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Dienstag, 25. August 1936
Mr. 197
bewohne: der Ausfahrt entgegen, da die auf dem Schiff befindlichen Waffen und Munition nicht ausgeschifft wurden. Die Waffen sind für einen füdamerikanischen Staat bestimmt, doch sind die inscrits" der Meinung, daß sie in Lissabon ausgeladen und dann den spanischen Aufständischen gesandt werden könnten.
mag gerade aus der Kenntnis des Trokkismus| listische Rechtsgrundsäße und um die der„ Ro-| Anklage und des Urteils auftauchen. Wenn aber d. s. die bei der Kriegsmarine dienenden Küstenauf die innere unwahrscheinlichkeit einer Mord- ten Fahne" freilich wahrscheinlich höchst gleich die Todesurteile vollstreckt werden, wird feiner verschwörung unter Troctis Führung zu schlie- gültige Frage sozialistischer Ethit. Und diese auch der engsten Anhänger Stalins mehr feines ßen, er vermag anderseits aus der Beobach- erschöpft sich keineswegs in der Zweckmäßigkeitser- Lebens sicher sein und dann wird vielleicht ein tung der innerpolitischen Entwicklung Sowjet- wägung, wie man denn noch im Kampf gegen den mal der Diktator selbst das Schicksal von rußlands Erklärungen dafür zu finden, warum Faschismus an die Moral und an die Menschlich- Robespierre ereilen. Die nächsten Stunden were Stalin jetzt, vor dem Zusammentritt des Sowjet- feit appellieren kann, wenn im Namen des Sozia- den bereits über die Entscheidung des Diktators ongresses, der über die neue Verfassung beschlie- lismus die gleiche Justiz geübt wird wie unter den Gewißheit schaffen. Ben soll, den Schlag gegen jede oppositionelle faschistischen Dittaturen. Sie ist humanistisch, sie Regung führt. lehnt die Opferung von Menschen für Partei
Was der Sozialdemokrat" über den Prozeß fagte und noch jagen wird, das geschieht, weil die Enrivicklung Sowjetrußlands vom Staate einer Parteidiktatur zur demokratisch verhüllten Führerdiftatur nicht eine kommunistische Angelegenheit allein, sondern eine Angelegenheit des gefamten Sozialismus ist, weil die Liquidierung des Bolschewismus und Stalins Erzwingung eines Weges, desien weiterer Verlauf und dessen Ende noch nicht abzusehen, nur zu ahnen sind, Rückwirkungen auf die gesamte europäische Arbeiterbewegung haben dürfte, und es geschieht zur Ehrenrettung des Sozi a=
und Staatszwecke ab, fie will Rechtssicherheit des Individuums, sie will nicht nur die ökonomische Befreiung des Arbeiters, die doch nicht Gelbst zweck ist, sondern diese als Vorausseßung höherer menschheitlicher Entwicklung, und sie ist nur möglich im Bunde mit der Wahrheit.
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Rußland für Embargo auf Waffen nach Spanien
Moskau. ( Taß.) Litwinow und der Geschäftsträger Frankreichs in der Sowjetunion Payart tauschten am 23. August Noten über die durchzuführende Linie betreffend die Lage in Spanien aus. In dem Notenaustausch sind folgende Verpflichtungen vorgesehen:
Dort, wo lamaistische Gebetsmühlen mit wechselnden Inschriften die vorurteilsfreie Prüfung ersetzen, mag man über solche Erwägungen lachen. Die Arbeiter aber haben und das ge= 1. Das Verbot des direkten und indirekten hört zu ihren schönsten Tugenden ein sehr stark Exportes und des Transites von Waffen jeder Art, entwickeltes Rechtsgefühl und sie erfassen ganz Munition, Kriegsmaterialien sowie Flugzeuge soanders als alle Apparatschiki die tiefe Tragit des wohl in montiertem, als auch in zerlegtem BuMoskauer Prozesses. Sie verstehen, daß nicht etwa stande, und Kriegsschiffen jeder Art in der RichSa, zur Ehrenrettung des Sozialismus! Es bloß das Ansehen des Volschelvismus ist bedeutungslos, daß die Angeklagten nicht un- nicht unsere Sorge tung nach Spanien und den spanischen Besondern die Ehre des So- fizungen in Marokko . sere Parteigenossen sind, daß sie im Gegenteil zur zialismus getroffen würde, unterließe es die So-. Zerstörung, zur Zertlüftung der europäischen Ar- zialdemokratie, sich in diesem Augenblicke auf die beiterbewegung ungemein viel beigetragen haben. Seite derer zu stellen, die die Wahrheit suchen. Es geht nicht um die Personen, sondern um sozia
lismus.
