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Sosialdemokrat

ZENTRALORGAN

DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK

ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TÄGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .

16. Jahrgang

Sonntag, 9. August 1936

Vor einer Schwenkung Polens ?

General Gamelin bei Rydz- Smigly

Ein Schachzug gegen Berlin

Warschau . Nach einer amtlichen Mitteilung wird in den nächsten Tagen der Chef des französischen Generalstabes und Vizepräsident des Obersten Kriegsrates General Maurice Gamelin der polnischen Haupt­stadt einen Besuch abstatten. Während seines mehrtägigen Aufenthaltes wird General Gamelin Gast des Generalinspektors der polni. schen Armee General Rydz Smigly sein.

dafür, daß man Hitlers Pläne durchkreuzt. A m dringendsten wäre eine Aktivität der Ge­genspieler Hitlers allerdings in Oesterreich , um das es in dem Rennen der nächsten Monate - einem Wettrennen Hitlers mit der britischen Aufrüstung, die dem Westen eine größere Hand lungsfreiheit schaffen soll doch vor allem und in erster Linie geht!

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Warschau . Nach Informationen von maß;- gebenden Stellen wird der Generalinspektor der polnischen Armee Rydz- Smigly im Herbste dieses Jahres, wahrscheinlich Anfang November den Besuch des französischen Generalstabs­chef Gamelin erwidern. Auf seiner Reise nach Paris wird Rydz- Smigly wahrscheinlich von einer größeren Gruppe höherer Offiziere des pol­nischen Generalstabs begleitet sein und mit ihnen den französischen Herbstmanövern als Beobachter beiwohnen. Die Ankunft General Gamelins wird wahrscheinlich zwischen dem 12. und 14.

Volksregierung überall im Angriff

Reaktion hofft auf Franco

Anstitut für Zeitungsforschung

Dortmund

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Nr. 185

Krieg in Spanien

Von Louis de Brouckêre

Es ist nicht meine Absicht, die militärischen Ereignisse auf der spanischen Halbinsel im ein­zelnen zu beschreiben, noch auch der wunderbaren Tapferkeit der Volksmilizen die Ehrung zu er weisen, die sie so reichlich verdienen. Ich will mich darauf beschränken, die Aufmerksamkeit auf einige internationale Seiten der Probleme hinzulenken, die dort aufgeworfen werden.

Wenn General Franco den Sieg davon­tragen sollte nachdem er, wie es sein erklärtes Vorhaben ist, die Hälfte aller Spanier massakriert hätte- dann würde die faschistische Reaktion nicht nur in Spanien allein eine unermeßliche Stärkung erfahren. Ueberall würden die Par­teien der Diktatur die Stimmung ihrer Truppen steigen und die Zahl ihrer Anhänger wachsen sehen. Und die faschistischen Regierungen, deren heute fast schon offen eingestandene Absicht es ist, die Welt durch Konterrevolution und Strieg zu beherrschen, fänden die strategische Lage unge= mein zu ihrem Gunsten verändert.

Wenn eine in Diensten Roms und Berlins stehende Regierung in Madrid an die Macht fäme, würden Italien und das neue Spanien als Beherrscher des westlichen Mittelmeeres die Ver­bindung Englands mit Indien bedrohen. Der Zu­sammenhang zwischen Französisch- Afrika und dem Frankreich wäre in Frage gestellt.

