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Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen ſozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62

17. Jahrgang

Delbos optimistisch

Paris  . Zu dem ausführlichen Bericht über bie internationale Lage, welche Außenminister Yvon Delbos   in der Ministerratssitzung er­stattete, wird an informierten Stellen erklärt, daß Minister Delbos ein glückliches Nachlassen der Spannung in der spanischen   Angelegenheit ton­statiert habe. Die intemationale Organisierung der Land- und Seckontrolle werde in einigen Tagen eine fertige Sache sein. Auch die Frage ber Abberufung der fremden Freiwilligen aus Spa­ nien   werde im Londoner   Nichteinmischungsaus­fchus bald gelöst werden können. Minister Delbos habe angedeutet, daß sich die Regierungen wahr­scheinlich auf die Abierufung ihrer

Staatsangehörigen, die in Spanien  

freiwillig kämpfen, einigen werden.

Hinsichtlich der Schiffahrt franzöfifcher Dampfer im Atlantischen Ozean und im Mittel­ meer   an der spanischen   Küste hat die Regierung den Kriegsschiffen die Weifung erteilt, die Handelsfchiffe zu schützen.

Rom   leugnet

neue Transporte

wahres Wort. Das Verbot von folchen

eingehalten. Ebenso falsch feien die

bert Zote und Verlette.

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Telephon 53077 Herausgeber: Siegfried Taub Verantwortlicher Redakteur: Rarl Rern, Prag  

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Donnerstag, 1. April 1937

Institut für Zeitungsforschung Dortmund

Einzelprets 70 Heller( einschließl. 5 Heller Porto)

Aus dem Inhalt:

Bürgerliches Gesetzbuch und Zivilprozeßordnung vorgelegt

Dr. Meißner über die Verwaltungsgerichtsvorlage

Opfer des Kokains

Nr. 77

Neuer Sieg in der Sierra Morena   Das spanische Volk

Volksarmee bedroht Cordoba

Italiener una Marokkaner in wilder Flucht

Andujar  . Der Havas- Korrespondent meldet, daß Dienstag abende die Regierungs­truppen einen Angriff auf die Dörfer Alcarace jos und Billa   Nueva del Duque unternommen haben. Dabei machten sie viele Gefangene, hauptsächlich Marokaner, und bemächtigten sich einer Menge Kriegsmaterial. Zeitlich früh gelangten die Regierungsabteilungen bis in die unmittel bare Nähe von Alcaracejos  , von wo die Aufständischen entlang der nach Süden führenden Straße die Flucht ergriffen und viele Tote am Kampfplatz zurückließen. Hierauf besetzten die Regierungsabteilungen Villa Nueva del Duque, wo die Aufständischen nur schwachen Widerstand leisteten.

wird siegen!

Von Ernst Paul  

In einer sehr fritischen Zeit traten wir uns sere Reise nach Spanien   an. Franco und seine italienischen Hintermänner hatten gerade die Offensive gegen Madrid   im Guadalajara  - At­schnitt eingeleitet, um die seit Monaten so heiß umstrittene Hauptstadt abzuschnüren. Zum ersten­mal wurden in diesem Ringen, das längst schon nicht mehr ein spanischer Bürgerkrieg, sondern ein Weltkrieg im Kleinen geworden ist, ausländische bänden, mit einer ungeheuren Menge von Kriegs­Truppen in ganzen großen, geschlossenen Ver= material und unter im abessinischen Raubzug ge­schulten Kommando eingesetzt. Mit Muſſoliniz schon im Herbst in Spanien   waren. Insgesamt nachdrücklichster Hilfe sollte der Schlag gegen kann man mit 60.000 3talienern rechnen. Es Madrid  , an dem sich die Rebellen Francos fragt sich nun, ob Mussolini   diese Truppen und Mauren  , Hitlers Freiwillige" und die anderen sein militärisches Renommée opfern oder ob er faschistischen Söldner vergeblich die Schädel durch Entsendung einer neuen Armee das Risiko cingerannt hatten, zu einem erfolgreichen Ende eines Krieges mit den Westmächten heraufbe- geführt werden. schwören wird.

Der Erfolg, den die Truppen der Regierung torio" 10.000 Mann) und drei Schwarzhemben im Gebirgskrieg in der Sierra Morena   türzlich Divisionen. Hier dürften allerdings die kleineren bei Pozoblanco   erkämpft haben, scheint sich in Freiwilligenverbände nicht mitgezählt sein, die überraschender Weise auszuwirken. Die Gefechte bei Villanueva del Duque und Alcaracejos   haben nicht nur taktisch zur Demoralisation und Ver­nichtung der marokkaniſch- italienischen Kolonnen geführt, die das Grubengebiet der Sierra gegen bas spanische Bolt verteidigen, sondern auch ftra­tegisch wird die Situation in diesem Sektor immer

bebrohlicher für Franco. Es fragt fich, ob die bei

nicht leicht.

