Nr. 81 Freitag, 5. Feber 1037 Seite 5 Aegypten* Renaissance - Von Jaltas Braunthal Auf einem Hügel, aufsteigend au» den engen Gäßchen Kairo », liegt El Kal'a, die alte Zitadelle. Vom Burggestm» hat man einen schönen Mick auf da» Gewirr der Dächer, Kuppelns Türme der ägyptischen Residenz, auf die Wüste, in die sie sich verliert, auf die Giganten der Pyramiden von Gizeh, die sich dunkel vom flimmernden Goldsand abheben. Entzückt schaute ich da» wunderbare Bild. Aber der junge englische Offizier neben mir von der Besatzung der Burg betrachtete e» mit anderen Augen.Eine ausgezeichnete Position, nicht wahr," sagte er.Wer sie beherrscht, be­herrscht dir Stadt." Fünfundfünfzig Jahre hielten englische Soldaten diese Position im Herzen Kairo » und Aegyptens besetzt, beherrschte England da» älteste Kulturreich. Seil drei Wochen ist e» frei, ein un­abhängiger, souveräner Staat. Knapp vor den Weihnachtstagen wurde der Anglo-Aegyptische Vertrag ratifiziert und gesetzt: die englischen Offiziere in der ägyptischen Armee wurden ent« lasten, Aegypten kommandiert seine Armee allein. Es sei nicht" verschwiegen, daß auch heute Aegypten nicht,iih Sinne souverän ist, wie etwa Holland Ä>er Belgien . Durch Vertrag ist e» für ewig" Bundesgenoste England», ist ihm seine Armee zur Hilfeleistung verpflichtet, wann im­mer sich eininternationaler Notstmrd" erhebt. Die englischen Truppen sind zwar von der Zita­delle abgezogen; aber England behält da» Recht, den Suezkanal zu besehen, seine Luftflotte im Lande zu stationieren. Aber bleibt Aegypten auch in seiner Außen­politik an England gekettet, so hat es doch"nun alle übrigen Prägorativ« seiner Souveränität ungeschmälert.(Die Kapitulationen werden wahrscheinlich im April aufgehoben.) Nach einer fast zweitausendjährigen Pause lebt Aegypten » eigene Staatlichkeit wieder auf. Bald wird es al» vollberechtigtes Mitglied seinen Sitz im Völkerbund «innehmen. Ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte dieses Landes hat be­gonnen, Eine begreifliche nationale Hochstimmung durchzieht das Land. Man spricht in Kairo von der»Renaissance Aegyptens ", man erweist sich dankerfüllt gegenüber England, man denkt vor allem an die schimmernde Wehr. In den ägyp­tischen Zeitungen wird zu einer Zwei-Millionen« Pfund-Kollekte für die Armee ausgerufen, auf der, Universität wird ein Fonds von 80.000 Pfund zum Ankauf von drei Schwadronen von KriegS- flugzeugen gesammelt. Die moderneRenais­sance" beginnt nämlich immer zunächst mit Ka­nonen Und VombeNwerfern.", Wer Aegypten einmal gesehen, dem. schein! allerdings, daß dieRenaissance" an einem ganz anderen Punkte einsetzten müßte. Der Kontrast zwischen der überquellenden Fruchtbarkeit der vom Nil gedüngten Erde und der bitteren Armut der Felachen ,die ihn bebauen, klagt zum Him­mel. Sie hausen, wie ihre Vorfahren au» der Zeü der Pharaone, gemeinsam mit ihrem Vieh in dem «inen Raum ihrer niederen, fensterlosen Lehm­hütte, Lumpen bedecken den auSgcmergelten Kör­per der Halbverhungerten. So lebt da» ägyp­tisch« Landvolk, da» sind zwei Drittel de» gan­zen Volke». Die Halste der Agrarbevölkerung sind Ackerknechte, ohne«ine Krumme Boden, mit einer Togeslöhnung von drei Piastern, das sind nicht ganz 7% Penny. Die