Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION   UND VERWALTUNG PRAG   XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB  . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG  .

16. Jahrgang

Waffen- Embargo

nur für Regierungen?

Paris  . Der Text des vorgeschlagenen Neu­tralitätsabkommens der Großmächte wird erst in der nächsten Ministerratssitzung genehmigt wer= den. Wie der Vertreter des Tschechoslowakischen Pressebüros von gut informierter Stelle erfährt, besagt dieser Text,

daß sich die Signatare des Abkommens ver­pflichten, vom Tage der Unterzeichnung an Spanien   keine Waffen oder Mu nition zu liefern. Der Text soll aus­

bricklich das Wort der Text full and

Samstag, 8. August 1936

Einzelpreis 70 Heller

( einschließlich 5 Heller Porto)

Nr. 184

Wie Hitler   die Aufständischen Idee und Diplomatic

Deutscher Dampfer mit 28 Bombern unterwegs Kreuzer liefern Munition?

unterstützt

London  . Der Pariser   Korrespondent des Daily Herald" teilt mit, daß franzö­fische Regierungsstellen Meldungen erhalten hätten, denen zufolge der deutsche   Dampfer, fa= ramo" mit 28 Bombenflugzeugen an Bord nach Spanien   abgedampft ist. Das Schiff ist am 31. Juli aus Hamburg   ausgelaufen. Die Flugzeuge begleiten Piloten und Mechaniker.

Die Nachrichten hierüber haben große Erregung hervorgerufen und sollen Gegen= stand nichtamtlicher Unterredungen zwischen Mitgliedern der französischen   Regierung und poli= tischen Persönlichkeiten der Linken gewesen sein.

News Chronicle" veröffentlicht einen Artikel Vernon Bartletts, in welchem es heißt, an halten, wodurch die Freiheit der priferiösen Stellen glaube man, daß die deutschen   Kriegsschiffe bei ihrem jüngsten Besuche in vaten Lieferungen, allerdings mit Spanisch- Marokko Explosivstoffe ans Land gebracht haben. Bartlett fügt hinzu, dem Vorbehalt der Bewilligung der Ausfuhr, in Paris   und London   glaube man, daß sich die Situation viel ernster gestalten könnte, die in zahlreichen Staaten von der Regierung wenn der Vorschlag bezüglich einer Nichtintervention im spanischen Bürgerkrieg nicht unverzüg­erteilt wird, unberührt bliebe. lich angenommen würde.

Damit in Widerspruch steht eine Reuters  Pari 8. Jm ,, L'Oeuvre" schreibt die diplo-| rung ab, daß weder die Reichsregierung, noch auch Meldung aus London  , daß der französische   Ab­Waffen, kommensentwurf bereits im britischen   Außenamt matische Berichterstatterin Frau Tabouis  , Einzelpersonen den Aufständischen eingetroffen sei und über den Inhalt verlaute, die Situation in der spanischen   Frage habe sich Kriegsmaterial oder Flugzeuge geliefert haben. daß die Hauptpunkte das Verbot der direkten oder verschlimmert, insbesondere durch die Spannung An deutschen   Stellen wird auch betont, daß indirekten Einfuhr von Waffen und Kriegsmate- zwischen der reichsdeutschen und der Madrider Deutschland nicht daran denke, in Barcelona rial einschließlich Militär- und Zivilflugzeuge Regierung. Reichskanzler Hitler   habe sich ent- Truppen zum Schuße der deutschen   Staatsbürger nach Spanien   beinhalten. Ferner sollen die Sig- fchloffen, unverzüglich zwei neue Kreuzer oder deren Interessen auszuschiffen. natare des Abkommens über die bereits getrofftörern in die spanischen   Gewässer zu entsenden. und eine bestimmte Anzahl von Torpedobootzer­fenen. Maßnahmen ihre Meinungen austauschen. Der britische Standpunkt zu dem Vorschlage wurde der franzöſiſchen   Botschaft mitgeteilt. Was England betrifft, so liege die Hauptschwierigkeit in dem vorgeschlagenen Embargo auf 3i= Vorschriften könne

"