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das ist
Josef Hofbauer
2. Die Anwendung des Verbotes auf bereits abgeschlossene Verträge.
3. Die Informierung anderer Staaten, welche dieser Vereinbarung beitreten, über alle Maßnahmen, die unternommen werden, um diese Verpflichtungen zu verwirklichen. Die oben erwähnten treten in dem Moment in in dem außer der französischen britischen Regierung sich auch die deutsche , die ita lienische und die portugiesische Regierung dieser Deklaration anschließen.
Berlin. ( Tsch. P.-B.) An das Eintreffen Hitlers in seinem Sommersiß in Berchtesgaden werden verschiedene Kombinationen geknüpft. Unter anderen meldet der Havas- Berichterstatter, es scheine, daß auf dem nationalistischen Parteifongreß, wenn nicht schon früher, ernſte Beschlüſſe gefaßt werden würden. Von verschiedener Seite wird erklärt, daß als Erwiderung auf die Herabseßung der Altersgrenze für den Militärdienst in Sowjetrußland die Präsenzdienstzeit bei der Reichswehr von einem auf zwei Jahre verlängert werden solle. Andere wiederum meinen, daß die Besaßungen in der Rheinlandzone bedeutend verstärkt werden würden. Es scheint, daß die Hauptfrage des Parteikongresses der " Kampf gegen den Bolschewismus" sein werde.
Die Liquidierung der kommunistischen Partei raft, Bit Pflichtuner bet ten tölten und bei wurde durch einen Vorstoß der Verbände aus
( Ru.) Von wohlinformierter Seite wird uns geschrieben: Der Moskauer Prozeß hat mit sechzehn Todesurteilen geendet, aber die Aktion gegen die kommunistische Partei der Sowjetunion neht weiter. Nach Sinowiew und Kamenew , die als erste Mitarbeiter Lenins bei der Schöpfung der bolschewistischen Partei gelten können, fommt die Reihe an Bucharin , Rykow , Radet, Pjatakow, Uglanow, Serebrjakow. Das sind alles Sterne erster Größe in der Geschichte des russischen Bolschewismus, alles Leute, ohne die man sich die russische Revolution überhaupt nicht denken kann, Mitglieder der höchsten Partei- und Sowjetbehörden. Rykow ist jahrelang Vorsitzender des States der Volkskommissäre, also Ministerpräsident, gewesen; B u cha rin, der offizielle 3deologe der Partei, der anerkannte Erzieher der Sowjetjugend, dessen ABC des Kommunismus" in unzähligen Auflagen und in allen Sprachen der Welt verbreitet wurde; Radet, der erste Sowjetfachmann auf dem Gebiete der auswärtigen Politit, der fattische Schöpfer dieser Politit, neben Bucharin der wichtigste kommunistische Publizist. To mi ki, der langjährige Borsitzende
Berlin . Wie das Deutsche Nachrichtenbüro erfährt, ist die deutsche Regierung davon in Kenntnis gesetzt worden, daß sich alle in Frage kommenden Staaten der vorgeschlagenen Erklärung über ein Waffen- Embargo gegenüber Spa nien angeschlossen haben. Die deutsche Regierung hat daraufhin der französischen Regierung mitgeteilt, daß sie das Waffen- Embargo in Deutsch land nunmehr mit sofortiger Wirkung in Kraft jegen werde.
Sofister Studentenkongreß gesprengt. Der eben in Sofia tagende Kongreß der studentischen Internationale( der aus jedem Land ein Verband, in der Tschechoslowakei der Zentralverband der tschechoslowakischen Studenten, angehört) den revisionistischen Staaten gesprengt. Der erste rufen, die den Antrag stellten, über die Revision Zwischenfall wurde von den Bulgaren hervorgeder Friedensverträge zu diskutieren. Den Anlaß zum zweiten Konflikt bot eine Ausstellung, auf welcher die Mazedonier Broschüren gegen Jugo= ilawien ausstellten. Da der Protest der Studen= ten aus den Kleinen Entente- Staaten und aus Griechenland feinen Erfolg hatte, reisten die rumänische, die jugoslowische und ein Teil der tschechoslowakischen Delegation vor Ende des Stongresses ab.