Halste der Bauern mit eigenem Grund' besitzen weniger al» einen Hektar und dieser tst bl» auf den letzten Halm verschuldet., Die Hungernden fliehen schutzsuchend in die Städte. Kairo , eine Stadt ohne eigentliche Industrie, birgt eine Bevölkerung von mehr al» einer.Miflion. Wovon lebt,sie? Ach, sie lebt.nicht, sie vegetiertl Man findet sie freilich nur spärlich im Westquartier der Stadt. Dort gibt e» breite, zietnlich saubere Straßen mit großen Hotel» und Bankgebäuden, europäisch« Wohnhäuser und Vergnügungsstätten.- Dort ist auch das Kairo - Museum mit jenem Traumwunder an funkeln­den Schätzen, die dreitausend Jahr« im Felsen­grabe Tutenkhamen» versiegelt waren die mit dünn beschlagenem Gold und blauem Lapislazuli bedeckte» Särge, Baldachinkarren au» kunstvoll geschnitztem Alabaster, Schwerter mit blitzenden Juwekengrifstn, Ketten, Kronen: eine trunkene Schau. Da».ist aber nicht Aegypten , kaum jene» vor dreitausend Jahren. Das wirkliche Aegypten, den Dörfern ent­flohen, ist hart daneben. Er drängt sich in den halbverfallenen Höhlen der Eingeborenen-Ouar» tiere, kauert auf den Schuttplätzen, halbnackte Kinder spielen in der Goffe , in- die sich der stin­kende Unrat der Wohnungen ergießt; deyn diese Quarfiere sind ohne" Kanalisation. So leben viele Hunderttausende in Kairo , Alexandrien , in Port Said . » Oder. man. begebe sich nach Mehafla el Kobra, dem ägyptischen Manchester , dem- Zen­trum der ägyptischen Baumwollindustrie. Die erst! 1980 gegründeten Fabriken gehören der Misr Eompagny, einer der Unternehmungen der Misr Bank.-Dort find 17.000 Arbeiter beschäftigt, meisten» zart« Kinder, dem Anschein nqch neun oder zehn Jahre alt. Die Aufseher am Fabriktor, mst Peitsche« in den-Händen,'beteuern, sie seien," entsprechend dem Gesetz, mindesten» vierzehn alt." Da» ägyptische Kinderarbeitsgesetz von 1988 setzt elNe.MaximalarbeitSzeit in de? Industrie: von Men' Stunden für n e un i ä h r t g e K i n d e r fest; für Kinder zwischen zwölf und fünfzehn Jahren ist die Arbeitszeit mit neun Stunden be­grenzt.-In dem Bericht de» Aegyptischen Labour Office wird gesagt, daß wenn das Gesetz ein Höheres Alter für die zulässige Kinderarbeit an­gesetzt hätte, wärentausende Kinder, über welche in den meisten Fällen die Eltern keine Aussicht üben können, und da«» keine Volksschulen giht, zu Müßiggang verdammt". Ueberdies, so be­ruhigt un» der amtliche Verwalter der Arbeit»« Wohlfahrt,wachsen die ägyptischen Kinder rascher auf al» je:w der westeuropäischen Natio­nen und.sind zu einem früheren Alter für manuelle Arbeit geeignet". Was jedoch die Ar­beitszeit der erwachsenenMänner", da» find nämlich alle von 18 Jahren aufwärts, betrifft, so erfahren wir au» dem amtlichen Bericht, daß sieirgendwie von 14 bi» 16 Stunden im Tag" beträgt. * Die Verantwortung für diesen enffchlichen Tiefstand der sozialen Kultur fällt nicht allein auf die herrschenden Klaffen de» Landes; England, genauer, die Konservativen Englands, tragen den größten Anteil. Schon 1928, ein Jahr nach der Proklamierung de»unabhängigen Königreiches", begann mit der Einführung der parlamentari­schen Verfassung dieägyptische Renaissance". Fuad l., der aus der erbarmungswürdigen Armut seines Lande» unermeßliche