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Prager Zeitung

Merkwürdige Bundesgenossenschaft. In das Kapitel höchst merkwürdiger Kampfgemeinschaften, zu dem in letzter Zeit soviel beigesteuert wurde, gehört als einer der interessantesten und übelsten Beiträge ein tückischer Angriff des Prager  Montagsblatt gegen Otto Strasser  . Wie der an die bereits polizeilich als Verleumdung erwiesenen Beschuldigungen gegen die S an tnüpfend, bemüht sich das Blatt, Strasser bei den tschechoslowakischen Behörden als Alldeutschen und Terroristen zu denunzieren. Dabei beruft sich das doch sonst nicht gerade völkisch untermauerte Blatt auf das Zeugnis von Schriftsäßen des sattsam bekannten Dr. De mbitki, der als Verteidiger der Nazigruppe vom Aufbruch" jene De nunziationen gegen Strasser zusammengestellt beziv. konstruiert hat. Es ergibt sich also folgen­des Bild: eine Gruppe waschechter Nazis( denen 3. B. Henlein zu wenig nazistisch ist), vertreten von einem waschechten Nazi- Anwalt, de­nungiert Otto Strasser   bei den tschechoslowaki­schen Gerichten als Alldeutschen" und" Terro­risten". Ein jüdisch liberales Organ der Bank- und Börsenwelt übernimmt diese Be­schuldigungen und verleiht ihnen größere Publi­zität, um damit einem bereits zusammengebro­chenen. kommunistischen   Manöver wieder auf die Beine zu helfen. Wahrhaftig, eine sau bere Kumpanei!

Einbrecher verhaftet. Vor einigen Tagen wurde in der Wohnung des Fleischhauers Emil Dvořák, Lieben, ein Einbruch verübt, dessen Täter damals nicht festgestellt werden konnte; die Schadenssumme betrug etwa 10.000.-. Entwendet wurde eine Sassette mit Schmuck und ein Zweidrittel- Los der Klassenlotterie. Gestern konnte der 21jährige Kellner Wenzel Samet aus Prag   als Täter verhaftet wer­den. Er hatte einen Teil der Sachen nach Brünn   ge­bracht und dort versezt oder an unbekannte Leute verfauft; einen Teil, darunter das Los, hatte er in cinem Koffer auf dem Masarykbahnhof deponiert und war jetzt nach Prag   gekommen, um ihn zu holen. Sie­bei wurde er verhaftet. Der Inhalt des Koffers wurde dem Bestohlenen zurückgestellt.

Zwei Personen beim Baden ertrunken. Sonntag nachmittags ertrant beim Baden in der Moldau in Smichow  , unweit der ehemaligen Kaiserwiese, der 15jährige Lehrling Josef Kotrč aus Smichow  . Um die gleiche Zeit ertrant der 15jährige Kellner­lehrling Ostar Fastner aus Bubentsch   beim Baden im Bubentscher Moldauarm. Beide Leichen wurden ins Institut für gerichtliche Medizin gebracht.

Student überfahren. Sonntag nachmittags ge­riet der Kaufmann Otto Lebenhart aus Prag I vor der Kirche des Hl. Franziskus mit seinem Auto aufs

Pflaster und stieß gegen einen Laternenpfahl. den er start beschädigte. Bei dieser, Gelegenheit tam der 22jährige Student Georg Reiter aus Prag   I uns ter den Wagen, wobei er eine Gehirnerschütterung und mehrere Verrenkungen und Hautabschürfungen erlitt. Er wurde auf die Klinik Jirásek   gebracht; Le­benhart wurde der Führerschein entzogen und das Strafverfahren gegen ihn wurde eingeleitet.

Gerichtssaal

Der Ehegatte als Zuhälter

Prag.(= rb-) Der 34jährige Anton Brož ist gelernter Schuhmacher, hat aber sein Gewerbe nie­mals richtig ausgeübt. Wie seine Straffarte beweist, geriet er schon in jungen Jahren auf die schiefe Ebene. Vor einigen Jahren heiratete er und ließ seit­Her seine Frau für sich sorgen. Als starter Altoho­lifer, der er seit jeher war, vertrant er die kleine Mitgift seiner Frau in kurzer Zeit und ließ sich spä= ter ganz von ihr erhalten, während er auf der fau­Ten Haut lag. Was seine Frau als Bedienerin und Wäscherin zu verdienen vermochte, reichte für seine Ansprüche bei weitem nicht hin. Daß sie hungerte, während er sich in den Kneipen herumtrieb, machte

