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Sonntag, 11. Oktober 1936

Freundschaft mit Hermann Wendel  

Welt dreier Kulturen."

Nr. 237

fer, durch die Gerüche von Kartoffelfeuern und und nicht wie anfangs behauptet wurde, auf dem Weinteltern schimmerten vor den Taunushöher Gefängnishof der OGPU vier Menschen ers die Lichter wie irdische Sternbilder. schossen. Der Verurteilte wurde in die Wäscherei

Mit blutleerem Gesicht sant Sinowjet auf

Pritsche.

" Ziehen Sie sich an, Sinowview!" Sinowjew   legte sich hin.

Alles was Hermann Wendel   schreibt, ist er- Hauptmann oder Rittmeister endeten. Aber so Nein bedrückend und erschreckend kommt hinuntergeführt. Gleich neben der Tür stand eine wachsen aus gründlicher Kenntnis des jeweiligen fern lag einem Beamten der Begriff Mitglied es mir zum Bewußtsein, daß es ja alles frohe und spanische Wand, hinter der ein Beamter der Lebensraumes. Wissen und Anschauung schöpft er des Reichstages", so automatisch militärisch funt heitere Erinnerungen sind, die sich beim Geden- DGPU der Henkerwartete. Trat der Ver­ebenso tiefschürfend aus Bibliotheten und Archiven tionierten die bis zum Einjährig- Freiwilligen- fen an den Freund einstellen, über dessen Grabe urteilte in den Raum, so schob sich der Beamte wie tiefschlürfend auf den bunten Schaupläßen des Zeugnis gedrillten Gehirne im kaiserlichen sich die Erde eben erst geschlossen hat. So nahe hinter der spanischen Wand vor und schoß ihm eine heutigen Lebens. Nie läßt er sein Thema zum Deutschland  , in dem ja der Mensch erst beim ist dem Gefühl noch seine lebensvolle Gegenwart. Stugel in den Hinterkopf. trockenen Stoff" eindorren, immer bliẞen alle Leutnant der Reserve anfing. Diese Einstellung daß sie den Tod vergessen läßt. Und in welche Der Tod Sinowjews Lichter des Daseins aus den Zeilen seiner Bücher, hatte ja auch zu jener elsaß  - lothringischen Stunden der Vergangenheit die Erinnerung auch Am schrecklichsten war das Ende Sinotjews. und lieber als Mumien und Herbarien war ihm Wades"-Affäre des preußischen Leutnants der zurückschweifen mag auf allen liegt der Ab­immer der lebendige Mensch, beladen und be- Garnison Babern geführt; auf die Hermann Wen- glanz einer Lebensbejahenden Heiterfeit, aus allen Er faß in einer Einzelzelle im ersten Stock des glückt, sorgend und genießend, strebend und irrend, del im Reichstage mit seinem berühmt getvor- klingt das Echo der starken hellen Stimme, des OGPU- Gefängnisses. Nachdem er als erster das fämpfend, Siegesfahnen schwingend oder in Wun- denen Rufe Vive la France!" antwortete. Und herrlich befreiten Lachens wieder. Nie wieder soll Gnadengesuch unterzeichnet hatte, versuchte er auf den unterliegend, lieber war ihm immer die blü- bei einem Glase Wein fügte er lachend, nach man es hören es ist nicht zu fassen, daß diese der Pritsche einzuschlafen. Wenngleich es ziemlich hende Wiese, der rauschende Brunnen des Lebens, Geusenart den seinen lothringischen Landsleuten prachtvolle Fülle des Lebens so jäh verschüttet warm war, schüttelte es ihn heftig in einem fort, das farbige Dasein, der große freie Horizont des zugefügten Schimpf aufnehmend, hinzu: Auch ich sein soll, daß dieser wache Geist, der so reich mit und er fror. Um ein Uhr nachts wurde er ge­weit um sich schauenden Menschen, der trotz allem bin ein Wackes!" schöpferischem Wissen aus allen Sparten der Ge- weit. Das nächtliche Erscheinen einer Abteilung froh" Ja" zum Leben und allem Lebendigen sagt. Wunderbare Frankfurter   Tage stehen unver- schichte, der Kultur, der Literatur befrachtet war, DGPU- Beamter erschütterte ihn. Er sprang er schrocken auf und sah mit nichtsverstehenden Troß der fast mönchischen Strenge, mit der Her- blichen in der Erinnerung. Es war schon tief zerstört und erloschen sein soll. mann Wendel sich selber die Arbeitsstunden am im Herbst, die Mirabellen aus dem Garten glänz= Ein Trost wenigstens ist gegeben: der Freund Augen um sich. Der Führer der Abteilung sagte Schreibtisch zumißt, ist in allen seinen Schriften ten schon in der Kompottschüssel und die filbrige hat die Freude des Daseins genossen. Nicht wie zu ihm: das Leben ganz nahe; allgegenwärtig blickt es dem Landschaft duftete vom Apfelmost der Steltern, der platte Egoift den Genuß des Lebens" ver- Machen Sie sich fertig, Sinowjew  . Es ist Schreibenden über die Schulter und streut blißende aber Hermann Wendel  , Schwimmer wie ein Fisch steht, nicht in seichter Selbstgenügsamteit, sondern befohlen worden, Sie an einen anderen Ort zu Funken über die Seiten. Lebensfunken aus der und stolz darauf, in allen Flüssen zwischen Elbe  , als ein im