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Dienstag, 4. Mai 1937.

genommen. Mit der Internationa I e" strierten einige hundert Personen für die f

schem Beifall unterbrochen wurden. Für die so­wurde die Sundgebung, welche von der Polizei itische Idee. Die etwa 700 Berſonen falf- deren Ausführungen immer wieder von stürmi­auf 4000 Personen geschätzt wurde, geſchloſſen. deſtversammlung auf dem Marktplage Tauschte sialistische Jugend ſprach ruſch ta. Besonders Am kommunistischen Aufmarsch nah- den Worten des Genossen Bund aus Settens, start war die Eisenbahnerorganisation Unte" an men gezählte 80 Personen teil. dem für seine glänzenden Ausführungen stürmi- der Kundgebung beteiligt. 250 Kinder hatten sich scher Beifall zuteil wurde. Störungen sind, trok im Adlergarten zu einer eigenen Kinderfeier ein­der Anwesenheit vieler Henleinleute, nicht erfolgt. gefunden.

Postelberg

Kallich

Heuer demonstrierten die sozialdemokrati­schen Arbeiterinnen und Arbeiter wieder auf dem Marktplatz. Ein prächtiger Zug, der besonders viel Jugend umfaßte, marschierte unter flingendem Hart an der Grenze des Dritten Reiches " Spiel durch das kleine Städtchen. Auf dem Markt- 80gen unsere tapferen Grenzhüter der Demokra vlage lauschten etwa 800 Personen den Aus- tie dahin. Glühend rote Fahnen leuchteten in der führungen Franz Stern 3 und Prima s'. Im- hellen Frühlingssonne, weithinein in das Land mer wieder wurden die Reden von stürmischem der braunen Barbarei fündend, daß hier ein freies Beifall unterbrochen. Die Begeisterung der Men- Arbeitervolt seinen sozialistischen Maitag begeht. schen war überwältigend und allgemein wird diese An der Versammlung, die vor Hubert Leicherts Sundgebung als eine der schönsten der Nachkriegs- Gasthaus stattfand, nahmen 600 Personen teil. Rudolf Geißler, der zu den Versammelten cpoche überhaupt bezeichnet. sprach, wurde oft von jubelndem Beifall unter­brochen. Auch hier war als auffälligstes Merk­mal die massenhafte Beteiligung der Jugend

Sebastiansberg

Hoch oben, auf dem Gebirgskamm, wo Leid und Not eine ständige Heimstatt haben, demon- festzustellen.

Aufstieg im Karlsbader Kreis

Der 1. Mai stand im Karlsbader Kreis außerordentlich stark im Zeichen des Aufstiegs und Vor. marsches unserer Bewegung. Schon am Vorabend wurde das bei den verschiedenen Fackelzügen und Vorfeiern ersichtlich. Prachtvolle Kampfstimmung zeichnete alle Rundgebungen aus, die starke Beteili gung der Jugendlichen verdient besonders hervorgehoben zu werden. In vielen Orten waren die im Zeichen des Unternehmer- Terrors und anderer Zwangsmaßnahmen stehenden Aufmärsche der EdP nicht viel stärker als die fozialdemokratischen und in zwei Bezirken war unsere Manifestation sogar bedeutend stärker besucht als die der SDP.

In Tuschkau zählte der sozialdemokratische Umzug 1500 Teilnehmer. Nach dem Vortrage der Staatshymnen eröffnete Silburger die Kund­gebung. Dann sprachen Müller- Tachau und Dezort- Pilsen. Für die Jugendlichen sprachen Adler- Bilsen tschechisch und Kos I e r- Dobraken deutsch . An der Kundgebung beteiligten sich 2000

Personen.

