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Mr. 208
Sonntag, 6. September 1936
Volkswirtschaft und Sozialpolitik
Dritte mitteleuropäische Hüttenkonferenz
Am 4. September fand in Karlsbad die britte mitteleuropäische Hüttenarbeiterkonferenz statt, an welcher Vertreter der freigewerkschaftlich organisierten Hüttenarbeiter aus der Tschechoslo. wakei, Polen , Jugoslawien , Rumänien und Un garn teilnahmen.
Die Konferenz wurde von Gen. Sampl eröffnet, worauf die Genossen Ham pl- Prag, Kaufmann- Komotau, Kubowicz- Kattowiß, Muntra n u- Bukarest, V r'an ka- Beigrad und sap o- Budapest in das Tagespräsidium gewählt wurden.
Gen. Hamp I referierte über die Lage der Hüttenarbeiter in allen mittel- und füdosteuropäischen Ländern, wobei er besonders auf das . niedrige Lohnniveau in Jugoslawien , Rumänien und Ungarn hinwies. Gen. Sa ufmann referierte über die Verkürzung der Arbeitszeit in der Eisen- und Stahlindustrie, worauf die Vertreter der einzelnen Landesorganisationen ihre Berichte erstatteten.
Das Ergebnis der Beratungen wurde in givei Entschließungen niedergelegt.
In der Resolution über die Verkürzung der Arbeitszeit heißt es: Die Konferenz bedauert, daß die 20. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz feine konkrete Lösung dieser Frage erbracht hat, obwohl alle Argumente wirtschaftlicher, sozialer und produktionstechnischer Art für die Einführung des Vierschichtensystems mit sechsstündiger Arbeitszeit sprechen.
In der Resolution über die Lage der Arbeiterschaft in der Schwerindustrie stellt die Konferenz fest, daß sich
die Eifen- und Stahlproduktion seit dem Jahre 1933 infolge der Rüstungskonjunktur in allen Ländern im Aufstieg befindet, so daß gegenwärtig wieder annähernd die Rekordproduktion des Jahres 1929 erreicht ist.
Sie stellt anderseits fest, daß die internationalen Eisen und Stahlherren in allen Ländern die Wirtschaftskrise zu einer weitgehenden
Senkung der Löhne und Verdienste der Arbeiterschaft
mißbraucht haben, ohne daß sie jetzt, bei der Wicderkehr günstiger Produktionsverhältnisse, die Hand zu einer Hebung des ungenügenden Lohnniveaus geboten hätten.
Die Konferenz verweist hiebei insbesondere auf die absolut niedrigen Löhne, welche der Hüttenarbeiterschaft Jugoslawiens , Rumäniens und Ungarns bezahlt werden. Ebenso verweist die Konferenz auf die
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Notwendigkeit der Anpassung der Löhne und Verdienste der Hüttenarbeiter an die erzielten tette Steigerung der Arbeitsintensität in allen technischen Fortschritte und die durch sie be
Ländern. Sie lehnt hiebei insbesondere die Argumentation der Unternehmer ab, welche fid auf die internationale Konkurrenz berufen, nachdem die internationalen Eisenkartelle die Breismärkte nahezu restlos beherrschen und in der letzten Zeit sogar zu Preiserhöhungen übergegangen sind.
Sie verurteilt insbesondere die Haltung der Unternehmervertreter, welche im eigenen Lande auf die Notwendigkeit einer internationalen Lösung hinweisen und aus diesem Grunde eine Regelung ablehnen, vor dem berufenen internationalen Forum aber, der Internationalen Der Inhalt der Entschließungen wird dem Arbeitskonferenz, die Beschlußfaffung über eine Internationalen Arbeitsamt, dem Internationa internationale Konvention fabotieren. Sie be- len Metallarbeiterbund und den parlamentarischen grüßt es, daß die Regierungsvertreter der Delegationen der sozialistischen Arbeiterschaft in Tschechoslowakei und Polens sich für den Ab- den einzelnen Ländern zugeleitet werden. schluß einer internationalen Ronvention über bie 40- Stundenwoche in der Eisen- und Stahlindustrie ausgesprochen haben.