vergeistigten Sinne dionysischer Mensch, bringen." Donau  , Drin und Seine geschwommen zu sein, den jede Freude, die ihm das Leben schenkt, in Das sind Zeilen, vor zwei Jahren aus fro- ging noch täglich in die freie Nidda   schwimmen. seiner Daseinsfülle steigert und bereichert und die hem Anlaß geschrieben. Hermann Wendel   be- Auch ein alter pensionierter Amtsgerichtsrat tam dem die eigene schöpferische Arbeit Freude, und ging seinen 50. Geburtstag und er selber als uns noch täglich, sein eisgrauer Bart schwamm wie nicht die geringste, bedeutet. Das man die ermüdlicher Arbeiter steckte das vollendete fünfte Moos vor ihm her und blau und klappernd stieg frohen Stunden noch mitnehmen sollte" diese Jahrzehnt seines Lebens mit einem Buche ab, er aus dem Wasser. Aber täglich tam er und täglich Worte, mit denen der von ihm geliebte schlesische mit den Jugenderinnerungen" an seine Lothrin- fragte er den Nidda  - Fährmann, ob auch Doktor Dichter Johann Christian Günther   eines seiner gische Heimat. Und nun, nur zwei Jahre später, Wendel kommen werde dem andern wollte der barocken Gedichte überschrieb, war auch sein in schreiben seine Freunde schweren Herzens Erinne- alte Knabe den Saisonschluß" nicht gönnen, und heiteren Stunden gern zitierter Wahlspruch. Und rungen an ihn. Mit zweiundfünfzig Jahren hat schließlich einigten sie sich Jahr für Jahr, von se unbedingt, wie er sich der Freude am Leben der Tod den großen traftvollen Mann, der breit- morgen ab" beide nicht mehr zu kommen. hingeben konnte, so unbedingt und ganz war er schultrig im Leben stand, gefällt. Lungenkrebs  , Herrlich waren die Nachmittage, wenn Her- in allem, in seinen Neigungen und Abneigungen, von ihm selber noch bis ins letzte Jahr als gemann Wendel seine Arbeit beiseite schob und das und nie und niemanden gegenüber hat er jemals Tegentliche vermeintliche Herzattaden" empfun- Unentbehrliche in die Tasche packte: die französi- aus seiner Sympathie oder Antipathie ein Hehl den und nicht tragisch genommen, hat ihn heims sche Pfeife mit dem Gänseknochenrohr, Tabat, eine gemacht. tückisch zerstört. Neun bange Wochen bis zum Büchse Corneed Beef in jenen ersten Jahren Nun hat sich das Grab über ihm geschlossen. Ende hat seine Frau, das Maß der eigenen Kräfte nach dem Weltkrieg eine unschätzbare Delikatesse jäh und erschreckend früh. Auf der Höhe des vis zum Rest erschöpfend, mit dem Tode um jede und einen Band aus seiner Bibliothek, Heines Lebens stand er noch beim letzten Wiedersehen. Stunde seines versiegenden Lebens gerungen; der Prosa, Lichtenbergs Aphorismen, Johann Chris Den Schatten hinter ihm erkannten wir nicht; tragische Stampf im Strankenzimmer der Klinik stian Günthers Gedichte. Die hessische Landschaft was wir spürten, deuteten wir als Spuren vor­von Saint Cloud ist unausdenkbar schwer geleuchtete im zärtlichen Ueberschwang des Herbstes. übergehender Erschöpfung nach einer überstan­tvejen. Am Montag ist Hermann Wendel   auf Kartoffelfeuer rauchten auf den Feldern. Alles denen Krankheit. Seitdem sind vier Jahre ver­dem Père- Lachaise   bestattet worden, auf jenem belebte sich als Schauplatz historischer Reminiszen aangen. Es sind die Jahre, in denen unser Pariser   Friedhofe, der auch das Grab Heinrich zen, alles regte an zu literarischen Inspirationen, Deutschland   versunken ist. Es sind die Jahre, die Heines birgt. In der Prager Presse", deren das Gespräch funtelte und Wendels Lachen schallte die Freunde weit auseinandergerissen haben. In Mitarbeiter Hermann Wendel   seit fünfzehn Jah zu den Bauern auf den Feldern hinüber, daß sie der Ferne ist Hermann Wendel   aestorben, und es ren war, erschien am Sonntag mit der Todesnach die Hacke ruhen ließen und aufschauten. In einem ist, als sei diese Ferne ein täuschender Schleier, richt zusammen sein letzter, kurz vor der Ertran- Dorfwirtshaus stand zum Corneed Beef eine der das Unfaßlich dämpfend verhängt. tung geschriebener Beitrag: Gräber in Paris  ". Schüssel Kartoffelsalat bereit und Apfelwein im Es sind Betrachtungen vor den Gräbern Heins Bembel", im Frankfurter   Weinkrug mit dickem rich Heines, Baudelaires, Verlaines, Anatole Bauch und engem Sals, steingrau, mit blauen Frances. Und nun ist diesen letzten Ruhestätten Blumen bemalt. Und spät abends auf der Wan­auch Hermann Wendels Grab eingereiht welch derung stadtwärts durch die Felder, durch Dör traurige Pointe! Immer wieder drängt sich die dumpfe Vorstellung auf, als ob es nicht wahr sein könnte, als ob es unmöglich sein müßte. Es ist wie eine Trübung der Wahrheit, die unerbittlich vollzogen ist. Und nur Erinnerungen bleiben seinen Freunden.