In Neuern wurde die Maifeier durch einen gemeinsamen Wedruf der SJ, NW und der Tur­die Vereinskapelle auf dem Masarykplak. Um ner eingeleitet. Von 10 bis 11 Uhr konzertierte 8 Uhr nachmittags sprachen vor 2000 Menschen Für die S sprach Silgarth fun. Im an­Sobotta( tschechisch) und Brant!( deutsch ). schließenden Festzug marschierten 1500 Teilneh­mer. Besonders auffallend war die starke Beteilis gung der Jugend und der Frauen.

In Rehberg zählte unsere Kundgebung trok dem bis zum Maimorgen dauernden Regen 700 Teilnehmer, vor denen Schönfelder- Prag sprach.

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In Neubistrik marschierten im Festzug 500 Teilnehmer, an der Kundgebung nahmen mehr als 1000 Personen teil. Es sprachen Halb ritter und Pope Ita. In Suchenthal sprachen vor 600 Teilneh­mern Kolář für die tschechischen Nationalsoziali­sten, Abg. Dlouhý für die tschechischen und Dokter Adler- Pilsen für die deutsen Sozialdemokraten. In Ceffé Velenice sprachen Abg. Dlouhý und Dr. Adler vor 700 Teilnehmern. Kreis Trautenau

In Arnau zählte die Kundgebung viele hunderte Teilnehmer, zu denen Dinnebier, Aussig , und Kovařit, Königgräz, sprachen. Die Kundgebung war von bester Kampfstimmung getragen.

In Hohenelbe , das dem Einfluß Henleins besonders ausgesetzt ist, war die Mailundgebung ranzel. weitaus stärker als im Vorjahr. Es sprach Doktor

Der Zug der deutschen Teilnehmer an der Maifeier in Königinhof war außerordentlich stark. Die Darlegungen der Redner Dobias( tsche­chisch) und Strobel( deutsch ) wurden mit großem Beifall aufgenommen.

In Braunau hatte unser Maiumzug, etiva 2000 Teilnehmer, an der Kundgebung auf dem In Tachau wurde die Maifeier durch einen Ringplab nahmen 3000 Menschen teil. Die Dar­Weckruf einbegleitet. Aus den entlegensten Ge- legungen des Abg. Krejči und des tschechischen bieten tamen starte Rüge. Die vereinigten Kolon- Redners Hamp I, Königgräß, wie auch das nen zählten 1800 Teilnehmer, an derkundgebung Schlußwort Rambaustes lösten stürmische beteiligten sich an die 3000 Menschen. Es spra- Bustimmungskundgebungen aus. Die Kundgebung In Karlsbad selber, wo die wuchtigste Kund- 15eutsche Sozialdemokratie chen Rehwald( deutsch ) und Janous( tfches wurde mit den Staatshymnen eingeleitet und mit chisch). der Internationale" abgeschlossen. An dem Um­gebung zu verzeichnen war, sprach vor 11.000 jederzeit unterstützen werden. Menschen Abgeordneter Seö g I e r, Bodenbach , Auch in den übrigen Bezirken des Karlsbader In Plan sprach Dr. Wiener- Prag vor zug der Sd nahmen nicht einmal halb soviel und der tschechische Genosse Berger, Prag . Die Kreises, vor allem aber in den Landgebie- 700 Teilnehmern. In Marienbad sprach ebenfalls Menschen teil, als die SdP allein in Braunau Dr. Wiener. Wähler hat. Henlein - Leute hatten in der Rennbahn in Meier- ten, war die Beteiligung überall stärker als im höfen 12.000 Anhänger versammelt. vergangenen Jahr und überall auch die Stime i Boricht. Es prachen Billi manta Sundgebung in Nonsperg war so start mung ausgezeichnet. Dies drückt sich auch in den großen Erfolgen der Werbung für Partei und Presse aus. So wurden in einem kleinen Ort in der Nähe von Karlsbad sechzig neue Parteimit­glieder geworben, während in anderen Orten der Stand der Abnehmer der Parteipresse verdop pelt und verdreifacht wurde!

