Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartet in der Tschechoslowakischen Republi Erscheint mit Ausnahme bes Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag XII., Fochova 62- Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Taub - Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag

17. Jahrgang

Sonntag, 10. Jänner 1937

Einzelpreis 70 Heller( einschließt.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Todesstrahlen

Wirtschaft der Welt

Sozialversicherungs­Briefkasten

Nr. 9

Deutsches Militär auch in Marokko Wie steht es in Spanien ?

Große Erregung in Paris Intervention Frankreichs belm spanischen Marokko - Kommissar

Paris . Die Aufmerksamkeit der gesamten Deffentlichkeit und auch der Regierungsstellen ist in außergewöhnlich hohem Maße auf das Vordringen des deutschen Einflusses in Marokko gerichtet. Die Blätter bringen darüber ausführliche Meldungen iher Sonderberichterstatter in Französisch- und Spanisch- Marokko.

So meldet das offizielle Havas.Bureau aus Casablanca , daß bereits feit ungefähr 14 Tagen in Melilla starke Abteilungen deutschen Militärs fämtlicher Waffengattungen in Uniform gelandet wurden und daß diese Abteilungen in verschiedenen Stadtvierteln untergebracht sind. Die Offiziere bereiten sich offensichtlich für einen längeren Aufenthalt vor. Im Hafen von Melilla ankern drei deutsche Torpedobootzerstörer und einige Unterseebote.

Die Gruben in der Umgebung von Melilla ſind von einer großen An­zahl deutscher Ingenieure und Facharbeitern besetzt und sind nach den modernsten Methoden organisiert worden, um den höchsten Er. trag zu erzielen.

Information Financiere " schreibt, England und Frankreich können nicht zulassen, daß die Seewege im Mittelmeer unter die Kontrolle deutscher Geschütze geraten und daß zwei große Kolonialreiche- England und Frankreich - brutal vor eine fertige Tatsache gestellt werden.

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Havas meldet aus Rabat , daß General: Herr Goebbels wird böse... Berlin . Den bestimmten Meldungen der

das DNB zu folgender Schimpfkanonade berech­tigt zu sein:

Die genannten, vor allem in der englischen und französischen Presse verbreiteten Meldungen werden in Berliner politischen Kreisen als ein erneuter Versuch übelster internatio= naler Brunnenbergiftung und als das Produkt einer überreizten Phantasie be zeichnet. Es handle sich offenbar bei diesen Mel­bungen um das Werk von gewissen Kreisen, die es jezt als ihre Aufgabe betrachten, die sich auf Grund der deutschen und italienischen Antwort­note anbahnende Entspannung in der spanischen Frage zu hintertreiben. Es wäre interessant fest­zustellen, wer diese Auftraggeber seien, die vor feinem Mittel und keinen Sosten zurückschrecken, um den Frieden Europas zu stören."

Neue Warnungen

an Hitlers Adresse London.( Reuter.) Die Londoner Presse verhehlt nicht ihre offensichtlichen Besorgnisse in­folge der Zunahme der neuen antitschechoslowa

fiſchen Stampagne der deutschen Preſſe.

zués, der Generalresident von Marokko , kom­Der diplomatische Redakteur der, Mor: mende Woche nach Paris fahren wird, um ge­ning Post" erklärt in einem Artikel, daß die meinsam mit der Regierung alle Marokko betref- französischen Presse über die deutsche Durchdrin Gefahr, vor welcher Minister Eden Deutsch­fenden Fragen zu prüfen. Mitte Jänner with gung Spaniſch- Maroltos ſtellt das amtliche DN land in seiner in Bradford am 14. Dezember Pricadminifter fabier in Begleitung eint ein, Dementi er geggi, Beffen Neripant die Web- 1938 gehaltenen Nede gewarnt bat, ger militärischer Fachleute nach Maroflo reisen. ftellung ist, daß sich deutsche.tuppen" weberteif Der Marineminister weilt bereits in Algier . Französische Flottendemonstration