bombardiert zu Die

Es wäre sicher verfrüht, in dem Besuch des Der Besuch Gamelins in Warschau scheint franzöſiſchen Generalſtabschefs bei dem faktiſchen auch anzudeuten, daß die Regierung Blum Regenten Polens und Oberkammandanten der zu einer gewissen Attivität im nahen Armee schon den Schluß zu ziehen, daß Polen Osten überzugehen beabsichtigt( auch Blums Be­nunmehr wieder in die französische Front ein- such in Belgrad und Bukarest ist ja avijiert). schwenke und seine Freundschaft mit Berlin auf- Diese französische Aktivität wäre natürlich eine zugeben bereit ist. Immerhin lenkt der gewiß der wichtigsten Voraussetzungen d. M. erfolgen. demonstrative und als moralischer Schachzug gegen Hitler nicht zu unterschäßende französische Besuch in Warschau die Aufmerksamkeit Europas auf die Tatsache, daß die polnische fran zösische Militärtonvention nach wie vor weiter besteht und daß es Hitler nicht gelungen ist, mit seinem auf zehn Jahre befristeten Freundschaftsvertrag Polen wirklich aus der Front seiner möglichen Gegner definitiv auszuscheiden und zu einem militärisch verläß­lichen Bundesgenossen Deutschlands zu machen. So wenig sicher bei dem Krieg der Sender ten, den Flugplatz von Madrid CDemokratie des Kontinents wäre Gewiß wird Polen , solange das Regime grund- und Nachrichtenbitros gegeneinander jebe Met haben, bom handelt es sich hier wohl mehr um den eingetreiſt, gezwungen, ſich an drei Grenzen an Spanien iſt, ſo ergibt sich doch als Gesuch, Schrecken zu verbreiten, als ernstlichen ſchüßen, endgültig außerſtande gesetzt, sich, den geleitet bleibt, weiter in vielen Fragen die famibild am Samstag abends ein Vordrin Schaden anzurichten. Die Regierungstruppen Plänen Hitlers gegen seine östlichen Nachbarn zu deutsche Politik unterſtüßen und es bleibt in gen der Regierungstruppen an haben schließlich einen Handstreich auf die widerseßen, genötigt, soviel zu ihrer Verteidigung einem deutsch - russischen Krieg ein möglicher zahlreichen wichtigen Stellen. Da ist zunächst ein- Balearen unternommen, der nicht nur zur aufzuwenden, daß die Durchführung sozialer Freund Deutschlands . Aber ebenso leicht könnte mal der auch von Portugal und den Aufständi- Schaffung einer Flotten- und Luftbasis, sondern Reformen erschwert und dadurch in den Volks­sich Polen in gewissen Situationen in einen Geg- schen selbst bestätigte Erfolg der Regierung in auch politisch wichtig ist, weil die Rebellen sich auf massen eine Beunruhigung ausgelöst würde, die ner Deuzschland verwandeln. Erwägt man in die der Provinz Badajoz , der deshalb von Be- die Balearen zurückziehen und dort neue italie- die Parteien der Reaktion ausnüßen könnten. sem Zusammenhang, daß die neueste deutsche Er- deutung ist, weil die Ostprovinzen der Eſtre- nische und deutsche Materialverstärkungen an sich Kurz wir sähen eine neue heilige Allianz, die klärung über Spanien möglicherweise doch einen madura, entlang der portugiesischen Grenze, eine ziehen könnten. Daß nur die Lieferung darauf abzielte, die Demokratie schließlich durch Riidzug Berling vor England und damit eine wichtige Baſis der Aufſtändischen und für die italienischer Bombenflugzeuge den Krieg und den Hochverrat umzubringen. Preisgabe Italiens oder doch der gemeinsamen Heranführung von Material über Portugal ent- und die Deckung durch die deutschen Pan­Biele im Mittelmeer bedeutet, so wird man an scheidend sind. Zwar behaupten die Aufständischen, zerschiffe den Aufständischen die Ueber­diesen Ereignissen der letzten Stunden die ganze ihrerseits Merido besetzt zu haben, das die querung der Straße von Gibraltar und damit Berfahrenheit und Ziellosigkeit der deutschen Verbindung zwischen Badajoz und Madrid be- die Fortführung des Kampfes über die abge Außenpolitik unter Hitler ermessen können. Die herrscht, aber hier scheint es um eine vereinzelte laufene Woche hinaus ermöglicht haben, schein Deutsche Revolution"( Otto Stras- Attion zu gehen. Wenn die Regierungsmiliz sich nun ziemlich sicher zu stehen. fer) hat vor kurzem mit Recht darauf verwiesen, in Badajoz behauptet, kann sie auch die Verbina daß Hitler bis heute keinen wirklichen großen Er- dung zwischen der Nordgruppe Mola und der folg heimgebracht hat, sondern daß er die außen- Südgruppe von Sevilla abschneiden und dauernd politische Lage Deutschlands über eine Reihe von unterbinden. Scheinerfolgen doch immer prekärer gestaltet hat, da er Deutschland in die Eintrei sung treibt, die einmal über Nacht zur Tat werden kann, wenn nämlich das Kartenhaus faschistischer Freundschaften in Mitteleuropa zu­fammenbricht.