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In Neudek sprach Abg. Ka z vor 4000 Arbeitern und Arbeiterinnen. In der Versamm lung des oberen Teiles des Bezirkes Neudet, in Platten, zählte unsere Kundgebung 1000 Teil­nehmer. Die Henleins hätten in ihrer Ver­sammlung für den ganzen Bezirk nur etiva 2500 Menschen.

In Asch vereinigte die sozialdemokratische Versammlung 1000 Personen. Die Henleins

Schäzung, nur 5000 Menschen auf die Beine.

Kreis Pilsen

brachten hier, in ihrer Hochburg, nach amtlicher In Pilsen beteiligten sich die deutschen So Die größten Ausbeuter marschierten mit den hun- zialdemokraten an der gemeinsamen Maifeier in stattlicher Anzahl. Es sprachen die Abgeordnete Jurnečková und Abg. Tymes, für die Jugend sprach Kodytek, für die deutschen Sozialdemokra­ten Dr. Löw y.

gernden Proleten in einem Zuge!

stration.

fenair,

Für den Bezirk Eger fanden Kundgebungen in Eger selbst und in Fleißen statt, mit zusammen 2500 Teilnehmern. In der Stadt Eger beteilig In Staab konnte eine stärkere Beteiligung ten sich anstatt der erwarteten Zwanzigtausend als im Vorjahr festgestellt werden, die Stimmung nur ungefähr 4500 Personen der SdP- Demon- war erhebend. Sprecher waren Senator Mül Ter, Strata( tschechisch) und Schmidt- Ser­Kundgebungen, in Falkenau und In Dobřany waren 1200 Teilnehmer im in Königsberg , etiva 6000 Menschen vereinigten. Demonstrationszug. An der Kundgebung beteilig­Im Bezirk Elbogen fanden ebenfalls 3ivei ten sich 1500 Personen. Es sprachen Sala, Mundgebungen statt; die Chodaus war allein stär- Pitta( tschechisch) und Sykora( für die fer als die Bezirksversammlung der Henleins; in Jugend). Graslih, wo Senator Dr. Heller sprach, hat­ten sich auf dem Marktplay 3000 Erzgebirgs­proleten eingefunden.

woat or die Betetiligung auch in Falmannshütte für die Jugend.

Auch in Nürschan war die Beteiligung besser als im Vorjahr. Es sprachen Senator Müller, Pitto( tschechisch) und für die Jugend Schröp fer- Mürschan.

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400 Zeilnehmern. Nach der Kundgebung ſtänter­In Wekelsdorf sprach Abg. Krejči vor und der Ingendgenosse Schlög l- Meyling. ten einige betrunkene SdP- Leute. Die Maifeier In Stankau sprachen vor 2000 Personen wurde ausgestaltet durch ein Fanfarentrio der torch insty( deutsch ) und Tupy( tschechisch). Jugendlichen. In Weserit sprach Start sen., Mies, vor 300 Teilnehmern.

In Böhm.- Krumau nahmen an dem Umzug etwa 700, an der Kundgebung etiva 1400 Per­fonen teil. Für die tschechischen Teilnehmer sprach Novotny, für die deutschen Schmidt- Prag . Novotný wies unter dem Beifall der Versammel­ten darauf hin, daß der Vater der Fenleinbewe­aung der tschechische Agrarismus sei. Die SdP Feier zählte 400 Teilnehmer.

In Kronstadt sprach Gerbrich, Braunau , vor 350 Teilnehmern, die Maifeier der SdP in Rotitniß hatte nicht einmal 200 Teilnehmer.

