Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

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Telephon 53077

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17. Jahrgang

Erfolge bei Madrid  

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Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Freitag, 29. Jänner 1937

Die nationale Befriedung:

Einzelprets 70 Heller( einschließl. 5 Heller Portol

Aus dem Inhalt:

Wer hat Kirow   erschossen? ( Aus der Vorgeschichte des Prozesses) Novellierung der Sozial­versicherung gefordert

Hitzige Wehrdebatte

in Paris  

Die Deutschen

Nr. 25

und im Süden Dr. Hodža vom vollen Erfolg in der Slowakei Madrid.  

( Havas.) General Miaja er­klärte: ,, Nach zahlreichen kühnen Kampfaktio­nen bemächtigten sich unsere Abteilungen fast des ganzen westlichen Madrider   Parkcs.

Madrid.( Havas.) Aus Jäen wird ge­meldet, daß im Laufe des gestrigen Tages die republikanischen Truppen die Dörfer Quentar und Beas de Granada und die Dörfer Colade, Dealguacil im Abschnitt von Alcandete ange­griffen und genommen haben. Auch auf das Dorf Porcuna   unternahm eine Kolonne der Regierungstruppen einen Angriff, wobei es gelang, Gräben der aufständischen Truppen zu erobern. Die Aufständischen hinterließen am Kampfplatz mehr als 150 Tote und Verwundete. ,, Claridad" veröffentlicht ein Telegramm ans And ni a r, wonach Regierungsabteilun­gen bereits in den ersten Gassen der Stadt 2opera kämpfen. Es wird erklärt, daß gegen die Stellungen der Aufständischen bei Porcuna  von den Regierungstruppen ein Angriff unter­nommen worden ist.

fest überzeugt!

Antwort an die SdP Henlein verspricht loyales Verhalten

( F. T.) Fast so groß wie Böhmen  , umfaßt die Slowakei   mehr als ein Drittel des Gebietes unferes Staates, erreicht jedoch mit wenig mehr als drei Millionen Einivohnern nicht einmal die Hälfte der böhmischen Bevölkerungsdichte. Wald und Wiese, eine technisch rückständige Landwirt­Er- schaft und wenig Industrie charakterisieren dieses von Natur aus teinesivegs arme, jedoch durch die magharische Feudalwirtschaft bewußt vernach lässigte Land, dessen niedriges Lebensniveau einen der stärksten Vorwürfe darstellt, die gegen die Sie wird freilich nach wie vor für die staats- jahrhundertelangen Herren, die ungarische Gentry, politische Gesamtlösung des deutschen   Problems in erhoben werden können. der Tichechoslowakischen Republik eintreten und In den gegenwärtigen Grenzen weist die

Prag.( Tsch. P.-B.) Donnerstag vormit-[ Sie bleibt jedoch ihrer bisherigen politischen Linie tags empfing der Ministerpräsident Dr. Hodža gemäß. ihrer grundfäßlichen parlamentarischen cine Abordnung der Sudetendeutschen Partei, be- flärung vom 19. Juni 1935, treu. stehend aus den Abgeordneten H. K. Frant Ernst Kundt  , Hanns Neuwirth und Dr. Gustav Peters.

Die Aussprache hatte die nationalpolitische Lage zum Gegenstand.

Sie wird auch die gegenwärtigen Verhandlum­nen unter Vorbehalt der fachlichen Kritik nich zu stören verfuchen.

ihren Rechtsfampf mit vollem Einſaß weiterführen. Slowakei   erhebliche nationale Minderheiten auf. Der Ministerpräsident erklärte, er finde es Etwa zwei Siebentel sind weder Tschechen nodi Slowaken, sondern Ungarn   oder Deutsche  . Bei der letzten Volkszählung wurden rund 700.000 Ungarn   und 160.000 Deutsche   gezählt.