Neue Bücher

" Sozialdemokrat"

Vereinsnachrichten

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Koll­

Verkäuferin in einem Wintersporthotel damit prunkt und ihrem ärmlichen Alltag ein paar glückliche Stun­den abringt. Der Montagmorgen bringt alles an den Tag. Der Film, der stellenweise ein bißchen füß­lich ist, wird zu sehr angenehmer Unterhaltung durch Bans Moser, der den Warenhausbesiber mit ihm wenig aus und da er um jeden Preis Geld 3werchfellerschütterndem Sarkasmus und dabei mit brauchte, schickte er seine Frau einfach auf die Straße. einem Schuß gütigster Menschlichkeit spielt. Neben Nach Auskunft der Sicherheitsbehörden ist er ein ihm sehr nett und erheiternd Theo Lingen  . Weni äußerst gefährlicher und brutaler Gewalttäter und ger gut besetzt das Liebespaar durch Gret! Thei­aufbold, was übrigens auch seine zahlreichen Vor- mer und Willy Eichberger  . Ein guter feinen Widerstand, da sie sich vor ihm fürchtete. Die­strafen beweisen. Seine Frau wagte ihm gegenüber Spielfilm. fer Sachverhalt geht wenigstens aus den vorliegen­den Aften hervor, denn auch vor Gericht, wo diese Frau als Hauptzeugin vernommen werden sollte, wagte sie nicht, ihren Gatten irgendwie zu belasten. Angeklagt war Anton Broz des Verbrechens des öffentlichen Gewalttätigkeit, begangen durch ge­Kreis Prag  . Wochenprogramm: Dienstaa. 8. Juni, 8 Uhr. fährliche Drohung. Wie die Anklage ausführt, nö­Saal des Einheitsverbandes, Na tigte der Angeklagte seine Frau, die er zur Proſti­tuierten gemacht hatte, durch ständige Drohungen, Zbořenci 18: Gemeinsame Funts von ihren Kunden, die sie auf sein Geheiß in die tionärkonferenz der MSD   und S Wohnung brachte, möglichst hohe Entlohnung her­Prag. 8 Uhr, DSAP- Heim, Ve auszuschlagen. Dieses Bemühen war freilich selten Smečkách 22: Gruppe Prag I: von Erfolg, denn diese alternde und abgeraderte Eine Woche Henleinpresse". Mittwoch Frau ist keineswegs der Typus eines verführerischen 9. Juni, 8 Uhr. WSA- Heim, Spálená 46: Freudenmädchens". Gleich nach jedem Herren- Gruppe Brag VII: Spanien  - Abend. 8 Uhr. besuch" ließ sich der Lotterbursche, der im Stiegen- DSA P- Heim: Gruppe Prag XII: entre it a gben 11. Juni, haus den Weggang des Gastes" abwartete, das er- wit- Abend. haltete te mung beste batete, bad ex- 7 1hr, VSA- Heim: Gruppe Bag II: 1, lohn" nicht hoch genug war und das war er nie- abend. Samstag. 12. und Sonntag. 18. mals, sparte er nicht mit Mißhandlungen und Be- Juni: Wochenendschule in der Naturfreundehütte, drohungen der wildesten Art. Die Anklage führt die Mníšek. Treffpunkt Samstag. halb 4 Uhr. End­zahllosen wüsten Schimpfreden und Drohworte in station 17, 21. Bránit. fäuberlicher Reihenfolge an( meist ist darin vom Bauchaufschlißen und Erdrosseln die Rede), wobei bemerkt wird, daß mit Rücksicht auf die notorische Brutalität des Angeklagten diese Drohungen be­gründete Furcht" erweden konnten, wie es das Gesetz zur Erfüllung des eingeklagten Tatbestandes verlangt. Die ständig mißhandelte Frau war nämlich eines Tages im Uebermaß ihrer Verzweiflung zur Poli­Die Hazena- Kreismeisterschaft des Prager  sei gelaufen und hatte die Anzeige erstattet, wobei fie die jahrelangen Quälereien zur Sprache brachte. DT- Kreises wurde beendet und ging als Kreis­An der Wahrheit dieser Angaben ist nicht zu zwei- meister wiederum DTI Vyšehrad hervor. feln. Als indessen bei der Verhandlung der Vor- DTI Vyšehrad   verlor kein Spiel und erzielte von sißende die Hauptzeugin belehrte, daß sie als Ehe- den in der Frühjahrsmeisterschaft ausgetragenen gattin des Angeklagten sich der Pflicht zur 3euacht Wettkämpfen 15 Punkte und ein Torverhältnis gen aussage entschlagen fönne, machte von 73:23. Den zweiten Plaß besetzt DTJ Nusle, sie von dieser Vergünstigung Gebrauch. Der Ange- welche 13 Punkte und ein Torverhältnis von 52:33 flagte mußte also freigesprochen werden und ver- erzielte. ließ mit triumphierender Miene den Gerichtssaal. Ob er feiner Frau die bewiesene Schonung danken, der sie für die Erstattung der Strafanzeige, die ihm immerhin einige Wochen Untersuchungshaft eingetragen hat, verprügeln wird, mag dahingestellt

