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Samstag, 15. August 1936

,, Revolution der Literatur!"

Ein Gedenkblatt( 1886-1936)

werden.

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Nr. 190

Und doch ist nichts umsonst Natürlich ist es schwer und kaum zu tragen, und manchmal glaubt man, alles sei vergebens, und überhaupt: das Beste sei, verzagen, bies arme Dasein rasch in Stücke schlagen, beenden den Passionsweg dieses Lebens. Und doch ist nichts umsonst und nichts verloren; in allem Leiden teimt die Saat ber Stärke. Das Leben eingefangt mit allen Boren, wird dir aus Not und Schmerzen Kraft geboren zu unfrer Zukunft und zu unfrem Werte. Nichts von Verzweiflung, nichts von Fallenlaffen! Die Losung diefer Jahre heißt: Ertragen! Es kommt ein Tag, da regen sich die Massen, dann zeigt es sich, ob du verstehst zu haffen, bann gilt's, das Leben an den Sieg zu wagen. Mar Barth.

hatte Karl Hende II einst in unseren Rei­hen und in unseren Gedichtsammlungen ein wohl­vertrauter Name feine frischen, sozialrevolu= tionären Gedichte veröffentlicht, hatte die Lyrik Detlevs von Liliencron völlig neue Als das zweite napoleonische Kaiserreich dem, neben mehreren längst anerkannten Alten" einis Töne angeschlagen. Aber es war unzweifelhaft Ansturm der preußisch- deutschen Heere erlegen gen Ausländern wie dem großen Schweizer No- Bleibtreus Verdienst, als erster der bürgerlichen war, Bismarck am 18. Jänner 1871 zu Ver- vellendichter. Konrad Ferdinand Meyer, der Deffentlichkeit die Notwendigkeit- und fast schon failles die feudal- bürokratische hohenzollersche Desterreicherin Marie von Ebner- Eschenbach und die Tatsache des literarischen Umsturzes in die Militärmonarchie aufgerichtet hatte und sich der ihren Landsleuten Anzengruber, Saar und Ro- wenig hellhörigen Ohren gerufen zu haben. Ganz Milliardenunsegen der französischen Kriegsent- segger sowie dem Franzosen- und Emigranten in Bleibtreus Sinn arbeitet in den folgenden schädigung über das in fortschreitender Indu- stämmling Theodor Fontane . Aus allen übrigen Jahren der ebenfalls 1886 in Berlin ge­strialisierung befindliche Deutschland ergoß, da dichterischen Erzeugnissen dieser Zeit gähnt dem borene Verein" Dur ch", die erste Organisation erwartete man allenthalben einen mächtigen Auf- heutigen Betrachter, wie Franz Mehring einst der Jungen"; hier, in der Reichshauptstadt, schwung auf geistigem und so auch auf literari - prophezeite, die wahrhaft erschreckende Geistesöde bemüht man sich, die weltanschauliche Grundlage schem Gebiete. Was kam, mußte die ehrlichen der neudeutschen Reichsherrlichkeit entgegen. der Kunst der Zukunft zu schaffen, hier vor allem Kunstfreunde aufs tiefste enttäuschen. Dem ,, sil= vermittelt man den Deutschen die Bekanntschaft berner Zeitalter" unserer Dichtung, wie man die mit den großen Naturalisten der Franzosen Periode zwischen 1850 und 1870 in Hinblick auf Fünfzehn Jahre nach der Reichsgründung, ( Zola), Russen( Tolstoi) und hauptsächlich die dramatischen Schöpfungen Richard Wagners, im Jahre 1886, läßt eine im Verlage Fried= Standinaviens( 3bsen). Gleichzeitig züngeln Friedrich