In der nächsten Woche wird die französische Mittelmeer flotte an der marokkanischen Küste Manöver abhalten. An amtlichen Stellen wird jedoch hiezu bemerkt, daß es sich um die üblichen Manöver

in Spanien noch in Spanisch- Marotto befinden. um diese warnenden Worte zu begründen. Wir Bekanntlich sind ja sämtliche deutsche for- hoffen," heißt es in der Morning Post, da mationen, die nach Spanien gegangen sind, aus- Deutschland diefe warnenden Worte zur Kenntnis schließlich aus Freiwilligen" zusammen genommen hat und das es sich hüten gefeßt, von denen in dem Dementi nicht gespro- wird, weiterhin der Zufluchtsort aller Kom­dhen wird. Nach diesem durchsichtigen Dreh glaubt plotte gegen die Tschechoslowakei zu bleiben."

handle, die jedes Jahr in dieser Zeit Francos Offensivkraft läßt nach

abgehalten werden, und ein ft wei. len daher keineswegs um außer. ordentliche militärische Maßnahmen der Flotte.

Außenminister Delbos hat seinen Ur­

laub abgekürzt und trifft bereits Sonntag früh in Paris cin, um unverzüglich die Leitung des Außenministeriums zu übernehmen.

Autorisierte Streise erklärten Samstag abends, daß die französische Regierung teine Demarche bei der Aufständischen- Junta in Burgos gegen das Eintreffen deutscher Frei­williger" nach Spanisch- Marokko unternommen habe.

Dagegen hat die franzöfifche Regierung General Nogue 8, den Hohen Kommissar und Generalresidenten in Marokko , beauftragt, durch Vermittlung des französischen Konsuls in Tetuan dem Hohen Kommiffar der spanischen Zone

spanischen Vertrages vom Jahre

Tapferster Widerstand der Verteidiger

Madrid . Der Madrider Verteidigungsausschuß gab Samstag bekannt: Die von deut­sondere im Abschnitte bei Aravaca, einen starten Drud aus. Die republikanischen Abteilun­gen setzten unter der Unterstützung der Flieger den unabläffigen Angriffen des Feindes zähen Widerstand entgegen.

fähen Wilitärverstärkungen unterſtükten Aufständischen üben weiterhin an allen Fronten, insbe­

Spät nachts meldet das Havasbureau:

Die Offenfive der Aufständischen an der Madrider Front, die am Donnerstag und Freitag besonders heftig war, hat bereits, wie es scheint, ein wenig nachgelassen. Die Rämpfe dauern zwar an, aber der ausdauernde und hartnäckige Widerstand der republikanischen Soldaten, welche den Angriffen der Aufständischen Widerstand leisten, ohne daß fie ft 8 u rüdsieben mußten, hält die Offensive schließlich doch auf und nimmt ihr die

Kraft.

Samstag um 12 Uhr 50 haben die Flugzeuge der Aufständischen einen neuen Anflug auf Madrid unternommen und Bomben abgeworfen.

bringen, welche nach Ansicht der Franco s teilt mit: Es scheint, daß der Angriff ranzöfifchen Regierung in de Tepten Beit verlegt worden find. Dieses Einschreiten wird spätestens im Laufe

des Sonntag erfolgen.