In Trautenau war die mächtige Maikund­gebung vor allem auch dem Bekenntnis zu ben streitenden Arbeitern ge widmet. Sie wies eine Beteiligung auf, die alle Maifeiern der letzten Jahre in den Schatten stellte. Aus allen umliegenden Ortschaften tamen gewaltige Züge, einer der stärksten aus Jung­In Winterberg wurde am 30. April eine Buch, dem eine stattliche Anzahl Kinder voran­Maiversammlung abgehalten, da nicht alle Ge- marschierten. Die Belegschaftdes Etrich­noffen und Genossinnen nach Außergefild mar Betriebes war fast vollzählig vertreten. Der schieren konnten. Im Hotel Central" sprach mächtige Umzug bevegte sich durch ein dichtes, Hans Dill. lebhaftes Spalier. Nach der Einleitung der Stund= In Wallern marschierten etwa 500 Teilneh- gebung durch die Staatshymnen sprach, oft von mer im Festzug, während es die SdP auf ganze Beifall unterbrochen, Josef Hofbauer , Prag . 146 Mann brachte. Auf dem Martiplak sprachen Nach ihm sprach für die tschechischen Teilnehmer Sans DIY für die deutschen Sozialdemokraten, Was et, der seine Rede deutsch einleitete. Bür­Dr. Slaba für die tschechischen Nationalsozialisten germeister Erben, stürmisch begrüßt, sagte und Wenzel für die Kommunisten. einige martige Säße zum Thema Voltsgemein

In Außergefild, einem der ärmsten Orte un- schaft", Rindt beschäftigte sich mit einem Sd­seres Böhmerwaldgebietes, war unsere Maifeier Flugblatt; auf dieses Flugblatt haben die Gtrich­besonders eindrucksvoll. Dort ist eine geschulte arbeiter durch ihren Maiaufmarsch die beste Antz Arbeiterschaft zu Hause, die allen Schwierigkeiten wort gegeben. An der SdP- Kundgebung be­Vesondere Erwähnung verdient die Mai­Troß bietet. Im farbenbunten Festzug marschiers teiligten sich 2289 Personen, obwohl die SdP Feier in Kaaden , die zum ersten Male wieder! In Mies beteiligten sich 1500 Menschen an ten 400 Zeilnehmer, an der Mundgebung beteilige allein in Trautenau 6000 Stimmen hatte. Die auf dem Marktplatz abgehalten wurde. 1800 der Kundgebung, die mit den Staatshymnen ein- ten sich 500. Die Festrede hielt Hans DiII. Teilnehmerzahl der SdP aus Jungbuch, Glasen­Teilnehmer nahmen mit großem Beifall die Ver- begleitet wurde. Nach der Begrüßung durch Kühnl In Neuhaus sprachen Halbritter und dorf und Hartmannsdorf betrug zusammen 37. sicherung des tschechischen Redners auf, daß die( deutsch ) und Lasta( tschechisch) sprachen Doktorafobec vor 1000 Teilnehmern. An dem Umzug In Schatlar beteiligten sich 1200 Menschen demokratischen Tſchechen die Strauß- Prag und Ing. Tobrman- Bilsen, beteiligten sich 600 Personen. an dem Umzug umd 2000 an der Kundgebung.

JUNGES WEIB

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VERONIKA

Der Mond schwamm am Himmel, bleich, Sie stöhnte nicht mehr, dumpf und leise, wenn sielbern gebogen, hingestochen wie ein scharfer Mutter Fümmerle ein nasses Läppchen

Schmerz, Arnold Bannholzer bewegte sich wie ein augetrockneten Lippen hielt, jie affen an die nicht, wo mein Schwiegersohn..."

Mensch in der Ueberfülle, ein Mensch im Reich tum, ein Mensch auf der Höhe des Lebens. Er hatte eine Frau. Die Frau bekam ein Kind. Und nur für ihn war diese Frau da auf der Welt. ROMAN VON MARIA GLEIT Nichts fonnte ihn mehr trennen von ihr. Nichts! Nichts! Nichts! Nichts mehr schrecken. Nur ihr Tod... Nur der Tod.

..Sinn und Gültigkeit des Lebens ist größer als Sinn und Gültigkeit der Ehe. Und Sie schließen Veronita von der Teilnahme am Leben aus, Bannholzer, und zwängen sie in die Feſſeln der Ehe, anstatt ihr Freiheit zu geben kraft dieser

Ehe..."