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Die Abordnung legte dar, daß die Sudeten deutsche   Partei nicht die Anschauung anzuerkennen vermöge, daß die Lage durch bloße administrative Maßnahmen so grundlegend und dauernd gebeffert werden könne, daß die von Konrad Henlein   eindeu begreiflich, daß die Sudetendeutsche Partei   als kommt. In der Hauptsache tomme es darauf an, daß der fachlichen Kritik vorbehält. Die Regie­tia in Vorschlag gebrachte Verständigung zustande eine oppositionelle Partei sich das volle Recht die Durchführungsgefeße aur Berrung ist aber dazu berufen, schöpc­Während aber die Ungarn   zum größten Teil faffung fowie weitere Gefeße die Sicherheit bieten, bak, wie der Ministerpräsident felbft in feistische Arbeit zu leisten wobei sie mit in geschlossenem Siedlungsgebiet im Anschluß an die ungarische Staatsgrenze wohnen, sind die ner Rundfunkrede gesagt hat, die Verfaſſung fich allen positiv eingestellten Kräften redinen Deutschen   auf mehrere Sprachinseln verteilt, ohne auch praktisch voll und ganz auswirke. Die Sudeten   will. Der Ministerpräsident ist überzeugt, daß jeden unmittelbaren Zusammenhang mit den deutsche Partei betrachtet die jest vom Ministerprä die tschechoslowakische Verfassung die volle Mög- judetendeutschen oder von Preßburg   abge= sidenten eingeleitete Aftton als den Abf I uk Trotzki: bes im Jahre 1926 begonnenen Bere lichkeit bietet, auch noch die ungelüft gebliebenen sehen- deutschösterreichischen Bezirken. Sie waren immer nationale Minderheit, Sie foltern meinen Sohn...! uches die nationalpolitischen Verhältniffe aut| Nationalitätenprobleme der Tschechoslowakischen administrativem Wege zu beffern. Die Sudetendeut- Republik zu lösen und gibt seiner fe ft en wenn auch in Reiten des Absolutismus und Merito. Troyti erklärte zu der Met- fche Partei sieht in den Grundlagen der gegenmär 11 eberzeugung Ausdrrd, dak die Analphabetentums das Nationale nicht die Rolle tigen Verhandlungen der Koalitions- Parteien für dung von der Verhaftung seines in Rußland le bas Sudetendeutichtum feine Möglichkeit, die natio- Regierung in dieser Richtung benden zweiten Sohnes: Die Verhaftung Sernalpolitischen Verhältnisse befriedigend au regein. vollen Erfolg erzielen wird. gei Sebows ist die Antwort auf meine Erklä rung zu dem Moskauer Brosch. Sie unterziehen ihn einer er barmungslosen Folter, um ihn zum Bekenntnis der schrecklichsten und unmöglichsten Verbrechen zu zwingen. Stalin  fordert das Geständnis meines eigenen Sohnes gegen mich; er ist vorbereitet, meinen Sohn zu morden, wie er vorbereitet ist, Duhende und Hunderte Perfonen zu dem alleinigen Zweck zu morden, mich moralisch zu schädigen und mich zu hindern, der Welt zu sagen, was ich weiß und denke." Troyki fügte schließlich hinzu, daß Sedow niemals politisch tätig war und auch dem Non­somol niemals angehört habe.

Lohn für Jeschow  

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Abschied für Jagoda Moskau. Das Bentralegekutivkomitee der Sowjetunion   beschloß, dem Volkskommissär für Jeshow ben Nang

Wyschinski fordert 17 Köpfe

Neuerliche Bezichtigung deutscher   Politiker und Beamter

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Der Moskauer   Schauerprozeß- ,, ekelerregend" nennt ihn der Berichterstatter des ,, Temp3", eine Reihe ,, erschlichener" oder erprester Geständniffe geht seinem Ende entgegen, daß nur die Exekution an den angeklagten Gegnern Stalins und an den mitangeklagten dunklen Existenzen sein kann.

Die letzten Verhöre galten vor allem den fleinen Lenten, die aus dem Duntel kommen und von denen schwer zu sagen ist, ob sie Lockspitel, bezahlte Agenten einer oder mehrerer Spionage­und Bolizeiapparate, bellafſierte Elemente oder arme Tenfel finner Stalin mit dem Berfahren Sufall zu Opfern macht. Die Verkoppelung des Prozesses gegen die politischen Gegner gegen diese Mitangeklagten ist vielleicht der raffinierteste Trid der GPU  , die auf solche Weise Verwirrung erzeugen und ein möglichst fonfuses Bild des ,, trottistischen parallelen zen. trums" schaffen will.