Von Julius Deutsch

Wie vor einiger Zeit die Blätter meldeten, befindet sich der frühere österreichische Kriegs­minister und spätere Führer des Republikanischen Schutzbundes, Genosse Julius Deutsch in Spanien . Er dient als Brigadegeneral in der spanischen Armee. Unser Mitarbeiter Julius Braunthal ( London ), der seinerzeit Adju tant des österreichischen Heeresministers war, er­hielt von seinem einstigen Kampfgefährten einen Brief, dem wir folgende Stellen entnehmen: Mein lieber Freund, wer als Soldat in das heutige Spanien tommt, muß sich innerlich umstellen und mit so manchen alten Vorstellungen brechen. Er muß vor allem verstehen, daß hier mitten in einem ilus tigen Bürgerkrieg das Volt erst jetzt beginnt, das Kriegshandwerk zu erlernen. Als der Auf­stand der Generale ausbrach, war fast die gange Armee in den Händen der Rebellen. Sie verfüg= ten über eine gut ausgebildete Kriegsmaschinerie, während die legale Regierung über nichts anderes gebot, als über eine Anzahl zwar tapferer, aber Teiber waffenloser Männer. Der erste Ansturm der Rebellengenerale wurde sozusagen mit der offenen Brust abgewehrt. In den ersten Monaten des Bürgerkrieges war die technische Ueberlegenheit zweifelsohne auf der Seite der Faschisten.

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Aber die Zeit arbeitete gegen sie und für das republikanische Spanien . Heute ist nach einer mühevollen, zähen Arbeit die Organisation der republikanischen Armee bereits so weit gedichen, daß sie in den meisten Beziehungen der Nevel­lenarmee gleichwertig, ja sogar bereits überlegen nach aufwärts entwickelt, finft mit der langen Tauer des Bürgerkrieges der innere Gehalt der Nebellenarmee. Die faschistischen Generale haven ihren Soldaten vorgegautelt, daß es sich nur um einen militärischen Spaziergang nach Madrid handle, der in wenigen Tagen, spätestens in wenigen Wochen mit einem triumphalen Einzug in der spanischen Hauptstadt einen glorreichen, glänzenden Abschluß finden werde. Statt dessen dauert der Kampf bereits sechs Monate- und noch ist kein Ende abzusehen. Die Rebellen waren auf diese Entwicklung psychologisch in keiner Weise vorbereitet.

Auch rein strategisch betrachtet ist ihre Lage feineswegs günstig. Ich will versuchen, Dir in wenigen Strichen ein Bild der gegnerischen Si­

tuation zu zeichnen. Der Hauptangriff der Fa­schisten wurde gegen Madrid gerichtet. Das geschah weniger aus militärischen als aus poli­tischen Gründen. Die Generale glaubten, daß der Besitz der Hauptstadt sie zu Herren des Landes machen würde. Deshalb stießen sie entgegen aller strategischen Logit mit der ganzen Macht, die ihnen zur Verfügung stand, gegen Madrid vor. Bis zu den Toren der Hauptstadt ging es. Dort aber feßte der bis zum äußersten entschloſſene Wider­stand der Regierungstruppen ein. Diesen Wider­stand vermochten die Faschisten bisher nicht zu brechen und sie werden ihn, nach meiner Ansicht, wahrscheinlich auch in Zukunft nicht brechen.

Die Rebellenarmee ist vor Madrid in eine stoßen. Nun tann sie weder den letzten entschei= denden Stoß zur Eroberung der Stadt wagen, noch kann sie sich ohne die schwersten Einbußen zurückziehen. Dabei sind die Flanten der zu weit vorgeprellten Armee ungedeckt. Dieſe Situation tann für Franco se hr gefährlich werden. hat sich ein Stellungskrieg entwickelt. Ich hatte An den Gebirgsfronten im Norden Madrids dienstlich dort oben zu tun. Es sieht ungefähr sc endaye feinen Sit hat, erhielt die Weifung, während des Weltkrieges. Man tämpft um jeden Der britische Botschafter in Spanien , der in aus wie an der österreichisch - italienischen Front energisch bei den Aufständischen- Behörden in Sa- Fußbreit Bodens, ohne daß eine der beiden Bar­lamanca wegen dieser Verletzung der Sicherheits- teien einen nennenswerten Fortschritt erzielen zone in Madrid zu protestieren, die General tann. Während der Wintermonate wird sich daran Franco zu respektieren sich verpflichtet hat. Die nicht viel ändern. Man muß bedenken, daß sich britische Regierung behält sich das Recht vor, Er die Stellungen bis zu Höhen von 2500 Metern der Schäden zu beanſpruchen. hinziehen. Im tiefen Schnee ersticken größere Operationen.