Luftkämpfe

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Als wir die spanische Republik in ihrem fatalanischen Teil betraten, waren uns die Ergeb nisse der inzwischen eingeleiteten Gegenoffensive an allen Fronten noch nicht bekannt. Aber von dieser Stunde an Stougten wir: die Sache des spanischen  Balencia. Nach Berichten des Flug woltes steht gut! Man spürt aus der und Marineministeriums waren während des Stimmung, die einem entgegenschlägt, ob die gierungstruppen intensiv tätig und bombardierten zu kämpfen und zu ſiegen gewillt sind. Wir ganzen Montag und Dienstag die Flieger der Me- Völker eines Landes zu kapitulieren bereit oder die Kaserne im Dorfe Montoro und eine Gruppe merkten aber nirgends eine Bereitschaft zur Kas von aufständischen Kamions( Autos) in der Nähe pitulation, spürten nirgends das Panikgefühl von Alcara Cejos und schließlich die feindlichen einer kommenden Niederlage, sondern überall nur Stellungen bei Benaroya. Durch rch die Bombar ben unbändigen Willen, die eigenen und fremden bierungen wurde der Feind zerstreut, ber fich bet faschistischen Berbrecher fiegreich zu überwinden. Aragon  - Front bombardierten Regierungsflieger und Menschen sahen, die allein Satalanien be= Villa Neuva del Duque fammeln wollte. An der und als wir die gewaltigen Reserven an Straft in der Nacht auf Mittwoch die Fabrik in Sabina fißt, erkannten wir, daß die Hoffnung auf einen Nigo in der Provinz Huesca  , wo die Aufständi Sieg über den Faschismus auf sehr ernsten, rea­fchen Munition erzeugen. Ein Teil des Fabrik- len Grundlagen beruht. Und diese Ueberzeugung gebäudes wurde in Brand geschoffen. Das Re- wuchs von Stunde zu Stunde, von jedem Schritt, gierungstorpedoboot José Luis Diez" hatte den wir auf tatalanischem oder spanischen Boden einen Kampf mit zwei Kriegsschiffen der Aufstän- unternahmen und erhielt ihre unerschütterliche difchen zu bestehen. Eines der Schiffe wurde Untermauerung bei unserem Besuch im heroischen wahrscheinlich getroffen und ist in der Richtung Madrid   und auf den Schlachtfeldern von Guada Santander abgedampft. lajara und Brihuega.

