Nr. 2.

Samstag, 2. Jänner 1937

Wenn Zucker Politik macht

Die Hintergründe des neuesten kubanischen   Staatsstreiches

nern zu entziehen und es den Japanern zu verleihen. Dafür sollte Japan   an Kuba   Fertigwaren liefern, die, wie bekannt, viel billiger als die amerikanischen  find. Die Zeitung schrieb ferner, daß Gomez einen

( MTP) Die tubanische Republik   scheint teine[ Da Gomez viele Geheimnisse und vielleicht Freundschaftspalt mit Merito zu schließen beabsich= Ruhe, teinen politischen Waffenstillstand zu kennen. unsaubere Geschäfte Battistas und seiner Partei tigte. Die feindliche Einstellung der merilaniſchen Seit die Revolution im Monat August 1933 den tannte, glaubt man allgemein, daß er verhaftet und Megierung gegenüber Battista ist ebenfalls eine Tat­tubanischen Diktator Machado stürzte, erlebt die nicht so bald wieder in Freiheit gesezt werden wird. fache.

junge Republit ihren siebenten Staatspräsidenten. In der amerikanischen   Presse sind über die Nach dem Bürgerkrieg in Spanien  , dem Staats­Wachado folgten Carlos de Cespedes  , Na- Hintergründe seines Sturzes aufsehenerregende streich im Irat, der im Steim erstidten Palastrevo­mon, Grau San Martin  , Carlos Hevia. Artikel erschienen. Der Informer" von San Fran- lution in China   hat auch Kuba   wieder einmal seine Don Carlos Mendieta, José Barnet und cisco behauptet, daß Gomez eine wirtschaftliche An- politische Sensation hinter sich. Für einen Kenner schließlich Gomez. Biele von diesen Präsidenten näherung ana pan erstrebte. Es liege, mittel- und südamerikanischer Verhältnisse steht es blieben nur ein paar Wochen an der Macht, einige| in seiner Absicht, das Buckermonopol den Amerikas   fest, daß es noch nicht die letzte war. fonnten sich nur ein paar Tage halten, so z. B. der Präsident Carlos Hevia, ber nur drei Tage im Amt blieb.

eit bem 4. Geptember Faschismus in England In Wirklichkeit gibt es seit dem 4. September 1988, dem Tage der siegreichen Revolution, eine ein Sir Oswald Mosley  , Führer der britischen  ( mh) Es ist wenig über ein Jahr her, daß zige Macht: diejenige der Partei der Sergean ten, geführt von dem Oberst Fulgenzio Bat. Schwarzhemden- Bewegung, in Wort und Schrift tita. Battista, ber 1988 an der Spike einer Gruppe von Unteroffizieren die Mehrheit der Armee für sich gewann und das Weiße Haus   in Savanna croberte, errichtete eine typische Militärdiftatur, in der die Partei der Sergeanten eine hervorragende

Rolle spielt.

Struktur und in ihrer politischen Stellung im Staate Die Partei der Sergeanten erinnert in ihrer an die Partei der Obersten in Polen   und die Partei der Generale in Japan   und China  . Sie hat es in der Hand, Präsidenten zu wählen oder zu stürzen.

Greta Garbo  

Starenina".

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Sir Osivalds Bewegung verfügt taum über 30.000 Mann, aber sie sind militärisch gedrift und mit Revolvern, Karabinern und Panzer­wagen wohl equipiert. Die Arbeiterschaft hin­einer realen, drohenden faschistischen Gefahr in gegen verfügt über keine soldatisch geschulte oder mit dem kleinen Freddie Bartholomew   in Anna gar belvaffnete Schußtruppe. Trokdem kann von England nicht gesprochen werden; der liberal­Pazifistische Vollscharakter ſchätzt die Methoden der Gemeindevertretungen beschleunigt durchge= der Schwarzhemden nicht und die politischen Ge­die Großbourgeoisie einer militärisch gedrillten genfäße sind keineswegs so zugespitzt, daß etwa nüppelgarde bedürfte. Und die Wirtschaftston­bet, wird dafür sorgen, daß sich dieser Zustand in junktur, in der sich Großbritannien   heute befin­