bleiben.

Kunst und Wissen

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Wochenspielplan des Neuen Deutschen Theaters. Seute, Dienstag, abends halb 8 Uhr: Die schweigiame Frau, A 2. Mittwoch halb 8: Die verkaufte Braut, B 1.- Donnerstag halb 7: Die Puppenfee, Leierkasten, zugunsten des Ferialfonds. Abonnement aufgehoben. Freitag halb 8: Gesell­schaftsspiel, D. Samstag halb 8: Fiesto, Gaſt­Spiel Ernst Deutsch  . Festspiele V. 2. Sonntag halb 8: Die schweigsame Frau. C 2.

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Wochenspielplan der Kleinen Bühne. Heute, Dienstag, halb 8: Ein Kuß und sonst gar nichts. Mittwoch 8 Uhr: Ein idealer Gatte. Bantbeamte 2 und freier Verkauf.- Donnerstag halb 8: Man fann nie wissen, neuinszeniert. Freitag 8 Uhr: Warum lügst du, Cherie? Samstag 8 Uhr: Hof­loge, volkstümliche Vorstellung.- Sonntag 8 Uhr: Man fann nie wissen.

Der Film

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Sport- Spiel- Körperpflege

Aus der DTJ- Sportbewegung

Leichtathletisches Meeting DTJ Vysočany gegen DTI Böhm.Brob 66:53. In diesem auf dem By­sočaner Plaße ausgetragenen Wettkampf erzielte 3itet( Vysočany) im Distuswerfen mit 88.79 Meter eine sehr gute Leistung, die auch besser als die Verbandsbestleistung wäre, wenn sich beim Abwie­gen des Distus nicht herausgestellt hätte, daß er um rund drei Deta zu leicht war.

DFC Prag- DFV- Meister

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Dienstag, 8. Juni 1937. Nr. 133

Ein gesundes Herz und starke Nerven siegen. Nehmen Sie die klinisch und

arztlich empfohienen Pastilien

Amaka

24 Past κε 7'

AMAYA

AMAKA

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Für Diabetiker in gleicher Zusammensetzung ohne Zucker Mit der Bezeichnung D in jeder Apotheke

hin den Schiedsrichter an und schlug ihn knock out. Die Staatspolizei schritt ein und verhaftete den Ge­walttäter. Dieser Zwischenfall sowie die Krawalle im Zuschauerraum führten dazu, daß dieses Spiel" nicht beendet werden konnte. Das Spiel wurde schon von Anfang hart geführt, so daß ein Rosenthaler Spieler in der ersten Spielviertelstunde mit einem Schlüsselbeinbruch abtransportiert werden mußte.

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In Lobosit fand ein Freundschafts"-Spiel tatt, in dessen Verlauf ie ein tschechischer und deut­alvischen dem deutschen und tschechischen Fußballklub icher Spieler ausgeschlossen wurden. Der deutsche  Spieler gab sich damit nicht aufrieden und griff den Schiedsrichter tätlich an.

Das franzöfifche Ausstellungsturnier fand am Sonntag in Paris   seinen Abschluß. Den End­Kampf bestritten das englische Ligateam Chelsea   und FC Bologna. Die Italiener gewannen 4: 1( 3: 0). Der Faschistengruß der Italiener vor und nach dem Match führte zu Demonstrationen und Pfeiftonger­ten der Zuschauer. In finanzieller wie in morali­scher Hinsicht hat das Turnier nicht gut abgeschnit­ten.

