Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

17. Jahrgang

-

Telephon 53077- Herausgeber: Siegfried Laub- Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  Sonntag, 7. Feber 1937

Erfolgreiche Abwehr

der Angriffe bei Malaga

Vordringen in das Ausgangsgebiet der Rebellen

Barcelona  . Neuter meldet von der Front bei Malaga  , daß die heftigen Kämpfe ins­besondere im Abschnitt Marbella   anhalten, wo bie Regierungstruppen auf allen Höhen halten, welche Marbella   und die Straßen in der Nich­tung nach Estepona   und Dien beherrschen. Ob­wohl die Aufständischen beträchtliche Verstärkun­gen erhielten, wurde ihr Vormarsch zum Stehen

gebracht.

Freitag tauchte bei Aliune in der Provinz Granada   der Aufständischen- Kreuzer Almirante Cervera" auf und bombardierte die Straße, wel= che Malaga   mit Almeria   verbindet. Er wurde von Regierungsflugzeugen angegriffen und mit Bomben beworfen. Der Kampf dauerte 90 Mis

nuten.

das sich seit Beginn des Aufstandes in den Hän­den Queipo de Llanos befindet. Die republikani­fchen Truppen rücken ständig vor.

Franziskaner- Mönch

von Aufständischen hingerichtet Ordens Revilla wurde von den Aufständischen vor Gibraltar  . Der Mönch des Franziskaner­einiger Zeit verhaftet. Nunmehr wurde er zum Tode verurteilt und die Hinrichtung wurde be­teits vollzogen. Vor dem Militärgericht wurde

be r

Bei Madrid   sind nach einem Bericht der Regierungsjunta seit 24 Stunden keine größeren Kampfhandlungen zu verzeichnen.

Hingegen wird von der Front bei Oviedo  gemeldet, daß dort heftige Artilleriekämpfe tob= ten. Regierungsartillerien zerstörten die vor kur zem errichteten Befestigungen.

Eine Nachricht aus Andujar   bestätigt die Einnahme Villafrancas de Corda durch die Ne­gierungstruppen. Der Ort liegt ungefähr 25 Kis lometer nördlich von Cordoba  . Die Regierungs­truppen belagern jetzt das benachbarte Monters. Damit bringen die wetttzen auf ein Gebiet vor,

Die Arbeitslosigkeit

Im Jänner um 50.000 höher als im Dezem­ber, aber um 180.000 unter der Vorjahrs­höhe- Kleinste Zunahme seit 1930

-

Nach der Mitteilung des Fürsorgeministe­riums betrug die Zahl der bei den öffentlichen Bezirksarbeitsvermittlungsanstalten gemeldeten nicht untergebrachten Beiverber am 31. Jänner

am 31. Dezember

668.381 619.143.

Die Arbeitslosenziffer ist also im Laufe des ver­gangenen Monats um 49.288, das sind 8 Bro­3ent, gestiegen, sie ist aber bedeutend niedriger als in der gleichen Zeit der letzten Jahre, und zwar gegenüber 1933 um 204.394 gegenüber 1934 um 170.601

gegenüber 1935 um 149.624 gegenüber 1936 um 181.629.

In den letzten Monaten ergaben sich beim Ver­gleich der Arbeitslofenziffern mit den jeweils um ein Jahr zurückliegenden stetig wachsende Spans nungen. Im Dezember 1936 war die Arbeitslosig­feit um 176.000 gegenüber Dezember 1985 zu= rückgegangen und diesmal ist die Differenz rei­ter, auf 181.000 gestiegen. Dies kann ebensowohl als Beweis für die weniger kritisch gewordene Entwicklung gelten wie die nachstehende Uebersicht über die in den Jännermonaten der Krisenjahre verzeichneten Zunahmen der Arbeitslosigkeit. Diese betrug im

Jänner 1930 Jänner 1931 Jänner 1932

Jänner 1933

Jänner 1934

Jänner 1935

Jänner 1936.

.

21.082 73.947 96.775

126.464

58.995

65.677

55.603

Von allen Krisenjahren ist heuer die Zunahme der Arbeitslosigkeit im Jänner am niedrig it e n.