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Für seine Freunde ist mit ihm ein Stüd ihres Lebens dahingegangen- schweren Herzens erfassen sie vor diesem Grabe, ein wie wichtiges und gutes Stück es gewesen ist.

Edgar Sahne wald.

Hinter den Kulissen

des Moskauer   Prozesses

of

Einer der DGPU  - Soldaten begann darauf­hin, ihm die Schuhe anzuziehen. Sinowjew   rührte fich nicht, aber der Schweiß rann ihm in Strö­men von der Stirn. Ein anderer Soldat streckte den Arm unter Sinowjews Rücken und richtete ihn auf, daß er zu ſizen fam. Sinowjew   stieß unarti­tulierte Laute aus und begann sich das Haar an den Schläfen zu reißen. Man hatte den Eindruck, als habe er den Verstand verloren.

Da ging einer der DGPU  - Soldaten aus der Zelle und holte Wasser. Eine Hand voll dieses Wassers sprizte man Sinowjew   ins Gesicht. Nun kam er zu sich und stand auf. Nehmen Sie Ihre Sachen mit!" befahl man ihm. Er tat es. Eine halbe Minute später führte man ihn aus der Belle. 3m Gang wartete eine Abteilung aus acht Mann. Bei ihrem Anblick begriff Sinowjew   endgültig, was geschehen sollte. Seine Beine versagten den Dienst, er fiel fast um. Man stüßte ihn, hielt ihn fest. Er schluchzte, wehrte sich, schrie.