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Das vom Internationalen Metallarbeiterbund eingesetzte Komitee, welchem die Bearbei tung der Fragen übertragen wurde, welche die Gemeindedurchschnitt in Prozenten der Anbau- 1 zehn Ueberfeestaaten Käufer im mitteleuropäischen Metallarbeiter betreffen, wurde fläche und ein Gesamtausmaß von 750.000 et- Messepalaste zugegen waren. An erster Stelle auch mit der Betreuung der Angelegenheiten der tar betraute das Landwirtschaftsministerium stehen die USA , es folgen Aegypten , Palästina, Hüttenarbeiter aus den an der Konferenz vertre- das Staatliche statistische Amt mit den detaillier Südafrika , weiters Argentinien , Algerien , Austras tenen Ländern übertragen. Seine Mitglieder sind ten Berechnungen. lien, Irat, Syrien und Tunis . Im Vergleich zur die Genossen am pl. Saufmann und B č Herbstmesse 1985 ist der Auslandsbesuch wesenis ling. In den erweiterten Ausschuß wird 2b jebe lich gestiegen, doch iſt er naturgemäß etwas schwäder beteiligten Landesorganisationen einen Ver cher als zur letzten Frühjahrsmesse. die belannitreter delegieren. lich den bisher stärksten Messebesuch nach Praj brachte.
Die Konferenz fordert die Arbeiterschaft aller Länder auf, für die Einhaltung der gegenwärtig festgelegten Magimalarbeitszeit von acht Stunden zu sorgen. Sie brandmarkt vor aller Welt den unerhörten Zustand, daß heute noch in Ungarn in einzelnen Betrieben das fluchwürdige Zweiſchichtenshſtem mit zwölfſtündiger, teilweise sogar mit sechzehnstündiger Arbeitszeit besteht. Die Einschränkung des Weizenanbaues für einen Zentner) festgesetzt und die Notwendig auf den Stand von 1930 feit einer Regulierung der Anbaufläche allgemein anerkannt. Diese Regulierung war eine grundDie Vorschrift, daß die Weizen- Anbau- legende Voraussetzung der Verlängerung des Gefläche auf den Umfang des Jahres 1930 au treidemonopols um weitere drei Jahre. reduzieren ist, hat in gewissen Gebieten eine Das Problem der Weizenüberschüsse war so Erregung unter den Landwirten hervorgerufen, schwer, daß ihre Liquidierung auf vier bis fünf welche den agrarischen Parteien viel zu schaf- Jahre geschäßt wurde und zwar mit einem finanfen macht. Das Landwirtschaftsministerium sicht sich veranlaßt, eine Aufklärung über die ziellen Opfer von fast einer Milliarde. Die heuAnbaubeschränkung zu geben, aus welcher her- rige kleinere Grnte mildert diese Vorausseßungen vorgeht, in welche Situation die Getreidegesell- zum Teil, doch ist das Problem bei weitem nicht schaft geraten ist. In der Verlautbarung des gelöst. Die Vorräte werden wohl nicht wesentlich Ministeriums heißt es: geringer werden und die Lagerspesen werden weiterhin bedeutende bleiben.
Die Weizenüberschüsse erreichten zu Ende des bergangenen Wirtschaftsabschnitts zirka 70.000
Bei den Beratungen über die Anbauflächen
Das Landwirtschaftsministerium betont, daß die Behörden leine Aufteilung der Anbauflächen vorgenommen haben, sondern bloß auf Grund der genauen Aufstellung den Stand aus dem Jahre 1930 festgestellt haben. Der Erlaß des Landwirts schaftsministeriums vom 10. August hat nur den Sinn, den Landwirten vorzuschreiben, daß sie im Weizenanbau zum Stand von 1930 zurüdtehren, welcher sich in einer Zeit vollständiger wirtschafts licher Freiheit entwickelt hatte.
Die eingetroffenen Ausländer interessierten sich vor allem für folgende Erzeugnisse: Glaswaren, Porzellan, Bijouterie, Textilien, Spielwaren, Optit, Strick- und Wirtwaren, Ledergalanterie, Stahlwaren, Haus- und Küchengeräte. Hutstumpen, Steingut, Feinkeramit, etc. In der Glasbranche waren Einkäufer großer amerikanischer und englischer Importfirmen ans Ohne jede Feierlichkeiten wurde Freitag die wesend. Auch Frankreich und Belgien vergaben Exportmesse im Prager Messepalast eröffnet. Der Aufträge, Luxusglas bestellte Holland , die baltierwartete Auslandsbesuch setzte bereits in den schen Staaten und Frankreich . In den Ständen frühen Stunden ein. Im Nachfragedienst der der Porzellanindustrie tam es ebenMesse meldeten sich im Laufe des Vormittages falls bereits zu Abschlüssen mit Belgien , Italien Einkäufer aus allen Welt teilen. Es handelt und Uebersee. Harmonika wurden nach Süss sich durchwegs um ernste Kaufinteressenten, die amerika verkauft. Die Aussteller von Strid. und Wirkwaren meldeten ebenfalls bereits Exportgeschäfte. In Lederwaren wurden An. fragen aus Schweden , Holland und England ver zeichnet.
