Seite 2 Sonntag, ü. Jststi 1937 Rr. 132 die Tschechoslowakei heute der einzige"Staat Mit« teleuropas ist, der eine Anleihe erhält. Vielleicht lann nian darin nicht nur ein Zeichen des Vertrauens erblicke», das die Tschechoslowakei ge- nießt, sondern ein Zeichen des Wiederer» wachens des internationalen Kapitalsverkehrs, dessen Versiegen der Welt ebenso geschadet hat wie die Einschrumpfung des internationalen Güteraustausches. Für alle Fälle aber ist die tschechoslowakische Anleihe ein Stück aktiver Wirtschaftspolitik?, der Regierung. Es wäre nur zu wünschen, daß von Seite der Regierung aNeS veranlaßt würde, um den größten Teil jener Arbeiter,, die noch immer die Armee der Arbeitslosen bilden, wieder in den Arbeitsprozeß zurückzuführen und so das Ziel des normalen Blutkreislaufes der Wirtschaft bald"zu erreichen. Nazi-Terrorsruppe vor Gericht Attentatspläne gegen Schuschnigg vom Oktober 1936 Wien . Für die breite Oeffentlichkeit ziemlich überraschend kam die Meldung, daß im Laufe dieses Monats in Wien die Verhandlung gegen den Ingenieur Fritz W o i t s ch e und Genossen durchgeführt werden soll, die int Oktober des Vorjahres unter der Anschuldigung verhaftet wurden, daß sie ein A11 e n t a t gegen den Bundeskanzler Dr. Schuschnigg vorbereiteten. ES handelt sich«m eine nationalsozialistische Terrorgruppe. Insgesamt iverden 81 Personen in zwei Gruppen vor Gericht gestellt werden, und zivar in zwei Gruppen. An der Spitze der ersten Gruppe steht Jng. Friedrich W o i t s ch e, nicht, lote ursprünglich gesagt wurde, Woltscher. Seine Genossen waren K. Haslinger und Josef Koller. Woitsche ist Oesterreicher , der einige Jahre in Südamerika lebte und dann nach Oesterreich znrückkehrte, um selbst die Angelegenheiten der illegalen nationalsozialistischen Bewegung in die Hand zu nehmen und eine Sache durchzuführen, zu der die Kräfte der heimischen Nationalsozialisten nicht ausreichten. Er gründete die Terror gruppen in Wien und in Niederösterreich und befaßte sich mit dem Plan eines Attentates auf den Chef der Regierung oder auf da» Bundeskanzler amt . Er besorgte zu diesem Zweck Waffen und Sprengstoffe und suchte besonder» die Hilfe von Piloten. An der Spitze der zweiten Gruppe steht K. Baumgarten. Die Verhandlung gegeck diese Gruppe wird am 18. und 19. Juni, die Verhandlung gegen die Gruppe Woitsche am 22. Juni stattsinden. Man nimmt an, daß die gestern angekvn- digte Zusammenfassung der in den letzten Jahren erlassenen Bestimmungen zum Schutze der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu einem einheitlichen Gesetzentwurf» der vom Ministerrat bereits in erster Lesung angenommen wurde, mit diesen Dingen in Zusammenhang steht. Die Vorbereitung diese» Staatsschntzgesetze» deutet darauf hin, dass man gegen den steigenden Razi-Terror schärfere Abwehrmaßnahmen ergreifen will, die auf eine feste, gesetzliche Bast» gestellt werden sollen. II» Dominions gegen europäisches Engagement London .(Tsch. P. B.) Die Beratungen der Empirekonserenz, die gegenwärtig in London tagt, haben sich hauptsächlich auf drei Gebiete: Außenpolitik, Berteidigungspolitil und Wirtschaftspolitik beschränkt. Die Entwicklung der letzten Zeit, die Völkerbundtagung und die durch die spanischen Ereignisse verursachte stärkere internationale Spannung brachte» es mit sich, daß insbesondere seit der Rückkehr Edens aus Genf die außenpolitischen Erörterungen einen breiten Raum einnehmen. Nach Einholung von Informationen an zuständiger Stelle ergeben diese bisher ungefähr folgendes Bild: Der Zwiespalt, der zwischen der mnerpolitischen Problematik der einzelnen Dominions und den kontinentalpolitischen Aufgaben Großbritanniens besteht,, hat, nach keiner Seite eine Aenderung erfahren. Das bedeutet, daß weiter von den Dominions Bedenken gegen