Auch Deuvre" bestätigt, daß der Kreuzer Deutschland  " an der spanischen   Küste Muni- tion gelandet habe und vom Hamburger Hafen  Piloten an Bord mit dem Ziele Spanien   ausge­

das Schiff lfaramo" mit 28 Flugzeugen und

gegenwärtige Be, denn mit die laufen fet.

ein Embargo auf Zivilflugzeuge nicht anordnen. Außerdem bestehe eine gewiffe unlu st, in dieser Angelegenheit Sondermaßnahmen zu tref­fen. Die berufenen britischen Kreise sind der An­ficht, daß das Genfer Abkommen   vom Jahre 1925 eine geeignete Grundlage für die Definition der Begriffe: Rüsten, Munition und Kriegs­material bilde.

Die Regierung meldet:

Madrid  . Ein vom Gouverneur von Malaga   ausgegebenes Kommuniquee besagt, daß sich die Aufständischen in der Stadt Cadiz   er­geben haben.

Die spanische Regierung meldet von allen Frontabschnitten Erfolge. Nördlich von Madrid  rücken Regierungsabteilungen in der Nichtung gegen Avila   vor. In Asturien   hat die aus den Bergarbeitern des dortigen Kohlenbeckens beste­hende Regierungsmiliz zahlreiche Positionen der Aufständischen besetzt. Auch in der bastischen Provinz, wo sich die Nationalisten den Abteilun­gen der Regierung angeschlossen haben, hat die Regierung ihre Positionen erheblich gefestigt. Die Regierungstruppen fetzen die Offensive ge­gen Saragossa   erfolgreich fort. Im Süden greifen die Regierungstruppen& ordoba an und nähern sich Granada  . Auch bei der Stadt Bajadoz haben die Negierungsabteilungen einen Erfolg errungen.

*

Madrid  . Der deutsche Geschäftsträger in Madrid   hat den Protest des deutschen   General­fonfuls in Barcelona   wegen der Tötung der vier deutschen   Staatsangehörigen wiederholt und nachdrücklichst Schadenersah gefordert. Alles nicht wahr...

London.( Reuter.) Der reichsdeutsche Chargé d'affaires   gab die entschiedene Versiche­

Schwedischer Dampfer

In Bordeaux   angehalten Explosivstoffe für die Kanarischen Inseln

an Bord

Im Konflikt um Spanien  

Der französische   Außenminister Delbos hat das Wort von dem ,, I de enkreuzzug" geprägt, den die europäische Diplomatic unbe dingt vermeiden müsse, wolle sie nicht in einen Krieg hineinschlittern. Die Furcht vor einem Ideenkrieg, der sich zu einem Strieg mit den Waffen weiterentwickeln würde, hat die franzö sische Regierung zu ihrem Neutralitätsangebot bestimmt.

Diese Auffassung und diese Politik sind nicht unumstritten. Weder in der französischen   Volks= front selbst, noch innerhalb der internationalen, demokratisch denkenden Oeffentlichkeit. In Frank­ reich   hat der Vorsitzende der Confederation gé­nérale du travail, des Gewerkschaftsbundes, Jouhaux   in einer vielbeachteten Rede der Meinung der Interventioniſten Ausdruck gege­ben, daß man die spanische Demokratie in ihrem Abwehrkampf aktiv unterstützen müsse. Faktisch haben die Sozialisten aller Richtungen ja nach Sträften versucht, die spanischen   Genossen zu un terſtüßen. Auch in der Sowjetunion   haben die

großen Arbeiterverbände Gelder für die spani sche Volksfront bereitgestellt. Aber es ist selbst­verständlich etwas anderes, ob Organisationen und Verbände privatrechtlichen Charakters oder ob Regierungen den Kampf der einen oder an= dern Gruppe in Spanien   unterstützen.

Der stärkste Einwand, den man gegen die Politik der Nicht- Intervention durch Frank­Der Temps" veröffentlicht eine reich erheben kann, ist wohl der, daß die faschis Paris  . Der Depesche aus Bordeaux  , derzufolge die. französischen   Mächte tatsächlich bereits fischen Zollbehörden festgestellt haben, daß der am interveniert haben. Die Beistellung ita­Freitag Vormittag in Bordeaug eingetroffene lienischer Militärflugzeuge für die Aufständischen schwedische Dampfer Gemborg" Fässer ist erwiesen und eben diese italienischen Flug­mit Explosiv stoffen an Bord hat, die für die Kanarischen Inseln bestimmt sind. Der Präfekt ließ die Fässer in Anwesenheit des schwe­dischen Konsuls ausladen.