In Kürze:
des Bolschewismus betreibt. Aber sein Plan geht noch viel weiter: es handelt sich um nichts geringeres als um die Liquidierung der fommunistischen Partei der USSR . Stalin , der bereits heute als unumschränkter Herrscher Rußlands gelten kann, will seiner Herr schaft eine neue Unterlage geben: er soll nicht mehr als Führer der Partei, als Nachfolger Lenins , über die Sowjetunion herrschen, sondern traft eigenen Rechtes. Nicht mehr die Parteiideologie soll über die Geschicke des Reiches entscheiden, sondern einzig und allein der Wille des " Führers". Die Partei organisation mag Genf . Das Völkerbundsekretariat gab Montag als ein wichtiger Teil des Staatsapparates wei- zialistischen Gewerkschaften in Lille hielt der Ge- Ratatagung, die am 18. September beginnt, bekannt. Paris . Auf einer Massenkundgebung der so- die vorläufige Tagesordnung der 98. öffentlichen ter funktionieren, aber die Se e le soll der Par- neralsekretär des sozialistischen Gewerkschaftsbun- Als politisch wichtige Angelegenheiten stehen darauf tei genommen werden, die lebendige Ueberliefe des Jouhaug Sonntag nachmittag vor etwa der Locarno - Vertrag und die Frage der Völkerrung, die in den Persönlichkeiten der alten Führer 100.000 Teilnehmern eine Ansprache, in der er bundsreform. verförpert ist. Wir können der jeẞt von der historischen sich auch mit Spanien befaßte. Er erklärte u. a., die französische Regierung müßte die notwendige Bühne herabgestoßenen Führergarnitur" des russischen Bolschewismus" feine besondere Sym- Borsicht aufbringen, um zu verhindern, daß der Schmitt in Rehberg bei Krems , der in der letzten pathic entgegenbringen: diese Menschen, Troßzki Faschismus Europa und die Welt in ein großes Beit große staatliche Aufträge zugewiesen wurden, eingeschlossen, sind die Schöpfer des terroristischen Blutbad stürze.„ Wir Bürger der Weltdemokratie hat in den letzten Tagen einige Arbeiter, Mitglieder Systems gewesen, als angesichts ties hinter wir den Stelle amnestierte Nationalsozialisten aufgenommen. der Vaterländischen Front, entlassen und an ihrer Die Fabrik wurde infolgedessen einem Regierungs
= 1des Allrussischen Gewerkschaftsrates, der Schöpfer Aber sie haben wenigsten Opfer sie nun fallen. nicht
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der kommunistischen Gewerkschaftsbewegung, einer der ältesten Schüler Lenins , hat seinem Leben ein Ende gemacht. Tomsti, ein alter Metallarbeiter, gehörte zu den ehrlich sten aus der alten Garde und konnte einfach die Schmach nicht überleben. Sein Selbst= mord ist symboli s ch, denn es handelt sich tats sächlich um das Ende der kommunistischen Partei der Sowjetunion selbst.
Nach den Todesurteilen für SinowiewKamenew und Genossen und nach der Verseßung in den Anklagezustand von Bucharin - Radek Mykow ist kein Zweifel mehr darüber möglich, daß Stalin die Ausrottung der gesamten alten Garde
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Terror in einer
revolutionären Epoche aufgerichtet und haben ihn gebraucht, um die Revolution weiterzutreiben. Stalin wendet jedoch den Terror an, um die Revolution zu liquidieren und um seine eigene Herrschaft aufzurichten.
Die russischen Bolschewiki haben sich bis jetzt dessen gerühmt, daß bei aller Särfe der innerparteilichen Auseinanderseßungen man nie Blut der gestürzten kommunistischen Führer vergossen hat. Jetzt steht der Diktator Stalin vor dem Dilemma: wenn er die des ärgsten Hochverrates schuldig" erkannten Parteiführer begnadigt, werden höchstwahrscheinlich innerhalb und außer halb der Sowjetunion Zweifel über den Ernst der
Tommy Barboxen Sünstler in all ihren Rollen gehört; und was madit Revolution
Roman von 3ritx Bondy
Indem
Kampf unterstüßen, unterstüßen wir den Frieden, der erschüttert sein würde, wenn der Rebell Franco siegte. Wir werden der spanischen Repu blik die Mitwirkung unseres Herzens, unseres Geistes und unseres ganzen Seins zu geben wissen."