private Reichtümer preßte, löste über Geheiß der konservativen Re­gierung Englands 1928 das Parlament auf, suspendierte die Verfassung und bereitete der Renaissance" ein rasches Ende. Der von Zaghlul Pascha gegründete Wasd, Aegyptens machtvollste Partei, di« sich unter der Führung des Ministerpräsidenten Mustafa Nahas Pascha auf eine Nationale Einheitsfront stützt, .fällt die Aufgabe der sozialen Reform des Landes zu. Ist sie fähig, diese Aufgabe zu erfüllen? Falkenauer Bergarbeiter erhalten Teuerungsauihllffe Die Verhandlungen über die Gewährung einer TeuerungSauShilfe, welche zwischen der Union der Bergarbeiter und dem Svaz hornikü auf der einen, dem Grubenbesitzerverband de» FalkLnaper.Reviers auf d«r anderen Seite ge­führt- wurden? habem nun einen erfolgreichen Abschluß-gefunden. Der" Grubenbesitzerverband chat mitgeteilt, daß allen verheirateten Bergar­beitern eine einmalige außergewöhnliche Zuwen­dung von 168 KL und allen ledigen Bergarbei­tern und Bergarbeiterinnen ohne Unterschied, ob sie ledig, verheiratet oder verwitwet sind, ein« außerordentliche Zuwendung von 108 KL gewähr/ wird, wenn sie durch da» ganze Jahr 1986 hin­durch bei einer und derselben Unternehmung im Arbeit-Verhältnisse standen. Ms verheiratet gelten jene Bergarbeiter, die im Bezug der Familienzulage stehen. Es yebt also auch Waffenübung und Krankheit, wenn sie nicht zur Beendigung des Arbeit»verhältniffe» geführt haben, den Anspruch auf die Zuwendung nicht auf. Die Union der Bergarbeiter hat damit einen .weiteren wertvollen Erfolg für die Arbeiterschaft zu buchen. Erhöhung der Margarinepreise Die Margarinefabriken haben dieser Tage die Preise ihrer Produkte um' 80 bi» 80 Heller prr Kilogramm erhöht, ohne daß die Fabrikanten bet der Regierung zuvor angefragt hätten. Die Be- gründung liegt nach den Angaben der Margarine­fabrikanten im Steigen' der Rohstoffpreise, der Steuern, in der Devalvation,, der Äerwendung dreimal so teurer inländischer Samen und. sonsti­ger Einschränkungen, welche da» Margarinegeseh gebracht hat. Dagegen weisen die agrarischen' Plätter darauf hin, daß die Margattnefabriken Hunderte von Millionen verdienen." War ist also wahr? Geht e» den Fabriken so schlecht, wie«» ihre Eigentümer behaupten oder haben die Agra­rier recht, die selbst über einige, Margarinefabri­ken verfügen. Die Regierung hätte alle Ursache di« Wahrheit festzustellen und da» ist-nur möglich durch,eine Ueberprüfung der Kalkulation der Mar»' garinefabriken. In den letzten. Jahren hat man: die Kalkulation in einer Reihe von«Produktion»- zweigen geprüft, warum könnte da» nicht-auch bei der Margarine-Industrie der Fall sein? Bei dst- ser Gelegenheit könnte man auch die Frage auf- werfen, wo die von der Steuerung beschlossenen und mehreremal versprochenen Preidkommisstonen bleiben, die in den Bezirken, Ländern und beim Innenministerium errlcht-t werden sollen. Will man vielleicht damit warten.bi» alle Industrien .ihre Preise erhöht haben? Angesicht» der Wichtigkeit der Margarine! für die Ernährung der breiten Massen"der Bevölt-- rung wär« also eine Ueherprüsunq der.Kälkula-i tion dieser Industrie drfiigend notwendig. Aegyptens LebenSraum ist eng. Nur aus einem Dreißigstel seiner Fläche, nur