Hebbels und Otto Ludwigs, auf die rich( Leipzig ) erschienene Flugschrift die deutsche in den anderen Großstädten des deutschen Sprach­Leistungen der großen Erzähler Keller, Storm, Intelligenz aufhorchen. Konservative Gemüter Freytag, Raabe und Heyse genannt hat, diesem mußte nicht bloß der Titel, sondern auch schon der gebiets, vor allem in München und Wien , die Zeitalter folgte eine so niederdrückende Verfla= Umschlag der Broschüre heftig aufregen: Das Flammen des Aufruhrs empor, werden auch hier chung und Entartung, daß man bis ins ficb= Bildan sich eine Neuheit zeigte, wie aus Beitschriften und Vereine gegründet, wird hin­zehnte und beginnende achtzehnte Jahrhundert, einem Tintenfasse weiße Blize auf dunkelblauem über- und herübergeschossenso tritt die neue gründungszeit, hat die nation), in die mit Opitz einsetzende und mit Gottsched Hintergrunde umherzucken. Der siebenundzwan- Dichtung des Naturalismus wirklich alsozialistische Gleichschaltung zigjährige Verfasser dieser Revolution der Lite­Ergebnis einer Revolution auf den Plan. dem deutschen Volke in Wirklich endende Literaturperiode zurückgehen muß, um Und diesen revolutionären Cha- teit beschert. Vor allem zeigen wieder die einen ähnlichen Tiefstand zu entdecken. ratur" war in Schriftstellerkreisen kein Unbe­ratter hat der Naturalismus, zumindest in Künste, verrät insbesondere das dichterische Was hat diesen Verfall verschuldet? Auch tannter mehr: seit mehreren Jahren hatte Karl der bürgerliche Historiker antwortet heute: Der Bleibtreu eine Arbeit nach der andern auf seinen Anfängen, nicht verleugnet. Die Zeitge- Schrifttum der Gegenwart die traurigen Züge kapitalistische Geist, der in allen Lebensäußerun- den Büchermarkt geworfen, dichterische und nicht- nossen haben das Revolutionäre vor allem in der des Verfalls, zehrt der Ruhm der deutschen Lite­gen des deutschen Bürgertums und daher auch in dichteriſche, alles temperamentvoll, unter Ver- Neuheit der Stoffe und darin erblickt, daß die ratur wieder von den Leistungen der Toten den Stünsten zu verstärktem Ausdruck kam. Wenn nachlässigung der Form, hingeschleudert. Dieser naturalistische Dichtung, in erster Linie die dra-( Hofmannsthals , Riltes, Stefan Georges ) oder auch das neue Reich nicht ganz den Wünschen Manier ist er auch später treu geblieben fein matische, das deutsche Volt mit Vorliebe in die derer, denen das Dritte Reich das Schaffen im Wunder, daß seine Romanc, Dramen und Ge- Glendstuben des Proletariats schauen ließ, wäh- Vaterlande unmöglich macht( Thomas Manns ), der induſtrielten und kommerziellen te dichtbände heute vergessen sind und höchstens rend wir heute das Umstürzleriſche faſt noch mehr dienen wieder Theaterſchriftstellerei und Erzäh­entsprach: entscheidend für diese Schichten war, daß sich ihrem Erfinder- und Spekulationsgeist, seine Schlachtenschilderungen der Vater Bleib- in der neuen Formgebung suchen. Jedenfalls lung dem seichtesten Unterhaltungsbedürfnis. war die naturalistische Dichtung nach Mehrings Man sehe sich nur an, wie mühsam die vornehmste ihrem Expansions- und Ausbeutungsdrang fein treus war ein geschäßter Kriegsmaler