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Sonntag, 30. August 1936

, Sozialdemokrat" Nr. 202

Das sozialistische Brünn  

in der Vergangenheit

,, Wer von den älteren Genossen in den Län-| rück, mit vielen Leiden und Freuden, Kämpfen dern des alten Desterreichs hätte nicht Er- und Erfolgen. Die Stadt mit ihrer einst reichen innerungen an Brünn  ? An diese Stadt, die doch Textilindustrie, mit ihren in der Kleinstadt bes ehemals, obwohl sie immer eine gemischtsprachige sonders krassen Gegenfäßen von arm und reich, Stadt gewesen ist, für das Deutschtum in Dester- wirtschaftlichen Unterdrüdern und wirtschaftlich reich so eine Art Potsdam   und Weimar   zugleich Geknechteten schuf und bildete eine Arbeiterbete war." Mit diesen Worten leitete der verstorbene, gung, die keine Verfolgung von ihrem einst be unvergeßliche Friedrich Austerlitz   seine„ Er schrittenen Weg abhalten konnte. Mochten Polis innerungen an Brünn  " in der Festnummer des zei und Behörden auch mit den schärfsten Mitteln Brünner Volksfreund" zum 50jährigen Jubi- der Gewalt, allzuoft der brutalſten Gewalt, die läum dieser ältesten sozialdemokratischen Arbei- der habsburgischen Despotie zur Verfügung stand, terzeitung auf dem Gebiete der altösterreichischen die Vorkämpfer des Brünner Proletariats drang­Monarchie im Jahre 1931 ein. Und kaum tref- falieren: Die Arbeiterschaft hielt treu zu ihnen fender fonnte man die Hauptstadt des kleinen und zu ihrem Ideal. Sie blieb treu dem Ge mährischen Landes ,, mit ihrem Sinn für politische danken ihrer Organisation und dem Sozialismus, Ordnung und Disziplin" charakterisieren, faum wenn ihr auch alltäglich vom Spielberg herab als besser die Bedeutung des mährischen Manchester düsteres Symbol habsburgischer Willtür die für die Arbeiterbewegung Alt- Desterreichs um 3wingburg des altösterreichischen Staatsgefäng reißen. Schon die Tatsache allein, daß es gerade nisses drohte. Der düstere Steinblock dort oben Brünn   war, wo im Jahre 1881 mutige und auf- am Spielberg zwischen lebenden grünen Bergs opfernde Sozialisten die Anregung zur Gründung hängen, dieses grauenhafte, schredenerregende einer regelmäßig erscheinenden sozialdemokrati- Verließ mit seinen lichtlosen, feuchten Kasemat schen Zeitung gaben, die Tatsache, daß von ten, in denen Menschen elend verreckten, Ver­Brünn aus Männer wie Sybes und Tusa r, brecher neben politisch dem österreichischen Regime Eldersch   und habrman, Němec und Unliebsamen, Mörder neben nach Freiheit dür­Stampfer, in jüngster Beit Dr. Czech, stenden Idealisten er war das Hoheitszeichen Taub  , Nießner und so viele andere, deren der habsburgischen Stärke und Willkür, das Namen in der Geschichte der sozialistischen   Arbei- scheinbar für Jahrtausende hinaus den Gedanken terbewegung einen guten Klang haben, ihren altösterreichische Despotie versinnbildlichen sollte. Weg nahmen, daß sie sich ihre ersten politischen Wohl ist dem Spielberg in den Jahren der natio Lorbeeren in Brünn   holten, lassen die Bedeutung nalen Befreiung der tschechischen Arbeiterschaft Brünns für die proletarische Bewegung Dester- das Schicksal der Bastille erspart geblieben, noch reichs erkennen. Ein kleiner Kreis von Hand- immer thront dort oben die Feste als Sinnbild wertern und Gewerbetreibenden war es, die einstiger Macht sie ist aber auch der Brünner mutig in den Sechzigerjahren des vergangenen Arbeiterschaft zur ständigen Mahnerin dafür ges Jahrhunderts ihr Bekenntnis zu der damals noch worden, an der Demokratie festzuhalten und recht neuen Idee des Marrismus ablegten und sie mit allen Kräften zu verteidigen, damit nie in dem ,, Arbeiterbildungsverein" den Grundstock wieder der Brünner Spielberg zum Verließ von zur organisierten mährischen Arbeiterbewegung Freiheitskämpfern werde. schufen. Trotz aller Persekutionen und Drang­salierungen, Drohungen und Aussperrungen, die ihre wirtschaftliche Existenz mehr als einmal unsicher machten, blieben sie wackere Kämpfer für ihr politisches Ziel, Sprecher des politisch, geistig und sozial geknechteten Proletariats. Als zur Zeit des großen Textilarbeiterstreits im Jahre 1869 der Arbeiterbildungsverein behördlich aufs gelöst wurde, war die Erkenntnis, daß nur in der Organisation die Kraft zur Befreiung der Arbei terschaft liegt, schon so fest verankert, daß bald nene Arbeitervereine auf Brünner Boden ers standen und schon nach kurzer Zeit auch der Arbeiterbildungsverein wieder

erwachte. Gejagt und verfolgt von ben ten der österreichischen Polizei, oft in sich selbst uneinig, blieb doch die Brünner Arbeiterschaft ihrer großen Sendung treu: Mitwegbereiter zu sein einer großen Idee. Alle die vielen Rich tungsstreite im Proletariat blieben nicht ohne Wirkung auch auf die Brünner Arbeiterbewegung. Radikale und Gemäßigte, Zentralisten und Sepa  ratisten, in den Jahren der großen Spaltung der Nachkriegszeit, Sozialdemokraten und Kommuni­sten, alle suchten ihren Einfluß auf das Brün­ner Proletariat zu behalten und zu festigen. Aber ebenso oft ist auch von Brünn   wiederum der Ruf nach Einigung ausgegangen, wollte die Brünner Arbeiterschaft die Arbeiterklasse der ganzen Welt einig erhalten und sie so kampf­fähig machen für ihre großen Aufgaben.

So blickt die Brünner Arbeiterschaft auf eine großze, traditionsreiche Vergangenheit zu

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