soweit sich die Fluten des Nils ergießen, elf Kitameter östlich und westlich seiner Ufer, wächst Nahrung. Ein­drucksvoll ist der Blick von der Spitze der Pyrami-" den von Gizeh , die, wie mächtige Wachtürme, an der Greüze zwischen Leben und Tod liegen. Eine scharfe Linie trennt fetten Ackerboden vom Wüsten­sand, Uberquellende Fruchtbarkeit von unheimlicher Oedc. Da bleibt nur ein Gebiet, nicht größer als Holland oder Belgien , wo Leben möglich ist, aber von fünfzig Millionen Menschen, also fast doppelt so dicht wie jene Länder besiedelt. Und die Bevöl­kerung vermehrt sich stark. Sie kann in der Haupisache nur vom Boden leben. Aber sie ist vom Boden auSgeprcßt. Der westau» größte Teil des Landes gehört feudalen Großgrundbesitzern, an deren Spitze der König als größter Grundherr steht. Der ägyptische Mit­telbauer stiibt aus. Da gibt es nur Latifundien, besitzlose Ackerknecht« und Zwergbauern, die sich selbst als Ackerknechte den Zuschuß zum Leben suchen müssen. Das überragend soziale Problem de» Lande» ist das Agrarproblem. Wird es der Wafd lösen können, dessen Par­teikasse von einem Teil der Grundherr«» gespeist wird? Sie und ihre studierenden Söhne, Han­delsleute und Intellektuelle haben sich, unterstützt von den Sympathien des städtischen Proletariats, im Wafd vereinigt, um Englands Herrschaft zu brechen. Diese Aufgabe ist getan. Erfordert aber die Agrarreform nicht andere soziale Kräfte? Da» orientalische Proletariat in den Dör­fern und Städten Aegypten », näher dem antiken al» dem modernen, ist noch stumm. Sein Herr ist aber wachsam und laut. ES hat sich in den Blau­hemden, der WafdschenArmee der Jugend" eine militärische Organisation mit manchen faschisti­schen Tendenzen geschaffen. Wird Aegyptens Renaissance" sich nicht im Zeichen des Faschis­mus vollziehen? Diese bange Frage steht an der Schwelle der neuen Geschichte des alten Phar'ao- I nenreichcs. Beschlftlgungsbewegung Im tschechischen Gebiet Die Zahl der Sozialversicherten, welche bsl den 84 dem Zentralverband der Krankenversich-- rungsanstalten angeschlostenen Kaffen gemeldet waren, ist im Dezember 1986 gegenüber dem November um 8.24 Prozent gesunken. Die durch­schnittliche Gesamtzahl dieser 84 Anstalten, betrug ini Dezember.,W7^6^.. Der etwas größer als in dergleichen Zeit, de» Jähre« 1988, wo er 8.19' Prozent ausmachte. Hingegen ist die Bersicherteneahl im Dezember 1986 um 8.88 Prozent höher als im Dezember 1988. Aus den Berichten der Krankenversicherungs­anstalten läßt sich unter Berücksichtigung der Saisoneinflüste, welche eine Abnahme der Be­schäftigtenzahl alljährlich^bewirken schließen, daß in den betreffenden Gebieten eine Stabilisie­rung eingetreten ist. Die Beschäftigung ist zwar im Pergleich zu früheren Kriscnjahren größer.