um ihrer ernstliches Hindernis in den Weg stellte. Woher Anschaulichkeit willen hie und noch gelesen Wort der Widerschein, den die immer mächtiger literarische Zeitschrift des deutschen Bürgertums, auflodernde Arbeiterbewegung in die Kunst die in der naturalistischen Periode ins Leben ge­aber sollte ein Bürgertum, das Geschäfte warf". In den zwei Dramen, in denen Ger - tretene Neue und sch a u", Niveau zu machen" und in kürzester Zeit reich werden wollte, Bleibtreus Temperament geht auch in sei- hart Hauptmann es unternahm, den Einzelhel- wahren sucht! die Zeit nehmen, sich in künstlerische Probleme zu ner viel angefeindeten Broschüre, die immerhin den in eine lange Menschenreihe aufzulösen", wie vertiefen? Was der gedanklichen und gefühlsmä- drei Auflagen erlebte, mit ihm durch. Ohne jede der bürgerliche Svitifer sich ausdrückt, genauer: dieser Verfallserscheinungen sind freilich wesent­Die ökonomisch- sozialen Voraussetzungen Bigen Erfassung die gerngsten Schwierigkeiten Pietät wagt er sich an die Größten heran, an eine ganze Gesellschaftsklasse zum handelnden lich anderer Art, als die, denen fünf und sechs bot, das Oberflächliche, aber Blendende, das Goethe, weil dieser vornehme Herr in frevel- Mittelpunkt zu machen, in den Webern" und Jahrzehnte früher die Geschäftsliteratur ihre Sentimental- Kitschige fand Käufer und Bewun- hafter Weise die Entwürfe seiner genialen Ju- im" Florian Gever", hat die neue Kunst Entstehung und Blüte verdankt hatte. Die Eri­derer. Der gebildete" Bourgeois las mit Be- gend im Stiche ließ, sich dafür aber mit tausend ihr Bestes geleistet. stenzsicherheit, in der sich die Bourgeoisie des geisterung die Geschichtsklitterungen der Dahn , Allotrias beschäftigte", an Friedrich Hebbel , der Sie hat in der Gestalt des Naturalismus hochkapitalistischen Zeitalters nach Einheimsung Ebers und Eckstein, er ging ins Theater, wenn eine tranthafte Mißgeburt aus Lenz und Grabbe, die Gemüter nicht länger als ein Jahrfünft be- ihrer Tagesprofite von ihren gut bezahlten Shakespeare oder die deutschen Klassiker in an Grillparzer , der ein einseitiger Ausbauer herrscht. Dieser hatte sich kaum häuslich einge- Anekdotenerzählern und sonstigen Spaßmachern traditionsgebundenen und daher unlebendigen Kleistischer Tendenzen" genannt wird; gegen richtet und sich durch Arno olz mit einer Zu- amüsieren lassen konnte, ist einer quälenden, durch Aufführungen und ihre pathetisch- inhalts- Gottfried Keller und Theodor Storm , gegen sammenfassung seiner theoretischen Grundsäße, Hitler nicht gebannten, sondern furchtbar gestei­armen Nachahmer, die Epigonendramatiker, ge- Scheffel und Heyse richtet sich Bleibtreus An- also einer Kunstlehre, versorgen lassen, als sich gerten Unsicherheit gewichen. Die Nußnießer der spielt wurden; das große Publikum aber ver- griffslust nicht maßvoller als gegen die Verfalls auch schon eine neue, der naturalistischen in ge- herrschenden Wirtschaftsordnung wissen, daß wir sentte sich mit Backfischandacht in die Familien- literatur. Aber mit diesen Entgleisungen und mit wisser Hinsicht geradezu entgegengesetzte Bewe- unmittelbar vor