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Nom. Propagandaminister Alfiert er­Villanueva del Duque geschlagenen Truppen noch tlärte Mittwoch vor Vertretern der Auslands- auf Cordoba   zurückkönnen oder ob nicht die Um­preffe: An den Meldungen über neue italienische und Villaharta vorgestoßen ist, bereits auf faffungsgruppe der Volksarmer, die auf Ovejo Freiwilligen- Transporte nach Spanien   sei kein der Nückzugslinie der Franco- Truppen steht. In Transporten und die entsprechenden Maßnahmen die in der Sierra Morena   gefochten hat, so gut diesem Falle wäre die Gruppe der Rebellenarmce, würden von Italien   mit aller Strenge wie erledigt und würde teils gefangen genom­Angaben, wonad) weitere italienische Abteilun- men, teils weit nach Weſten abgedrängt werden, gen oder gar Divifionen zur Ausreise nach Spa- während der Weg nach Cordoba   und damit zu nien bereit stehen sollen. Auch über Berluste ita: einem Schnittpunkt wichtiger Berbindungen Fran­lieniſher Greiwilliger in Spanien   feien i tacos   offen läge. Der Erfolg in der Sierra Morena  triebene Berichte veröffentlicht worden. In dings läßt sich zur Zeit nicht sagen, ob die im fönnte also operativ fehr ausgiebig werden, aller­Wirklichkeit beliefen sich die Verluste der italie­nischen Freiwilligen ,, nur" auf einige hun- Grubengebiet von Pozoblanco   operierende Armee gruppe stark genug ist, einen Feldzug auf Cor­Die Haltung Italiens   in der spanischen   doba durchzuführen und die Stadt zu halten. Der Frage habe keinerlei Aenderung erfahren. Soll- Nachschub größerer Truppen ist im Gebirge ja ten jedoch andere Länder mit der Entfendung von Freiwilligen nach Spanien   fortfahren und sich Auch wirtschaftlich ist die Eroberung damit weiterhin in offenen Widerspruch zu der der Gruben, vor allem der Quecksilberberg­übernommene Verpflichtung stellen, dann werde werke in der Sierra Morena   fehr bedeutsam. selbstverständlich auch die italienische Regierung Nimmt man die moralische Schädigung der Rebel­Madrid. In der Nacht auf Mittwoch fich zu einer neuen Prüfung ihrer Hallen hinzu, die durch den Aufstandsversuch in Ma­Man tönnte einwenden: eine vierzehntägige tung genötigt sehen. rokko und die Niederlage bei Brihuega schwer ge- haben Franco- Flugzeuge über der Hauptstadt litten haben, so kann man die Ergebnisse der letz- zahlreiche Bomben in den Vorstädten abgeworfen. Reise durch ein Kriegsland läßt nur ein unvoll­tommenes, verschwommenes Bild erschauen. Die ten 14 Tage als höchft befriedigend und erfolg= Immer frechere Seeräuberelen verheißenb bezeichnen. Laſtend seht an al allen Die Henker packt das Grauen Relativität des Urteils einzelner Menschen ist uns dank der Mühe Bayonne.  ( Havas.) Der französische   Fronten die Offensive der Boltsarmee ein. Die Gibraltar.( Reuter) Der spanische Offisier, nicht fremd; aber wir hatten Dampfer Cap Falcon" mit 200 Tonnen Wein republikanische Heeresleitung klopft gewiffer- der Kommandant der Aufständischen- Abteilung unserer spanischen und katalanischen Freunde und Getreide an Bord ist Dienstag früh 15 Mei- maßen die feindlichen Fronten ab. Sie wird die war, welche Ende voriger Woche in Algeciras   Gelegenheit, sowohl in die sozialen wie in die Ten von Santander von Schiffen der Aufstän- fchwachen Stellen bald herausfinden, wie sie nun Hinrichtungen vollzog, ist am Mittwoch in seiner militärischen Verhältnisse einen tiefen Einblick zu dischen angehalten worden, von denen eines einen fchon zweimal in turzer Frist leicht verwundbare Wohnung tot aufgefunden worden. Er hat wahr tun. Wir haben in Entfernungen von zweitau­sendfünfhundert Kilometern das Land im Auto Kanonenschuß gegen die Cap Falcon" abfeuerte. Punkte erkannt hat. Die Mannschaftsreserven der scheinlich Selbstmord verübt. bereist; wir haben mit dem Präsidenten der fata= Der französische   Dampfer hielt an und der Kapis Regierung find groß, ihr technisches Material wird tän sprach seine Verwunderung darüber aus, daß von Tag zu Tag beffer. Vielleicht noch im April, Das neue katalanische Kabinett lanischen Generalidat, mit den Kommiffären der das Schiff, wiewohl es durch Flagge und Aufschrift spätestens wohl Anfang Mai dürfte die Lage für Barcelona  . Der frühere fatalanische rebungen gesprochen, ebenso wie mit den Mini­fatalanischen Regierung in stundenlangen Unter­als französischer Dampfer erkenntlich sei, bom- eine große Offensiv- Operation der Regierungs- Ministerpräsident Taradellas, der mit der stern der spanischen   Regierung; wir sprachen mit barbiert werde. Die Aufständischen erklärten armee reif sein und es ist vorläufig nicht abzu- Bildung des neuen Kabinetts betraut worden ist, b darauf, sich geirrt zu