«-- reicht«her nicht da? Niveau und den Prozentsatz deS Aufschwunges in den West- und Nordstaaten. Produktive ArbeitSlosensürsorge. Das Für­sorgeministerium hat mit dem Ministerium für Finanzen in diesen Tagen 182 Gesuche öffent­licher Bauführer um Zuschüsse aus der produk« tiven Arbeitslosenfürsorge behandelt. Es wurden Beiträge in der Höhe von 9,886,040 AL bewilligt, welche Arbeiten mit einem Aufwand von mehr als 71 Millionen AL ermöglichen. Bei diesen werden 13.876 Arbeiter Beschäftigung finden. Unter den Projekten ist die Fortführung de» Reichenberger KrankenhauSbaueS mit einem Aufwand von 11.8 Millionen AL. Au» dem staattichen Fond» für Wassermelio» rationen werden im Jahre 1986 Beiträge bis zu einer Höhe von 87,487.708 AL für 127 Regu- lierungS- und BerbauungSarbeiten mit,einem Ge­samtaufwand von. 108 Millionen AL;" ferner. Bei«' träge bis 7,866.968 AL für 91 Flächenmeliora­tionen mit einem Gesamtaufwand von ründ 24 Millionen AL, und schließlich Beiträge bis l-;449.020 Ai für 28 WasserleitungS« und Ent­wässerungsarbeiten miteinem Gesamtaufwand« von 10 Millionen AL bewilligt.. Weiters wurde'für Arbeiten de- letztgenannten" Art ta der Höhe von 08 Millionen Ai ein Zinsenz uschuß des Fonts für 28" Jahresraten 938.449 AL bewilligt. Der--Fond» zählte'., im. Borjähr insgesamt 88,188.918 AL aus, davon 61,083.264 Ai für Regulierungen, Wildbachverbauung, 18,488.278 AL für Flächenmeliorationen und 6,682.870 Ai. für. Wasserleitung»- und Entwässerungsarbeiten. Reu« Krediwerhandlun-en mit Rußland . Zweck» Aufrechterhaltung ,bzw- Steigerung de» tschechoslowakischen Exporto NÄH 'der Sowjet­ union wirdx bereits seit geraumer Zeit über die .Gewährung einer neuen Obligationsanleihe an Rußland verhandelt. Die Russen fordern von dem hiesigen Konsortium.eine Milderung der Kredit« vrdingungen in der Hinsicht,-haß der Zinssatz von 6 auf" 8.8.Prozent herabgesetzt und die Zah­lungsfrist von 5 auf8 Jähre, erstreckt wird. DMsMltsckaft und Somfywfitifc Exportcrfplge- der Textilindustrie'-in West­ afrika ...Die Jännerfolge.der Zeitschrift.West-, Afrika " belichtet von tschechoslowakischen Export-" erfolgen an der Do-ldküste..Bon der September» Einfuhr 1986 Vowi684i235 tüuädräiyard Kunst­seidengeweben entfihtan 286.'704'NyrdS auf'ie Tschechoslowakei,'»während; sich"'England mit 119.879 AardS-Mit dem zweiten"Platze begnügen mußte. Im Auglist» betrug der fsrhechoslowalische Anteil nur 66.276 UardS.... Die Vereinigten Staaten sehen mit immer größerer Besorgnis die sich wiederholenden Dürrekatastrophcß. In dem jetzigen Scck-SjahreS- plan werden daher etwa 24 Prozent des ganzen vorgesehenen Milliardenbetrags für Bewusse- rungSarbeiten, weitere hohe Beträge für die An­legung von Wäldern bestimmt. Ctuafafid Auf ewig eingekerkert? DerBor stand der Sozial-, demokratischen Partei Dentsch-" land» veröffentlicht folgende Erklärung:. In der ReichStagSsthung vom 80. Jänner hat Hitler den feit vier Jahren ahne Prozeß und Urteil gefangen gehaltenen Führer der Kommunistischen Partei, Thälmann , als»eine» der verbrecherischsten Moskauer Subjekte" bezeichnet. In derselben Sit­zung hat Gbring den Träger de» NobelfrirdenS- prelseS von Ossietzkyein mst Zuchthmi» bestrafte« Individuum" genannt. Thälmann und Ossietzky hab«, als«S noch«In. freie» polttische» Leien ln Deutschland gab, die So­zialdemokratie bekämpft. Da« hindert«nS nicht, zu. erklären, daß kein Anlaß besteht, ihre persönliche Ehrenhaftigkeit zu bezweifeln. Wenn die gegenwär­tigen Machthaber Deutschland » Gefalle » daran fin­den, ihre wehrlosen Opfer öffentlich zu beschimpfen, so kennzeichnen sie damit nur sich selbst. Reim Thälmann befinden sich, aber noch zahl­reiche andere Männer der