irgend- tvelche, das bisherige Ausmaß übersteigende außenpolitische Bindungen Englands in Europa bestehen, gleichgültig, ob diese mit dem Völkerbund oder ohne ihn erfolgen. Es Ivird zugegeben, daß die Interessen Miglands eng mit der euro päischen Gestaltung verbunden sind. Auf der anderen Seile jedoch hebt man hervor, daß der Ausbau der Beziehungen zu Amerika , zum Ferne» Osten und der Staaten des pazifischen Ozeans untereinander für die Gesamtheit der Dominions und damit für das britische Weltreich zumindest gleiche, wenn nicht größere Bedeutung besitzen. Eine enge Zusammenarbettmit den Vereinigten Staaten wird von allen Seiten als sehr wünschenswert erstrebt. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist damit zu rechnen, daß diese durch handelspolitisches Entgegenkommen, das eine Abschwächung des Ottawa protektioniSmuS darstellen würde, gefördert werden dürfte. Davon könne indirekt der Kontinent, insbesondere Mitteleuropa Nutzen ziehen, das bekanntlich an einem Verzicht Großbritanniens auf die Meistbegünstigungsklausel im Verkehre mit den mitteleuropäischen Staaten sehr interessiert ist. Die Frage eines NichtangrisfS- und gegenseitigen Beistandspaktes der pazifistischen Staaten dürste, ehe er spruchreif wird, noch einer genaueren Prüfung unterzogen werden, die voraussichtlich kaum im Verlaufe der jetzigen Sitzungsdauer der Konferenz zu erwarten ist. Immerhin läßt sich schon jetzt das deutliche Be-, streben nach einer besseren Zusammenarbeit vom Großbritannien und Japan ersehen, das aus japanischer Seite sehr gefördert wird. Ein Wandel in der künftigen Außenpolitik Großbritanniens als Ergebnis der Empirekonferenz ist wenig wahrscheinlich. Hirtenbrief gegen Goebbels Berlin.(Tsch. P. B.) In allen katholischen Kirchen wird am Sonntag eine Protesterklärung verlesen werden, die sich gegen die Ausführungen de» Reichspropagandaministers Goebbels in seiner letzten Rede gegen den Kardinal Mundelein richten wird. Legen. 6e.n-Sclp-Ie.rror In Karlsbad Interpellatlon des Genossen de Witte an den Innen- und den Schulmlnlster In eihYi Interpellation wegen de» Terror» der SdP in-Karlsbad/Me Genosse de Witte dieser" Tage qn den Innenminister und an den Schulminister gerichtet hat, ivird" festgestellt, daß sich seit dem Eintritt der SdP ins politische Leben eine Verwilderung der politischen Kampf Methoden eingestellt hat, der sich früher auch die extremsten politischen Gruppen niemals schuldig gemacht haben. Wenn die Berhetzung so weit gehe, daß dadurch Staatsbürger in ihrer Sicherheit bedroht und öffentliche Funktionäre in der Ausübung ihres Amtes behindert werden, so müsse man die verantwortlichen Faktoren mit aller Eindringlichkeit darauf aufmerksam machen, daß die" Duldung derartiger Methoden zu eüwr schwere« Gefährdung der demokratischen Einrichtungen führe» muß. Als Beweis dafür, daß diese Methoden, die offene-Gewalt und Verhetzung raffiniert miteinander verbinden, sich in Westböhmen und besonders in Karlsbad selbst ganz besonders hemmungslos entfalten, führt die Interpellation einige unseren Lesern bereit» bekannte Terrorfälle an, so den"seinerzeitigen Ueberfall auf die Karlsbader„Graphia" und den Ueberfall auf den Genossen M a r o» e k, vor allem aber auch das unerhörte Kesseltreiben der SdP gegen Prof. Dr. Kleinberg, den Geschäftsführer de» Be» zirksbildungsausschuffes Karlsbad . Den Vorwand zu der Hetze gegen Gen. Dr. Kleinberg bot seine Schrift«Familie und Erziehung im bolschewistischen, faschistischen und demo kratischen-Staat*»" in der er die Erziehungsmethoden im totalen Staat einer scharfen Kritik unterzog. Diese Schrift wird nun von der SdP in' der Presse, in Versammlungen und in der bekannten Flüsterpropaganda fälschlich als»Beleidigung des deutschen Reichskanzlers" ausgegeben, die angeblich geeignet