Beträchtliche Unterschiede weisen auch die verschiedenen Länder auf. Die Zunahme beträgt in Böhmen   16.930 Mähren  - Schlesien   11.333 Slowakei 20.149. Karpathorußland 826

Mönch gefragt, ob er ein Gegner des a- yismus sei. Revilla antwortete, daß er ein ein cher gläubiger Christ sei und daß er nu im Namen Christi gegen alle G.eueltaten und Ge­toalttätigteiten protestiert habe, die sich die Auf­ständischen an der Zivilbevölkerung zuschulden lommen ließen. Diese Aussage bezahlte der Mönch mit dem Leben.  

Amerikanische Freiwillige  

Paris. Samstag verließen etwa 100 ames ritanische Freiwillige, die sich auf dem Wege nach  Spanien befinden, in Le   Havre das Schiff und trafen mittags in   Paris ein. Sie werden dort

fämpfen.

Einzelpreis 70 Heller( einschließl.5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Brand kehrt zurück?  

Antonescu

verteidigt Seba

Wirtschaft der Welt

Sozialversicherungs­

Briefkasten

Nr. 33

in den Reihen der Regierungstruppen Kampfen Edens Urlaub

Die Amerikaner wurden in   Paris von den zösischen Linksorganisationen herzlich begrüßt.

Valencia.( Havas.) Der abessinische Prinz Gehbet, der Sohn Ras Imrus, eines der tapfer­sten abessinischen Stammesfürsten, ist in Valen­  cia eingetroffen und erklärte, daß er in die In­ ternationale   Brigade eintreten wolle.

*

Bayonne.( Havas.) Der Verteidigungsrat der Stadt   Bilbao teilt mit, daß der im Jahre 1901 in   Eupen geborene Arzt Wolfram Ennats ten hingerichtet wurde. Er wurde am 5. Oktober des Vorjahres mit der Waffe in der Hand an der gericht in   Bilbao am 11. November zum Tode Front von Ochandiano gefangen und vom Volts berurteilt.

Rußland an den

Nichtinterventionsausschuẞ London.( Reuter.) Der Nichtinterventions­ausschuß erhielt eine Note der Sowjetregierung, in welcher diese den Wunsch ausspricht, an der internationalen Kontrolle der   spanischen Küste teilzunehmen. Die Not schlägt vor, die Kontrolle zu koordinieren.. statt sie nach Zonen durchzu­führen. Der leßte Antrag des Ausschusses lau­tete nämlich in dem Sinne, daß die einzelnen Bonen der Kontrolle der einzelnen Flotten anvers traut werden sollten. Die Sowjetrenierung knüpft aber an diese Anträge nicht die Bedingung ihrer Zustimmung zum Plan des Nichtinterventions­ausschusses, wie das Reuter- Büro erfährt.

Eden abgereist,

ohne mit Ribbentrop zu verhandeln

London.( Havas.) Samstag verließ Außen-| bedeuten würde, wie es vor zwei Jahren der Fall minister Eden London, ohne daß es zwischen ihm war. Ge ist eine zwar in der besten Absicht ge­und dem   deutschen Botschafter v. Ribbentrop au machte teuere Erfahrung, aber sie kostete Dußende einer Aussprache gekommen wäre.   Deutsche Streise von Millionen, um das Volk wieder eilig st lassen durchblicken, daß im Laufe der Verhand- aufzurüsten. Der Minister gab bekannt, daß lungen, die zwischen   Ribbentrop und Lord Halis einige seiner Kollegen mit den Repräsentanten der far, der Minister Eden für die Zeit seiner Ab- Arbeitgeber und der Arbeiter der Gewerkschafts­wesenheit von   London vertritt, stattfinden sollen, organisationen darüber verhandeln, wie die zur der Botschafter die Kolonialfrage nach ihrer Verfügung stehenden nichtqualifizierten Arbeiter prinzipiellen Seite hin aufwerfen und ohne Schädigung des Programms für den Bau daß andererseits wiederum ein Meinungsaus- von Volkshäusern oder des Regierungspro­tausch über die   Locarno- Probleme stattfinden gramms von Fabrikbauten für die Rüstungsindu­könnte. Siezu wird mitgeteilt, es sei strie verwendet werden könnten. Er fügte hinzu, unwahrscheinlich, daß es Ribbentrop gelingen daß die Aufrüstung nicht der Endzwed ist, sondern würde, Verhandlungen über die Kolonialfrage daß sie Hand in Hand mit einem Programm der in Fluß zu bringen, und es heißt, daß Nibben- Beruhigung gehen müsse, das nicht nur das bri­trop die Dinge falsch fähe, falls er annehmen tische Volk, sondern auch die übrigen Völker der follte, daß die Abwesenheit Edens zu einer Welt zufriedenstellen würde. Auch wenn der Be­Aenderung der grundlegenden britischen Dispo. griff des Ueberfalles definitiv aus der britischen fitionen führen könnte.   Deutschland hätte eine fehr falsche Berechnung angestellt, wenn es glaubte, daß es beim konservativen oder rechten Flügel der Regierung größere Sympathien für Nationen eingeprägt ist. feine Kolonialforderungen finden würde.