Am Ende des Ganges   hatte er einen rich­tiggehenden hysterischen Anfall. Er hing an den Händen der Begleitsoldaten und quietschte wie eine Frau. Der Führer der Erekutionsabteilung, Leut­nant Jewangulow, befahl: Macht mal die nächste Zelle auf!" Das geschah. Sinowiew wurde in die nächste leere Belle hineingestoßen. Hier er­wischte der Leutnant ihn mit der Linken am Haar, bog ihm den Kopf nach unten und schoß ihm mit der Rechten eine Kugel in den Hinterkopf. Wurden alle ers erschossen?

Gerüchten zufolge, sind nicht alle Verurteil­ten erschossen worden. Genau steht nur die Ers fchießung von elf der Angeklagten fest. Die An­gehörigen der fünf anderen können bis heute noch Die französische   Zeitung Journal" und| ter. Einigen Gerüchten zufolge wurden alle Ver- feine Totenscheine erhalten. Die Brüder Lurje der englische   Daily Mail"" bringen gleichzei urteilten, die in verschiedenen Gefängnissen saßen, hatten Geld auf einer deutschen   Bant. Ihre An­tig den Bericht eines soeben aus Moskau   zu zum Zweck der Erſchießung ins Gefängnis der gehörigen können dieses Geld nicht abheben, weil rückgekehrten Ausländers, der viele gute OGPlt gebracht. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch ihnen nach wie vor die Todesbescheinigung nicht Freunde in der Sowjetunion   hat und von - was auch von gut Unterrichteten fest behauptet ausgehändigt wird. Uebrigens sind nur sechs Lei­einer, den genannten Blättern über alle Zwei­fel erhaben erscheinenden Glaubwürdigkeit ist. wird daß man die Gyetutionen an verschie- chen zur Kremation freigegeben worden. Was ge­schah mit den übrigen? Seinem Bericht entnehmen wir folgende, teils denen Orten vornahm. dramatische, teils interessante Stellen. Vor der Hinrichtung