einige Artikel bes franzöfifch- Hat Franco noch Reserven? Die britische Botschaft von Gadgaffe geraten. Gie ist viel zu weit vorge= 1904 und 1911 in Erinnerung zu Der Havasberichterstatter auf Seite Fliegerbomben getroffen der Armee des Generals Mola westlich von Madrid. ( Reuter.) Das Gebäude der Madrid der Beginn einer breitangelegten Offen- britischen Botschaft in Madrid wurde bei dem frei. five ist, die für längere Reitangelegt tägigen Fliegerbombardement von brei Bomben ist und die außer einigen zweitrangigen Rielen getroffen und bedeutend beschädigt. Drei Perso­die Eroberung, Madrids ohne vollſtändige Be- nen wurden hiebei verwundet. Das ausgebrochene lagerung und ohne intenſive Bombardierung be- Feuer wurde fofort gelöscht. zweckt. Abteilungen, die an den gegenwärtigen Operationen teilnehmen, ſtellen ungefähr die Sälfte der Truppen bar, über die die Auf­ständischen verfügen. Es ist wahrscheinlich, daß in wenigen Tagen alle Effektivbestände in Aktion fein werben. Es wird hier angedeutet, daß Franco die Absicht hat, die Offensive ohne Pause durchzuführen, damit dem Gegner nicht die Mögs lichkeit geboten werde, sich wieder zu organisieren und seine Stellungen neu auszubauen. Auch mit Rom direkte Flugverbindung

An amtlichen Stellen wird betont, daß das Gritifce Außenamt in voller Ueber einstimmung mit dem Duay d'Orsay die Ercig nisse in Marotto verfolgt, an welchen England natürlich ebenfalls in hohem Maße interessiert ist. London

Russischer Getreldedampfer angehalten

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nicht so beunruhigt? London.( Tsch. P.-B.) An diplomati­fchen Stellen Londons verlautet, daß der fran­ zösische Botschafter Corbin Freitag abends mit dem Ministerpräsidenten Eden über die Es ist deshalb um so beachtlicher, daß an Situation in Spanisch- Marokko beraten hat. It einem Teil der Gebirgsfront, nämlich im Bis­London scheint nicht die Anfit zu herrschen, cayagebiet, die Regierungstruppen in den letzten daß eine dringliche oder unmittelbare Gefahr be­Wie aus San Sebastian gemeldet wird, ist Wochen offensiv geworden sind und troß Kälte ſtehe. Nichtsbestoweniger werden die zuständigen a dia eröffnet wurde. Diesen Flugverkehr in der Bucht von Biskaya der sotvjetrussische( bis 12 Grab unter Null) und Schnee weit gegen amtlichen Stellen die Frage Samstag und Sonn- besorgen große Verkehrsflugzeuge dreimal Frachtdampfer Smidovitih angehalten Süden vorgestoßen sind. Unsere Hauptkolonnen tae fubieren. Die britische und franzöfifche ne- chentlich mit einem Aufenthalt in Mallorca . worden. Der Dampfer fuhr unter gehißter stehen fezt etwa 50 Kilometer nördlich von Burs sierung bleiben in dieser Sache ständig in Diese Fluglinie haben bereits viele italienif.he Sowjetflagge und hatte 3500 Tonnen Getreide go3 in der Nähe der Stadt Victoria. Diese Of­Fühlung und tauschen gegenseitig die Nach militärische und politische. Fachleute, die bei der an Bord. Die Aufständischen zwangen ihn unter fensive wird fortgefeßt. Sie bedroht die Kraftzen­richten über bie Situation aus. Regierung Francos wirken, benüßt. ihrer Estorte, in den Hafen Pasajca au fahren. I tren der Rebellenarmee.

London . Manchester Guardian" meldet. daß der Verkehr auf der neuen Fluglinie Nom