Dort gehört er hin!

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Die Blätter berichten, daß der Erkönig Alfons endlich das Metternich'sche Schloß in Königswart verlassen und im Auto abgereist sei. Er habe die Grenze überschritten und sich nach Deutschland gewendet, das bekanntlich zu eben der Stunde, da Alfons seinen gaftlichen Boden betrat, cine völlige Nentralität im spani­schen Bürgerkrieg erklärt hat!

Ferner meldet die Regierung im Norden weiteres Vordringen an der Guadarrama Front gegen die Truppen Molas, der zwar im Laufe der Woche Gelände zurückerobert hat, aber nicht imstande war, die entscheidenden Defi lees und die Zugänge zu der Hochebene von Madrid in seine Hand zu bekommen. Die Regie rung verstärkt sich hier an artilleristischem Mas terial und Flugzeugen und scheint Molas in die Defensive gedrängt zu haben.

Madrid.( Savas.) Der Kriegsminister hat den Pressevertretern mitgeteilt, daß von allen Fronten günstige Nachrichten eingehen. In Si­ guenza hätten die Regierungstruppen zwei Ge­schüße und fünf Haubigen erbeutet. Die Auf­ständischen hätten über 40 Soldaten, darunter auch den Führer der Kolonne verloren. Die von Guadalajara nach Siguenza vorstoßzenden Regie­rungsabteilungen seien von Flugzeugen wirksam unterstützt worden.

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Schon jetzt hat der internationale Faschis­mus den Rebellen viel mehr als seine bloße Sym­pathie zugewendet. Er hat ihnen vom ersten Augenblick an eine außerordentlich wirksame diplomatische Unterstüßung angedeihen lassen, von der noch zu reden wäre.

Man hat( aus den Enthüllungen des ,, Po­pulaire") erfahren, daß in Deutschland eine An­leihe zugunsten der Rebellen begeben wurde, die gegen eine von den Behörden des Reichs aner­fannt Regierung im Kampfe stehen. Es ist heute bereits flar erwiesen, daß Stalien den Aufstän­dischen die Flugzeuge liefert, mit denen sie ihre afrikanischen Truppen nach Spanien transportie ren können, namentlich jene Fremdenlegion, die man als die eigentliche Armeereserve des inter­nationalen Faschismus ansprechen kann. Zu die= leboot ,, Xauen" ist aus Malaga hier eingetroffen. unter den in Spanien gelandeten Fremdenlegio­Carthagena.( Havas.) Das Patrouil­sem Punkte erfahre ich aus guter Quelle, daß sich Es verlautet, daß die der Regierung treu geblic- nären zahlreiche deutsche Offiziere befinden; da bene Besatzung des Schiffes, als es in Ferrol vor mir dafür jedoch keine unmittelbaren Beweise vor­Anker lag, die Aufständischen- Offiziere in Haft liegen, gebe ich diese Nachricht nur mit Vorbehalt nahm und von Ferrol nach Malaga floh, wo es wieder. die Offiziere den Behörden auslieferte. Es ist klar, daß das italinische und das mög­Kommunisten gegen Anarchisten lideriveise erfolgte deutsche Eingreifen noch ganz andere Ziele hat, als faschistische Erfolge selbst Madrid . Der kommunistische Abgeordnete in Spanien zu begünstigen. Offensichtlich sucht und Chefredakteur des offiziellen Blattes dec man die Feindseligkeiten auf das gesamte Ma­kommunistischen Partei, Juan Hernandez, rokko auszudehnen, das Statut von Tanger neuer­erklärte den Vertretern der Auslands- Presse ge- dings in Frage zu stellen. Der Bürgerkrieg steht Die Beschießung von Algeciras soll genüber, daß die gegenwärtige Bewegung in Spa- im Begriff, umzuschlagen, und klar erkennt man erneuert und mit einem Landangriff vers nien teinen sozialen und proletarischen Charakter, die Möglichkeit eines Krieges. bunden werden. Nicht ganz verbürgt scheint die sondern einen demokratisch- bürgerlichen Charakter Einnahme von Cadir durch Regierungstrup- trage. Die