Sie reichen weit zurück. Es war vor rund fünfundzwanzig Jahren, als Hermann Wendel  dem konservativen Gegner den sächsischen Reichs­tagswahlkreis mit der Stadt Freiberg   entriß und als jüngster Abgeordneter, als" Benjamin" in den deutschen Reichstag einzog. Rasch stieß er aus dem ihm zugeteilten engeren Arbeitsgebiet ins Vordertreffen der politischen Kämpfe vor und seine funkelnden Reden ließen selbst die ehrwürdig be Die Erschießungen haben von elf Uhr abends Die Hintergründe des Prozesses moosten Karpfen im tonservativ- nationalliberalen bis um vier Uhr nachts gedauert. Im Zentral­Teiche aufhorchen da stieß in ihren routinier. gefängnis wurden zwischen 23 Uhr und Mitter- Daß ein angeblich mißglücktes Attentat auf ten Betrieb ein junger Hecht, der fräftig und scharf Vor der Urteilsverkündung waren alle An- nacht drei Mann hingerichtet. Einer der Ange- Stalin( im August) den Anlaß zu diesem Prozeß zu beißen wußte. Noch hallt in der Erinnerung geklagten davon überzeugt, daß ihnen höchstens flagten, der sich nach der Urteilsverfündung krank gegeben habe, glaubt der Gewährsmann des die männlich- helle Stimme nach, die den Gegner Verbannung drohe. Nur Namenew äußerte die gemeldet hatte und ins Gefängnislazarett in der" Journal" und des Daily Mail" nicht, wenn­mit der ſchwirrenden Schärfe eines Floretts tref- Ansicht, daß er sich keinerlei Hoffnungen hingebe. Lubjanta gebracht worden war, wurde vom Kran- gleich er zugibt, daß Stalin ſehr wohl Gefahren fen konnte, die blißend und schneidend das politis Das Urteil nahmen indes alle ruhig hin. fenbett in die Leichenkammer gebracht und dort ausgesetzt ist. Seinen Informationen zufolge sche Urteil zu formulieren wußte und die doch Von den besonderen Maßnahmen, die von der erledigt". waren die Hintergründe des Prozesses indes ganz schmiegsam genug war, auch die zarteste Pyrit Regierung vor der Urteilsverkündung ergriffen anderer Art. eines geliebten Dichters tlingen zu machen. Noch worden waren, wußten die Angeklagten nichts. Sie Der Oberstkommandierende des Kijewer Mi­schwankt in der Erinnerung der flackernde La ahnten nicht, daß die Wachen verstärkt und die Als erster unter den Prominenten" starb litärkreises, Jatir, soll während seiner Anwesen­ternenschein auf den runden Pferdetruppen vor Straßen rings herum für jeden Verkehr gesperrt Kamenew  . Er leistete keinen Widerstand und heit in Paris   so berichtet der" Journal"- der Bauerntalesche, in der Hermann Wendel   in worden waren. Die Handschellen, die man ihnen äußerte auch weder Klage noch Antlage. Schwei  - dem General Gamelin erklärt haben, daß der die weitentlegenen Dörfer seines Wahlkreises nach dem Urteil anlegte, verkündeten zwar nichts gend, wie im Traum, verließ er sobald er dazu Prozeß von der Armee gefordert worden war. fuhr. Die enge Wachstuchplane der halboffenen Gutes. Aber die Müdigkeit der Angeklagten war aufgefordert worden war, die Belle und stieg in Die Armee habe die erbarmungslose Vernichtung Malesche vermochte das schallende Lachen nicht zu so groß, daß viele von ihnen selbst bei dieser Begleitung der Wachen in die Wäscherei des der Oppositionsherde verlangt, weil solche Herde faſſen, mit dem Hermann Wendel   einen Wis. Maßnahme nur stumpf lächelten. Sie schienen DGPU  - Gefängnisses hinab. Nach dem ersten auch in die Armee drangen und die militärische eine historische Pointe, eine literarische Anekdote nicht daran zu zweifeln, daß man sie begnadigen Schuß stieß er ein erstauntes Ach!" aus und fiel Macht des Landes schwächten. Das gleiche erzäh­genoß. Wie herrlich konnte er lachen nieder. Er lebte aber noch, so daß der Leutnant len sich Eingeweihte auch in Moskau  . Die Rolle Wasjukow, der die Erefution leitete, hysterisch Woroschilows sei dabei keine wesentliche gewesen. ausrief:" Macht doch Schluß mit ihm!" und ihm Bestanden auf dem Prozeß und der Hinrichtung eine zweite Kugel in den Kopf jagte. Dieser zweite haben indessen die Marschälle Iegoro w und Schuß machte dem Leben Kamenews ein Ende.

hinge würde.

beugt, erschüttert, mit Daumen und Zeigefinger Eine Stunde nach der Urteilsverkündung er­den Kneifer zwischen den Augen festhaltend. Ver gnügt, vom Lachen angesteckt ließ der Kutscher die laubte der Gerichtsvorsitzende Unschlicht den An­gehörigen Kamenews, ihn zu besuchen. Es tamen: Stamenews Gattin( die eine Schwester Troytis ist), ſeine Tochter und seine Nichte. Sie waren

Peitsche schmißen.

überrascht über die" Todesmaste", die durch die

Kamenew

J. N. Smirnow

Smirnow war der Einzige, der bis zum

Blücher.

