffer öffnen ließ, wobei sich heraus­stellte, daß dessen Inhalt aus alten 3 ei tu n gen und einigen Feldsteinen be stand. Mit Hilfe des Verbrecheralbums wurde auch die Identität des Herrn Repräsentanten" fest gestellt, u. zw. in der Person des zahlreiche Male

CIVIL

WAR

So sieht es der Karikaturist New York Post": Spanischer Tango-

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Bürgerkrieg

Beweis gelten, daß dessen Träger jene erotischen

Gebiete wirklich bereist habe.

Der Gerichtshof nahm indessen in Erwägung aller sonstigen Umstände auf dieses Argument keine Rücksicht und verurteilte den Angeklagten vorläufig einmal zu vier Monaten fchweren und verschärften erters. Die Ver handlung über eine Reihe weiterer Straftaten wird noch folgen und Karl Náprava hat sichere Anwart schaft auf einen ziemlich langen Aufenthalt im Kriminal.

Der Film

Ein Puschkinfilm. Das Leningrader Filmate­lier dreht anläßlich des 100. Todestages des großen russischen Dichters Puschtin einen Tonfilm ,, Des Dichters Jugend", in welchem der 15jährige Schü ler einer Moskauer   Anstalt Valja Listovskij, der dem großen Dichter angeblich auffallend ähnlich sehen soll, die Hauptrolle spielen wird.

Vereinsnachrichten

FREIN

Ortsgruppe Prag  . Zum intera nationalen Treffen in Brünn   Ab­fahrt der Prager   Delega tion Samstag um 13 1hr 50 bom Masarykbahnhof.

Anmeldungen nur noch direkt in Brünn  ..

Filme in Prager   Lichtspielhäusern

Bis einschließlich Donnerstag, den 6. At

6. August:

Urania- Kino: Eröffnung der neuen Spielsaison: Der Springer von Pontresina  ".- Adria: ,, Aethio pien."( tal.) Alfa: Die Sklaven der Leiden­schaft."( D.) Avion: Unter Geschäftsaufsicht." ( Tsch. Vlasta Burian  .) Fénix: Im Geheimdienst." ( A.) Flora:..Zigeunerblut."( D.) Gaumont: ., Boccaccio."( D.) Hollywood  : Rendezvous in Wien."( D.) Julis: Boccaccio."( D.) Kinema: Journale, Grotesken, Reportagen. Koruna: Journale, Grotesken. Lucerna: Im Geheinmdienst."( A.) Metro: Die Nacht der

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Liebe."( A. Grace Moore  .)- Passage: ,, Savoy­Hotel 217."( D.)- Praha  : Der verhängnisvolle Augenblick."( Tsch.) Světozor: Savoh- Hotel 217."( D.) Alma: Der Mann, der die Bant von Monte Carlo   sprengte."( A.) Bajtal: Nachts falter."( A.)- Beseda: Jch sehne mich nach dir." ( D.) Illusion: Nachtfalter.  "( A.)- Lido II: ..Die ganze Welt lacht."( Russ.) Louvre: Nachtfalter.  "( A.) Macesta: Episode."( D.­Paula Weffely.) Olympic: Waldwinter." ( D.) Rogy: ,, Eva."( D.) 1 Vejvodu: ..Et stase."( Tich.) Veletrhy: Der ideale Gatte."( D.)