sei, die Beziehungen der Republik zum Deutschen Reich zu trüben. Wir halten e», heißt eS in der Interpellation weiter, für u n m ö g l i ch, daß in der Tsche- choslowakischm Republik ein Schriftsteller wegen feiner ausgeprägten demokratischen und sozialistischen Gesinnung einer persönlichen Hetze schutzlos preisgegeben wird, die darauf abzielt, ihm die Ausübung seines Lehramtes unmöglich zu machen. Welche Verrohung diese shstematisch betriebene Berhetzung nach sich zieht, dafür zeugt«ine ganze Reihe von Drohbriefen, die Prof. Kleinberg erhalten hat. Auf diese Weise wurde in Karlsbad durch «ine verantwortungslose, die Grenzen der politischen Betätigung jedenfalls weit überschreitende Aufstachelung der niedrigsten Instinkte eine Atmosphäre geschaffen, welche für die demokratisch und republikanisch gesinnten Deutschen Karlsbads einfach unerträglich ist und in der auch ihre persönliche Sicherheit nicht mehr in dem den Begriffen eine» Rechtsstaates entsprechendem Maße gewährlefftet ist. Die Interpellanten fragen daher die zuständigen Minister, was sie zu tun gedenken, um die Ehre und die persönliche Sicherheit öfsentlicher Funktionäre und staatstreuer Bürger zu schützen. Richt im Geist« des 18. Feber bewegt sich, was ein deutscher Arbeiter unserer Troppauer „Volkspresse" berichten muß. Er schreibt:„Seit meiner Auslehre, also fast durch fünfJahre, war ich arbeitslos. All die langen Jahre hindurch wurde ich von meiner alten Mutter, bei der ich wohne und die ihr karges Brot durch Aufwartearbeiten verdient, durchgehalten. Nun endlich habe ich Arbeit in Stauding gesunden. Damit ich zu den Fahrten von meinem Wohnort zum Arbeitsplatz und zurück Arbeiterfahrkarten lösen kann, besorgte ich mir unter mancherlei Schwierigkeiten einen dazu gehörigen Ausweis. Hiezu waren erforderlich ein Lichtbild, welches ich mir erst anfertigen lassen mußte, die Bestätigung des Arbeitgebers, des Gemeindevorstandes usw. Nachdem dies etwa eine Woche in Anspruch genommen hatte, konnte ich endlich das Dokument zur endgültigen Beglaubigung durch das B a h n- amt in Stauding vorlegen. Zu meiner größten Bestürzung wurde ich dort mit dem Bemerken a ügewi esen, daß man mir die Legitimation nicht bestätigen könne, weil ihr Vordruck zweisprachig ist. Ich muß mir nun einen neuen, nur tschechisch vorgedruckte»Ausweis kaufen, die ganze Prozedur kann von neuem beginnen und wird. wiederum eine Woche dauern. Indessen fahre ich weiterhin zwischen Wohnort und Arbeitsplatz zum vollen Fahrpreis, was mich fast meinen ganzen Verdienst, der täglich kaum 20 KC ausmacht, kostet." Die Vertreter der Abstinenten beim Präsidenten der Republik. Präsident Dr. Bene» empfing am 81. Mai eine Delegation der Äbstinenten- organisaiionen, in deren Namen Prof. Dr. F o u st k a und Dr. Arnold Haitischer sprachen. Der Präsident versicherte, dah er der Abstinentenbewegung jetzt ebenso wie früher sein Interesse widme und daß er es für notwendig halte, daß überall, wo die Gefahr der Uebertrei- öung, Verleitung und' des MiMraucheS besteht, jemand zur Wachsamkeit, Enthaltsamkeit, Mäßigkeit und UÜberlegung mahne. Das ist die soziale Sendung der Enthaltsamkeitsbewegung. Im Verlaufe der Unterredung, die länger als eine Swnde währte, wurde dem Präsidenten ein Memorandum über die Arbeit der Organisationen überreicht. Neuer Cheftedakteur der„Närodni List»". Wir haben dieser Tage Wer die Veränderungen im VerwaitungSrat der„Närodni Lisch" berichtet, die am Tage des Begräbnisses von Dr. Kra- mäk vorgenommen wurden. Als Fotze der Umbesetzungen im Verwaltungsrat ist nun auch ein Wechsel in der Person des Chefredakteur» des Blattes erfolgt. Der bishertze Leiter des Blattes, Abgeordneter Bojtich Holeöek ist zurückgetreten, zu seinem Nachfolger wurde- Dr. Karel Hoch, bisher Beamter der Universitätsbibliothek, bestimmt. Staatlicher Lehrgang für deutsche Buchwerte. Der dreiwöchige staatliche Lehrgang für deutsche Buchwerte findet heuer in Neutitschein in der Zeit vom 1. bis 22. Juli statt. Anmeldungen sind bi» zum 20. Juni an da» Institut für deutsche Volksbildung in der Tschechoflowakifchen Republik, Prag II, Närodni tk. 10(Palais Donau ), zu richten^ Fahrpreisermäßigung, verbilligte Unterkunft und Verpflegung sowie Unterstützungen vimt Ministerium für Schulwesen und Volkskultur an die Teilnehmer sind gesichert. 