Marine- Reservisten verhindern Waffentransport
Bordeaux . Das Schiff Belle Isle", das Le Havre mit Bestimmung nach Portugal und Süd amerika verlassen hat, traf gestern in Bordeaux ein und sollte abends wieder abdampfen, doch stellten sich die sogenannten„ inscrits maritimes".
fommissär unterstellt.
Baris. Le Matin" bringt die Nachricht aus Berlin , daß Reichsbantpräsident Dr. Schacht die tommende Woche nach Paris reisen werde, um den Berliner Besuch des Gouverneurs der Banque de France Labeyrie zu erwidern.
Sofia . In der Kohlengrube Czernomore" in Burgas ereignete sich Montag eine schreckliche Erplosion von Grubengasen, wodurch in einem 2 Kilometer langen Stollen, wo eben 20 Berga arbeiter beschäftigt waren, ein vernichtender Brand entstand. Neun Bergarbeitern gelang es zu fliehen. Dann stürzte der Eingang zum Stollen ein.
einen kühnen Sprung aus dem Hochparterre des Hotels vor dem Zorn des plößlich aufgetauchten Ehemanns retten mußte. Der Ehemann hatte ges prügeln, das wiederum erfuhr oder ahnte der Ba schworen, den Bariton auf offener Szene zu ver riton, und da er sich seiner Stimme und seiner Gage nach für Heldenrollen weder berechtigt noch verpflichtet glaubte, nahm er, ohne seinen Direk tor zu verständigen, den nächsten Zug und fuhr nach Mailand .
Die Rolle, die er zu singen hatte, ivar ja nicht gerade für einen Star geschrieben; es war der Söfling Marullo, der hin und wieder ein paar Latte zur Entwicklung des Dramas beizutragen hat. Doch immerhin, es mußte jemand diese Tatte fingen, mußte die Bühne beleben, mußte Rigoeine Nachricht von seiner Tochter anzuflehen. Es war eine peinliche Lage, denn die Truppe war Klein, von den Chorfängern traute sich feiner recht baran, obgleich der Direktor, verzweifelt wie er war, ganz gegen seine Gewohnheit ein sehr anständiges Honorar für jenen aussetzte, der in die Renaissancebeinkleider des unbedeutenden, und doch unentbehrlichen Höflings Marullo schlüpfte. Da war Agostins große Stunde gekommen. Er war vor Caldelari getreten und hatte mit weiter Geste die schwarzen Locken aus der Stirn gestrichen.
Opern auswendig, denn er hatte schon als Kind| rollte und sich in seiner Kabine auf das Bett jeden Abend im Theater verbracht und alle gro- warf. Das Wetter war während der ganzen laner schiete die Gänger und Sängerinnen, ohne einziges Mal die Szene mit ihren tausendjährigen immerhin für seinen Beruf das wichtigste war, gen Fahrt herrlich; kaum daß die Meergötter ein auch nur in den Klavierauszug zu blicken, mit weißen Köpfen unsicher machten. Aber es dauunfehlbarer Genauigkeit auf die Szene. Daß dann erte beinahe ebensolange, ehe Agostin seine Mähne der Tenor manchmal falsch einseßte, ging ihn auf den sonnenbeglänzten Planten sehen ließ. nichts mehr an; er hatte nachher bloß ein ver- Auch dieses Wunder hatte Fulvia Caldelari vollEs war nur selbstverständlich, daß man auch ächtliches Lächeln, wenn er bemerkte: Wer diese bracht, die eines Tages in seine Sabine hinunterdie Tagung des Parlamentes so einrichtete, daß Stelle von Caruso in Bologna im Jahre 1915 ge- trippelte. Bleich, hohläugig, schmachtend streckte sie mit den Vorstellungen der Opernſtagione zu hört hat..." oder, dasselbe ist einmal Bertile er seine Hand aus wie Battistini als René nach sammenfiel. Der Präsident, der es sich angelegen in der Scala passiert; da hättet Ihr hören sollen, den dolcezze perdute" seiner Amelia. Ach, was sein ließ, ein ganzes Land bei guter Laune zu was Toscanini ihm gepfiffen hat..." legte er alles in diese Bewegung; schüchterne Aberhalten, wollte doch seinen Abgeordneten etwas Die Oper war Agostins tragische Leiden- wehr, ungläubiges Staunen, Selbſtverſpottung, mehr bieten, als die Verlesung der Außenhandels- schaft, ja, aber es war nicht seine einzige; er hatte Erwartung, Sehnsucht, Hingabe, Stolz, tura