Auch wenn zahlreiche Persönlichkeiten dem Mißtrauen   Deutschlands zu den Sowjets zustim men, so bleiben diese Persönlichkeiten dennoch Hüter der englischen Traditionen. Der fon­servative Parlamentsausschuß für Angelegenhei ten des   Britischen Reiches hat in seiner Sipung am Montag neuerlich seinen gegnerischen Stand­punkt zu jedem folonialen Zugeständnis erhärtet.

Politik verschwinden würde, so ist Minister Inspik der Ansicht, daß der Begriff der Verteidis gung, wie niemals zuvor, fest in den Sinn der

In   Paris herrscht die feste Ueberzeugung, daß England in der Kolonialfrage nichts ohne ein Einbernehmen mit der   französischen Regie­rung unternehmen werde. Es wird der bisherige gemeinsame feste Standpunkt der beiden Regie­rungen hervorgehoben, daß die Regelung der Kolonialfrage nur im Rahmen einer Gesamt­regelung der   europäischen Angelegenheiten gesucht und gelöst werden könne, die in der letzten Zeit die Minister Eden, Blum und Delbos sowie an­dere verantwortliche englische und   französische Staatsmänner ausdrücklich erklärt haben. Ohne Zweifel drückt sich in diesen Biffern aus. Beschleunigte englische Rüstung daß die Beschäftigung der Industrie start genug geworden ist, um ein Ausseßen von Arbeitskräf-   London. Der englische Minister für die ten in großem Umfang zu verhindern; den weit- Organisierung der Verteidigung Inspik erklärte: aus überwiegenden Anteil an der Vermehrung Ich hoffe, daß wir Engländer nie mehr einen fol­der Arbeitssuchenden hat die Unterbrechung der chen Fehler begehen werden, der für unsere Vers im Freien durchgeführten Arbeiten. teidigung einen berartigen Zustand des Verfalles ist

5.4% 6.1% . 17.5% . 16.4%.

EDEN

Kein Zutritt für Hitlergrüßer ,, Der Lord läßt sich entschuldigen. zu Schiff nach   Frankreich."

