Sosialdemokrat
ZENTRALORGAN
DER DEUTSCHEN SOZIALDEMOKRATISCHEN ARBEITERPARTEI IN DER TSCHECHOSLOWAKISCHEN REPUBLIK
ERSCHEINT MIT AUSNAHME DES MONTAG TAGLICH FRUH. REDAKTION UND VERWALTUNG PRAG XII., FOCHOVA 62. TELEFON 53077. HERAUSGEBER: SIEGFRIED TAUB . VERANTWORTLICHER REDAKTEUR: DR. EMIL STRAUSS, PRAG .
16. Jahrgang
Donnerstag, 3. September 1936
Fürchterliches Ringen
Unentschiedene Kämpfe
In allen Zonen
Die mittwöchigen Meldungen aus Spani en laffen bei verwirrender Fülle nur das Eine flar erkennen, daß an einer ganzen Reihe von Frontabschnitten noch erbitterter als bisher um eine Entscheidung gekämpft wird. Die Madrider Regierung zeigt sich erfreulicherweise nach wie vor optimistisch, Ministerpräsident Giral erklärte gestern nach Schluß des Ministerrats, der sich mit der Ersetzung der Zivilgarden durch eine neue nationalrepublikanische Garde beschäftigt, daß die Berichte von den Kriegsschauplätzen zufriedenstellend feien. Bestätigt wird diese Auffassung durch die Meldung, daß die Regierungstruppen den bisher von den Faschisten gehaltenen Ort Huesca in Nordspanien eingenommen haben und in blutigen Straßenkämpfen halten und durch eine andere Meldung, nach welcher die Regierungstrupven mit großem Erfolg Sevilla , Granada , Cadix und Cordoba bombardierten. Dagegen würden die Aufständischen um Irun durch die Eroberung heißumstrittener Höhen falls sich diese Nachricht bestätigen wenigstens vorübergehend einen Vorteil errungen haben; laut Havas sollen die Rebellen auch Malaga fich genähert und Llorent besetzt haben. Ein Großteil der Bevölkerung Malagas sei zum Meeresufer geflohen. Dagegen meldet wiederum die Volksfront aus Oviedo , daß die Aufständisch en diefe Stadt nicht mehr länger halten könnten. Alles in allem bietet sich an Hand der Meldungen auch weiterhin das Bild unentschiedenen Ringens dar.
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Der Havas- Berichterstatter an der IrunFront meldet, daß der Geschützdonner Dienstag bis spät in die Nacht andauerte. Bis dahin waren die Stellungen der beiden Parteien unverändert, die Regierungsgräben waren jedoch dem ArtilIeriefeuer der schweren Geschüße ausgesetzt. Einige Schüßengräben wurden vollkommen zerstört. Die Regierungstruppen leisten andauernd erbitterten Widerstand aber neue Verstärkungen der Aufständischen sind vorbereitet, um in Aktion zu tre ten und vor Guipuzcoa kreuzen aufständische
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Aufständischen untergebracht seien, die an der Guadarrama- Front eingesetzt werden. Der Bauer wurde an Bord eines Regierungsbombardierungsflugzeuges genommen, das, von drei Jagd flugzeugen begleitet, unter seiner Führung an die betreffende Stelle flog, mit Erfolg die Bombardierung durchführte, worauf die Flugzeuge glück lich auf dem Flugplab Quatro Vientos zurüdfehrten. Der Bauer wurde von allen Seiten beglückwünscht.
Rekrutierung zur Fremdenlegion
haben sich bereits Leute angemeldet. Der Bea fchluß, Rekrutierungen in die Fremdenlegion vorzunehmen, wurde deshalb getroffen, weil eine große Menge von Ausländern sich angemeldet haben, die auf Seiten der Aufständischen dienen wollen. Bisher habe sich Mola ablehnend verhalten.