Sie sollten vorsichtiger sein mit Ihrem Ur­teil. Weil meine Frau keine Lust hat, Ihnen Briefe zu ſchreiben, können Sie doch nun unmög­lich derartige groteske Ansichten über unsere Ehe äußern! Sie müssen mal zu uns kommen, Bernd,

wenn der Junge dann da ist.. Vannholzer lachte plöglich leise vor Glück. Der Junge fage ich, ich meine natürlich das Kind, aber es wird ein Junge, sicherlich. Sie müssen kommen, und dann werden Sie ja ſehen, wie lächerlich das ist,

was Sie mir vorwerfen."

,, Nein!" schrie Bernd ,,, es ist nicht lächer­lich! Machen Sie mir doch nichts vor! Veronika und feine Lust zum Schreiben! Sie darf ia nicht! Sie lassen sie ja nicht! Sie glauben wohl, ich fühl das nicht? Ich will ja gar nichts von Veronika! Ich habe nie etwas von ihr gewollt! Nic etivas mehr als ein bißchen Freundschaft, ein bißchen Wärme, ein bißchen Anteilnahme. Und selbst das, selbst das haben Sie mir gestohlen!"

..Es ist Ihr Irrtum, wenn Sie glauben, ich hätte Ihnen irgend etwas von Veronika gestoh­len", sagte Bannholzer sehr ruhig, und es ist Ihr Fehler, wenn Sie so bescheiden in Ihren For­derungen sind. Man will von einem Menschen

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entiveder alles oder gar nichts. Ein bißchen von allem? Sie sind noch sehr jung, lieber Bernd."

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nicht, schwach und gierig dürstend, es war, als sei sie schon drüben, schon hinter dem, das da atmete im herrlichen Licht und alle Krämpfe gingen nach innen, und sie schwieg im Schatten des Todes, wie sie im Leben geschwiegen hatte, mit jenem unbeugsamen Herzen, das sie auszeichnete, seit sie sich bewußt dem Dasein stellte.

Man sah nicht, ob sie noch atmete. Die Stille, Der Tod, der mit schwarzen Flügeln an vom Schluchzen Frau Egenhofers taum berührt, ihrem Lager stand, der ihren gepeinigten Leib preßte sich auch Mutter Fümmerle auf. umzitterte, ungewiß, ob er zupacken sollte oder" Wenn der Herr Doktor nur erſt käme..." nicht. Der Tod, den es nicht fümmertn konnte, ob Aber er tam nicht. Er hatte ja mit einer der Mann der Veronika unterwegs war, in seinem Lüge, mit der Lüge vom todkranten Bauern, der alten Auto nach Hause eilend, in Sinterneudorf Wahrheit auf den Grund gehen müssen, der einen, cipannt und ängstlich fragend, ob man für ihn einzigen Wahrheit, die es für ihn gab: ob sie ihn angerufen habe, erleichtert weiter ratternd Kilo- liebte, die Frau, die jetzt dalag wie ausgelöscht

meter um Kilometer, da man es verneinte, in

Strahlende, Aufrechte lachend, strahlend und auf­einem einzigen Jubel, um sie, die Lachende, recht in die Arme zu schließen, der einem ewigen Gesez gemäß das Sterbliche erwürgt, wo es am unsterblichsten scheint.

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der Tod,

Erst hatte sie geschrien, die Veronika. Da war noch Kraft in ihr gewesen und Fleisch und Blut. Frau Egenhofer hatte gezittert und blaue Lippen bekommen vor Furcht. Mutter Fümmerle aber, die alte Vermieterin, griff mit Umsicht und bäuerlicher Energie ein. Sie befahl Veronika, sich aufs Bett zu legen, sie brachte Lafen und Tücher und laues Wasser, sie trocknete Veronika die Stirn, ſie ſprach nicht viel, es war nicht viel zu sprechen, es sind ja alle einmal so auf diese Welt gelom­men, warum wohl sollte es die Frau des Land­arztes leichter haben und bequemer als die Dörf lerinnen, wenn sie im Wochenbett lag?