verschiehenftrn politische» Parteien fett dar Machtergreifung Hitler » in Ge­fangenschaft, unter ihnen Sozialdemokraten wie der ehemalige Ministerpräsident von Braunschweig Jasper, die ReichStagSabgeordneten H ei l- mann, Mierendorf ft Schumacher, Leber und viele andere untadelig« Minner, zum großen Telle KriogbteUnehmer, die im Felde schwer« Berletzungen erlitten haben. Seit Jahren sind si« ihrer Freiheit beraubt und schworen körperlichen und seelischen MßhandlungeN ausgesetzt. Ban" ihnen" sprach in einer kürzlich gehalten« Rede der llhef der SS Himmler , als vonUntermenschen und Rädelsführern" denen sich niemals die Tor» der KonzeulratianSlager.öffaen-witrdm. i Iw-Rantttt'Dir-'NMücklichest' Opsitt^nnd ihritz^ bedauernswerte» Angehörigen, die eßt -' furchtbarer Druck zum Schweig« zwingt, appellieren wir an" die Recht und Freiheit liebenden Menschen der gan­zen Welt. Mög« sie nicht aufhören, Ihre Stimmen zu erheb«, Vt» sich trotzalledem die Tore der deut­ sch « Gesängniff« und Konzentrationslager öffnenk Ueue Verurteilungen Im Zeitzer. Prozeß Wie dieUnion für Recht und Freiheit" erfährt, sind in dem Zeitzer Maffenprozeß, obwohl- bereits über 162 Männer, Frauen und Jugend­liche eine Gesamtstrafe von 463-Jahren Zucht­haus oder Gefängnis verhängt wurde, neue Ur­teile gefällt worden und noch, weitere zu erwar.cn. Schwer«, mehrjährige Zuchthausurteile erhielten der bekannte frühere sozialdemokratische Stadt-- verordnete und Arbeitersportfunktionär Robert G e r i s ch, der frühere Reichsbannerfunktionär Otto Bräunlich, der frühere Konsumvereins­angestellte Max S ch i e f k e die Antifaschisten Willy Neumann und Fritz K lein, da» frü­here Bezirksvorstandsmitglied- der SPD -Willy Bauer, die Sozialdemokraten Hugo S ch a t t"e, Arthur K l ü h n« r, Paul Hartmann, Paul Seifert und Arthur Schirmer, sowi». die Kommunisten Max Wagner, Friedrich Wagner und der Schwerkriegsbeschädigte Walter Wagenbreth. Auch ein« Reihe von Jugendlichen wurden zu schweren Zuchthausstrafen verurteilt. Eine Zuchthausstrafe von 1^ Jahren erhielt der Arzt Dr. F l ö r» h« I m, der vöm.Stürmer" in der' gemeinsten Weise beschimpft wurde. Seiner Ver­urteilung steht der frühere ReichStagsäbgeordnete' Paul W e g m a n n entgegen. Nach einer,.unter schweren Leiden verbüßten Haft entlassen, fetzt aber emeut verhaftet wurde der-bei seiner-Wäh­lerschaft überaus beliebte sozialdemokratische. Reichstagsabgeordnete Albert Berg-Holz,-he». inal» Chefredaktcuv de»Zeitzer BolkSboten". Bei- dem Prozeß kamen auch entgegen dem Willen des Vorsitzenden die schweren Mißhandlungen der Angeklagten-zur Sprache. So rief-der frühere' Abgeordnete Dr. Agricola vor Gericht aus: Wollen Sie sich überzeugen?. Ich bin gerne, be- rett, mich vor Ihnen auSzüziehen; Geschlagen ist gar kein Ausdruck,-viehisch und sadi­stisch g e m a r t ew t worden sind wir",.-- Än der Bevölkerung haben-die Angeklagten viel Sympathie gefunden. ES ließen sich verschie­den« Vorkommnisse berichten, au».denen hervor«' geht, daß bi» in die rechtsstehenden-Kreist hinein man ihnen ein echte» Mitgefühl.-tätig'-bekundet.- Gerade deswegen ist zu befürchten, daß der bereits -seit dem April de» vorigen. Jähre» laufende Pro­zeß immer noch neue Opfer.fordern wird.'.