Exminister Salazar verhaftet Madrid. ( Havas.) Der gewesene Innenminister Alonso Salazar wurde in einer Straße Madride verhaftet und im Gefängnis von Madrid untergebracht. Es wurde ein besonderer Unter suchungsrichter eingesetzt, der den ganzen Fall Salazars summarisch zu untersuchen hat. Sala zar steht im Verdachte, sich an der Organisation des Aufstandes attiv beteiligt zu haben,
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Nr. 205
Die Teuerungswelle
Die Viehmärkte werden nicht beschickt. Vers. geblich versuchen Fleischer , Ware einzukaufen. Das Vich steht in den Ställen und die Fleischpreise klettern in die Höhe. Nach zehntausenden Familien, für welche Fleischnahrung seit langem unerschwinglich ist, stehen neue brauch einzuschränken oder ganz auf ihn zu verzehntausende vor dem Zwang, den Fleischver zichten. Auf einem wichtigen Abschnitt der Ernäh rungs- und überhaupt der Volkswirtschaft droht eine seit Jahren nicht dagewesene Krise.
Was ist schuld und was muß dagegen getan werden? Auch von agrarischer Seite wird nicht bestritten, daß es die Spekulation iſt, welche die heutige Situation unmittelbar herbeigeführt hat. Einsichtige Menschen in den landwirtschaftlichen Verbänden, welche die den Vichproduzenten drohende Gefahr sehen, bemühen sich der Jungsozialisten in Madrid auch, dieser Spekulation entgegenzuwirken. Bisher vergebens. Von den hohen Zahlen geblendet, Madrid . Im Rahmen des internationalen bergesel die Viehzüchter, daß sie, die kleinen Jugendtages veranstaltete die vereinigte soziali- voran, in absehbarer Zeit gezwungen sein wer stische Jugend am Dienstag einen Festumzug, an den, ihr Vieb in Massen auf den Markt zu wer dem auch verschiedene antifaschistische Jugend- ien und so selbst einen Preissturz zu verursachen, organisationen und die Volksfrontmiliz der ihre Scheinhoffnungen zerrinnen läßt. Es ist, sowie die nationale republitanische Garde, die als ob alle bösen Erfahrungen in der VergangenInfanterie und Kavallerie des regulären Mili- heit vergessen wären. täre teilnahmen. Der Umzug begann um 17 Uhr und dauerte bis 20 Uhr. Auf dem Play CanaTehar ergriff General Riquelma das Wort, der sich gerade in einem affeehaus auf dem Plage befand, und versicherte die Manifestanten, bug die Repubitt einen abfoluten Sien
erringen werde. Als der Umzug zum Ministerpräsidium kam,
Kreuzer, um sich der Aktion der Landarmee anzus daß die Junta ein Defret erlassen hat, womit die Ministerpräsident sich eine Delegation zu
schließen.
Die Verluste sind auf beiden Seiten groß; 1600 Tote und Verwundet e soll die Minimalziffer sein. Die Moral der Re gierungstruppen ist sehr gut, obwohl sich vergegenwärtigen, daß Artillerie
ihn zu beglückRekrutierung in die Fremdenlegion aufgenommen wünschen. Ministerpräsident Giral erschien auf wird. Rekrutierungsstellen in Burgos , Valladolid , dem Balkon und grüßte mit erhobener Faust die Caceres und Sevilla wurden eingerichtet und es Menge, welche ihm Ovationen darbrachte.
bet Muffänbilitjen igre efféinen, bai, bie dette ,, Es besteht der begründete Verdacht...
der qualitativ überragt. Demgegenüber scheint die Moral der Aufständischen nicht annähernd so verläßlich zu sein.
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fchen Würdenträger, stellte sich ihnen als deren Befreier vor und versprach ihnen, nach einem Erfolg der Aufständischen die weiteste Autonomie und gestattete ihnen sogleich die Ausgabe des autonomistischen Blattes„ El Mif". Die Schreiberin fagt, daß vor kurzem festgestellt wurde, daß General Franco sich verpflichtet habe, sich Hitler dadurch dankbar zu erweisen, daß er Deutschland die große spanische Kolonie Rio del Oro in Südmarokko übergeben wird.