einer Zeitenwende stehen und oder Gartenlaubenromane der Marlitt und ihrer der merkwürdigen Selbstüberschäßung versöhnt gung geltend machte, der es sogar gelang, die die nächste Entwicklungsphase die Grundlagen wenigstens zum ihrer Gristenz zu vernichten droht. Ein derartiger unsterbliche Courths Mahler die leßte der lan- berantritt: er glaubt feſt an eine neue Zeit und Teile, gen Neihe sein?) und in die goldschnittgebundene eine neue Kunst, und verlangt von der modernen treten der Neuromantik ist die revolutio- eine völlig veräußerlichte Kunst". wie Bußenscheibenepit und-lyrik, deren beliebtester Dichtung, die er im Anmarsch begriffen sieht, daß näre Mission des Naturalismus beendet. tungen, die sich, ungeachtet ihrer unzulänglichen Vertreter der Zlatorog"-Verfasser Rudolf sie sich der großen Zeitfragen, vor allem der so= tungen, die sich, ungeachtet ihren unzulänglichen Baumbach wurde. Im Theater aber suchte die 3ialen Frage bemächtige, die für die an der Mitteln, immer wieder bemühen, mit ihm zu Hauptmasse der Nation der Denker und Dichter in Macht befindliche schöne Literatur der Achtziger- Ein halbes Jahrhundert ist seit dem Er­wetteifern. erster Linie Zerstreuung und seichteste Unterhal- jahre so gut wie gar nicht existiert hatten. Die scheinen von Bleibtreus Broschüre vergangen. tung; sie ließ sich von den geschickt gemachten gleiche Aufrichtigkeit fordert er für die Behand= Ihrer und ihrer Auswirkungen zu gedenken, dazu Problem- oder Thesenstücken eines Dumas( Kalung erotischer Dinge: auch hier solle sich die veranlaßt uns nicht bloß das revolutionäre Un­meliendame") oder Sardon geistig anregen, ohne Dichtung auf den Boden der Wirklichkeit stel- gestüm ihres Angriffs, nicht bloß, die Tatsache, sich dieser Abhängigkeit vom Erbfeind" bewußt len und sich von den Satzungen der konventionel- daß sie die alte sozialistische Parole: Ausspre­zu werden, sie amüsierte sich bedentenlos bei der len Moral lossagen für das sexuelle Ende der chen, was ist auf das Gebiet der Dichtung über­nicht bloß recht zweifelhaften, sondern oft geng Zeit hatte die 2 Verfallsliteratur ebensowenig trug und sie energisch zur Behandlung gesell­auch unappetitlichen Komit der Lustspiel-, cih Auge gehabt wie für das wirtschaftliche des schaftlicher Probleme aufforderte, sondern noch Schwant- und Possenfabrikanten Blumen Proletariats. Wenn er das Heil unserer Kunst in ein anderes. der Vereinigung von Realismus und Romantik, thal, Rosen, Schönthan, Kadelburg 11. dgl.( Es gibt gar kein vernichtenderes Urteil zweier Gegenfäße also, erblickt, so kann man fich über die geistige Stultur der Hitlerzeit, als darunter wohl allerlei vorstellen; immerhin die Tatsache, daß gerade in den Tagen des Auf- spricht es für Bleibtreu, daß er, vier Jahre vor bruches " der Nation nicht bloß das Weiße Rößl" der Entdeckung" Gerhart Hauptmanns , die Ostar Blumenthals eine vielbejubelte Renais- dichterische Begabung des jungen Schlesiers er­sance, sondern die ganze geist- und humorlose tannt hat. Stückeschreiberei der Zeit nach 1870 in den Mach­werken eines Leo Lenz und anderer eine unrühm liche Fortsetzung erlebt...)