Die sonderbare Art, in der die englische Politik auf die Rückkehr des   deutschen Bots haf= ters Herrn v.   Ribbentrop aus   Berlin reagiert hat, erregt berechtigtes Aufsehen. Während am Donnerstag die englischen Zeitungen berichteten, daß Herr v.   Ribbentrop in   London eingetroffen sei, um sich beim König vorzustellen und dann meldeten sie einen Tag später, daß   Ribbentrop mit Eden über die letzte   Hitler- Rede zu sprechen, bei der Königs- Audienz einen unliebsamen wi schenfall durch Ausbringen des Hitler- Grüßes hervorgerufen habe und daß Mr. Eden beschlossen urlaub" und nicht etwa um eine Krankheit des habe, auf Urlaub zu gehen. Inzwischen ist nun flargestellt, daß es sich um einen Erholungs­englischen Außenministers handelt, daß er diesen Urlaub in   Frankreich verbringen und zu Aus­sprachen mit Blum und Delbos benüßen werde und daß Herr v.   Ribbentrop seine Erklärun gen über die Hitler- Rede nicht Eden, sondern dessen Stellvertreter Lord Halifar abgeben wird. Und da dieser Lord Halifar seit langem als der Mann im Kabinett Baldivin gilt, der Hitler ant geneigtesten ist, entsteht der Verdacht, daß man Eden aus den Verhandlungen über die Kolonial forderungen und die außenpolitische Stellung des Dritten   Reiches ausgeschaltet hat. Tatsächlich deutet alles darauf hin, daß das Werben der bit­lerdeutschen Außenpolitik um England jetzt in ein entscheidendes Stadium getreten ist. Die Rede  Hitlers am 30. Jänner, in der er weder auf die Vorschläge Léon   Blums noch auf die von der reichsdeutschen Presse zum Heßgegenstand ge machte   Tschechoslowakei einging, bewies, daß er sich von einer diplomatischen Sprengung des französisch- tschechoslowakisch- russischen Bündnis­fes nichts nehr verspricht. Die aggressive Art aber, in der er auf die letzte verföhnlich gehaltene Nede des englischen Außenministers Gden erwiderte. ließ vermuten, daß er einen diplomatischen Vor­stoß auf die englische Außenpolitik vorbereite. Und diese Vermutung ist durch Ribbentrops Auftreten in   London bestätigt worden, ein Auftreten, das auch ein im Sekthandel und in der Nazi- Partei geschulter Diplomat nicht anders als provozies remb gemeint haben kann. Wenn der Gesandte einer Regierung, deren Oberhaupt soeben den erglischen Außenminister öffentlich verspottet hat, nach England tommt, um diese Rede zu erläutern und dabei nicht eine Entschuldigung seines Chefs vorbereitet, sondern beim Besuch des Königs ein Heil auf seinen Führer ausbringt, dann tann über seine aggressiven Absichten kein Zweifel be­stehen. Und der Wunsch Edens, diesen sonder­baren Abgesandten nicht zu empfangen, ist durch­aus begreiflich. Beunruhigend ist nur, daß die Folge dieses Wunsches nicht ein Zurückweichen Ribbentrops, sondern ein Ausweichen Edens ist. Ist sein Erholungsurlaub, ist diese Flucht nach   Frankreich ein Vorspiel seiner Abdantung? Man wird diese Frage zunächst mit Nein beant­worten müssen; denn daß Eden den Weg nach  Frankreich antritt, bedeutet ja nicht, daß er die traditionelle Route aller England- Flüchtigen ein­schlägt, sondern daß er sich auf die Stätte sei­nes größten, wenn nicht einzigen Erfolgs begibt. Die Annäherung der   englischen und der frun zösischen Außenpolitik unter der Regierung Blum war die einzige Genugtuung, die Eden nach dem Kampfe um Abessinien erleben konnte. Und daß zur gleichen Zeit auch der bisherige   englische Bot­schafter in   Berlin, Sir Eric   Phipps, von   Berlin nach   Paris übersiedelt, deutet darauf hin, daß der Plan besteht, den Schwerpunkt der englischen Außenpolitik noch mehr als bisher nach Frank­  reich zu verschieben und die fruchtlosen Bemü­hungen um   Hitlers Einsicht allmählich auf­zugeben.

Die Frage ist freilich, was hinter Edens Rüden geschehen wird. Denn schon damals vor einem Jahre, als Eden noch durch Verbindung der britischen Weltreichsinteressen mit dem Inter­esse des Völkerbundes die Schlacht gegen Musso­Tini gewinnen wollte, hat es sich gezeigt, daß Edens Macht im Kabinett Baldwin begrenzt war. Gegen Eden stand die Front jener englischen Kon­servativen, die in der Wiederherstellung des quten Einvernehmens mit   Italien die beste Sicherung Englands im   Mittelmeer und den wirksamsten Schuß   Westeuropas vor einem   deutschen Angriff au sehen meinen: die Front, die im Kabinett durch Sir Samuel   Hoare und Neville   Chamberlain bertreten ist, die beim Hoare- Laval- Abkommen Er vorstieß und dann, nach vorübergehender Nieder­Tage, sich bei der Zurücknahme der Sanktionen