haben, und gaben der., Cap fehen, wie fich Franco dann einer Katastrophe erklärte, er hoffe, daß es ihm gelingen werbe, die den Generalen der Armee und der Miliz ebenso Falcon" freie Fahrt. Der Kapitän des französi entziehen will. neue Regierung zu bilden, in der sämtliche Grup- wie mit den spanischen   Soldaten an der Front schen Dampfers erklärt, daß sein Schiff von allen Vor der schwersten Entscheidung steht Mus- ben wie in der vorangegangenen Regierung ver- und den Kämpfern der internationalen Brigaden; wir haben schließlich selbst unsere Augen offen­Seiten durch die Schiffe der Aufständischen um- folini. Auch in der Sierra Morena   follen ta treten fein werden. gehalten und mit unvoreingenommen, fritischen ringt wurde, die ihre Geschüße auf ihn richteten. Tiener die Hauptleidtragenden der Niederlage fein. Blicken die sozialen Erscheinungen und die mili­Der Vorfall hat in Bayonne  , wo gestern die ,, Cap In einem Interview mit dem Korrespondenten tärischen Vorgänge- alle fünf männlichen Teil­Falcon" eintraf, Erregung hervorgerufen, da es der Times" sagt ein gefangener italienischer nehmer der Studienreise waren Frontkämpfer im sich nicht um den ersten Fall der Anhaltung eines Major aus, es feien 40.000 3taliener in Spa­französischen Schiffes handelt. nien und zwar eine reguläre Division( Div. Lit Belgrad. Außenminister Dr. Krofta Weltkrieg- sorgfältig abgewogen. und der rumänische Außenminister Anto. Unsere Unterredungen hatten den Vorzug, nescu treffen Donnerstag früh in Belgrad   ein daß sie sich nicht nur auf eine einzige, in der Re­und werden zu der ersten Konferenz der Außen- gierung vertretene Partei beschränkten. Wir spra­minister der Staaten der Kleinen Entente   noch chen mit führenden Persönlichkeiten der Anarchi­vormittags zusammentreten. Die Konferenz des sten wie der Kommunisten, der Sozialisten und Auf Verlangen der Generale Neuwahlen am 30. April Ständigen Rates der Kleinen Entente wird Frei- der linten Republikaner  . Von besonderer Bedeu tag abgefchloffen und abends wird über die Be- tung war eine sehr eingehende Aussprache mit Totio. Das Kabinett hat in einer außer der Seffion forderten und hievon die Berabschie- ratungen ein Kommuniqué veröffentlicht werden. dem Vertreter der katholischen Basten in der Re­orbentlichen Sigung die Auflösung des Reichs- bung wichtiger Borlagen, darunter der Gesetze Brag. Minister für auswärtige Angelegen gierung, dem Minister Irujo. über die geson­tages befchloffen, weil sich herausgestellt hat, daß über Wirtschaftskontrolle, Agrarreform, des heiten Dr. Kamil Krofta   ist Mittwoch nachmit dert berichtet werden muß. An die gesammelten Die Parteien tros zweimaliger Verlängerung der Wahlgefezes und des Gesetzes zur Sicherung des tags nach Belgrad   abgereift. Den Minister be- Erkenntnisse und die aus eigener Anschauung ge­Tagungsbauer nicht die noch ausstehenden Regie- Militärgeheimnisses abhängig machten, be ft angleiten der Kabinettschef Dr. Jan Jina und der wonnene Erfahrung berechtigen zu dem Schluß: rungsvorlagen ordnungsmäßig verabschiedenen seer und Marine auf der Auf- Sekretär Dr. Shler. Gleichzeitig mit dem Mi- Das spanische Voll wird über die wollten. Löfung. Politische Kreise betonen, daß die nifter haben sich auch der Chef des Sefretariats te bellenfiegen! Die Auflösung des Reichstages ift überra Barteien die ernste Lage vollkommen verkannt des Ständigen Rates der Kleinen Entente Doktor Es wird über die Rebellen ſiegen, weil es fchend gekommen, weil die Zusammenarbeit son und anscheinend geglaubt hätten, die Nachgiebig. 3. Špaček und Dr. J. Kopecký für die Nachrich die Sache der Freiheit und des sozialen Fort Regierung und Barteien noch fürzlich als ein feit des Rabinettes zur Stärkung ihrer Bartei- ten- Settion des Ministeriums für auswärtiae schritte gegen die blutigste, verbrecherischeſte Erfolg des Hayashi- Kabinettes bezeichnet wurde. politik auszunuken und die geplante Staats- Angelegenheiten nach Belgrad   begeben. Reaktion vertritt. Allerdings war das Rabinett zu weitgehenbem reform verhindern su tönnen. Außenminister Rrofta und Rabinetts. Es wird siegen. weil die moralische Verfas Entgegenkommen gegenüber den Parteien ge Hef Dr. Sina verbleiben i in Jugoslawien   bis aut fung der republikanischen Armee a u 3 gezeich zwungen. Nachdem jedoch die Parteien fast in ber Die Neuwahlen für den Reichstag wurden Ankunft des Präsidenten der Republik und wer net ist und ihr materieller und numerischer Rus den sich dessen Begleitung anschließen. stand von Tag zu Tag besser wird.

Das japanische Parlament aufgelöst

Form eines Ultimatums eine neue Berlängerung auf den 30. April angefeht.

Die Belgrader   Konferenz