Die nach Behobie führende Landstraße London . Die Presse erwartet mit Ungeduld| Politik, die für die französischen und englischen befand sich Mittwoch unter ständigem Feuer. Die die Errichtung der internationa Kolonien sehr gefährlich ist. Vor einigen Tagen Regierungsmiliz wehrt sich verzweifelt. Um 17.30 len Kontrollkommission für die versammelte Franco in Tetuan die marokkaniUhr erobeaten die Aufständischen die Positionen Nichteinmischung in die spanischen Angelegenhei der Regierungstruppen in La Punch a. Um ten.„ Times" schreibt, daß bisher leider die Ant18.35 begannen die Aufständischen mit einem hef- worten von Deutschland und Portugal tigen Angriff auf San Marcial. In Irun nicht eingetroffen sind. Je eher die Kommission wird fieberhaft an den Befestigungen gearbeitet. gebildet wird und je früher sie ihre Arbeit auf Die Straßen sind durch Sandsäcke verbarritadiert nehmen wird, um so eher kann man hoffen, daß und alle Fenster sind von Schüßen besetzt. das Nichteinmischungsabkommen zur engsten Zusammenarbeit der Staaten in den spanischen Angelegenheiten und später vielleicht auch in allgemeinen Fragen führen wird. News Chronicle" schreibt, daß es troß wiederholten Einschreitens der englischen Regierung bisher nicht sicher sei, daß die faschistischen Mächte tatsächlich das VerNabat.( Havas.) Nach einer Meldung der bot der Ausfuhr von Kriegsmaterial nach Spa Radiostation in Jerez de la Frontera meldete ein nien anwenden. Der Mangel an gutem nach Gibraltar zurückgekehrter britischer Torpe Willen auf seiten Portugals und Deutschdoboot- Zerstörer, daß die Aufständischen- Truppen lands, in die Kontrollkommission einzutreten, fünf Kilometer vor Malaga stehen. Ihre Flieger fann als Bestreben erklärt werden, das Em - sollen die Hangars und öffentliche Gebäude bombargo seiner Wirksamkeit 3 bardiert haben. Die Aufſtändischen haben Alorent entkle i den.„ Mancheſter Guardian" ſchreibt, besetzt.
In der Schlacht bei Sole des Luinas haben die Aufständischen große Verluste erlitten und sich zurückgezogen.
Verhandlungen?
Saint Jean de Luz.( Reuter.) Nach einer Information aus sehr berufener Quelle soll durch Vermittlung der Botschafter eine dirette Verbin dung zwischen der Madrider Regierung und dem Hauptquartier der Aufſtändischen in Burgos hergestellt worden sein.
Ein Bauer als Wegweiser für Regierungsflieger
Madrid . Die Blätter bringen Nachrichter. über einen Anflug, den eine Gruppe von Regierungsflugzeugen auf Olmedo in der Provinz Valladolid unternommen hat, wo drei Flugzeuge
der Aufständischen vernichtet und ein Benzinlager
in Brand gesetzt wurde.
Ein Bericht an Pariser Journalisten
Die Konsumenten haben an einer solchen Krise der Landwirte, der Abnehmer ihrer Produfte, kein Interesse, wohl aber müssen sie fordern, daß die unbegründete Teuerung abgestellt wird. Die Einfuhr von wenigen tausend Stück Rindvich nach einer Senfung oder Suspendierung der Schutzzölle, die durch Verordnung: würde genügen, um den sinnlosen möglich ist- Boykott zu lösen und normale Zustände auf dem Wiarkt wiederherzustellen. Lebenserfor= dernisse breitester Schichten machen sofortige Aktionen zur gebieterischen Notwendigkeit.
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Es darf aber auch nicht verschwiegen werden, daß die Viehproduzenten nicht bloß durch die heurige günstige Futtermittelernte zu ihrer augen blicklichen Haltung ermutigt, sondern auch durch die Politik der Getreidemonopolgesellschaft in der zurückliegenden Zeit angereizt wurden. Zwischen dem Landwirt, der Futtermittel anbaut, um sie zu verkaufen, daher an hohen Preisen interessiert ist, und dem Viehzüchter, der Futtermittel kaufen muß, daher niedrige Preise wünscht, besteht ein Interessengegensatz. Vor die Wahl gestellt, entschied das Monopol gegen den Viehzüchter. Die ihm vorgeschriebenen hohen Futtermittelpreise bewirkten, daß zwischen den( vor der Teuerungswelle geltenden) Preiſen und den Gestehungsfosten nur eine recht kleine Gewinnspanne blieb. Jede Gelegenheit verlockt ihn zu Kalkulationen, die sich schließlich gegen ihn selbst auswirken.