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Karls

Sonstige Fußballergebnisse. Na chod: Sk geg. SK Pardubis 4: 4( 0: 2).- otovice: S Pil­fen gegen S 3: 2( 2: 0). Kolin  : AFK gegen Explosia Semtin 3: 3( 2: 1). Grazlik: DFC gegen DSV Saa 8: 2( 1: 1). Faltenau: DEV Saaz gegen DSK 6: 2( 5: 0). bad: D Komotau gegen Sparta   3: 1( 0: 1). Schredenstein: Sportbrüder gegen SK Kladno 4: 3( 0: 2). Gablonz  : DSK gegen DFK Rei­Warnsdorf: WFK gegen DEV chenberg 6: 3. B.- Leipa 2: 2( 1: 0). Trautenau  : DEV gegen Ben Gablona 2: 1( 1: 0). Brünn: SK Babovřesth geg. Mor. Slavia 7: 1( 4: 1).- 31in: S Bata gegen FAC Wien 2: 0( 1: 0).- Orlau: Volnisches gegen tschechisches Team 6: 1( 4: 1). Tyrnau: ESK Preßburg gegen Rapid   3: 2( 1: 2). - Rosenberg: SK Proßniß gegen S 7: 0. Uzhorod  : Rusi gegen MAC Kaschau 4: 4( 2: 2).

Budapest  : Hungaria gegen Kispest 3: 1, Fe rencvaros gegen Saladas 7: 2, Uipest gegen Elektro­mos 1: 1( 1: 0). Belgrad  : Belgien   gegen Jugoslawien   1: 1( 0: 1). Krakau  : Admira Wien gegen Cracowia 1: 0( 1: 0).

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Keinen Austausch des Tormannes mehr bei Das am Sonntag in Mähr. Schönberg Meisterschaftsspielen beschloß der Vor­ausgetragene Rückspiel des Prager DFC gegen den stand der CSAF auf Antrag der Studienkommission. dortigen E endete wiederum mit dem, wenn auch 2: 1( 2: 0) des DFC, welcher bamit auf sehnten Male ben Meiſtertitel errang Tschechoslowakei   gewinnt Im Davis­Auch dieser Kampf verlief wie der vorhergehende Cup gegen Frankreich   4: 1 anständig und freundschaftlich.

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FTC Filakovo- flowakischer Meister In Kaschau   gewann FTC Filatovo auch das Rückspiel um die slowakische Divisionsmeisterschaft gegen den GSK mit 1: 0( 0: 0) sicherer als das Er­gebnis besagt.

Endspiel um die Nordwestgau­Meisterschaft mit k. o.

Die beiden restlichen Einzelspiele des in Prag   aus­getragenen Davis- Cup  - Kampfes Tschechoslowakei  Frankreich   endeten ebenfalls mit Erfolgen der tsche­choslowakischen Vertreter. Menzel hatte nicht viel Arbeit mit Destremeau, welcher mit 6: 0, 6: 3, 6: 4 geschlagen wurde. Demgegenüber mußte sich Hecht sehr anstrengen, um Boussus in einem Viersab mit Die Tschecho 2: 6, 6: 1, 7: 5, 6: 0 au besiegen. Slowakei   trifft nun auf das spielstarke Team von Jugoslawien  , das Südafrika   in Agram mit 4: 1 ausschaltete.

Verhaftung des Gewalttäters durch die Polizei In Brüg fam es bei dem Endspiel um die Hochschul- Leichtathletik Prag  - Heidelberg  . Diese Nordwestgau- Meisterschaft zwischen Sportbrüder Begegnung fand in Prag   statt und brachte sehr Brür und SK Rosenthal zu einem heute im bürger- mäßige Leistungen. Die Heidelberger   gewannen lichen Fußballbetrieb gar nicht mehr so ungewöhn- über das Team der Prager   deutschen Hochschulen lichen Standal. Beim Stande 4: 0( 3: 0) für die mit 65:44 Punkten. Brüger wurde von einem Rosenthaler Verteidiger Das Nuberrennen um den Primatorenachter ein Brürer Spieler von rüdwärts so arg geholat, gelangte am Sonntag auf der Prager Moldau zur daß er unter Wehtlagen zusammenbrach. Der Austragung und wurde vom Achter des NV Melnit Schiedsrichter gab Elfer, aber der Rosenthaler Spie- in 6: 28.2 Min. gewonnen. Das Frühjahrs- Sculler­ler Sawlit schoß den aufgelegten Ball weg, so daß rennen holte sich Broj  ( SVK Lundenburg) in er vom Plaß gewiesen wurde. Hawlik griff darauf- 8: 04.4 Min.