Nachbem Wysch infti vier Stunden lans in der denkbar widerlichsten und unflätigsten Weise die Angeklagten beschimpft und verhöhnt hatte

Sines Generalfomnifürs file bie Staatssicherheit( wobei er vor allem Nabel wegen beffen Artikel gegen Kamenew   und Sinowiew höhnte), forderte

beizulagen und gleichzeitig den bisherigen Gene­ralfommiffär für die Staatssicherheit Jagoda in den Ruhe stand zu versetzen, ferner den Dienstgrad eines stellvertretenden Volkskom­miffärs im Verteidigungswesen für die Secftreit­fräfte zu schaffen. Dieser bekleidet gleichzeitig den Poften eines Oberbefehlshabers der See­streitkräfte der Noten Armee. Auf diesen Posten wurde bestellt der Flottenflaggmann Ersten Ran­ges Orlow. Auf diesen Posten des Oberbe­fehlshabers der Luftstreitkräfte wurde der Kom­mandant Ersten Nanges Jatow Alt8nis bestellt.

General Motors   dingen Gangster um Strelkführer zu beseitigen

cr 17 Todesurteile.

In den Verhören war am interessantesten eine Auskunft Nadeks über angebliche Verhand­lungen mit deutschen   Emissären. Das in ähnlicher Weise verhandelt wurde, ist natürlich nich ausgeschlossen. Nur spricht alles dafür, daß Nadek dann im Namen Stalins und nicht im Namen Troytis Brücken nach Berlin   zu schlagen versuchte.

gespielt haben mag wie heute. Und so fönnen die Deutschen   in der Zips. im Göllnistal, in der Deutsch  - Probener und Kremnißer Sprachinsel, in Preßburg   und den deutschen   Weinbauerndörfern der Umgebung vergleichen, was die Gründung der Tschechoslowakischen Republik gegenüber der Ver­gangenheit für sie bedeutet. was an Hoffnungen in Erfüllung ging und was nicht.

Dieser Vergleich fällt durchaus zugunsten der Tschechoslowakei   aus. Die deutichen Schulen. die von den Ungarn   gesperrt worden waren, hat der neue Staat geöffnet. Es gibt wieder ein ful­turelles deutsches Leben. Die deutsche Sprache und der deutsche   Staatsbürger genießen den Minder­heitenfchuß. Und die Nachrichten, die über die ungarische Grenze herüberdringen und berichten, wie dort 600.000 Deutsche   national völlig rechts los sind und nicht die gerinaste deutsche   Schulbil­dung genießen, daß dort brutalite Madjarifies rungspolitik getrieben wird. die selbst vor der leberfeßung jahrhundertealter deutscher   Fami liennamen nicht zurückschreckt, festigen diese Er­fenntnis.