Aber die Stunden vergingen, und die Schreie verstummten, und die Frau lag da wie in zerwühlter Seligkeit mit ihrem geschundenen Leib.

und kaum mehr litt.

" Ist es sehr viel zu früh?" fragte Mutter Fümmerle. Wann sollte es denn sein?"

" In zwei Wochen, in zwei Wochen erst!" jammerte Veronikas Mutter. Sie hat sich nur so furchtbar aufgeregt, als Rosa tam. O Gott, wenn ihr doch jemand helfen könnte!" Weinen, Schluch zen, angstzitterndes Flüstern. Frau Egenhofer preßte das Taschentuch an die Lippen. Wo war er nur in dieser Stunde, der unselige Mann, ver= antwortlich für diesen Zustand? Wo war er nur, der schuld an allem war?

Es hat ja keinen Sinn, die Rosa weiß Nicht, deswegen. Aber die Hirschenwirtin, die war doch früher Hebamme im Dorf, als wir noch keinen Doktor hatten."

Nein! Nein! Nein!" Frau Egenhofer Hob die Hände, abwehrend, beschwörend, Gott um Er­barmen anflehend in dieser Unbarmherzigkeit. Sie würde sie nicht dulden, die Alte mit ihrem Schmuß und Dreck in. ihrer Wohnung, bei ihrer Tochter, ihrer füßen, geliebten, so unwahrschein­lich sauberen Veronika! Sie würde nicht ertragen können, daß dieses heimtückische Weib ihr Kind. ihr über jedes Maß und jede göttliche Vernunft und jedes Mitleid des Himmelz aufgeriebenes Kind in dieser ausgefieberten Erloschenheit, in dies ser entsehlichen Wehrlosigkeit ſahl

Schon aber hatte Mutter Fümmerle das Kopftuch aufgebunden und trippelte mit den ihr eigenen, raschen Schritten den Hügel hinab, uno schon tam sie mit der wichtigtuerisch aufgeblähten Hirschenwirtin zurück.

Ein Blick auf das Lager und Weronika, und die Hirschenwirtin schob Mutter Fümmerle und Frau Egenhofer, beiseite. Frau Egenhofer öffnete den Mund, als ob sie Einspruch erheben wollte, Mutter Fümmerle aber zog sie mit sich hingus. Lassen Sie die Alte nur. Sie versteht was davon. Ja, so beruhigen Sie sich doch!"

" Ich werde wohl dabei sein können, wenn

meine Tochter- meine Tochter-" Stirbt?! Wollte sie sagen: stirbt?!

Sie wurde ungerecht in ihrer Bitterfeit, au lange hatte sie geschwiegen, fie begriff diese Aber es müßte ihr nichts. Die Hirschenwir Stunde nicht, die größte, die erhabenste, die dem tin ging allein au Wert. Sie schloß die Tür, und Geheimnis des Ursprungs nahefte, fie fah nur, dann blieb sie reglos stehen, reglos vor Veronika. daß ihre Tochter, die sich gekrümmt hatte in Da lag sie nun! Die Hirschenwirtin prägte ſich furchtbaren Wehen , verloren war, wenn nicht die vom Schmerz fast untenntlich getvorbenen ,. irgend etwas geschah, und sie verzweifelte fast. aufgeriffenen Büge des Gesichtes ein, dieses ge­haßten, hübschen, einst so fröhlichen Gesichts.. und fie lachte heiser in ihrem Sohn. Ihr war sie aus­geliefert jetzt, die Frau des Landarztes, ihr allein!. ( Fortschung folgt).

" Ich werde doch mal in den Hirschen lau fen", sagte Mutter Fümmerle, der es in diesem Schweigen, dieſem unterdrückten Grauen unheim­lich wurde.