46 JUNGES WElB 0 VERONIKA ROMAN VON MARIA GLEIT Jetzt vernahm sie auch Schritte. Die Schritte TrucketlbrottS. Er lief immer herum, immer, tvenn er nicht aus noch ein wußte, immer, wenn er aufgeregt und außer sich geraten war. Und nur ihr Manti... ihr Mann... „Dann haben Sie Wohl auch die Güte..- mir zu sagen..." Die Güte. Wie ein gereiztes Tier ivar er, Camillo Truckenbrott, bissig und verbissen, gefährlich und doch nur mit ihr versöhnt, — und trotzdem war er zu ihm gegangen, ihr Menn zu feinem Feind, und das hatte ihr Herz wieder schlagen lassen, daß er das getan hatte, ihr Mann. Er sprach jetzt so leise, daß sie sich vorbeugen mußte, weit an die Tür vor.,. „Es lvar an einem Abend ivie an diesem.. . Nicht ivie an diesem. Veronika lehnte sich ivieder zurück. Es hatte noch keinen Abend gegeben wie diesen. Was redete der Mann denn da? ,.. weil... ich... dich... liebe.». und würde keinen wieder geben. „Tatsachen I" schrie Truckenbrott, er konnte wieder schreien/ der Zorn löste ihm die Stimme, „Tatsachen, mein Lieberi Der Abend interessiert mich Nicht I Wie sind Sie zu diesem Menschen gekommen? Wie haben Sie es ivagen können, Jeannette...1" „Wenn Sie mich anhören wollten..." Eine seltsame Stimme war das, eine brüchige, zerbrochene... Wenn Sie mich anhören wollten... Und nun formten die Lippen im Spiegel auch das: „Wenn du mich anhören.wolltest... iveil... ich... dich.. „Es war in einer Kneipe, in irgendeinem Nachtlokal, und ich war verzweifelt, und ich wußte nicht, was ich tun sollte..." Auch das mußte sie ihm sagen, eS mußte ihn doch rühren in seiner Unversöhnlichkeit.„Ich war verzweiselt, und ich wußte nicht, was ich tun sollte ..." Er hatte das ja alles auch erlebt... „Und als sich einer zu mir setzte und mit mir irank und wie ein Jammerl-ppen dahockte und zusammensiel, da hab' ich's ihm versprochen, daß ich's tu...".>• „Deutlicher! Deutlicher!" herrschte Truk - kenbrott.„Der Jammerlappen war der Doktor Fleith? Und der hat Ihnen alles so vom ersten Augenblick an erzählt... Machen Sie mir keine Märchen vor, Mann! Kein Menkch macht so etwas! Und diesen Kerl hat Jeannette... diesen Kerl, sagen Sie, hat sie geliebt? Dann war er'S also, den man äuS der Elbe zog? Dann war er'S also, der das Bild bei sich truß von Jeannette ... Wo Hai er denn das Bild her, he? Wenner sich wochenlang verborgen hielt, wie Sie mir da erzählen, er Ist ja nicht einmal gekommen, als sie starb...?" „Das Bild, das hatte sie mir-noch gegeben am letzten Nachmittag... Ich müßte es ihm bricigen... Und während ich unterwegs war,'im Zweifel darüber, was ich tun sollte... und wie ich's verhindern könnte... da... hat... sie'S getan. Sie wußte ja, wo alles lag und stand ... Da hat sieselbst... die Phiolen..." /.■ »Und dieser Schuft, der Dr. Fleith?"., „Er war kein Schuft, er hafnar versagt.. „Nur— versagt—", murmelten die Lippen der Frau. „Was meinen Sie damit? Sie.wollen ein Verbrechen entschuldigen?" fragte Truckenbrott. „Von ihm aus war es fein Verbrechen", antwortete Bannholzer.