weiblichen und männlichen Kollegen( wird die der Ernst, mit dem Bleibtreu an seine Probleme führe in threhen. Mit dem Auf- seelischer Zustand aber verträgt keine andere als

Was diese Verfallsperiode Wertvolles her vorbrachte, das verdankt die deutsche Literatur

Sascha,

das Küchenmädchen

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den Bleibtreuschen Trompetenstoß, das Signal Der Mann ist sicherlich längst geboren, der Angriff gegen diese Augenblicks- und Ober­bleibt nur die große Frage offen, ob die nächste flächenliteratur in die Welt senden wird. Es Literaturrevolution die mächtige politisch- ökono heit entgegensicht, bloß ankündigen oder schon in mische Umwälzung, der die europäische Mensch­ihrem Gefolge einherschreiten wird.

2. Kohler, Teplit.

Eine Erneuerung des gesamten deutschen Geisteslebens, feine Reinigung von artfremden Elementen und seinen Aufstieg zu vorher nie er­reichten Höhen, einen Aufbruch" von weltge- Ein neues Werk des antifaschistischen Dichters: schichtlicher Bedeutung hat der Nationalsozialis­mus dem deutschen Volke versprochen. Eine Ignazio Silone 3erreißung der geistigen Ein- Brot und Wein Schon vor Bleibtreus Kampfesruf hatten heit in geographischer Beziehung, einzelne junge Schriftsteller, besonders in rasch verhängnisvoller als die durch Noman aus dem Alltag des faschistischen Italien lebigen Zeitschriften, die alte, von kapitalistischem die Gegenreformation hervor Geiste getragene Geschäftsliteratur schonungslos gerufene, eine geistige Verödung, an den Pranger gestellt; und schon vor 1886 tro stloser als die der Reich für das Bildungswesen, Prag XII., Slezffa 13.

sabungsarmee lastete schwer auf den Schultern| drei Augenpaare starren uns an... Im Hinter­der Kiewer , es gab noch verschiedene Zentralen grund glänzen am Mantelkragen des befehli­

ausraubung des Landes: Bürokratie, Zivi- genden Offiziers Silbersterne.

listen aus Deutschland , Desterreich, Ungarn .

Es war in Kiew 1918. Die Volschewiti Einfäufer, Direttoren. hohe Militärs. Entspre­hatten vor einigen Monaten die Stadt räumen chend ihre Entlohnung. Jene, die 50 Rubel täg­

Hände hoch! Nicht rühren!"

Ich weiß nicht, was mir damals durch den

nach! Ein Soldat befolgte es, bald berklagen bie Schritte der schweren en Stiefel.

Preis geb. 56.­Bu beziehen durch die Zentralstelle

einer Bratpfanne entnahm er Flugschriften, reichte sie mir:

,, Nimm sie, bewahre sie bei euch in der X... Zentrale, Antonow kommt um zehn, ihm übergib sie dann... 1"

So geschah es auch. Ich tauchte mit einem

fonnte.