Das Mädchen aus dem Warenhaus. Man sah fürzlich einen Wiener Film, der im gleichen Milieu spielte und eine ähnliche Handlung hatte. Und auch damals spielte Moser eine Hauptrolle. Diesmal geht es um einen ausgeliehenen Silberfuchs, der das Warenhaus in Aufregung versetzt, während die kleine trugen und wenig in der Welt bedeuteten...groß" in nic" in den schaurigen Abgrund des Weltmeeres| mag( und vermutlich auch dann nicht, wenn man den entscheidenden Stunden, da sich wahrer Wert zu stürzten. Aber wenn man die Symbolit noch weiter das in dem Buche vielfach verwendete Berner Deutsch  bewähren hat! Und wie sinten Große" zu erbärm- führen will als der Dichter, dann darf man wohl mühelos verstünde). so bewundert man dennoch die lichem Nichts zusammen! Alle niedrigen und alle fagen, daß die Menschen zwar gelernt haben aus wunderbare Mischung von Traditionsgebundenheit großen menschlichen Eigenschaften werden offenbar. dem Untergang der Titanic", daß es heute keinen und modernem, ja revolutionärem Denten, die das Als Roman eines Beitalters bezeich- Blaffgier, blinder tobender Selbsterhaltungstrieb. Passagierdampfer ohne genügend Rettungsboote gibt Wesen des fanatisch wahrheitsliebenden, grundehr­net der Dichter Robert PrechtlI den soeben im wütende Brutalität, aber auch stilles, tapferes Er- und daß die Bewegung der Eisberge in den nördlichen Menschen und Künstlers Jeremias Gotthelf  Wiener   Saturn- Verlag erschienenen umfangreichen geben in das Unabwendbare und das Aufsteigen Ein- lichen Meeren durch einen gut organisierten Sicher- fennzeichnet. Und es läßt sich schon begreifen, daß Roman Titanenstura". Dieser Roman gestaltet un- zelner ins wahrhaft Heroische. So wird der Roman heitsdienst überwacht wird, so daß wirklich alles viele ihn so ganz hoch stellen; läßt es sich doch denken, gemein packend, rein im Sinne des Geschehens wirk- in den mit gewaltiger Straft gestalteten Kapiteln, die Menschenmögliche geschehen ist, um die Wiederholung daß zumal in feiner Heimat gar mancher zum lich romanhaft, den Untergang der Titanic", iene den Untergang schildern, das grausige Ende, au einer solchen Katastrophe zu vermeiden. Aber: Der Bauernspiegel" fast wie aur Bibel greift, um sich furchtbare Katastrophe, die vor einem Vierteljahr einem Spiegelbild alles Menschlichen. Kapitalismus   rast weiter, der Ueberindustrialismus an seiner Serzinnigkeit, seiner Lauterkeit, seiner hundert die ganze Welt erschütterte. In wenige Aber Brechtl sieht im Untergang der Titanic" wird weiterhin vergottet, mehr denn je werden die Klugheit und Weisheit zu erbauen. Uns von heute Lage ist alles Geschehen zuſammengepreßt. Es bes etwas Symbolhaftes, das Symbol des Unterganges Menschen zu Opfern einer irrsinnigen Wirtschafts- spricht neben der Ruhe von Gotthelfs Erzählerton ginnt mit der triumphierenden Ueberheblichkeit, mit eines Reitalters. Die Fahrt der" Titanic", das war entwicklung, hochmütig wie zuvor sind die Finanz- und der rührenden Einfachheit seiner Betrachtung der Passagiere und Besatzung des gigantischen eine Reise des Hochmutes, aber auch der Gewissen- und Wirtschaftsgrößen. Der Stura diefer Titanen vor allem das natürlich Demokratische seiner Dent Lurusschiffes bei einer Begegnung auf hoher See im losigkeit. Für so selbstverständlich hielt man die ab- und der Sieg der Menschheit über eine entfeffelt weise an, seine Liebe zu allen Schwachen, feine wörtlichsten Sinne herabschauen auf einen kleinen folute Sicherheit, die völlige Unverlekbarkeit dieses bahintobende Wirtschaft ist noch lange nicht Wirt- Strenge gegen alle ftrupellose Nuznießung der Macht, bescheidenen Ueberseedampfer, der die Bahn des Nie- Riesenschiffes, daß man die allerselbstverständlichsten lichkeit geworden. Freilich, des Dichters Aufgabe ist fein wahrhaft