Aber es war nicht das Londoner   Proletariat, das hier Aepfel geworfen hat, die als Nahrung die Mowdygarden des Sir Mosley  , und die eng zu kaufen ihm oft genug unmöglich iſt, es waren lischen Arbeiter sind im Recht, wenn sie jetzt die emphatisch erklärte, daß ihm die Judenfrage provokatorischen Spaziergänge der Schwarzhem= wenig interessant erscheine. Obwohl schon damais ben ins East End durch Gewalt verhindern. seine Gruppe nicht mehr ganz flein war, hielt er es für geraten, gegen die Mitgliedschaft von Juden nichts einzuwenden, vor allem wohl, weil sie ihm Geld brachten und weil ihm der Anti­femitismus zu unpopulär erschien, um mit ihm schen hat sich da einiges geändert. Die wiederhol eine beachtliche Bewegung aufzuziehen. Inzwi­ten Demonstrationszüge der Schwarzhemden nach dem Londoner   East- End gelten vor allem den Juden, denn Whitechapel, Stepney, Limehouse Fulgenzio Battista liebäugelte zuerst mit der und Poplar sind nicht nur die Wohngegenden der Arbeiterbewegung und versäumte nicht, den tubani arischen" Hafenarbeiter und Industrieproleten, schen Gewerkschaften, den Arbeiterparteien, große dort haust auch die arme, meist aus Osteuropa  Versprechungen zu machen. Jedoch als die Wirt- eingewanderte jüdische Bevölkerung, die sich schaftslagge Kubas   fich beunruhigend verschlechterte, nebenbei bemerkt nur zum fleineren Teil aus fandte Battista seinen Beauftragten Ramon Goza Handelsunternehmern zusammensetzt und zum nach New York   und knüpfte Beziehungen zu Wall größeren Teil als Handwerker und Arbeiter ihr Street an. Im Jahre 1985 verloren gerade die Brot verdient. Die Arbeiterbewegung des East­Vereinigten Staaten in den südamerikanischen Repu- End ist stark mit jüdischen Elementen vermischt, bliken Venezuela   und San Salvador   ihren Einfluß. und deshalb darf nicht übersehen werden, daß der Das Angebot Battistas kam recht gelegen. Battista antisozialistische Charakter der Mosleyschen De­machte nämlich den Vereinigten Staaten große wirt monstrantionen auch gleichzeitig ein antisemiti schaftliche Konzessionen für Tabat und Buder. Er scher ist. brach alle Beziehungen zu den Arbeiterparteien ab und zögerte fogar nicht, im März 1935 den Auf­stand der Arbeiter und Studenten blutig niederau­

schlagen.

Jun Zänner 1936 wurde Gomez zum Staats präsidenten getvählt. Seine Beziehungen zu dem Sergeanten Battista schienen ausgezeichnet zu sein.

absehbarer Zeit nicht ändert.

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Freilich wäre es völlig verfehlt, die Schwarzhemden nicht ernst nehmen zu wollen. Auch Hitler   hat so flein angefangen, daß die Neunmalflugen glaubten, es genüge, ihn mit der Waffe der Lächerlichmachung zu besiegen- und Hitler   hat sich dabei lächerlich gemacht... Selbst wenn man der Meinung ist, eine Faschisierung Englands nach kontinentalem Muſter ſei ausge­schlossen, muß man zugeben, daß die Gefahr einer politischen Reaktion keineswegs unmöglich ist und das würde ja auch schon genügen.

Als typisches Beispiel sei ein Artikel zitiert, den das Blackshirt", Zentralorgan der Mosley­Bewegung, über eine antifaschistische Demonstra tion veröffentlichte, die im Londoner East- End von ehemaligen Kriegsteilnehmern veranstaltet worden ist: Aus diesem unseligen Böbelhaufen So beunruhigend für das öffentliche Leben stach ein Gripplein hervor, ungefähr 50 an der Englands die Aktivität der Schwarzhemden sein Da die Vereinigten Staaten für die gesamte Bahl, das jüdische Veteranen darstellen sollte, mag, so sehr scheint uns ihre augenblickliche Be­Buderproduktion bas Monopol befiten, ver- aber größtenteils das unmißverständliche Aus- deutung in der Außenpolitit zu liegen. suchte Battista in Wall Street eine Anleihe zu er sehen von Leuten trug, die im letzten Augenblick Mosley  , der die Faschistische Internationale" reichen. Dadurch mußte er die Buderpreise für den in Etappeneinheiten aufgenommen worden sein postuliert, leistet Hitler   treffliche Hilfsdienste. Er Export fenten. Um den Ausgleich herbeizuführen, er-| mochten, aber niemals in die Reichweite eines arbeitet für eine englisch  - deutsche Allianz, er ist höhte er ben Buderpreis im Inlande um- 0 Prozent. Gewehrz gekommen waren dieſe dredigen, der Sendbote Hitler   auf den britischen   Inseln Dieſe Maßnahine witrde von dem Tubaniſchen Pars Aſtaten hatten die Frechheit, Union Jad und ber Berherrlicher seiner imperialistischen lament angenommen. Das Kabinett erklärte, daß die bon so schmüßigem Aussehen mit sich zu führen. Pläne gegen Osteuropa  . Das ist es, was Mosley  Einnahmen aus der Erhöhung des Zuckerpreises zur daß man hätte glauben können, er habe die heute immerhin zu einer realen Gefahr macht. Errichtung von 8000 Schulen im Lande verwendet Näude..." Und dann das Ende, das dem werden würden. ..Blackshirt" am meisten Spaß gemacht hat: Schläge wurden ausgeteilt, mit Mehl- und Rußsäcken wurde die heillose Bande bemalt, der spanischen   Demokratie Aepfel und faulige Eier wurden auf dem ganzen Valencia  . Ueber die sechs Stunden währen Wege geworfen, kurzum: die Engländer des East den Beratungen des spanischen   Kabinettsrates Gnd ließen die fremden und betrügerischen führte der Unterrichtsminister aus: Wir haben dem Patrioten genau wissen, was sie von ihnen dachs| Entwurf eines Detretes zugestimmt, durch welches ten..." eine Reorganisierung der Stadträte und

