Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik

Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh Ginzelpreis 70 Heller

Redaktion und Verwaltung: Prag   XII., Fochova 62- Telephon 53077

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Herausgeber: Siegfried Taub

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17. Jahrgang

Verantwortlicher Redakteur: Karl Kern, Prag  

Dienstag, 4. Mai 1937

Ein Maitag der neuen Kraft

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Sieben Jahre Krise, Sieg des Faschismus| aufgehört, die Zahl derer, die sich offen zu ihr Ausganges unseres sozialistischen Maitags aus in Deutschland   und Desterreich, schamloser Terror bekennen, das zeigt ein Vergleich mit den ganzem Herzen zu freuen mit tiefer Dankbar­der heimischen Faschisten gegen die sozialistischen vorjährigen SdP- Maifeiern hat sich beträcht- feit für die tausendfachen Beweise des Opfermutes Arbeiter aber der sozialistische Maigedanke lebt lich vermindert, in vielen Orten um die gute und der Treue, die sich, wie so oft schon, kund wie eh und je, entflammt die Herzen der Müh- Hälfte. Gemessen an den Erwartungen, die von taten. Es war ein Maitag der neuen seligen und Beladenen, ruft zu trobigem Wider- der Führung der SdP an die SdP- Mailund Kraft, ein würdiger Auftakt zu den schweren stand, sammelt zu neuem Angriff. Was wir im gebungen geknüpft worden waren, gestaltete sich Wahlkämpfen, die uns im Herbst erwarten, ein mer schon gewußt haben: an diesem Maitag wurde die Schändung des Ersten Mai durch die Faschi  - starkes Bekenntnis zur Internationale und zu es wieder eindringlich offenbar: die Treue unserer ſten zu einem politischen Fiasko. Der den wahren Aufgaben unseres Volkes. Arbeitsmenschen zur sozialistischen   Idee ist uner- Gedanke der aktivistischen Arbeit, verkörpert durch Gestärkt und gefestigt gehen wir nach dieser schütterlich und unüberwindlich! die Sozialdemokratic, gewinnt immer mehr an stolzen Kundgebung unserer Straft an die Arbeit, Boden." die uns im politischen Alltag erwartet. willens Wir haben alle Ursache, uns des erhebenden land fähig zu neuen Kämpfen und Siegen!

Wie haben unsere faschistischen Gegner ge­hofft, daß dieser erste Mai zu einem Triumph über den Gedanken des Völkerfriedens und der nationalen Verständigung werde! Welche Mühe gaben sie sich, die roten Maifeiern zu schwächen und darzutun, daß das Arbeitsvolk hinter ihnen und ihrer volksschädigenden Hasardpolitik stehe! In den einzelnen Orten des sudetendeutschen  Grenzgebietes standen die SdP- Schergen der Unternehmer, gewissenhaft beobachtend, wer denn noch den Mut habe, sich an den roten Maifeiern zu

beteiligen, um nachher ebenso gewissenhaft zu rapportieren, wer von den Kühnen zu entlassen sei. Die schlesischen Arbeiter und die im Erz­ gebirge  , in Ostböhmen und im Böhmerwald  

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Erhebende Maifeier- Berichte aus allen Kreisen

Wir veröffentlichen im nachstehenden die Maifeier- Berichte, die uns gestern aus den verschiedenen Kreisen und Bezirken unseres Organisations berichtes zukamen:

fie standen alle unter diefer Drohung. Für andere Mächtige Kundgebungen

bereit: man werde sich alle Roten für den Tag

Aus dem Inhalt:

Französisch- englische

Zusammenarbeit bei der

Evakuierung Bilbaos

Staatsbesuch in Budapest  

Linksruck bei den

japanischen Wahlen

Die Basken halten sich Jugend in der Krise

Nr. 104

fehen. Das Spalier bestand aus tausenden Men­schen. Die Kommunisten marschierten um halb vier Uhr auf. Sie zählten 270 Dreierreihen. Die fleine Kundgebung wurde fast nicht beachtet. Die SdP hatte ihren Aufmarsch am Vormittag. Ihre Glanzzeit ist vorbei. Es herrschte keine be­sondere Feststimmung. Die Zahl der Teilnehmer an der Versammlung wird mit knapp 5000 an gegeben.