Die Deutschen   in der Slowakei   sind auch nicht belastet mit jener verhängnisvollen Erinne rung an Reiten, da man" Herr gewesen war, während man jest..Minderheit" ist, die gerade in den fudetendeutschen Gebieten breiten Kreisen des älteren Bürgertums und seines Nachwuchses die Eingliederung in die Gegenwart so erschwert. Und trotzdem hat der deutsche   Chauvinis­Auf eine zusäßliche Frage des Staats- tun hatten, kein Gläschen Schnaps mit ihm trin. mus, repräsentiert durch die Karpathendeutsche anwaltes sagt Radet aus, daß im Sommer 1985 ten wollten. Tropki hingegen sei seinen alten An- Partei, Führer Konrad Henlein  , auch hier erheb ihn unerwartet in einem Landhaus derselbe diplo. ſichten über die Notwendigkeit der Freundschaftlich um sich gegreifen können. Wie kommt das? matische Vertreter eines mitteleuropäischen Lan- swischen beiden Ländern treu geblieben. Laut Selbstverständlich können im Reitalter des des besucht habe, der ihn 1934 fondiert hatte. Aussage Radeks erwiderte er ihm, daß die Radios, der Motationsmaschine, des Erpreßzuges Diesen begleiteten ein Professor der Königsber- e a I politiker in der Sowiet und des Autos auch Sprachinseln nicht unberühri ger Universität und ein Berater eines der Leiter union die Bedeutung diefe: bleiben von dem ſtarken Wellenichlag, mit dem bas einer der Provinzen dieses Landes. Seinen Besuch freundschaft tennen und bereit feien nationaliozialistische Deutschland   den inneren erklärte er dadurch, daß diese Personen für Radet zu Rugeständnisser, die zur Sicherung dieser und äußeren Frieden aanz Eurovaz erschüttert. von Interesse sein müßten, da Königsberg   sich au Freundschaft notwendig seien. Radek versprach Ferner sind in den deutschbürgerlichen Kreisen der Rußland anders verhalte, als die übrigen Pros ihm, ein anderes Mal ausführlich und konkret Slowakei  , wenn auch keine Herrentradition, so Flint( Michigan  ). Vier Mitglieder der vingen, da Preußen sich vor allem vor Polen   be über die Wege der Annäherung mit ihm a doch Erinnerungen an gesellschaftliche Gemein­Gewerkschaftsorganisation der Auto- Arbeiter. die finde, ihm nicht traue und daher an einem aftiven sprechen. famkeiten mit der ungarischen Herrenschicht wach. von Stadt zu Stadt fuhren und den Widerstand Verhältnis zur Sowjetunion   stärker interessiert Auf eine zweite Frage des Staatsanwalts so daß es den ungarischen. grundsäklich oppo­der Streifenden gegen die Bemühungen der Ge- jei. Wie Nadet aussagt, faßte er dies als Einleis fagte Radek aus, daß Pjatakot nach der Rückfitionell eingestellten Parteien unschwer gelingt, neral Motors C. organisierten, die den Streit tung zu dem Gespräch und in Anbetracht des vom fehr aus Oslo   ihm über folgende Einstellung diese deutschen   Kreise mitzureißen. Die Zipser niederbrechen will, find das Opfer eines Angrif-| Rentrum gefaßten Beschlusses auf, mit Vertre- Troptis Mitteilung machte: deutsche   Partei des Aba. Nitsch ist genau so wie fes geworden. Ihr Automobil wurde von einem tern ausländischer Staaten in der Sowjetunion   Von dem bevorstehenden Krieg sprechend die deutschen   Christlichiozialen in der Slowakei  anderen Auto auf den Gehfteig gefchleudert und in keinerlei Verhandlungen einzutreten, sondern und unter Bezugnahme auf sein Gespräch mit nichts als ein Anhängsel der Ungarn  . Es eint sie burch den Anprall gegen einen Baum zertrüm- bloß die Vollmachten Troßtis für diese Verhand. Seß und anderen Persönlichkeiten in Deutschland   die Abneigung gegen..die neuen Herren", wobei mert. Dabei wurde auf die Infaffen au 8 telungen im Ausland au bestätigen. Er begann eine fagte Troyli, daß der Krieg 1937 bevorsteht, daß ihnen bewußt ist, daß diese Abneigung zwangs­balvern seimoffen. Drei Arbeiter wur. Di stuffion über die Raffen Deutschland   feine militärische Vorbereitung abge läufig zur Gegnerschaft gegen die Demokratie ben fölver verlegt und ins strankenhaus ge- trage, an der sich auch 8 u ch a r i n, der sich schloffen habe und des Jahres 1936 aur biplo führt, bracht. Der vierte Arbeiter begab sich in Beglei- damals im Landhaus Radets befand, attiv betei matischen Sicherung der Nückendeckung bedürfe. tung der Streitenden ins Mathaus, wobei die ligte. Im November des gleichen Jahres, auf und war: Streifenden riefen: Wir sind die Opfer von einem der diplomatischen Empfänge, fam der 1. Rur Sicherung der englischen Neutralität. Gangstern geworden, die von der General Mo- militärische Vertreter des. 2. Au einem lebereinkommen mit Frankreich  felben Landes auf Madef au und begann oder dazu, um, gestüßt auf die wachsende faicht fich über die völlige Veränderung der Atmosphäre stische Bewegung, welche die demokratische Regie: Gavana. Das kubanif he Kabinett ſtimmte dem zwischen beiden Ländern zu beklagen. Er sagte rung Frankreichs   schrächen werde. Frankreich  Vorschlag zu, durch den Präsident Roosevelt   als daß au Reiten Tropkis Awischen den Armeen bei durch einen furzen Schlag kampfunfähig zu ma Tubanischer Kandidat auf den Friedens- Nobelpreis der Länder bessere Beziehungen bestanden, jeßt men, um sodann mit tonzentrierten Kräften der beantragt wird. aber fogar jene Militäre, die früher mit ihm zu Sowjetunion   den Schlag zu versehen...

tors bezahlt finb".

Der größte Teil der slowakischen Deutschen  besteht jedoch aus armen Industriearbeitern( in Breßburg  . Sandlová. Deutsch  - Proben. Kremniß, Schmöllnis, Mebenſeifen, Maßdorf uſw.) und hat feine solchen Traditionen. Wenn auch in die­fen Kreisen der Henleingeiſt merflich gewirkt hat, müffen schwere Kohler gefchehen fein. Sie zu er­fennen ist die Voraussebung, um ſie auszumerzen.

Vorweg muß festgestellt werden. daß sich die deutschen   Parteien um die slowakischen Deutschen