Aehnlich wie beim Rindfleisch ist es beim Schweinefleisch. Inländische Schweine werden nicht angeboten und die Schiveinezüchter offen, von den finnlos hinaufgetriebenen Breifen( ein Ferfel kostete vor einem Jahr 50 Kč, Paris . Eine offizielle Delegation der spani - heuer bis 400!) profitieren zu können. Diese schen Volksfront, deren offizieller Charakter durch Rechnung erwies sich mehr als einmal als trüge= die Anwesenheit eines Mitgliedes der spanischen risch. Nach jeder solchen künstlichen TeuerungsRegierung, des Unterrichtsministers Domingo welle folgte der Preiszusammenbruch, denn in betont wird, hat gestern französische und auslän- noch fürzerer Zeit als bei der Rindviehzucht ist der diſche Journaliſten empfangen. In ihren Erklä. Züchter – nach ungefähr vier Monaten-- Ge Lissabon ist dauernd das tatsächlicherungen betonten die Mitglieder der Delegation, sivungen, seinen Bestand Hauptquartier der Auf ft än di- daß der Zwed ihrer Reise nach Paris ein rein in- faufen, weil er ſie ſonſt unnüß weiterfütter: fchen und eben in dieser Stadt sind die Füh formativer sei. Außerdem werden sie sich auch an müßte. Sollen die Konsumenten rer der Aufrührer in Kontakt mit den einigen Manifestationen zugunsten der Madrider jedes mal die Irrtümer der ProVertretern der deutschen Re- Regierung beteiligen. Sie hatten aber auf die duzenten mitbezahlen? gierung.
Es ist nicht festzustellen, daß die Aufständischen über Portugal Waffen und Munition aus
es besteht der begründete Verdacht, daß die Ausfuhr von Kriegsma=
terial nicht eingestellt wurde. Es bestehen auch Zweifel an der Durchführung des Verbotes der Ausfuhr von Kriegsmaterial aus Italien .
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Festsetzung des Zeitpunktes der nächsten Pariser Schweinefett, welches importiert werden Manifestationen keinen Einfluß. In dem Bericht, muß, ist in den letzten Monaten um 2 bis 8 Kč den die Journalisten nach der Beendigung der für ein Kilogramm teuerer geworden. Die Zölle Unterredung von der spanischen Delegation erhiel- wurden in diesem Fall bereits herabgesetzt, doch ten, werden die Beweggründe des Aufstandes in nicht genug, um die auf dem Weltmarkt eingetreallgemeinen Umrissen dargelegt und das Bedauern tene starte Preissteigerung wettzumachen. Eine darüber zum Ausdruck gebracht, daß die geseß weitere Senfung wird um so notwendiger erfol it n ter ſt üßung genieße, im Gegenteil befriedigender Weise gelöst werden würde. liche Regierung absolut teine gen müssen, wenn die Margarinefrage nicht in einige Länder insgeheim und Politische, nicht wirtschaftliche Einflüsse haben offen die Aufständischen unter in die Margarine- Wirtschaft unEin Dankgeschenk Francos r bie Mabrider Regierung, fagt der Bericht, fein, daß die Begründung für die Kontingentiegos für daß dies eine ebenso dramatische vie gefährlicherung die Rettung der heimischen FettprodukNeuheit sei. Zum Schluß heißt es, daß die Madris tion schon deshalb unstichhältig ist, weil die der Regierung fest entschlossen sei, zu siegen und Erwartungen nicht erfüllt wurden. In einem dann die Ergebnisse ihres Kampfes der ganzen Augenblick, in welchem schon Not an Kunstfett Welt vorzulegen. herrscht und zahlreiche Geschäfte ohne Margarine
Ein Bauer, dem es gelang, die fe in dan Hitler lichen Linien zu überschreiten, In Kommentierung der Ereigniffe in Spateilte den Regierungsfliegern auf dem Flugplay Quatro Vientos den Plaß mit, wo zwei Tage- nien schreibt Frau Labouis im„ Deuvre": Geneflugzeuge und vier Bombardierungsflugzeuge der ral Franco widmet sich in venifah- Marokko cinter