Dux

Wer hätte gedacht, daß dieser strahlende Maientag unserer Bewegung einen so gewaltigen Erfolg bringen werde. Wir waren wohl überzeugt davon, daß der Aufstieg in den letzten Monaten sichtbar sein muß, aber unsere Gegner nannten die DSAP weiter den Splitter". Nun, die Tau­senden am Duger Marktplatz, zu denen Krem ser- Tepliß und Herynk sprachen, und deren Ausführungen ungeheuren Jubel auslösten, zei­gen die Kraft der sozialdemokratischen Parteien. Die Massenversammlung, welche von Schnei der und Dvořat eröffnet und von Pi ch I ge= schlossen ivurde, hinterließ einen tiefen Eindruck.

Brüx

Ueberall hörte man Rufe des Erstaunens, denn Unser Aufmarsch erregte großes Aufsehen. die Teilnahme war bedeutend stärker als in den vergangenen Jahren. Die sterten und kampfbereiten Masse. Die Arbeiter- Gröffnungsansprachen hielten& alb und Sou fänger verschönten durch Kampfgefänge die wuch- ček, über unseren Maikampf sprachen Franz Kaufmann  - Komotau   und Herynt. Die In Karbit   nahmen 2500 Menschen an der Stimmung der Tausenden war prächtig.-in Feier auf dem Marktplatz teil. Die Ansprachen SdP- Zug marschierten gezählte 1113 Personen. der Abgeordneten Sirpal und Křenovský z Fünf Prozent ihrer Wähler vom 19. Mai 1935, ( tschechisch) wurden begeistert aufgenommen. sind noch auf die Straße zu bringen. Malfeler des Niederlandes

hatte die SdP das Mittel der Flüsterpropaganda im Kreis Aussig  - Bodenbachtige Demonstration. der Abrechnung vormerten", es werde Unruhen- Warnsdorf und Zusammenstöße geben.

Aber keines jer feines biefer sauberen Mittel hat ver­fangen. Böhmisch- Kruinau über Aſch

Die Maifeier im.rt B. denbach- Tetschen Aufmarsch binäre eine gangen Streisgebiete. Der dauerte halbe Stunde. Masarykplatz in Bodenbach waren etwa 6000 Genossinnen und Genossen versammelt, die die

( tſchechiſch

Oberleutensdorf

Warnsdorf und Braunau   bis nach Jägerndorf   und Teschen  : ein Wall von Leibern stand an diesem roten Maitag rund um die Republik  , eine Sym­phonie von Kraft und Freude, von Jugend, Liez Ausführungen. des Erich Görgners, der für seit Jahren. 1700 Teilnehmer nahmen am reits viele hundert Teilnehmer Aufstellung genom

dern, Fahnen und Kampfbereitschaft schmolz die Städte und Dörfer unserer Heimat zu einer feſten Einheit zusammen. Und so treu und opferbereit, wie die alte Generation der Arbeiterbewegung die sen Maitag trot tausendfachen Gefahren und Widerständen eroberte und gestaltete, so treu hüten die Sozialisten von heute den erkämpften Tag. Denn sie wissen, daß sie heute mehr denn female

die Jugendlichen sprach, Josef St e'( tschechisch) und Grund( deutsche  ) mit großer Aufmerksam feit verfolgten und oft in stürmischen Beifall aus­brachen. Besonders erfreulich war die verhältnis mäßig große Beteiligung der arbeitenden Frauen.

In Bensen nahmen an unserer Kundgebung über 2000 Personen teil. Die Ansprachen hielten Biglat für die Partei und Beck für die Ju­

gendlichen.

Ein Zug von 2000 Personen bewegte sich Warnsdorf: Die Maifeier war die stärkste durch den Ort auf den Karl- Marr- Platz, wo be­Demonstrationsumzug teil. Die Referate erstat- men hatten. Nach den Eröffnungsworten der Or teten Pölz l- Aussig und Kovářik( tsche- ganisationsleiter ädl und Souček sprach chisch). Die Reden wurden mit Lautsprecher über- für die deutsche Sozialdemokratie Guſtav Neu­tragen und mit großem Beifall aufgenommen. mann aus Teplit, für die tschechischen Genos= Numburg: Mächtig und imposant war die sen R emunda. Die Kundgebung hinterließ Kundgebung auf dem Marktplatz in Rumburg   einen gewaltigen Eindruck. mit 2500 Teilnehmern. Am Demonstrationszug beteiligten sich 1100 Personen. Die Referate er­

statteten Löwi und Weisbach.

Kreis Teplitz  - Saaz  Massenhafte Beteiligung der Jugend

Teplitz- Schönau  

Katharinaberg

Lobosit. An der diesjährige: Maifeier, die gut organisiert war, nahmen etwa 1200 Personen teil. Für unsere Partei sprach Sch einfur= te r- Tepliß.