ein statistiken. Auch das Budget des Staates bot we- eine andere, nicht minder unglückliche. Er liebte; Register von Gefühlen, wie es sonst nur einem letto Gelegenheit geben ,, Marullo, signore" um nig Anlaß zu besondern Emotionen; um so weni- er liebte Fulvia Caldelari, die Frau seines Di- ganzen Ensemble zur Verfügung steht. Und Fulger, als die wachsende Theaterfreudigkeit No- rektors, die Primadonna der Stagione, die zier- via war näher getreten, hatte seine Hand gemanuelas längst den Zuschuß für die Opernaufliche Ladstiefeltnopf- äugige Koloraturistin. Er nommen, hatte sich auf sein Bett gefeßt, hatte führungen überflüſſig machte, der früher noch hin war mit Caldelaris Stagione nach Südamerika Armer Agostin" gefagt und ihre Stimme awitund wieder einem jüngern Mitglied des hohen gefahren, obgleich schon eine Fahrt von Neapel schern lassen. Sie hatte ihm von der Fahrt erHauſes Anlaß zu einer ſchüchtern oppoſitionellen nach Capri ihn darüber belehrt hatte, daß das zählt, vom Meer, vom Himmel, von den MöBemeuung gegeben hatte. Wasser nicht von so gesicherten Balken getragen ven, die der Kapitän vergeblich zu schießen verfuchte, von den Schiffen, denen man begegnete, So war es um die politische, ökonomische und wurde, wie die Bühnenbretter. Fünstlerische Situation des Staates im zwanzig- Als er im Hafen von Genua den„ Giulio von den Soloproben, die täglich abgehalten wurſten Jahre der Regierung des Präsidenten Benito Cesare" liegen sah, wollte schon sein Magen sich den, von den Streichern, die die Kollegen einander spielten. Rodriguez bestellt; jeder hatte sein Auskommen, gegen sein Herz auflehnen, aber er schloß die lebte friedlich, mäßig arbeitssam und leidlich nüch- Augen, und dann sah er nicht mehr Hafen und tern, und das allgemein menschliche Bedürfnis Schiff, sondern nur noch den ungemein roten, lanach Heroen und Romantik brauchte teinen Welt- chenden Mund Fulvias. Mit geschlossenen Augen frieg, sondern begnügte sich mit dem Abenteuer- stolperte er über den Steg zum Schiff hinüber, ,, Und jetzt, Agostin, jeßt seien Sie brab und duft, der, mit Kulissenstaub gemischt, einen Monat die Matrosen lachten, die" Hafenarbeiter lachten, tapfer, wie damals in Padua , als Sie im letzten im Jahr von der Bühne herüberwehte. die Theaterleute lad) ten, er selbst hatte ein Augenblick für Roveda einsprangen; Sie stehn schmerzliches Lächeln in den Mundwinkeln. auf, machen fich elegant, kommen hinauf und Bacht nicht", meinte der freundliche, dicke freuen sich über die schöne Reise." Bariton Crocibianchi,..Agostin fann mit geschlos fenen Augen Aida" inspizieren, warum nicht auch den Giulio Cesare'?"
III.
Der Inspizient Agostin war eine tragische Figur; reinste Leidenschaft zur Kunst hatte ihn zur Bühne getrieben, und da er seiner unglückli= chen Gestalt wegen teine Gegenliebe fand, war er wenigstens Inspizient geworden. Er kannte alle
Da lachten die Theaterleute natürlich erst recht, indessen Agostin sich soweit ermannte, daß er blinzelnd über die Treppe in den Schiffsraumi
Agostin hörte zu. Was sie sagte, war ja gleichgültig, daß sie es war, daß er ihre Stimme hörte, das war das Wunder.
Die Erinnerung an seine große Tat belebte Agostin mächtig. Damals in Padua war am Abend von Rigoletto" der Bariton Roveda plößlich verschivunden. Später erfuhr man, daß er eine Beziehung zur Gattin eines Theaterarbeiters an gefnüpft hatte und sich am selben Nachmittag durch
Herr Direktor, ich singe den Marullo." Caldelari sah ihn verständnislos an. Was tun Sie?"
"
Stolzbescheiden wiederholte Agostin in
aller Ruhe:
oder
..Ich singe den Marullo."
Der Direktor wußte nicht recht, ob er lachen schelten sollte.
..Ich habe jest teine Beit für ihre Späffe". Agostin sah mehr leidend als beleidigt aus. ,, Es ist tein Spaß."
( Fortsetzung folgt)