müssen. Vorübergehend. Später zogen sie, un- lich erhielten, waren die Schlechtbezahlten. Unter opf ging. Die Situation sah doch sehr bedroh- skollegen den Dienst, alles flappte. Außer mir ter dem Jubel der Bevölkerung, wieder ein. den mit den Bolschewiki sympathisierenden jun- lich aus und dennoch lachte ich hellauf. Lachte war noch der Portier, ein Utrainer, der mit den Damals aber lagen die deutschen und österreichi- gen Sozialisten hatte auch ich Freunde. E3 wa Kommandos: Hände hoch! Nicht rühren!" Er hatte der illegalen Bewegung schon viele gute über die Gleichzeitigkeit zweier sich aufhebenden Bolschewiki sympathisierte, in dem Gebäude. fchen Belagerungstruppen in der Getreidekam- ren tapfere, verwegene Jungens. Arbeiteten un­mer Rußlands , der Ukraine . Vom Westen fon- terirdisch für die sozialistische Erhebung. Ein Sascha, der neben mir ſtand, sah mich ernst an. Dienste geleistet. So auch an diesem Abend. Der zentrierte Petljura seine Banden zum Raubzug Privatrestaurant war unser Treffpunkt. Abso- Ich wollte ihm das Komische der Situation er Nachtposten patrouillierte Gewehr auf, vor der gegen Kiew , vom Süden meldete man Denitins tut sichere Dude. Die Inhaberin, Anna Paw- lären, da vernahm ich einen Pfiff von der of Bentrale, indes Antonom pünktlich um seite, in die das Fenster des Zimmers mündete. Truppen. Ueber allen Gerüchten aber schwebte lowna, die Mutter eines der Studenten war ver- Im Nu wandte sich Sascha, mit den Stiefeln zehn Uhr, von dem Portier durch einen Seiten die Zensur der ukrainischen Rade, der damaligen läßlich, verschwiegen, hilfsbereit. Weißen Regierung der Ukraine . Tagelang hörte stieß er das Fenster durch, sprang hinaus. So eingang eingelassen wurde, ungesehen, unerkannt man das Donnern der Geschüße, gewaltige für uns extra reservierten Raum beisammen. der Offizier entsetzt in das Fensterloch starrten. Eines Mittags saßen wir in dem kleinen, plößlich geschah dies, daß die drei Soldaten und mit den Flugblättern das Gebäude verlassen Wirklichkeitssprache, die keine Zensur den auf- Nebenan, in dem großen Speisesaal wurden die Dann ein kurzes russisches Kommando: Ihm Sascha aber blieb zu unserer Freude noch horchenden Ukrainern vorenthalten konnte. Es anderen Gäſte abgefertigt. Bumeist kleine An­waren wunderbar schöne Herbsttage, die Kup- gestellte, auch einige Beamten der...Zentrale. peln der Kirchen gliberten im Sonnenschein. Wir hatten bereits abgespeist, schmiedeten, wie so Wir haben dem Deutschen Armeekommando oft, allerhand Pläne. Aus zuversichtlicher Quelle Bald darauf fluteten die deutschen, ungas unterstellt. Wir, das bedeutet die österreichisch hatten wir erfahren, daß die Tschechen demnächst ungarische Besatzung in Kiew . Es ging uns, wie ihre Republik proklamieren werden. Heiß dis­rischen und österreichischen Truppen vom Süs jeder Besagungstruppe. Wir wurden von der ein- kutierten wir, um Deutschland , um Desterreich, Nachdem die Eskorte abgezogen war, die den und Osten der Utraine nach Kiew , stürmten heimischen Bevölkerung gehaßt und verachtet, von ob auch sie revolutionäre Entwicklung nehmen leßten Gäste das Haus verließen, wintte mir die Bahnhöfe. Das Chaos der zusammenbrechen. den Deutschen als Schlappschwänze" verspottet. werden. Vergessen der Alltag, vergessen, daß es Anna Pawlowna . Ich folgte ihr in die Küche, den Fronten erfaßte auch die Niewer Besatzungs­Die Verachtung der Kiewer aber war schwerer noch immer Krieg war. Das Donnern der Ges die sie hinter sich versperrte. Wie groß war meine mannschaften. Alles wollte nach Hause. zu ertragen als der Düntel unserer Verbündeten. schüße überhörten wir, was ging uns im Augen- Ueberraschung! An der Kochmaschine stand ein Wenige Wochen später kam es zu den Ent­zwiſchen der Note traine. Unvorstellbar die Not der Kiewer , während für blick die Gegenwart an? Die aber pochte brus hübsches Küchenmädchen. Hantierte gewandt mit scheidungstämpfen die Besaßung Nahrungsmittel im Ueberfluß vor- tal an die Tür des Zimmers. Wir erblickten uns den Kasserollen. In Anna Pawlownas Kleid, und den Interventionstruppen in handen waren. Für die Kiewer Bevölkerung aber überrascht an. Anna Pawlowna vielleicht? Sie das Bauerntuch über dem Lockenkopf. die Füße In den Kämpfen um Kiew zeichnete sich Sascha waren sie unerschwinglich. Um so besser lebten pflegt doch nicht zu klopfen, bevor sie eintritt! in Holzpantoffeln bot Sascha das getreue Bild und die Gruppe junger sozialistischer Studenten die ausländischen Parasiten. Nicht nur die Bea Drei Lanzenspitzen blinten uns entgegen, eines biederen ukrainischen Landmädchens. Aus besonders aus. M. N.

Der Offizier ließ inzwischen die anwesenden russischen Studenten von den beiden Soldaten esfortieren. Uns Ausländer ließ er unbeachtet.

einige Tage, das hübsche Küchenmädchen, half sogar beim Servieren. Der schwarzäugige Sascha mußte sich manchmal recht energisch gegen An­näherungen der männlichen Gäste wehren..

Armee