Komotau  

In den Straßen um das Volkshaus" for­mierte sich ein gewaltiger Zug, dem viele rote Fahnen vorangetragen wurden. Jubelnde Begei sterung aus den die Straßen besäumenden Zu­

Die Maifeier vereinigte wie alljährlich die zubor für Eurova streiten, für die vom Faschis­In Wernstadt   sprach vor etwa 400 Perso- Schluckenau: Die Maifeier fand im Gast- Sozialdemokraten der drei Gemeinden des Ge­mus unterdrückten Völker und für den Frieden; nen P a B- Bodenbach. haus Adler" statt. Die Referate erstatteten richtsbezirkes. Es war ein stattlicher Demonstra­sie wissen, daß die Haßgesänge des Faschismus In Böhm.- Kamnit fand seit Jahren keine Poh l- Aussig und Rusička( tschechisch). tionszug mit zwei Musikkapellen; vor allem die von der Stimme kraftvoller Vernunft und fried so stark besuchte Sundgebung unserer Partei Nachher bewegte sich der Demonstrationszug zum Jugend war start vertreten. Erhobenen Hauptes lich aufbauenden Wollens übertönt werden müssen. statt, als heuer. Vor 3000 Personen sprach Marktplaß, wo Phillip für die Jugend refe- feierten die Erzgebirgler, die treuen Kämpfer für Man muß, will man das Ergebnis dieser Sch war 3- Leitmerit deutsch   und Po u r- Böhm. rierte und Wei 3 ba ch die Schlußzansprache hielt. Den Sozialismus, ihren 1. Mai. Als Redner war Maifundgebungen richtig beurteilen, sich vor Reipa tschechisch. Rechnet man die Maifeier in Wernstadt mit Richard Lorenz erschienen, dessen Ausführun Augen halten, welch eine Kette von Prüfungen In Haida wurde die Kundgebung der SdP hinzu, so kann mit Freude und Stolz festgestellt gen, öfters von Beifall unterbrochen, lebhafte und Rückschlägen die Anhänger der sozialistischen   von unserer bei weitem überholt. An der Haupt- werden, daß unsere Maifeier die der SdP an Anerkennung fanden. Bewegung in den letzten Jahren erlebten. Jeder, kundgebung der Sozialdemokraten dürften 3000 Bahl und Wuchtigkeit weit übertraf. der sich heute trotz alledem frei und offen zu uns Personen teilgenommen haben. Die Ansprachen bekennt, zählt doppelt und dreifach und jeder hielten Senator Rey 3 I deutsch, und Fachlehrer Rückschlag der faschistischen Bewegung ist von Safes tschechisch. höchster politischer Bedeutung. In Böhm. Leipa dürfte die Zahl der Besu­Nirgends waren die sozialistischen   Maikund- cher unserer Kundgebung etwa 2000 betragen gebungen schwächer besucht als im Vorjahr; hin- haben. Unter großem Beifall sprachen hier für gegen übertraf in manchen Gebieten die Teil- die Jugendlichen Welzer- paida, Kotes für nahme an unseren Maifeiern die kühnsten Erwar- die tschechischen Genossen und Arnberg für tungen. In Westböhmen vor allem, in einigen unsere Partei. Der Aufmarsch zur großen Demonstrations­Städten Nordwest- und Nordböhmens  , in Ostböh- In Zwickau  . In diesem krisenverwüsteten versammlung auf dem Marktplay vollzog sich in schauermassen begrüßte immer wieder die Mar­men und in Nordmähren   hatten wir viel größere Gebiet nahmen an unserer Versammlung 450 mustergültiger Weise. Es war ein wunderbares schierenden, welche den großen Komotauer Martt= Teilnehmerzahlen als im Voriahr. Wir stellen Personen teil. Es sprachen ka ha b ka- B.- Leipa, Bild, als die einzelnen Züge auf den Hauptſam- play faſt dich besetzten. Die Kundgebung wurde das fest, nicht um uns Erfolge in die Tasche zu und für die Jugendlichen I and e- Altstadt. melplay in Turn einmarschierten. Viel Musit von Edmund te ich I eröffnet. Die Ansprachen In Leimeritz beteiligten sich an unserer des Zuges zogen an die 200 Kinder mit ihren Remonda( tschechisch) und Franz S ch a- und viel Fahnen! Einige Minuten vor Abmarsch hielten, oft von stürmischem Beifall unterbrochen, Jaſſen ſondern um ber Wahrheit und der Rundgebung zirka 1500 Teilnehmer. Für unsere Selfern, Fahnen und