Auf einer der Fahrten in seinen Wahlkreis Die Wirkung und die Folgen hatten wir im Speisewagen gesessen. Dann, im Gasthause, gewahrte Wendel, daß ihm der Speise Büge Kamenews hindurchſchimmerte. Mit müder. Schluß bei vollem Bewußtsein blieb und Mut be- im Ausland eine schlechte Wirkung hervorrufen Stalin   hatte nicht erivartet, daß der Prozeß wagenfellner beim Herausgeben ein österreichisches erloschener Stimme erklärte Kamenew  : Ich Behntronenstück für ein Zehnmarkstück aufgehängt werde mich wahrscheinlich auf eine sehr weite wahrte. Als man ihn aus der Zelle führte, und er würde. Im Gegenteil: er nahm an, daß die Liqui­von zwei Mart wegen, als vielmehr, weil es ihm stern abend stellte der Arzt bei mir einen Puls- fich an den Leutnant, der die Abteilung befehligte fächlich Staatspolitik" machen wolle. Der erste hatte. Nicht so sehr der geringfügigen Differenz Meise begeben müssen. Ich fühle mich schlecht. Ge- die Abteilung der OGPU- Soldaten erblickte, be- dation der Troßtisten die demokratischen Länder griff er, daß es zur Hinrichtung ging. Er wandte davon überzeugen würde, daß die UdSSR   tat­zu dumm war, sich von dem Kellner, dessen hochschlag von 58-60 fest. Bedenkt aber, für den mütig- dreiste Schnoddrigkeit ihn schon gereizt Fall, daß ich sterbe, daß man nicht schlecht über und sagte: ungünstige Bericht kam von Potemkin, der aus hatte, wie ein Greenhorn übers Ohr hauen zu die urteilen soll, die mich gerichtet haben. Sie Verhalten vor Gericht wohl verdient. Vor meinen und nicht wüßten, was sie zu den Ereignissen Das haben wir durch unser unwürdiges Paris   meldete, daß die Franzosen verblüfft seien Tassen, reklamierte er den Fehlbetrag bei der wissen, was sie tun..." Speise und Schlafwagengesellschaft. Den Brief Richtern benahm ich mich schändlich, aber ich will sagen sollten. Zwei Tage später traf ein ebenso unterzeichnete er mit seinem Namen und der Ab- Auch Smirnow durfte noch einmal seine wenigstens als Revolutionär sterben". ungünstiger Bericht aus Genf   ein. Rosenberg türzung M. d. N. Die Gesellschaft schickte auch Frau und seinen Onkel sehen. Er war durch die Dann bat er um ein Blatt Papier  . Man telegraphierte, daß der Eindruck in Völkerbund­prompt den Fehlbetrag mit einem Entschuldi- Umstände und den Ausgang des Prozesses sehr reichte ihm ein großes Blatt und einen Tinten- treifen erschreckend" sei, daß man der europäis gungsschreiben, adressiert an Hermann Wendel  , bedrückt, schien ganz einer düsteren Stimmung stift. Kaum aber hatte er die ersten Worte ge- fchen Oeffentlichkeit erklären müßte, was gesche­Major der Reserve. So spielte ihm das Leben verfallen zu sein und weigerte sich( als einziger!) schrieben, als der Leutnant ihm dieses Papier aus hen sei. selber die erquickenden Anekdoten zu. Daß M. d. das Begnadigungsgesuch zu unterschreiben. der Hand nahm und zerriß. Die ersten Worte Und gerade das habe in Moskau   den Ge­M. etwas anderes bedeuten könnte als Major der waren nämlich: Genosse Stalin!" banken reif werden lassen, in allernächster Beit Reserve, war dem tüchtigen Beamten der Gesell­Daraufhin wurde Smirnow wie vor ihm einen neuen Prozeß zu inszenieren, in dessen Ver­schaft gar nicht in den Sinn gekommen, obwohl Der Befehl, die Verurteilten hinzurichten, Kamenew   in die Wäscherei gebracht und dort er- lauf durch die Verhandlungen die Antworten auf es eine solche Bezeichnung nie gegeben hat, son- fam um achi Uhr abends überraschend sowohl schossen. alle Europa   interessierenden Fragen gegeben wer­dern die Rangstufen des Reserveoffiziers beim für die Todgeweihten wie für die Urteilsvollstrek- Im ganzen wurden in dieser Wäschereiden sollen.

Die Erschießungen