Präsident Gomez, dessen Beziehungen zu den Vereinigten Staaten   nicht die besten sind, durch schaute dieses Spiel und legte energisch sein Beto ein. So brach die Krise aus.

Battista flagte den Präsidenten des Hochver rats an. Der Senat fette Gomes ab und wählte an seine Stelle den Bizepräsidenten Laredobru.

Vom Aberglauben

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Die Festigung

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führt wird. Die neuen Mitglieder der einzelnen der Volksfront oder der Gewerkschaftsorganisa tionen entnommen werden. Durch diese Organiz Stadträte werden den Reihen der Angehörigen ſation verschwinden Ausschüsse, Kommissionen

usw. Auch die Demission des Unterstaatssekretärs im Innenministerium sowie des Polizeigeneral­direttors haben wir angenommen.

,, Ewiger Frieden" unter den Südslawen? Die jugoslawischen Blätter beschäftigen sich aus: führlich mit dem vorbereiteten Patt ewiger Freundschaft zwischen Jugoslawien   und Bulga rien. Die" Politika  " widmet den Nachrichten der ausländischen Presse über den neuen Patt fast eine ganze Seite. Sie zitiert hauptsächlich die Pariser und die rumänischen Blätter." Vreme" schreibt, daß die Nachricht über den vorbereiteten Patt in Sofia   als größte Sensation aufgenommen wurde und vollkommene Zustimmung gefunderi hat. In Sofia   weiß man, daß der Patt das Er­gebnis der politischen Annäherung und der großen. Anstrengungen, welche die führenden Kreise beider Staaten gemacht haben sein soll. In einer Nach richt aus Athen   meldet" Vreme  ", daß in den dor tigen politischen Streisen die Ansicht vorherrscht; in daß die nächste Konferenz der Staaten der Bal­fan- Entente mit bedeutenden Beschlüssen ihren Abschluß finden werde.. Es wird auch die Mög­lichkeit einer Eriveiterung der Balkan- Entente an= gedeutet." Vreme" schreibt auch, daß der türfi­sche Außenminister Tewfit Ruschdi Arras zwischen Bulgarien   und Griechenland   vermitteln solle, da= mit einige wirtschaftliche Fragen, die die beiden Staaten und Nationen entzweit haben, gelöst und die allgemeinen Verhältnisse am Balkan   gebessert verden.