„Er hat sie nur. zu sehr geliebt." Nur zu sehr geliebt.... Truckenbrott lachte, kurz und schneidend:. „Und wenn mgn jemanden... wie sagen Sie? 7,. zu sehr.", liebt, dann geht man hin und erfindet lustig und fidel ein Mittel gegen Krebs, eine ganz neue, hervorragende, an keinem Menschen ausprobierte, vor keinem Sachverständigenkollegium vorgeführte Sache, man nennt das Ganze synthetisches Radium, spuckt große Töne von Atomzertrümmerung, Zerfallsprodukten, Natrium und Phosphor, braut es in Reagenzgläsern, füllt es in Phiolen und spritzt es hastdunichtgesehen dem zu sehr geliebten Menschen üi die Kehle. Doch knapp vor diesem Wahnsinn fällt einem dann noch ein, daß man schlapp machen könnte dabei, daß es doch nicht ganz so einfach und nicht einmal so ungefährlich ist, und mit derselben Gewissenlosigkeit geht man in eine Kneipe, besäuft"sich, und— sucht sich einen Prügelknaben aus, der für Geld und gute Worte..." «Sie irren sich,' Truckenbrott"/ unterbrach Bannholzer den Erregten,„für Geld...." „Wollen Sie mir einrÄen, daß Sie es aus purer Menschenliebe getan haben? Wollen Sie mir das etwa einreden? I" schrie Truckenbrott nun wieder.■ «Ich habe eS überhaupt nicht getan. Ich habe es. nur versprochen: Ich habe geglaubt, den Doktor Fleith und— Jeannette noch Hinhalten zu können... Ich habe sie auf jede mögliche Art htngehalten und vertröstet und habe geglaubt, man könne in der Zwischenzeit gültigere Versuche unternehmen,— nur darum habe"ich mich unter dem Namen Dr. Fleith in Ihre Klinik einführen lassen, Truckenbrott. v.." „Als Jeannettes Speziasarzt, von dem sie unbedingt behandelt werden mußte... ich weiß ... denn ich, ich hätte mich zu dem verbrecherischen Spiel vielleicht'nicht hergegeben, nicht wahr?" Er schwieg, übevivältigt von den Vorstellungen der Vergangenheit.„Und warum", fragte"er plötzlich, «warum haben Sie mich nicht ins Vertrauen"gezogen, Bannholzer, wenn Sie. doch die Absicht hatten^.... diese» synthetische Radium wirklich erst an unwertbolleren Geschöpfen auszuprobieren, als,die Menschen eS nun einmal.sind?". „Weil Sie,mich haßten von Anfang an. Weil Jeannette es nicht wollte. Und weil ich keinen Verrat begehen konnte an thr."' „Triftige Gründel Triftige Gründe, mein Lieber!" «... und weil sie sowieso gestorben wäre, Truckenbrott", sagte"Bannholzer ruhig, ohne den Einwand des anderen zu beachten. „Aber sie hätte vielleicht noch eisten Tag... einen Tag länger noch gelebt! Bedenken Sie, was ein Tag bedeuten kann im Leben eines Menschen!" „Ja, vielleicht..."" Tonlos war die Stimme Bannholzers jetzt, unpersönlich war sie, die Stimme eines Arztes, eines Wissenschaftlers, kühl und eifervoll zugleich, und wurde doch plötzlich wärmer, versuchte endlich, zu überzeugen:„Vielleicht,— vielleicht ist Jeannette auch gar nicht an dieser Einspritzung gestorben. Ich möchte Ihnen gern die Aufzeichnungen, die Notizen, die Berechnungen... das alles hier, das mir der Doktor Fleith anvertraut hat.>. möchte ich Ihnen gerne geben, Truckenbrott... Es ist vieles darin, das wichtig.sein könnte... Vielleicht wäre Jeannette sowieso an diesem Nachmittag gestorben, iver kann da» wissen... Im letzten Grunde..." „Im letzten Grunde?" fragte Truckenbrott, und hastig,"fast Werstürzt/ schien er das Material de» Dr. Fleith an sich zu nehmen,.„im letzten Grunde? Was war im letzten Grunde, wie?" „Im letzten Grunde ist Jeannette daran ae- swrben, daß sie nicht mehr an diesen Menschen gegläuht hat.., nicht mehr an ihn hat glauben können, weil er zu schwach war, die vermeintliche Rettung selbst zu vollbringen. Vielleicht hätte sie die Einspritzung Überlebt, vielleicht hätte das neue Mittel Wunder gewirkt, wenn sie an ihn und die Kraft seiner Liebe hätte glauben käst« nen...*> Noch einmal- lachte Truckenbrott auf. „Glauben? Nicht mehr an ihn geglaubt? An solchen Mätzchen stirbt man nicht, das wissen Sie genau so gut wie ich, mein Bester!,■ i "(Fortsetzung folgt.)'-
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17 (6.6.1937) 132
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