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her noch nichts Genaues ermitteln konnten. Ge-| flänge an altgermanische Hochkulturen wie die- Die hohen Berge dieser Inseln dienten einst, wisse Eigenheiten ihrer Sprache weisen auf Ver- jenigen der Intas. Eigentümlich geformte Wurf- worauf noch heute verschiedenes schließen läßt, wandtschaft mit den Berbern hin und zwar zu hölzer sind als Herrscherzeichen der altägyptischen offenbar kultischen Zwecken. Noch jetzt finden sich der Kanarischen Inseln   dem gleichfalls blondlockigen und blauäugigen Stönige und auch mancher afrikanischer Fürsten auf diesen Gipfeln vereinzelte Spuren dafür, daß Teil dieses Voltes, der bestimmte Bezirke Marok  - bekannt. Andere Gegenstände erinnern an alt- man es hier mit den Heiligtümern ihrer Gotthei­Die Ereignisse in Spanien   haben das Infos und Französisch- Mauretaniens bewohnt und römisches Kulturgut. Neben einfachsten Steinwerk- ten zu tun hatte. Allerdings haben menschlicher teresse der europäischen Oeffentlichkeit wieder dessen Beziehungen zu den alten Vandalen, den zeugen ist man auf Töpferwaren, Matten, ge- unverstand und die zerstörenden Einflüsse der einmal auf die Kanarischen Inseln gelenkt. We- germanischen Eroberern Marokkos   als einwand- flochtene Teller und Schürzen gestoßen, die den Witterung viel von diesen alten Kulturdenkmälern niger   als hundert Kilometer von der Westküste frei erwiesen gelten. Wahrscheinlich sind die V a n- anderen Ureinwohnern Nordafrikas   gänzlich un- vernichtet, aber selbst das Erhaltene gibt uns noch Nordafrikas   entfernt, erhebt sich aus den Fluten dalen damals bis auf die Kanarischen Inseln bekannt waren. immer ein ziemlich zuverlässiges Spiegelbild die­des Atlantik diese durch landschaftliche Schön- vorgedrungen und dort, gemeinsam mit berberi  - Eigenartige Zusammenhänge beſtehen schließ- ser Vergangenheit. heit in ganz besonderem Maße ausgezeichnete schen und romanischen Elementen, zu den Stamm- lich auch zwischen der Wohnart der heutigen blon- Die Kanarischen Inseln bergen aber noch ein Inselgruppe, die trotz ihrer relativ geringen Ent- vätern der heutigen Guanchen geworden. Eine den Riesen und denjenigen ihrer unbekannten weiteres Geheimnis, dessen Erschließung bis heute fernung vom Mutterlande für die meisten Euro- sehr interessante, in der Universitätsbibliothek zu Vorfahren. Ueberall auf den Inseln findet man nicht gelungen ist. Die Ueberlieferungen der Gu­päer ein völlig unbekanntes Gebiet darstellt. Coimbra   aufbewahrte algarvische Handschrift aus noch heute ausgedehnte Höhlenwohnungen, nicht anchen berichten von einem mythischen wasser­dem 12. Jahrhundert zeigt in 40 bunten Aqua- allein in den fruchtbaren Ebenen des Innern, spendenden Baum, dessen Blätterwerk allmor­Wie Mallorca und Minorca, haben auch die rellen die Typen dieser kanarischen Urbevölkerung, sondern bis weit in die Berglandschaft aufsteigendlich einer dichten Nebelwand das Wasser ent­Kanarischen Inseln Jahrhunderte hindurch als unabhängiges Reich, von der einheimischen Dyna- durchwegs fast zwei Meter hohe, blonde, blau- gend. Häufig kleben sie gleich Nestern an den stei zieht, um es einer Zisterne zuzuführen.. äugige Menschen. len, glatten Felswänden. Weit gewaltiger sind

stie Herrera regiert, ein staatliches Eigenleben ge= führt und sind erst im späten Mittelalter, nach

dem Aussterben dieses Herrscherhauses, infolge eines dynastischen Erbschaftsvertrages mit Sta­

stilien vereinigt worden.

Bemerkenswert ist auch, daß zahlreiche Grä­

verfunde auf den Kanarischen Inseln die gleichen Merkmale aufweisen, wie sie von den vor- und falens, Heſſens und auch Mittelschiedens be­kannt sind.

frühgeschichtlichen Bewohnern Thüringens  , West­

Interessant ist unter der Bevölkerung dieser Inseln die auffallend große Zahl der Blondhaa rigen, Vlanäugigen und Hochgewachsenen, die Diese Ausgrabungen haben noch weitere be­man hier, ſo weit im Süden, am allerwenigsten merkenswerte vorgeschichtliche Verbindungen auf anzutreffen erwarten würde. Sie sind die Nach gedeckt. deren volle Bedeutung sich vorläufig noch kommen der Urbevölkerung der Kanarischen In- garnicht übersehen läßt. Ez finden sich z. B. in seln, heißen Guanchen und bilden eine besondere Tonstempeln, mit denen sich die alten Guanchen Rasse, über deren Herkunft die Ethnographen bis- den ganzen Körper zu imprägnieren pflegten. An- reicht hatten. Bezugsbedingungen: Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug dur di. Poſt monatlich 16.- viertelfährig 48.- hafkjährte 96. ganzjährig K 182.-.- Inferate werden lau Zarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Breisna bloß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfraniatur wurde von der Posts und Teles graphendireten mit Erlaß Nr. 13.800/ VII/ 1930 bevilligt. Druckerei: Orbis". Drud, Verlags- und Beitungs- A.- G. Prag  .

aber die Höhlenanlagen aus der Vorzeit. Vor Eine eigenartige Bestätigung für diese selt­allem erheben sich auf Gran Canaria  , der Haupt- same Erscheinung findet sich in einem Aftenblatt insel, Banten  , die man getroſt als Höhlenpaläfte eine Beschreibung des Baumes, ſondern auch die des Schloßarchivs von Simanca, das nicht nur und Höhlenfestungen bezeichnen kann. Riesige unterirdische Räume tun sich hier auf, gewaltige Beichnung eines feiner Zweige nebst Früchten ent­Haupthöhlen mit kleineren Nebenräumen. An stei- hält, wonach der rätselhafte Baum Aehnlichkeit Ten Bergwvänden in die Felsen gehauene Fenster mit einer Linde gehabt haben muß. geben den Blick in die Ebene frei, und auch son- So gibt es, während unsere Forschungserpe­ſtige Anzeichen deuten darauf hin, daß die frü- ditionen das unbekannte Zentralafrita, Mittel­heren Bewohner dieser eigenartigen Behausungen afien und Südamerika   zu enträtseln versuchen, in mit Werkzeugen umzugehen verstanden, also be- unmittelbarster Nähe unseres Kontinents noch ein reits eine verhältnismäßig hohe Kulturstufe er- Land, dessen Menschen und Eigenheiten von un= durchdringlichen Geheimnissen umgeben sind. T.

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