und beide heilbringende

Börſenſvelu­

und was die Nachbarn tun, weil es unflug wäre, die wissenschaftlichen Begriffe der griechischen ist ebenso charakteristisch für den Geist unserer sich die möglichen Vorteile entgehen zu lassen, Philosophie mit dem mythischen Glauben der Beit wie der Diktator, der an Glückstage und ziehen. Gerade dieses ,, Man tann nicht wissen", mit einer weltumfassenden Sittenlehre zu ver- lant, der Kartenlegerinnen befragt und der von nerade dieses furchtsame oder ehrfürchtige Gefühl einen. Den großen katholischen Scholastikern" der Unzulänglichkeit seiner Spezialwissenschaft vor dem Ungewissen und Unerkannten ist die des Mittelalters schwebte die Idee vor, den enttäuschte Gelehrte, der an überfinnliche" Er-. tiefste Wurzel des Glaubens wie des. Aber Aberglauben", der auf der Furcht vor dem scheinungen oder an die überirdische Kraft gott­glaubens. Schicksal beruhte, durch einen in wissenschaftliche gesandter Führer zu glauben beginnt. Formen gebrachten und in sittlichen Forderungen nipfelnden Glauben an die göttliche Güte und Gerechtigkeit zu bannen. Aber das mittelalter. liche Weltbild ist zerfallen. Die Wissenschaft, die erkennen wollte, mußte sich von den Fesseln der Glaubendogmen und dem Kult der Heiligen und der Opfer lösen. Die Menschen, die sittlich Han­deln wollten, mußten sich von den göttlichen" Vorschriften weg an die Stimme des eigenen Ge­wissens wenden und sich freimachen von der

Die Furcht vor dem Ungewissen und Uner­klärten war die Quelle der alten heidnischen Naturreligionen" und damit die Quelle der Religion überhaupt. Der primitive Mensch, der schußlos und ratlos einer in ihren Elementen und Gefeßen unerkannten Natur gegenüberstand. mußte alle natürlichen Ereignisse als gefährliche oder glückliche Zufälle" empfinden, als Fügun­gen unbekannter Mächte, die er durch Opfer und Beschwörungen günstig zu ſtimmen, durch

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und vom Glauben Der Jahreswechsel, der immer wieder zum Nückblick auf das Vergangene und zu Er­wägungen über das Kommende veranlaßt und so dem Begriff des Schicksals durch Erinnerung und Erwartung Inhalt gibt, ist eine Zeit, in der aber­gläubische Gebräuche öfter als sonst im Jahre geübt werden. Es ist zugleich die Zeit der ,, Nauh­nächte", die Zeit uralter dunkler Ueberlieferun­gen, die sich in den Tagen der Wintersonnen­wende, der längsten Dunkelheit also, immer wie der hervorlagen und sich in manchen Gegenden bei der Landbevölkerung seltsam mit den christs lich- religiösen Feiern des Weihnachtsfestes ver­mengen. Der Aberglaube ist nicht auf die Raub­nächte, auf den Weihnachts- und Silvesterabend magische Vorkehrungen" zu bannen und durch Unterordnung unter eine gerechte" Weltord beschränkt und nicht auf jene entlegenen Gegen- tultische" Veranstaltungen in sein eigenes Leben nung, die ihrem Rechtssinn nicht genügte. Der den, in denen nach Meinung romantischer einzubeziehen hoffte. Von Generation zu Genes frei erkennende, sich selbst verantwortliche Mensch Gelehrter das Volt" wohnt. Wir finden ration entwickelte sich ein System von Götter- der die Welt erforschen, die Naturkräfte beherrs hn täglich und überall, nicht nur als Rest alter fagen, Opferfesten und glückbringenden Raube- fchen und die menschliche Gesellschaft umgestalten heidnischer Niten, nicht nur als beschwörende reien, ein religiöses System, das bei den höher will, wurde das Ideal der Neuzeit, wurde der Rauberformel oder als prophetisches Bleigießen, entwidelten Völlern des Altertums von Pries Träger des wissenschaftlichen, sozialen und hygie­- wir finden ihn in immer neuen Formen und stern gehandhabt und in Tempeln zelebriert nischen Fortschritts, der Schöpfer ungeahnter bei den modernsten Gelegenheiten: der Raucher, wurde. Erst die griechische Philosophie hat Leistungen. Aber neben dem Fortschritt lebt der der nicht mit einem Ründholz brei Rigaretten an- nach unserer Kenntnis der Menschheitsgeschichte alte Glaube an die überirdischen Schicksalsmächte zünden darf, der Meisende, der nicht das Hotels die mythische Weltanschauung der alten weiter: der öffentliche Kirchenglaube und der pris zimmer Nr. 18 bewohnen will, der Autofahrer. Naturreligionen durch die wissenschaftliche Welt- vate Aberglaube, die Reſte des Mittelalters und ber nicht ohne sein Mascottchen", seine Glücks- anschauung und die Naturforschung zu überwins des Heidentums. Und sie leben nicht nur bei puppe fährt, der Schauspieler, der die Bühne nicht den versucht. Die Furcht vor den dunklen Natur- Menschen weiter, die der Wissenschaft und dem betritt, ohne vorher auszuspucken, sie sind gewalten sollte durch die logische Erkenntnis von Fortschritt fern oder feindlich sind. Sie leben im weniger avergläubisch als die einsamen Gebirgs- Ursache, Wirkung und Gefeßmäßigkeit, die Bau- unterbewußtsein", sie leben uneingestanden, bauern. Die Formeln gegen böse Geiſter an- berei burch methodische Forschung, ber Glaube an heimlich oder nur der Mode wegen" auch bei die Ueberlieferung und an das Ungewisse durch Menschen, deren Beruf und Existenz ohne die die Selbsterkenntnis des Menschen und das Nach- moderne Wissenschaft gar nicht zu denken wäre. denken über die Zusammenhänge der Welt über- In allen Berufen, in denen der Zufall" wunden werden. eine bedeutsame Molle spielt, übt auch der Aber­Die Wirkung dieser neuen Welterkenntnis glaube seine stärkste Macht aus. Nicht nur der war so start, daß sich der alte religiöse Glaube the Gebirgler und der Seemann, die ständig von un nicht entziehen fonnte. Aber das Gefühl der berechenbaren Gefahren umlauert sind, auch der Furcht und Ehrfurcht vor dem Ungewiffen und von Unfällen bedrohte Rennfahrer und Pilot, der Unertlärten blieb mächtig genug, um auch die von unvorhergesehenen Zwischenfällen abhängige Religion am Leben u erhalten, und das christ- Schauspieler und Artist sind dem Aberglauben au­liche Mittelalter ist gekennzeichnet durch eine gänglich. Man mag darüber spottend oder gleich Weltanschauung, die immer wieder den felt- gültig lächeln. Aber der Mann auf der modernen samen und dabei oft großartigen Versuch macht, Maschine, der seinen Talisman" mit sich führt,