Algeciras   von Regierungskreuzern bombardiert

Die Batterien der Aufständischen zum Schweigen gebracht Ein Kanonenboot im Hafen versenkt Gibraltar  . Der spanische Regierungsfreuzer I a i me Primero", unterstützt von den Kriegsschiffen Libertad" und" Cervantes", hat am Freitag den Hafen von Al= geciras bombardiert. Durch das Bombardement, das außerordentlich wirksam war, wurden in Algeciras   anscheinend alle Festungswerke der Aufständischen zum Schweigen gebracht. Es war dem Kreuzer gelungen, sich unter ständigem Feuern der Küste auf günstigste Schußweite zu nähern, ohne daß er auch nur von einem einzigen Schuß der Aufständischen getroffen worden wäre. Bald antworteten die Forts nicht mehr und der Kreuzer konnte ungehindert an den Hafen herankommen. Das dort liegende Kanonenboot der Aufständischen Dato" wurde von drei Granaten getroffen und vernichtet. Die Aufständischen haben es auf Grund gesetzt.

zeuge scheinen. ja den bisher gefährlichsten mili­tärischen Schlag gegen die Regierung, die Nie­derkämpfung der Flotte in der Meerenge von Gibraltar, herbeigeführt zu haben. Die deutsche Intervention ist nicht ganz in dem gleichen Maße greifbar, aber auch sie ist unverkennbar gegeben durch die Anwesenheit deutscher   Panzerschiffe in den umstrittenen Getvässern und den Besuch deut­ scher   Offiziere im Hauptquartier des Rebellen­Generals Franco.

Wenn die französische   Regierung troßdem an dem Grundsatz der Neutra Iität festhält und ihn allgemein durchzu­setzen bestrebt ist, so hat das vermutlich weniger innerpolitische als außenpolitische Grün­de. Innerpolitisch wäre es der Volksfront wohl möglich, die Intervention zu erzwingen, auch wenn der Senat bocken und die Radikalen in der Kammer widerstrebend mitgehen sollten. Die Volksfront verfügt über so starke moralische Re­serven, daß sie eine parlamentarische Opposi tion nicht zu fürchten braucht. Anders steht es mit der außenpolitischen Position Frankreichs   und des Kabinetts Blum. Das Erbe Lavals be= deutete vor allem die Gefahr der völligen Iso­lierung Frankreichs  . Laval   hatte sich mit England überworfen, ohne sich mit Nom zu verständigen, er hatte Hitler   Freundlichkeiten erwiesen und da­durch die Russen stußig gemacht, ohne daß er die In Valencia   sind aus Barcelona   fieben Hitlergefahr für Frankreich   gemindert hätte. Wasserflugzeuge Typ Savoy" und ein Hydro- Blum mußte versuchen, Frankreichs   Lage in avion   Typ ,, Dornier" eingetroffen, Die Flug- Europa wieder günstiger zu gestalten, indem er zeuge sind mit Bomben ausgerüstet. Außerdem vor allem das Vertrauen in die Politik des trafen aus Barcelona   1200 Miliztruppen ein. Quai d'Orsay zurückeroberte und wieder klar er­Die zur Einschiffung nach den Balearen be- fennen ließ, weisen Freund Frankreich   sei und reitstehende Abteilung zählt 3500 Mann und ist wessen man sich von ihm zu gewärtigen habe. mit Maschinengewehren, vier Radiostationen und Natürlich suchte Blum zunächst Brüden Sanitätsmaterial ausgerüstet. Vier weitere nach London   zu schlagen. Bei aller Ein­Wafferflugzeuge werden erwartet.

Aktion gegen die Balearen?

Die beiden andern Kriegsschiffe blieben auf hoher See in der Höhe des Kap Carnero und nahmen zwei Wafferflugzeuge der Aufständischen unter Feuer, die aus Ceuta   gekommen waren. Der erste von dem Panzerschiff ,, Jaime" abgegebene Schuß tötete sämtliche Kanoniere des Kanonbootes ,, Dato". Diese erste Granate platte auf dem Bug des Kanonenbootes. Die übrige Befaßung verließ hierauf das Schiff.