Musik ins Tepliker Stadt- farsch( deutsch  ). Die allgemeine Auffassung Gelbstverständigung über das Maß unserer Kraft Partei sprach see Il ne r- Leitmeriß und Fach- theater, wo eine eigene Feier für sie stattfand. geht dahin, daß der heurige Maiaufmarsch gegen­willen, Unser Arbeitsbolt hat die Politik unserer lehrer Tyler namens der tschechischen Ge- Die Republikanische Wehr bildete ebenfalls einen über den anderen Jahren nichts an Wucht und Partei begriffen und steht hinter ihr: die Politik In Wegstädtl   fand unsere Kundgebung bei separaten Zug und traf schon früher auf dem Stärke verloren hat. Besonders aufgefallen ist das Politit des 18. Feber und der internationalen bauern und ihrer Angehörigen, statt. Es sprach rungsmaßnahmen durchzuführen. Pünktlich bogen schierte. Auch der Abmarsch vollzog sich in voll­fratie haben in den beutſchen sozialistischen   Ar- für unsere Partei Schweichhar t- Bodenbach drei Uhr auf dem Plaß ein. Stolonne reihte sich beitsleuten unserer Grenzheimat die treuesten und für die tschechischen Genossen St i ha- Auſſia. an Kolonne. Das Bild war bunt, farbig und und opferbereitesten Soldaten. Das ist eine der In Niemes   sprachen Hocke- Bodenbach in lebendig. Der Einmarsch dauerte uns Die Landbevölkerung dieses Bezirkes hat vielen politischen Erkenntnisse, die dieser Maitag deutscher   und Charvat- Prag   in tschechischer gefähr eine halbe Stunde. Hierauf er- schwer unter der Ungunst der Verhältnisse zu lei­Sprache vor mehr als 200 Personen im Saale   tönten Fanfaren, 100 Fahnen marschierten auf den, aber die Kleinhäusler und Kleinbauern, die Die Sdp wollte die Politik des 18. Feber, des Volkshauses. die Estrade, die Staatshymne erklang, ein Sprech- Arbeiter und Arbeiterinnen stehen treu zur So­wollte das Werk der nationalen Berständigung Die Malfeiern im Aussiger Bezirk obertschechischen Jugendlichen, ein Chor der zialdemokratie. Das bewies wieder unser Maitag. durch ihren..Voltsaufmarsch" zum Ersten Mai Arbeitersänger, die Eröffnungsansprachen von Die Zahl der Teilnehmer war größer, als in Grund und Boden schmettern. Es genügte ihr zeichneten sich durch außergewöhnlich starke Betei- Hejkal und Hegenbart und die Reden Soukups im Vorjahr. Pünktlich marschierte der Zug nicht, daß sie den Maigedanken schändete, indem ligung aus. In Auffig zogen rund 6000 Kämp- und Haase 3. Die Stimmung war zubersichtlich ab, durch ein starkes Spalier auf den Marktplay, sie für ihre Boltsgemeinschaft" marschieren ließ: fer mit acht Musikkapellen und einem Wald roter und jubelnd, die Begeisterung ungeheuer, die Bu- wo nach einem Lied der Arbeiterfänger und der sie wollte den Maitag zur Waffe gegen feinen Stampffahnen in Sechserreihen durch die Straßen ſtimmung der Massen vor allem dort, wo es gegen Gröffnungsansprache Reich e I 3, Ing. Oroz­wahren Inhalt gestalten. Und sie hat bei der Stadt nach dem Marktplay. Dort sprachen Faschismus und Voltsgemeinschaft ging, gewal- de t- Laun tschechisch und Sei de I- Tepliß deutsch  biesem Versuch eine Niederlage vor mehr als 10.000 Menschen de Witte tig. Der Aufmarsch der beiden sozialdemokrati- sprachen. Die Redner wurden lebhaft begrüßt und erlitten! Die Zuwanderung zur SdP hat deutſch   und Sr a met tschechisch zu der begeischen Parteien erregte in der Stadt großes Auf- ihre Ausführungen mit großer Zustimmung auf­

Tügen ein Beginnen, das so dumm und ge= fährlich ist, daß wir es gerne den anderen über­

des Friedens und der zielbewußten Arbeit, die

Arbeitersolidarität. Die Republik   und die Demo­

bermittelte.

noffen.

ausgezeichnetem Besuche, besonders der Klein­

Marktplatz ein, um die Absperrungs- und Siche- viele Jungvolt, das in unseren Reihen mara die Staatsfahne mit den Sturmbannern nach fommener Ordnung und ungestört. Saaz