wenden.

Gewiß: viele, die dem modernen Aberglau ben ihren Tribut entrichten, tun es nur, um eine Mode mitzumachen. Aber die Abergläubischen. die eigentlich" an den Aberglauben nicht glau­ben, beweisen gerade am stärksten seine Macht: sie verhalten sich ihm gegenüber, wie sich die mei sten Beter und Kirchgänger gegenüber der Meli­nion verhalten: sie handeln nicht aus tiefftec Ueberzeugung, von Wundern, Sölle und Bara. dies, aber doch in der Meinung, es tönne etwas Wahres daran sein und so sei es besser, das mit aumachen, was schon die Eltern getan haben

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Sie alle zeigen, daß sich unsere Weltan= schauung in einem kritischen Stadium befindet. Die wissenschaftliche Erkenntnis und der tech­nische Fortschritt haben den Menschen nicht sene Sicherheit des Weltgefühls gebracht, die sie sich von ihnen versprochen haben. Die Furcht vor dem Unberechenbaren ist stark genug, um auch auf­geklärte" Menschen abergläubisch zu machen. Uno der Zustand unserer Gesellschaftsordnung ist der­art, daß er vielen Menschen das Vertrauen auf sich selbst und auf den Mitmenschen geraubt hat, daß sie sich als Spielball der Willkür und der Mißgunst empfinden und in ihrer Sehnsucht nach Erfolg und Glück auf die magische" Beeinfluſ sung des glücklichen Zufalls hoffen.

Das Mißtrauen der Menschen gegen sich selbst, gegeneinander und gegen die Erkenntnis durch ein neues Vertrauen, ja, durch einen neuen Glauben zu überwinden, das ist die Aufgabe einer Weltanschauung, die unsere Reit aus ihres geistigen und seelischen Krise erlösen könnte. Der Mensch, den man gelehrt hat, wissenschaftliche und technische Errungenschaften zu überschäßen, wird immer in Gefahr sein, an ihnen irre zu werden. Nur wer die wissenschaftliche Erkenntnis und die technische Naturbeherrschung als eine immer neue Aufgabe ansieht, die uns allen ge­stellt ist und an der alle im Dienſte der Mensch heit und der Zukunft mitarbeiten sollen, wird das Bertrauen zum Geist und den Glauben an die Entwicklung nicht verlieren. Und wenn die Ges, sellschaftsordnung nicht mehr als ein Spiel feindlicher Kräfte, sondern als wa're Gemeins schaft empfunden werden kann, wird der Mensch aufhören, vor dem Zufall au bangen und sich lieber auf die Silfe, das Verständnis und die Ge. wissenhaftigkeit seiner Mitmenschen verlassen, die ein besserer Schuß vor Unglücksfällen und Schick­falsschlägen find als Rauberformeln und glüd­bringende Gößenbildchen.