Demgegenüber melden die Aufständischen als großen Erfolg, daß sie in 48 Stunden 5000 Sol­daten über die Meerenge von Gibraltar trans­portieren und zwei kleinere spanische Regierungs­schiffe versenken konnten. Sie teilen mit, daß bis Die Lloyd- Agentur meldet, daß in Algeciras  Montag über 12.000 aufständische Soldaten aus durch das Bombardement großer Schaden Marotto nach Spanien   befördert werden sollen. angerichtet wurde. Auch Flüchtlinge, die in General Franco   plane eine umfangreiche Offen- Gibraltar eintreffen, bestätigen, daß zahlreiche sive, und zwar vor allem einen Angriff auf Häufer zerstört und mehrere Menschen getötet Ma I a g a, den Haupthafen der regierungstreuen wurden. U. a. wurde durch ein abgeirrtes Geschoß Kriegsflotte. Hierauf werbe auch gleich bie bas Gebäude des argentinischen Konsulates ser­stört. Eine Granate explodierte, wie man von Hauptoffensive gegen Madrid   erfolgen. Gibraltar   aus beobachten konnte, an der Mauer

Nächtlicher Probealarm in Madrid  

Auf Anordnung der Regierung wurden Don­

bes britischen Konfulates.

Wechsel im Kriegsministerium Im britischen Konsulat in Algeciras   wurde Castello, der ein Frontkommando übernehmen An Stelle des bisherigen Kriegsministers die Gattin des Vizekonfuls durch die Scherben soll, wurde der langjährige Privatsekretär des Alla Fensterscheiben des Konsulats wurden zer- Staatspräsidenten Azaña   zum Kriegsminiſter er trümmert. Durch die Befchießung wurden haupt­fächlich die Forts Punta Carnero und Getares in Mitleidenschaft gezu gezogen.

nerstag abends Madrid   und seine Vororte ver- einer zertrümmerten Fensterscheibe leicht verletzt.

bunkelt. Lediglich Autos, die eine besondere be­hördliche Genehmigung hatten, durften durch die Stadt mit Beleuchtung fahren. Die Kinos und Cafés waren geschlossen, ebenso die anderen Be­triebe. Die Bevölkerung hatte sich in die Woh­nungen zurüdgezogen. In ganz Madrid   herrschte Totenstille. Die Regierung erklärte im Rundfunt, daß es sich lediglich um Verdunkelungs­versuche zum Schuße gegen Fliegerangriffe handelt. Unmittelbare Gefahr bestehe nicht.

Nach späteren Meldungen haben drei Re­gierungskreuzer auch die Stadt Ceuta   bom­bardiert.

Die britischen Behörden haben an die fpa nifche Negierung einen Protest wegen des Aufent­haltes ihrer Schiffe in der Meerenge gerichtet.

nannt.

Internierte Mönche

schätzung des russischen Bündnisses bleibt für Frankreich  , solange es nicht eine ausgesprochene Kontinentalpolitik zu treiben entschlossen ist( die. England der Angelpunkt der Si­eine Zusammenarbeit auf der Linie Paris  - Rom­Kleine Entente- Moskau voraussehen würde), cherheit". Nun wäre vielleicht auch eine große ideelle Offensive des geſamten weſteuropäiſchen

Sozialismus, der französischen   Volksfront und der Labour Party  , zugunsten einer Interven tion denkbar, aber fraglich bleibt es, ob eine Auf Anordnung der Regierung sind die solche Offensive in England wirklich zum Erfolg Mönche des Escurial- Kloſters interniert worden. führt. In dem abessynischen Krieg hat der Druc Die Miliz nahm im Kloster Verhöre vor, die der Labour Party   und der mächtigen Völker­einige Tage dauerten. Außerdem wurde das bundsligen nicht ausgereicht, um den Tories auf Kloster einer eingehenden Untersuchung unter die Dauer eine andere Politik aufzunötigen als sie gerade treiben wollten. Frankreich   riskiert also

zogen.