soziales, ja ſozialistisches Empfinden, sen treuzt, und es endet mit dem Untergang des Sicherheitsmaßnahmen unterlassen hatte. Die Net- mit der Gestaltung des Symbols erfüllt. Er hat mit dem er den Erkenntnissen seiner Zeit weit vor­Riesen und dem Zerbrechen der Hochmütigen und tungsboote reichten nicht aus, um auch nur die liebermütigen, die er getragen. Es gelingt dem Dich Hälfte der Bevölkerung des Kolosses au retten. G3 seine mahnende, warnende Stimme erhoben. Es liegt auseilte. In der Form eines Lebensromans ent an den Menschen, Schlüsse zu ziehen, es liegt an den hüllt sich dieser Bauernspiegel" als ein Lehrbuch ter, eine fait unübersehbare Schar von Menschen gab an Bord zwar Raketen für belustigendes Feuer- Menschen, ihre Kräfte zu sammeln aum Stura der der Güte, der Treue zu sich selbst der menschlichen verschiedenster Art außerordentlich lebendig zu zeich- ivert, aber keine für Rettungssignale. Und beim Bau Titanen  . -16­Anständigkeit und dabei doch auch( und nachhaltigst) nen, ihre Schidſale miteinander und mit dem großen des Schiffes war auf Koſten der Sicherheit Raum des Gebotes zum Kampf gegen alles Niedrige, für Gesamtschicksal der Bewohner des schwimmenden gewonnen worden für luguriöse Festsäle. Damit nicht Der Bauernspiegel", die Lebensgefchichte des die Sebung und Entfaltung individuellen Werts zum Valastes zu veripeben, Lebensläufe zu entwickeln. genug, wird auch, um für die" Titanic" das Blaue Jeremias Gotthelf  , von ihm selbst geschrie- Nußen der Gesamtheit. Goethes Mahnung Edel Charattere vor unseren Augen erstehen zu lassen. Band zu gewinnen und dadurch die Attien der ben, ist bei der Büchergilde Gutenberg fei der Mensch, hilfreich und gut" und Schillers ohne daß ie der Fluß der Gesamthandlung unter- Schiffahrtsgesellschaft in die Höhe zu treiben. die( Zürich  , Wien  , Prag  ) in einer prachtvollen Ausgabe Wort Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt" brochen würde. Einzeltragödien einzualiedern in Fahrtgeschwindigkeit aufs äußerste gesteigert und erschienen, versehen mit einem sehr instruttiven Ge- fönnten diesem erlesenen Schaß aus der gesamtdeut­die große Massentragödie dergestalt, daß schließlich werden alle Warnungen, die auf die Gefahren der leitwort von Frit Wartenweiler. Es ist geradezu fchen Literatur vorangestellt sein, der in seiner das Furchtbare als schicksalhafte Notwendigkeit er- Giszone verweisen, mißachtet. Es ist der gewissenlose erstaunlich, wie viel Aktuelles, ja dauernd Gültiges, fristallenen Reinheit auch heute dem. jungen Men­scheint, notwendig als Höhepunkt großer Einzelleben Sochkapitalismus, es ist die Gedankenlosigkeit der uns das nun genan hundert Jahre alte Buch zu fchen herzlich empfohlen bleibt, dem alten wirklich oder als fühnender Abschluß, notwendig aber auch Wirtschaftstitanen, es ist die Vergottung des Ueber- fagen hat. Wenn man auch der wohl in der Schweiz   als ein immer noch blanter Spiegel( nicht nur des als die Summe der Schuld vieler einzelner. industrialismus, es ist die Mißachtung des Menschen geprägten Meinung, ihr Wie werden manche, die keinen großen Namen und der Natur, die mit dem Untergang der Zitas Graafler feit Somer otthelf fei der größte Bauerntums) in die Hand gegeben zu werden ver­anzuschließen verdient. Bezugsbedingungen: Bei Ruſtellung ins Haus oder ber Bezug durch die Poſt monatlich 16.-, vierteljährlich 48., halbjährig 96.- ganzjährig 192. Inſerate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß. Rückstellung von Manuskripten erfolgt nur bei Einsendung der Retourmarken. Die Zeitungsfrantatur. wurde von der Boft- und Tele. graphendirektion mit Erlaß Nr. 18.800/ VII/ 1980 betvilligt. Druderei: Orbis". Drud. Verlags- und Beitungs- A.- G. Prag  .

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