Der Drud auf Saragossa wächst ebenfalls. Pina de Ebro, 45 Meilen von Saragossa entfernt, wurde von den Milizen er obert. Mag auch die Meldung von dem nahen Fall Saragossas verfrüht sein, so bereitet stch gegen dieſen Flügelſtüßpunkt der aufständischen Nordgruppe doch eine starke Offensive vor. Fällt Saragossa , so wird der Weg in die Flanke Molas frei und andererseits die Verbindung der Regie­rung nach Asturien vermutlich geöffnet.

pen, doch ist sie möglicherweise richtig. Die Offens nismus in ung des Kommu

sive gegen die südspanischen Häfen und gegen die Verbindungen nach Sevilla wird jezt besonders wichtig, da sie die letzte Hoffnung der Aufstän dischen, die Heranführung der marokkanischen Reserven, brechen könnte. Auch Granada be­hauptet die Regierung besetzt zu haben.

Demgegenüber beobachten die Regterungen sei in unmittelbarer Zeit von London und Paris bisher eine fast absolute unmöglich. Er versicherte im Gegenteil, daß zurückhaltung. die Institutionen der kommunistischen Partei keinen überwiegenden Einfluß auf die Regierung den Regierungsbehörden in Madrid weder Waffen Die französische Regierung hat erklärt, dazz haben und nicht die Bewegung leiten, doch sei die noch Flugzeuge geliefert worden seien. Man ge= tommunistischen Partei verpflichtet, ihr Silfe zu braucht dafür, wie es scheint, die Erklärung, daß leisten. Die Absichten der Anarchisten seien es zu den Traditionen des Quai d'Orsay gehört, Die Aufständischen geben die Mißerfolge nicht allzu klar, doch würden ihnen das spa einer gegen einen Aufstand kämpfenden Regierung teilweise zu, hoffen aber auf Franco , der jetzt nische Volk und sämtliche Regierungsstellen keinen derartigen Beistand zu leisten. Der Mini­übernommen hat und die immer wieder anges genannten freisinnigen Kommunisten" nichts klärt, daß man der rechtmäßigen spanischen Regie­in Sevilla eingetroffen ist und den Oberbefehl entgegentreten. Wir wollen von den so ster De I bo 3 hat außerdem in der Kammer er­fündigte Offensive auf Madrid " antreten soll wiffen. Nach dem Siege werden sie zur Vernunft| rung nicht helfen wolle, um zu verhüten, daß ( die aber von Norden her aussichtsreicher war als gebracht werden, aber bis dahin ist es unmöglich, andere Mächte den Rebellen zu Hilfe fämen. von Sevilla aus, zudem Franco nach dem Verlust sich in Kämpfe mit jenen einzulassen, die Schulter Ich gestehe offen, daß mir diese Begründung von Cadiy, Granada , Algeciras , Malaga eine gesan Schulter mit uns fämpfen. Spanien könnte erstaunlich erscheint und nicht bloß deshalb, weil fährdete Bajis hat). Die Aufständischen behaupter Herd eines Weltkrieges werden, Italiens Lieferungen offen zutage liegen. Gine