In Nord und Süd, in jedem Fall
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Waggons, d. h. fast das gesamte Jahresquantum.| beschränkung war nur die Frage strittig, in wels welches die Getreidegesellschaft im Vorjahre zum chem Umfang diese vorgenommen werden soll. Das Konsum verkauft hat( ca. 79.000 Waggons). Landwirtschaftsministerium stand auf dem Stand Außerdem wurde eine gute neue Ernte erwartet, punkt, daß die gesamte Weizenanbaufläche aufs so daß die Getreidegesellschaft damit rechnete, da 800.000 ettar so wie im Jahre 1980 sich die angeführten Vorräte nicht nur nicht ver festgesetzt werden soll, während die Vertreter der tleinern werden, sondern noch über 100.000 Getreidegesellschaft eine Beschräntung auf Waggons erhöhen werden. Solche Vorräte wür 700.000 Settar beantragten. Nach Fachberatun den geradezu die Grundlage des Getreidemono gen entschied die Regierung. für 750.000 Settar. pols gefährden. An Ausfuhr ins Ausland wat Diese Beschränkung sollte Spielraum für ein nicht zu denken, weil man ungefähr 125 Kč an Gentebefiait geben, welches aus alten Vorräten einem Zentner hätte zuzahlen müssen und daher gedeckt werden sollte, um diese fortlaufend zu vermußte man eine Lösung in den heimischen Berringern. hältnissen suchen. Aus diesem Grunde wurde vor Auf Grund der beschlossenen Grundsäße der Ernte ein Beitrag( Preisabschlag von 18 Ke die objektive Konstription aus dem Jahre 1930,
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21.
Der Inlandsbesuch war schwach. Es ist schwer verständlich, daß das Inland die zwei Exporttage nicht stärker zum bequemen Einkauf benügt. Eine Ausnahme bildete die Slowakei , von wo Käufer vor allem in den Ständen der Glasindustrie angetroffen wurden.
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Auch am zweiten Tag der Exportmesse stand diese im Zeichen des Ausfuhrgeschäftes. Der Auslandsbesuch liegt weiter über Vorjahrshöhe, ers reicht jedoch nicht die Ziffern der Frühjahrsmesse. Sehr gut war der Besuch aus den Weststaaten, bor allem aus Frankreich , der Schweiz und Portu gal. Die Besucher aus Desterreich erwiesen sich diesmal wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Abschluß des neuen Handelsvertrages- als gute Käufer und beschränkten sich nicht, wie es sonst der Fall ist, nur auf Informationen. Besser als zum Frühjahr bleibt auch der Besuch aus Deutsch land und Italien . Aus den Nordstaaten, welche heuer im allgemeinen eine höhere Besucherquote stellen, trafen viele Norweger, Finnen und Dänen ein. Uebersee war wieder gut vertreten.
Industrieverschleppung!
gewohnt sind, große Partien abzunehmen. Auch Einkäufer von großen Warenhäusern sind bereits eingetroffen. Nach Vermerken des Nachfragedienstes beabsichtigen die meisten Interessen- Wien . In Wiener- Neustadt wird demnächst ten mehrere Tage auf der Messe zu verbleiben.[ burch einen tschechoslowakischen Textil. Insgesamt meldeten sich Käufer aus 3 2 Staa. ten, am stärksten war der Besuch aus Holland , fonzern eine Maccospinneret gegründet werden. Belgien , Schweden , den baltischen Staaten und Vorläufig wurden aus Amerita 20.000 Spinpeľn Italien . Gleich geblieben ist die Rahl der Käufer bestellt, die sich bereits unterwegs befinden. Die aus England, der Schweiz und Frankreich . Wie Belegschaft der neuen Textilfabrik wird vorläufig gewöhnlich sind auch zahlreiche Interessenten aus 200 Arbeiter betragen. Es sollen ausschließlich den Nachbar- und Baltanstaaten eingetroffen. So ist 8. B. der Besuch aus Deutschland besser als Garne erzeugt werden, die bisher in Oesterreich im Vorjahre. Besonders erfreulich ist der Um- nicht hergestellt wurden und vornehmlich aus stand, daß am ersten Tage aus nicht weniger als der Tschechoslowatei getauft wurden..